Re: "Verzärtelt"


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 25. Juni 2005 06:55:05:

Als Antwort auf: Re: Vom Leistungsprinzip und „heißen Kartoffeln" geschrieben von Drahbeck am 17. Juni 2005 21:56:48:

Bezugnehmend auf den „Wachtturm" vom 1. 6. 1985 und seinem Studienartikel kommentiert die CV 196


„VERZÄRTELTE" ZJ WERDEN ZURECHTGEWIESEN
„Es besteht auch die Gefahr, daß wir uns selbst verzärteln. Wir könnten uns einreden, leichte Kopfschmerzen oder ein ähnliches Problem sei schlimmer, als es in Wirklichkeit ist. Bedingt durch unser unvollkommenes Fleisch, mögen wir geneigt sein, das als eine Antwort zu gebrauchen, um einer Verpflichtung auszuweichen, wie zum Beispiel einer Aufgabe in der Theokratischen Predigtdienstschule. Würden wir uns jedoch durch dieselbe Unpäßlichkeit davon abhalten lassen, irgendeiner Art von Entspannung nachzugehen?" (S. 13)
„Wenn wir eine solche Einstellung entwickeln, könnte es so weit kommen, daß wir 'mehr Vergnügungen lieben als Gott', indem wir womöglich fast jedes Wochenende für Entspannung reservieren, statt diese Zeit für den Predigtdienst und andere theokratische Betätigungen zu nutzen, die ein Zeichen ganzherziger Ergebenheit gegenüber Jehova sind (2. Timotheus 3:1,4)." (S. 12)

SO weit ist es nun schon gekommen Das muß sich der Zeuge von seiner „liebevollen" Organisation sagen lassen!
„Verzärtelt" wurde der ZJ noch nie von der leitenden Körperschaft. Reichlich beschäftigt im Herrn, hatte er schon früher alle Hände voll zu tun, um dem umfangreichen Veranstaltungsprogramm gerecht zu werden. Mittlerweile schält sich der Predigtdienst zum Dogma, zur Seligmachung heraus, nach der Devise: Je mehr Verkündigerstunden, umso größer die Überlebenschance in Harmagedon.

AUF dieser Grundlage entwickelt sich die „liebevolle" ZJ-Organisation zur Sklavenhalter-Organisation. Sieht man unter den religiösen Deckmantel, kommt unterm Strich nur das Bestreben nach einer möglichst hohen Mitgliederzahl heraus, die mithelfen sollen, den Profit der WTG zu mehren.

OHNE PAUSE SCHUFTEN FÜR BROOKLYN
DU hast Kopfschmerzen? Beim Predigtdienst werden sie schon vergehen.
DU willst dich am Wochenende erholen? Schämst du dich nicht, deine Brüder gehen in den Felddienst und du faulenzt?! Nimm dir ein Beispiel an dem alten Bruder, der mit 92 Jahren in dem Monat, in dem er an Krebs starb, noch 40 Stunden im Predigtdienst tätig war. (Siehe Seite 14.)
Das ist die richtige Einstellung.
WELCH eine Vergewaltigung des Wortes Gottes! Wohin wird dies führen?
Denkbar ist eine Tabelle, in der der „kluge Knecht" kraft seiner Inspiration altersgerechte Minimalpredigtdienstzeiten aufführt, bei deren Nichteinhaltung das ewige Leben nicht erreicht wird.

Ergänzend noch ein thematisch ähnlich gelagertes Zitat aus der CV 200:

Die Auswirkungen solcher Familienpolitik lassen nicht lange auf sich warten. Die Frauen werden von ihren Ehemännern oft vernachlässigt.
"Doch unter manchen Eheleuten - selbst bei Gott hingegebenen Christen - herrscht ein äußerst gespanntes Verhältnis."

"Angesichts all der Forderungen, die an einen Mann gestellt werden, einschließlich der größeren Pflichten in der Versammlung, gibt es zwangsläufig Zeiten, wo der Ehemann nicht alle eure seelischen Bedürfnisse befriedigen kann."

"Viele von euch Ehefrauen haben schon oft in selbstloser Weise gewartet, während sich der Ehemann notwendiger Aufgaben in der Versammlung annahm. Ihr seid wirklich zu loben!"
(WT 17/83, Seite 12, 21 und 22)

Auf den Frauen ruht so in der Regel die Verantwortung für die gesamte Hausarbeit und die Kindererziehung. Trotzdem soll sie ihren "heiligen Dienst" nicht vernachlässigen. Und die Folgen? Eine 40jährige christliche Mutter erzählt:

"Ich war bemüht, niemand zu enttäuschen und weder im Familienleben noch im Dienst irgend etwas auch nur im geringsten zu vernachlässigen. Ich versuchte, einen Zeitplan einzuhalten, der das Letzte von mir forderte. Das ging acht Jahre lang so, und schließlich sagte der Arzt, ich sei 'abgewirtschaftet'. Zurückblickend denke ich, daß ich das zwar nicht aus belanglosen Gründen getan habe, doch ich hätte vernünftiger sein sollen."
(WT 17/82, Seite 13)

Sie hätte vernünftiger sein sollen? Wie denn? Die Weisung der WTG ist eindeutig:
"In Jerusalem durfte man damals keine Schlafmütze sein. Gehorsam ging das Volk daran, 'sich früh am Morgen zu erheben und nach der Wildnis von Tekon hinauszuziehen' (2. Chronika 20.20) ... Auch heute müssen sich viele Diener Gottes schon früh an die Arbeit machen. Hausfrauen, die als Pioniere dienen, und andere Pioniere müssen früh aufstehen, damit sie ihren häuslichen Pflichten nachkommen und den ganzen Vormittag im Dienst Jehovas verbringen können.'
(WT 13/84, Seite 17)

Sollte eine Frau mit ihrem Los nicht einverstanden sein, darf sie trotzdem nicht "aufmucken".
"Außerdem klagte ich Bruder Erich Frost, dem damaligen Aufseher des Predigtwerkes in Deutschland, mein Leid. Ich erklärte ihm, daß die Rückkehr meines Mannes für mich nichts anderes bedeutete, als seine Socken und seine Unterwäsche zu waschen. Bruder Frost mag gedacht haben, er ermuntere mich, als er sagte, ich solle mich darüber freuen, wenigstens das tun zu können. Aber mit dieser Antwort stellte er mich eigentlich nicht zufrieden.
Trotz allem hielt ich durch."
(WT 19/84, Seite 31. Erlebnisbericht von Gertrud Pötzinger)

Der Predigtdienst ist nicht nur für die Frauen obligatorisch. Auch die Kinder sollen sich daran beteiligen. Und diese Pflicht bekommen sie von dogmatischen Eltern mitunter sehr nachhaltig zu spüren.

"Der Predigtdienst am Wochenende war ein fester Bestandteil unseres Lebens, selbst bei minus 30 C. Einige mögen es für extrem halten, Kinder bei solch einem Wetter hinauszuschicken, doch es prägte unseren Kindern ein, daß uns nichts daran hindern sollte, unseren Dienst für Jehova durchzuführen."
(WT 7/85, Seite 25)


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