Russell's Nahe Wiederherstellung Israels


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 21. April 2005 07:46:14:


Gelesen in einer Schrift von Charles T. Russell, Begründer der „Bibelforscher" (jetzige Zeugen Jehovas):

Hier entsteht die Frage: Wenn Gott für sein Volk eine solch glorreiche Zukunft vorgesehen hat, zu welchem Zwecke war die lange Verzögerung nötig? Warum erhöhte Gott sein Volk nicht schon zur Zeit Moses oder Davids oder Salomos? Warum gab er seinem Volke die großen Segnungen, die er in der Schrift verheißt, nicht sofort? Die Antwort ist einfach und begegnet allen Einwendungen. Sie lautet:
1.) Ein Zeitraum von nahezu zweitausend Jahren war zur Sammlung der wenigen Heiligen unter dem Volke Israel notwendig, die würdig sein werden, mit Abraham während der tausendjährigen Herrschaft des Messias dessen Repräsentanten und Fürsten auf der ganzen Erde zu sein.
2.) Nach Gottes Ansicht sollte der Messias Gefährten oder Genossen auf geistiger Stufe haben, die seiner Natur, seiner Herrlichkeit, seiner Macht und seiner Ehre teilhaftig sein würden — eine "Braut", ein Gegenbild von der Braut des vorbildlichen Isaak, die mit ihm in der Austeilung des Segens vereinigt sein sollte. Diese "kleine Herde" der "Heiligen des Höchsten" (Daniel 7, 18. 27) wurde während eines Zeitraumes von fast zweitausend Jahren (der in kurzem zu Ende sein wird) aus allen Nationen, Völkern und Sprachen — aus Juden und Nichtjuden — herausgewählt wird jetzt, am Ende des Zeitalters, in der "ersten Auferstehung" von der irdischen zur himmlischen Natur verwandelt.

Und weiter derselbe Autor:


Die Schrift sagt uns ausdrücklich, daß das Zählen der Jubeljahre begann, als Israel unter Josuas Führung Kanaan betrat. Es waren 6 Jahre von dem Durchgang durch den Jordan bis zur Teilung des Landes. Dann kam die Periode der Richter, 450 Jahre, und danach die Periode der Könige, 513 Jahre. Das sind in Summa 969 Jahre bis zur Verwüstung des Landes durch Nebukadnezar. Diese Zahl, durch 50 geteilt, würde zeigen, daß 19 Jubeljahre in der Vergangenheit lagen, von denen das letzte 19 Jahre vor der Gefangenschaft gefeiert wurde. Da wir wissen, daß, wo immer das Vorbild endete, der gegenbildliche Zyklus zu zählen begann, addieren wir wie folgt: von dem 19. Jubeljahr bis zur Verödung, 19 Jahre; Periode der Verödung, 70 Jahre; von da an bis zum Jahre 1 n. Chr., 536 Jahre; vom Jahre 1 bis zum Jahre 1874 n. Chr., 1874 Jahre. Das Ergebnis würde sein: 19 und 70 und 536 und 1874, zusammen 2499 Jahre. Da das Jubeljahr der Jubeljahre im 2500. Jahre kommen würde, so folgt, daß das Jahr 1875 diesem Jahre entsprechen würde. Da aber das Gegenbild nicht ein Jahr sein sollte, sondern tausend Jahre, so verstehen wir, daß das tausendjährige Jubeljahr 1875 begann. Das scheint ein verhältnismäßig starker und klarer Schriftbeweis zu sein, der sehr wohl den geschichtlichen Tatsachen entspricht. Wir finden hier gerade das, was wir an diesem Tage erwarten sollten, da die gegenbildliche Posaune geblasen wird, und auch eine allgemeine Bewegung auf Seiten derer stattfindet, welche ihre Jubeljahrrechte schnell erlangen wollen.

Das Gesetz zeigt die Dinge exakt so, wie sie sein sollten. Der große Zyklus, 50 X 50 = 2500 Jahre, sollte da beginnen, wo das vorbildliche Jubeljahr endete, wie wir bereits gesehen haben. Aber die Weissagung zeigt die Dinge von einem anderen Standpunkt aus; sie sagt die Dinge vorher, wie sie geschehen werden. So sagt uns der Herr durch den Propheten Jeremia, daß die Totalsumme der Jubeljahre siebenzig sein würde. Die Totalsumme mag so auf doppelte Weise ausgerechnet werden. Wir haben gesehen, daß 19 Jubeljahre in ungenügender Weise gehalten worden waren. Diese, von 70 abgerechnet, würden 51 von den 7 X 7 Zyklen übrig lassen, die noch erfüllt werden sollten. Da aber die Jubeljahre nicht gefeiert worden waren, so sollten nur diese Zyklen, ohne das 50. Jahr, gezählt werden; das wären 49 Jahre für jeden Zyklus. 51 X 49 oder 2499 Jahre würden also 51 Zyklen ohne Jubeljahre repräsentieren; und die 19 Zyklen mit Jubeljahren, die vorausgingen, würden 19 X 50 = 950 Jahre ausmachen. So haben wir die vollen 70 Zyklen gezeigt; und 2499 plus 950 sind 3449 — die Zahl der Jahre von dem ersten Jubel beim Betreten Kanaans bis zum Ende des Jahres 1874. So erreichen wir dasselbe Datum, wie bei dem Zählen nach der Methode des Gesetzes.


Von Martin Luther weiß man, dass er anfangs auch den Juden „Honig ums Maul schmierte", in der Annahme, sie so auf seine Seite herüberziehen zu können. Nachdem er einsehen musste, dass seine Rechnung nicht aufging, glitt er in das andere Extrem hinüber; und dass in einem Umfang, dass der im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß zum Tode verurteilte Antisemit, Julius Streicher, glaubte in seiner Verteidigung sich auf Luther berufen zu können. Betrachtet man die Ausführungen von Russell nicht isoliert, sondern zieht die Rutherford'schen Purzelbäume zum Thema mit in die Betrachtung ein, kann man in Ansätzen, auch bei den Zeugen Jehovas ähnliches registrieren.
Gleichwie Luther, glaubte auch Russell noch, den Juden „Honig ums Maul schmieren zu können". Beleg dafür ist auch seine These:


„Die richtige, wahre Darlegung der Aussprüche Jesu und seiner Apostel dagegen würde für die Juden offenbar ebensowenig beleidigend sein, wie z. B. für die Deutschen, für die Amerikaner oder für die Engländer. Angenommen wir würden den Juden die Wahrheit in folgender Weise darlegen...."

Und dann kommt er auf seine Lieblingsthesen zu sprechen, wie z. B. Ablehnung der Dreinigkeitslehre (Trinität) und anderes mehr.

Bemerkenswert auch die Argumentationslinie von Russell in dieser Schrift, im gesamten „Alten Testament" der Bibel, sei nirgends ein „himmlische" Hoffnung, sondern nur irdische Paradieszustände versprochen worden. In Kenntnis der Kirchengeschichte hat man in der Tat zu konstatieren: Die „himmlische" Hoffnung ist erst ein Produkt der siegreichen und verweltlichten Kirche. Die ersten Urchristen, mit ihrer überspannten Endzeit-Naherwartung, hatten sie so noch nicht. Das kam in der Tat erst später, als „Trostbonbon" für das Scheitern der Ursprungserwartungen, dass man sich allerdings - damals und heute - nicht zugestehen wollte. Im Hinblick auf die im Vergleich zu anderen christlichen Strömungen, so ziemlich einmalige Zweiklassenlehre der Zeugen Jehovas (144.000 für den „Himmel". Der „Rest" für die Erde) findet man in dieser frühen Russell-Schrift die Wurzeln dazu, die weil Rutherford dass dann alles ummodellierte, nur selten so deutlich in ihren eigentlichen Konturen aufgezeigt wurden.

Das alles und noch mehr, einst hochgepriesene „Wahrheit" der Zeugen Jehovas, kann man in der Russell-Schrift „Die nahe Wiederherstellung Israels" nachlesen.
Da es sich hierbei um einen geschichtlichen Quelltext handelt, besteht jetzt die Möglichkeit, sich ihn im pdf-Format herunterzuladen (cirka 2 MB).



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