Re: Bei Jesus.de gelesen

 

Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 09. Januar 2005 07:00:42:

Als Antwort auf: Re: Bei Jesus.de gelesen geschrieben von D. am 31. Dezember 2004 05:40:49:

Niko.demus meint:
„Wer den Brief und die Erklärung vorurteilsfrei liest, wird sehen, daß das lediglich ein höflicher Versuch war, die Verleumdungen zu entkräften, die die deutsche Geistlichkeit über Jehovas Zeugen bei der Staatsmacht vorbrachte. Briefe mit ähnlichem Inhalt wurden von anderen religiösen Gemeinschaften an Hitler geschickt. Aber hier wird der Vorwurf der Anbiederung nicht erhoben. Komisch nicht?"

Der „höfliche Versuch" enthielt denn auch solche Floskeln, wie von den „Geschäftsjuden", gegen die man doch auch eingestellt sei. Weniger Jahre vorher war die gleiche Organisation noch glühender Verfechter des Philosemitismus. Man lese dazu mal die Rutherford-Bücher „Trost für die Juden", „Leben"; oder davor schon das Russelltraktat „Die nahe Wiederherstellung des Volkes Israel".Im übrigen bedarf das Begleitschreiben an Hitler auch der Mitbewertung. Seit jeher „Deutschfreundlich" sei man eingestellt. Schon zu einer Zeit, wo die öffentliche Meinung im ersten Weltkrieg (in den USA) letzteres nicht war. Das sind durchaus Anbiederungsversuche.

Der Bibelforschergegner Karl Gerecke, verfasste zu Händen der Hitlerregierung im Jahre 1933 ein Memorandum (im Bundesarchiv nachweisbar). Gerecke stellt dabei ausdrücklich auch auf jene Erklärung ab und bewertet sie als Anbiederung. Die Motivation von Gerecke war klar. Das war einer jener „Kanonenpastoren", welche die Jugend in die „Schützengraben des ersten Weltkrieges hineingepredigt hat", um das Vokabular von Bibelforscherchef Rutherford zu bemühen. Mit seinem Memorandum wollte er der Hitlerregierung ausdrücklich den Rücken stärken, ja nicht schwankend zu werden bei ihrem Zeugen Jehovas-Verbot. Und dabei ergab sich auch für ihn die Erkenntnis. Die „Erklärung" ist eine einzige Anbiederei.

Anbiederung ist auch die überhastete Gründung einer Norddeutschen und Süddeutschen Bibelforschervereinigung im Jahre 1933 (über die auch Garbe in seinem Buch berichtet), „in der nur gebürtige Deutsche Sitz und Stimme hätten" und die wie WTG-Syndikus Dollinger in seinem Schreiben an die „verehrliche Reichsregierung" mitteilt, in Anpassung an die neuen Verhältnisse in Hitlerdeutschland, den vormaligen Begriff „International" (Internationale Bibelforschervereinigung) ausdrücklich eliminiert habe. Es ließe sich noch einiges in dieser Richtung anführen. Etwa, dass Rutherford höchstpersönlich mit der Hitlerregierung verhandeln wollte, wenn sie denn dieses Angebot annähme.

Das wäre das eine.
Das andere ist, dass ab 1934 und nachfolgend in der Tat ein anderer Wind herrschte. Das Niemöller-Votum nimmt auf die Zeit ab 1934 Bezug. Nicht aber auf das kritische Jahr 1933.

Es ist richtig. Auch andere biederten sich bis zum Überdruss an. Die indes hatten schon mal eine ganz andere Ausgangsbasis. Für die waren schon immer die weltlichen Obrigkeiten, Obrigkeiten gemäß Römer 13. Nicht so für die Bibelforscher/Zeugen Jehovas ab 1929. Die „glänzten" doch ab 1929 mit der These, Römer 13 beziehe sich angeblich nur auf die „Höheren Obrigkeiten" Jehova und Jesus Christus. Von dieser Ausgangsbasis wiegt das tatsächliche Verhalten im Jahre 1933 dann doppelt schwer.

Nach Mai 1945 instruierte Franz Zürcher vom Schweizer Büro der Zeugen Jehovas, die deutschen Zeugen Jehovas in einem  Rundschreiben  ausdrücklich in dem Sinne, sich der Leiden in den KZ nicht zu rühmen. Jahrzehntelang wurde das mehr oder weniger durchgehalten. Dann kam Garbe's Buch auf den Markt (90er Jahre). Dann kam das Ansinnen der Zeugen Jehovas-Führung auch „Körperschaft des öffentlichen Rechts" werden zu wollen. Und erst ab diesem Zeitpunkt herrscht eine andere Situation.

Jetzt haben die Schönredner und Weißwäscher bei den Zeugen Jehovas das sagen. Auch da, wo es nichts „weißzuwaschen" gibt!


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