Geschrieben von Drahbeck am 27. Oktober 2001 16:55:17:

Im Frühjahr nächsten Jahres soll im Verlag C. H. Beck eine Publikation von dem bekannten Detlef G. mit dem Titel "Die Zeugen Jehovas. Geschichte, Glaube, Organisation" erscheinen. Die ISBN dazu ist schon festgelegt. Der Verkaufspreis derzeit aber noch nicht. Unbekannt auch der Seitenumfang. Bis zum heutigen Tage hat G. nicht auf die an seine Adresse gerichteten kritischen Rückfragen, beispielsweise von Gerhard Kaiser geantwortet. Es wird sich zeigen, wohin die "Reise geht". Die Geleitwörter die G. beispielsweise zu dem Buch von Bernhard Rammerstorfer über den Zeugen Leopold Engleitner geschrieben hat, kennzeichnen ihn als einen Gefälligkeitsjournalisten (gefällig gegenüber der WTG). G.  hat jetzt sozusagen seine letzte Chance, sich von diesem Odium zu befreien. Ich befürchte, nach all dem was davor liegt, er nutzt sie nicht.

GarbeBrief

Geschrieben von Drahbeck am 03. November 2001 05:59:01:

Als Antwort auf: Re: Mein allerletzter Forentext <1682.htm> geschrieben von Messias am 02. November 2001 22:09:50:

Ich habe zwar keine 1489,- DM für den käuflichen Erwerb des Talmuds ausgegeben. Aber ich habe mich auch mal für dieses Schriftstück interessiert. Zugute kam mir, dass eine 12bändige Ausgabe des Babylonischen Talmuds (jeder Band hat über 1000 Seiten) sich im Bestand der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin befindet. Eigentlich wollte ich alle zwölf Bände durchlesen. Nach dem achten Band habe ich dann dieses Vorhaben entnervt und vor allem inhaltlich völlig gelangweilt, aufgegeben. Jedenfalls habe ich in den acht eingesehenen Bänden, keinerlei Stelle inkriminierter Art vorgefunden, wie sie "Messias" (neuer Name für Hans-Werner?) glaubt hier offerieren zu sollen.

Noch eins. Das Thema Antisemitismus ist eines, dass auch mein Interesse fand. Auch aus dem Grunde, weil der bedeutende Zeugen Jehovas-Gegner in der Nazizeit (Dr. Hans Jonak von Freyenwald) ein prononcierter Antisemit war.
Von Jonak liegt nun unter anderem auch das Buch vor "Jüdische Bekenntnisse aus allen Zeiten und Ländern". Das stellt inhaltlich eine Art antisemitischer Katechismus dar. Unter anderem kann man darin auch solche von "Messias" zitierte inkriminierte Passagen in Hülle und Fülle vorfinden.

Nur eines ist bemerkenswert. Jonak, der sich doch selbst als "Kapazität" auf seinem Gebiet verstand, nennt an keiner Stelle einen wirklich nachprüfbaren Beleg für solche antisemitischen Aussagen. Jonak zitiert im gleichen Buch auch aus der WTG-Literatur. Da nennt er stets Titel und Seitenangabe und die entsprechenden Zitate kann man nachprüfen.

Damit will ich nicht sagen, dass Jonak keine Quellen angibt. Soweit er aus der Sekundärliteratur, oder aus der Antisemitenbibel "Protokolle der Weisen von Zion" zitiert, nennt er auch stets Quellen. Nur bezeichnenderweise bei den eigentlichen Talmudzitaten so nicht.

Eine nachprüfbare Quelle wäre es für mich, hätte Jonak als Quelle beispielsweise angegeben. "Babylonischer Talmud" Ausgabe Jüdischer Verlag Berlin, Band sowieso, Seite soundsoviel. Dann könnte man das mal selbst nachprüfen. Nichts von alledem. Statt dessen nur kryptische Angaben wie zum Beispiel nachfolgendes Zitat (Jonak S. 48):
"Die Worte der mündlichen Überlieferung (d. i. des Talmud) sind dem Gesetze (d. i. der Tora) gleich. Talmud, Traktat Rosch haschana 19a"
Kein Wort darüber (um beim Beispiel zu bleiben) wo kann ich genanntes Traktat nachlesen Ich welchem Talmud-Band auf welcher Seite?

Antisemitismus war schon vor der Nazizeit virulent und wurde seit ihr besonders verrucht. Es ergibt sich der dringliche Verdacht, dass da ein Antisemit vom anderen abschrieb und sich auf dubiose "mündliche Überlieferung" stützt.
Das ist unter wissenschaftlichen Kriterien eine völlig inakzeptable Sache. Noch eines. Wer sich heute zum Sprachrohr solcher nicht verifizierbaren antisemitischen Thesen macht, dem muss man fragen; wie "blauäugig" er denn eigentlich ist.

Man muss die Realpolitik des Staates Israel keinesfalls "gutheißen". Aber man kann schon voraussetzen auf diesem sensiblen Gebiet, dass der Holocaust keinesfalls außer Betracht bleibt. Und das kolportieren solch antisemitischer Thesen im vorstehendem skizzierten Sinne ist einfach nicht hinnehmbar.

Noch eines. "Werner Hodler" (offenbar ein Pseudonym für Gerd). Sorry, es gab wirklich mal einen echten Dr. Werner Hodler. Auf Seite 128 und 169 meiner "Geschichte der ZJ" kann man einiges zu ihm nachlesen. Hodler, der Rusell'schen Zionismusbegünstigung zugetan, und den Rutherford-Schwenk der Abschaffung desselben nicht mitmachend, veröffentlichte auch Broschüren mit Titeln wie: "Israel ein auserwähltes Volk" oder "Israel das Schicksal der Welt". Das stellt damit den Gegenpol zum Antisemitismus dar.

Wollten die Antisemiten den Juden alles nur denkbar schlechte andichten, so die Philosemiten die Juden metaphysisch verklären. Beide Positionen sind meines Erachtens nicht akzeptabel.

Die metaphysische Verklärung sehe ich besonders unter dem Aspekt, dass da einige unbedingt die Bibel als Prophezeiungsbuch glauben nutzen zu müssen. Die WTG-Prophezeiungen müssen sie zwar - mehr widerwillig - zwischenzeitlich als Fata Morgana hinnehmen, aber der berühmte "Strohhalm" soll es nun tun.

Es wird in der Weltgeschichte auch weiterhin gravierende Katastrophen geben. Wo steht es eigentlich "geschrieben", dass die jetzige Generation auf Dauer von ihnen verschont bleibt? Was sollten eigentlich die Generationen sagen, die den ersten und zweiten Weltkrieg erleiden mussten, oder die Generation die der Dreißigjährige Krieg erwischte?
Die Versuchung für einige ist offenbar groß, dieses Leid in die Bibel hineinzuprojizieren. Das ändert nichts daran, dass außer einem vielleicht "moralischen Trost" und den Konjunkturnutznießern, in Form von Organisationen wie der WTG, diese Thesen keinen realen Wert haben. Die Katastrophen werden kommen. Abänderbar sind sie bestenfalls durch vernünftige Realpolitik, nicht aber durch ihre metaphysische Verklärung in Form vermeintlicher "Prophezeiungen".

Geschrieben von Drahbeck am 03. November 2001 11:18:18:

Als Antwort auf: Re: Antisemitismus <1686.htm> geschrieben von Messias am 03. November 2001 09:07:39:

Die "Antwort" offenbart die Zitierung aus Drittwerken. Sprich antisemitischer Trival"literatur". Eine echte Quellenangabe wäre der Nachweis einer im Buchhandel erhältlichen Ausgabe (oder falls nicht mehr lieferbar auch eines entsprechenden Buches, dass man sich gegebenenfalls auch auf dem Fernleihweg aus wissenschaftlichen Bibliotheken zur befristeten Einsichtnahme besorgen könnte.)

Im konkreten ist gefragt. In welchem der 12bändigen Talmudausgabe des Jüdischen Verlages zu 1489,--DM Verkaufpreis, die über den Buchhandel nachwievor bestellbar ist; respektive in wissenschaftlichen Bibliotheken einsehbar.
In welchem Band auf welcher Seite sollen sich die inkriminierten Zitate befinden?

Solange dieser Nachweis nicht gebracht ist, handelt es sich bei der Kolportierung dieser antisemitischen Ammenmärchen, um Brunnenvergiftung übelster Sorte.

Geschrieben von Drahbeck am 03. November 2001 19:20:08:

Als Antwort auf: Re: Antisemitismus <1688.htm> geschrieben von Messias am 03. November 2001 16:18:46:

Die Behauptungen von "Messias" sind ja nicht neu, und sicherlich auch nicht von ihm erfunden. Das auf deutschem Boden mal ein Holocaust stattfand, hängt eben auch mit solchen brunnenvergifterischen Thesen zusammen, von denen er und L ,,, ja schon sattsam berüchtigte Proben aufs neue abliefert. Für meine Person darf ich feststellen, dass ich mich durch 8 (von zwölf) Bänden Talmud durchgequält habe, und dabei sehr wohl die antisemitischen Anwürfe mit im Blickfeld hatte. Aber eben nichts an diesbezüglichen Stellen gefunden habe. Ich behaupte hingegen: "Messias" hat selbst nicht einen einzigen Band Talmud gelesen. Er kolportiert lediglich dass was in Neonazikreisen, auch mit logistischer Unterstützung aus geistesverwandten Kreisen in den USA, auch heutzutage noch diesbezüglich behauptet wird.

Das er den Beweis mit Bandangabe und Seitenangabe nicht antreten kann, ist mir schon klar. Haben doch seine Gewährsmänner ihrerseits auch nicht diesen Beweis angetreten. Das ändert nichts an der Sachlage, dass die Urheber einer Behauptung beweispflichtig sind. Die entsprechenden Beweise mit genauer Quellenangabe sind von antisemitischer Seite eben nicht erbracht. Ein antisemitischer Abschreiber von Eisenmenger "Entdecktes Judentum" über Fritsch "Handbuch der Judenfrage", Jonak nicht zu vergessen, bis zu ihren neueren Geistesverwandten im Internet, schreibt lediglich vom anderen ab. Und keiner nennt mit wirklicher Seitenangabe eine authentische Quelle. Wie auch. Keiner von diesen Herrschaften hat das ja selbst nachgeprüft.

Aber das sei auch noch gesagt. Hermann L. Strack, war ein jüdischer Gelehrter, der sich intensiv mit dem Talmud befasste. Strack veröffentlichte 1921 seine Kampfschrift "Jüdische Geheimgesetze?" Daraus zitiere ich mal nachstehend:
"Mit derselben Regelmäßigkeit, mit welcher Ungeziefer wieder sich zeigt und sich vermehrt, wenn nicht auch das kleinste Eiernestchen, auch die unscheinbarste Verbreitungsmöglichkeit beseitigt ist, tritt immer wieder die Behauptung auf, der Talmud und der Schulchan-Aruch seien von den Juden ängstlich geheimgegehaltene Schriften … Dieser Behauptung gegenüber habe ich seit mehr als drei Jahrzehnten immer wider mit stärkstem Nachdruck ausgesprochen und erwiesen: Es gibt keine jüdischen Geheimschriften.
Der Abschreiber Th. Fritsch, Beweis-Material, 3. Aufl., 118 behauptet und sein Unterschreiber Dinter 389 wiederholt es: 'In Sanhedrin 59a und Chagiga 13a wird gelehrt, daß ein Nichtjude, der den Talmud studiert, oder ein Jude, der einen Nichtjuden im Talmud unterrichtet, den Tod verdient.' "
Dem widerspricht Strack dann im weiteren seiner Ausführungen.

Der Theologe Paul Fiebig (der auch eine Schrift über die Bibelforscher publizierte) schrieb in seinem gleichfalls 1921 erschienenen Buch: "Juden und Nichtjuden. Erläuterungen zu Th. Fritschs 'Handbuch der Judenfrage'"
"Zunächst beschäftigte mich, was Fritsch S. 330-349 über den Talmud sagt. S. 337, Anm. gibt er selbst an, daß sich seine Darlegungen in der Hauptsache auf Prof. Aug. Rohlings Schrift 'Der Talmudjude' stützen." (S. 1)
Fritsch zitiert in derselben Weise wie Rohling und dieser wieder wie Eisenmenger. Rohlings Hauptquelle ist ja Eisenmengers Buch." (S. 2)
"Die dargebotenen Zitate aus dem Chulchan Aruch hat Fritsch, wie er angibt, dem Buche von Dr. Jakob Ecker: 'Der Judenspiegel im Lichte der Wahrheit' entnommen. … Auch hier zitiert Fritsch den Grundtext, den Ecker darbietet, nicht wörtlich, so daß seine Zitate wissenschaftlich wertlos sind." (S. 57)
"Ich bin an Fritsch Buch mit gutem Vertrauen herangegangen , weil mir gesagt wurde, daß er lediglich sachliches Material biete. Nach der eigenen Nachprüfung kann ich diese Beurteilung leider nicht unterschreiben." (S. 82.) Soeweit Fiebig.

Ich kann jetzt hier im Rahmen eines Forumsbeitrages nicht all meine weiteren durchaus umfänglichen getätigten Exzerpte zum Thema Antisemitismus referieren. Das würde schon fast ein ganzes Buch werden; aber zu dessen Ausarbeitung fehlt die Zeit. Aber mit einem Zitat möchte ich doch noch schließen. Das mir der famose Dr. Jonak aus der NS-Zeit besonders angelegen ist, ist ja allgemein bekannt. Ich empfand es schon als durchaus bemerkenswert, auch einmal den Zerriss zu lesen, den Jonak einmal über einen seiner antisemitischen Berufskollegen publizierte. An keiner geringeren Stelle als wie in den "Nationalsozialistischen Monatsheften" wurde dieser Zerriss publiziert und zwar noch im Jahre 1944! (Heft Nr. 162).

In der Sache dreht es sich um eines der Lieblingsthemen der Antisemiten, den angeblichen jüdischen Ritualmord, von dem sich L ... erdreistet, ihn auf seiner Webseite erneut zu kolportieren. Da erschien also 1943 im Nazideutschland ein Buch eines gewissen Hellmut Schramm mit dem Titel "Der Jüdische Ritualmord. Eine historische Untersuchung". Und nun soll noch zitiert werden was Jonak darüber rezensiv feststellte:

"Der Verfasser hat sich zur Aufgabe gestellt, die sehr umstrittene Ritualmord-Frage zu lösen, und versucht, die Behauptung, daß die Juden solche Verbrechen begehen, an Hand der jüdischen Gesetzbücher (Sohar, Talmud) und mittels Erörterung von rund 136 Mordfällen aus den Jahren 419 bis 1913 zu beweisen. Seine Arbeit beansprucht, als wissenschaftliche Untersuchung aufgefaßt zu werden, denn im Vorwort bzw. in der Einleitung wird betont, daß der Verfasser aus den 'Quellen' schöpfte, die 'Berichte und Prozeßakten' benützte, 'wissenschaftlich in die Tiefe' stieg und 'wissenschaftliche Kleinarbeit' leistete. Wer sich jedoch mit dem Inhalte näher befaßt, muß entdecken, daß der Verfasser offenbar keinerlei Quellenstudium betrieb, sondern vielfach oberflächliche Literatur und Zeitungsnachrichten benützte.

Der Verfasser bezeichnet die behandelten 136 Mordfälle als 'in der vorliegenden Untersuchung festgestellte Ritualmorde.' (S. 443). Wie er aber dies feststellte, sei nur an einigen Beispielen gezeigt.
Er schreibt: 1250 opferte ein Rabbiner in Kastilien ein Christenkind (S. 18). 1347 kreuzigten die Juden von Messina ein Kind (s. 25). 1453 steckten Juden in Breslau ein Kind in ein Faß mit Nägeln, daß sie rollten, um dem Opfer das Blut zu entziehen (S. 28). Solche Morde geschahen ferner 1879 zu Tallya und 1880 zu Komorn (S. 139). In diesen fünf nur beispielsweise genannten Fällen gibt Dr. Schramm weder die Namen der Opfer, noch die Mörder an und berichtet auch nichts über die näheren Umstände oder über ein Gerichtsverfahren. Er konnte auch nichts Näheres angeben, da er seine Wissenschaft bloß aus den seichten Büchern des Franzosen Despartes und des Ungarn Onody bezog, die darüber auch nicht mehr geschrieben haben.

Trotzdem nahm Dr. Schramm auch diese Fälle in die 'Tafel der in der vorliegenden Untersuchung festgestellten Ritualmorde auf', zu welcher Überschrift er noch bemerkt (S. 443):
'Die genauen Akten- bzw. Urkundenhinweise finden sich an den betreffenden Stellen verzeichnet.' Bei den genannten Fällen fehlt aber jeder Hinweis auf Akten oder Urkunden.

Eine Reihe von Morden behandelt der Verfasser eingehender, aber ebenfalls nicht auf Grund von Originalquellen. So benützte er bezüglich des Mordes von Polna die in Buchform erschienenen Prozeßberichte, die der Journalist Schwer für das Wiener 'Deutsche Volksblatt' geschrieben hatte. Für den Mordfall in Konitz verwendete er eine von unbekannten Verfassern zusammengebraute Broschüre, die der Abgeordnete Liebermann von Sonnenburg mit einem Vorwort unter seinem Namen herausgab. In beiden Fällen begnügte er sich mit diesen Kampfschriften und unterließ es, die auch heute noch vorhandenen Prozeßakten einzusehen.

Ebenso ging der Verfasser bezüglich der übrigen großen Prozesse vor; auch wo es leicht möglich gewesen wäre, die Prozeßakten zu beschaffen, schrieb er lediglich aus der vorhandenen Ritualmord-Literatur ab.

Aber Dr. Schramm glaubt auch ein Talmud- und Soharkennern zu sein. Er hat eine in einem Ergänzungswerke des Sohar vorkommende Stelle entdeckt, die er (S. 5) als 'unmißverständliche Ritualmordanweisung' ins Treffen führt. Den Text bringt er 'wörtlich nach der authentischen Übersetzung Dr. Bischoffs'. Tatsächlich übernahm Dr. Schramm sowohl die Bezeichnung 'Ritualmordanweisung' als auch den Text offenbar aus dem von Th. Fritsch herausgegebenen 'Handbuch der Judenfrage' (1938, S. 139,140), ohne diese seine Quelle zu nennen. Peinlich ist es nun, daß Fritsch die Übersetzung Bischoffs mehrfach verändert hatte und Dr. Schramm den also veränderten Text als authentische Übersetzung Bischoffs anführt.

Aber Fritsch bemerkt wenigstens, daß Bischoff selbst bezweifle, daß hier eine Ritualmordanweisung vorliege. Davon erwähnt Dr. Schramm nichts, ja er führt Bischoffs Übersetzung an, obwohl dieser in seinem Buche 'Die Elemente der Kabbalah', 2. Teil S. 220 gerade diese Soharstelle als 'exegetisches Unkraut' und 'kompletten Unsinn' bezeichnete und außerdem behauptete, es gebe weder im Talmud noch im Sohar auch nur eine einzige Stelle, die im Sinne eines Blutrituals ausgelegt werden könne.

Auf S. 288 erzählt uns Dr. Schramm, daß es eine der ersten Taten des 'neugebackenen' Präsidenten Masaryk war, den Juden Hilsner, den Mörder von Polna, aus dem Zuchthaus zu entlassen; Masaryk habe damit eine 'sittliche Pflicht' gegenüber Juden und Freimaurern erfüllt. Dr. Schramm hat diese unrichtige Erzählung aus seinem eigenen Aufsatz 'Der Doppel-Ritualmord in Polna' in der seinerzeitigen Monatsschrift 'Weltkampf', August 1939, S. 339, abgeschrieben. Der von ihm damals und nun nach vier Jahren begangene Fehler ist ein unverzeihlicher. Masaryk wurde nämlich am 14. 11. 1918 zum Präsidenten der Teschecho-Slowakei gewählt. Hilsner aber hatte auf Grund eines Gnadenaktes des Kaisers Karl die Strafanstalt bereits am 30. 3. 1918 verlassen.

Auf S, 9ff. nennt uns Dr. Schramm einige Persönlichkeiten die eines 'plötzlichen Todes' starben, weil sie bei den Juden mißliebig geworden waren. Gerüchte, über die sich schon Dr. Bischoff, den Dr. Schramm selbst als einen deutschen Gelehrten von Weltruf bezeichnet, seinerzeit in einem Gerichtsgutachten lustig gemacht hat. Unter anderem behauptet Dr. Schramm (S. 10): 'Den Doktor Pinner überraschte ein 'plötzlicher Tod' in dem Augenblick, als er den ersten Teil des Talmud übersetzt hatte.'
Tatsächlich erschien die Übersetzung 1842 in Berlin, aber erst im Jahre 1880 starb Pinner im Alter von 77 Jahren. Das nennt Dr. Schramm einen von den Juden herbeigeführten 'plötzlichen Tod.'

Ganz unwissenschaftlich ist es, wenn Dr. Schramm in seine Tafel der festgestellten Ritualmorde die zahlreichen Fälle aufnahm, in denen das Geständnis der Beschuldigten mittels der außergesetzlichen Folter oder durch außergesetzliche Marterungen erpreßt wurde. Zu dieser wichtigen Frage nimmt Dr. Schramm sachlich nicht Stellung; er hält die erfolterten Aussagen einfach für wahr, insbesondere wenn mehrere Beschuldigte getrennt vernommen und gleichlautend aussagten. Als ob die Foltergerichte nicht gleichlautende Aussagen nach Belieben aus den Gemarterten herausholen konnten!
Im Falle des Trienter Mordes, wo die Folterung aktenmäßig feststeht, gebraucht er trotzdem die Wendung 'angeblich erfolterte Aussagen' (S. 40).

Im Falle des Mordes in Damaskus macht er sich über die 'entsetzlichen Foltergeschichten' lustig (S. 82) und beim Morde in Bäsin (S. 43) bezieht er seinen Bericht aus Onodys Ritualmord-Buch, ohne aber die dort (S. 104) stehenden Sätze anzuführen: 'Die vorgerufenen Angeklagten leugneten insgesamt die Tat und beteuerten ihre Unschuld, worauf zur strengen Frage, das heißt zur Folter, geschritten wurde. Nach den ausgestandenen Folterqualen bekannten endlich die Gepeinigten die Tat.'

Mit Verhöhnen und Totschweigen eines Verfahrens, das ebenso wie die Hexenprozesse zu den größten Schändlichkeiten der Menschheit gehört, kommt man über diesen dunkelsten Punkt der meisten Ritualmord-Prozesse nicht hinweg. Mit dieser Feststellung sind die Mängel des Buches keineswegs erschöpft.

Das Buch ist vielmehr eine Fundgrube von Unrichtigkeiten und unbewiesenen Behauptungen. Es bietet in der Ritualmord-Frage nichts Neues, neu ist höchstens, daß es noch mehr Fehler enthält als andere Schriften dieses Schlages. Dem Verfasser fehlen die für eine solche Arbeit erforderlichen Kenntnisse und Beurteilungskraft. Die Art und Weise, wie er das Thema behandelt, muß als Hohn auf jede ernste Geschichtsbetrachtung bezeichnet werden …"

Vorstehendes veröffentlichte Jonak, wie gesagt, noch im Jahre 1944 in einer Nazigazette. Das es dort in dieser Form so abgedruckt wurde, nimmt man aus heutiger Sicht nicht ohne einen Anflug von Verwunderung zur Kenntnis. Jedenfalls kann man sich in diesem Fall, der Jonak'schen Gedankenführung nicht ganz entziehen. Mir ist bekannt, dass Jonak erst 1953 in seiner Heimatstadt Wien verstarb. Ein Versuch meinerseits in Österreichischen Archiven besonders über seine Zeit nach 1945 zu recherchieren, scheiterte an der dortigen Bürokratie. Tel Aviv war diesbezüglich kooperativer. Schande auf die Verantwortlichen diesbezüglich in Österreich.

Auf jeden Fall glaube ich sagen zu können, dass diese eben zitierten Ausführungen Jonak's und sein 1936 Zeugen Jehovas-Buch durchaus Anlass zu weiteren Fragen bilden. Was ich aus meiner Sicht dazu noch ergänzend glaube sagen zu können, habe ich besonders im 18. Kapitel der "Geschichte der ZJ" (Anti-Bibelforscher"koryphäen" in Aktion) zusammengefasst.
Chaos in der Dienstabteilung

Geschrieben von Bethel-Maulwurf am 05. November 2001 12:19:00:

Heute wieder Neues aus den Katakomben der Macht. Derzeit jagt in der Dienstabteilung eine Besprechung die nächste. Thema: Der Mangel an Kreisaufsehern. Das Thema ist top secret und alle Beteiligten sind zu strengstem Stillschweigen verdonnert worden. Die Fakten: In Deutschland gibt es immer weniger Kreisaufseher, d.h. es scheiden mehr aus, als neue nachwachsen. Zum Teil wegen Alter, aber auch aus wesentlich pikanteren Gründen. Die "neuen" Kreisaufseher sollen aus den Reihen besonders eifriger Brüder rekrutiert werden. So gibt es eine ganze Reihe Kandidaten, vor allem im Osten, die ca. Mitte 30 sind und bereits auf ihre Eignung getestet und "geschult" wurden. Das Problem: Viele von denen sind absolute Hardliner mit geradezu extremistischen Ansichten (verständlich, denn sie müssen nach oben buckeln und nach unten treten = auch Radfahrerverhalten genannt und aus der Zoologie gut bekannt). Nun gibt es ein paar Brüder im Bethel, die diese Newcomer nicht so gern sehen, denn sie befürchten eine Verschreckung der Massen durch diese fordernden Managertypen. Allerdings toben derzeit auch im Bethel Selters erbitterte Machtkämpfe zwischen den "Alten" und den "Jungen". Nach außen hin wird ein netter Eindruck erweckt, aber intern ist derzeit die Hölle los. In den nächsten Wochen ist mit einigen sehr interessanten Neuerungen zu rechnen, die wahrscheinlich wieder als "Vereinfachungen" verkauft werden. Gruß vom Bethel-Maulwurf

Geschrieben von Bethel-Maulwurf am 05. November 2001 23:26:13:

Als Antwort auf: Einschätzung <1722.htm> geschrieben von Hans am 05. November 2001 22:53:07:

>Das ist ja herrlich. Gut zu wissen, daß ich falsch eingeschätzt werde und auch noch unterschätzt.

Ob Du unterschätzt wirst, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall nimmt Dich da keiner Ernst. Im Gegensatz z.B. zu Manfred Gebhard, dessen Website zur Stammlektüre des Geschichtsarchivs gehört. "Der Gebhard findet Quellen, die würden wir sonst NIE zu Gesicht bekommen" ... das klingt dann ganz ehrlich und überhaupt nicht feindlich. Eher respektvoll.
Geschrieben von Drahbeck am 06. November 2001 05:45:01:

Als Antwort auf: Re: Einschätzung <1724.htm> geschrieben von Bethel-Maulwurf am 05. November 2001 23:26:13:

Gelegentlich (zwar nicht allzuoft) werfe ich auch mal einen Blick auf die Webseite von Herrn Johannes W. vom Geschichtsarchiv der WTG. Mehr ein mitleidiges lächeln ist dann immer das jeweilige Bewertungsergebnis. Wie er seine Webseite eröffnete, glänzte er damit, z. B. Leserbriefe wiederzugeben, die von der Zeitschrift "Focus" irgendwann mal veröffentlicht wurden. Einen sonderlichen "Tiefgang" konnte man diesen allerdings nicht zusprechen.
Dann nahm er diese Texte wieder von der Webseite runter und schaltete als "Ersatz" eine automatische Weiterleitung auf eine englischsprachige Webseite. Derzeit ersetzt durch eine automatische Weiterleitung auf die Reklame für die englischsprachige Ausgabe für das Hesse-Buch.
Summa Summarum. Eigene Inhalte fehlen bei W.. Eigentlich ein Armutszeugnis für einen Mann in seiner Position!
home.t-online.de/home/johannes.wrobel/

Geschrieben von Bethel-Maulwurf am 06. November 2001 09:54:41:

Als Antwort auf: Re: Einschätzung <1727.htm> geschrieben von Drahbeck am 06. November 2001 05:45:01:

> Eigene Inhalte fehlen bei W.. Eigentlich ein Armutszeugnis für einen Mann in seiner Position!

Hallo Drahbeck, ich denke, damit tust Du ihm Unrecht. Er ist mit Sicherheit einer der genialsten Köpfe auf dem Steinfels. Aber: Er ist ein Opfer seiner Umwelt und lebt in den unvermeidlichen Zwängen der dortigen Hierarchie. Insoweit ist er nur ein Rädchen im Getriebe und hat keinerlei eigene Weisungskompetenz. Das Geschichtsarchiv ist auch nur noch ein Mittel zum Zweck, gewissermaßen eine sichere Bank für die PR Arbeit. Denn wenn die aktuellen Entwicklungen (UNO usw.) keine positiven Nachrichten produzieren, hat man immer noch den Griff ins Archiv: Standhaft in NS und DDR ...

Geschrieben von German JW am 08. November 2001 18:00:44:

Als Antwort auf: Re: Einschätzung <1728.htm> geschrieben von Bethel-Maulwurf am 06. November 2001 09:54:41:

>>Er ist ein Opfer seiner Umwelt und lebt in den unvermeidlichen Zwängen der dortigen Hierarchie.

Na, von einem Bethel-Maulwurf hätte ich nun erwartet, dass er von der "hiesigen" Hierarchie spricht.

Geschrieben von HaJo  am 06. November 2001 13:00:13:

Im Jahre 1997 erschien im Verlag Pro Liberta ein Buch von Elke Priester und Stephan Nuding.
"Die Sekte oder Die Gedanken sind frei - Bekenntnisse einer Abtrünnigen"
Es konnte leider keine zweite Auflage dieses Buches gemacht werden, weil der genannte Verlag nicht mehr existiert. Um aber die Texte einem breitem Leserkreis bekannt zu machen war es möglich, mit Hilfe von Kids-eV dieses Buch ins Internet zu stellen.
Es ist auf meiner Webseite unter:
www.hajo-kammer.net
unter der Rubrik Onlinebücher zu finden.
Viele Grüße
Hajo

Geschrieben von Drahbeck am 30. November 2001 23:55:58:

Als Antwort auf: Was ist los in Sambia? <1761.htm> geschrieben von Drahbeck am 09. November 2001 20:04:54:

Bezüglich des "Paten" des sambischen Präsidentschaftskandidaten, veröffentlichte die heutige "Berliner Zeitung" einen Bericht. Demnach sind nunmehr die sambischen Präsidentschaftswahlen, unter dubiosen Umständen für den 27. 12. dieses Jahres festgelegt. Ob der vom derzeitigen sambischen Diktator protegierte Präsidentschaftskandidat, der den Zeugen Jehovas nahesteht oder ihnen gar angehört, über eine solche Protegierung besonders glücklich sein kann?
In dem Artikel konnte man lesen:
"Frederick Chiluba liebt die Macht. Und er kostet sie aus. Bis auf den letzten Tag. Der sambische Präsident, der vor zehn Jahren angetreten war, um den Machtmissbrauch zu bekämpfen, fand sein Amt dann doch so angenehm, dass er sich nun gar nicht mehr von ihm trennen möchte. Ein Versuch Chilubas, die Verfassung zu ändern, die einem Präsidenten in Sambia maximal zwei Amtszeiten ermöglicht, scheiterte am Protest der Opposition.
Nun rächt sich Chiluba. Denn nur er darf den Wahltermin für die Wahlen festlegen. Der übliche Termin im Oktober verstrich. Nun ließ der Präsident verlauten, dass am 27. Dezember gewählt wird. Damit will er seinen politischen Gegnern schaden, die am meisten unter einer geringen Wahlbeteiligung zu leiden hätten. … Der 27. Dezember ist der erste Tag nach den Weihnachtstagen. "Da geht in Sambia niemand wählen" beschwert sich die Opposition.
Das hat vor allem damit zu tun, dass die meisten Menschen in Sambia zu Weihnachten zu ihren Familien reisen. Doch wählen darf in Sambia jeder nur dort, wo er registriert ist. Also werden Hunderttausende nicht wählen können. Außerdem ist im Dezember Regenzeit. Viele ländliche Verbindungen sind nicht passierbar. …
Chiluba hofft offenbar, dass die Leute dann eben wählen, was sie kennen - also seine Partei … "Hätte Chiluba selbst kandidieren können", so meint ein Kommentator in der Hauptstadt Lusaka, "dann wären die Wahlen wie üblich im Oktober gewesen. So meint er: nach mir die Sintflut."

Geschrieben von Drahbeck am 12. Januar 2002 11:41:01:

Als Antwort auf: Re: Was ist los in Sambia? <1861.htm> geschrieben von Drahbeck am 30. November 2001 23:55:58:

Bisher schwieg er zu dem von sambischen Tageszeitungen erhobenen Vorhalt, er sei Zeuge Jehovas. Weil er selbst dazu schweigt kann man dazu zurzeit nur eines verbindlich erklären.

Seine Ehefrau wurde im Jahre 2000 als Zeugin Jehovas getauft. Nach öffentlicher Befürwortung der Präsidentschaftskandidatur ihres Ehemannes, wurde sie von letzteren wieder geschasst (Gemeinschaftentzug).

Die ersten Pressekommentare zu dem neuen sambischen Präsidenten klingen nicht gerade gut. "Focus" etwa schreibt:
Levy Mwanawasa spielt von der ersten Minute an den harten Mann. Kaum als neuer Präsident Sambias vereidigt, gibt er der Polizei den Knüppelbefehl: "Ich toleriere keine Unruhen." Demonstranten droht er sogar mit der Todesstrafe. Sie können auch ohne Zeitbegrenzung in Haft gehalten werden.
Oppositionsführer versucht der 53-jährige mit Prozessen wegen Hochverrats einzuschüchtern. Die brüske Haltung zeigt die Unsicherheit von Mwanawasa. Er gewann die Wahlen nur mit ein paar Tausend Stimmen Vorsprung. Die Opposition wirft ihm Wahlbetrug vor.

Geschrieben von
Drahbeck am 24. Dezember 2001 20:21:15:

Als Antwort auf: Re: Was ist los in Sambia? <1861.htm> geschrieben von Drahbeck am 30. November 2001 23:55:58:

Eine US-amerikanische Mailingliste zum Thema Zeugen Jehovas, berichtet unter Hinweis auf Internetquellen:
http://allafrica.com/stories/200112210454.html

über einen Zeitungsartikel der "Post" in Lusaka, Sambia vom 21. 12. Demzufolge sei die Frau des noch amtierenden Präsidenten Chiluba "ins Gerede" gekommen. Kommentierend fügt diese Mailingliste dann noch an, dass die erste Frau des südafrikanischen Staatsmannes Nelson Mandela, der sich später wohl neu verheiratete. Das besagte Frau Mandela (Nr. 1) zusammen mit Nelson Mandela, zeitweilig ein von den Zeugen Jehovas angebotenes sogenanntes "Heimbibelstudium" absolvierte. Seine erste Frau sei tatsächlich Zeugin Jehovas geworden, nicht aber Nelson Mandela selbst. Knackpunkt für ihn war offenbar die politische Abstinenz der Zeugen:

JEHOVAH'S WITNESSES TIE TO ZAMBIA'S 1ST LADY & GOVERNMENT SEX SCANDAL: The Post of Lusaka, Zambia, dated December 21, 2001, relates that Zambia's first lady Vera Chiluba has sued Lusaka businessman Archie Malie's ex-wife Tungwa for libel and is claiming a minimum of K5 billion from both the state owned and government controlled Times of Zambia and Daily Mail. According to a letter by her lawyers to Tungwa dated December 18, Vera stated that the latter's claims that she (Vera) had ruined her marriage via a love affair (Tungwa's) were unfounded, as well as claims that Vera hid behind claims that Archie was a business associate and that she gave him a lot of gifts including 2 peacocks stolen from the State House. Vera's family spokesperson said they were seeking justice and "We have nothing to hide save to ask that the first lady be left to lead her private life in humility and humbleness for we give praise to Jehovah God." (http://allafrica.com/stories/200112210454.html)

This new revelation becomes even more interesting when we note that a lead candidate in the race to succeed President Chiluba has been Levy Mwanawasa, who is a Bible study of Jehovah's Witnesses and whose baptised Jehovah's Witness wife Maureen was disfellowshipped recently because she had signed a petition saying her husband would make a great presidential candidate. Apparently in Zambia there are some rather significant ties between the officials of the Watchtower Society religion over JWs and the nation's top political leaders. It is not known if First Lady Vera Chiluba is herself a Jehovah's Witness, although this appears to show that at least some of her family members are. The first wife of Nelson Mandela of South Africa, long prior to Minnie Mandela studied along with Nelson Mandela to become JWs; she did become a JW but he did not because believing that it was necessarily for Christians to also work for positive Christian improvements. Many African nations have battled against violent offshoots from the Watchtower Society called "Kitawali" meaning simply "Watchtower" movement, who have been silent murderers in the dark, whose origins date back to the days of first Watchtower President CT Russell.
Geschrieben von Drahbeck am 02. Dezember 2001 12:51:21:

Als Antwort auf: Re: Was ist los in Sambia? <1861.htm> geschrieben von Drahbeck am 30. November 2001 23:55:58:

Zu dem gegenwärtigen "Schauspiel" Sambia betreffend, mit einem Präsidentschaftskandidaten, der den Zeugen Jehovas nahesteht oder ihnen angehört, vielleicht noch ein kleiner Rückblick. Vor dem jetzigen "Noch-Präsidenten" Chiluba, hatte sein Vorgänger auch schon so seine Erfahrungen mit der WTG gemacht. Dazu sei nochmal zitiert, was die CV in zwei Ausgaben seinerzeit darüber berichtete (Nr. 35 und 21):

CV35
Im Januar 1968 wurden vom Präsidenten des afrikanischen Staates Sambia, Dr. Kenneth D. Kaunda, 36 Zeugen Jehovas, Wachtturm-Missionare, darunter acht Engländer, zwei Amerikaner und ein Kanadier, des Landes verwiesen. Sie würden den sozial-politischen Interessen des Landes schaden.
(Es ist) im Union-Verlag Berlin, DDR, von Dr. Kaunda und dem Amerikaner James Baldwin eine Broschüre erschienen mit dem Titel "Menschenwürde und Gerechtigkeit" 1969.... Es handelt sich um eine harte Anklage gegen die soziale Gleichgültigkeit und Passivität vor allem der Christen in Europa und Nordamerika, die in vollem Maße auch die WTG-Organisation trifft. Das Bitten der Farbigen um Rechte würde bald durch "Schwarze
Gewalt" abgelöst.
Wer die Ausweisung der Zeugen Jehovas aus Sambia verstehen will, muß diese Broschüre gelesen haben.

CV21
Wenden wir uns nun der Weltkirchenkonferenz in Uppsala zu. Ein Hauptvertreter der schwarzen Völker Afrikas war hier Dr. K. D. Kaunda, Präsident des südafrikanischen Staates Sambia, der im Januar 1968 insgesamt 36 Zeugen Jehovas, Wachtturm-Missionare, darunter acht Engländer, zwei Amerikaner und einen Kanadier des Landes verwiesen hat, weil die WTG-Tätigkeit dem öffentlichen Interesse in Sambia schadet.
Dr. Kaunda sagte in Uppsala über die sozialen Probleme seines Landes und in Afrika: "Ich verurteile die neue Form des Imperialismus durch das Monopolkapital, die z. T. die Quelle maßlosen Leidens und Ungerechtigkeit in einigen Gebieten einschließlich Südafrikas ist. Wir können es uns nicht leisten, ausländisches Kapital zuzulassen, das nur ein Maximum an Profit sucht." Die humanistisch und moralisch bestimmte Weltanschauung seines Landes, so betonte Dr. Kaunda, lehne eine soziale und wirtschaftliche Situation ab, in der wenige im Ausland ansässige Gesellschaften enorme Einkommen aus den Rohstoffen und der Arbeit in seinem Lande haben, und große Summen des so sehr benötigten Kapitals in andere Länder transferieren für ihr persönliches Wohlergehen ohne Rücksicht auf das offensichtliche Unrecht, das sie damit den übrigen Bewohnern seines Landes zufügen. "Die Entwicklungsländer wünschen Frieden und Zusammenarbeit. Aber sie wünschen auch Gerechtigkeit und Entwicklung für ihre Bevölkerung."

In Sambia, wie in ganz Südafrika, seien diese Ziele nicht zu erreichen ohne drastische Veränderungen des Wirtschaftssystems und der politischen Machtstrukturen, sagte Dr. Kaunda. ...Vergleichen wir nun die Botschaften der WTG-Bezirksversammlungen 1968 "an alle Nationen" und die Botschaften der gleichzeitigen Weltkirchenkonferenz in Uppsala an die Öffentlichkeit, so muß man feststellen, daß die von der WTG gewiesenen Auswege Absurditäten, Unglaubwürdigkeiten und Illusionen sind, die niemand ernst nehmen kann, der sich wirklich um die sozialen Nöte der Menschen kümmert.

Chiluba hat nachdem er an die Macht gelangte, Kaunda dann faktisch zur persona non grata erklärt. Er hat sozusagen das "Ruder herumgerissen". Töne wie die von Kaunda passen Leute in Washington und Brooklyn bekanntermaßen nichts ins Konzept. Tendierte Kaunda fast in Richtung "Klassenkampf" so das "Rezept" von Chiluba "Opiumverabreichung" zur "Linderung" der Schmerzen. Die Schmerzen sind geblieben, trotz Opium Made in Jehovas Zeugen. Man darf wirklich gespannt sein, wie sich dieses Schauspiel weiter entwickelt.

Geschrieben von Drahbeck am 15. November 2001 18:47:08:

Amazon.de hatte früher auch das Buch von Josy Doyon "Hirten ohne Erbarmen" mit im Angebot. Derzeit dort Fehlanzeige. Buch.de, Buecher.de und BOL.de führen diesen Titel noch mit auf. Die Frage bleibt offen: Wie lange noch? Dieweil im Gesamtverzeichnis aller lieferbaren Bücher (Buchhändlervereinigung) der Titel neuerdings auch nicht mehr erscheint. Viele "schwören" auf das Franzbuch (Gewissenskonflikt). Meines Erachtens verdient auch Doyon entsprechend gewürdigt zu werden. Doyon hat in sehr sensibler Weise den Zeugenalltag beschrieben. Wenn die letzte Auflage nunmehr wohl als vergriffen bewertet werden muss, dann sei auf die letzte Chance diesbezüglich hingewiesen (die Internetbuchhandlungen die diesen Titel "noch" mit im Angebot haben); respektive Antiquariatsangebote. Bei letzteren ist derzeit auch das vergriffene Buch von Rolf Nobel "Die Falschspieler Gottes" im Angebot. Ein zwar kontrovers bewertetes Buch. Dennoch vielleicht auch der Lektüre wert.

Geschrieben von Hajo  am 15. November 2001 19:45:16: Als Antwort auf: Josy Doyon <1797.htm> geschrieben von Drahbeck am 15. November 2001 18:47:08:

Wäre meines Erachtens wiklich schade, wenn dieses Buch nicht mehr lieferbar wäre.
Es zählt für mich zu den Titeln, die tiefen Einblick in das Denken und die Strukturen der Wachtturmsekte liefern.
Ich kann es jedem nur empfehlen.
Also kaufen, solange der Vorrat reicht meint Hajo.

Geschrieben von Prometeus am 16. November 2001 12:26:39:

Als Antwort auf: Re: Josy Doyon <1799.htm> geschrieben von Hajo am 15. November 2001 20:11:19:

Das Problem bei all diesen ZJ- Aussteiger- Büchern ist doch immer das selbe: Keiner kauft sie.

Die ZJ sowiso nicht.

Ex- Zjler vielleicht um Ähnlichkeiten mit der eigenen Biografie festzustellen, aber nur selten (und wieviele sind das?)

"Außenstehende" nicht, oder höchstens als "Sektenbeauftragte" (Menge minimal)

Da braucht man sich nicht zu fragen, warum solche Bücher aus dem Angebot genommen werden, oder?

Geschrieben von Drahbeck am 16. November 2001 15:38:57:

Als Antwort auf: Re: Josy Doyon <1801.htm> geschrieben von Prometeus am 16. November 2001 12:26:39:

>Das Problem bei all diesen ZJ- Aussteiger- Büchern ist doch immer das selbe: Keiner kauft sie.
>Die ZJ sowiso nicht.
>Ex- Zjler vielleicht um Ähnlichkeiten mit der eigenen Biografie festzustellen, aber nur selten (und wieviele sind das?)
>"Außenstehende" nicht, oder höchstens als "Sektenbeauftragte" (Menge minimal)
>Da braucht man sich nicht zu fragen, warum solche Bücher aus dem Angebot genommen werden, oder?

Da ist was dran.

Immerhin das Doyon-Buch war seit 1966 im Angebot. Derzeit gibt es nur noch ein älteres Buch (dieser Thematik) dass auch noch lieferbar ist (Twisselmann, Vom ZJ ...)
Alle anderen Bücher dieses Bereiches sind jüngeren Datums.
Shootingstar ist nach wie vor Franz (Gewissenskonflikt). Meines Erachtens profitiert er überdimensional von seinem "berühmten" Namen. Hätte ein anderer den gleichen Inhalt feilgeboten; er dürfte mit Sicherheit nicht die Verkaufszahlen von Franz erreichen.
Noch ein Beispiel: Das Uraniabuch, in der DDR in 20 000 Exemplaren verlegt, war staatlich protegiert. Darüber gibt es keine Frage. Zur gleichen Zeit übernahm der Freistühler-Verlag in Lizenz, 3.000 Exemplare für die alte BRD. Die hat er bis heute noch nicht alle verkauft (und das sind mittlerweile drei Jahrzehnte Verkaufsfrist).
Geschrieben von R.U.  am 16. November 2001 21:42:55:

Als Antwort auf: Re: Josy Doyon <1805.htm> geschrieben von Drahbeck am 16. November 2001 15:38:57:

>Meines Erachtens profitiert er überdimensional von seinem "berühmten" Namen. Hätte ein anderer den gleichen Inhalt feilgeboten; er dürfte mit Sicherheit nicht die Verkaufszahlen von Franz erreichen.

Also, das würde ich so nicht unterschreiben. Franz war in einer ganz bestimmten Position und deckt Interna auf.

Für mich ist nun einmal nicht interessant wenn jemand seine Erfahrungen bei den ZJ mitteilt, ich habe ja meine eigenen. Vor allem nicht, wenn jemand sozusagen einmal einige Jahre "durchgeflogen" ist, während ich selbst von Kindheit an meine Erfahrungen machen mußte.

Geschrieben von Hajo  am 16. November 2001 15:08:59: Als Antwort auf: Re: Josy Doyon <1801.htm> geschrieben von Prometeus am 16. November 2001 12:26:39:

Das ist leider wahr, lieber Prometheus.
Auch der Betreiber dieses Forums beklagte sich einmal über des geringe Interesse an seinem Buch.

www.hajo-kammer.de

Geschrieben von Drahbeck am 17. November 2001 18:42:14:

Öffentliche Badeanstalten sind auch dadurch gekennzeichnet, dass sie in zwei Bereiche unterteilt sind. Den für die Schwimmer und auch einen für die Nichtschwimmer. Wieweit hat sich eigentlich Carl Olof Jonsson und sein Koautor Wolfgang Herbst, im Kontext obigen Vergleiches, von der WTG abgenabelt? Nun, es fällt schwer, zumindest was den Zeitpunkt der Verfassung ihres Buches "Das 'Zeichen' der letzten Tage - wann?" betrifft. Es fällt schwer, sie zu diesem Zeitpunkt schon unter den "Schwimmern" zu wähnen. Im Gegenteil hat man den Eindruck, dass sie sich nach wie vor kräftigst im "Nichtschwimmerbecken" tummeln.
Damit ist nicht gesagt, dass sie noch immer WTG-Thesen unkritisch reflektieren. Durchaus nicht. Wäre dem so, müsste man sie noch "an Land wähnen". Dem ist aber nicht so. Sie befinden sich durchaus schon im Wasser; aber eben in dem genannten reservierten Teil.
Der Knackpunkt ist der, dass sie die WTG-Thesen erstmal für "bare Münze" nehmen und sich dann akribisch bemühen, sie zu entkräften. So akribisch, dass im Anhang, nach dem 8. Kapitel, eigens noch eine "hochdetaillierte" Aussage zum Thema Erdbeben zitiert wird.

Die Worldwide Church of God [in Deutschland: Weltweite Kirche Gottes des Herbert W. Armstrong], der evangelikale amerikanische Prediger Hal Lindsey und ein gleichfalls fundamentalistisch ausgerichteter Adventistenprediger, sind Hauptvergleichspersonen zur WTG. Alle vier genannten erweisen sich als tatkräftige Konjunkturritter auf dem "Endzeitfeld". Was Armstrong's Gruppierung betrifft, zwischenzeitlich von einigen Spaltungen heimgesucht und in Deutschland nie eine reale Bedeutung gehabt habend (außer dass sie für einige Sektenkundler "interessantes" Vergleichsmaterial darstellt.) Auch Twisselmann veröffentlichte mal über sie eine (heute nicht mehr lieferbare) Broschüre. Was die Armstronggruppe anbelangt, so kann man die eigentlich mehr oder weniger "vergessen".

Stichwort Nr. 2 (ein amerikanischer Adventistenprediger). In Natura erweist sich der heutige Adventismus keineswegs als "monolithischer" Block. Extrempositionen, zugleich in der eigenen historischen Linie liegend, stehen zaghaften "Modernisierer" gegenüber. Jedenfalls gilt auch für Deutschland. Die "Sternstunde" des Adventismus ist auch hierzulande vorbei.

Stichwort Nr. 3 Hal Lindsey. Das ist in der Tat ein amerikanischer "Exportschlager", dessen in Millionenauflagen verbreitete Bücher, auch von hiesigen evangelikalen Kreisen in deutscher Sprache verbreitet wurden. In meiner "Geschichte der ZJ" habe ich mich an einer Stelle auch mit Lindsey auseinandergesetzt. Ich erlaube mir das hier nochmal zu zitieren.

"Nicht nur die Kommunisten machten mit solcher Art von Argumentation mobil. Auch ihre berufsmäßigen Gegner standen dem keinen Deut nach. [151]
Es fällt auf, dass außerhalb der Zeugen Jehovas, besonders einige US-amerikanische evangelikale Kreise in analoger Weise von sich reden machten. Ein Beispiel dafür ist auch der Amerikaner Lindsey. In seinem Buch „Sind wir die letzte Generation" stellt er z. B. die eindeutige These auf: „In was für einer Welt leben wir eigentlich, wenn mehr als die Hälfte aller Menschen davon überzeugt ist, dass Marx die richtige Antwort hatte? Ich glaube, dass hier der Hauptgrund dafür liegt, dass unsere Generation die letzte Generation sein wird." [152]
Das geistige „Niveau" dieses Lindsey wird schlaglichtartig auch erhellt mit seiner Bemerkung: „Der Interviewer in einer Fernseh-Diskussion schien über einige meiner Antworten, die ich gegeben hatte, erstaunt. Er fragte mich: 'Hören Sie, wenn Sie wirklich glauben, dass die biblischen Prophezeiungen über die Wiederkunft Jesu Christi jetzt vor der Erfüllung stehen. Wenn Sie ehrlich der Meinung sind, dass diese Generation alle diese Katastrophen, die schließlich in einen Atomkrieg einmünden, erleben wird, dann möchte ich wissen, warum Sie nicht in völliger Verzweiflung zusammenbrechen.' 'Meine Antwort wird Sie wahrscheinlich sehr verblüffen', sagte ich, 'aber ich bin der festen Gewissheit, dass ich auf geheimnisvolle Weise von diesem Planeten weggenommen werde, noch bevor die schlimmsten Katastrophen losbrechen.' Ich kann mich jetzt noch an den Gesichtsausdruck des Interviewers erinnern. Meine Erklärung löste bei ihm eine ungläubige Erwiderung aus." [153]
Ausgehend von dieser „Weisheit" nahm es dieser Lindsey auf sich, sich als großer „Prophet" zu produzieren. Einige seiner Prophezeiungen lauteten: „Aus der Bibel ist zu entnehmen, dass sich die Nahostkrise weiter verschärfen wird, bis sie schließlich den Weltfrieden bedroht. … Die Russen werden in einer Art 'Blitzkrieg' gleichzeitig zu Wasser und zu Lande in Palästina einfallen." [154]
Nach Lindsey würde das dann ein „Harmagedon" bewirken und er scheut sich nicht, dazu jahrtausendealte Bibelstellen für seine Erklärung zurechtzubiegen, die andere Ausleger bereits schon vielfach für andere Interpretationen meinten in Beschlag nehmen zu können. "

Genau diese Auseinandersetzung sucht man bei Jonsson/Herbst vergeblich. Gebannt wie das Kaninchen von der Schlange, interessiert sie Lindsey nur insoweit, als er in seiner "Argumentation" auf ähnlicher Wellenlänge wie die WTG liegt.
Ja, das ist das Kernproblem. Die WTG "diktiert" und das "Kaninchen" Jonsson/Herbst versucht sein möglichstes dieses Diktat zu entkräften.

Habe ich mich bisher unterschwellig doch recht kritisch über genannte Autoren geäußert, so sei das nun wieder versuchsweise etwas gut gemacht. In der Tat haben sich Jonsson/Herbst von der WTG abgenabelt. Darüber kann es keinen Zweifel geben. Meine Kritik bezog sich eben nur auf den Umfang dieser Abnabelung.
Die WTG beliebt bekanntlich von einem "kombinbíerten Zeichen" für die Endzeit zu reden. Auf dieser These beruht das gesamte Buch und es stellt unterm Strich ein akribisches Unternehmen dar, genau diese Kernthese zu widerlegen.

Nachstehend einige Zitate, die diese Tendenz belegen.
Das siebente Kapitel ist beispielsweise überschrieben: "Der Mythos des 'kombinierten Zeichens'". Zutreffend formuliert, kann man dazu nur sagen.
Zum Thema Hungersnöte äußern die Autoren:
"Wenn man diese Beschreibungen liest, kann man sich nur glücklich schätzen, in unseren Tagen zu leben. Wo lesen wir heute in irgendeinem Teil Europas von Millionen - oder Tausenden oder auch nur Hunderten -, die wegen einer Hungersnot sterben? Wo lesen wir heute, selbst in von Hungersnöten heimgesuchten Gegenden, dass Menschen „einander aufessen", „ihre Kinder essen" oder „ihre Kinder für Nahrung verkaufen"? Es stimmt, dass bestimmte Gebiete der Erde immer noch von ernsten Hungersnöten heimgesucht werden, aber die Verhältnisse haben sich eindeutig gebessert."

Das Thema Erdbeben charakterisieren sie mit den Worten:
"Es ist daher offensichtlich, dass Schätzungen der jährlichen Todesopfer von Erdbeben in der Vergangenheit so sehr divergieren wie die Vermutungen über die Gesamtzahl der Opfer, auf denen sie basieren. Das Bevölkerungswachstum ist ein wichtiger Faktor. Da etwa die Hälfte der Weltbevölkerung in den Erdbebengürtel der Erde leben, würde es sicher nicht überraschen, wenn die Zahl der Todesopfer bei Erdbeben mit der Zunahme der Bevölkerung in diesen Gebieten Schritt hielte. Das würde jedoch keinen Beweis dafür darstellen, dass Erdbeben an Zahl oder an Schwere zugenommen haben. ...Es ist daher offensichtlich, dass Schätzungen der jährlichen Todesopfer von Erdbeben in der Vergangenheit so sehr divergieren wie die Vermutungen über die Gesamtzahl der Opfer, auf denen sie basieren. Das Bevölkerungswachstum ist ein wichtiger Faktor. Da etwa die Hälfte der Weltbevölkerung in den Erdbebengürtel der Erde leben, würde es sicher nicht überraschen, wenn die Zahl der Todesopfer bei Erdbeben mit der Zunahme der Bevölkerung in diesen Gebieten Schritt hielte. Das würde jedoch keinen Beweis dafür darstellen, dass Erdbeben an Zahl oder an Schwere zugenommen haben."

Seuchen, wie beispielsweise die "Spanische Grippe" kommentieren sie mit dem Satz:
"Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Spanische Grippe von 1918-1919 in allen Punkten weit davon entfernt war, die „größte" Seuche in der Menschheitsgeschichte zu sein. Was die Gesamttodesziffern betrifft, so brachten mehrere andere Seuchen der Vergangenheit mehr Menschen als die Epidemie von 1918-1919 um.
Und auch der Prozentsatz ihrer Mortalität war nicht der höchste aller Seuchen in der Vergangenheit. Die Mortalitätsrate war vielmehr niedrig im Vergleich zu vielen früheren Seuchen. In dieser Hinsicht würde sie nicht als die „schlimmste", sondern unter den am wenigsten tödlichen großen Seuchen der Geschichte rangieren.
Die Behauptung, die Spanische Grippe sei die „schnellste" Seuche aller Zeiten gewesen, hat sich auch als falsch erwiesen, da sie auf fehlerhafter Verwendung von Statistiken beruht."

Zum Thema AIDS äußern sie:
"AIDS ist also eine sehr gefährliche Krankheit. Dennoch wird ihm in den Massenmedien oft ein übertriebener Anteil gegeben. Selbst AIDS-Spezialisten haben manchmal Aussagen über die Krankheit gemacht, die einen Mangel an historischer Perspektive zeigen. Einige haben es gar mit dem Schwarzen Tod des 14. Jahrhunderts verglichen. Doch man sollte bedenken, dass der Schwarze Tod innerhalb von nur wenigen Jahren bis zu einem Drittel - 33% - der Erdbevölkerung gefordert hat. Die 19 Millionen im Verlauf der ersten 20 Jahre der Epidemie an AIDS Verstorbenen sind nur 0,3% der Menschheit. Selbst wenn diese Zahl in den nächsten 20 Jahren auf 100 Millionen oder mehr stiege, wären das immer noch weniger als 2% der Menschheit."

Die Gesamtlebenserwartung der Menschen beschreiben sie mit den Worten:
"Vor dem 19 Jahrhundert lag die mittlere Lebensdauer bei 20 und 30 Jahren.
Heute ist sie weltweit gesehen mehr als doppelt so hoch. In den industrialisierten Ländern liegt die Lebenserwartung bei 75 und mehr Jahren, während sie in den Entwicklungsländern auf etwa im Durchschnitt 65 Jahre gestiegen ist."

Das Thema Weltkriege wird von ihnen mit den Worten angerissen:
"Die Wachtturm-Publikation „Dein Königreich komme" (1981) führt unter anderem die Historikerin Barbara W. Tuchman mit folgenden Worten aus ihrem Buch The Guns of August (1962) an: „Der Erste Weltkrieg war eine der großen Erschütterungen der Geschichte." Wenn man Tuchmans Aussage allerdings unter 11
sucht, findet man, dass die Gesellschaft einen wichtigen Teil davon lieber nicht miterwähnte. Ihre vollständige Aussage lautet: „Wie die Französische Revolution war der Erste Weltkrieg eine der großen Erschütterungen der Geschichte."
Warum überging die Wachtturm-Gesellschaft die Worte: „Wie die französische Revolution"? Offenbar deshalb, weil die einzigartigen Behauptungen für 1914 durch ein Zitat abgeschwächt worden wären, das die Französische Revolution mit dem Konflikt von 1914-1918 auf eine Stufe gestellt hätte. Und in der Tat glauben Historiker, die Französische Revolution sei ein noch größerer Wendepunkt in der Geschichte gewesen als der Erste Weltkrieg! ...
Schon vor der Entwicklung der Atombombe hatten Nationen die bakteriologische Kriegführung mit erschreckendem Potential entwickelt. Dennoch haben die Nationen nie auf den Einsatz ihrer fürchterlichen Waffen tödlicher bakteriologischer Kriegführung zurückgegriffen. Es ist auch gut, sich daran zu erinnern, dass eine Atomwaffe zuletzt im Jahre 1945 gegen Menschen eingesetzt wurde. Vorhersagen über die Zukunft aufgrund menschlicher Argumentation und Vermutung bleiben ein Ratespiel ohne Bezug zur wirklichen Erfüllung göttlicher Prophetie."
Und anderes mehr.

Interessant auch ihre These:
"Viele Menschen haben den Glauben, dass der Schlusskrieg von Harmagedon und die Wiederkehr Jesu zum Jüngsten Gericht sich ganz sicher in ihrer Zeit ereignen werden. Sie können nur schwer akzeptieren, dass ein Ereignis von solch großer Tragweite nicht zu ihren Lebzeiten stattfinden soll. Der Gedanke widerstrebt ihnen, nicht dabeizusein, keine persönliche „Begegnung mit der Geschichte", insbesondere mit göttlichem Eingreifen in die Geschichte, zu erfahren. Das ist auch ohne Zweifel der Grund, warum Bücher, die solche Erwartungen nähren und stimulieren, sich solch großer Popularität erfreuen. Allein das Buch The Late Great Planet Earth von Hal Lindsey erreichte eine Verbreitung von 25 Millionen Exemplaren in 30 Sprachen.
Offenbar möchten die Menschen glauben, dass ihre eigene Zeit einzigartig ist und durch biblische Prophetie in besonderer Weise herausgehoben wird."

Ziemlich am Schluss findet sich dann auch noch der Satz:
"Alle Jahrhunderte hindurch haben Menschen in einer Generation nach der anderen Grund gefunden, ihre Zeit als „die letzten Tage" zu sehen. Ihre Vorhersagen und Erwartungen haben in jedem Fall schließlich zum Fehlschlag mit der Ernüchterung, die dieser mit sich bringt, geführt. Ganz offensichtlich lag all diesen fehlgeschlagenen Erwartungen und irrigen Behauptungen ein entscheidender Fehler zugrunde."

Dieser entscheidende Fehler sei nach Jonsson/Herbst das nicht ernstnehmen der biblischen Warnung, dass niemand Tag und Stunde wisse. Damit sind sie denn auch schon am "Ende mit ihrem Latein".

Klang in letzterem Satz von mir auch schon wieder so eine Art unterschwellige Kritik an; so muss ich die wohl auch wieder etwas "gutmachen". Um zum eingangs gewählten Vergleich zurückzukehren. Jehovas Zeugen befinden sich in der Regel zwar in einer symbolischen "Badeanstalt"; jedoch dort noch an Land. Jonsson/Herbst bemühen sich nun, sie zum betreten des Nichtschwimmerbereiches einzuladen. Und wie vorstehende Zitate verdeutlichten, geben sie sich dabei die redlichste Mühe.

Vielleicht darf man in der Tat nicht zuviel erwarten. Es ist schon ein Wert an sich, wenn der eine oder andere in diesem Getümmel selbst mal einen vorsichtigen Schritt ins Wasser wagt. Dass sie dabei keine Angst zu haben brauchen, nunmehr "unterzugehen", dafür sorgen auch Schwimmeister wie Jonsson/Herbst.

Der unermüdliche Übersetzer Herbert Raab hat auf CD-ROM eine deutsche Fassung dieses Buches zur Verfügung gestellt. Es ist für 11,50 € direkt von ihm beziehbar.
(Herbert Raab, Lübecker Str. 40, 45145 Essen).

Geschrieben von German JW am 27. November 2001 23:03:42:

Als Antwort auf: C. O. Jonsson und W. Herbst <1813.htm> geschrieben von Drahbeck am 17. November 2001 18:42:14:

"Wieweit hat sich eigentlich Carl Olof Jonsson und sein Koautor Wolfgang Herbst, im Kontext obigen Vergleiches, von der WTG abgenabelt? Nun, es fällt schwer, zumindest was den Zeitpunkt der Verfassung ihres Buches "Das 'Zeichen' der letzten Tage - wann?" betrifft."

Man sollte fairerweise anmerken, dass die ursprüngliche Veröffentlichung dieses Buches 1987 erfolgte. Jonsson wurde 1982 wegen seiner Zweifel an der 1914-Chronologie ausgeschlossen. 1983 gab er die Unterlagen, die er urprünglich in gutem Glauben an die WTG geschickt hatte, erweitert heraus. Sein Buch "The Gentile Times Reconsidered" ist 1998 in einer stark erweiterten dritten Auflage erschienen und lässt an der Unhaltbarkeit der WTG-Lehre in Bezug auf 1914 nicht den Hauch eines Zweifels.

Hier aber geht es um das 1987 erschienene Buch "The Sign of the Last Days". Mittlerweile hat auch Wolfgang Herbst sein Pseudonym aufgegeben: sein wahrer Name ist Rud Persson.

Dass das Buch sich in erster Linie an ZJ wendet, liegt in der Natur der Sache. Sicherlich kann man über die erfolgte oder nicht erfolgte Abnabelung der Autoren keine Aussage anhand einer 14 Jahre alten Buches machen.

Weitere Aufsätze von Carl Olof Jonsson findet man auf der WebSite:
user.tninet.se/~oof408u/fkf/english/epage.htm

user.tninet.se/~oof408u/fkf/english/epage.htm

Geschrieben von Hans R... am 18. November 2001 13:51:33:

Als Antwort auf: C. O. Jonsson und W. Herbst <1813.htm> geschrieben von Drahbeck am 17. November 2001 18:42:14:

>Mich würde interessieren wie du den Schwimmer Bereich
karakterisierst
.

Geschrieben von Drahbeck am 18. November 2001 16:44:08:

Als Antwort auf: Re: C. O. Jonsson und W. Herbst <1814.htm> geschrieben von Hans R ... am 18. November 2001 13:51:33:

>>Mich würde interessieren wie du den Schwimmer Bereich
>karakterisierst.

In diesem konkreten Fall würde ich meinen, dass eine Auseinandersetzung mit den WTG-Endzeitlehren, tiefergehend sein müsste. Darunter würde ich sehr wohl eine Tendenz in Richtung grundsätzlicher Religionskritik verstehen. Es ist mir einfach zu wenig nur zu sagen, die WTG, die Armstrong-Gruppe usw. usf. verkünden eine falsche Endzeitlehre, aber ansonsten wäre in Sachen Christentum "alles in Butter". Drei diesbezügliche Kapitel des Buches "Geschichte der ZJ" habe ich deshalb sehr bewusst Online für jedermann zugänglich gelassen, in der gerade diese Auseinandersetzung meines Erachtens stattfindet.
Siehe dazu:
Sakramentalismus

Endzeiterwartungen

Kueppers

Geschrieben von Drahbeck am 18. November 2001 17:51:25:

Bei InfoLink-Forum schrieb R. U. die nachfolgenden Zitate. Da dort unter einem (inzwischen recht umfangreichen) Thread doch recht unterschiedliche Themen angerissen wurden, möchte ich mal hier antworten. Vorab erstmal die mir wesentlich erscheinende Aussage:

"Wenn es darum geht, daß der Mensch nicht in der Lage sei, "seinen eigenen Weg zu richten", dann kann man dem bis jetzt nichts entgegen setzen.

Wenn wir uns einmal wieder die Amerikaner anschauen, dann möchte ich behaupten, daß sie durch das Ausmaß ihrer Umweltverschmutzung ebenfalls den Rest der Welt terrorisieren. Der große Aufschrei am 11. September geschah ja eigentlich auch nicht, weil jemand versucht hat, die USA anzugreifen, sondern weil die selbstgemachten Spielregeln der Amerikaner verletzt wurden.

Nach Vorstellung der Amerikaner wollen sie ja einen Schutzschirm haben, bevor "Schurkenstaaten" sie ernsthaft angreifen können. Dadurch prallt jeder Versuch, die Amerikaner zu bekämpfen, schon im Weltraum ab, während die Amerikaner den gesamten Planeten weiter als Müllhalde benutzen. Das Bestürzende für die Amerikaner war ja, daß man sie selbst im Herzen ihres Landes empfindlich treffen kann. Wenn man Strichlisten darüber machen würde, wer bisher wieviel Zivilisten getötet hat, dann hätten die Amerikaner allerdings bestimmt keinen Grund zur Beschwerde.

Warum ich das alles schreibe? Weil über den 11. September gesagt wurde, er habe die Geschichte verändert. In Wirklichkeit sehe ich davon nichts. Und deshalb kann es einem passen oder nicht, daß in der Bibel behauptet wird, der Mensch steuert auf seine Vernichtung zu, dadurch, daß man an der Bibel alles mögliche bemängelt, ändert sich die Situation der Menschen und der Erde nicht." Soweit R. U.

Was wäre dazu zu sagen? Sicherlich auch dies, dass die Weltgendarmpolitik der USA und ihrer dienstbeflissenen Lakaien z. B. im Berliner Bundeskanzleramt, mit ihrem vorauseilendem Gehorsam, auch nicht meinen "Beifall" findet. Eher das Gegenteil davon.

Sicherlich sind solche Tagespolitische Ereignisse auch (wieder mal) Wasser auf die Mühlen jener, die da glauben sie in das Korsett vermeintlicher "Bibelprophezeiungen" hineinzwängen zu können. Dass es solche Auslegungen (unterschiedlichster Art) nicht erst seit heute gibt, ist zur Genüge bekannt. Als Russell in den 1870-er Jahren anfing, glaubte er unter Hinweis auf seine tagespolitischen Erfahrungen, auch nur die Zukunft in den düstersten Farben ausmalen zu können. Den großen "Kampf zwischen Kapital und Arbeit" wähnte er als unausweichlich. Lag er mit seiner Einschätzung völlig schief? Das wird man so nicht sagen können. Russell reflektierte tatsächliche Spannungen und verbrämte sie religiös. Das ihm gewidmete Buchkapitel endet mit dem Satz:

"Sein 'Glück' ist es gewesen, dass in der Politik immer gravierende Fehler begangen wurden, die sich zu seiner Zeit im Ersten Weltkrieg entluden. So konnte er einen aufnahmebereiten Boden für seine Theorien besonders dort registrieren, wo der Boden aufgrund politischen Fehlverhaltens dafür vorbereitet war." (S.38)

Ein solches politisches Fehlverhalten, war Anspruch der deutschen Politik, als vermeintlich zu kurz gekommen, einen "Platz an der Sonne" zu erzwingen; auch um den Preis kriegerischer Auseinandersetzungen.

Sorry, es tut mir leid. In meinen Augen sind die politisch Verantwortlichen in den USA heute dort angelangt (im übertragenem Sinne) wo sich einst das kaiserliche Deutschland schon mal befand. Die Arroganz der USA-politischen Ansprüche nimmt sich diesbezüglich nicht viel, von der Arroganz wie sie seinzerzeit das kaiserliche Deutschland beseelte. Gerade der USA-Plan einer Weltraumgestützten "Absicherung" ist ein diesbezügliches Veranschaulichungsbeispiel, dass bekanntlich durch die jüngere Zeitgeschichte konterkariert wurde.

Mit dieser Feststellung sind die Terrorangriffe vom 11. 9. keineswegs "entschuldigt". Da gibt es nichts zu "entschuldigen". Dennoch ist die Bereitschaft der USA nicht zu übersehen, die Eskalationsschraube weiter voranzudrehen. Auch Ludendorff im Ersten und Hitler im Zweiten Weltkrieg kannten nur das gleiche Ziel. Ihre vermeintlichen Interessen um den Preis radikalster Rücksichtslosigkeit zu eskalieren.

Summa Summarum. Die Weltlage kann einem in der Tat in vielerlei Hinsicht bedrohlich erscheinen, und Organisationen wie die WTG sind bestens darauf trainiert, dabei ihr "Süppchen" zu kochen.
Dennoch gibt es meines Erachtens keine Alternative zu der (in der Legende) Luther zugeschriebenen Aussage: "Und wenn morgen der Jüngste Tag anbricht, so will ich doch heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen."

Die Menschheit erleidet nur das Schicksal, dass sie sich selbst bereitet. Organisationen wie die WTG haben jahrzehntelang besonders den Opiumcharakter der Religion betont und kultiviert. In diesem Kontext kann ich ihre zeitweilige Liaison mit einer Unterorganisation der Vereinten Nationen, im Gegensatz zu anderen, daher so negativ nicht bewerten. Allerdings sehe ich auch, dass die WTG diesbezüglich schon wieder den Rückzieher gemacht hat. Womit sich dieser mögliche positive Ansatz wieder verflüchtigt hat. Vielleicht sollte man es eher kritisieren, dass die WTG diese Verbindung wieder abgebrochen hat, als wie darauf herumhacken, dass sie ihre eigene Ideologie damit konterkariert.
Geschrieben von
R.U.  am 18. November 2001 19:10:03:

Als Antwort auf: Antwort an R. U. <1816.htm> geschrieben von Drahbeck am 18. November 2001 17:51:25:

Drahbeck, in dem Fazit, das Du ziehst, stimme ich mit Dir überein. Was mich stört, ist dieses Ablenken von den eigentlichen Problemen und Vorschieben von "Strohpuppen".

Ich sehe keine echte Verbesserung der Situation der Menschheit, nur globale Verschiebungen. Und dank einer Veränderung des Denkens werden die Menschen auch blind für die extreme Verschlechterung der natürlichen Lebensverhältnisse.

In dem Zusammenhang stößt es mir dann auf, wenn jemand, der garnicht an Gott glaubt, es so hinstellt als wäre Gott an allem Schuld. Unabhängig davon, daß das keine ernsthafte Argumentation sein kann, weicht derjenige lediglich der Frage aus, die er eigentlich beantworten müßte: Wenn es ja nicht Gott sein kann, was sind denn die Ursachen?

Wenn hinter den Religionen nicht Gott steckt, sind es dann nicht lediglich menschliche Begierden und Veranlagungen? Vertuschen dann nicht alle anderen, die andere Richtungen verfolgen, vielleicht auch eigene Begierden und Veranlagungen, indem sie sagen: Seht mal, für was für Greueltaten Euer Gott verantwortlich ist. Da der, der dieses Argument bringt, ja nicht Teufelsanbeter ist, sondern sozusagen "außen vor", was Religion angeht, gibt es natürlich (anscheinend) kein Gegenargument.

Allerdings nur, wenn man genauso fanatisch seinem eigenen Weltbild frönt wie Religionsanhänger dem ihren. Ich habe gerade bei Infolink einen Kommentar gelesen, wo wieder die ganze Schuld auf Gott geladen werden soll. Dabei geht es zum Beispiel um ein Kind, das in der Karibik beim Spielen ertrunken ist. Also müßte Gott eigentlich für alle Kinder Babysitter spielen. Wenn wir aber mal zum Kern kommen ("es gibt keinen Gott"), wer war denn nun verantwortlich für den Tod des Kindes? Interessanterweise NIEMAND, da ja die Schuld auf Gott geschoben wird. Das wird so manches Gericht anders sehen und die Eltern wegen Verletzung der Aufsichtspflicht verurteilen.

Oder nehmen wir das Beispiel "Krebsoperation". Da haben die heutigen Mediziner es prima geschafft, den Menschen beizubringen, daß Krebs etwas ist, das man "herausschneiden" muß, wie es die allgemeine Technik heutzutage ist, und daß man die Patienten mit Chemie vollpumpen muß, wodurch der Körper natürlich extrem geschwächt wird und die Haare ausfallen.

Das weiß natürlich niemand, daß bei jedem Menschen im Lauf des Lebens mehrmals "Krebs" auftritt, was eine häufig vorkommende Fehlbildung von Körperzellen ist, die durch das körpereigene Immunsystem wieder beseitigt wird, und daß die immer größer werdende Verbreitung von Krebs lediglich darauf zurückzuführen ist, daß durch die immer größere Vergiftung der Umwelt das Immunsystem der Menschen immer weiter überlastet und geschwächt wird.

Wenn man das so jemand sagt, dann wird er aber nicht darüber nachdenken, was die Industrie uns antut, nein dann wird halt mehr Gewicht auf den Wurm gelegt, der den Sehnerv zerfrißt.

Wenn das nicht Fanatismus in Reinkultur ist, halt nur von einer anderen Art, dann weiß ich nicht!

Da ich als ZJ aufgewachsen bin, habe ich natürlich immer mit Interesse auf alle "Zeichen" geachtet, die dem entsprachen, was mir in der Literatur präsentiert wurde. Es war für mich erstaunlich, festzustellen, daß bei allem, was "zunahm" nicht etwa Gott dahintersteckte, sondern der Mensch, egal ob durch das Abholzen der Tropenwälder, durch Zerstörung der Ozonschicht, durch immer größere Verschmutzung von Luft und Wasser, oder was auch immer.

Aber egal ob durch diese selbstgeschaffenen Probleme Millionen von Menschen sterben, es werden vereinzelte Beispiele gesucht, bei denen man keinen Schuldigen finden kann oder will, und damit dann bewiesen, daß Gott unheimlich grausam sein muß. UND DAS, OBWOHL ES IHN GARNICHT GIBT!

Geschrieben von Drahbeck am 18. November 2001 19:47:42:

Als Antwort auf: Re: Antwort an R. U. <1817.htm> geschrieben von R.U. am 18. November 2001 19:10:03:

Sinngemäß sagte mal ein Mann, der heute allerdings nicht mehr zu den wohlgelittenen zählt:
"Die Philosophen (und hinzufügbar auch die Religionen) haben die Welt nur verschieden interpretiert; es käme aber darauf an, sie zu verändern."

Soweit kann ich dem Betreffenden noch beipflichten. Allerdings sah er auch das "Heilmittel" für die Veränderung in der Insenierung Bürgerkriegsähnlicher Umstände; respektive in deren zusätzlicher Schürung. Da stimme ich dann schon nicht mehr zu.

Was seine Analyse betrifft, dass die Verhältnisse das Bedürfnis nach Trost schaffen, den die Religion vermeintlicherweise bietet (er verwandte dafür den Vergleich mit dem Opium) wobei mir die Spitzfindigkeiten, er habe diesen Vergleich von anderen übernommen, nebensächlich sind. Summa Súmmarum:
Seine Religionseinschätzung hat etwas für sich.

Namentlich stellt sich für mich die WTG-Religion als eine besonders starke Ausprägung des Opiumscharakters dar.

Der Betreffende, geschichtlich nicht unbewandert, nahm auch die Politik des deutschen Bundeskanzlers, Fürst Bismarck, kritisch unter die Lupe. Namentlich erregte er sich darüber, dass im sogenannten "Kulturkampf" Bismarck seiner Meinung nach (und auch meiner Meinung nach) zuweit ging. In dieser Phase wollte Bismarck die katholische Kirche mit Gewalt in die Knie zwingen; was ihm letztendlich nicht gelang.

Mit ins Blickfeld des Betreffenden (dessen Name unschwer zu erraten ist), gelangten auch einige "Jünger" des Bismarck, die namentlich noch schärfer gegen die Religion vorgehen wollten. Ihnen erteilte K. M. eine klare Absage. Und damit hatte er recht.

Auch heute, wie bereits festgestellt, sind die Verhältnisse keineswegs so, dass man den Status Trostbedürftigkeit negieren könnte. Wer ihn glaubt in der Religion zu finden. Ich werde mich hüten ihm das zu verübeln. Deshalb sind mir scharfmacherische Thesen, wie sie gewisse Leute in diesem Forum beispielsweise in Richtung Judentum zu ventilieren beliebten, keineswegs "recht". Ich hoffe, diejenigen die es angeht, haben es verstanden.
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