Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Bettelbrief - Made in India

Rund 20 000 Zeugen Jehovas gibt es in Indien. Keine sonderlich beeindruckende Zahl, angesichts der Größe des Landes. Aber Indien ist ein Dritte Welt Land. Will sagen, man ist dort nicht gerade "auf Rosen gebettet". Im Dezember des Jahres 2000 bekamen die dortigen Ältesten der örtlichen Zeugen Jehovas-Versammlungen einen Bettelbrief der Wachtturmgesellschaft zugestellt. Damit er auch wirkungsvoll genug sei, wurde er zuvor auf den dortigen Bezirkskongessen im Dezember 2000, den versammelten Funktionären vorgetragen.

Behauptet wird in diesem Schreiben:

"Gegenwärtig sind wir nicht in der Lage, Geldmittel aus dem Ausland in Empfang zu nehmen, um die hier beschafften Spenden aufzubessern, was, wie wir klarstellen müssen, nicht die Schuld der Gesellschaft ist. Es bedeutet jedoch, dass die Gesellschaft ihre Bedürfnisse auf die verfügbaren Mittel zuschneiden muss. Dementsprechend ist es für die Gesellschaft erforderlich geworden, das bestehende Bethelpersonal zu reduzieren. Es bedeutet auch, dass die Gesellschaft gegenwärtig nicht in der Lage ist, die Sonderpioniere oder das Bauprogramm für die Königreichssäle zu unterstützen."

Damit auch keine Missverständnisse aufkommen, was der ganze Klagegesang soll, findet sich denn in jenem Schreiben auch der Satz:

"sollte uns allen bewusst sein, dass wir unseren Anteil an den Zuwendungen, die ein Teil unserer Anbetung sind, nicht vernachlässigen. Jeder möge gebetsvoll erwägen, wie seine Spendenmöglichkeiten sind."

Also mit Verlaub gesagt, mir ist die inhaltliche Aussage, keine finanzielle Unterstützung aus dem Auslande wäre mehr möglich, zu dürr. Ich vermisse bei ihr die Detailbegründung. Selbst wenn dem so sein sollte, bleibt immer noch die Frage offen: Warum startet die WTG nicht in ihren in aller Welt verbreiteten Zeitschriften eine Kampagne, mit der Forderung: Lasst uns unsere Schwestern und Brüder in Indien unterstützen? Nachweisbar, hat die WTG schon bei weit nichtigeren Anlässen weltweite Kampagnen gestartet. Warum nicht auch in diesem Fall?

Der Verdacht drängt sich auf. Es besteht ihrerseits überhaupt kein diesbezügliches Interesse. Folgerichtig findet sich denn in diesem Schreiben auch der verquaste Satz:

"Jehova schätzt das, was wir soweit gespendet haben, gewiss wert. Erwartet er jetzt vielleicht von den Brüdern in Indien, dass sie finanziell unabhängig werden und sich nicht auf ihre Brüder im Ausland verlassen? Soweit die gegenwärtigen Umstände eine Beurteilung dessen zulassen, weist alles darauf hin, dass das wohl der Fall sein mag!"

Das kennt man bereits aus Deutschland. Anfang der zwanziger Jahre erschien hierzulande Rutherford mit den Taschen voller US-Dollar und kaufte ein. Stichwort Ausbau von Magdeburg. Ein Jahrzehnt später konnte sich seine Publikumszeitschrift "Das Goldene Zeitalter" schon rühmen, auch hierzulande eine Auflagenhöhe zu haben, die in die Hunderttausende ging. Dann o Schreck: Kam der braune Spuk. Und aus war es mit der Herrlichkeit. Nicht ganz. Da war ja noch die US-Regierung. Und mittels ihrer Unterstützung gelang es, sogar das Naziregime unter Druck zu setzen.

Verbotsaufhebung war nicht drin. Sehr wohl aber Rücktransferierung deutscher WTG-Guthaben ins Ausland. Dollinger, als diesbezüglicher Insider, hat dass alles im Detail beschrieben.

So, jetzt ist Indien dran. Startkapital gab es einmal. Jetzt soll es sich dort amortisieren. Folgerichtig wird die psychologische Druckschraube angezogen. Und das bei den Ärmsten der Armen.

Schämen sollte sich dieser US-Konzern. Aber zu einer solchen Gefühlsregung sind diese Amis ohnehin nicht fähig!

Details zum Fall Indien

Hans Dollinger Erinnerungen

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