Re: Hintergründe zu Afghanistan


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 10. Oktober 2001 17:22:11:

Als Antwort auf: Re: World Trade Center zerstört geschrieben von Drahbeck am 16. September 2001 15:42:01:

Als Hintergrundinfo, erscheint mir der nachfolgende Auszug aus dem "Schwarzbuch des Kommunismus" durchaus interessant zu sein. Die Hervorhebung durch Großbuchstaben erfolgte meinerseits:


Afghanistan versank im Bürgerkrieg. Trotz der Repressionsmaßnahmen gelang es den Kommunsten nicht, sich an der Macht zu halten. Erneut baten sie um sowjetische Unterstützung. Am 27. Dezember 1979 wurde die Operation »Sturm 333« ausgelöst. Die sowjetischen Truppen betraten Afghanistan. Wie im Abkommen über Zusammenarbeit und Freundschaft vereinbart, wurden sie gerufen, um den »Brüdern« in Kabul zu Hilfe zu kommen. Eine Sonderabteilung des KGB unter Führung des Obersten Bojarinow greift den Palast an und ermordet Amin sowie jeden, der etwas über die Ereignisse erzählen könnte. Amin schien sich aus der sowjetischen Bevormundung zu lösen. Sein Studium in den fünfziger Jahren in den Vereinigten Staaten zum Anknüpfungspunkt nehmend, hatte er Kontakt mit den Amerikanern aufgenommen und die Beziehungen zu Ländern ausgebaut, die nicht unmittelbar unter sowjetischen Einfluß standen. Tatsächlich war die sowjetische Entscheidung schon seit dem 12. Dezember 1979 gefällt. Babrak Karmal ersetzte ihn. Amin sollte sich zurückziehen und einen vergoldeten Ruhestand akzeptieren. Angesichts seiner Weigerung wurde die neue Regierung über Rundfunk vom Süden der Sowjetunion aus proklamiert, noch bevor Amin ermordet war.

Bezüglich der sowjetischen Intervention gibt es viele Hypothesen. Einige sehen darin die Fortführung der russischen Expansion mit dem Ziel, Zugang warmen Meeren zu bekommen. Für andere handelte es sich um die Absicht, die Region ANGESICHTS DER AUSBREITUNG DES RADIKALEN ISLAMS zu stabilisieren - sofern diese Intervention nicht Ausdruck der Expansion des sowjetischen Imperialismus wie auch des marxistischen Charakters des marxistischen Regimes war, das alle Völker dem Kommunismus unterwerfen wollte. Hinzu kam die Absicht, einen von Kommunisten beherrschten und angeblich von »Agenten des Imperialismus« bedrohten Staat zu verteidigen.

Die sowjetischen Truppen erreichten Afghanistan am 27. Dezember 1979. Schon Anfang 1980 betrug das Kontingent mehr als 100 000 Mann. Der Krieg in Afghanistan hatte vier Phasen. Die sowjetischen Truppen besetzten das Land zwischen 1979 und 1982. Die schlimmste Phase dieses totalen Krieges waren die Jahre 1982 bis 1986. Der Rückzug erfolgte in den Jahren 1986 bis 1989. 200 000 sowjetische Soldaten waren ständig in Afghanistan stationiert. Die letzte Phase, zwischen 1989 und 1992, war gekennzeichnet, daß Mohammed Nadschibullah an der Macht gehalten wurde. Ihm war die Rolle eines afghanischen Gorbatschow zugedacht. Er schlug eine nationale Versöhnung vor. In dieser Phase transferierte die Sowjetunion nach dem vollständigen Abzug der Truppen am 15 Februar als Unterstützung Militärtechnologie im Wert von 2,5 Milliarden im Jahr 1989 und 1,4 Milliarden für 1990. Die Regierung Nadschibullah stürzte erst 1992, als die Sowjetunion zerfiel.

Es wurden also zwei Techniken kombiniert: einerseits die von den Sowjets verfolgte Taktik des totalen Kriegs, eine Politik der verbrannten Erde und andererseits die Methoden des Massenterrors und der systematischen Beseitigung von tatsächlichen oder vermeintlichen Oppositionellen in den Spezialgefängnissen. Diese unterstanden zunächst der AGSA (Organisation zum Schutz der Interessen Afghanistans), aus der 1980 die Khad der Staatsinformationsdienst) wurde, aus der 1986 wiederum das Ministerium für Staatssicherheit entstand. Sie alle hingen, sowohl was die Finanzierung als auch die Ausbildung anging, unmittelbar vom KGB ab. Diese Herrschaft durch Massenterror dauerte bis 1989, als sich die sowjetische Armee aus Afghanistan zurückzog. Genaugenommen hielt sie sogar bis zum Sturz der Regierung Mohammed Nadschibullah 1992 an.

In 14 Jahren Krieg BEHERRSCHTEN DIE SOWJETS UND DIE AFGHANISCHEN KOMMUNISTEN KAUM MEHR ALS 20 % DES LANDS. Sie begnügten sich damit die Hauptverkehrsachsen zu halten, die wichtigsten Städte, die Kornkammern sowie die Erdgas- und Erdölgebiete, deren Produktion natürlich für die Sowjetunion bestimmt war. »Die Ausbeutung der Ressourcen und die Nutzbarmachung Afghanistans entspricht den Strukturen einer typisch kolonialistischen, auf Ausbeutung ausgerichteten Wirtschaft: Die Kolonie die Rohstoffe und muß die Industrieprodukte der Metropole aufnehmen, wodurch sie deren Industrie am Laufen hält. [… ] Nach einer wohlbekannten russischen Methode läßt die Besatzungsmacht das besetzte Land die Kosten der Eroberung und Besatzung bezahlen. Die Streitkräfte, die Panzer, die Bombardierung von Dörfern werden dem Land in Rechnung gestellt und mit seinem Erdgas, seiner Baumwolle, später mit seinem Kupfer und seinem Strom bezahlt.« In diesen 14 Jahren führten die Sowjets mit Unterstützung der afghanischen Armee einen totalen Krieg. Doch letztere, die 1978 noch
80 000 Mann zählte, mußte aufgrund der zahlreichen Desertionen Aderlässe hinnehmen. Zwei Jahre später kam sie kaum über 30 000 Mann hinaus. 1982 wurden die Reservisten aufgerufen. Im März 1983 wurde eine Generalmobilmachung für alle Männer ab 18 Jahren verfügt. Kinder im Alter von 15 Jahren wurden zwangsrekrutiert.
Die nach Afghanistan entsandten sowjetischen Soldaten waren abgesehen von den Sondertruppen, im wesentlichen Bürger der Randrepubliken - Ukrainer, Letten, Litauer, Esten. Sie ersetzten die Kontingente muslimischer Sowjets, WEIL DIE MACHTHABER DIE AUSBREITUNG DES RADIKALEN ISLAMS BEFÜRCHTETEN.

Mindestens 600 000 Wehrpflichtige wurden nach Afghanistan geschickt. Die Zahl der gefallenen sowjetischen Soldaten dürfte über 30 000 liegen. Leichen wurden weder den Familien zurückgegeben noch in die Sowjetunion gebracht. In den plombierten und versiegelten Zinksärgen waren die Leichen mit Sand oder mit anderen Soldaten ausgetauscht worden. Demoralisiert von einem unbegreiflichen Krieg verfielen die Soldaten dem Alkohol oder Drogen (Haschisch, Opium und Heroin). Der Drogenhandel wurde zum Teil vom KGB organisiert. Die Erträge aus der afghanischen Drogenproduktion stachen die des Goldenen Dreiecks aus. Um repatriiert zu werden, verstümmelten die Soldaten sich selbst. Nach ihrer Heimkehr wurden die Wehrpflichtigen sich selbst überlassen einige kamen wegen psychischer Störungen in psychiatrische Kliniken, andere wurden kriminell. Wieder andere entwickelten eine nationalistische Rhetorik, aus der die ultranationalistische und antisemitische Bewegung Pamiat entstand, die sich der wohlwollenden Unterstützung des KGB erfreute.
Angesichts der sowjetischen Invasion organisierte sich der afghanische Widerstand. Die Zahl der Widerstandskämpfer wurde auf 60 000 bis 200 000 Mann geschätzt. Sie wurden von der Bevölkerung unterstützt. Der Widerstand setzte sich aus sieben sunnitischen Parteien zusammen, die ihren Rückhalt in Pakistan hatten, und acht schiitischen Parteien mit Basis im Iran. Sämtliche Widerstandsgruppen berufen sich auf den radikalen oder gemäßigten Islam, wie die des Kommandanten Massud. UNTERSTÜTZT WURDE DER AFGHANISCHE WIDERSTAND VOM AMERIKANISCHEN KONGREß, DER IHM WAFFEN LIEFERN LIEß. Darunter befanden sich ab Mitte der Achtziger Jahre »Stinger«.Boden-Luft-Raketen, mit denen die Widerstandskämpfer die sowjetischen Luftangriffe behindern konnten, eines der wesentlichen Elemente der Kriegführung der Invasoren. Die Sowjets hatten die Strategie des Terrors gewählt. Jeder Mensch, jedes Dorf, die verdächtigt wurden, den Widerstand mehr oder weniger zu unterstützen, wurden sofort Opfer von Repressalien. Die Repression schlug immer und überall zu.

Daß Grausamkeiten begangen werden, ist allen Kriegen gemein. Afghanistan wurde mit der Gewalttätigkeit geschlagen, die aus der Brutalisierung der Massen sowie der von den Sowjets verfolgten Strategie des totalen Kriegs entstand. AUCH DIE AFGHANISCHEN WIDERSTANDSKÄMPFER VERÜBTEN MASSAKER Wenn sie hier nicht erwähnt werden, bleiben die Ausschreitungen des Widerstands doch inakzeptabel und unentschuldbar. Im Gegensatz zu anderen Konflikten, wie dem in Vietnarn - mit dem Afghanistan verglichen wurde -, ist bei diesem Krieg hervorzuheben, daß er wenig Beachtung in den Medien fand. Nur wenige Bilder sickerten durch. Es handelte sich um einen allgemeinen Aufstand als Reaktion auf einen kommunistischen Staatsstreich, der noch von einer Invasion verstärkt wurde. IM ÜBRIGEN IST ANZUMERKEN, DAß DIE DIE WIDERSTANDSKÄMPFER UNTERSTÜTZENDEN MÄCHTE SICH KAUM DARUM KÜMMERTEN, INWIEWEIT EINIGE VON DIESEN DIE MENSCHENRECHTE ACHTETEN UND MANCHMAL GERADE DIE OBSKURSTEN GRUPPEN FÖRDERTEN. Gleichwohl bleibt festzuhalten, daß die Verantwortung für die Ereignisse in Afghanistan unmittelbar den Kommunisten und ihren sowjetischen Verbündeten zukommt. Das Regieren mittels Massenterror und der Einrichtung eines Zwangssystems bleibt eine Konstante in der Geschichte des Kommunismus (S. 781-784).

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