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Geschrieben von Drahbeck am 24. September 2001 01:07:02: Als Antwort auf: Re: Freibrief zur Manipulation geschrieben von Drahbeck am 18. September 2001 23:12:00: Meister der Verschiebung Wie ist es möglich, daß die WTG seit ihrem ersten Datum für den Beginn der
"Zeit des Endes" 1799 (Die Harfe Gottes, S. 215, WTG 1926) nun schon fast 200
Jahre lang Glauben für ihre Endzeitlehren findet, obwohl diese Zeit nur eine Generation
dauern soll? Die Generation von 1914 war eigentlich schon 1945 überzogen, wenn wir von der biblischen Generationsdauer von 30 Jahren ausgehen. Die Wirren des zweiten Weltkrieges halfen der WTG, diese ihre Krise zu verdrängen. Nun aber, mit 1975, wieder 30 Jahre weiter, ist die 1914-Generation auch physisch am Ende. Nur noch wenige alte 70-80jährige leben verstreut in den Versammlungen. Krampfhaft bauscht die WTG zwar alle jetzigen Krisenerscheinungen zu "endzeitlicher" Bedeutung auf. Aber die gesellschaftspolitische Entwicklung gibt trotz aller WTG-Anstrengungen nichts her, was durch entsprechende Deutung der WTG die Krise ersparen könnte, die nun auf sie zukommt, wenn "diese Generation" wieder vergangen ist. Wir wollen nun näher betrachten, was die WTG im letzten Jahr vor ihrem
Endzeitfehlschlagjahr 1975, im Jahre 1974, für wesentliche Veränderungen ihrer
Endzeitlehre vorgenommen hat. Weil ja schließlich, wie immer, nichts weiter übrig
bleibt, als weiter zu verschieben. In klarem Deutsch heißt das, es "verzögert sich", es wird weiter
verschoben. Wer das in seinem "begrenzten Urteilsvermögen" nicht hinnimmt,
stellt sich gegen Gott. Auf diese Weise hat sich die WTG jedesmal die Hände in Unschuld
gewaschen, wenn das, was sie "im Namen Jehovas" in die Welt posaunte, sich als
falsch erwies, so 1914, 1925, 1945 und nun 1975. Wohldurchdacht wurde auf diese Weise der Endzeitfehlschlag von 1975 gleichsam vorweggenommen. So vorbereitet gab es dann mit dem WT vom 1. 4. 1974 einen härteren Brocken. Ohne das zu erklären, erschien der WT in neuer Aufmachung: Das Wahrheitsquelle-Bild und der Name Zeugen Jehovas verschwanden von der Titelseite, die Zweckerklärung wurde verändert, indem u. a. der Unfehlbarkeitsbezug darin verschwand. Das wichtigste jedoch, kaum daß es ins Auge fiel: Mit der Streichung des Zitats "Sie werden alle von Jehova gelehrt sein" wurde der bisherige WTG-Anspruch, in göttlicher Autorität zu lehren, liquidiert. Wenn wir nur die Titelbildveränderungen nehmen. Das hat die WTG ja schon ein paarmal gemacht. Das Russell-WT-Bild war bis 1931, das anschließende Rutherford-WT-Bild bis 1951, das anschließende Knorr-WT-Bild ist nun 1974 liquidiert. Es zeichnen sich etwa Zwanzigjahr-Perioden ab. Wir können sicher sein, daß auch das neue Bild von 1974 für eine ähnliche Periode gedacht ist. So dient dies alles der auf der Tagesordnung stehenden weiteren Endzeitverschiebung. Dann finden wir immer wieder solche Äußerungen in bestimmte WT-Artikel eingearbeitet:
"Dieser Wechsel wird innerhalb dieser Generation eintreten, wenn es der Mensch wie
das heute - der Fall ist - bis zum äußersten getrieben hat", und "Jehovas
Zeugen sind nun seit einem Jahrhundert tätig", und "Gott ließ die
vorsintflutliche Welt fünfzig Jahre oder länger . . eindringlich warnen" (WT 15. 7.
74, S. 420). Oder: "Gott beobachtet, wie sie zusammenarbeiten und die Watch Tower
Society benutzen, um in jeden Winkel der Erde vorzudringen" (WT 1. 8. 74, S. 470).
Solche Äußerungen verfolgen den Zweck, auf unterschwellige Weise jegliche Erwartungen zu
zerstören, daß das Werk bald zu Ende sein könnte. Überlege nüchtern, was für eine
gewaltige Zeitspanne noch erforderlich wäre, wollte die WTG tatsächlich "in jeden
Winkel der Erde" vordringen! Und doch sagt sie es! Zugleich wird auch eine weitere Verschiebung der "Fürsten"-Erfüllung
vorgenommen. Erst sollten die "Fürsten" 1914 auferstehen, dann 1925. Zuletzt
hatte "Jehova gelehrt", daß sie schon längst auferstanden waren, seit 1919 in
Gestalt der "Diener" in der WTG-Organisation! (WT 1. 3. 52, S.70f). Nun heißt
es auf die Frage "Wer sind die Fürsten'?' so scheinbar ganz nebenbei: "Einige
aus den Vorfahren Jesu . . . auch aus den treuen Männern der alten Zeit. .." und,
"weitere 'Fürsten' werden aus denen hervorgehen, die die Vernichtung dieses Systems
überleben . . ." (WT 15. 8. 74, S. 484). Der WT vom 15. 9. 74 setzt das Bemühen fort, alle wieder von dem 1975-Endzeittermin abzubringen. Wir lesen folgende gezielten Äußerungen: "Die Ewigkeit als Mittelpunkt unseres Gottesdienstes..... Nicht nur bis zu einem bestimmten Datum dienen..... Gott für immer dienen, ob die Drangsal nun in zwei oder drei Jahren oder noch später hereinbräche . . . Statt also Mutmaßungen über ein bestimmtes Datum anzustellen, als ob wir nur bis zu diesem Datum Gott dienen würden, konzentrieren wir uns auf die wichtige Predigttätigkeit . .. Und wir werden, wenn wir in die Zukunft blicken, nicht an ein bestimmtes Datum denken. sondern werden Gott dienen in der Hoffnung auf die Ewigkeit . . . (5. 568 ff). So wird auch das 1975-Ende wieder "verscheucht", wie WTG-Präsident N. H. Knorr das nennt (Dein Name werde geheiligt, S. 329, Abs. 14). Und wer in Erkenntnis dieser Endzeitverschiebungen nicht mehr "weiter in dieser Richtung gehen" kann? Dem antwortet der WT drohend: "Vergessen wir nicht, daß sich Jehovas Organisation nicht ändern kann, um sich einzelnen Personen anzupassen." Ob solche Personen Recht haben könnten, wird überhaupt nicht diskutiert. Für "kritisieren oder zu bemängeln" gibt es für den WT nur eine Ursache: "Stolz ist die Wurzel des Problems . . . sogar eine gewisse Auflehnung gegen den heiligen Geist!" (WT 1. 10. 1974, S. 605). Dahinter verbirgt sich ein unnachsichtiges und gnadenloses Regiment. Man hat den Eindruck, als sei der anmaßende Leitsatz "Von Jehova gelehrt" nur zum Schein aus dem WT entfernt. Fassen wir zusammen. Die unterschwellige Haupttendenz inmitten pausenloser Beschäftigung war 1974, alle Orientierung auf ein nahes Ende zu "verscheuchen" und wohldosiert einzuschleifen, daß auch "diese Generation" vergeht, daß es wieder keine Vernichtung, kein Harmagedon und kein nahes Ende gibt, sondern wieder auf unbestimmte Zeit weitergeht.
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