Re: Kulturchristen


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 04. November 2004 14:32:14:

Als Antwort auf: Re: Kulturchristen geschrieben von Willi W... am 04. November 2004 13:31:30:

Ich denke, die Diskussion beginnt „sich im Kreise zu drehen". Das ich in meiner Terminologie „Kulturchristen" in der Regel nicht dazu bewegen kann, dass ihnen vermeintlich lieb gewordene Umfeld zu verlassen, hatte ich ja bereits eingeräumt.

Auch ein Don Quichott hätte sich mal fragen sollen, wie er denn seine Kräfte einsetzt. Laufend das Schwert zu schwingen, und trotzdem erfahren. Es waren Luftschläge, kann sicherlich sehr kräftezehrend sein. Was hätte - um beim Beispiel zu bleiben - Don Quichott tun sollen? Hätte er den Kampf total aufgeben sollen? Oder hätte er überlegter kämpfen sollen. Dann zum Beispiel zuschlagen, wenn er einen Windmühlenflügel wirklich trifft. In den Fällen aber, wo vorhersehbar ist. Es werden doch bloß Luftschläge, krafteschonender agieren sollen.

Wer die Datei „Wohin geht die Reise" auf meiner Webseite einmal gelesen hat, der kann erkennen, dass ich gewisse Vorbehalte gegenüber Kreisen habe, die mich manchmal (nicht immer) an besagtem Don Quichott erinnern. Ritteressen und ähnliches vermag selbstredend dem Geselligkeitstrieb des Menschen Folge zu leisten. Da liest man in dem Kontext auch beiläufig, die Eröffnung eines Kontos bei einer Bank scheitere an gewissen Bürokraten, die sich nicht bewegen. Nun weiss jeder. Wer nicht gerade als Schuldner, oder ohne Einkommen bekannt ist, der kann jederzeit als Privatperson ein Konto eröffnen, in Stundenschnelle.

Ergo liegt es nähe. Es handelt sich nicht um ein beabsichtigtes Privatkonto; sondern um das auf einer juristischen Ebene, sprich Verein. Einen Verein mit Konto, hatten ja einige bereits aus diesem Umfeld. Und da trat das ein, was ich bereits vom Falle CV in der DDR kenne. Die ideologische Grundlage für solch einen Verein, erweist sich als zu brüchig, nicht tragkräftig genug. Jede Euphorie verschwindet einmal. Und wenn die letzten Knochen des Rittermahles beseitigt sind, tritt wieder der Alltag ein. Was hat solch ein Verein dann in der Praxis zu bieten? Vielleicht den nächsten geselligen Anlass, den übernächsten usw. Aber reicht das aus für einen Verein? Ich bin da mehr als skeptisch. Irgendwann offenbaren sich auch dort Interessengegensätze (siehe die „Schneidung" des Buches von Margarete Huber durch Infolink), die eben zeigen: Es reicht nicht aus.

Wenn dort Leute sich rühmen, ihre gesamte WTG-Literatur dem Müll zugeführt zu haben (psychologisch durchaus verständlich), dann frage ich mich allen Ernstes: Was außer gewünschter Geselligkeit, haben diese Kreise noch auf Vereinsebene zu bieten. Sicherlich gibt es da welche, die sich kirchlich binden, anbinden. Das aber will nicht jeder; wie man auch registrieren kann. Auch für mich steht diese Option nicht zur Diskussion.

Ich denke mal. Ich weis zwar nicht wie „Willi W..." vor 1996 das Thema Wehrersatzdienst bewältigt hat. Vielleicht hat er auch Glück gehabt. Nicht jeder wurde ja mit einem solchen Ansinnen belästigt. Ich weiss aber auch, dass es schon Fälle gegeben hat, wo die sich dabei offenbarende Lieblosigkeit, wenn die Frage sich auf einer eventuellen Gefängnisstrafe zuspitzte, für einige Stein des Anstoßes zum Nachdenken wurde.

Es wird weiterhin eine Minderheit sein, die durch solche Anstoßsteine aus ihrer bisherigen Bahn gerissen wird (z. B. durch Gemeinschaftsentzüge und ähnliches mehr). Als Beispiel siehe auch den Fall Horst Ebner, demnächst im Fernsehen. Oder man lese den Bericht von Renate Sprung „Gefängnis ohne Mauern" und anderes mehr. Dies zeigt doch wohl auch, dass es Fälle gibt, vielfach durch äußere Anstöße initiiert, die eben zu einer anderen Einsicht und Entscheidung als die „Kulturchristen Made in ...." kommen.

Ich nehme zur Kenntnis, dass „Willi W..." wohl in absehbarer Zeit oder nie zu jenen gehören wird, die vorgenannte Entscheidung treffen. Damit kann ich leben.

Ich sage aber auch dies (in meinem Fall wirkten noch die Rahmenbedingungen der DDR mit hinein). Auch mein Fall ist Beleg dafür, dass etliches faul in der WTG-Organisation ist. Und auch die sich daraus ergebende Konsequenz „Kampf bis aufs Messer". „Pardon" für die WTG gibt es aus meinem persönlichen Erfahrungshorizont, der sich wie ersichtlich deutlich von dem des „Willi W..." unterscheidet, nicht.
So wie ich zur Kenntnis nehmen muss, dass ich die Position des „Willi W..." nicht prinzipiell verändern kann; so wird er es auch in umgekehrter Richtung tun müssen.
Es geht sicherlich nicht darum, aktive Zeugen aus ihrem Umfeld heraus reißen zu wollen. Das ist wie beschrieben, ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen (in der Regel).
Die Zeugen üben aber auch bedeutende Öffentlichkeitsarbeit aus (zum Beispiel durch ihren „Haus zu Haus-Dienst") Hierbei eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen, indem potentielle Anwerbekandidaten (sofern sie Deutsch sprechen und Internet haben), sich im Vorfeld umfassend sachkundig machen können; ist auch ein „Kriegsfeld", wo die Schläge nicht die des Don Quichott sind.


ZurIndexseite