Vati redet heute aber lange


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 23. Juni 2005 08:11:06:

Vati redet heute aber lange
Gelesen in der CV 193

ES löst immer wieder Verwunderung und Bestürzung aus, wenn in Familien der Zeugen Jehovas Kinder und Jugendliche plötzlich ausscheren, eigene Wege gehen wollen. „Wir haben uns doch so um die Kinder gekümmert, haben alles getan, um ihnen Jehovas Weg zu zeigen und ihnen das große Vorrecht zu erklären!", heißt es dann besonders bei den Müttern recht ratlos. Natürlich hat man das, aber tat man es von klein an auch mit der nötigen Liebe, so daß das nun einmal zwischen Eltern und Kindern nötige Vertrauensverhältnis nicht gestört, sondern gestärkt wurde?

NICHT selten ist, zu beobachten, daß mehr mit der Zuchtrute, denn mit Verständnis gearbeitet wird, eine unerfreuliche Art des Arguments, in der Bibel wird es zwar nicht abgelehnt, bei Jehovas Zeugen aber in vielfältiger Form und oft angewendet. Ich konnte mich schon immer des Gefühls nicht erwehren, daß dies nur darum geschieht, weil die Eltern oft den Gegenargumenten und Ausweichmanövern nicht gewachsen sind. So wird mit der Hand begründet, und das ist eben ein Beweis der Schwäche. Ich erinnere mich eines Falles, da ich in einer Familie mit vier Kindern am Frühstückstisch saß und vor dem Essen der Tagestext durchgenommen wurde. Ein vierjähriges Töchterchen sagte: „Vati redet aber heute lange, und ich habe solchen Hunger!"

Daraufhin gab ihr die Mutter, die danebensaß, eine Ohrfeige und schimpfte: „Störe nicht das Wort Jehovas, ihm zuliebe kannst du auch mal hungern!"
DAS Gesicht des kleinen Mädchens, bestürzt und traurig, ist mir noch deutlich in Erinnerung. Ich frage mich, was aus einem Kind wird, das bereits in der Familie mehr Zucht und Härte, vor allem ungerechtfertigte Härte zu spüren bekommt, und dann später Nächstenliebe praktizieren soll? Wird es nicht so sein, daß dieses Kind nach Jahren der „Zucht" mehr an sich selbst denkt und als Erwachsener dann zunächst erst lernen muß, an andere zu denken!

Ich weiß von einem Bruder, der mir im 40. Lebensjahr sagte: „Ich habe erst jetzt, da ich nicht mehr Zeuge bin gelernt, daß Nächstenliebe mit das Wertvollste im Leben eines Christen ist, vorher kannte ich nur Mißtrauen und zuviel Ungerechtigkeit!


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