Re: Depressive Ehefrauen


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 15. August 2001 16:18:22:

Als Antwort auf: Re: Depressive Ehefrauen geschrieben von Prometeus am 14. August 2001 11:58:33:

Kritiker des Zölibats in der katholischen Kirche haben herausgearbeitet, dass es biblisch nicht begründet ist. Das es erst im laufe der Kirchengeschichte, aus egoistischen Motiven der Führungsoligarchie dieser Religionsgemeinschaft, entstanden ist.
Im Prinzip gibt es bei den WTG-Hauptamtlichen eine ähnliche Sachlage. Vielleicht in etwas "versteckterer" Form. Wer in deren hauptamtlichen Dienst in den WTG-Zentralen eintritt, abgesehen vielleicht von einigen Spezialisten, bei denen man gewisse Konzessionen macht, sieht sich mit der Forderung konfrontiert. Ledigsein als eine Grundvoraussetzung für den Eintritt.

Von Naziminister Himmler weiß man, dass er für seine SS die Auflage erteilte, Heiratskandidaten vorab zu beurteilen. Daumen nach oben. Oder Daumen nach unten. Nun bleibt nicht jeder der ledig in den Dienst der WTG trat, auf Dauer in diesem Status. Ähnlich wie Himmler glauben auch dabei die WTG-Gewaltigen ein Wort mitsprechen zu sollen. Sollte der "Daumen nach oben" zeigen, ist die Problemlage keineswegs "entschärft". Ungeschriebenes weiteres Gesetz für sie ist. Die Anschaffung von Familienzuwachs hat zu unterbleiben. Also auch eine "entschärfte" Zölibatsform. Das dies zu vielerlei Frustrationen führen kann, davon kündet auch die Überschrift dieses Thread's.

Beschränken wir uns nicht nur auf die "Hauptamtlichen". Fragen wir weiter: Wie sieht es auf der Versammlungsebene aus? Ein diesbezüglicher einen Aspekt thematisierender Artikel war in der CV 63 enthalten. Er sei nachstehend (gekürzt) wiedergegeben:


Ungefähr 300 000 haben den Zeugen seit 1947 wieder den Rücken gekehrt. (Jahrbuch 1974, S. 254). Ein großer Teil davon sind junge Menschen, bis hin zu den Söhnen und Töchtern von Kreis- und Bezirksaufsehern, bis hin zu Bethelmitarbeitern, die von Kind an im Sinne des WT erzogen wurden. Was steht hinter dieser Abkehr?

Wenn man mit ihnen spricht, ergeben sich eine Menge praktischer Lebensfragen, die sie unter den Bedingungen der Bevormundung durch die WTG nicht bewältigen konnten. Zum Teil führte das zu furchtbarsten familiären und organisatorischen Auseinandersetzungen. Betroffene Eltern und Aufseher erweisen sich dabei als kurzsichtig und engstirnig, ja fanatisch, daß es kaum zu glauben ist. Sie wollen die WT-Erziehung unbedingt durchsetzen, weil davon oft auch ihre Aufseher-Funktion abhängt, und stehen fassungslos vor ihren herangewachsenen Kindern. Unfähig, die doch nur natürlichen und individuellen und gesellschaftlichen sozialen Entwicklungen und Vorgänge zu begreifen, in denen alle Menschen elementar stehen, qualifizieren sie alles als Satanseinflüsse ab, was ihnen unverständlich ist. Die Folgen sind anwachsende Mißverständnisse und Verfeindungen, bis eines Tages "das Maß voll ist" und der Krug läuft über. Das geht oft soweit, daß solche jungen Menschen, die das Christentum nur in WT-Form kennengelernt haben, alles diesbezüglich hinter sich werfen, um endlich ein freies und menschenwürdiges Leben ohne "sektiererische Bevormundung" führen zu können. Allerdings. geht das zunächst oft nicht ohne neue Probleme, die sie durch die bisherige unnatürliche Unterdrückung durch die WTG, wie wir sehen werden, noch zu untüchtig sind. die realen zwischenmenschlichen Beziehungen richtig einzuschätzen. ...

Wer genau hinschaut, entdeckt in der Wirklichkeit der Zeugen alles andere als ein "geistiges Paradies". Er entdeckt eine Bevormundung und Vergewaltigung des Gewissens und des natürlichen und sozialen schöpfungsbedingten Empfindens - nunmehr 330 000 fach bestätigt. Wir wollen einige Hauptproblemkreise betrachten....

Jugendliche merken dann sehr schnell, wie das Wort "Gott" in Verbindung mit allem möglichen Tun und Lassen in Familie und Versammlung nur zu oft bloße fromme Redewendung, Phrase und damit Selbstbetrug und Unglaubhaftigkeit ist, die keiner näheren Prüfung standhält. Und es sammelt sich an.

Bei vielen ist eine ungeheuere Hektik, Spannung, Empfindlichkeit, Gereiztheit und Aggressivität festzustellen. Jedes auch nur vorsichtige fragende und kritische Aufwerfen von Problemen, wie berechtigt sie auch sein mögen, führt sofort zu Mißtrauen, Nervosität und Schärfe. So ist vielfach überhaupt keine kritische Anfrage möglich, von Eingehen auf die Probleme gar nicht zu reden. Sie kennen nichts anderes als den unbedingten und kritiklosen Gehorsam der WTG gegenüber und verlangen und fordern das in gleicher Weise von ihren Kindern. Wo das nicht dargebracht wird, sind sie unfähig, genügend Unterscheidungsvermögen aufzubringen, um zu erkennen, daß die aufgeworfenen Fragen doch zumindest einen Grund haben, mit dem man sich vertraut machen muß. Stattdessen reden, schimpfen, backpfeifen und prügeln sie an dem wirklichen Sachverhalt vorbei, und zerstören alles Vertrauen der Jugendlichen. Sie schaffen Spannungen und Abgründe, die am Ende nicht mehr zu überbrücken sind. Auf die Dauer wird das unerträglich. Die Kinder bleiben ja nicht immer schwach, hilflos, abhängig, unselbständig und unmündig. Sie brechen dann zwangsläufig aus.

Die von der WTG immer weiter erzwungene Untergrundarbeit tut ein Übriges, die Spannungssituation, Nervosität und Gereiztheit vielfach bis ins Extrem zu verschärfen. Erscheint es schon unmöglich, daß jemand am WT berechtigterweise kritisieren könnte, so läßt dieser WT-Untergrundzwang jede kritische Äußerung gar als "Wirksamkeit des Feindes" erscheinen. Der jahrelange WTG-Zwang dieser Art hat bewirkt, daß viele mit den Nerven völlig fertig sind, unfähig, mit gar Andersdenkenden zu sprechen, ohne in solche Extreme zu verfallen, wie hilfloses furchtsames Schweigen oder völlig unsachliche Gereiztheit und Aggressivität, oft unqualifiziert umsichschlagend. Ihre Abhängigkeit, ja ihre Abrichtung auf die WTG-Bibelauslegung läßt sie das christliche Verbot jeglicher "Heimlichtuerei und List" (2. Kor. 4:2 NW) nicht mehr erkennen. Die Bibel mag aussagen, was sie will, sie folgen dem WT, wie widersprüchlich der auch lehrt. Doch junge Menschen beobachten ihre Eltern gut und vor allem kritisch, wenn sie heranwachsen, auch das Tun und Lassen in der Verkündigung. Auch das sammelt sich an, reift heran, um eines Tages das Urteil zu bestimmen.

Dann ist da die politische Heuchelei, die der WT erzwingt. Die Jugendlichen erkennen sehr bald, daß es nicht nur grobschlächtig und unsachlich, sondern ungerecht und unwahr ist, alles außerhalb der Organisation nur als "böse", "verwerflich" und "schlecht" hinzustellen, allzu löchrige WT-Schablonen. Der Umgang in Spiel, Unterhaltung, Freizeit, Schule, Lernen, Lesen, Fernsehen, Kunst und Kultur, Arbeit, Genossenschaft, Betrieb, mit den Menschen in sozialer, erziehungsmäßiger und politischer Verantwortung lehrt sie das erkennen. Sie lernen, daß das alles gut und notwendig ist, ja daß es ohne dies alles gar nicht geht, daß ein Teil des natürlichen Lebens ist, ob Christ oder nicht, was die Eltern da in WT-Gehorsam alles in Bausch und Bogen als "bös" verdammen.

Auch entgeht den Kindern nicht die politische Heuchelei und Doppelzüngigkeit ihrer Eltern als Aufseher und Verkündiger, wenn sie nach außenhin predigen, politisch neutral zu sein, im "Heimstudium" aber immer wieder äußerste ... politische Feindschaft durch den WT eingeübt wird. Früher oder später kommt es zur Verwerfung dieser politischen Heuchelei, weil sich die sozialen Bedürfnisse nicht ignorieren lassen und ihre politische Regelung und Ordnung verlangen. Junge Menschen gehen mit einem noch zunächst unverborgenen Gefühl an die Dinge heran. Es sei an das Sprichwort erinnert "Kindermund tut Wahrheit kund". Die gesamtgesellschaftliche Orientierung in Form von Vermittlung sozialer Erkenntnisse und Einsichten, sozialer Verantwortung und Mitverantwortung, wie sie unabhängig von jedem Glauben ... allgegenwärtig ist, und damit überall wirksam, sollte nicht unterschätzt werden. Jugendliche merken da sehr bald, daß ihre Eltern mit dem WT und ihrer Feindschaft gegen alles dies irgendwie "hinter dem Mond" sind, weil man ohne soziale Ordnung nicht leben kann. Auch das zwingt eines Tages zur Entscheidung. Weil ihnen aber Christentum und Glauben durch die WTG nur in dieser unhaltbaren asozialen Form anerzogen sind, gehen sie oft gleich mit über Bord.

Auch der 1975-Termin tut seinen Teil. Etliche berichten, wie ihre Mutter Lebensmittel hortet, um zu überleben. Andere Eltern denken an keine Berufsausbildung mehr. Das muß die betroffenen Jugendlichen ja schockieren. Da gerät ja ihre ganze praktische Zukunftslage ins Wanken. Kredite werden nicht mehr aufgenommen. Einige geben die geregelte Arbeit auf und kaufen sich nicht einmal mehr einen neuen Anzug, weil nächstes Jahr schon 1975 ist. Einige schlossen Wetten ab, daß 1975 "diese Welt" verschwunden sei. Wenn das nicht der Fall sei, wollen sie mit einer Flasche Wein anstoßen und den "ganzen WT-Kram" für immer "zum Teufel" schicken, denn dann stimme überhaupt nichts mehr.

Schlimm sind die Tragödien durch den Mangel an geeigneten Lebens- bzw. Ehepartnern unter den Zeugen, hervorgerufen durch die Abschnürung der Zeugen, ihre gesellschaftliche Isolierung, Sektierung und Intoleranz, wie sie die WTG betreibt. Drohend und verständnislos steht mancher Aufseher vor seiner herangewachsenen Tochter, die nicht an 1975 glauben kann, keinen Partner in der Versammlung findet, und sich nun anziehend kleidet und gibt, und sich anders umzuschauen beginnt. "Theokratische Gewitter" donnern auf sie herab, mit Beschwörungen der "Verwerflichkeit dieser Welt" abwechselnd. Alte, die ihre eigene Jugendleidenschaft nicht mehr wahrhaben wollen, zischen von "Leidenschaft", "Schamlosigkeit", "Sündhaftigkeit" und Hurerei". Oft ist alles nur verklemmter Klatsch, der die Atmosphäre schon von vornherein vergiftet. Haben sie das junge Ding gar bei einer vorehelichen Zärtlichkeit ertappt. schleppen sie es vor das "Rechtskomitee" der Versammlung, für das es keine zu respektierende Intimsphäre gibt, wenn es gilt, WTG-Richtlinien durchzusetzen. Unbeschreibbar verletzende und entwürdigende Methoden.

Verheerend wirkt hier die WTG-Doktrin des unnachsichtigen Verbots jedes vorehelichen Geschlechtsverkehrs unter Verliebten bzw. Verlobten, was als Hurerei bezeichnet wird. Aber es gibt keine Aussage in der Schrift, die dies verbietet oder so bezeichnet, nur weil es schon vor den standesamtlichen Formalitäten geschieht. Die WTG geht also auch hier eindeutig über das hinaus, was geschrieben steht" (l. Kor. 4:6). Zweitens hat sich von denen, die diese Verbotsdoktrinen heute predigen. und ihre Jugendlichen damit drangsalieren, mit wenigen Ausnahmen niemand selbst an solche Doktrinen gehalten, als sie verliebt bzw. verlobt waren. Viele rechnen zurück, wann ihre Eltern heirateten und wann sie geboren wurden und sehen so, wie "die Alten" heute moralisch heucheln. Da diese widernatürliche Heuchelei jedoch WTG-Doktrin bleibt, brechen sie aus, um endlich ehrlich leben zu können.

Warum muß das alles letztlich zu so tragischen oder rigorosen Ausbrüchen aus dem "Haus" der WTG trotz "alles Gutes", das es bietet, führen? Es gibt ein schöpfungsbedingtes Lebensgesetz für alle Menschen, das sich mit elementarer Gewalt und Macht durchsetzt, wo es gehemmt wird, unabhängig davon, ob man jetzt glaubt oder nicht. Das ist wie folgt niedergelegt: "Stark wie der Tod ist die Liebe, und ihre Leidenschaft unbezwinglich wie das Totenreich. Ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Gottes. Die mächtigsten Fluten vermögen die Liebe nicht zu löschen und Ströme sie nicht zu ertränken. Böte einer auch alles Gut seines Hauses für die Liebe: Man würde sein nur spotten". Hohelied 8: 6,7.

Die biologischen und sozialen Gesetze, die der Natur und dem Menschen in ihr gegeben sind, sind "seine Satzung, nie gebrochen", die "er zu ihrer Richtschnur schuf" (Lied 43, Königreichsdienstliederbuch). Wer sie und ihre menschlichen und sozialen Konsequenzen einschnürt oder verletzt, muß scheitern, und wenn es die WTG selbst ist. 300 000 fach hat sie das seit 1947 allein bestätigt bekommen. ...


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