Eine Richtigstellung


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 23. Juni 2005 11:51:54:

Auf der Webseite:
http://www.---.com/athens/ithaca/6236/history2.htm
gibt es zum Jahr 1966 den nachfolgenden Eintrag:

1966 - Bluttransfusionen werden als Kannibalismus bezeichnet. (Wachtturm, 1. Juli 1966, Seite 401).

Weiter geht es mit 1967:
1967 - Organtransplantationen werden jetzt ebenfalls als Kannibalismus angesehen. Dies ist eine weitere völlige Kehrtwendung. Von Organspenden wird deutlich abgeraten. (Wachtturm, 15. Februar 1968, Seite 126-128).

Diese Angabe ist offenbar in weitere im Internet kursierende Texte mit eingegangen. Unter anderem bei WTCleanup, aber nicht nur dort:

Als Ursächlich muß wohl eine (von Herbert Raab) vorgenommene Übersetzung eines einschlägigen englischen Textes ins Deutsche angesehen werden.
Jener Text unter der Überschrift: "Wachtturm-Lehren zum Thema Bluttranfusion"
vermerkt an einer Stelle auch:

1966 Bluttransfusionen als Kannibalismus bezeichnet. (Wachtturm, 1. Juli 1966, Seite 401).
1967 Organtransplantationen sind jetzt Kannibalismus. Eine weitere völlige Kehrtwendung. Von Organspenden wird deutlich abgeraten. (Watchtower, 15. November 1967, Seite 702; deutsch: Wachtturm, 15. Februar 1968, Seite 126-128).

Man vergleiche etwa: http://www.---.com/wtcleanup/07Medizin/03Blutgeschichte.htm
(Anstelle der drei Striche muss das Wort geocities eingesetzt werden. Technisch bedingt. Parsimony gestattet nicht die Nennung der URL dieses Providers)

Offensichtlich hat sich Raab bemüht, bei seiner Übersetzung, die Zitate aus dem englischen "Watchtower" durch entsprechende Belegstellen aus dem deutschen "Wachtturm" zu verifizieren. Wie man sieht war ihm das auch beim Beispiel 1967, der WTG-Schürung von Abscheu gegen Organtransplantationen möglich.

Die Aussage bezüglich Organtransplantationen findet sich denn auch an vielerlei Stellen wieder, und steht als solche nicht zur Disposition. So etwa auch im Buch von Sigrid Raquet, wenn es dort an einer Stelle heisst:

"Auf einen Leserbrief zur Frage der Organtransplantation im amerikanischen ‚Watchtower' vom 15. 11. 67 antwortete der ‚treue und verständige Sklave', Gott verbiete diese, sie seien vergleichbar mit Kannibalismus. Auch hier musste man einen Angehörigen lieber sterben lassen als einer Transplantation zuzustimmen. Im Jahre 1980 (15. 06. 80) hatte er dann auf eine Leserfrage im ‚Wachtturm' geantwortet: ‚Ob man sich Gewebe oder Knochen eines anderen Menschen einpflanzen darf, muß jeder Zeuge Jehovas in Übereinstimmung mit seinem Gewissen entscheiden.' Als ob man von der vorherigen offiziellen Aussage des ‚treuen und verständigen Sklaven', Transplantation sei Kannibalismus, gar nichts wüsste, schreibt man: ‚Einige Christen mögen der Auffassung sein, es sei Kannibalismus, wenn man Gewebe oder Körperteile eines anderen Menschen in den eigenen Körper aufnimmt …'"

Wie man vorher aber schon gesehen hat, nennt Raab beim Beispiel 1966 nur eine Quelle.

Zieht man den deutschen Wachtturm 1966 S. 401 nun heran, ist indes feststellbar. Dort gibt es keine Aussage im vorbeschriebenen Sinne. Offenbar stand wohl schon Raab vor einem ähnlichen Problem. Hätte er bei seiner Übersetzung auch Belegstellen im deutschen "Wachtturm" gefunden, so hatte er das sicherlich vermerkt. Er nennt ja auch an anderen Stellen sowohl den Beleg im englischen "Watchtwower" als auch im deutschen "Wachtturm". Das weitere Durchblättern des Jahrganges 1966 des "Wachtturm" ergibt, dass auch in den nachfolgenden WT-Ausgaben kein Artikel nachweisbar ist, den man als Beleg heranziehen könnte. Die Beweislast fällt somit auf die englischsprachigen Verfasser zurück.

Bis zum Erbringen dieses Beweises ist wohl eher davon auszugehen, dass die Vokabel "Kannibalismus" im WTG-Schrifttum nur ihre Entsprechung im Falle des Schürens von Antipathien gegen Organtransplantationen hat. Nicht aber, dass sie auch in Beziehung zum Thema Bluttransfusion rechtmäßig verwandt werden kann


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