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Geschrieben von Drahbeck am 18. Oktober 2004 10:31:05: Als Antwort auf: Re: Poppenbergs Zerrbild geschrieben von D. am 18. Oktober 2004 08:42:57: Ein weiterer Kommentar zum Thema noch: Die Frage der Evolutionstheorie, zugespitzt auf ein entweder - oder ist nicht nur für die Zeugen Jehovas eine Herausforderung. Offenbar auch für etliche andere Kirchen, sowie die Religion insgesamt. Beschränkt sich der diesbezügliche Diskus auf biologische Details, mag er ein Streit unter Fachleuten sein. In der Praxis jedoch kulminiert er eher zu dem entweder - oder Entweder gab es die göttliche Schöpfung, dann müsse es auch (so die nicht unbedingt zwingende, trotzdem aber mit angehängte Prämisse) einen göttlichen Plan geben. Zu dessen Ausdeutung fühlen sich dann vielerlei Religionsvertreter berufen. Im Falle Zeugen Jehovas auch mit der nicht zu übersehenden Komponente Endzeit-Naherwartungen. Das eigentliche Kerngebiet der Religion, die Ausdeutung des vermeintlichen göttlichen Planes wird in Zirkelschlußmanier zu den Kontroversen in Sachen Evolutionstheorie gesetzt. Meinen die Religionsvertreter gewisse Prämissen der Evolutionstheorie berechtigt kritisieren zu können, glauben sie daraus die Kraft einer zusätzlichen Bestätigung ihrer Auffassung eines göttlichen Planes, den auszudeuten sie berufen seien, gewonnen zu haben. Gelingt es auf der Gegenseite, das biblische Weltbild in Frage zu stellen, beispielsweise bei der Frage, ob die Erde eine Scheibe oder eine Kugel sei, beinhaltet dies als beiläufigen Tiefschlag, auch die Anfechtung der Autorität der vermeintlichen Gottesplan-Erklärer. Für die Fundamentalisten ist die Sache klar. Die Evolution lehnen sie (in der Regel)
immer ab. Indes das religiöse Spektrum ist breit gestreut. Wenn auch die
Fundamentalisten, egal ob im Islam oder Christentum, sich wie vorstehend beschrieben,
positionieren; so gibt es gelegentlich doch auch noch Kreise, denen diese Vollmundigkeit
abgeht. Die es lieber mit dem lavieren halten. Die sind den Fundamentalisten ein Gräuel,
und aus dieser ihrer Meinung, machen sie denn auch keinen Hehl. Der Papst schließt Freundschaft mit der Evolutionstheorie Im September 1951 brachte die Associated Press eine von Papst Pius XII. abgegebene
Erklärung, die Enzyklika vom Jahre 1950 betreffend, die lautete, dass die
Evolutionstheorie soweit studiert werden könne, als sie sich mit dem Ursprung des
menschlichen Organismus abgebe; es sollte ihr aber nicht erlaubt werden, Fragen über die
göttliche Schöpfung der menschlichen Seele aufzuwerfen. Schon der in diesem Text mit genannte Aspekt, göttliche Schöpfung der menschlichen Seele, auf den sich die katholische Kirche zurückziehen will, macht deutlich, dass dieser faule Kompromiss für die Zeugen Jehovas nicht gangbar ist. Eines ihrer Markenzeichen ist ja eben, dass sie die in etlichen Religionen verbreitete Seelenlehre, prinzipiell ablehnt. Nicht zu unrecht warfen daher Bibelforscher-Kritiker in den zwanziger Jahren den Bibelforschern vor. Sie würden mit ihrer Ablehnung der Seelenlehre jemand gleichen, der das Religionsklavier mit der Axt in tausenderlei Stücke auseinanderhaut, und trotzdem noch behauptet, er könne auf diesem Trümmerhaufen doch noch ein liebliches Lied hervorzaubern. Die Grundsatzfrage des entweder - oder, allen vorgenannten lavieren zum Trotz, besteht somit weiter.
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