Sektenmanipulationen Teil 1 von 8

geschrieben von:  . +

Datum: 11. April 2012 12:25

Manipulationsmethoden der Sekten

Am 28. März 2012 im BRK-Haus in Donauwörth

Ich möchte mich ganz herzlich bei den vielen „Welt“-Menschen bedanken, die mir mit Informationen, Zuspruch und Verständnis geholfen haben.
Sie haben meinen Ausstieg ermöglicht.
Sie gaben mir neue Perspektiven für ein völlig neues Leben.

Die vielen Leserzuschriften zu meinen Büchern haben mich sehr bewegt.
Ich bedanke mich für die Beiträge in meinen Gästebüchern.
Danke für das Vertrauen, dass mir bei vielen Telefonaten und in der Selbsthilfegruppe geschenkt wurde.
Meine Verwandten, die keine Zeugen Jehovas waren fragten wie es mir geht und gaben mir Zuspruch.
Plötzlich fühlte ich mich aufgefangen in einem Netzwerk von helfenden Händen.
Das war die Voraussetzung, dass ich den Neuanfang geschafft habe.
Vielen, vielen Dank an alle die mir Worte geschenkt haben.
Doch zuerst und zuletzt von allem danke an meinen lieben Mann Karl.
Er ist alle Wege mit mir gemeinsam gegangen und begleitet mich in eine gemeinsame Zukunft.

Sektenmanipulationen Teil 1 von 8

Sektenmanipulationen Teil 2 von 8

geschrieben von:  . +

Datum: 11. April 2012 13:05

RELIGION ODER SEKTE?

EINE EHEMALIGE ZEUGIN JEHOVAS BERICHTET

Wer kennt sie nicht, die freundlichen Vertreter der Wachtturm-Gesellschaft? Sie klingeln an den Haustüren, bieten auf öffentlichen Plätzen ihre Schriften an oder begegnen uns am Arbeitsplatz, im Urlaub, in der Nachbarschaft.

Die Bilder in ihren Schriften vermitteln positive Signale: freundliches Lächeln, harmonische Farben, paradiesische Landschaften, und immer haben sie die Bibel oder die Wachtturm-Schriften greifbar.
Das kann doch nicht falsch sein. Wo ist das Problem?

Diese Frage will Barbara Kohout in ihrem Vortrag "Sektenmanipulationen" beantworten. Die Referenten war selbst lange Zeit Mitglied der Zeugen Jehovas und berichtet aus ihren persönlichen Erfahrungen, wie die Zeugen neue Mitglieder zu gewinnen versuchen.

Zum Beispiel: Vertrauen gewinnen, indem man das Gefühl anspricht. Die positiven Bilder sollen die Lösung aller Probleme innerhalb der Gemeinschaft versprechen. Alles draußen ist negativ: Die verderbte böse Welt, die falsche Religion, Vernichtung, der Krieg Gottes, den man Harmagedon nennt. Das gesamte Wissen unserer Menschheit wird auf zwei Alternativen reduziert: Wir haben die Wahrheit, sind in der Wahrheit, die wahren Christen - die draußen in der bösen Welt sind im Irrtum, Teil des Weltreiches der falschen Religion und werden vernichtet.

Um zu diesem simplen Schwarz-Weiß-Denken umgeformt zu werden, wenden die Wachtturm-Missionare viel Zeit und Mühe auf und bedienen sich weiterer subtiler Methoden der Werbung.

Sektenmanipulationen Teil 3 von 8

geschrieben von:  . +

Datum: 11. April 2012 14:35

„Braucht man als Sektenaussteiger eine Selbsthilfegruppe"? wurde ich neulich sehr erstaunt gefragt.
Zugegeben, für Katholiken, Protestanten und viele andere ist es kein Problem, den Austritt aus der Kirche zu erklären.
Schließlich gibt es Glaubensfreiheit, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und überhaupt, wen geht das etwas an?
Im Falle von Psychogruppen und totalitären Kulten ist das aber ganz anders.
Sie üben oft unerträglichen Druck durch Drohungen aus.
Sie vermitteln Schuldgefühle und Gewissensnöte.
Im schlimmsten Fall droht der totale Verlust aller bisherigen sozialen Kontakte.
Familie und bisherige Freunde müssen sich vollständig distanzieren.
Diese plötzliche Isolation von dem gewohnten Leben ist eine sehr traumatische Erfahrung mit schwerwiegenden und sehr oft lang anhaltenden gesundheitlichen Folgen, wie Depression, Angstzustände, Verlust des Selbstwertgefühls und Schuldgefühle, Schlafstörungen, die Unfähigkeit neue Kontakte zu knüpfen oder wieder zu vertrauen.

Das Posttraumatische Müdigkeitssyndrom ist so ein Fall:
Das Trauma ist längst vorüber, und doch bleibt der Knacks.
Vor allem dann, wenn das Trauma nicht nur ein einmaliges Ereignis war, sondern beispielsweise durch eine Erziehung in einer Sekte, erlernte Verhaltensmuster hervorgerufen hatte die man als völlig normal erlebte und plötzlich infrage stellen muss.

Sektenmanipulationen Teil 4 von 8

geschrieben von:  . +

Datum: 11. April 2012 16:10

Für die Psychotherapeuten ist es nicht leicht zu helfen, denn Patient und Therapeut sprechen tatsächlich zwei verschiedene Sprachen und für sie sind völlig unterschiedliche Weltbilder real.
Welcher Zeuge Jehova gibt schon zu das er unter psychischen Auffälligkeiten leidet weil er "freiwillig" bei den Zeugen Jehovas ist?
Wie sollte ein Therapeut der glücklicherweise nie unter die Zwänge einer Psychogruppe geraten ist verstehen:
Dass ein „treuer und verständiger Sklave" in Wirklichkeit der absolute Herrscher ist, der Gehorsam, Unterwerfung und totale Hingabe an die Gruppeninteressen fordert und keinerlei Kritik duldet?
Dass sich ein Mensch dem unterwirft weil er ehrlich glaubt, dieser „Sklave" handelt mit göttlicher Autorität und sich dem zu widersetzen heißt Gott gegenüber illoyal zu sein?
Dass der „Rat" dieses Sklaven in Wirklichkeit ein absoluter Befehl ist und seine Anweisungen jeden Bereich des Lebens einbeziehen?

Dass es durchaus ernst gemeint ist, wenn eine Mutter sagt, es wäre mir lieber, du wärst wirklich tot als „ausgeschlossen"?
Wer das selbst über Jahre und Jahrzehnte glaubte, kann diese Sicht der Dinge nicht einfach abschütteln, wie man ein lästiges Insekt abschüttelt.

Die Erkenntnis, dass ein Weltbild, das nur innerhalb der Gruppengrenzen real existiert, nicht mit der Welt außerhalb zu vergleichen ist, wird nur sehr langsam zu vermitteln sein.
Dafür braucht man die Hilfe anderer.
Genau diese Hilfe zum Verstehen und hinter sich lassen können, bietet die Selbsthilfegruppe für die anonymen Sektenaussteiger an.

Sektenmanipulationen Teil 5 von 8

geschrieben von:  . +

Datum: 11. April 2012 17:44

Warum braucht ein Sektenaussteiger Hilfe?

Weil...

...seine religiöse Gruppe ihn möglicherweise physisch, psychisch, mental und materiell ausgebeutet hat.

...er nach dem Ausstieg sozial isoliert ist und eventuell durch totales Kontaktverbot mit dem sozialen Tod bestraft wurde.

...er das bisherige Weltbild durch eine neue Sicht auf die Realität des Lebens ersetzen muss.

...er bisherige Ängste vor dem Teufel, den Dämonen, Harmagedon dem drohenden Gottesgericht, Sünde und persönlicher Schuld abbauen muss.

...er das Ausmaß der Täuschung und der absichtlichen Manipulation erkennen muss.

...er durch neue Kontakte und Erfahrungsaustausch seine Isolation überwinden kann.

.. .er in der Vergangenheit Gehorsam als Grundprinzip des Lebens praktizierte und lernen kann eigenverantwortlich zu handeln.

...er die erlernte Hilflosigkeit, die möglicherweise der Grund für Depression und Suizidgefährdung ist, abbauen kann.

Sektenmanipulationen Teil 6 von 8

geschrieben von:  . +

Datum: 11. April 2012 19:23

Was leistet die Selbsthilfegruppe?

Sie bietet die Möglichkeit zum

- Erfahrungsaustausch im geschützten Raum
- neue Kontakte und Freunde finden.

Sie hilft dabei

- wieder Vertrauen zu können.
- aufzuklären, sowohl Betroffenen selbst als auch besorgte Angehörige und Freunde.
- präventiv in der Jugendarbeit tätig zu sein.
- die Kommunikation zwischen psychisch belasteten Kultgeschädigten und Therapeuten zu verbessern.
- die gruppeninterne Sprache und ihre Wirkung auf das Gruppenmitglied bewusst zu machen.
- in Seminaren und mit Schriften das Wissen und Verständnis der Betroffenen und der Angehörigen, der Politik, der Schulen und im Gesundheitswesen tätigen zu verbessern.
- bei Bedarf gezielte professionelle Hilfe und Beratung zu vermitteln.

PS.:
Eine Anmerkung zu dem Gesagten am Schluss des sechsten Teiles.

Ich habe mit meiner Tochter während den Zusammenkünften früher immer gespielt.
Unter anderem konnte sie ihre kleinen Kinderhände auch schützend in meine als Höhle geformten Hände verbergen.
Wehrend den bösen Blicken der Zeugen Jehovas (unter anderem auch der strafenden Blicke der Kindsmutter) im Königreichsaal, als ich mit meiner Tochter spielte - genoss sie unter meinem Schutz ihre Freiheiten.
Nie habe ich dabei das von ihr geschenkte Vertrauen gebrochen und ihre Hände - und sei es auch nur zum Spiel - festgehalten.
Das im Übertragenen Sinn traf auch später für meine Tochter zu, als ich Schritt für Schritt die Sekte verließ.
Meine schützenden Hände standen der Tochter immer offen - sie aber hatte sich für die Sekte entschieden.
Hätte sich meine Tochter für mich und nicht für die Sekte entschieden wäre sie heute noch der Star und die Prinzessin die sie unter meinem Schutz mal war.
Das war ihre Entscheidung und ich klammere nicht.

Sektenmanipulationen Teil 7 von 8

geschrieben von:  . +

Datum: 11. April 2012 21:01

Meine Bücher erzählen von meinem Leben als Kind, wie ich durch meine Eltern in die Sekte geraten bin, wie in „Drei Wege - ein Ziel - Überleben".
Wie ich später als verheiratete Frau und Mutter meinen eigenen Kindern die Sektenkonditionierung in guten Glauben angetan habe, von meinen Zweifeln und dem Ausstieg berichte ich in „Mara im Kokon".
Das Buch „Saras Mut" habe ich für Jugendliche geschrieben.
Sie sollen sich ein Bild davon machen können, was es bedeutet, zu einer Sekte oder Psychogruppe zu gehören.
Ich hoffe, ich kann ihnen damit viel Kummer ersparen.

Barbara Kohout 

Sektenmanipulationen Teil 8 von 8

 

 

www.barbara-kohout.de

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