Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV Sonderdienst Nr. 3

"Hiermit geben wir bekannt, daß Raymond Victor Franz seit dem 22. Mai 1980 kein Glied der leitenden Körperschaft oder der Brooklyner Bethelfamilie" mehr ist. Ende der Durchsage.
Diese lapidare Kurzmitteilung findet sich in Heft 9/1980 des Interna-Blattes "Unser Königreichsdienst" in der Rubrik Mitteilungen. Eingerahmt von solch sinnigen Mitteilungen wie:

"Das Literaturformular, das ihr vor kurzem erhalten habt, sollte nicht später als am 6. September an das Zweigbüro gesandt werden.
Oder auch:
"Von Zeit zu Zeit äußern allgemeine Pioniere den Wunsch, wegen mangelnder Gesundheit oder aus anderen Gründen eine Zeitlang mit ihrem Dienst aussetzen. Es besteht keine Vorkehrung, daß allgemeine Pioniere 'aussetzen'...".

Eine ähnlich nebulöse Kurzmeldung gab es dann noch einmal in der November-Ausgabe 1980 von "Unser Königreichsdienst".
Hat zeitgenössisch überhaupt ein Zeuge Jehovas beim lesen, oder besser doch gesagt - überlesen - dieser Kurzmeldungen, die damit verbundene Brisanz mitbekommen? Wohl kaum.

Die deutschsprachige Ausgabe des Franz-Buches "Der Gewissenskonflikt" aus dem Claudius-Verlag erschien bekanntlich erstmals 1988. Davor gab es zwar schon eine andere auch deutschsprachige Übersetzung des gleichen Buches unter dem etwas holprigen Titel "Krise des Gewissens". Nur hatte diese Ausgabe einen "Schönheitsfehler". Sie war nicht über den öffentlichen Buchhandel beziehbar. Sie gab vor eine Übersetzung des englischsprachigen Franzbuches aus dem Jahre 1983 zu sein.

Man ahnt es schon! Jenes Buch "Krise des Gewissens" entstand in der DDR und "glänzt" schon auf der ersten Seite mit der Angabe "Im Selbstverlag hergestellt" und "Nur zur persönlichen Verwendung". Was das für ein "Selbstverlag" indes das ist, kann man aus dem Buch selber nicht entnehmen, in direkter Form. In indirekter Form sehr wohl. Ab Seite 256 von "Krise des Gewissens" gibt es auch ein "Stichwort-, Begriffs-, Titel-, Fakten-Register". Ein wahrliches Wortungetüm kann man da wohl nur zu sagen. Es kommt aber noch "besser".

Die Macher jenes Buches hielten auch als Stichwort den Begriff "Antikommunismus, indirekt" für notierenswert. Als Seitenangabe dazu verweisen sie auf die Seite 88 ihrer Ausgabe. Schlägt man jene Seite nach, reibt man sich verwundert die Augen. Das ist jene Seite wo Franz über das Verhalten in Sachen Wehrdienst in Mexiko berichtet.

Wer die Ausgabe aus dem Claudius-Verlag besitzt (3. Aufl. 1996), der möge dort mal spaßeshalber die Seiten 128-130 nachlesen, was in etwa adäquat mit der Seite 88 der DDR-Ausgabe ist. Man muss sich allerdings schon mit einer Brechstange bewaffnen, wenn man die dortigen Ausführungen als "indirekten Antikommunismus" als Stichwortwürdig ansehen will.

Bis heute gibt es in den Bibliographien der Deutschen Bibliothek, die alle Neuerscheinungen aufgrund ihres Pflichtexemplarrechtes verzeichnet, keinen Nachweis von "Krise des Gewissens". Offenbar hielten dessen Macher das nicht für opportun, dieses Buch diesergestalt bekanntzumachen. Und seine Vertriebslinie, schon fast konspirativ zu nennen, erfolgte denn auch über die "Christliche Verantwortung". Ob sein Autor, schon zeitgenössisch von dieser Übersetzung Kenntnis hatte, erscheint zudem mehr als zweifelhaft. Autorisiert hat er sie jedenfalls wohl nicht, im Gegensatz zur stilistisch auch als besser übersetzt zu bezeichnenden Ausgabe aus dem Claudius-Verlag.

Immerhin, das bietet sich an, mit zu vermerken. War es die DDR, die schon frühzeitig "Wind" vom Fall des Raymond Franz bekommen hat, und dann wie vorstehend beschrieben, darauf reagiert hat. Bereits im August 1981, als selbst in den USA das Franz-Buch noch nicht vorlag, nennt sie seinen Fall beim Namen. Dies war der CV auch einen extra "Sonderdienst Nr. 3" wert.Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass die CV versuchte, bei der Gelegenheit auch "ihr Süppchen" zu kochen. "Neutral" war sie in der Sache sicherlich nicht. Dies alles ändert aber nichts an der Sachlage, dass sie schon früh mitbekommen hat, was sich da in Sachen Franz abspielte und diese Information auch weitergab. Nachstehend kann man sich ein eigenes Bild davon machen.



CV CHRISTLICHE VERANTWORTUNG
MONATSSCHRIFT DER STUDIENGRUPPE CHRISTLICHE VERANTWORTUNGBEGRÜNDET 1959 VON WILLY MÜLLER, GD, GERA/THÜR, DDR

GERA SONDERDIENST NR. 3 AUGUST 1981

REBELLION GEGEN DEN FALSCHEN PROPHETEN IM BETHEL BROOKLYN!
Mitglied der "Leitenden Körperschaft" Raymond V. Franz, Neffe des WTG Präsidenten, Kopf der Erhebung
Das erzwungene Eingeständnis der WTG

Es heißt in "Unser Königreichsdienst" Nr. 8 vom November 1980, Wiesbaden:
"Weil manche Fragen an uns herangetragen wurden und um Gerüchten entgegenzuwirken, möchten wir eine Mitteilung, die in "Unserem Königreichsdienst" der Vereinigten Staaten veröffentlicht wurde, hier abdrucken. In diesem Zusammenhang möchten wir erwähnen, dass diese Mitteilung niemanden von der leitenden Körperschaft betrifft. Sie hat folgenden Wortlaut:

Wir bedauern es, bekannt geben zu müssen, dass fünf Gliedern der Brooklyner Bethelfamilie und einigen anderen in der Stadt New York die Gemeinschaft entzogen wurde. In einigen Versammlungen haben einige Spaltungen verursacht, Sekten gefördert und sich abtrünnig gegen die Organisation verhalten (Tit. 3:9-11). Da wir in Zeiten leben, mit denen man schwer fertig wird, sollte es uns nicht überraschen, dass derartiges vorkommt. Wie die Heilige Schrift uns zeigt, sind auch im ersten Jahrhundert einige von der Wahrheit abgewichen! (l. Tim.1:20, 4:1, 2.Tim. 2:17,18, l. Kor. .15:12,13, Apg. 20:29,30).

Wir hoffen, dass diese Personen zur Besinnung kommen und zur Organisation Jehovas zurückkehren werden, denn dies dient zu ihrem Wohl.
Wie zeitgemäß waren doch die Belehrungen des diesjährigen Bezirkskongresses "Göttliche Liebe", die uns zur Treue Jehova und seiner Organisation gegenüber ermunterten !" -

Absichtlich steht diese Ausschlußmitteilung aus Brooklyn auf der letzten Seite an fast letzter Stelle ohne jede Überschrift, sodaß sie fast übersehen wird. Natürlich erfährt keiner die Namen der Bethelbrüder. Absichtlich wird alles verharmlost, denn in Wirklichkeit ist es wie ein Lauffeuer, das nicht mehr verschwiegen werden kann. Es gibt so viele Anfragen, dass sie gezwungen sind, etwas zu sagen! Auch der WT muß sich gleich zu Beginn des Dienstjahres 1981, das es eigentlich nicht mehr geben sollte, mit diesem Thema befassen. Unter dem Thema "Bleibe fest im Glauben" (WT 1.11.80) prasselt es: "Abfall unter den ersten Christen - Abfall in 'späteren Zeitperioden' - Ursachen und Auswirkungen des Abfalls - Wie man vermeidet, vom Glauben abzufallen" u.a.m.

Geschickt wird auch hier alles entstellt und verdreht, denn es geht ja überhaupt nicht um Abfall vom Christentum und vom Glauben an Gott, sondern allein um sehr wohl begründete Abkehr von der Organisation, die sich wie nie zuvor als unglaubwürdig erwiesen hat!

Wir erinnern an das Schlüsselthema der Kongresse 1978 "Glaube an die siegreiche Organisation". Genau das ist die Frage, da diese Organisation nunmehr wie nie zuvor als nicht von Jehova, Gott, erwiesen ist! Darum der Aufbruch jetzt seit 1980 selbst im Hauptbüro in Brooklyn!
Wurde der Welt nicht in "Erwachet" vom 22.4. 1972 in vielen Sprachen verkündigt, daß alles auf jeden Fall noch im Laufe des Jahrzehnts der 70er Jahre eintreten wird? Ja, das wurde es! (S. 26f)

Wirkliche Ursachen und Gründe werden verschwiegen!
In keinem WTG-Eingeständnis werden die wahren Gründe, die wirklichen Ursachen der jetzigen Abkehr von der Organisation genannt. Die sich abwenden, werden vielmehr als Sektierer und Spalter diffamiert. Die Organisation verhindert auch jede Diskussion der wirklichen Gründe und Ursachen. Sie lehnen die "geistige Speise" der WTG ab - warum? Kein Argument! Sie seien "undankbar" gegenüber der Organisation - warum? Kein Argument! Soll man der WTG etwa noch danken für die 1975-Irrlehre, die alle lächerlich und unglaubwürdig vor den Mitmenschen gemacht hat, denen man das predigen mußte?

Nein, nicht "die schweren Zeiten" sind schuld, "dass derartiges vorkommt"! Das ist berechnete, heuchlerische Ablenkung von den wahren Ursachen! Die Weltende-Irr-lehre der WTG von 1975 ist schuld! Man erkennt, daß man die ganze Welt mit der WT-Verkündigung enttäuscht, getäuscht und betrogen hat! Das sind die Ursachen!

BRIEFE ÜBER DIE VORGÄNGE IN BROOKLYN GEHENIN ALLE WELT!
Sehr wichtige Umwandlungen in USA
Dazu wird mitgeteilt:
Wir bitten um die Veröffentlichung, um allen Zeugen Jehovas von wichtigen Umwandlungen in der Zentrale der Wachtturm-Gesellschaft Kenntnis zu geben. Seit Jahren, besonders seit 1975, wurde es klarer, dass viele Lehren der Wachtturm-Gesellschaft und auch manche Mitglieder der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas im Widerspruch mit der Bibel und auch mit der gesunden menschlichen Vernunft stehen.
Im Widerspruch mit der Bibel ist die ganze Lehre vom Jahre 1914 und was damit verbunden ist.
Auch die Lehre über die Daten von, Harmagedon.
Auch ganz im Widerspruch zur Bibel ist die Lehre über den sog. Überrest. Auch viele andere Lehren haben weder biblischen noch christlichen Charakter.
Die Verkündigung solcher Lehren ist für Gott und Jesus Christus Schmähung und bedeutet auch, sich über die Menschen lustig zu machen. Es ist einfach eine Degradierung des Menschen als vernünftiges göttliches Geschöpf zur Rolle eines nichtdenkenden Werkzeuges für die Manipulation der Wachtturmgesellschaft und Organisation der Zeugen Jehovas.

Viele haben die Organisation verlassen
Dazu wird mitgeteilt:
Viele ehrliche und gottesfürchtige Brüder der leitenden Körperschaft waren schon seit Jahren Gegner der Verkündigung der falschen Lehren. Aber es waren auch solche, denen es nicht viel am Herzen lag, die Wahrheit der Bibel zu verkünden. Es war ihnen bequemer, Falschlehre zu verbreiten, mit denen sie alle kompromittiert haben, die ganze Organisation. In Amerika und anderen Staaten haben viele Tausend Brüder und Schwestern aus diesen Gründen die Lehre der Organisation der Zeugen Jehovas verlassen, die Verkündigung beendet und sind keine eifrigen WT-Leser mehr. Und wer kann alle die berechnen, die auf Grund und Schuld der falschen Organisationslehren den Weg des Unglaubens gegangen sind?

Neue Repräsentanten in Brooklyn 1980 hervorgetreten
Dazu wird mitgeteilt:
Im Sommer 1980 waren die Kongresse der Zeugen Jehovas "Göttliche Liebe". Auf diesen Kongressen in Amerika und anderen Staaten ist es zu ernsten Begegnungen der ehrlichen Brüder und Schwestern gekommen,. die um eine würdige Lobpreisung besorgt sind. Die wichtigste Bedeutung hat der Kongress vom 29.6. bis 2.7.1980 bei Long Beach, Californien. Die Losung "göttliche Liebe" hat sich umgewandelt und den Ehrlichen Kraft gegeben, die falschen Lehren zurückzuweisen und den irreführenden Propheten zu verlassen.

Ein Teil der Mitglieder der leitenden Körperschaft, 5 Personen aus dem Bethel und l von außerhalb wurden auf diesem Kongress zu Repräsentanten der ehrlichen und vom WT freien Zeugen Jehovas gewählt. Zum Präsidenten wurde das Mitglied der bisherigen leitenden Körperschaft,
Raymond V. Franz
gewählt, der Neffe von Frederic W. Franz, Präsident der Organisation der Zeugen Jehovas, die nicht die klaren Lehren der Bibel predigen.

Appell aus Brooklyn an alle
Es heißt:
Indem wir diese Änderungen in der Organisation der Zeugen Jehovas bekannt geben, appellieren wir an alle Brüder und Schwestern in den Dienstkreisen und Versammlungen: Überprüft alle zu Euch kommenden Lehren. Werft alles konsequent ab, was mit der Bibel nicht übereinstimmt, Lehren, die die gesunde menschliche Vernunft verhöhnen. Nehmt nur die Lehre der Bibel und bewahrt Euch vor den laufenden Harmagedon- enttäuschungen. Richtet Euch nur nach der Bibel, nicht nach dem WT. So können Euch die Harmagedon-Pleiten nichts anhaben. Wir wünschen Euch Gottes Segen.

Einige internationale Reaktionen
Es betrifft nicht die "Leitenden Körperschaft"? Raymond V. Franz ist ein Mitglied dieser Körperschaft! WT 1.4.79/9, Seite 11.
Einige Brüder und Schwestern schreiben, dass sie der Organisation nun keine "gute Hoffnung" mehr geben, sondern mit ihren bescheidenen Gaben selbst Bedürftige, Kranke und Alte unterstützen. Sie fragen nicht mal mehr nach dem Wachtturmglauben.
Eindringlich wird aufgerufen, z.B. die Schriftstellen Apg. 1:11, l. Thess. 4:16,17 und Matth. 24:42 zu prüfen. Kann Christus danach schon 1914 wiedergekommen sein?

Es wird gefragt, wenn die Organisation falsche Lehren verbreitet, beraubt sie die Verkündiger dadurch nicht ihrer menschlichen Würde?

Ja, eine unverzeihliche Entwürdigung des Christen
Ja! Denn alle stehen nun da als Vertreter eines falschen Propheten der im Namen Gottes in die Welt posaunt, was nicht eintrifft. 5.Mose 18:20:22. Niemand kann den so Mißbrauchten mehr glauben und vertrauen. Niemand kann ihre Verkündigung weiterhin ernst nehmen. Die Organisation hat sie weltweit lächerlich gemacht. Obendrein wird dazu noch von jedem verlangt, auf gar keinen Fall "einen Fehler preiszugeben"! (WT 15. Juni 1980, S. 3,4) Damit wird das Maß der Entwürdigung übervoll gemacht! Denn das bedeutet, dass die Verkündiger überall abzustreiten und zu vertuschen, also zu lügen haben, als ob es die weltweite WT-Falschprophetie von 1975 gar nicht gegeben habe! Das ist am Ende ungeheuerlich. Mit dieser CV-Veröffentlichung erfüllen wir nicht nur den Wunsch der freigewordenen Brüder und Schwestern in Brooklyn, sondern einfach auch unsere Christenpflicht in dieser Sache!

EINDRINGLICH ERHEBEN DIE MITTEILENDEN BRÜDER UND SCHWESTERN DIE FRAGE AN ALLE.
WAS WIRST D U TUN?

A 8182/81 V71 1751 KO

ZurIndexseite