Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Und nun Frau  …?

Es erweist sich manchmal durchaus als interessant gewisse Vergleiche anzustellen. Man wird vielleicht konzedieren, dass dies für zeitgeschichtlich handelnde Personen im besonderen zutrifft. Außenstehende nehmen solche Details vielleicht nicht so wahr. Gehört man selbst zu den Handelnden mag man es durchaus anders sehen. Daher sei es gestattet auch mal in eigener Sache dazu etwas zu sagen.

Da gibt es eine den Zeugen Jehovas zuzuordnende Firma die sich "Rhein-Mosel-TV" nennt. Im besonderen vertreibt selbige auch diverse Videos die von den Zeugen Jehovas ausgerichteten "Standhaft"-Veranstaltungen gewidmet sind. Unter anderem auch eine zweiteilige Video-Ausgabe über in Dresden durchgeführten Veranstaltungen. Leider sind letztere nicht genau datumsmäßig ausgewiesen. Auch erweist sich einiges als "Zusammenschnitt". Das heißt es fehlen durchaus Passagen, wenn man als Kriterium eine vollständige Dokumentation ansetzen würde. Aber das soll nicht das Kriterium sein. Es geht also nur um das, was auf diesen Videos tatsächlich dargestellt wird.

Das erste Video ist offensichtlich dem Oktober 1998 terminlich zuzuordnen. Sonderlich aussagekräftig ist es sicherlich nicht, bietet es doch in hohem Maße nur Grußworte von Honoratioren. Aber ein Interview das darin enthalten, sei doch noch namentlich genannt. Und zwar das mit dem Zeugen Jehovas Werner Liebig. Liebig berichtet darin über seine Erfahrungen und Eindrücke während seiner ersten Verhaftung im Jahre 1950. Sicherlich, sachlich geschildert. Nichts nennenswertes was an diesen Ausführungen zu beanstanden wäre. Da nun Liebig aber nun schon mal vor der Kamera stand, hätte man sich gewünscht, dass er auch noch über seine zweite Verhaftung in der DDR im Jahre 1965 geredet hätte. Nichts von alledem. Fehlanzeige. Schade, eine große Chance wurde vertan!

Das zweite Dresden-Video indessen erscheint mir persönlich durchaus bedeutsamer. Namentlich ragt es durch zwei darin enthaltene Referate heraus. Einmal durch das Referat von Hans-Hermann D., der auf den Fall Paul Großmann zu sprechen kam. Großmann im Naziregime insgesamt neun Jahre in Haft, unterschrieb am Ende seiner "regulären" Haftzeit die berüchtigte Abschwörungserklärung, widerrief diese Unterschrift und kam wie viele andere anschließend ins KZ, dass er bis zum bitteren Ende durchleiden musste.

Nach 1945 wird er einer der führendsten WTG-Funktionäre im ostdeutschen Bereich und war der erste prominente Zeuge Jehovas, der schon vor dem offiziellen Verbot in Ostdeutschland vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet, später dem DDR-Geheimdienst überstellt, 1951 in einer Geheim-Gerichtsverhandlung zu lebenslänglich verurteilt und 1955 im Gefängnis, umgekommen ist. Wirklich beeindruckend, was D. an Details zu diesem Fall darlegt. Soweit es die eigentliche Faktendarstellung anbelangt, habe ich da auch keinen weiteren Streit mit D.. Soweit es die ....

Das zweite Referat. Schon das äußerliche Ambiente macht deutlich, dass es sich hierbei um zwei verschiedene Veranstaltungen gehandelt hat. Die Referentin: G. Y.. Schon einleitend merkt sie an, dass sie ihr Referat noch veröffentlichen will. Mit anderen Worten. Es war noch vor ihrem im April 1999 erschienenen Buch "Jehovas Zeugen. Opfer unter zwei Diktaturen". Aus gewissen Details indes ist ersichtlich, dass es kurz vor dem April 99 gehalten worden sein muss. Sie kommt darin (wie kaum anders zu erwarten) auch auf das DDR-Buch von 1970 über die Zeugen Jehovas zu sprechen. Auch in ihrem genannten Buch findet man auf den Seiten 96 - 99 entsprechende Ausführungen. Indes in einigem stimmen Referat und Buch überein. In einigem anderem nicht.

So liest man sowohl in Referat als auch Buch den Satz:

"Der vermeintliche Autor, Manfred Gebhard, hat sich einige Jahre später in einem jahrelangen Briefwechsel mit dem Staatssekretariat für Kirchenfragen - das er zutreffend eine 'Filiale der Staatssicherheit' nennt - immer wieder von diesem 'Machwerk' distanziert."

Weiter:

"1976 kam es dann offenbar zum Bruch mit dem zuständigen 'Staatssekretariat für Kirchenfragen', dem als Dienststelle des MfS die Kontrolle über Kirchen und Religionsgemeinschaften in der DDR unterstand. Da Gebhard in den 80-er Jahren unzählige Beschwerdebriefe an den Hauptabteilungsleiter dieser Behörde richtete, die alle im Zusammenhang mit dem Urania-Buch stehen, andererseits Gesprächsvermerke dieser Dienststelle mit Gebhard in den Stasi-Akten vorhanden sind, ergibt sich daraus ein ziemlich klares Bild …"

Hier schon formuliert G. Y.. und ihr Gewährsmann Waldemar H., unkorrekt.

Gebhard hat sich 1976 endgültig von der "Christlichen Verantwortung" getrennt. Einen Kontakt zum Staatssekretariat für Kirchenfragen hatte Gebhard zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der sollte sich erst aus einer anderen Notwendigkeit heraus ergeben. Und zwar folgender.

Gebhard hatte die "Frechheit", nach seinem Bruch mit der "Christlichen Verantwortung", die Bestände der Berliner Staatsbibliothek, die auch über etliches zum Thema Zeugen Jehovas verfügt, in seiner Freizeit, namentlich auch seinem jeweiligen Jahresurlaub, zu nutzen. Theoretisch handelt es sich hier um eine öffentliche Bibliothek. Praktisch hingegen gab es dort auch ein sehr ausgeklügeltes Zensursystem. Schon bald wurde dem Gebhard die unterschiedlichen Stufen dieser Zensur deutlich, an den entsprechenden Zusätzen zu den Signaturen.

So gab es Bücher die man ohne größere Probleme zur Einsichtnahme in den Lesesaal bestellen konnte. Dann gewisse Bücher mit dem Signaturzusatz "W". Nur für wissenschaftliche Zwecke. Noch kritischer hingegen waren die Bücher mit dem Signaturzusatz "ASF" (respektive einem Blaukreuz für Bestände vor 1945). Die konnte man nämlich auch nicht in den Lesesaal bekommen, sondern nur in einem ganz speziellen der ASF-Abteilung. Und unabdingbare Voraussetzung für letztere Kategorie war eine amtliche Bescheinigung.

Es sollte aber noch ganz anders kommen. Gebhard wagte sich als erstes an jene Bücher ohne die fraglichen inkriminierenden Zusätze. Da sich das ganze in seiner Urlaubszeit also konzentriert in einem relativ kurzen Zeitraum abspielte, wurde er schon dabei nach ganz kurzer Zeit "auffällig". Dabei handelte es sich zwar um Bücher vor 1945, aber ohne Einschränkungssignatur. Eines Tages bekam er anstelle der bestellten Bücher in der Buchausgabe nur eine mündliche Aufforderung, bei der stellvertretenden Leiterin der Benutzungsabteilung vorzusprechen. Da saß er nun in der Klemme: "Was tun sprach Zeus?" Ging er dort nicht hin, konnte er das Kapitel Stabi einmal schon "auffällig" geworden, wohl endgültig in den Rauch schreiben. Also ward der Canossagang angetreten.

Wie kaum anders zu erwarten, wurde Gebhard nun mit der Aufforderung konfrontiert, eine "amtliche Bescheinigung" vorzulegen. Die aber hatte er nicht. Es half ihm auch nichts, dass er sich darauf berief, diese Titel seien doch Signaturmäßig nicht eingeschränkt. Antwort. Wir sind eine wissenschaftliche Bibliothek und keine "Unterhaltungsbibliothek". Demzufolge auch solche Einschränkungen.

Der nächste Schritt von Gebhard: Anfertigung einer eigenen schriftlichen Erklärung, dass er sehr wohl wissenschaftlich daran interessiert sei mit Verweis unter anderem auch auf das Uraniabuch.

Mit saurer Miene, weil es immer noch keine amtliche Bescheinigung war, nahm besagte Frau Fizia das zur Kenntnis, und zog vorgenannte Restriktionen erst mal zurück.

Nach zwei, drei Jahren wurden die potentiellen Bestellmöglichkeiten der nicht "eingeschränkten" Literatur immer rarer. Immer brennender erwies sich das Problem: Wie komme ich an Titel heran wie z. B. das Buch von Franz Zürcher "Kreuzzug gegen das Christentum"? Eindeutig der ASF-Abteilung zugeordnet.

Mit dem Mut des "Tolkühnen" kreuzte Gebhard also eines Tages in besagter ASF-Abteilung auf und wollte dort entsprechende Bestellungen aufgeben. Wahrscheinlich haben die dort Bedientesten wohl nicht ganz zu unrecht das Gefühl gehabt, der "tickt wohl nicht ganz richtig"; ein solches Anliegen ohne gleichzeitige amtliche Bescheinigung vorzutragen.

Auch für sie hieß nun die Parole "Was tun Zeus?"

Ihr "Zeus" hieß amtlich "Direktor der Benutzungsabteilung", der musste ohnehin alle dort getätigten Bestellungen gegenzeichnen. Also wird Gebhard dorthin geschickt. In einem langen Disput wurden schließlich das Zürcher-Buch und noch ein paar andere adäquate Sachen für den nächsten Tag, ausnahmsweise ohne amtliche Bescheinigung genehmigt.

Der nächste Tag fing damit an auf der gesamten Fahrt von meiner Wohnung zur Staatsbibliothek in geradezu offen provokativer Form "Begleitung" durch Oberservationsfahrzeuge der Staatssicherheit zu erhalten. Das höhnische Grinsen eines der Observierer am Fahrtende ist mir bleibend im Gedächtnis geblieben.

Einige wenige ASF-Bücher hatte ich nun diesergestalt losgeeist. Gleichzeitig aber war ich auch auf den "Geschmack nach mehr gekommen". Und perspektivisch ergab sich daraus die Notwendigkeit unbedingt eine "amtliche Bescheinigung" doch noch zu erhalten. So erklärt sich der Beginn meiner Kontaktaufnahme zum Staatssekretariat für Kirchenfragen.

Rückblickend habe ich festzustellen.

Die gewünschten offiziellen Bescheinigungen habe ich von dort nie erhalten. Ich bin aber zugleich dort auch immer aufdringlicher geworden. Und habe mir dann die Freiheit genommen selbst Titellisten zusammenzustellen von ASF-Titeln, die ich einsehen wollte, habe die dann persönlich in der Benutzungsabteilung abgegeben, und mit saurer Miene des Direktors selbiger, auch genehmigt bekommen. Mit Sicherheit hätte ich diesen Schritt nicht gewagt, hätte ich nicht gewusst, zur gleichen Zeit, im Hintergrund, das Staatssekretariat für Kirchenfragen mit meinen Schreiben zu "bombardieren".

 G. Y..führte weiter aus (adäquat auch in ihrem Buch):

"Ich zitiere jetzt ein paar Sachen daraus, die Gebhard als angeblicher Autor (an das Staatssekretariat für Kirchenfragen) geschrieben hat:

'Es ist bekannt, daß ich von Herkunft und Erziehung aus den Reihen der Zeugen Jehovas stamme. Ich halte meine Feststellung aufrecht, nach wie vor in kritischer Distanz zu dieser Organisation zu stehen - allerdings aus anderen Motiven, als es bei den besoldeten 'Berufsgegnern der Zeugen' in der DDR der Fall ist. (…) Die gesamte Verbotsproblematik bedarf einer grundsätzlichen Neudiskussion - das Urania-Buch verdient eingestampft zu werden.'

Das ist ein Brief den er am 26. Dezember 84 schrieb.

An einen der tatsächlichen Verfasser des Buches schrieb Gebhard und zwar ist das ein Brief an Dieter Pape vom 2. 1. 1985:

'Ich werfe Ihnen Geschichtsklitterung übelster Art vor. Ich verweise als Beispiel dazu auf das Urania-Buch S. 239 (Zitierung des 'Erwachet!'-Artikels vom 22. Juli 1949). Sie sollten sich diesen Artikel im gesamten Zusammenhang einmal in Ruhe durchlesen, dann werden Sie feststellen, daß er das genaue Gegenteil von dem aussagt, als was er im Urania-Buch als 'Kronargument' zitiert wird. Die Zeugen hingegen haben in relativ objektiver Weise darin über die Hintergründe dieses Prozesses berichtet. Der Leser des Urania-Buches erfährt von diesem Sinnzusammenhang nicht den Bruchteil einer Silbe.'"

Auch mit diesem Zitat ist G. Y.. unkorrekt. Es ist von einem Prozess die Rede. Deren kann es viele geben. Auch die fragliche genannte Seite des Uraniabuches macht den bestehenden Sachzusammenhang keineswegs deutlich. Deshalb sei in Ergänzung aus dem fraglichen Schreiben noch der entsprechende Passus zitiert:

"Als letzte Verteidigungslinie der Religion wurde von den westlichen Medien der Prozess um den Kardinal Mindszenty im Jahre 1949 dargestellt - darauf bezieht sich die Überschrift. Die Zeugen hingegen, haben in relativ objektiver Weise darin über die Hintergründe dieses Prozesses berichtet. Der Leser des Uraniabuches erfährt von diesem Sinnzusammenhang nicht den Bruchteil einer Silbe."

Also, mit anderen Worten: Kritik an einer Passage die den vorgeblichen "Antikommunismus" der Zeugen Jehovas "beweisen" soll. Wer nur auf G. Y..'s Darstellung angewiesen ist, der mag in der Tat vielleicht an andere Prozesse, etwa solche gegen die Zeugen Jehovas denken. Dies jedoch ist irreführend. G. Y.. ist somit zu bescheinigen; unsauber zu zitieren.

Weiter geht's bei G. Y.. mit dem Satz:

"Und ein letztes Zitat. An den Hauptabteilungsleiter im Staatsekretariat für Kirchenfragen, schrieb er 1985 auch im August:

"Es wäre einmal nicht uninteressant zu erfahren, wieviel Geld diese Herren für ihre betriebseigene Firma 'Christliche Verantwortung' investiert haben. Sicherlich dürften die rund 20 000 Mark, die seinerzeit das Uraniabuch diesen Herren einbrachte und die ihnen von mir vereinbarungsgemäß übergeben wurden - (die 3 000 Mark, die sie mir bewilligten, habe ich dann von ihnen zurückbekommen …) nur ein Bruchteil gewesen sein."

Letzteres Zitat kommentiert G. Y.. dann noch in ihrem Referat mit dem Satz:

"Es kann also durchaus sein, dass Herr Gebhard nicht genügend Geld bekommen hat und sich darum von ihnen getrennt hat."

Als Direktbeteiligter ist es naturgemäß schwer gegen eine solche Unterstellung Widerspruch einzulegen. Dennoch meine ich mehr als genug Gründe zu haben um dies zu tun. Es seien deshalb einige Ergänzungen hinzugefügt. Ich überlasse es aber dem Leser, welches Urteil er dann ziehen will. Jedenfalls auch formaljuristisch, bestand durch die übernommene Herausgeberschaft des Buches durchaus ein honorarwürdiger Tatbestand. Auch Frau G. Y.. pflegt in der Regel nicht ohne Honorar zu referieren.

Zum ersten macht dieses G. Y.. zitat aus meinem Schreiben vom 11. 8. 1985 in keiner Weise den Zusammenhang und wie es entstanden ist, deutlich.

Im Jahre 1985 erhielt ich eines Tages unangemeldeten Besuch. Selbst anwesend war ich an dem Tage nicht. Ich befand mich zur fraglichen Zeit noch im Lesesaal der Deutschen Staatsbibliothek. Der Besucher (der Herr Herbrich von der Stasi) hinterließ für mich, indem er es meiner Mutter übergab, ein Buchmanuskript. Und zwar das Buch des sowjetischen Autors Konik über die Zeugen Jehovas, als deutsche Manuskriptübersetzung.

Schon vorher hatte Herbrich einige Male versucht, mit mir wieder Kontakt aufzunehmen, wurde aber in der Regel von mir kalt bis aggressiv ablehnend behandelt.

Nun also dieses Manuskript. Selbstredend habe ich es umgehend gelesen. Und eines war auch mir klar. Jetzt heißt es so oder so: Farbe zu bekennen. Wie schon ausgeführt stand ich schon seit geraumer Zeit in einseitigem (d. h. nur von mir getätigten) Schriftverkehr mit dem Staatssekretariat für Kirchenfragen. Ich hatte dabei mit Sicherheit kein Blatt vor dem Mund genommen. Aber jenes Konik-Manuskript bewirkte nun eine Initialzündung. Gab es von mir schon vorher scharfe Briefe, so sollten die sich nun im Nachhinein als geradezu "zahm" erweisen. Jetzt wurde ich besonders aggressiv und in auch quantitätsmäßig umfangreicher Form. Konik war der Aufhänger und an ihm wurde nunmehr eines herausgearbeitet. Der Totalitätscharakter des kommunistischen Systems. Selbstredend - das war auch mir klar - landete das auch postwendend auf den Stasi-Schreibtischen. Damit habe ich mich dann selbst endgültig zu den "feindlich-negativen Kräften", wie es im Stasijargon so heißt geortet. Und die Herbrich und Co zögerten denn auch nicht die sich daraus für sie ergebenden Konsequenzen zu ziehen. Als da sind, ihre berüchtigten Zersetzungsmaßnahmen, mit denen ich nun massiv "beglückt" wurde.

Noch eines gilt es hinzuzufügen. In der DDR herrschte permanente Mangelwirtschaft. Die hatte auch zur Folge, dass als ich mir Ende der 60-er Jahre eine Schreibmaschine zulegen wollte, ich eine solche nicht im regulären Handel bekommen konnte. Damals sprangen die Herbrich's und Co diesen Punkt betreffend helfend ein, was sich aber nun wiederum rächen sollte. Jedenfalls war das Thema Schreibmaschine dasjenige, dass nun Herbrich nutzte um sinngemäß die Annahme der Kriegserklärung zu verkünden. Darauf bezieht sich jenes Schreiben vom 11. 8. 85. Ich zitiere aus ihm mal auszugsweise noch einige weitere Passagen. Adressiert war das ganze an den Hauptabteilungsleiter Heinrich vom Staatssekretariat für Kirchenfragen:

"Besagter Herr (Herbrich) führte sich sinngemäß so ein, daß er den Auftrag habe, bei mir eine Schreibmaschine einzuziehen, die besagte Firma mir vor etlichen Jahren einmal leihweise zur Verfügung gestellt hatte. Ich habe diesem Ansinnen sofort auf der Stelle und ohne Wiederrede stattgegeben. Dies fiel mir auch deshalb nicht schwer, weil ich mir schon vor einigen Jahren eine eigene Schreibmaschine gekauft hatte und vorgenannte Schreibmaschine schon mittlerweile an einigen 'Altersgebrechen' litt.

Wenn diese Reaktion für diese Herren eine Art 'Blitzableiter' sein sollte - dann bitte sehr! Das phrasenhafte Gerede, daß ich dafür eine neue Schreibmaschine bekommen könnte - ich müßte das dann natürlich entsprechend sagen - habe ich zur Kenntnis genommen und auch nicht zur Kenntnis genommen.

Meine Differenzen mit diesen Herren sitzen tiefer, als daß sie durch solch plumpen Manöver 'ausgeräumt' werden könnten. Es wäre einmal nicht uninteressant zu erfahren, wie viel Geld diese Herren für ihre betriebseigene Firma 'Christliche Verantwortung' investiert haben (aber dabei dürfte dann ja wohl wieder das große Schweigen herrschen). Sicherlich dürften die rund 20 000 Mark, die seinerzeit das Uraniabuch diesen Herren einbrachte und die ihnen von mir vereinbarungsgemäß übergeben wurden (die 3 000 Mark die sie mir bewilligten, habe ich dann von ihnen zurückbekommen und in gewißer Beziehung als Startgrundlage für meine Studien verwandt - wobei wenn ich nicht in dieses 'Geschäft' eingetreten wäre - mich heute finanziell um e t l i c h e s besser stehen könnte, wenn ich so handeln würde wie meine Berufskollegen, nämlich auch nach Feierabend Fliesenarbeiten auszuführen - die Nachfrage ist bis zum heutigen Tage noch ausreichend groß genug)."

Weiter geht es in G. Y..'s Referat (nicht in ihrem Buch) mit dem Satz:

"Ich habe übrigens in zwei Angelegenheiten mit Herrn Gebhard ein Fax geschrieben und habe versucht ihn dazu zu überreden, ob er nicht selber mal über die Zusammenhänge einen ausführlichen Bericht machen würde. Das würde uns dann ja alle sehr helfen. Und er hat dann gesagt. Ja, er arbeitet daran. Aber ich habe den Eindruck, er kommt selber dabei zu schlecht weg, so das man darauf wohl nicht hoffen kann."

Auch hierbei sagt Frau  G. Y..wieder nur die symbolische "Hälfte".

Ursächlich war. Gebhard hatte die Initiative ergriffen. Er hatte G. Y.. per Fax seinen Aufsatz aus den "Beiträgen zur Geschichte der Arbeiterbewegung" über Hans Jonak v. Freyenwald zugesandt. Daraufhin antwortete G. Y.. gleichfalls per Fax am 16. 3. 1998 indem sie sich für diese Zusendung bedankte und auch anmerkte: "Ich habe viel neues und interessantes daraus erfahren offenbar haben Sie sich seit langem sehr intensiv und gründlich mit dieser Thematik befaßt. Ich finde es beeindruckend, daß Sie trotz Ihrer ehemaligen Zugehörigkeit zu dieser Glaubensgemeinschaft genügend kritische Distanz bewahrt haben und einen wichtigen historischen Beitrag zur Erforschung dieses bisher ziemlich vernachlässigten zeitgeschichtlichen Thema 'Jehovas Zeugen vor und während der NS-Zeit' geleistet haben."

Ihr Schreiben endet dann unter anderem mit dem Hinweis auf ihre Webseite namens "Numinos".

Rückblickend hat man festzustellen. G. Y.. hat ihre Webseite wieder vom Netz genommen. Nicht zum Zeitpunkt dieses Schreibens, wohl aber seit dem zweiten Halbjahr 1999 ist hingegen Gebhard mit einer eigenen Webseite zum Thema im Internet präsent, und dort gibt es mit Sicherheit, auch quantitativ erheblich mehr Material zum Thema Zeugen Jehovas, nebst auch einem eigenen Buch dazu, als G. Y.. je publiziert hat. Letztere ist zwar im Geschäft mit den Zeugen Jehovas involviert. Dies allein will unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten indes nichts besagen!

Davor schon, meinte Frau G. Y.. auf einer "Standhaft"-Verananstaltung in Bautzen, Ende 1997 gleichfalls zwei "Trumpfe" präsentieren zu können. Einmal ein Gebhard-Schreiben an das Staatssekretariat für Kirchenfragen und zum zweiten, die 1950er Petition der Zeugen Jehovas an die DDR Regierung. Wie bei Trophäen üblich wurden sie stolz präsentiert. Auf dem Bild sieht man diese beiden "Trophäen", von G. Y.. in einer durchsichtigen Plastikmappe mitgebracht. Vorderseite die 1950er Petition aus dem Wachtturm". Rückseite (sichtbar) das vorgenannte Gebhard Schreiben.

Laut Transkription erklärte  G. Y..dazu, damals in Bautzen unter anderem zum Thema Gebhard:

Dieses Buch [Uraniabuch] wird heute noch von Gegnern der Zeugen Jehovas zitiert. Gegner sind z. B. die Sektenbeauftragten der Kirchen aber auch des Staates, die benutzen dieses Buch um das als eine authentische Quelle für Gefährlichkeit, sogar Antisemitismus und solcherlei Dinge zu sehen. Und ich habe von einem Forscher [H.], der jetzt eine Arbeit schreibt über diese Bewegung z. B. die "Christliche Verantwortung" in der DDR ein Schriftstück bekommen, das habe ich auch mitgebracht, ausdem hervorgeht, dass der Autor Manfred Gebhard gar nicht der Autor dieses Buches war. Es st nämlich ein Brief, und er hat von diesen Briefen sehr viele geschrieben, die hat man zum Teil auch in der Gauckbehörde und zum Teil in anderen Archiven gefunden, Manfred Gebhard hat 1985 in einem seiner vielen Schreiben an das Staatssekretariat für Kirchenfragen, Hauptabteilung unter anderem geschrieben und da lese ich einfach mal daraus vor, weil ich mir denke, dass ist für Sie alle interessant

Es wäre einmal nicht uninteressant zu wissen zu erfahren, wieviel Geld diese Herren für ihre betriebseigene Firma "Christliche Verantwortung" investiert haben, Sicherlich dürfte die rund 20.000 Mark, die seinerzeit das Uraniabuch diesen Herren einbrachte und die ihnen von mir, vereinbarungsgemäß übergeben wurden, in Klamern (die dreitausend Mark die sie mir bewilligten habe ich dann von ihnen zurückbekommen und in gewisser Beziehung als Startgrundlage für meine Studien verwandt) Und dann führt er weiter aus:

Ich will das nicht alles vorlesen, weil mein Thema sonst zu kurz kommt

Dass es ihm leid tut, dass er von vielen Positionen abgerückt ist und seinen Namen dafür eigentlich nie hergeben sollen. Darüber wird noch eine Forschungsarbeit später ausführlich berichten.Nur, damit Sie sehen, wieviel Mühe sich die DDR die ganze Zeit hindurch gegeben hat, sich auch immer wieder und weiter mit den Zeugen Jehovas zu beschäftigen, und sie zu diskreditieren. Unter anderem ist dieses Buch später auch im Westen, für einen "Spiegel"-Artikel 1961 zitierbare Quelle gewesen [Gleichfalls unkorrekt. Wie der "Spiegel"-Artikel 1961 über Erich Frost erschien, gab es das Uraniabuch überhaupt noch nicht].

Der Fall G. Y.

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