Geschrieben von Rudi am 20. Dezember 2004 20:46:14:
Als Antwort auf: Re: Spendenaktion geschrieben von David am 20.
Dezember 2004 17:26:52:
Ich habe das rein zur Info aus dem Netz herausfotokopiert.
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Täterschutz vor Opferschutz - Kindesmissbrauch bei den Zeugen Jehovas
Sendung vom 20. Juni 2002, Autor: Caroline Walter und Marcus Weller
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Die Glaubensgemeinschaft setzt Opfer unter Druck, Missbrauch nicht zur Anzeige zu bringen.
Die Täter werden geschützt, die Opfer müssen schweigen. Carolin Walter und Chris Humbs
berichten aus dem Innern einer geschlossenen Gesellschaft.
Schon wieder ein Skandal in einer Glaubensgemeinschaft: schon wieder sexueller Missbrauch
von Kindern durch "Männer Gottes".
Caroline Walter und Marcus Weller über ein Verbrechen an Kindern und ein finsteres
Kartell des Schweigens.
Ursel W... war 9 Jahre alt, als sie von einem Mitglied der Zeugen Jehovas sexuell mißbraucht wurde.
Ursel W...:
"Da kam der Bruder regelmäßig zu Besuch und hat meinen Eltern angeboten, "Hey
ich bring die Kleine ins Bett, ich les ihr noch eine Geschichte vor, das macht ihr
bestimmt Spaß."
Cornelia W..., Mutter:
"Sie müssen sich vorstellen, ich steh und mach meine Bügelwäsche, mach meinen
Abwasch und dieser junge Mann ist im Zimmer meiner Tochter, liest ihr Geschichten vor und
missbraucht sie im Zimmer weiter."
Ursel W...:
"Ich hab auf eine gewisse Weise gewusst, dass es nicht recht ist, was der macht. Aber
ich war irritiert, bei den Zeugen Jehovas gab's ja so was nicht."
Die Eltern von Ursel waren damals selbst Zeugen Jehovas. Als ihre Tochter ihnen vom
Missbrauch erzählt, gehen sie den Weg, der ihnen vorgeschrieben ist: sie melden den
Vorfall sofort ihrer Gemeinde. Doch dort heißt es nur, sie sollen keine Unruhe in die
Gemeinschaft bringen.
Cornelia W..., Mutter:
"Ich war fertig, ich war einfach fertig. Ich konnte das nicht glauben, was diese
Leute jetzt von mir verlangen, was ich tun sollte, nämlich zu Schweigen. Man brachte das
auch mit fadenscheinigen Begründungen, von wegen wir würden auch unsere Tochter dadurch
schützen."
Die Familie bekommt keine Unterstützung von ihren geistigen Führern, im Gegenteil:
der Täter wird geschützt, andere Mitglieder werden nicht vor ihm gewarnt.
Ursel W...:
"Wie die Leute damals damit umgegangen, das macht mich heute noch wütend. Ich bin
mir sicher, wir hätten bestimmt einige Mädchen schützen können. Und es ist nichts
passiert, gar nichts."
Cornelia W..., Mutter:
"Also, man hat uns sehr spüren lassen, dass wir auf einmal zu, dass die Rolle
umgedreht wird, dass wir Täter werden. Wir sind Ankläger und das passte überhaupt ja
gar nicht in dieses perfekte Bild."
Die Zeugen Jehovas sehen sich als auserwählte Gruppe, die streng nach biblischen
Grundsätzen lebt. Jehovas Zeugen glauben an einen baldigen Weltuntergang, den nur ihre
Mitglieder überleben werden. Die oberste Führung ist die Wachtturmgesellschaft, sie
agiert weltweit. In Deutschland leben 210.000 Zeugen. Ihre Lehren verbreiten sie über die
Zeitschriften "Wachtturm" und "Erwachet". Der Inhalt ist verbindlich
für alle Mitglieder.
Stephan W. war 20 Jahre bei den Zeugen Jehovas. Heute hilft er anderen beim Ausstieg.
An ihn wenden sich immer wieder Opfer von Kindesmissbrauch.
Stephan E. W., Ausstieg e.V.:
"Die Einstellung zur Frau als untergeordnetes, dienendes Wesen und die Einstellung zu
Kindern, die man einfach notfalls mit Gewalt dazu bringen muss in erster Linie, zu
gehorchen. Diese Einstellung spielt hier, glaube ich, zusammen, und fördert zumindest ein
Klima, in dem Kindesmissbrauch wahrscheinlicher ist als in anderen
Gesellschaftskreisen."
Ruth S... wurde in die Zeugen Jehovas hinein geboren. Ihre Familie lebte streng
nach den Regeln der Gemeinschaft. Ihr Vater war ein angesehenes Mitglied.
Ruth S...:
"Im Alter von 9 Jahren fingen dann die ersten Übergriffe meines Vaters an, das
heißt das waren erst leichte Berührungen, also es ging in Richtung sexueller Missbrauch.
Und das zog sich dann bis zum Alter von 15, 16 ungefähr und da, ja letztendlich ist es in
Vergewaltigung geendet."
Ruths Mutter meldet die Übergriffe den Obersten der Gemeinde, den sog. Ältesten. Doch
auch in diesem Fall wird nichts unternommen, der Täter nicht angezeigt. Ruths Vater
missbrauchte jahrelang auch andere Mädchen.
Ruth S...:
"Aus ihrer Sicht gesehen haben sie ja genug getan. Sie haben sich zusammengesetzt,
sie haben mit ihm gesprochen, sie haben von ihm verlangt, dass er sich bei mir
entschuldigen soll. Sie haben eigentlich genau das getan, was die Wachtturmgesellschaft
vorgibt, und damit war der Fall für sie erledigt. Aus ihrer Sicht gesehen, aus der
religiösen Sicht gesehen, weil alles was außen ist, was zum Beispiel der Gesetzgeber
vorgibt, Anzeige und so weiter, war nicht weiter relevant, weil die Gesellschaft ja sagt,
dass sie dann über ihnen stehen, über dem Gesetz, also das sie das intern
behandeln."
Schutz der Täter und Vertuschung - ein ganz normaler Vorgang bei den Zeugen Jehovas?
Dr. Andreas F..., Sektenbeauftragter Evangelische Kirche:
"Sie haben sich insofern eine eigene Welt gebaut, als dass sie so eigene
Rechtskomitees haben, in denen eben Konflikte und moralische Verfehlungen behandelt
werden. Das Bild, was dahinter steht, ist, dass man unter Brüdern und Schwestern nicht
vor Gericht geht, sondern die Dinge erst mal intern regelt. Das klingt gut, führt aber im
Alltag eben oft dazu, dass die Leute, die Autoritäten sind, die Ältesten, dadurch
sozusagen zwangsläufig auch immer Männer, über andere Leute auch zu Recht sitzen und
Urteile treffen."
Laiengerichte bei Kindesmissbrauch? Wir fragen bei den Zeugen Jehovas nach:
Uwe W. Herrmann, Sprecher Zeugen Jehovas:
"Wir sind aufgrund unseres Bibelverständnisses der Meinung, dass es ganz bestimmte
Sünden gibt, bei denen die Gemeindeältesten die Verantwortung tragen."
"Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde" , heißt das Lehrbuch der
Zeugen. Und wie die Ältesten zu richten haben, wird hier vorgegeben.
"Gewisse Streitigkeiten sollten nicht vor weltlichen Gerichten
ausgetragen...werden."
Weiter heißt es:
""...es liegt bei den Ältesten zu entscheiden, ob die Aussagen glaubwürdig
sind."
Dr. Andreas F..., Sektenbeauftragter Evangelische Kirche:
"Es ist praktisch unmöglich, als ein Zeuge Jehova, der Opfer von sexuellem
Missbrauch wurde, innerhalb der Organisation Recht zu bekommen. Aus dem ganz einfachen
Grund man braucht zwei Zeugen, die unabhängig voneinander den Vorfall bestätigen und das
ist bei sexuellem Missbrauch fast immer nicht möglich, weil es natürlich keine Zeugen
gibt."
Die Wachtturmgesellschaft der Zeugen Jehovas bildet eine Mauer des Schweigens um die
Täter. Pädophile können ungestört ihren Neigungen nachgehen, weiter in Amt und Würden
bleiben.
Stephan E. W., Ausstieg e.V.:
"Das Grundprinzip bei den Zeugen Jehovas ist nach außen ein gutes Bild abzugeben.
Sie sehen sich als die moralischen Vorbilder dieser Welt, mit diesem Stichwort treten sie
auch in den Medien gerne auf. Und in dieses Image passt natürlich nicht, wenn es in ihren
Reihen Pädophile gibt, wenn es sogar raus kommt, dass sie in ihren Reihen geschützt
werden. Also werden sie alles versuchen, damit solche Fälle nicht an die Öffentlichkeit
gelangen."
Denn ein tadelloses Image soll den Zeugen Jehovas die Anerkennung als Kirche bringen.
Seit elf Jahren streiten sie vor Gericht durch alle Instanzen um die Gleichstellung mit
der katholischen und der evangelischen Kirche. Eine Anerkennung würde ihnen zahlreiche
Privilegien einbringen, zum Beispiel könnten sie Kirchensteuer erheben.
Stephan E. W., Ausstieg e.V.:
"Ich glaube, es ist allerhöchste Zeit, dass auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen
wird, dass sich in einer Gruppierung wie den Zeugen Jehovas, hier etwas zusammenbraut,
dass hier Pädophile, ich sag mal, ideale Umweltbedingungen finden, ohne dass etwas gegen
sie unternommen wird, ohne dass sie irgendetwas befürchten müssen."
Uwe W. Herrmann, Sprecher Zeugen Jehovas:
""Im Grunde genommen strafen wir überhaupt nicht. Eine Strafe kann nur Gott
aussprechen. Die Ältesten einer Gemeinde können lediglich überprüfen, ob Reue vorliegt
oder nicht, wenn Reue vorliegt, wird dem Sünder weitergeholfen, mit dieser Sünde fertig
zu werden, sie zu überwinden."
Bestraft werden anscheinend nur die Opfer. Ruth S... wurde wegen
Rauchens und Ehebruchs von den Zeugen ausgeschlossen. Mit den Folgen des Missbrauchs
kämpft sie bis heute
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