Re: von Galen

Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 09. Oktober 2005 07:29:21:

Als Antwort auf: Re: Auch ich bin Katholik und Verehrer der GÖTTLICHEN BARMHERZIGKEIT geschrieben von Raimund am 09. Oktober 2005 06:25:02

Zum Thema Galen gibt es aktuell noch einige andere Presseartikel
z. B.
www.wams.de/data/2005/10/09/786550.html

www.welt.de/data/2005/10/06/784875.html

www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=k&ressort=k&id=511570

www.nzz.ch/2005/10/07/fe/articleD5B7I.html

.www.merkur-online.de/nachrichten/politik/aktuell/art297,440423

html?fCMS=f558055549b344320f9f76235f4ea00e

www.abendblatt.de/daten/2005/10/07/489790.html

Als (vielleicht) charakteristische Zitate sei noch notiert:

Dabei gibt es in von Galens Biografie durchaus auch Unseliges. Eine Regionalstelle der katholischen Friedensbewegung Pax Christi forderte gar dazu auf, die Seligsprechung abzublasen: Der Kirchenmann habe der Demokratie feindlich gegenüber gestanden und den Angriffskrieg der Nationalsozialisten offen unterstützt. Es stehe nun "die Glaubwürdigkeit der Kirche mit ihren Friedensbemühungen auf dem Spiel", heißt es.

Tatsächlich zeichnen Historiker ein komplexeres Bild von Galens, als es seine anstehende Beatifikation vermittelt. Keineswegs sei von Galen die ganze Zeit auf Konfrontationskurs mit den Nationalsozialisten gewesen, berichtet Hubert Wolf, Professor für Kirchengeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. "Von Galen hat schwer und lang mit sich gerungen, ob er diesen Schritt tatsächlich gehen will", sagt Wolf.

Stattdessen biederte sich der Bistumsherr anfangs sogar heftig Hitler an. "Als Vaterlandsliebende stehen wir hinter dem Führer, den Gottes Vorsehung auf diesen Posten berufen hat", schwärmte er bei einer Ansprache im Januar 1934.
....
Historiker Wolf weiß um die schwierigen Passagen in von Galens Biografie. Einen Grund gegen eine Seligsprechung mag er darin nicht erkennen. "Die Frage ist doch: Soll da ein perfekter Mensch ausgezeichnet werden? Oder will man den normalen Gläubigen nicht eher jemanden als Vorbild hinstellen, der in einer gefährlichen Situation die christliche Botschaft verkündet und Zivilcourage bewiesen hat?" ...

Sicherlich habe von Galen bis 1936 die Realitäten verkannt, sagt Wolf. Andererseits müsse man auch das Umfeld betrachten: In ganz Deutschland habe es so gut wie keinen anderen Bischof gegeben, der klarer Stellung gegen die Nazis bezogen habe als von Galen, betont der Historiker. "Die dunklen Seiten bleiben, aber er war eben nur ein Mensch - und zwar einer mit Ecken und Kanten."
www.spiegel.de/panorama/0,1518,378479,00.html


Sechs Tage nach diesem Fest starb der temperamentvolle Kirchenfürst, ... an einem Blinddarmdurchbruch. Die gleiche Krankheit überlebte vor zehn Jahren ein indonesischer Schüler auf angeblich wundersame Weise, nachdem die ihn betreuende Missionsnonne zu Clemens August von Galen gebetet hatte. Die nach vatikanischen Untersuchungen medizinisch nicht erklärbare Krankenheilung war nach den kirchlichen Regeln die Voraussetzung für die Seligsprechung.
www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/nachrichten/?cnt=737826


Wenn Clemens August Graf von Galen am Sonntag in Rom selig gesprochen wird, verdankt der als "Löwe von Münster" bekannt gewordene Gottesmann dies Vianelde Keuß. Denn die heute 85-jährige Steyler Missionsschwester war es, die 1995 in einer indonesischen Klinik für einen nach einem Blinddarmdurchbruch vermeintlich im Sterben liegenden 16-jährigen betete: "Lieber Kardinal, du bist an der gleichen Krankheit gestorben - jetzt hilf, damit dieser Junge gesund wird!" Der Junge genas und so bescherte Schwester Vianelde, die von Galen in ihren jungen Jahren noch selbst begegnet war, jenes 2004 vom Vatikan für die Selig- und Heiligsprechungen einstimmig anerkannte "Wunder", das dem adligen Geistlichen bislang zur bereits 1956 beantragten Seligsprechung noch gefehlt hatte.

Galen sei ein "ganz durchschnittlicher Zeitgenosse von durchaus beschränkten Geistesgaben, der daher bis in die jüngste Zeit hinein nicht gesehen hat, wohin die Reise geht, und daher immer zum Paktieren geneigt hat", urteilte der Berliner Bischof Konrad Graf von Preysing im Sommer 1941 wenig vorteilhaft über seinen Münsteraner Kollegen. Aber, so fügte der überzeugte Nazigegner Preysing hinzu: "Umso eindrucksvoller ist es, dass ihn jetzt der heilige Geist erleuchtet hat und erfüllt." Denn kurz zuvor hatte Galen seine drei berühmt gewordenen Predigten gehalten, in denen er stimmgewaltig das Euthanasieprogramm der braunen Machthaber brandmarkte. Sein mutiger öffentlicher Protest führte immerhin zu einer vorübergehenden Einstellung des Mordprogramms - und machte von Galen zum Mythos.
...
Was ihn zudem bis heute umstritten macht, ist sein Schweigen zu der Verfolgung der Juden. Dies dürfte auch darin begründet gewesen sein, dass Galen selbst in antisemitischen Vorurteilen befangen war. So sprach er in einem Hirtenwort noch 1940 vom "entarteten Judentum".
www.taz.de/pt/2005/10/08/a0083.nf/text.ges,1

Summa summarum auch nach meiner Einschätzung.
Denkt man etwa an den Breslauer Kardinal Bertram, der zeitgenössisch die katholische Bischofskonferenz anführte, so unterscheiden sich sowohl Galen als Preysing positiv von ihm. Was immer man Galen vorhalten mag, schlimmere Kollaborateure gab es andernorts mit Sicherheit mehr. Auch nicht zu vergessen die Österreichischen Umfaller-Bischöfe um Innitzer nach der Annexion. Ich stimme dahingehend überein. Galen hat - zeitweise - beachtliche Zivilcourage unter den obwaltenden Umständen gezeigt. "Selbstverständlich" war das keinesfalls.


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