Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Gerade-bevorstehend

"Die gerade bevorstehende Schlacht von Harmagedon …" Mit diesem Satz klingt die Rutherford-Broschüre aus dem Jahre 1935, "Wer wird die Welt regieren" so ziemlich aus. Sie ist der Kern, um dem alles andere herum drapiert ist. Zwar wird vermieden dieses "gerade bevorstehend" näher zu quantifizieren. Indes ist die Tendenz klar. Es ist durchaus im Sinne einer akuten Naherwartung gemeint. Ja sein Verfasser wähnt gar, mit zu jenen noch zu gehören, die das erleben würden. Zu diesem Zweck kann er sich nicht genug daran tun, ein Schreckenszenario aufzumalen.

Der Schrecken mag real sein, dennoch wird man ihm mit dem Rattenfänger von Hameln vergleichen müssen. Seine Thesen trugen nichts zur Lösung anstehender Probleme bei. Diese Probleme dienten nur als Kulisse um sein eigenes Rattenfängerprogramm um so wirksamer darbieten zu können.

Nachstehend ein paar Zitate, aus der Schwarzmalenden Sicht, wie sie in dieser Broschüre dargestellt wird:

Das Volk wurde veranlaßt, zu glauben, der große Krieg von 1914 würde bewirken, dass die Demokratie in der Welt sichergestellt würde. Wäre diese phantastische Voraussage verwirklicht worden, so hätte man eine Regierung des Volkes für das Volk und durch das Volk gehabt. Die Parole erwies sich jedoch noch unzuverlässiger als ein Traum.

Italien befand sich auf der Seite der Sieger im Kriege, und heute wird jene Nation von einem Diktator beherrscht und Demokratie ist dort unbekannt.

Das russische Reich fiel im Kampfe, die Sowjets kamen an die Macht und in jener Regierung gibt es keine Demokratie.

Deutschland befand sich auf der Seite der Besiegten und jetzt wird jene Nation willkürlich von einem Diktator regiert und das Volk steht in großer Furcht. Jede der Diktaturen sucht ein Weltherrscher zu sein.

In Amerika gibt es noch was man eine Demokratie nennt; das Volk hat jedoch wenig oder nichts zu sagen, was die Regierung betrifft. Die Bürger geben wohl ihre Stimme ab für die öffentlichen Beamten, aber die Erwählten tun das was ihnen von einigen wenigen Leuten befohlen wird. Bürokratie würde ein besserer Name für die Regierung sein.

Als nächstes kommt in Rutherford's Weltsicht der Völkerbund dran:

Aus dieser ganzen Weltverwirrung heraus wurde der Völkerbund geboren, und es wurde behauptet, dass er Frieden und Wohlfahrt aufrichten und die Welt harmonisch regieren würde. Jene Machenschaft aber ist bereits ein Fehlschlag, sie ist dem Untergang geweiht und wird der Menschheit keine nützlichen Früchte hinterlassen.

Die nächste Spitze trifft die katholische Kirche:

Seit Jahrhunderten hat eine fremde Macht, die den Sitz ihrer Tätigkeit in Rom hat und unter einem religiösen Namen paradiert, ihre lüsternen Augen auf Amerika gerichtet. Diese geheime Macht scheint heute einen übernatürlichen Einfluß auf andere menschliche Organisationen auszuüben, und mit List und Schlauheit geht sie voran, um ihre unsaubere Hand nach dem Reichtum der Nationen auszustrecken und dem Volke die letzten Überbleibsel seiner Freiheit zu rauben. Um dies tun zu können, spekuliert sie, die Nation durch eine gepanzerte Faust zu regieren. ICH WAGE DIE BEHAUPTUNG, DASS WENN NICHT EINE GEHÖRIGE ÄNDERUNG IN IHREN HANDLUNGEN EINTRITT, INNERHALB ZWEI JAHREN DER ZUSAMMENSCHLUß RELIGIÖSER, KOMMERZIELLER UND POLITISCHER MÄCHTE SO WEIT DURCHGEFÜHRT HABEN WIRD, dass das amerikanische Volk ganz und gar gebunden und seine von ihm so gerühmte Freiheit gänzlich verschwunden sein wird. (Hervorhebung von mir).

Was die USA betrifft, so entwirft für sie Rutherford auch ein düsteres Gemälde:

Wie aber steht es mit der amerikanischen Nation, in dem Lande, das einst als "das Land der Freien und die Heimat der Tüchtigen" gepriesen wurde? Was ist aus den edelmütigen Staatsmännern geworden, die einmal die allgemeine Wohlfahrt des Volkes beschützt haben? Sie sind beinahe gänzlich verschwunden. Es gab eine Zeit in Amerika, wo der Farmer sein Land sorgenlos bestellen, sich abends in Frieden zur Ruhe begeben und ungestört schlafen konnte. Heute sind die Bauern so bedrängt und ratlos, weil verlangt wird, dass sie einen Teil ihrer Ernten wieder umpflügen und dass sie ihre Schweine vernichten müssen, so daß etliche Farmer aus lauter Verzweiflung Selbstmord begangen haben. Die Steuerlasten des Volkes werden täglich erhöht, während die Regierung zinstragende Wertpapiere herausgibt, durch deren Verkauf Geld erhält und dann das Geld gebraucht, um es durch Hypotheken gesichert an die Farmer auszuleihen. Innerhalb einer kurzen Frist wird dieser Plan es den Politikern und ihren Verbündeten möglich machen, das gewöhnliche Volk einfach zu Sklaven zu machen.

Rutherford, der sich selbst einst in Sachen Aufhebung des Alkoholverbotes in den USA (genannt Prohibition) stark gemacht hatte; streift auch diesen Aspekt:

In Amerika hat die Prohibition das Verbrechertum anschwellen lassen und viele sind frühzeitig ins Grab gesunken und eine größere Anzahl ist entartet worden. Die Aufhebung des Alkoholverbotes hat noch schlimmere Zustände und eine fortgesetzte Zunahme von Verbrechen mit sich gebracht.

Dieses schwarzmalen ist für Rutherford zweckbestimmt.

Der Umstand, dass "schwere Zeiten" gekommen sind und dass das Volk leidet, trauert und in Verzweiflung ist, ist ein … Beweis dafür, dass wir die letzten Tage, die vor langer Zeit in der Bibel vorhergesagt wurden, erreicht haben.

Nachdem er so hetzerisch aktiv geworden ist, meint er in "bewährter" Selbsterfüllungsart die Reaktion darauf deuten zu können. Das liest sich dann so:

Diese Prophezeiung erfüllt sich heute, indem die römisch-katholische Hierarchie an der Spitze eines weltweiten grausamen Oppositionsfeldzuges gegen die Zeugen Jehovas vorgeht, was endgültig beweist, dass dieser Widerstand auf Befehl des Teufels organisiert wurde. … Diese Geistlichen, Finanzfürsten und Großpolitiker sind der Dreibund, der die Völker der Erde beherrscht, und ihr Gott oder unsichtbarer Herrscher ist Satan, der Teufel, der Fürst alles Bösen.

Die Ära Rutherford

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