Re: @ Bethel-Maulwurf


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Curl am 22. August 2001 22:54:56:

Als Antwort auf: Re: @ Bethel-Maulwurf geschrieben von Bethel-Maulwurf am 22. August 2001 18:43:07:

Hi du,

soso, ich habe also einen "lotterhaften Wandel" geführt *ggg*. Der Ausdruck kann ja nur von meiner Alten stammen... Das Problem war, sie hat mir schon immer gern was unterstellt. Hihihi, ich könnte mich kringeln... Ich weiß nicht, was sie immer hatte. Okay, ich war kein solche Stubenhocker wie die anderen und schon immer sportlich eingestellt. Ich war lieber in einem Pferdestall als mit denen vor der Glotze zu hocken.

Eigentlich kam die ganze Sache daher, dass ich irgendwann merkte, dass man ihr nichts Recht machen konnte. Nie war ich ihr gut genug. Ständig schlug sie auf mir herum, unterstellte mir Dinge, die sie nicht beweisen konnte und setzte mich psychisch unter Druck. Irgendwann ging mir das ständige Gegifte und Genörgel so dermaßen auf den Geist, dass ich einfach mein Gehirn ausschaltete, die Schreierei über mich ergehen ließ (auch die Schläge), mich heimlich in den Schlaf weinte und mich sonst in einer Traumwelt verkroch. Als ich 18 war, ertrug ich diese Heuchelei nicht mehr, nach außen hin die perfekte Familie spielen zu müssen, nach allem, was zu Hause so abging. Also lief ich im Italienurlaub weg. Sie schickten mir die Carabinieri auf den Hals, die konnten allerdings nichts machen. Dann kroch ich bei einem Ältesten und seiner Familie unter, dem hat mein Alter dann am Telefon zu verstehen gegeben, er müsse mich irgendwie zurück haben, weil er sonst sein Dienstamt verlöre... Mit falschen Versprechungen ("wir helfen dir eine Wohnung suchen"), die schnell wieder vergessen waren, sobald ich mich wieder in Deutschland befand, lockten sie mich zurück.

Als ich dann einen Nervenzusammenbruch bekam, ging sie mit mir zum Hausarzt. Der meinte, wir sollten doch mal eine Familientherapie machen, weil mit Sicherheit etwas an der gesamten Familie nicht stimmt, wenn jemand mit 18 abhaut. Davon wollte sie aber ums Verrecken nichts wissen. Sie sagte mir wörtlich "so ein Quatsch, du bist doch nicht verrückt". Einige Wochen später sagte mein Alter zu einem Ältesten einer Nachbarversammlung am Telefon, ich sei (O-Ton) "ein Fall für die Klapse, aber sie will ja nicht".

Für ihn war ich gestorben, als ich in Geschichte nicht über eine 4 rauskam und als ich aus gesundheitlichen Gründen mit dem Geigespielen aufhören musste. Ich bekam ja zu Hause nicht mal die Gelegenheit, mich nach der Schule für 5 min. hinzulegen!!! Kein Wunder, dass ich dauernd krank war. Die Krankheit, die ich hatte, wird durch Stress und psychischen Druck ausgelöst.

Meine Alte wollte immer alles wissen, und wenn man ihr dann was erzählte, hatte sie an allem was auszusetzen. Egal was es war, sie fand eine Möglichkeit, es kaputtzureden. Sogar bei meiner Schulabschlussfeier machte sie mich fertig. An dem Tag erhielt ich für meine 1 (Komma 125 übrigens, also 1,125) einen Sonderpreis, Urkunde und Buchgutschein, aber es war ihr nicht gut genug, sie meinte in meiner Gegenwart zum Lehrer "wäre sie nicht so stinkend faul, hätte sie bessere Noten haben können". Ich hatte ja auch nur Einsen, Zweien, Dreien und Vieren. Ich wurde auch in Gegenwart anderer Brüder für Lappalien geohrfeigt. Als kleines Kind habe ich hin und wieder gelogen, weil ich Panik hatte, dass sie mich wieder mal verprügelt, was besseres fiel ihr nämlich nie ein. Damals war ich aber noch nicht mal in der Schule. In der Folge sagte ich aber stets die Wahrheit, auch wenn sie mir unangenehm wurde. Trotzdem bezichtigte sie mich ständig der Lüge, egal, was ich auch sagte oder tat. Sie lebte in dem ständigen Wahn, ich sei eine Lügnerin, eine Hure und was weiß ich noch alles. Das hat sie mir sogar wörtlich ins Gesicht gesagt. Dann kam es so weit, dass ich die Probe aufs Exempel machte, indem ich ihr mal absichtlich ins Gesicht log, damit sie was zum Meckern hatte. Sie schluckte es, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie hatte in der Folge so gute Laune wie noch nie. Von dem Tag an erzählte ich ihr nur noch das nötigste. Sie starb fast vor Neugier. Wenn ich mit einem Bruder offen im Kö-Saal in Gegenwart anderer Brüder und Schwestern redete, hieß es, ich wolle mit ihm ins Bett, und lauter solche Geschichten. Wenn ich wollte, dass sie etwas Unangenehmes erfuhr, sagte ich es meiner Schwester. So konnte ich sicher sein, dass sie sich abreagiert hatte, bis sie mich wieder in die Finger kriegte.

Als Stefanie anrief, und sagte, sie habe Leukämie, haben sie mich 4h vor der Glotze sitzen und heulen lassen, sie haben nicht mal den kleinen Finger bewegt oder ein einziges Wort gesagt, um mich zu trösten. Als ich Stefanie mal an einem brütend heißen Sommertag in Shorts und T-Shirt im Krankenhaus besuchte, fiel meiner Alten hinterher nur noch ein, mich wegen der Klamotten zu beschimpfen.

Weißt du was, ich weiß ja nicht, wer du bist, ob du jemals in einer Heilbronner Vers. warst. Aber wenn du die beiden triffst, sag ihnen einen schönen Gruß, sie sind nicht mehr meine Eltern. Ich habe jetzt Eltern, die mich nicht schlagen, nicht anschreien, die mich nehmen, wie ich bin und die keine Lügen über mich verbreiten. Sie sollen es ja nicht wagen, mich noch jemals zu kontaktieren, sonst werde ich eine einstweilige Verfügung erwirken, dass sie sich mir nicht zu nähern haben.

Es gibt eigentlich in dieser Familie nur 2 Leute, an denen mir noch etwas liegt: meine Schwester (ist sie immer noch Pionier); sie war übrigens dabei, als meine Alte mir auf Grund einer Sache, die sie auch noch selber verschuldet hat, eine Hose so lang um die Ohren schlug, bis ich am Kopf blutete, wie ein abgestochenes Schwein. Und mein Opa (lebt er überhaupt noch?). Als Oma starb, wollten sie ihn mit aller Gewalt überreden, zu ihnen zu ziehen. Meine Alte war stinksauer und konnte sich kaum noch einkriegen, als er darauf bestand, in seiner Wohnung wohnen zu bleiben, und seinen Haushalt selber zu führen. Auch er wurde verleumdet, er würde verrückt, würde ständig alles vergessen, wirres Zeug reden, etc. Komisch, er machte immer den Eindruck auf mich, als wäre er ganz normal wie immer, wie jeder in dem Alter, vielleicht sogar etwas vitaler als andere.

Tja, so lief das. Hätten die beiden auch nur einmal ihr wahres Gesicht gezeigt, wären sie ihre sog. "Vorrechte" los gewesen. Und das geht ja nicht. Es gab also die Familie K. innerhalb der eigenen 4 Wände und die selbe Familie draußen.

Übrigens, als ich verlobt war und der Druck so schlimm wurde zum Schluss, saß ich fast ausschließlich mit dick vom Weinen verquollenen Augen zitternd im Kö-Saal und wurde irgendwann von diversen Brüdern und Schwestern angesprochen, sie wüssten, dass in unserer sog. Familie etwas nicht stimmte. Noch später sagte mir ein Bruder auf der Eisbahn, dass er sich sehr wohl gewundert habe, dass meine Schwester ("du warst nicht geplant, deine Schwester haben wir gemacht, damit du was zum Spielen hast" - O-Ton meine Erzeugerin) immer wie die Prinzessin behandelt wurde und ich wie das Aschenputtel.

So, jetzt weißt du Bescheid. Ich denke mal, dass das ehrenwerte Ehepaar K. auf Anfrage wahrscheinlich alles dementieren wird, oder eher muss, aber das ist mir sowas von Wurscht. Ich bin heilfroh, dass ich mit solchen Leuten keinen Umgang mehr haben muss, das sind nämlich einige der Dinge, wegen deren wir die böse, böse Welt meiden sollten.

So, ich hoffe, ich habe dir die Augen geöffnet, dich aber nicht allzu sehr geschockt. Das war natürlich nur die Kurzform. Ich habe mal angefangen, alles aufzuschreiben, als ich ca. auf Seite 8 war, habe ich angefangen zu flennen, alles in die Ecke geknallt und später alles zerrissen. Ich werde in Zukunft aber nochmal alles aufschreiben.

Ich wünsch dir alles Gute. Egal wer und wo du bist. Und dass du den richtigen Weg für dich findest.

Ciao,
Curl.


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