Geschrieben von D. am 10. Juli 2003 14:47:49:

Als Antwort auf: Statistikzahl geschrieben von Drahbeck am 03. Dezember 2002 15:42:54:

Über die in Deutschland nach den "Großkirchen" (wie lange noch "Groß"kirchen), statistisch nächstfolgende Neuapostolische Kirche, liegen jetzt aktualisierte Zahlen vor. Danach beziiffert sie ihren derzeitigen Bestand in Deutschland auf 382 800. Für die beiden letzten Jahre wird ein Mitgliederrückgang um 5500 bei der NAK genannt. Regional aufgegliedert davon wiederum, besonders stark in den neuen Bundesländern.

Diese Zahl bietet es an, dabei auch die Zeugen Jehovas mit ins Blickfeld zu nehmen.
Eine wesentliche, zu bewertende Zahl stellen auch deren jährlichen Taufen dar. Unverkennbar hatte da seinerseit die 1975-Verkündigung einen entsprechenden Schub bewirkt. Ein erneuter Schub ist unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung zu registrieren. Ab der zweiten Hälfte der 90-er Jahre hat sich diese Zahl deutlich wieder abgeflacht. Möglicherweise auch dem Internet mit zuzuschreiben.

Angesichts des hohen Anteiles fremdsprachiger Versammlungen der Zeugen Jehovas in Deutschland. Von den 24 Kongressen des Jahres 2003 waren allein 13 fremdsprachig; muss man allerdings diese Bevölkerungsschichten im besonderen beachten. Ohne sie dürften die deutschen Gesamtzahlen noch erheblich anders aussehen.

Von dieser Zahl (theoeretisch identisch mit den Neuzugängen) müssen die Todesfälle und die sonstigen de facto-Austritte wieder abgezogen werden. Immerhin begrenzt auf Deutschland nachstehend ein paar Zahlen (jeweils die Gesamtzahl der in Deutschland getätigten Taufen; einschließlich Westberlin in den Jahren vor 1990. Ab 1990 dann einschließlich ehemaliges Ostdeutschland. Auffallend, dass wiedervereinigte Deutschland erreicht in den letzten Jahren, noch nicht einmal derzeit jene Zahlen; die die alte Bundesrepublik in den Jahren davor erreichte:

1969 = 6894 Taufen in Deutschland.
1970 = 5828
1971 = 5438
1972 = 5276
1973 = 6652
1974 = 8368
1975 = 7752
1976 = 4486
1977 = 3324
1978 = 2824
1979 = 3405
1980 = 3274
1981 = 3446
1982 = 4240
1983 = 4924
1984 = 4465
1985 = 4066
1986 = 4954
1987 = 4770
1988 = 4751
1989 = 5993
1990 = 7708
1991 = 6904
1992 = 6345
1993 = 6601
1994 = 5682
1995 = 6018
1996 = 6193
1997 = 5807
1998 = 4979
1999 = 3751
2000 = 3497
2001 = 3177
2002 = 3479

Geschrieben von
Drahbeck am 10. Juli 2003 16:02:14:

Da gibt es eine Meinungsäußerung.
Zitat:
"Ich surfe übrigens nur noch sehr selten in "fremden" Foren. Vor allem, weil ich dort nur selten etwas Lesenswertes gefunden habe und weil ich mit meiner Zeit einfach gezielt umgehen muss.
Außerdem finde ich, es wäre wesentlich effektiver, wenn es im Internet eine professionell gemachte Website gibt, über die sich der aufgeschlossene ZJ informieren kann, anstatt Dutzende von handgestrickten Angeboten. Aber jeder Vorstoß in Richtung einer Zusammenarbeit ist leider bisher in Leere gestoßen."

Meine Meinung dazu. Wer die Hoffnung zentralistisch alles im Griff haben zu wollen, hegt, wird im Fall Internet eine Enttäuschung erleben. Das Internet lebt auch von seinen "anarchischen" Strukturen. Und dazu gehört unter Umständen auch ein "Kommen und Gehen".
Noch eins (als Beispiel). Lange Jahre erfreute sich ein Nachrichtenmagazin  einer gewissen Monopolstellung auf seinem Gebiet. Dann trat eines Tages eine Konkurrenz   mit an den Start - und überlebte. Es gab aber auch andere Fälle, wo einige nicht überlebten. Eine Wochenzeitung  beispielsweise und andere mehr.
Noch ein Beispiel. Bis heute haben es die "Christdemokraten" auf der Poltikebene, nicht geschafft, eine Partei zu werden. Die bayrische CSU hat es bis heute verstanden, ihre Selbstständigkeit zu wahren und das manchmal in einem Umfange, der selbst anderen in der CDU "das fürchten lehrt".

Es bleibt jedem selbstredend überlassen, wenn er sagt, für mich existiert nur "mein Forum". Alles andere nicht. Nur scheint mir eines auch deutlich zu werden. Derjenige hat ja schon früher erklärt, dass er dass Forum in die Hände eines übergeordneten Gremiums umzuleiten gedenkt. Wer sitzt eigentlich in diesem "Gremium"? Vergleicht man es mal mit einer "Aktiengesellschaft" scheint es mir durchaus nicht abwegig, als einige der "Aktieninhaber" die Grosskirchen zu definieren. Noch üben sie keinen bestimmenden Einfluss aus. Das ist wohl war. Auch solche Situationen können sich ändern.

So werden jene verhinderten Monopolisten auch weiterhin zu registrieren haben, dass es ihnen nicht gelingen wird, ein tatsächliches Monopol zu errichten. Jedenfalls nicht im Internet.

Geschrieben von D. am 10. Juli 2003 17:05:46:

In der CV 126 gelesen. Ein Erlebnisbericht aus der DDR, als es die DDR noch gab. Vieles darin mag für Alt-Bundesrepublikanische Ohren ungewohnt klingen. Einiges indes vielleicht auch nicht. So mag denn jeder seine eigene Meinung zu diesem Bericht sich bilden. "Viele Wege führen nach Rom" sagt man. Im übertragenem Sinne. Viele Wege können auch von der WTG wieder wegführen. Nachstehend einiges aus diesem Bericht:

Die Entscheidung für diesen Zeugnisbrief fiel, nachdem ich erfahren mußte, daß kein zuständiger Bruder bereit ist, sich offen und aufrichtig ernstester Kritik an der Organisation zu stellen und gegen sie sprechende Tatsachen zu widerlegen. Mein eigener Ältester schlug als Antwort auf Bemängelung seines untheokratischen Verhaltens wütend die Tür vor mir zu. Ich empfinde es als eine christliche Verantwortung, hierüber nicht zu schweigen. Möge meine Erfahrung für alle eine Hilfe sein.

Wie es begann
Ich wurde 1955 in Dresden geboren und wuchs in einem anderen christlichen Elternhaus auf. In der Schulzeit ging ich manchmal nebenbei in die Christenlehre . Die Jahre verflossen. Ich lernte einen Beruf und ging dann in meines Vaters Betrieb arbeiten. Nun war ich auch in dem Alter, wo ich etwas mehr Wert auf die Mode, Haarfrisur usw. legte. Sicher in jugendlicher Übertreibung. So erregte ich damit auch Anstoß. Deshalb wurde ich mit einem Arbeitskollegen in Verbindung gebracht, der Zeuge Jehovas war. Sie wollten mir helfen, Dieser Bruder W. M. erzählte mir bald alles aus seiner religiös-politischen Sicht: Von neuen gesellschaftlichen " Systemen ", von einer Vernichtung der jetzigen politischen Gesellschaft in "Harmagedon", vom Teufel, von den negativen Erscheinungen der heutigen politischen Gesellschaftsform. Das regte mich zum Vergleichen an. Ich las die Bibelverse, auf die ich dazu hingewiesen wurde und hörte immer wieder die Bibelerklärungen von Jehovas Zeugen dazu. Weil das im Namen Gottes vorgetragen wurde, war ich allem gegenüber völlig arglos.
In der folgenden Zeit erhielt ich öfter abgezogene Exemplare von "Wachtturm" und "Erwachet". In meiner mangelhaften religiösen und gesellschaftlichen Bildung und Übersicht fand ich bald Gefallen an dieser Literatur, fand sie glaubwürdig und studierte eifrig die Bibelerklärungen. Wie wir alle unter Hinweis auf Errettung oder Vernichtung angehalten sind, suchte ich bald alle Gelegenheit, teils auf Arbeit oder auf der Straße, andere Menschen nach den Weisungen der Organisation anzusprechen und ihre Wahrheit zu verbreiten.

Ein Widersinn machte mich schon mal stutzig
Mit meiner neuen Erkenntnis hatte ich also nicht hinter dem Berg gehalten. Auch meine Eltern bezogen sofort Stellung dagegen. Da hatte ich natürlich Angst, ihnen die Wachtturm-Schriften zu zeigen. Eines Tages lese ich einen abgezogenen Wachtturm. Meine Schwester überraschte mich und will wissen was ich lese. "Das geht Dich nichts an." Sie erzählte es meinen Eltern, die ich dann anlog, wie es die Organisation in "theokratischer Kriegslist" verlangt. "Ich habe doch gar nichts." Aber sie glaubten mir nicht. Es ist schlimm, wie man für die Organisation die eigene Familie belügen muß. Vor meinem Vater konnte ich die Literatur erfolgreich verheimlichen. Meine Mutter fand sie in meiner Abwesenheit. So wurde die Konfrontation und Spaltung zu meinen Eltern unaufhaltsam vertieft. Der Bruder M. festigte das mit den Worten: "Wenn Du den Glauben der Zeugen Jehovas annimmst, dann zeigst Du praktisch mit Deiner Kontrastellung, daß nur Du recht hast, und das sollst Du ja auch tun!" Als ich ihm erzählte, wie die Wachtturmschriften gefunden wurden, sagte er: "Jehova hat im Moment der Suche die Blicke Deines Vaters abgelenkt." "Ja, aber wo war denn Jehova, als meine Mutter alles fand? Er hätte sie doch mit Blindheit schlagen müssen. Wie können meine Eltern so widersinnig von Gott gegen mich ausgespielt werden? Was wird uns hier zugemutet? Zitieren die Zeugen Jehovas nicht Gott, wie sie ihn gerade brauchen? Aber das wurde in mir wieder verdrängt. Die Anstachelung zur Konfrontation war stärker, was sich bei jungen Menschen leicht ausnutzen läßt. Es wurde also zu einem Exempel, womit ich den Stempel für noch weiteres Interesse an den WT-Schriften setzte.

Meine Liebe wird ausgenutzt
Trotz Verbot meiner Eltern ging ich zum Bruder M. ins Studium. Einige Zeit später riet er mir, das Studium zum Bruder P. zu verlegen, um sich nicht zu gefährden. Arglos befolgte ich es. Meine Eltern haben dann mit meinen neuen Erkenntnissen viel Ärger mit mir gehabt. Sie haben alles versucht. Aber wer keine genaue Einsicht, Übersicht und Erfahrung hat, kann nichts schaffen. Alles Reden und Überzeugenwollen nützte ihnen also nichts.

Nach längerer Zeit lernte ich eine junge Schwester kennen. Meine Eltern sahen nicht gern, daß ich eine Zeugin Jehovas heiratete. Aber das konnten sie nicht verhindern. Sie gaben sich damit zufrieden und meinten: sie müssen sich miteinander verstehen. Ich merkte aber, wie es von der Organisation ein Hinhalten gab, ehe unsere Ehe Zustimmung fand. Für mich war das von der Taufe nicht abhängig. Sie aber wollten das. Sie nutzten also meine Liebe erpresserisch für die Organisationserweiterung aus. Mir war es egal, ob vor oder nach der Taufe. Ihnen aber nicht. So siegten sie in diesem Punkt über mich. Es ist nur gut, daß "Liebe blind macht". So wurde ich davor behütet, genau so berechnend zu sein wie sie.
Ich fürchte nur, daß die Organisation jetzt nach meiner Abkehr genauso berechnend fortfährt, nur umgekehrt. Ich habe inzwischen erfahren, wie sie mit ihrer Verteufelungsmethode schon andere Ehen und Familien kaputtgemacht hat, wo einer der Partner mit ihnen nicht mehr mitmachen wollte.

Wachtturm-gemäß religiös-politisch aktiv
Nach unserer Heirat nahm ich am Studium bei Bruder W. teil. Ich ging auch mit meiner Frau oder Bruder W. "von Haus zu Haus in die Häuser, auf Friedhöfe oder zu anderen Menschen, um sie für den Glauben der Organisation zu gewinnen. Ein halbes Jahr machte ich ein Studium mit einem jungen Menschen. Er hatte aber nicht immer Zeit, wie wir wollten und so brachen wir ab. Weil sich durch unsere Heirat weitreichende Verbindungen unter den Zeugen Jehovas ergeben haben, erzählte ich von diesem jungen Mann. Wir suchten ihn nun zu dritt wieder auf. Dieser Mann konnte manche Dinge nicht begreifen. Aber was er begriff , setzte er auch in die Praxis um. Also verließ er durch den antikommunistischen und antisowjetischen wie staatsfeindlichen Einfluß der Organisation die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische-Freundschaft, wurde ihr Feind und ging als Wehrersatzdienstverweigerer ins Gefängnis. So weit hatten wir ihn gebracht, obwohl er noch nicht getauft war. Mit Bruder W. und P. hatten wir noch einen anderen jungen Mann zu betreuen. Er war aus dem Strafvollzug gekommen. Auch bei ehemaligen Verletzern von Staatsgesetzen sieht die Organisation einen möglichen Ansatzpunkt. Ich möchte ihm heute wirklich helfen. Vielleicht liest er diesen Zeugnisbrief.

Außerdem ging ich öfter mit Bruder W. samstagabends in ein bestimmtes Gebiet. Sonntagvormittags ging ich meist allein in das mir von einem Altesten zugewiesene Gebiet. Dabei wurde ich informiert über Adressen von Angehörigen der Staatssicherheit und der Polizei, damit ich bei ihnen nicht vorspreche. Ich war sehr aktiv und sprach bei vielen Leuten vor.

Ich werde innerlich kritisch
Mit der Zeit wurde mir das ständige Drängen zum Studium der Bibel nur im Sinne der Literatur zu viel. Ich merkte, wie jeder andere Gedanke und Wissensbereich unterdrückt wurde. Ich bin doch nicht als Unmündiger unter Vormundschaft, dachte ich manchmal. Man muß sich doch auch mit anderen Wissensgebieten beschäftigen dürfen. Man ißt ja auch nicht jeden Tag das gleiche.

In der Wachtturm-Literatur waren ja auch andere Quellen angegeben, religiöse, politische, wissenschaftliche, philosophische. Dadurch angeregt und bestätigt las ich auch andere Philosophen zum Beispiel. Ich erfuhr Tatsachen, die ich bisher nicht kannte. So kam ich zu einem anderen Nachdenken über die Bibel und die Religion, als es der Wachtturm erlaubt. Ich machte mir ernste Gedanken und brachte sie auch bei den Versammlungen vor in dem arglosem Glauben, alle Probleme stellen zu dürfen, die mich beschäftigen. Aber ich mußte mit der Zeit feststellen, daß ich zu einem "schwarzen Schaf" gestempelt wurde. Sie brachten mir bei, mir nicht so viele Gedanken über alles zu machen. Wir sollten alles Jehova überlassen, er werde alles für uns regeln. So geht es nun wirklich nicht. Sie unterdrücken ja im Namen Gottes völlig begründete Fragen. Das wird für einen selbst nachdenklichen Menschen zur Zwangsjacke, noch dazu, wo ich anderen predigen und antworten muß. Aber auch die kritische Erkenntnis kommt, nur sie wächst nur von Anstoß zu Anstoß, nicht auf einmal. Das Vergewissern ist oft mühsam, zeitaufwendig und langwierig.

Geschrieben von Drahbeck am 16. Juli 2003 13:36:11:

Als Antwort auf: Re: Logisch das ZJ Feinde haben geschrieben von D. am 16. Juli 2003 12:03:03:

Die am Stadtarchiv Bielefeld tätige Historikerin Monika Minninger, hatte im Jahre 2001 einmal eine Regionalstudie vorgelegt mit den Titel:
"Eine Bekennende 'Kirche'. Zur Verfolgung von Zeugen Jehovas in Ostwestfalen und Lippe 1933-1945"

Auch sie schätzt ein, dass Westfalen neben dem Schwarzwald, als eine der Wiegen deutscher Bibelforscher bezeichnet werden kann. Zumindest für die ganz frühen Anfangsjahre. Später kam noch Sachsen mit hinzu. In Dresden gab es in den zwanziger Jahren zeitweilig mehr Bibelforscher, als parallel zur gleichen Zeit in New York (USA).
Nach 1945 sollte der Verbreitungsgrad nicht unbedingt mit jenen regionalen Schwerpunkten identisch sein. Wie gesagt, diese Angabe bezieht sich auf die Anfangszeit.
Bedeutsam erscheint mir dabei auch Frau Minninger's Satz (S. 6):
"Schon einmal, in Krisenzeiten des 19. Jh. hatten sich in den Dörfern des Minden-Ravensberger Landes Bibelkreise zusammengefunden. Das geringe Freizeitangebot der Dörfer bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. förderte diese Tendenz zur Frömmigkeit in privaten Nachbarschafts- und Verwandtenzirkeln."

Eine größere Ortschaft in dieser Region ist Kirchlengern. Dortiger Ältester und Leiter der örtlichen Bibelforschergemeinde war der 1885 geborene Leiter des Elektrizitätswerkes in Kirchlengern, Wilhelm Trippler.
Im Gegensatz zu anderen Bibelforschergemeinden der 1920er Jahre, verfügte die Kirchlengerner Gruppe auch über eine eigene Versammlungsstätte; laut Frau Minninger eine "große Holzbaracke, die zu Tripplers Vorträgen an Sonntagen 300 bis 350 Zuhörer fasste."

Wie nun Rutherford es zunehmend durchsetzte, dass die Bibelforscher zu Buchverkäufern degradiert wurden, machte Trippler diesen Kurs nicht mit. Die Folge. Eine Separation seiner Gruppe. Zitat aus der Studie von Frau Minninger:
"Dieser (Trippler) hatte 'durch seine Stellung und Rednergabe einen ungeheuren Einfluß und viele Brüder damals abgezogen', die seine Kritik an Prunk und 'Papsttum' der Magdeburger Zentrale und seine Ablehnung der Kolportage mittrugen. In Bünde blieben 1931 nur 20-30 Bibelforscher bei der IBV, während zu seinen (Tripplers) Veranstaltungen vor dem Verbot 300-350 Personen kamen."

Auch einzelne Mitglieder der Trippler-Gruppe gerieten nach 1933 in die Fänge der Gestapo. Auch jene Gruppe war gegenüber den politischen Forderungen des NS-Regimes weitgehend passiv. Sie ließen sich aber nicht für die USA-Hegemonialansprüche auch dahingehend instrumentalisieren, durch Weigerung an "Wahlen" des NS-Regimes teilzunehmen, selbiges über Gebühr zu provozieren. Ihnen blieben damit einige Härten, die die Zeugen Jehovas ereilten, somit erspart.

Auch nach 1945 sammelte sich die Kirchlengerner Gruppe erneut. Aus der ehemaligen Holzbaracke ist schon lange ein festes Gemeindehaus geworden. Und sie gaben schon ab Ende der 1940er Jahre eine eigene Zeitschrift heraus mit dem Titel "Christliche Warte".
Sie erscheint bis heute noch im vierteljährlichen Rythmus.
Im Internet ist sie allerdings nicht präsent. Inhaltlich bewerte ich sie auch als "stockkonservativ". Nichts, was mich persönlich dabei ansprechen würde (inhaltlich).

Es fragt sich allerdings ob die Zeugen da wirklich "besser" sind. Die sind auf ihre Art, genauso konservativ nur eben etwas anders akzentuiert.

Wie immer man das auch bewerten will. Eines zeigt meines Erachtens auch der Fall Kirchlengern. Eine weiterleben als Religionsgemeinschaft ist auch ohne den extremen Zwang zum WTG-üblichen sogenannten Predigtdienst möglich.

Geschrieben von D. am 16. Juli 2003 14:06:07:

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen gehört mit zu den Institutionen, die nur einen verhältnismäßig geringen Teil ihrer Publikationen auch im Internet zugänglich machen. Man hegt dort wohl die Hoffnung, dass für das nicht zugängliche, dass blos titelmäßig nachgewiesen wird, sich noch Käufer gegen klingende Münze finden.
Ob diese Rechnung so aufgehen wird? Ich habe da so meine Zweifel.

Nun im Jahre 2003 hat sich die EZW offenbar entschlossen, einen Text von ihr, der aus dem Jahre 1977 stammt, auch Online zugänglich zu machen.
Spät, spät, kann man da nur sagen.

Wer die entsprechende URL anklickt (es handelt sich um eine pdf-Datei), hat zu registrieren. Ausdrucken des Textes via Drucker ist möglich. Aber keine Kopie aus dem Text.
Nun denn, es handelt sich um einen Fall in Sachen Bluttransfusion. "Neu" ist er nicht. Er wurde auch schon auf der Gebhard-Webseite in der Sache mit angesprochen.
Da nun die EZW ihren diesbezüglichen Winterschlaf für beendet erklärt, sei auch hier die diesbezügliche URL genannt.

www.ekd.de/download/EZWOB8.pdf

Geschrieben von Drahbeck am 18. Juli 2003 19:02:41:

Als Antwort auf: Wie führe ich ein einfaches Leben ? geschrieben von Mucki am 18. Juli 2003 18:37:15:

Ein einfaches Leben unter WTG-Vormundschaft ist dasselbe wie die "Quadratur des Kreises".
Klappt in der Theorie eventuell - in der Praxis nie.

Die Schweizerin Josy Doyon wählte mal für ihr 1966 erschienenes Buch den Titel "Hirten ohne Erbarmen". Damit meinte sie die Funktionsträger innerhalb der WTG (Älteste, Kreisaufseher usw.) Kurze Zeit danach lies der damalige WTG-Präsident Knorr einen aalglatten Brief von Stapel (ist in der CV 13 dokumentiert). Man solle doch den Predigtdienst nicht als Last ansehen und was dergleichen Sonntagsreden mehr sind.
Auch dieses Gewäsch von Knorr erwies sich als sinnlos. Hatte nur einen Zweck nach außen hin zu besänftigen.

Josy Doyon hat ihre Charakterisierung der WTG-Funktionäre nie zurücknehmen müssen.
Auch heute noch besteht kein Anlass dazu, trotz gelegentlicher Schönreder - Sand-in-die-Augen-Streuer.

Geschrieben von Drahbeck am 19. Juli 2003 02:32:29:

Als Antwort auf: Geistige Diktatur geschrieben von ein Ehemaliger am 18. Juli 2003 20:47:40:

"Hoffentlich überdenkt diese Gruppe mit ihrer "leitenden Körperschaft" an der Spitze, daß es für eine Rückbesinnung auf wirklich christliche Tugenden noch nicht zu spät ist."

Ich fürchte, das wird eine unerfüllte Hoffnung bleiben. Das soziologische Umfeld, einer US-amerikanischen Sekte, fordert seinen Preis.
Hätte Rutherford nicht das "Klinkenputzen" eingeführt und würde man nicht bis heute auf diesem Aspekt als d e m wesentlichen Merkmal der Zeugen Jehovas bestehen, wäre die globale Expansion, als Zielstellung, nicht aufrecht zu erhalten. Hitler stellte es den Deutschen auch nicht frei ob sie Wehrdienst leisten wollten oder nicht. Die kalten Krieger in Brooklyn wissen zu genau, dass es ohne die von ihnen praktizierte Form des geistigen Krieges, es nichts mit weiterer Expansion ist.

Und heute gehört uns Brooklyn und morgen die ganze Welt ... Das ist doch auch ihre große (Illusion).

Dafür brauchen sie "Soldaten". Dafür müssen diese Soldaten eben auch damit rechnen; im Fall der Fälle nur als eines von ihren Oberen bewertet zu werden - Verheizungsmaterial!
Geschrieben von
Drahbeck am 20. Juli 2003 09:55:44:

Als Antwort auf: Große Hilfe,- geschrieben von Hans Werner am 20. Juli 2003 00:47:02:

Eine Antwort, die zwar nicht im Sinne des Hans-Werner sein dürfte, die aber trotzdem gegeben werden soll.
Kürzlich kam das Thema "Bildzeitung" an anderer Stelle mit zur Sprache. In gewisser Hinsicht so, wie der berühmt-berüchtigte Stich ins Wespennest.
Es ist sicherlich unfair, den diesbezüglichen Sachverhalt auf den Begriff "Bildzeitung" zu verengen. Es gibt ja noch erheblich mehr vergleichbare Blätter.
Vielleicht sollte man da wohl eher von der Gattung "Boulevardpresse" reden.
Dann meldeten sich zugleich auch Verteidiger zu Wort die darauf hinwiesen; sie läsen die Zeitschrift "Autobild" und bewerteten selbige als besser als andere Konkurrenzorgane aus diesem Zeitschriftensektor. In der Tat, man könnte analog auch "Computerbild" usw. mit nennen. Und es wird deutlich. Eine Verengung nur auf den Begriff "Bild" erweist sich als sehr, sehr problematisch. Deshalb auch die notwendige Abwandlung in "Boulevardpresse".

Aber unbestritten dürfte sein, dass die "Bildzeitung" in letzterer Gattung einen markanten Platz einnimmt.
Dann konnte man da eine Verteidigung lesen wie: Die Zeugen Jehovas bewegen sich doch auch auf "Bildzeitungsniveau". Auch das ist unbestritten. Ein weiterer Verteidiger meinte auch darauf hinweisen zu können; dass einige Kritiker der Boulevardpresse in ihrem Alltagsleben sich als solche erweisen "mit zwei Linken Händen". Auch das soll es geben. Weil es nun solche "Zwei Linkshänder" gibt, ist das nun d e r authentische Beweis für die Überlegenheit des Genres "Boulevardpresse"? Dies scheint mir doch ein bisschen Zirkelschlüssig zu sein.

Es geht den Kritikern der Boulevardpresse doch nicht darum, ob die vielleicht ein bestimmtes Thema exklusiv als erste "an Land gezogen" haben. Darum geht es mit Sicherheit nicht.
Worum es geht ist:
Große, reißerische Überschrift.
Minimaler kaum sachbezogener Inhalt dazu.
Worum es weiter geht ist die Gesamtkonzeption. Welches Thema wird wo hervorgehoben. Was erscheint in dieser Konzeption an hinteren Stellen.

Es tut mir leid. Die Verteidiger des Konzeptes der "Bildzeitung" haben mich nach wie vor nicht überzeugt. Es ist eine Konzeption der partiellen Verdummung (relativ gesehen). Wenn nun unbestritten auch die Zeugen sich vielfach auf diesem Level bewegen, kann dies dennoch nicht der "Persilschein" zur Gutheißung dieser Konzeption sein.

Rückblende. Vor 1945 gab es kein Organ das sich "Bildzeitung" nannte. Sehr wohl aber vielfältige "de facto Bilddzeitungen" gemäß vorstehenden Kriterien.
Noch eine weitere Rückblende. Im ersten Weltkrieg gab es auf deutscher Seite einen maßgeblichen General namens Erich Ludendorff. Für eine begrenzte Zeit danach auch ein Kampfgefährte des Adolf Hitler. Die Wege beider trennten sich aber schon alsbald. Ludendorff heirate ein den zwanziger Jahren ein zweites mal. Seine zweite Frau, die berüchtigte Mathilde, trat alsbald als "neue Religionsstifterin" in Erscheinung. Man lasse sich nicht verblenden dadurch, dass von den Ludendorffs auch solche Schriften vorliegen wie "Erlösung von Jesu Christo". Das erwies sich durchaus nicht als Widerspruch zu vorhergesagtem.

Beispiel aus der Neuzeit. Was ist der Esoteriker Jo Conrad? Antwort meinerseits auch ein vagabundierender partieller "Religionsstifter" der "Esoterik-Religion" von der es noch etliche andere gibt (die Jan Helsing's und Kompagnons).

Bei der "Esoterikerin" Ludendorff begegnet man einer merkwürdigen Mixtur. Verschwörungstheorien en maß gepaart mit einem widerlich penetranten Personenkult um die Ludendorffs. Und ihr zugrunde liegendes Weltbild: Äußerst einfach gestrickt. Eines dieser Elemente: Rassismus.

Dieser Tage konnte ich via ebay ein Exemplar einer Ludendorff-Schrift ergattern, die ich aus Bibliotheksstudien bereits früher kannte. (Hermann Rehwaldt: Geheimbünde in Afrika). Das Interesse an diesem Kauf basiert nicht darauf, weil ich das dort gesagte als besonders "toll" empfinden würde. Ganz im Gegenteil als abstoßend abstrus. Rehwaldt erwähnt die von der WTG abgeplitterte Kitawala-Bewegung in Afrika mit; und noch dazu in sachlich unrichtiger Form. Nur aus diesem Grunde war ich an diesem Angebot mit "interessiert".

Auch diese Schrift strotzt nur so von den Ludendorff-Kriterien. Unerträglicher Personenkult und Rassismus.

Letztere Vokabel aufnehmend. Welche Kriterien waren es eigentlich, die im Hitlerregime bestimmten, wer zum Auschwitzofenkandidaten bestimmt war und wer nicht? Antwort Rassismus. Juden, bevorzugtes Vernichtungsobjekt. Wie wurden die seitens des Hitlerregimes definiert? Nun, da wurden geschichtliche Kirchenbücher gewälzt und die Genealogiker hatten Hochkonjunktur. Erklärte einer: Ich bin doch gar nicht religiös. Ich gehöre keiner Kirche an. Eine Synagoge habe ich zeitlebens noch nie von innen gesehen. In Mitgliedslisten einer Jüdischen Gemeinde war ich noch nie eingetragen. Und Jüdische Gemeinden haben von mir noch nie einen Pfennig Geld bekommen (Solche Fälle gab es auch). Es nützte ihm alles nicht. Anhand der Kirchenbücher wurde der Nachweis geführt. Auch er hatte Vorfahren die "jüdisch versippt" waren. Also ab mit ihm in den Auschwitzofen.

So sah die Wirklichkeit des Rassismus im Naziregime aus!
Hans Hesse, ich bin kein Fan diesen Herrn. Aber ich weiß; er hat neben Publikationen in Sachen Zeugen, auch solche in Sachen Sinti und Roma vorgelegt (landläufig auch als Zigeuner bezeichnet). Und ich weiß von anderen Autoren (nicht nur Hesse) die zu diesem Thema publiziert haben, dass sie sich eine der diesbezüglichen Koryphäen mal näher angesehen haben. Den "Zigeunerforscher" Robert Ritter und sein Umfeld. Gerade die Details offenbaren dabei, wie nach wirklichen wissenschaftlichen Kriterien bewertet. Der Ritterclan da äußerst unsauber, geradezu hahnebüchend gearbeitet hat. Dennoch wurde auch dieser Rassismus"forscher" im Naziregime hoch gewürdigt. Und die alte BRD hat sich entblödet, wie auch in vielen anderen Nazifällen, ihm nie den Prozess zu machen. Schande über sie.

Was im Falle Ritter minutiös nachgewiesen. Die völlige Unwissenschaftlichkeit der Rassentheorie: gilt auch für etliche andere Bereiche. Jeder Kolporteur einer Rassentheorie in der heutigen Zeit; zumal wenn es sich um einen "Otto Normalverbraucher". Also jemand, der selbst keine universitäre wissenschaftliche Laufbahn oder ähnliches vorweisen kann handelt, verdient es, (leider), mit äußerst spitzen Fingern angefasst zu werden.

Es hat in diesem Lande (alte BRD), keine wirkliche Entnazifizierung gegeben, die auch diesem Namen verdiente. Über vielfältige Kanäle lebt dieser Geist in Neu- und Umformierungen fort. Ein besonderes Einfallstor auch dabei die Esoterik.
Der einzelne mag sich dessen nicht bewusst sein, weil er persönlich nur eine Boulevardpresse-"Bildung" hat, bzw. dieses Niveau. Das ist eben das eigentliche Drama an der ganze Sache.

Geschrieben von
DZ am 21. Juli 2003 23:06:51:

Hier ein Auszug aus einem Buch:

Ich möchte aufklären, um zu verhindern, daß noch mehr Menschen in diese Abhängigkeit geraten. Die Geschichte hat immer wieder gezeigt, daß ein solches totalitäres System, sei es religiös oder politisch, leicht viele Millionen Anhänger gewinnen kann. Bis die Gefahr erkannt wird, ist es häufig schon zu spät, die außer Kontrolle geratene Organisation zu stoppen. Und wie groß die Gefahr ist, zeigt sich nicht nur am seelischen Zustand vieler Zeugen Jehovas, sondern spiegelt sich auch in der körperlichen Gesundheit wieder. Heute kann ich besser verstehen, weshalb fast zeitgleich in meiner Versammlung drei Schwestern an Krebs erkrankten. Zwei davon starben. Und Schwester Mira, die in die Nervenheilanstalt eingeliefert wurde, nachdem sie sich jahrelang für ihre drei Kinder aufgeopfert und sogar noch anderen, kinderreichen Familien unter die Arme gegriffen hatte, war auch nicht durch Zufall erkrankt. Ihre Schuldgefühle nach einer heimlichen Beziehung hatten sie in den Wahnsinn getrieben. Nach ihrem Selbstmord rief mich ihre Schwester an, um zu erfahren, ob ich noch mit Mira gesprochen hatte. Auch von den Ältesten wurde ich noch einmal aufs Eindringlichste aus diesem Anlaß befragt. Wollte man sicher gehen, daß es nicht noch mehr Mitwisser von den Gründen für Miras Wahnsinn und schließlich ihren Freitod gab? Sie hatten Glück, es sickerte nie etwas durch. Die Menschen, die so kaputt gemacht werden, sind die Unwissenden, Gläubige, Suchende und vielleicht die einzigen Reinen in dieser kaputten Gesellschaft. Ihnen nimmt man alles. Ein seelisch zerbrochener, zutiefst verwundetet Mensch bleibt dann zurück, wenn er das Glück oder das Pech hat, die Inquisition zu überleben. Denn schon das Überleben ist nicht einfach. Das Leben noch weniger. Man weiß, daß man abgeschrieben ist, wartet aber immer noch auf den Schöpfer und auf Hilfe. Dadurch wird es schier unmöglich, sich endgültig abzunabeln. Manche der ehemaligen Zeugen Jehovas, mit denen ich jetzt Jahre nach ihrem Ausschluß Kontakt aufgenommen habe, hängen immer noch den alten Doktrinen an, obwohl sie sich längst von der Sekte losgesagt haben. Warten immer noch auf Hilfe, obwohl sie selbst längst Hilfe geben sollten denen, die ihnen nachfolgen.

Wie kann man sich oder seine Kinder davor schützen, in die Sekte abzurutschen? Da gibt es nur eine Möglichkeit: junge Menschen müssen zu denkenden Wesen erzogen werden, und das ist keineswegs selbstverständlich.

Geschrieben von DZ am 22. Juli 2003 00:01:42:

Uta, eine junge Getaufte, wünschte sich ein Kind, aber keinen Mann. Eine undenkbarer Wunsch für einen gläubigen Zeugen Jehovas. Doch sie hatte sich außerdem noch in den Kopf gesetzt, ein Mischlingskind zu bekommen. Also reiste sie mit festem Vorsatz nach Indien. Kontakte hatte sie schon im Vorfeld geknüpft. Und wirklich, neun Monate später war das Wunschkind da. Sie wurde nicht ausgeschlossen, sondern bekam lediglich einen Verweis, als ihre Schwangerschaft nicht mehr zu verheimlichen war. Als dann ihr Kind geboren war und sie es mit in die Versammlung brachte, wurde es freundlich begrüßt: ein neuer Verkünder dürfe in den Reihen der Zeugen Jehovas willkommen geheißen werden, gab der vorsitzführende Aufseher bekannt. Kurz danach meldete sich Uta wieder frisch und frei beim Antworten in den Zusammenkünften. Meistens ging es um Fragen der Reinheit und Christlichkeit, wobei die junge Schwester andere belehrte, wie sie sich zu verhalten hatten.

Auch die Kinder von Bruder Fuchs führten kein beispielhaftes Leben. Der Sohn war im ganzen Städtchen als Don Juan bekannt. Die zweitälteste Tochter bekam von einem zwanzig Jahre älteren Mann ein Kind. An sich nichts schlimmes, doch bei den Zeugen Jehovas verpönt. Dennoch wurde von seiten der Versammlung nichts unternommen, während ein anderes junges Paar, das kurz vor der Hochzeit stand, ausgeschlossen wurde, weil ein Glaubensbruder nachts den Wagen des Bräutigams vor dem Haus der Braut gesehen hatte. Der junge Mann hatte ihn dort stehen lassen, als er abends zur Schicht gegangen war.

Das ist doch keine Gerechtigkeit!

Geschrieben von D. am 22. Juli 2003 06:56:01:

Heinrich Kurlbaum
"Kurlbaum hatte als Zeuge Jehovas 1943 den Kriegsdienst verweigert und wurde nach einem längeren Verfahren und zeitweiligem waffenlosen Dienst als Brückenbaupionier schließlich am 15. Mai 1944 hingerichtet - gut einen Monat vorm Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944."

Was besagt dieser Text unter anderem? Brückenbaupionier. Wie konnte man das im Jahre 1943 sein? In welchem "Angestelltenverhältnis" befand man sich da? Wohl kaum in dem einer üblichen Firma; sondern dem der "Deutschen Wehrmacht". Wie wird wohl seine "Berufsbekleidung" da ausgesehen haben? Höchstwahrscheinlich die Armee-übliche Uniform für solche Aufgaben.

Allerdings, es gibt noch mehr solcher Fälle, wo Einzelne sich zu dem Kompromiss durchrangen. Armeedienste ja - nur eben nicht direkt mit der Waffe. Selten kam das Naziregime den Betreffenden entgegen. Die Forderung des Naziregimes hiess: Alles oder nichts. Auch im Falle Heinrich Kurlbaum

Geschrieben von D. am 22. Juli 2003 13:31:51:

(Zeugen Jehovas) jene Leute, die als brave und gesetzestreue Bürger gelten und rücksichtslos die gesamte Menschheit strapzieren.

Doch was auf den ersten Blick so ungemein friedlich aussieht, ist in Wirklichkeit eine sehr gut durchdachte Versklavungsmaschinierie. Die Menschen, die dort hineingeraten sind (fast) ohne Hoffnung verloren und versklavt. Und weil diese wirklich geniale Versklavungsmaschinerie unglaublich gut getarnt und daher schwer zu erkennen ist,

ich selbst habe ganze 9 Jahre meines Lebens mit diesen Leuten verbracht, eine Zeit, die ich selbst im Gefängnis besser verbracht hätte.

An anderer Stelle sagt der eben zitierte Autor über sich selbst und seine Biographie:
"Mit 9 Jahren ist mein Vater bei einem Verkehrsunfall mit seinem Motorroller um´s Leben gekommen. Das war der Auslöser dafür, daß ich in den kommenden weiteren 9 Jahren bei den Zeugen Jehovas war. Das ist eine Sekte mit recht dominanten Ansichten. Glücklicherweise konnte ich mich von dieser Sache befreien, wo ich 18 Jahre alt war."

Geschrieben von Drahbeck am 23. Juli 2003 11:22:39:

Als Antwort auf: Re: Suche Aussteiger geschrieben von UNbekannt am 23. Juli 2003 08:31:44:

Meine Meinung dazu. Es ist sicherlich löblich und zu begrüßen, wenn versucht wird Verblendeten zu helfen. Wer hat nun noch die relativ "besten Chancen" dabei? Wahrscheinlich diejenigen, die dem Betreffenden schon früher am nächsten standen.
Aber alle anderen, die den Betreffenden ja nicht persönlich kennen, laufen doch Gefahr erst einmal "im Nebel herumzustochern".
Wie reagiert dann der Betreffende?
Vielleicht in der Igel-Reaktion.
Ich würde schon empfehlen, dass man in solchen Fällen auch das einschlägige Buchhandelsangebot mit in Betrachtung zieht.
Lehnt der Betreffende es ab, das zu lesen, dürften wohl anders geartete Versuche auch nicht sonderlich größer erfolgversprechend sein.

Viele, die sich heute als Aussteiger von den Zeugen Jehovas sehen, hat besonders das Buch des Raymond Franz "Der Gewissenskonflikt" beeindruckt.
Im vorliegenden Fall ist es aber doch wohl etwas anders, da es sich ja wohl um eine Neukonvertierung zu den Zeugen handelt. Daher scheinen mir allzu tiefgründige Bücher dabei nicht optimal zu sein.
Zwei Bücher würde ich aber doch in diesem Fall empfehlen.
Einmal der Bericht von Monika Deppe "Auch ich habe ihnen geglaubt".
Und zum zweiten auch noch: "Die Endzeit der Zeugen Jehovas".
Es wäre schon angebracht, dass auch die Hilfsperson sich mit dem Inhalt des vorgenannten vertraut macht, damit sie auch weis worum es geht. Also nicht bloß auf ein "Wunder" zu warten. Aktiv werden heißt die Devise. Das ganze aber mit Umsicht.

Geschrieben von D. am 02. August 2003 15:49:58:

Als Antwort auf: Re: http://www.ref.ch/rna/meldungen/1664.htm geschrieben von D. am 02. August 2003 00:53:08:

Laut Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2002 (eine neuere Ausgabe davon liegt mir derzeit nicht vor; angesichts der WTG-Politik Kritikern so es geht, die WTG-Literatur vorzuenthalten).
Laut genanntem Jahrbuch hat Ruanda rund 8,5 Millionen Einwohner; davon rund 9000 Zeugen Jehovas; was (runde Zahlen jetzt) was bedeutet, dass dort auf rund 950 Einwohner ein Zeuge Jehovas kommt. Zum Vergleich. Laut gleichem Jahrbuch beträgt das Verhältnis in Deutschland. 1 Zeuge Jehovas kommt hier auf rund 500 Einwohner. Diese Zahl macht schon mal deutlich, dass die "Relevanz" der dortigen Zeugen Jehovas etwa nur halb so groß ist wie in Deutschland.
Weiter. Wer hat dieses Thema angestoßen? Offensichtlich doch ein anonymer Zeuge Jehovas. Warum hat er es angestoßen. Nun weil er da eine kirchliche Meldung fand, die besagte. Von den christlichen Religionsgemeinschaften, seien besonders die Zeugen Jehovas bei dem dortigen Genozid nicht mit beteiligt gewesen. Was wollte der Zeuge damit wohl zum Ausdruck bringen. Nun doch wohl dies. Wir sind "besser", haushoch "besser" als die anderen.
Die Mühe, das Für und Wider auch in die Betrachtung mit einzubringen machte er sich nicht.
Nun wenn wie Moslems dort, wie gesagt wurde nur 8 % der Bevölkerung stellen; sind sie doch immerhin numerisch noch größer als die dortigen Zeugen Jehovas.
Es ist für mich kein Diskussionsthema. Die Schuld der dortigen Kirchen ist nicht zu beschönigen. Es ist auch völlig berechtigt das an den Pranger zu stellen. Was mich nur stört ist dies. Wer reklamiert; "wir sind haushoch besser", von dem muss man zugleich verlangen können, sich nicht nur mit einer plakativen These aufzuhalten. Man muss von dem verlangen können, auch um Objektivität bemüht zu sein. Dazu gehört auch jene Fakten mit zu benennen, die das eigene geschönte Licht, nicht mehr ganz so strahlend erscheinen lassen.
Beispiel Hitlerdeutschland. Dort haben etliche Zeugen Jehovas wegen Wehrdienstverweigerung ihren Kopf aufs Schafott gelegt. Zur gleichen Zeit (1943) gab es von den Schweizer Zeugen eine Verlautbarung, man leiste sehr wohl Wehrdienst. Es tut mir leid. Rede ich über Wehrdienstverweigerung in Hitlerdeutschland und verschweige dabei den Fall Schweiz, wird man sich eine üble Geschichtsklitterung vorhalten lassen müssen. Genauso wird seitens der Zeugen Jehovas in Sachen Ruanda geklittert.

Geschrieben von Drahbeck am 03. August 2003 01:41:11:

Als Antwort auf: Jehovas Zeugen begegnen mutig der Bedrohung durch den Nationalsozialismus geschrieben von am 02. August 2003 22:41:21:

Und die WTG-Funktionäre (nicht unbedingt der einzelne kleine Zeuge Jehovas) biederten sich an:

Alte nicht genug differenzierende WTG-Texte zu zitieren, macht sie auch nicht "besser". Gerade jetzt ist vor wenigen Tagen ein zu registrierendes Buch neu in den Buchhandel gelangt. (Repression und Selbstbehauptung). Darin auch ein beachtlicher Text von Dr. Detlef Garbe zum Thema. Jener Garbe, von dem die WTG doch früher (Standhaft-Video) nicht müde wurde ihn nach allen Regeln der Kunst zu vermarkten.
Garbe führte darin unter anderem auch mit aus:

"Bedauerlicherweise hat sich die Wachtturm-Gesellschaft trotz ihrer Öffnung in Fragen der Geschichtsaufarbeitung bislang noch nicht zu einer Distanzierung von dem Anpassungskurs des Jahres 1933 entschließen können. Zwar wird die Erklärung vom 25. Juni 1933 heute nicht mehr als "vehementer Protest gegen die Hitler-Regierung" verklärt, aber die Tatsache, daß in Zeiten der Bedrängnis 1933 gewisse Zugeständnisse erfolgten, wird weiterhin nicht eingestanden. Allerdings wurde 1998 in einer "Erwachet!"-Ausgabe der auch innerhalb der Glaubensgemeinschaft geäußerte Wunsch nach einer Passage zu den "Handelsjuden des Britisch-Amerikanischen Weltreiches" als Ausdruck einer vermeintlichen Judenfeindschaft "mißverstanden worden" sei und deshalb "Anstoß erregt" habe. Aber zu dem Eingeständnis, daß die "sichtbare Organisation Jehovas" - wie andere auch - in den Anfangsmonaten des "Dritten Reiches" zur Existenzwahrung einen Weg der Anpassung und Verständigung suchte, zeitweilig die Gläubigen zur Einstellung aller Missionsaktivitäten aufrief und somit anfangs nicht mit der Entschiedenheit agierte, die später das Handeln der Zeugen Jehovas unter der nationalsozialistischen Herrschaft auszeichnete, kann sich die Wachtturm-Geellschaft nicht entschließen, wohl weil hier die Autorität der Leitenden Körperschaft in Brooklyn und ihr Anspruch "unter der Eingebung und mit der Vollmacht des Höchsten" zu handeln, zur Diskussion steht. ...

Wer das opferreiche Martyrium der Zeugen Jehovas im "Dritten Reich" aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive betrachtet, kommt deshalb nicht an der Feststellung vorbei: Widerstand gegen die Diktatur leisteten Jehovas Zeugen nicht. Sie stritten im Konflikt mit dem Regime für ihre (eigene) Organisations- und Glaubensfreiheit, nicht aber für die Freiheit (aller) in einem umfassenderen und politischen Sinne. In diesem Zusammenhang gilt es auch, darauf hinzuweisen, daß die Zeugen Jehovas sich nicht nur gegenüber der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verweigerten. ...

Die couragierte Haltung der Zeugen Jehovas im "Dritten Reich" kann zwar Respekt und Würdigung für sich beanspruchen, als Leitbild in einer demokratisch verfaßten Gesellschaft eignet sie sich jedoch nur bedingt. Ihr Handlungsmotiv war die Loyalität zur Theokratie, nicht die Wiedererlangung von Freiheit und Demokratie. Eine Vorbildfunktion im pädagogischen Sinne kommt ihnen deshalb nicht zu. Dieser Platz sollte Dietrich Bonhoeffer, Mildred und Arvid Harnack, Helmuth Hübener, Julius Leber, Max Josef Metzger, Carl von Ossietzky, Sophie und Hans Scholl und ähnlichen Persönlichkeiten vorbehalten bleiben."

Zum Thema WTG-Anbiederung siehe auch noch:
Anbiederung

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