Re: Neues zu Herrn Hirch


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 27. Dezember 2004 07:30:11:

Als Antwort auf: Neues zu Herrn Hirch geschrieben von Drahbeck am 30. November 2004 19:59:57:

Was zu erwarten war, ist eingetreten. Auf „seiner" Webseite hat Herr Hirch nun, datiert vom 23. 12. 2004, Stellung genommen zu der Rezension sein Buch bezüglich.
Grundsätzlich möchte ich feststellen, dass der Rezensent auch aus meiner Sicht Merkmale der Oberflächlichkeit offenbart. Insofern kann es mir nicht darum gehen, diesen Rezensenten zu verteidigen. So sei denn lediglich auf den Schlusssatz von Herrn Hirch etwas eingegangen. Da schreibt er:

„Warum ist die Anzahl der evangelischen Gläubigen in der DDR, die im Jahre 1946 immerhin 81,6% der Bürger Ostdeutschlands stellten, bis zum Jahre 1989 auf 19,4% abgesunken, wohingegen die Anzahl der Zeugen Jehovas eher gleichgeblieben ist?"

Dazu wäre zum einen festzuhalten, keinesfalls nur für den Bereich ehemalige DDR zutreffend. So meldete eine Kirchenzeitung über Lübeck (bekanntlich eine Stadt, seit eh und je in der alten Bundesrepublik liegend) kürzlich:
„Nahm Lübeck 2002 noch 10,5 Millionen Euro ein, so werden es 2008 nur noch sieben Millionen Euro sein. Der Anteil der Kirchenmitglieder liegt bei 50 Prozent. Gehörten zu einem Kirchengebäude in der Nachkriegszeit 12.000 Mitglieder, so sind es heute weniger als 4.000".

Diese Angabe macht doch wohl deutlich, dass der schleichende Niedergang der „Großkirchen", keinesfalls nur auf den Bereich ehemalige DDR beschränkt ist. In letzterer war allerdings diese Entwicklungstendenz weit stärker ausgeprägt, nicht zuletzt aufgrund entsprechenden staatlichen Druckes. Wesentlich dabei war schon der Umstand, dass schon nach ganz kurzer Zeit des Bestehens der „DDR", dass noch durch die 1949er Verfassung eigentlich abgesicherte System staatlichen Kirchensteuereinzugs (zusammen mit der Lohnsteuer) außer Kraft gesetzt wurde. Das war schon mal der erste schwere Hieb, von dem die genannten Kirchen sich kaum erholen konnten. Das Gegenteil ist der Fall.

Hätte es nicht kräftige Finanzspritzen für die Kirchen in der DDR aus der alten Bundesrepublik gegeben, wäre der beschriebene Niedergang noch stärker ausgefallen.
Wesentlich weiter auch das durchaus als Konkurrenz (auch wenn man das nicht so deutlich aussprach) aufgezogene System der Jugendweihen in der DDR (und seiner weitgehenden Akzeptanz). Damit wurde den Kirchen weite Teile der Jugend entfremdet. Es ist klar, dass dies seine Auswirkungen haben würde. Je länger, um so mehr.

Die Zeugen nun als den Großkirchen vergleichbar hinstellend, ist doch ein etwas schiefer Vergleich. Die Freidenker stellten schon in den zwanziger Jahren fest:
Zerfällt die Staatskirche, bleibt ein umso bunterer Bodensatz fanatischer „Heiligenklubs" übrig. Genau das trifft im besonderen auf die Zeugen zu.

Im übrigen würde ich mir keineswegs sicher sein, was dass heutige Verhältnis Zeugen Jehovas in den Teilen alte Bundesrepublik bzw. ehemalige DDR anbelangt. Deren wirtschaftliche Auszehrung, mit der Folge, die Jugend wandert gen Westen, macht auch vor den Zeugen nicht halt.
Heute veröffentlicht die WTG keine getrennten Zahlen mehr für Ost- und Westdeutschland.

So schreibt die WTG selbst in ihrem 1999er Jahrbuch, bezüglich Ostdeutschland:
„Auch die Einstellung der Menschen änderte sich. In den Jahren des Verbots sahen viele Jehovas Zeugen als Helden an, weil sie den Mut hatten, für ihre Überzeugung einzustehen. Das trug ihnen Achtung ein. Als dann größere Freiheit herrschte, hießen etliche die Zeugen mit einer gewissen Begeisterung willkommen. Doch nach einigen Jahren wendete sich das Blatt. Die Leute gingen in dem für die Marktwirtschaft typischen Lebensstil auf. Manch einer betrachtete die Besuche der Zeugen schließlich als Ruhestörung, wenn nicht gar Belästigung."

Weiter heißt es in dem gleichen WTG-Kommentar:
„Das Zeugnisgeben unter Verbot verlangte Mut. Aber die Umstellung auf die neue Situation erforderte nicht weniger Entschlossenheit. Viele stimmen dem zu, was ein Aufseher in einem westeuropäischen Land sagte, wo das Werk lange verboten war: „Die Tätigkeit unter Verbot ist leichter als die in Freiheit."

Die Stadt Berlin, nunmehr wiedervereinigt, zählt nach wie vor zu den in der WTG-Terminologie „Notstandsgebieten". Wesentlichen Anteil daran hat auch ihr Ostteil. Jedenfalls zählt Berlin nicht zu den relativen Zeugen Jehovas „Hochburgen" als da wären Sachsen, besonders mit dem Erzgebirge. Oder im Westen auch die Schwarzwald-Gegend; überhaupt die Südbezirke dieser Republik.

Da Herr Hirch nun wieder mal „Thema" ist, vielleicht noch eine andere Anmerkung.
Im Impressum der Webseite „Standhaft.org" liest man:
standhaft.org wird unter anderem betrieben und initiiert von:
Mike Albien
Alexander Strobel
Markus Schmidt
Karlo Vegelahn
Robert Deotto
Christiane Willsch, Freie Journalistin
Dr. Hubert Roser, Historiker
Dr. Waldemar Hirch, Historiker
Wer nun jene Webseite im Detail beobachtete, der konnte registrieren, insbesondere die letzte Zeit betreffend: Mehr oder weniger „dümpelt die so vor sich hin". Kaum noch relevante inhaltliche Neuzugänge. Ihre „Hoch-Zeit" gehört mittlerweile der Vergangenheit an.
Da dort auch Herr Hirch mit genannt wird, ist weiter festzustellen, dass kaum (abgesehen von seinem dortigen Online gestellten Apologie-Aufsatz über den Fall Erich Frost). Das dort kaum Beiträge nachweisbar sind, die speziell Hirch zuschreibbar sind. Und wenn doch, dann sind sie namentlich nicht ausgewiesen.

Als das 2003er Buch von Hirch neu herausgekommen war, da gab es die auf dem Buchumschlag abgedruckte Angabe:
„Der Autor arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einem Internet-Projekt", einiges Rätseln auf.

Sollte damit „Standhaft.org" gemeint sein, wäre in der Tat zu konstatieren. Auch nach Erscheinen genannten Hirch-Buches, gab es bei „Standhaft.org" kaum inhaltliche Ergänzungen. „Standhaft.org" steht für die WTG-Apparatschicks weiterhin auf dem „Abstellgleis".

Aber der diesbezügliche „Nebel" hat sich zwischenzeitlich wohl etwas gelichtet.
Seit Ende 2000 bis zur Gegenwart, ist der WTG-Funktionär Johannes Wrobel auch mit einer auf seinem Namen lautenden Webseite im Internet vertreten. Damals und heute, nach wie vor mit äußerst magerem „Inhalt". Lediglich das neulich dort noch Immobilienangebote in Selters „nur für Zeugen Jehovas", zu registrieren waren.

Dann aber, im Jahre 2003 trat ein gewisser Schub ein. Eine ganze Reihe neuer, zusätzlicher Webseiten, war auf einmal zu registrieren. Allesamt ein Charakteristikum habend, auf den Namen Johannes Wrobel bei Denic eingetragen. Selbst Hirch's „eigene" Webseite, auf den Namen „Neue Geschichte" hörend, ist bei Denic auf den Namen Wrobel eingetragen. Eine schon etwas merkwürdige Konstruktion. Ganz so merkwürdig indes ist sie dann nicht mehr, wenn man die zitierte Angabe auf dem Buchumschlag des 2003er Hirch-Buches in Kontext dazu setzt. Wenn der Buchumschlag nebulös von einem „Internet-Projekt" redet. Wenn man berücksichtigt, die neuen Wrobel-Webseiten wurden allesamt erst gestartet, nachdem das 2003er-Hirch Buch tatsächlich erschienen war. Wenn man weiter berücksichtigt, dass selbst Hirch's „eigene" Webseite auf den Namen Wrobel bei Denic eingetragen ist, dann schließt sich wohl der Kreis. Dann kann man wohl weiter spekulieren, und dürfte da wohl gar nicht mal so „schief" liegen, dass der Dr. Waldemar Hirch, als faktisch in einem beruflichen Angestelltenverhältnis zu besagtem Herrn Wrobel, und damit letztendlich zur WTG stehend, zu werten ist. Was da weiter noch interessant wäre, wären die finanziellen Konditionen, die damit verbunden sein dürften.

Vorstehend zuletzt gesagtes, ist wie ausgeführt, Spekulation. Spekulationen müssen nicht deshalb grundlegend falsch sein, weil sie derzeit nicht dokumentenmäßig belegt sind. Es wäre an der Gegenseite zu belegen, dass dies so nicht stimmt. Erfolgt dieser Beweis nicht, ist wohl vom Wahrheitsgehalt vorstehender Einschätzung auszugehen.


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