"Christliche Verantwortung" zusammengefasst 1970
CV 29 - CV 34
Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 29
Für die Heutigen ist das Datum 1975 eines aus der Vergangenheit. Für etliche genauso weit entfernt wie 1925 oder 1914. Alles Daten von denen man weiß: Sie wurden von der WTG im endzeitlichem Sinne strapaziert. Die Generationen "lösen sich ab". Einige vermögen sich noch darüber aufzuregen, dass beispielsweise in der Wachtturmausgabe vom 1. 11. 1995 die These zum alten Eisen gelegt wurde (wie immer bei der WTG bei solch heiklen Dingen - in einem Wortschwall sonstiger, nichtssagender Worte eingebettet). Also 1995 wurde die These endgültig zu den Akten gelegt, "die Generation von 1914 werde nicht vergehen", die davor zum Standardrepertoir der Zeugen Jehovas gehörte.
An diese geschichtliche Zäsur mag so manch einer sich noch persönlich erinnern, denn 1995 liegt ja noch nicht so übermäßig lange zurück. Aber 1975? Sicher etliche erinnern sich auch daran. Aber es gibt auch inzwischen eine neue Generation, die das so nicht bewusst miterlebt hat. Da kann es nicht verkehrt sein, einmal einen Rückblick zu tun, auf die Zeit vor 1975. Just auf jenem Zeitpunkt, wo diese These damals "neu auf dem Markt" war. Dies ist in dieser CV-Ausgabe möglich.
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Nr. 29 Gera Januar 1970
CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in
der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger.
Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der
Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier
Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten
ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.
Was geht im Bethel in Wiesbaden
vor?
Durch zur Zeit noch unvollständige Mitteilungen von Brüdern
aus Westdeutschland, wurde "Christlicher Verantwortung" bekannt, daß im Bethel
Dinge geschehen, die nicht mit der Einheit und Liebe im Vertrauen auf Jehova zu
vereinbaren sind.
Wir bitten alle Brüder, denen diese Dinge bekannt sind, uns
ausführlich zu informieren, um allen Lesern eine sachliche Auskunft geben zu können.
Reichtum zum
Segen verwenden - nach den Worten des Jakobus
Liebe Brüder und Schwestern!
"Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist
es Sünde". Jakobus 4:17 (Elbf. B.).
In letzter Zeit haben wir in "Christlicher
Verantwortung" des öfteren auf den "ungeheuren materiellen Reichtum" der
Wachtturmgesellschaft hingewiesen. Es soll uns nun nicht wundern, daß der Apostel Jakobus
uns auch über den Reichtum etwas Besonderes zu sagen hat. Jakobus tut dies in einer
besonderen Weise, ihm ist es um die Reichen bange. Es ist bekannt, daß die leitenden
Männer der WTG auf Jahre hinaus ihre Pläne fertig haben und wissen, wo und wie sie den
finanziellen Gewinn erhaschen werden, hier sind sie emsig tätig. Jedoch werden sie
träge, schlaff, unwillig, irgend etwas zu tun, stumpfsinnig und unbeweglich, dann
nämlich, wenn es gilt, materiell "Gutes zu tun", etwa in sozialer Hinsicht. Da
ist ihre Tatkraft plötzlich verbraucht und dieser schlaffe Unwille macht sie vor Gott
schuldig. Darum sagt die Schrift in gut deutsch ausgedrückt:
"Darum, weil du tausenderlei mit Eifer tust und in deiner energischen Arbeitsamkeit hoch einherfährst, wo es deinen Vorteil gilt, darum liegt es als Sünde auf dir, wenn du Gutes siehst, das im Bereich deines Vermögens liegt und recht gut von dir getan werden könnte, und es doch nicht tust." Gerade die Emsigkeit im Dienste des eigenen Vorteils macht uns die Trägheit in vielem Guten zur Sünde, die uns Gott als Schuld anrechnen wird.
Hier tritt der Grund zutage, warum Jakobus
dem gewinnsüchtigen Übermut die Nichtigkeit der natürlichen Existenz entgegenhält. Das
Zuviel an Arbeitsamkeit und Tatkraft hat ein Zuwenig Gutestun neben sich. Es sind uns
damit zwei gänzlich verschiedene Lebenshaltungen vergegenwärtigt Die eine zielt auf das
Gute, zu dem wir dadurch ausgerüstet werden, daß uns Gott den Blick dafür schenkt und
uns zeigt, wie es zu verwirklichen ist. Ist uns ein solcher Blick geschenkt, der
wahrnimmt, wie das für die anderen Wohltätige und Heilsame hergestellt werden kann, so
liegt darin die Berufung zum entschlossenen Fleiß und zur rüstigen Tat. Damit ist uns
der Weg gewiesen, auf dem unsere Kraft für die anderen und für uns selbst fruchtbar
wird. Leider wird dieser Blick bei der WTG-Führung weitgehend vermißt. Der andere Weg
fährt in das selbstsüchtige Begehren. Da bewegen sich unsere Pläne und unsere Arbeit
nur um den eigenen Vorteil und Gewinn, um das eigene Werk. Das bringt zuerst eine rege
Anspannung unserer Kräfte und eine emsige Ausnützung unserer Zeit hervor. Aber so
stellen wir den ganzen Lebensbau in die Luft. Wir haben dann uns selbst gedient und sind
nicht mehr als ein flüchtiger Hauch und haben die Hand, die uns hält, vergessen und was
Gott uns auch tun heißt, nicht getan. Darum endet solch eine Regsamkeit und Tatkraft beim
Nichts. Dieser letztere Weg dürfte genau auf die Leitung der WTG hinweisen, sie geht
diesen Weg seit Jahrzehnten. Es dürfte uns nun nicht verwundern, wenn der Apostel Jakobus
noch ganz was Besonderes dazu zu sagen hat. Lesen wir Jak. 5:1-3.
"Wohlan nun ihr Reichen, weinet und heulet über euer
Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum ist verfault . . . . ; ihr habt Schätze
gesammelt in den letzten Tagen". (Elbf. B.).
Um die Reichen ist es Jakobus bange; er fürchtet für sie das schwerste Elend, das für sie an derselben Stelle entsteht, an der sie sich nach ihrer Meinung ihr Glück geschaffen hatten. Denn das, was sie aus ihren Schätzen machten, bringt das Elend über sie, sie häuften sie auf. Sie brauchten sie nur, um sie zu besitzen. Sie brauchten sie für sich selbst nicht, noch weniger für andere. Dieser angehäufte Reichtum wird als Verkläger gegen sie zeugen, denn er überführt sie, daß die Mittel, die ihnen Gott gab, ungenutzt zum Guten liegen ließen, weil sie nur ihnen selbst dienen sollten. Sie wußten Gutes zu tun und taten es nicht.
Jedoch Jakobus heißt die Reichen nicht deshalb jammern, weil sie soviel Geld haben, sondern zeigt auf diese Weise hin, wie sie ihr Geld anwenden und verbrauchen. Er wußte damals genau so gut wie wir heute, daß Reichtum ein großer Vorteil sein kann. Er bietet die Mittel zum Großen, nicht nur für selbstsüchtige Zwecke, sondern auch zu großem Werk mit reicher Frucht, die er als ein edler und reiner Gottesdienst preist und dem Bruder sozial hilft. (Jakobus Kap. 2). Jakobus warnt aber vor dem Betrug des Reichtums, vor dem Wahn, als sei er uns dazu gegeben, damit wir ihn haben, als sei er der Zweck und nicht das Mittel, als sei er uns nur für uns selbst gegeben. Die Reichen, die Jakobus jammern heißt, haben nicht verstanden, warum Jesus uns den ungerechten Haushalter als Vorbild hinstellt (Lukas 16:1 ff), sie haben vielmehr überlegt und emsig nach dem Gewinn von Geld gelebt. Was tun andere christliche Gemeinschaften und Kirchen doch mit ihrem Geld dagegen für wohltätige und soziale Werke. Ohne dies machen wir uns freilich aus unserem Besitz einen Strick, der uns erwürgt. Der Rost am Golde zeigte, daß es unbenutzt in der Schatzkammer des Reichen lag. Es ist das Wahrzeichen seiner Schuld, die in ein scharfes Gericht Gottes kommt. Möchte das Direktorium die Worte des Jakobus beherzigen. Man kann den Vergleich mit Jakobus auch noch weiter ziehen. Er sagte, die Schuld des Reichen wird dadurch besonders schwer, weil er die letzte ihm gegebene Frist nur dazu zu verwenden weiß, um sich noch mehr Reichtum zu verschaffen. Die WTG-Leitung hat sich mit der Verkündigung von 1975 möglicherweise selbst ein Ende gesetzt, so daß die noch verbleibenden sechs Jahre bis dahin ihre letzte Frist sind.
Die Worte des Jakobus sollten darum sehr anregen, die Handlungsweise zu
überprüfen. Wenn dies im Auge behalten wird, sollten sich da nicht Stimmen gegen das
WT-Direktorium erheben in Anbetracht dieser kurzen noch verbleibenden Zeit von sechs
Jahren schnellstens dazu übergehen, ihre Statuten zu ändern, um einen Weg zu öffnen,
ihre Milliarden an die Notleidenden, besonders unter den Brüdern und Schwestern, zu
verteilen. In diesen sechs Jahren würde sie sowieso die Milliarden Menschen nicht mehr
erreichen, die sie bisher nicht erreicht hat, weil dafür alle Voraussetzungen fehlen.
(Siehe CV Nr. 28). Wozu braucht sie also noch ihren Riesenapparat? Er ist umsonst. Die
schnelle Aufteilung des Reichtums wäre tatsächlich eine gute Nutzanwendung, besonders
für alle, die für das Werk Leben, Hab und Gut hingaben, um ihnen nun endlich etwas Gutes
zu erweisen (Matth. 25:40).
Oder wird sie so handeln, wie es in Matthäus 19:16-24 aufgezeichnet ist: Als er durch
Jesu aufgefordert wurde, seinen Reichtum den Armen zu geben er betrübt hinwegging??
Wir möchten aber auch der Brüder und Schwestern gedenken, die ihre Arbeitskraft der Wachtturm-Gesellschaft zur Verfügung stellen und dafür nur geringes Entgelt erhalten, was den Reichtum des Direktoriums noch vergrößern hilft, ganz gleich, ob sie als Pionier oder Arbeiter im Bethel (d. h. Haus Gottes) tätig sind. Lassen wir wieder Jakobus sprechen: "Sieh! Der Lohn der Arbeiter, die eure Felder ernteten, den ihr zurückbehalten habt, schreit, und die Rufe der Schnitter sind zu den Ohren des Herrn Zebaoth gelangt " Jak. 5:4-6.
Nicht nur kein Segen für viele, sondern ein Fluch ist ihr Reichtum geworden. Die Macht, die er ihnen gab, haben sie zur Bedrückung und Benachteiligung derer benutzt, die ihnen dienen mußten. Warum in einer "göttlichen Organisation" Unterschiede unter den Arbeitern gemacht werden, ist unverständlich. Wenn man schon göttliche Grundsätze ausleben will, so muß man auch danach handeln, denn einer sollte soviel gelten als der andere, da wohl jeder sein Bestes gibt. (Rö, 12:9, 10). Wenn man schon einige Tarife oder Grundsätze aufstellt, dann sollten sie den biblischen Lehren entsprechen, dies nur kann Segen bringen. Die Bibel sagt: "Des Wohltuns aber und Mitteilens vergesset nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen." (Hebr. 13:16; 3. Mose 19:13; 5. Mose 24:14).
Aber noch eine Schuld hat Jakobus ihnen vorzuhalten. Die Macht, die ihnen das Geld gibt, hat sie auch zu Verwaltern des Rechts bestellt. Sie haben aber dieses Amt mißbraucht, um den, dessen Sache gerecht war, zu vernichten. Das heißt, alle, die sich nicht ihrer Autorität beugten, wurden dem Tode überliefert. Treten diese unrechten Machtanmaßungen nicht auch in der WTG in Erscheinung? Auf Grund ihrer angemaßten Autorität fordern sie unbedingten Gehorsam. Wer sich nicht beugt, wird mit Fluchsprüchen dem 2. Tod überliefert. Niemand hat ein Recht, irgendwie etwas beanstanden zu wollen, er ist dann ein Verdammter.
Wir sollten uns nun die Frage stellen: Haben uns die Worte des Jakobus heute nichts mehr zu sagen? Die Formen und Verhältnisse haben sich im Laufe der Zeit geändert Wir würden heute wahrscheinlich andere Bilder wählen. Aber nicht um die Bilder geht es, sondern um das, was sie zeigen wollen. Jakobus zeigt uns deutlich, daß der, welcher sozial verantwortungslos handelt, die Liebe verleugnet und damit auch den Glauben.
Möchte deshalb das WT-Direktorium Worte und Mahnung des Jakobus
beherzigen und dadurch ein bewußtes soziales Handeln zutage treten lassen. Soll man sich
wundern, wenn im Blick auf das von dem WT-Direktorium selbst auf 1975 neu festgesetzte
Weltende Stimmen aufkommen, die fordern, nun das Geld, das von den Brüdern und Schwestern
der Organisation gegeben wurde, zurückzugeben, besonders denen, die bedürftig sind?
Würde das WT-Direktorium im Einklang mit den Worten von Jakobus (2:14-26) auch soziale
Werke vollbringen, so könnte mancher Vorwurf erspart bleiben. Aber sie denken nur an ihr
eigenes unsoziales Werk.
Die WT-Führung würde gut tun, wenn sie sich die Worte des Jakobus zu Herzen nehmen
würde, um weiteren Gefahren zu entgehen.
Es grüßt Euch, liebe Brüder, mit Sprüche 11:28, 29
Euer Bruder Willy Müller und Mitverbundene
65 Gera, Lutherstraße Nr. 16
Erwartungsvolles Hoffen - in
bezug auf 1975 - ist dies biblisch begründet?
(Fortsetzung)
Zur Aktion 1975!
Wir haben uns entschlossen, diesen Artikel in Gestalt eines Briefwechsels zu bringen.
Nicht, um etwa das Modell zu liefern für einen "idealen Dialog" mit den
Brüdern und Schwestern der WTG, sondern weil wir hoffen, auf diese Weise eine lebendigere
Gestaltung und klarere Abstufung zu schaffen.
Liebe Freunde!
Vor einiger Zeit sandte ich Dir und Deinen Mitarbeitern Ausführungen über einige der
neuesten Erkenntnisse, die uns die Gesellschaft in ihren Schriften darlegt. Es würde mich
sehr freuen, wenn Ihr einmal ausführlich Stellung nehmen könntet. Natürlich
interessiert mich in besonderer Weise, was Ihr über die neue Erkenntnis bezüglich 1975
und über die Versuche zur Rückgewinnung früherer Königreichsverkündiger denkt. Oder
seid Ihr grundsätzlich gegen Jehovas Zeugen?
Mit freundlichem Gruß
Werner Gründlich
Lieber Werner!
Wir sind gern bereit, zu den ausgesprochenen Fragen Stellung zu nehmen. Es ist doch sehr
erfreulich, daß Du im Gegensatz zu manchen anderen an einem sachlichen Gespräch
interessiert bist. - Natürlich sind wir nicht gegen Jehovas Zeugen. Wir gehörten ihnen
selbst ja viele Jahre an und kennen die Lehren und
Gepflogenheiten in Euren Reihen genau. Wir sind grundsätzlich weder gegen die Katholiken,
noch gegen Adventisten, noch gegen irgendeinen anderrn Menschen oder Gruppe Menschen an
sich. Eine ganz andere Frage ist die, ob wir eure Überzeugung teilen können, nach
unserer Erfahrung, ob sie im ganzen oder in einzelnen Stücken einer Überprüfung am
allein maßgeblichen (den Maßstab gebenden) Worte Gottes standhält.
Vielleicht ist es gut, daß wir das gleich am Anfang festhalten und im weiteren Verlauf unseres Gespräches uns stets daran erinnern, auch ohne daß wir es immer neu aussprechen. Wir unterscheiden und müssen unterscheiden zwischen der zu untersuchenden Sache und der Person dessen, der sie vertritt. Die Liebe und Achtung Euch gegenüber ist für uns Christen unaufgebbar und geradezu selbstverständlich. Sie darf uns nicht dazu verleiten, zu verschleiern und zu beschönigen, wo ein klares und ernstes Wort um der Wahrheit willen nötig ist. Denn nur damit ist doch - und das gilt für jede Diskussion - dem Gesprächspartner wirklich gedient. Darum: In der Sache klar und wahr, wenn es sein muß auch "glashart" und das nicht trotz, sondern wegen der Liebe zu Euch, denn mit weniger als dem redlichen Bemühen um die Wahrheit ein Gespräch zu führen, wäre unehrlich, verantwortungslos und lieblos.
Doch nun zur Sache selbst: Ist der neue
Termin 1975 von Gott? Zunächst erscheint es uns wichtig zu sein zu fragen, was bisher
denn überhaupt offiziell über 1975 gesagt ist, und daran muß abzulesen sein:
Wie ernst nimmt die Wachtturm-Gesellschaft dies neue Datum?
Da fällt uns zunächst auf, daß sie die 1975 Vorhersage nicht etwa in einem Hauptartikel
des Wachtturms - und damit für das gewohnte Studium - vorgelegt hat, sondern in der
freundlichen Verpackung interessanter Kongreßberichte, und zwar in einer Zusammenfassung
von "begeisternden Ansprachen" (WT vom 1. 1. 1967 Seite 18-23).
Vielleicht ist es Dir recht, wenn wir Dir erst einmal schildern, was wir beim Lesen dieses Artikels empfunden haben. Wir hatten den Eindruck, als ob die ganze "NeueWelt-Gesellschaft" mit neuem Schwung erfüllt werden soll: "Hört zu! Hört zu! Hört zu! Jehova Gott hat für sein Volk gesorgt und es zusammengerufen. Da er ein Gott des Vorhabens ist, hat er etwas zu sagen. Deshalb hört zu!" So zitiert der WT-Artikel die Worte des Vorsitzenden auf den rollenden Bezirksversammlungen der ZJ in den USA, Kanada, Großbritannien und auf dem europäischen Festland. Und das Echo der Zuhörer? "Begeisternd", "spannend", "aufregend", so berichtet der WT. Doch was war denn so begeisternd auf den Bezirksversammlungen 1966? Dies frugen wir uns. Etwa das neue englischsprachige Liederbuch, dessen "leuchtende Farbe den Eindruck eines Meeres von purpurschillernden Blüten" erweckte? Die "unvergeßlichen Szenen", in denen mit "Kostümen und Tonuntermalung" biblische Begebenheiten vorgeführt wurden? Oder die Ansprache von Präsident N. H. Knorr, unter dem Thema: "Mit feuerbeständigem Material auf den rechten Grund bauen?" Oder die Herausgabe des neuen Buches in englischer Sprache: "Life Everlasting - in Freedom of the Sons of God" (Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes)? Nein, erst beim Weiterlesen wurde uns dann das eigentlich Aufregende enthüllt. Wir zitieren den Wachtturm: ". . . der Vorrat an Büchern war bald erschöpft. Sofort wurde der Inhalt untersucht Es dauerte nicht sehr lange, bis man die Tabelle fand, die auf Seite 31 beginnt, und die zeigt, daß 6000 Jahre des Daseins des Menschen im Jahre 1975 enden. Erörterungen über dieses Jahr 1975 überschatteten nahezu alles andere. Das neue Buch zwingt uns zu erkennen, daß Harmagedon wirklich sehr nahe ist, sagte ein Kongreßbesucher Das war bestimmt eine der hervorragenden Segnungen, die wir mit nach Hause nehmen konnten!"
Dies war also tatsächlich das eigentlich "Aufregende"! Wir verstehen das gut, könnte es "hervorragendere Segnungen mit nach Hause zu nehmen geben - für die Brüder und Schwestern, die seit Jahren und Jahrzehnten nichts sehnlicher erwarten und treppauf und treppab verkündigen - als dies, das Harmagedon sehr nahe ist"?
Noch vor 1975? - Brd. Franz: "Es könnte das bedeuten Doch wir sagen das nicht"! Es mußte uns auffallen, lieber Werner, daß der Vizepräsident der Gesellschaft, F. W. Franz, sich nicht festlegen will. Die WTG und ihre Glieder sollen schließlich auch noch in dem Fall ihr Gesicht behalten, daß "Harmagedon" doch nicht so nahe war, wie man 1966 dachte und wie man in dem Buche "Life Everlasting" nahelegte . . . Wirst Du nicht auch das Empfinden haben, wenn Du den folgenden Absatz aus dem WT liest, das Brd. Franz sich ein Meisterstück an Scheinwissen geleistet hat, so daß, wer Freude an rednerischer Spiegelfechterei hat, hier auf seine Kosten kommen kann. Jedenfalls versucht er mühsam zu balancieren zwischen linientreuem Bekenntnis zum "neuen Licht" des Buches "Life Everlasting" auf der einen Seite und dem offensichtlichen Bemühen, für sich nach 1975 einen Ausweg offen zu halten. Auf der anderen Seite: "Das Jahr 1975".
Auf der Versammlung in Baltimore gab Brd. Franz in seinen Schlußworten einige interessante Kommentare Über das Jahr 1975. Er begann beiläufig damit, indem er sagte: "Gerade, bevor ich auf das Podium ging, kam ein junger Mann zu mir und sagte: 'Sag, was bedeutet dieses Jahr 1975' Bedeutet es dieses oder jenes oder noch irgend etwas anderes?" Auszugsweise wiedergegeben fuhr Brd. Franz fort zu sagen: Ihr werdet die Tabelle (auf den Seiten 31-35 im Buche Life Everlasting) gesehen haben. Sie zeigt, daß 6000 Jahre menschlicher Geschichte im Jahre 1975, in ungefähr neun Jahren enden werden. Was bedeutet das? Bedeutet es, das Gottes Ruhetag 4026 v. u. Z. begann? Es könnte so gewesen sein! Das Buch L. E. sagt nicht, daß es nicht so war. Das Buch gibt lediglich die Chronologie an. Ihr könnt sie annehmen oder ablehnen. Wenn es sich jedoch so verhält, was bedeutet das für uns?' (Er ging ausführlich auf Einzelheiten ein und zeigte, wie begründet das Jahr 4026 v. u. Z. als Datum für den Anfang des Ruhetages Gottes ist.).
"Was ist nun mit dem Jahr 1975? Was wird es bedeuten, liebe Freunde?", fragte Brd. Franz. "Bedeutet es, daß Harmagedon dann vorüber und Satan bis zum Jahre 1975 gebunden ist? Es könnte das bedeuten! Es könnte das bedeuten! Alle Dinge sind bei Gott möglich. Bedeutet es, daß Babylon die Große bis 1975 beseitigt ist! Es könnte das bedeuten. Bedeutet es, daß der Angriff Gogs von Magog auf Jehovas Zeugen stattfinden wird, um sie zu vernichten, und daß Gog dann selbst außer Tätigkeit gesetzt wird? Es könnte das bedeuten! Doch wir sagen das nicht. Alle Dinge sind bei Gott möglich. Doch wir sagen das nicht! Und möge auch niemand von euch sich irgendwie bestimmt äußern und etwas sagen, was zwischen der Gegenwart und dem Jahr 1975 vor sich gehen soll. Doch der wichtige Gedanke bei all diesem, liebe Freunde, ist der: Die Zeit ist kurz. Die Zeit läuft ab, darüber besteht keine Frage."
Brd. Franz wollte, nach seinen Eingangsworten zu urteilen, auf die ihm gestellten Fragen der Brüder eingehen. Hast Du etwa den Eindruck, daß er ihnen eine wirklich klärende Antwort gab? Was er sagte, ist doch unverkennbar:
eindeutig zweideutig.
Ist bis 1975 das Endgericht von Harmagedon vollzogen? Das ist und war die Kernfrage, um die sich das Rätselraten der Brüder drehte. Brd. Franz antwortete weder "JA" noch "NEIN" oder besser: beinahe JA und zugleich fast NEIN: "Es könnte das bedeuten" (viermal sagte er das) und "Doch wir sagen das nicht" (zweimal in einem Absatz). Ist das nicht eine merkwürdige Sache: Man legt ein Datum vor mit mathematisch genauem "chronologischen Nachweis", sagt, was das bedeuten könnte, und erklärt zugleich, man sage es nicht? Doch schon beim Kommentar zur Chronologie des neuen Buches waren die Erklärungen von Franz so widerspruchsvoll. Zunächst ist alles sehr sicher. "Ihr werdet die Tabelle in dem Buche gesehen haben. Sie zeigt, daß 6000 Jahre menschlicher Geschichte im Jahre 1975, in ungefähr neun Jahren enden werden." Dann stellt Franz das Ausgangsjahr der Berechnung in Frage: "Bedeutet es, daß Gottes Ruhetag 4026 v. u. Z. begann? Es könnte so gewesen sein. Das Buch sagt nicht, daß es nicht so war". (Es sagt doch, daß es so war). Schließlich ist die Sache aber wieder sehr gewiß Der WT-Bericht fährt fort: "Er (Franz) ging ausführlich auf Einzelheiten ein und zeigte, wie begründet das Jahr 4026 v. u. Z. als Datum für den Anfang des Ruhetages Gottes ist".
Lieber Werner, in dieser Rede ist doch tatsächlich nur eins eindeutig, ihre Zweideutigkeit. Du und alle lieben Brüder und Schwestern in der WTG möchtet Ihr doch erkennen, welch ein Versteckspiel wird da wieder mit Euch getrieben! Wenn das Jahr 1975 und seine chronologische Herleitung so "begründet" ist, warum macht da der WT-Vizepräsident so viele Winkelzüge? Kann aber für die Datierung von Anfang und Ende dieses "Ruhetages Gottes" nur gelten: "Es könnte so gewesen sein", warum wird dann so eine Tabelle überhaupt vorgelegt?
Wenn man darüber, was der Endtermin bedeutet, nichts gesagt haben will ("Doch wir sagen das nicht"), warum sagt man es dann doch: "Es könnte das bedeuten?" Warum überhaupt chronologische Aufstellungen vorlegen, wenn man nicht weiß und wissen kann? Jesus, unser Herr, dem wir doch Gehorsam schulden, hat uns gesagt: "Es gebührt euch nicht, Zeiten und Zeitpunkte zu wissen". (Apg. 1:7). Das Reden in Zweideutigkeiten hat er uns auch nicht gestattet. Euer Wort soll eindeutig sein: Ein JA ist ein JA, ein NEIN ist ein NEIN. Jedes Mehr und Darumherum ist vom Teufel" (Matth. 5:37; Riethmüller, vergl. Jak, 5:12; 2. Kor. 1:19).
Wir meinen, lieber Werner, die leitenden
Brüder der Gesellschaft müßten selbst ihren neuen Endzeittermin ernster nehmen, wenn
Ihr ihn als biblische Erkenntnis annehmen und wir ihn einer gründlicheren Untersuchung
wert erachten sollen. Wir erwarten Deine Antwort und es grüßen Dich Dein
Brd. D. u. W. M.
und alle Ehemaligen in CV.
Fortsetzung folgt.
Zwölf Jahre meines Lebens
von Gerhard Peters (3. Teil)
Zum Schluß des 2. Teiles:
Es wurde geschildert, wie Gerhard Peters ein Zeuge Jehovas
wurde, und es waren in der Hauptsache die Verheißungen von irdischem Glück und Frieden,
die ihn aufmerksam machten und schließlich zur eigenen Hingabe führten. Der WT trägt
das zwar alles im Namen Jehovas und Christi vor -, wenn es aber genau auf den Inhalt
betrachtet wird, so ist es ein Appell an das realistische, natürliche und damit
materialistische Verlangen des Menschen, das der WT andererseits so verurteilt. Es ist ein
Verlangen, aus dem normalerweise die sozialen Bedürfnisse des Menschen hervorgehen. Damit
ist das Hauptmotiv fast aller Zeugen Jehovas ein rein natürliches Sinnen und Trachten,
gerichtet auf das Irdische. "Kannst du ewig in Glück und Frieden leben?" war
das öffentliche Hauptthema von WTG-Präsident N. H. Knorr auf dem
"Mehrung-der-Theokratie-Kongreß" 1950 in New York, USA, um Menschen in großer
Zahl zu gewinnen. "So wurde auch ich gepackt", bemerkte Bruder Peters. Dieser
Eingriff der WTG in die soziale Sphäre des Lebens wurde als eine Ursache der politischen
Reibungen genannt, in denen sich die WTG befindet. Das stellte sich damals natürlich noch
nicht so deutlich dar. Der 2. Teil endete dann mit einem neuen Problem:
Dann aber entwickelte sich zwischen meiner Frau und dem Wachtturmstudienleiter der Versammlung mehr als christliche Nächstenliebe.
Eines Tages trat eine Frau an mich heran -
sie wohnte bei uns in der Straße, und sagte: "Herr Peters, sind Sie Herr
Peters?" - Ich sage "ja, Sie wünschen?"
"Sagen Sie mal, Herr Peters, ich gucke mir das schon
eine ganze Weile mit an. Sind Sie eigentlich auch ein Zeuge Jehovas, wie dieser Herr
Neumann?" -
Ich sage wieder "ja".
"Ach", sagt sie, dann ist das, glaube ich, etwas
anderes." Ich sage wieso? - warum fragen Sie denn?" -
"Ich sah neulich Ihre Frau mit diesem Herrn Neumann noch
abends spät auf der Straße gehen." -
Ich fühlte in diesem Moment förmlich, wie mir das Blut ins
Gesicht stieg, und ich konnte den Gedanken, daß mir da jemand Hörner aufsetzt, einfach
nicht unterdrücken.
Ein WT-Studienleiter setzt mir Hörner
auf.
Plötzlich glaubte ich nun auch die Vorgänge des
vorhergegangenen Sonntags zu verstehen. An diesem Tage war nämlich nach dem WT-Studium
folgendes geschehen:
Ich hatte aus dem Nebenraum unsere Garderobe geholt, und als
ich nun mit unseren Sachen den Königreichssaal betrat, da sah ich gerade noch, wie der
Bruder Neumann meiner Frau etwas sagte und dann weg ging, um seine Sachen, die er zum
WT-Studium benötigt hatte, wegzuräumen. Nichtsahnend half ich meiner Frau in den Mantel,
und ich war doch sehr überrascht, als sie mir nun plötzlich erklärte:
"Ich gehe noch nicht mit - ich
möchte noch so lange warten, bis Sylvi fertig ist."
Auf meinen Einwand, daß das aber noch eine ganze Weile
dauern kann, und daß ich doch mit ihr noch gerne einen Schaufensterbummel gemacht hätte,
erwiderte sie mir nur ganz schnippisch-. "Was nützt mir schon Dein
Schaufensterbumrnel - Du kannst mir ja doch nichts kaufen. Ich warte jedenfalls, bis Sylvi
fertig ist und auch mitgeht, und wenn Dir das nicht paßt, dann kannst Du ja schon
losgehen und Deinen Schaufensterbummel allein machen!"
Ich kannte meine Frau ja bereits gut
genug, und ich wußte daher auch ganz genau, daß es zwecklos ist, sie von einem einmal
gefaßten Entschluß abzubringen, und so wartete ich eben auch so lange, bis der
"Bruder Sylvi" endlich kam.
Der Zorn, der damals in mir rumorte, war keine Eifersucht;
sondern ich fühlte mich einfach tief gekränkt, daß meine Frau so wenig Rücksicht auf
mich nahm.
Die ganze Woche hatte ich 800 m unter der Erde geschuftet und wenn ich zu Hause war, dann war für mich noch lange kein Feierabend; dann hieß es für die Weiterbildung lernen, um es später einmal besser und leichter zu haben. Der Sonntag war also der einzige Tag in der Woche, an dem man auch mal ein wenig mehr an die Familie und an sich denken konnte.
In Gegenwart von dem Sylvi war dann meine
Frau später auf dem Heimweg wie umgewandelt, und ein stiller Beobachter, der uns nicht
kennt, hätte gewiß annehmen müssen, das die beiden miteinander verheiratet sind, und
daß ich nur so ein lästiges Anhängsel bin.
Von diesem Sonntag an habe ich kaum noch einmal einen
Spaziergang mit meiner Frau gemacht; denn sie entdeckte nun plötzlich ihr Herz für den
Felddienst.
Dieser Eifer hatte aber einen Haken. Sie ging nämlich nicht,
wie es so üblich ist, mit einer anderen Schwester in den Dienst, sondern, wie kann es
schon anders sein, mit diesem Sylvi, weil sie, wie sie mir so schön erklärte, bei ihm so
viel lernen konnte.
Obwohl in meinem tiefsten Inneren eine leise Stimme immerzu warnte, verließ ich mich doch ganz auf meinen Verstand, und dieser sagte mir: "Laß sie ruhig gehen. Die augenblickliche Schwärmerei wird schon bald vergehen, wenn sie bemerkt, daß dieser Sylvi auch nur ein Mensch ist."
Ich habe mir weiterhin gesagt:
"Dieser Mann ist verheiratet und ist noch dazu ein leitender Bruder - was kann da
schon groß passieren."
Was ich zuerst für ein Strohfeuer gehalten hatte, wurde dann
aber doch immer mehr, und es verging nun kaum noch ein Tag, an dem nicht dieser Sylvi zu
uns kam, und ich habe in meiner damaligen Verblendung auch dann noch immer gedacht, daß
dies alles nur reine brüderliche Zuneigung zu uns ist.
Eines Tages, als ich aus der Schule kam,
lag, wie in letzter Zeit so oft, mal weder ein Zettel auf dem Tisch mit dem üblichen
Wortlaut:
"Bin in den Felddienst gegangen. Mache Dir das Essen
warm, das von gestern übriggeblieben ist. - Hannelore - "
Verstimmt murmelte ich für mich hin: "Na, Essen
hättest Du wenigstens noch vorher kochen können", und damit wäre eigentlich die
Angelegenheit für mich erledigt gewesen, wenn dieser "Felddienst" nicht bis
mitten in die Nacht gedauert hätte.
Es verging Stunde um Stunde, und meine
Unruhe wurde immer größer. Kurz nach 24 Uhr kam sie dann endlich, und als ich ihr dann
sagte: "Dein Diensteifer in allen Ehren" aber das geht ein wenig zu weit",
da sagte sie:
"Na ja, es ist heute ein wenig spät geworden, weil ich
mit Sylvi noch bei seiner Tante - die wohnt in Neumühl - war."
Am anderen Morgen, als ich mich von meiner
Frau verabschiedete, kam mir plötzlich folgender Gedanke: "Du müßtest eigentlich
in Zukunft auch mal etwas mehr Felddienst tun", und so machte ich ihr spontan den
Vorschlag: "Du, wollen wir nicht beide mal zusammen am nächsten Sonntag in den
Dienst gehen? Durch die dauernde Überbelastung bin ich während der letzten Zeit sehr
wenig dazu gekommen, und gewiß würde uns dieser gemeinsame Dienst mal ganz gut
tun."
Ich habe meiner Frau in der folgenden Zeit noch mehrmals
denselben Vorschlag gemacht; aber immer wieder die Antwort erhalten: "Nein, das geht
leider nicht, ich bin bereits mit Sylvi verabredet." -
Jeder, der sich in meine Lage versetzen kann, wird es verstehen können, daß ich nun langsam anfing, ein wenig ungehalten zu werden, und als dann eines Tages noch diese Frau aus der Nachbarschaft an mich herantrat und mir berichtete, daß sie meine Frau mit diesem Sylvi wie ein Liebespärchen spät abends auf der Straße gehen gesehen hätte, da platzte mir doch endgültig der Kragen, obwohl ich mir immer wieder einzureden versuchte: "Na, die Leute machen gewiß mal wieder aus einer Mücke einen Elefanten."
Zu Hause angekommen, sprach ich natürlich
sofort mit meiner Frau über diesen Vorfall, und im Laufe des nun folgenden
Wortgeplänkels sagte ich dann zu ihr:
"Hör zu, ich möchte das nicht mehr, daß Du noch
weiterhin mit dem Sylvi in den Felddienst gehst; denn man spricht schon in der ganzen
Siedlung über uns, und es ist unsere Pflicht und Schuldigkeit als Zeugen Jehovas, so
etwas zu verhindern - auch wenn es, wie in Deinem Fall, harmlos ist. Auch möchte ich hier
in der Siedlung nicht als Hanswurst gelten, und was noch schlimmer ist, es fällt auch ein
schlechtes Licht auf die Organisation."
Die Reaktion meiner Frau kann ich nicht beschreiben; denn das muß man schon selbst erlebt haben. Sie bekam einen richtigen hysterischen Anfall, und dabei fielen von ihrer Seite die übelsten Schimpfworte, die ich hier nicht anführen möchte, weil sie einfach zu gemein waren. Auf alle Fälle schrie sie mir unter anderem immer wieder ins Gesicht: "Du hast mir gar nichts zu verbieten, und ich gehe in den Felddienst mit wem ich will und wie lange ich will!'
Die viele Arbeit und meine angebotene Gutmütigkeit ließen auch diesmal wieder Gras über alles wachsen, und außerdem war ich fest davon überzeugt, daß der gemeinsame Glaube ganz gewiß stärker sein würde als alle bestehenden Mißstimmigkeiten. Trotzdem war es deprimierend zu sehen, was mit dem Gottesdienst - dem Felddienst der Zeugen Jehovas - alles verbunden sein kann. Allein die Nachsicht von mir - dem man später die Gemeinschaft entzog - hat die Sache aber immer wieder so einigermaßen im Lot gehalten.
Heute wundere ich mich darüber nicht
mehr, daß es vielen widerstrebt, alles Persönliche im Leben immer mit Jehova in
Verbindung zu bringen.
Obwohl mir das damals nicht bewußt war, waren dies alles
Erlebnisse, die mir die Illusion einer göttlichen Führung der Gemeinschaft der Zeugen
Jehovas am eigenen Leibe offenbarten, als das Maß voll war. -
Wo ist der Geist Gottes im täglichen
Leben?
Es war dann 1953 die Zeit gekommen, wo unser erstes Kind zur
Welt kommen sollte. Meine Frau hatte sich während der Schwangerschaft grundlegend
geändert und glücklich sahen wir dem für uns großen Ereignis entgegen.
Doch da erhielten wir plötzlich eines
Tages ein Telegramm aus Bayern, aus dem ersichtlich war, daß meine Schwiegereltern aus
der DDR geflüchtet waren und sich nun dort in einem Flüchtlingslager befanden.
Nun teilten sie uns mit, daß sie in absehbarer Zeit zu uns
kommen wollten. Selbstverständlich stimmte ich dem zu; denn ich dachte mir, daß es
gewiß für Frau meine große Hilfe sei, wenn ihre Mutter ihr während der letzten Zeit
der Schwangerschaft und auch bei der Entbindung zur Seite stehen wurde. Ja, und dann kamen
sie auch einige Tage später bei uns an. Wegen Wohnraummangel konnten sie natürlich nicht
bei uns wohnen; aber sie hielten sich doch während der Tageszeit bei uns auf und gingen
nur abends zum Schlafen in das nicht weit von uns entfernte Flüchtlingslager.
Was ich erhofft hatte, trat leider nicht ein; denn von Stund an ging es mit meiner Ehe unaufhaltsam bergab. Ich war nur noch der Geldverdiener, der den Lohn abzuliefern und dann wieder zur Arbeit zu verschwinden hat. Zu sagen hatte ich bei dem Regiment, das meine Schwiegermutter führte nichts mehr, und für jeden Groschen, den ich ausgab, sollte ich Rechenschaft ablegen.
Ich bin bestimmt kein Mensch, der das Geld vergeudet, und Biertrinken und in Kneipen sitzen, hat es bei mir nie gegeben. Trotzdem rechnete man es mir als Verschwendung an, wenn ich nach Schichtende mal eine Flasche Brause getrunken habe.
Endlich war eines Tages das Kind da - ein kleines Mädchen - und ich konnte es vor Freude gar nicht fassen, daß dieses kleine Bündel Mensch da vor mir nun in unser Leben getreten war. Aber schon wenige Tage später gab es die ersten Schwierigkeiten; denn bei dem Kind traten plötzlich Verdauungsstörungen auf, und ich machte mir natürlich die größten Sorgen, zumal meine Schwiegermutter sich auch keinen Rat wußte, und so frug ich dann meine Schwester um Rat. Sie hatte schon mehrere Kinder gehabt und hatte darum auch schon etwas mehr Erfahrung, und sie sagte mir, daß man bei Verdauungsstörungen dies und jenes tun müsse; denn das habe ihr der Kinderarzt einmal verordnet und das habe gut geholfen.
Zu Hause angekommen war es natürlich das erste, daß ich das, was mir meine Schwester geraten hatte, erzählte; doch da fuhr mich meine Schwiegermutter gleich mit den Worten an: "Was Deine Schwester sagt, geht uns überhaupt nichts an, und sie soll man ihre "guten Ratschläge" für sich behalten."
Natürlich war ich von diesem Ton meiner Schwiegermutter ein wenig
aufgebracht und so erwiderte ich: "Ich kann doch mal einen gutgemeinten Rat geben -
egal, ob er von meiner Schwester stammt oder nicht - und außerdem habe ich als Vater wohl
noch das gute Recht, mir Sorgen um mein Kind zu machen."
Doch da fuhr meine Schwiegermutter wie von einer Natter gebissen herum und schrie mich an:
"Was, Du der Vater? jetzt willst Du auf einmal der Vater sein? - Vor so viel
Unverfrorenheit kann man nur mit dem Kopf schütteln; denn vor ein paar Tagen hast Du doch
noch hier im Hause erklärt, daß Du gar nicht der Vater bist!" -
Ich glaube kaum, daß es mir jemand verdenken kann, daß mir damals der
Geduldfaden riß und ich in ziemlich energischer Form Auskunft verlangte, wer diese
ungeheure Verleumdung über mich verbreitet hatte.
Zuerst wollte meine Schwiegermutter nicht mit der Sprache heraus, und erst, als sie
merkte, daß sie den Bogen doch zu sehr überspannt hatte, nannte sie mir den Namen.
Ich stellte natürlich diese Frau sofort zur Rede, und dabei stellte
sich dann eindeutig heraus, daß meine Schwiegermutter die Wortverdreherin gewesen war. In
Wirklichkeit war nämlich am Tage der Geburt meiner Tochter folgendes geschehen:
Ich traf im Treppenhaus eine gewisse Frau Krenn - diese Frau wohnte direkt unter uns -,
und als sie mir zur Geburt meiner Tochter gratulierte, sagte ich folgendes:
"Recht herzlichen Dank, Frau Krenn; aber eigentlich gebührt doch
meiner Frau die Ehre; denn sie hat ja die meiste Arbeit dabei gehabt, und die meiste Last
und Sorge. Ich persönlich habe eigentlich herzlich wenig dabei tun können."
Genau in demselben Sinn hatte es diese Frau auch meiner Schwiegermutter erzählt, und die
hatte natürlich nichts Eiligeres zu tun, als alles nach ihrem Sinne umzudrehen. Aber so
etwas bringt nur ein Mensch fertig, der mit Gift und Galle erfüllt ist. Und das waren
Zeugen Jehovas, die sich gegenseitig mit "Bruder" ansprechen und bei denen die
Liebe zu ihrem Nächsten an erster Stelle stehen soll. -
Ich war in diesen Tagen unglücklich wie nie zuvor in meinem Leben, und unter diesem seelischen Druck kam es nun immer häufiger vor, das ich oftmals die Gefahren, die unter Tage überall lauern, nicht mehr bemerkte, und so kam es dann auch, daß ich eines Tages die Schrämmaschine nicht bemerkte, die sich durch den Riß des Haspelseils selbständig gemacht hatte, und nun wie eine Lokomotive den Streb heruntergeschossen kam. Nur eine Reflexbewegung im letzten Augenblick rettete mir das Leben, und so kam ich mit einer zerquetschten Hand und aufgerissenem Rücken noch einmal mit dem blauen Auge davon.
Selbstverständlich wurde ich sofort ins Krankenhaus geschafft, und man hatte auch sofort meine Frau von dem Unfall unterrichtet. Doch wer nicht kam, um nach mir zu sehen, war meine Frau - nur meine Schwiegermutter kam und schaute kurz herein, um zu sehen, ob sie mich nun endlich los sind oder nicht.
Ich hatte wahnsinnige Schmerzen, und darum hatte mir ein Bettnachbar
eine Zigarette angeboten, um mir etwas Linderung zu schaffen, und das sah nun ausgerechnet
meine Schwiegermutter, die in Moment gerade das Krankenzimmer betrat.
Ohne erst einmal zu fragen, was mir fehlt, legte sie gleich vor all den anderen Kranken
los: "Du willst ein Zeuge Jehovas sein, der genau weiß,
daß Rauchen ein von Jehova verpöntes Laster ist!? Aber so bist Du eben und denkst
nur an Dich. Du solltest Dich schämen, das Du als Zeuge Jehovas so wenig Beherrschung
aufbringst!"
Mir war der Auftritt meiner Schwiegermutter natürlich sehr peinlich, und ich habe darum auch nichts auf ihre Vorhaltungen erwidert; denn ich wollte auf keinen Fall noch mehr Öl aufs Feuer gießen. Nicht den geringsten Geist von Verständnis, Mitgefühl oder Nachsicht - von Takt ganz zu schweigen - brachte sie auf, und das als Frau eines Versammlungsdieners.
Meine Frau kam erst am dritten oder vierten Tag zu Besuch, trotzdem das
Krankenhaus nur wenige hundert Meter von unserer Wohnung entfernt war.
Ich habe das alles damals noch nicht auf die Goldwaage gelegt; denn ich war noch jung, und
als junger Mensch verliert man eben nicht so schnell den Glauben und die Hoffnung, und man
besitzt auch noch das Gespür, Intrigen, die gegen einem gesponnen werden, zu bemerken.
Böse Gedanken kamen mir darum gar nicht in den Sinn; denn ich war fest überzeugt, daß
Menschen, die zum "Volke Gottes" gehören, gar keine schlechten Absichten im
Schilde führen können. -
Zum ersten Mal vor dem Brüderkomitee
An einem Sonntagnachmittag kommt der Versammlungsdiener Werner Kolpatzek nach der
Versammlung auf mich zu und spricht mich an: "Bruder Peters, willst Du vielleicht
noch eine Weile hierbleiben? - Wir haben mit Dir noch etwas zu besprechen."
Ich wartete völlig ahnungslos, und nach einer Viertelstunde wurde ich
dann in ein Zimmer gebeten. Dort war das Brüderkomitee zusammengetreten - der
Versammlungsdiener, Gruppendiener, Hilfsgruppendiener und Bibelstudiendiener.
"Wir müssen mit Dir einmal ernsthaft sprechen", begannen sie. Von Deiner Frau
ist bei uns eine Eingabe gemacht worden, daß Du sie an der Ausübung des Felddienstes
hinderst."
Wie vom Donner gerührt konnte ich nur noch fassungslos stammeln: "Was, ich hindere
meine Frau am Felddienst?"
"Ja, Du hast gesagt, sie soll lieber zu Hause bleiben und sich um das Essen kümmern,
anstatt in den Felddienst zu gehen." -
Natürlich versuchte ich nun, die Sache so hinzustellen, wie sie sich
wirklich zugetragen hatte, und ich erwähnte dabei auch die Angelegenheit mit dem Sylvi
und dem Gerücht, das in der Siedlung im Umlauf war, und daß ich meine Frau mehrmals
gebeten hatte, mit mir oder mit einer Schwester in den Dienst zu gehen.
Ich konnte reden, was ich wollte, aber man glaubte mir nicht so richtig; denn da waren ja
auch noch meine Schwiegereltern, die genau so ausgesagt hatten, wie meine Frau, und
außerdem zeigte meine Verkündigerkarte so einige Lücken in bezug auf die Erfüllung
meiner Quote. Ja, und das Letztere war auch wohl der Ausschlag dafür, daß man mich
einfach zum Lügner stempelte, indem man sagte:
"Denke bitte immer daran, daß Du wohl Menschen, aber niemals Gott täuschen kannst, und wir möchten Dich darum heute noch einmal ernsthaft ermahnen, in Zukunft mehr an das Gleichnis von dem Baum, der keine Fruchte trägt und ins Feuer geworfen wird, zu denken, und außerdem solltest Du mehr daran denken, daß eine Frau nun mal das schwächere Gefäß ist, dem man mit aller Feinfühligkeit zur Seite stehen muß."
Diese Worte waren deutlich genug, und ich glaube, in diesem Moment, als es für mich darum ging, schon im Interesse der Wahrheit und auch im Interesse meiner Ehe standhaft zu bleiben, fühlte ich plötzlich bittere Reue in, mir aufsteigen; denn ich erinnerte mich daran, einmal in einem Wachtturm gelesen zu haben, daß jeder aufrichtige Diener Gottes - auch wenn ihm von seiten der leitenden Brüder Unrecht zugefügt wird -, sich nicht dagegen auflehnen soll; sondern er soll dieses Unrecht als eine Prüfung Gottes betrachten und alles in Demut tragen.
"Du hast Deinen Dienst für Jehova wirklich in letzter Zeit sehr
vernachlässigt", dachte ich, "und Du kannst darum auch keine Hilfe von ihm
erwarten, wenn Du auch in Zukunft den weltlichen Dingen den Vorzug gibst."
Je mehr ich in den folgenden Tagen darüber nachdachte, um so mehr stieg in mir die Angst
auf, nicht nur meine Frau, sondern auch Gottes Gnade für immer verloren zu haben.
Von dieser Angst getrieben, bei dem Wettlauf auf Leben und Tod bereits
ein ganzes Stück zurückgeblieben zu sein, nutzte ich nun in der Folgezeit jede freie
Stunde, um in den Felddienst zu gehen. Über jedes Buch und jede Zeitschrift, die ich
verkaufen konnte, freute ich mich wie ein kleines Kind; doch nachts, wenn ich abgespannt
und übermüdet über meinen Schularbeiten saß und kaum noch fähig war, etwas in mir
aufzunehmen, kam mir immer häufiger der Gedanke: "Warum quälst Du Dich eigentlich
noch mit diesem unnützen Kram ab, wo doch in wenigen Jahren schon Harmagedon kommt."
Fortsetzung folgt.
Wer nicht wider uns ist, ist für uns
Belehrung Jesu über Duldsamkeit, Markus 9: 38-41, nach Dr. Hermann Menge
Eine falsche Form der Gottesanbetung
"Ich denke auch noch an die Zeit . . . von Bruder Rutherford . . . (wo) wir mit
Plakaten und einem Banner mit der Aufschrift 'Religion ist eine Schlinge und ein
Gimpelfang' durch den New Yorker Broadway zogen. Die Passanten schauten uns zwar
kopfschüttelnd nach, aber das wichtigste war, daß die Aufmerksamkeit auf die Botschaft
gelenkt wurde". So beschreibt Mary Hannan, Bethelmitarbeiterin und Korrekturleserin
bei der NW-Bibelübersetzung, Brooklyn, New York, USA, in ihrer "Geschichte" im
WT vom 1. Juli 1968 (deutsch) eine folgenschwere Lehre der WTG, von Präsident J. F.
Rutherford aufgestellt, der von 1917 bis 1942 die WTG leitete.
Schüttelten die Passanten zu Recht den Kopf über diese WTG-Verkündigung? Die "theokratische" Antwort vom "treuen und klugen Knecht" aus Brooklyn, der leitenden Körperschaft der WTG, lautete bis 1950: "Religion ist jedes Tun" das Jehovas Willen widerspricht. Für Ohren, die auf die Begriffe der religiösen Christenheit abgestimmt sind, klingt diese Worterklärung zweifellos höchst seltsam . . . Letzten Endes wird Jehova Gott durch seine völlige Rechtfertigung über die Religion siegen". (Theokratische Hilfe, für Königreichsverkündiger, S. 303, WTG Wiesbaden 1950). Danach war das Verächtlichste, was es für einen Zeugen Jehovas geben konnte, ein Religionist' zu sein und Religion auszuüben.
Und doch schüttelten nicht nur die Passanten in New York zu Recht den Kopf über die Verkündigung, denn sie war von Anfang an in höchstem Maße falsch, provokatorisch und verleumderisch. Mit der Freigabe der NW-Übersetzung auf dem internationalen WTG-Kongreß im Juli 1950 im Yankee-Stadion in New York wurde das stillschweigend eingestanden und eine entsprechende Wende vollzogen. Jetzt wurde der Grundsatz aufgestellt, nicht jedes religiöse Tun widerspreche dem Willen Jehovas. Das war eine völlige Umkehrung der bisher diesbezüglich gelehrten "Grundwahrheit". Nun ging es nicht mehr gegen die Religion, sondern nur noch um die Form der Gottesanbetung oder Religion. Auch die Zeugen Jehovas übten nun eine Religion aus. (Was hat die Religion der Menschheit gebracht? Kapitel 1, WTG Wiesbaden 1953).
Es sei hier die Frage an Schwester Mary Hannan und Redakteur Günter Künz in Wiesbaden erlaubt, die die "Geschichte" im WT vom 1. Juli l968 verantworten: War nicht die bis 1950 weltweit betriebene Abstempelung aller anderen Christen als "Religionisten" eine Diffamierung? Wurde dadurch die "Botschaft" der WTG nicht eher abstoßend und unglaubwürdig als "bekannt"? Müßte sich die WTG nicht gemäß 2. Tim. 2:15 dieser Dinge schämen? Hat hier nicht Religion über angeblich Theokratisches gesiegt Ist es angesichts dessen nicht sehr bedenklich zu behaupten, die WTG vertrete immer die richtige Form der Gottesanbetung? Es zeigte sich jedenfalls, daß die "Passanten", die anderen Christen, eine richtige Form der Anbetung, einen richtigen Standpunkt bezüglich des Begriffes Religion hatten, die WTG dagegen nicht.
Eine wirkliche Schlinge
Auf dem New Yorker Kongreß von 1950 verkehrte der
"treue und kluge Knecht" nicht nur den bis dahin geltenden
"theokratischen" Begriff von Religion ins Gegenteil. Damit war auch eine
religiöse Sanktionierung des seit 1879 im WT gleichzeitig geführten Kampfes gegen
Sozialismus und Kommunismus verbunden. Das geschah, indem in den neuen Grundsatz, Religion
könne falsche oder richtige Anbetung sein, einfach der Kommunismus als falsche "rote
Religion" einrangiert wurde. (Was hat die Religion der Menschheit gebracht? Kapitel 1
und 25, WTG Wiesbaden 1953).
Damit gab es endlich eine Formel, den Zeugen Jehovas, die subjektiv mit Politik nichts zu tun haben wollen, das religiöse Gewissen zu beschwichtigen, wenn man sie in den Kampf gegen Sozialismus und Kommunismus führte. Ging die WTG in den 50-er Jahren doch zu schärfster antikommunistischer Politik über. So wurden z. B. auf der Grundlage der neuen Religionserklärung von 1950 die Kommunisten, die in Wahrheit als die entschiedensten Antifaschisten erwiesen sind, haßerfüllt und hemmungslos als "rote Faschisten" angegriffen und verleumdet. (Was hat die Religion der Menschheit gebracht? S. 10, Abschnitt 6, WTG Wiesbaden 1953). Auf der gleichen Grundlage verdrehte die WTG Sozialismus und Kommunismus für Christen aus einem sozialen und politischen System in eine "als soziales und politisches System getarnte Bona-fide-Religion" oder "falsche Religion". (WT 1. Okt. 1960, Wiesbaden). Offensichtlich war das seit 1950 verstärkte antikommunistische Vorgehen der WTG der politische Hauptgrund für die Beseitigung der bis dahin geltenden "theokratischen" Religionsdefinition.
Jetzt erst wurde Religion tatsächlich zu einer Schlinge und zu einem Gimpelfang in dem Sinne, daß die WTG ihren neuen Religionsbegriff mißbrauchte, um die Verkündiger damit "religiös begründet" zum Kampf gegen Sozialismus und Kommunismus einzufangen, die "unpolitischen" Verkündiger-Gewissen beschwichtigend. Das ist wirklich ein Gimpelfang, ein Einfangen Einfältiger. Die Bibel gebietet nämlich nicht, die Ordnung des Sozialismus zu bekämpfen und Antikommunismus zu betreiben, sondern sie gebietet dagegen, "aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan sein". Sind Sozialismus und Kommunismus nicht auch Ordnungen von Menschen? (l. Petrus 2:13).
Auch sie wollen Gott und Christus dienen
Es gelang unter WTG-Präsident Rutherford und seinem
Nachfolger Knorr bis 1950, alle Zeugen Jehovas mit der "theokratischen"
Religionsdefinition, die 1950 verworfen wurde, in eine äußerst feindselige, intolerante
und rechthaberische Position gegenüber allen anderen Christen zu manövrieren. In eine
Einstellung zu glauben, alle anderen Christen dienten Satan, dem Teufel, und seien die
"gegenbildlichen" Baalsanbeter. Schon die verworfene Religionsdefinition beweist
doch aber, daß jene geschmähten "Religionisten" durchaus im Recht waren, wenn
sie über die WT-Form der Anbetung, für die in New York mit Plakaten und Banner
demonstriert wurde, den Kopf schüttelten.
Man muß zu der Einsicht kommen, daß auch andere Christen eine bestimmte Form der Gottesanbetung und Nachfolge Jesu vertreten, die zwar anders ist als die der Zeugen Jehovas, aber die auch eine Form der Anbetung des einen und einzigen Gottes und des Dienstes für seinen Christus ist. Man muß anderen einräumen, daß auch sie an die Bibel glauben und auf ihre Art Nachfolger Jesu sind oder sein wollen, und daß sie in diesem Sinne aufrichtige Christen sind. Es ist im Grunde genommen tatsächlich so, daß sie sogar den gleichen Gott anbeten und dem gleichen Christus nachfolgen, denen auch Jehovas Zeugen dienen wollen. Die Unterschiede bestehen nur in der Form Anbetung. Es ist ohne jeden stichhaltigen Grund, wenn behauptet wird, die Menschen in anderen religiösen Gemeinschaften und Kirchen beteten Gott nicht an und seine keine Nachfolger Jesu. Sie sind es, nur auf andere Weise, über die man allerdings verschiedener Meinung sein kann. Aber Glauben an Gott und Christus kann man ihnen grundsätzlich nicht streitig machen.
Sprich einmal sachlich mit einem evangelischen oder katholischen Christen. Du wirst feststellen, wie auch sie an Gott und Christus glauben. Auch sie anerkennen die Bibel. Natürlich in anderer Form. Doch es ist gerade dieser unterschiedliche Glaube an den einen Gott und Christus und an die Bibel als sein Wort, worauf z. B. die WTG sich stützt, woran sie anknüpft, wenn sie andere für ihre Form der Anbetung gewinnen will. So ist es. Es ist die gleiche Glaubensgrundlage, der gleiche Gott, der gleiche Christus, die gleiche Bibel, gleich welcher Übersetzung. Es steht somit fest, daß auch die anderen Christen nicht wider Christus sein wollen oder sind, obwohl sie nicht mit den Zeugen Jehovas oder der WTG Christus nachziehen, sondern getrennt von ihnen.
Es muß auch einmal gefragt werden, woher die WTG eigentlich kommt. Sie ist eigentlich ein Kind der Adventisten, die ihrerseits von den Protestanten und diese wiederum von der Katholischen Kirche herkommen. Der erste Präsident und Gründer der WTG, Charles Taze Russel, war ursprünglich ein Glied der amerikanischen presbyterianischen Kirche, einer protestantischen, bevor er Adventist und anschließend Gründer der WTG wurde. WTGPräsident Joseph Franklin Rutherford, Russels Nachfolger, kommt aus einer amerikanischen Baptistenkirche, die von den Wiedertäufern der Reformation herkommt. WTG-Präsident Nathan Homer Knorr, Rutherfords Nachfolger, gehörte der amerikanischen reformierten Kirche an. Was die Masse der Zeugen Jehovas selbst betrifft, so kommen sie aus den verschiedensten christlichen Kirchen und Gemeinschaften.
Könnte man nun aber sagen, daß sowohl die WTG-Führer wie die Zeugen Jehovas in ihren ursprünglichen christlichen Kirchen und Gemeinschaften nicht an Gott und Christus geglaubt haben? Waren sie dort Anbeter des Teufels gewesen? Nein, das könnte man nicht sagen, sie haben auch dort an Gott, Christus und die Bibel geglaubt. ja, sie haben ihren Gottesglauben aus ihren ursprünglichen Kirchen und Gemeinschaften mitgebracht. Die ganze WTGVerkündigung baut doch grundsätzlich auf dem schon vorhandenen Gottesglauben bei denen auf, die gewonnen werden sollen.
Es muß also völlig zu Recht gesagt werden, daß sich durch die christlichen Kirchen und Gemeinschaften hin bis zu den Zeugen Jehovas ein zwar in der Form unterschiedlicher Glaube zieht, der aber doch stets ein Glaube an den gleichen Gott und Christus ist. Das ist unanfechtbar. Das kann nur in Unkenntnis, Unverständnis oder Böswilligkeit geleugnet werden.
Um die richtige Form der Anbetung
Sinngemäß sagt die WTG: Die anderen ziehen nicht mit uns
Jesus nach, darum ist ihre Form der Religion falsch, darum bekämpfen wir sie, und
verbieten sie bei uns. Nur unsere Form der Anbetung ist wahre Nachfolge Christi. Wörtlich
sagt die WTG: "Der Apostel Paulus schrieb: Laßt euch nicht in ein ungleiches Joch
mit Ungläubigen spannen. 2. Kor. 6:14. (Dies) ist auch eine Warnung vor jeder Beteiligung
an interkonfessionellen Bestrebungen Man könnte sich sogar schon dadurch der
Zusammenarbeit mit anderen Religionen schuldig machen, daß man sich an einem Gebet
beteiligt, das von jemandem gesprochen oder gesungen wird, der kein ergebener Diener
Jehovas ist". (WT 15. Sept. 1968, S. 566, Abs. 9. Wiesbaden)
Es ist nicht wahr, was die WTG hier behauptet. Die Worte des Apostels Paulus sind keine Warnung vor Beteiligung an interkonfessionellen Bestrebungen, an gemeinsamen Bestrebungen mit anderen Christen. Denn die Christen anderer Konfession sind gar keine Ungläubigen, wie festgestellt ist. Sie glauben doch auch an den gleichen Gott und Christus. Wie leichtfertig und oberflächlich wendet die WTG doch die Aussprüche der Bibel an. Wurden einst Christen anderer Konfession verächtlich als "Religionisten" abgestempelt, so werden sie hier gar zu Ungläubigen gemacht! Nur weil sie nicht mit der WTG auf den gleichen Glaubenswege ziehen. Wie tief führt doch eine unbedingte Rechthaberei anderen gegenüber ins Unrecht!
Hat denn die WTG wirklich eine so unanfechtbare Form der Religion entwickelt, daß sie berechtigt wäre, über jede andere christliche Konfession derartig den Stab zu brechen? Es wurde schon erörtert, in welche extremen Formen der Anbetung sich die WTG bis 1950 in der Frage der Religion verstieg. Ein sinnloses Diffamieren und Beleidigen anderer Christen. Dann wurde gezeigt, was für eine Schlinge in der WTG-Anbetung 1950 in politischer Hinsicht in Mißachtung von 1. Petrus 2:13 gelegt worden ist.
Dann beachte, was sich die WTG jahrzehntelang in der lebenswichtigen Frage der Obrigkeiten geleistet hat, im Verhalten zu Staat und Regierung. Auch hier griff sie sinnlos andere Christen an, die stets auf dem Standpunkt standen, daß die politischen Regierungen Obrigkeiten "von Gott" sind. Die WTG dagegen wollte bis 1962 selbst zu den Obrigkeiten gehören! Die Fälschung der Bedeutung von Römer 13:1-7 lag nicht bei anderen Christen sondern bei der WTG! 1963 war sie gezwungen, sich der Auffassung dieser anderen Christen in dieser Frage der Gottesanbetung anzuschließen. (WT Nr. 1-3, 1963, Wiesbaden)
Bescheidenheit angesichts der eigenen Irrwege, falschen Prophezeiungen und verworfenen Bibelauslegungen allein schon sollte es der WTG verbieten, anderen Christen hochmütig und selbstgerecht mit dem Anspruch entgegenzutreten, nur sie predige die einzige und endgültige rechte Form der Gottesanbetung, alle anderen hätten weder einen Geist Gottes oder Christi.
Einst waren die Jünger Jesu äußerst unduldsam und rechthaberisch in der Frage der Nachfolge Jesu. Es sollte unbedingt alles so gehen, wie sie es wollten. Der Bibelbericht darüber lautet: "Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben jemand, der nicht mit uns dir nachzieht, mit deinem Namen böse Geister austreiben sehen und es ihm untersagt. Jesus aber erwiderte: Untersagt es ihm nicht, denn so leicht wird niemand, der ein Wunder unter Benutzung meines Namens vollbringt, schlecht von mir reden. Wer nicht wider uns ist, ist für uns. Denn wenn jemand euch im Hinblick darauf, daß ihr Christus angehört, einen Becher Wasser zu trinken gibt, wahrlich ich sage euch, es soll ihm nicht unbelohnt bleiben". Markus 9: 39-41 Me.-
Aus eingegangenen Briefen
Aus Westdeutschland
Ich grüße Dich mit 1. Petr. 1:22, 23. - Liebet Euch alle
mit Inbrunst aus reinem Herzen. Wie bitterböse sieht es in der Christenheit und unter den
ehemaligen Bibelforschern aus? Man kann da genau so von einer Zerstreuung sprechen, wie
bei den Israeliten. Wie wenig Grund haben gerade die Bibelforscher-Gruppen getrennt zu
marschieren und tun es doch. Leider, lieber Bruder.
Da ich Dir unbekannt bin, zuerst einmal einige Hinweise. Ich
war mit einem Bruder zusammen, der Dir gut bekannt ist. Er hat mir von Dir erzählt, wohl
die halbe Nacht und ich wurde immer wieder wach. Sein Herz war voll - und eines muß man
ihm lassen, er will jeden helfen, besonders, wenn er mit ehemaligen Zeugen zusammenkommt,
zu denen ich bis 1960 gehörte. Ich konnte mit der Hilfe, ja ganz durch die Hilfe unseres
geliebten Herrn entfliehn, es war ganz sein Werk!
Brd. St. gab mir 4 Nummern von CV und ich bin froh darüber
und hätte natürlich Interesse dieses Blatt weiter beziehen zu können. Inzwischen habe
ich die 4 CV einmal weiter verliehen. Der Artikel: "Ist die Zeit des Endes
gegenwärtig?" in der Nummer 22, hat besonders Anklang gefunden, weil dieser Artikel
genau auch unsere Gedanken darüber vertritt. Über die großen Superlativen des Unrechtes
von seiten der WTG brauchen wir uns heute gar nicht zu unterhalten, da stimme ich voll und
ganz zu und man ist erschüttert, wenn man nach Jahren wieder davon liest und mehr davon
erfährt.
Ich bin ja wie viele andere ein Ausgestoßener, der zum 2. Tod Verdammter, weil ich gegen das Unrecht angekämpft hatte. So lebe ich als Verfemter mitten unter den sogenannten ZJ, weil ein Teil meiner Verwandten noch den ZJ angehört. Was ich schon litt und leide, will ich heute gar nicht zur Sprache bringen, einzig erst einmal den Bedarf anmelden, falls sich dieses bewerkstelligen läßt und es Dir keine Mühe macht, mich auch zu beliefern, wäre Dir zeitlebens sehr verbunden. Ich bin sicher, daß mehrere Brüder Dein Blatt ebenfalls lesen würden, doch liegt es mir nicht, Dir oder Euch lieben Brüdern Lasten aufzuerlegen. Vorläufig melde ich also nur meinen Bedarf an. Falls Du noch übrige CV mir senden würdest, wäre ich Dir sehr dankbar....
Brd. St. erzählte mir auch etwas über
Malawi, wenn Du davon einen besonderen Bericht hast, sende ihn mir bitte. Hoffe, daß Du
etwas darüber hast, ich hörte von 4 000 Konvertierten und ich freute mich zu lesen, daß
diese nun zu einer freien Bibelgemeinde gehören, zu so einer, wie ich und Brd. St. auch
gehöre.
Ich und andere Brüder freuen uns über den Stand der
Wahrheit, die in Euch ist und sind in der Wahrheit mit Euch allezeit vor dem Thron der
Gnade verbunden und schließen Euch warm in unsere Gebete ein. Möget Ihr bitte auch
dasselbe für uns tun. Wenn es nun Dir und Euch nicht zu viel wird, will ich gern den
Kreis der Leser unter meinen Brüdern vergrößern. Ich brauche nur Rat, wie der
finanzielle Ausgleich geschaffen wird. Darüber konnte ich noch nichts erfahren.
Der Beitrag: "Ist die Zeit des Endes schon gegenwärtig?", wurde vervielfältigt und nach München und anderen Städten versandt, alles Brüder, die ein großes Auditorium haben und so die breitmöglichste Wirkung haben dürfte. Der Beitrag dient somit als Kriterium, daß noch andere Brüder so denken wie wir, den einen, die mit uns sind zur Freude, den anderen, die uns nicht beipflichten als Kriterium. Sicher wird dies Dich und Deine Brüder freuen und mit diesem Glauben möchte ich mich für heute verabschieden mit allen Segenswünschen, die jeder auf dem schmalen Pfad braucht, damit jeder das vorgesteckte Ziel, Zion erreicht zu des himmlischen Vaters Freuden; Ruhm, Ehre und Anbetung durch Jesum Christum! Amen. (Rö. 16:25)
Aus Westdeutschland:
Gott gebe Dir viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis
Gottes und Jesus Christus unseres Herrn!
Als ehemalige Zeugen Jehovas, wir verließen die
WT-Gesellschaft 1960, unterhalten wir mit vielen Geschwistern regelmäßige Verbindung.
Vor einiger Zeit besuchte uns ein Bruder, der ein paar Tage zuvor von einem anderen Bruder
drei Exemplare Eures Blattes "Christliche Verantwortung" zum Lesen bekam. Uns
allen war das Blatt neu und wir studierten es mit großem Interesse. Am besten gefiel uns
der Artikel: "Ist die Zeit des Endes gegenwärtig?", unterzeichnet mit J. G. D.
Auch wir sehen seit geraumer Zeit, daß die in Matth. 24 angegebenen Endzeiterscheinungen
mit der Offenbarung parallel laufen und noch in der Zukunft liegen. Ich tippte den Vortag
ab und schickte einen Durchschlag an eine süddeutsche Versammlung, die am vergangenen
Sonnabend ihre Zusammenkunft hatte. Es kam gleich Antwort zurück und der dortige
Versammlungsdiener äußerte, daß er sich sehr freue, daß die Geschwister nun endlich
dahinter kommen, daß das, was die ZJ sagen, verkehrt ist. Er bemüht sich seit langem,
Math. 24 und die Offenbarung in ihrem Verhältnis zueinander zu zeigen . . .
Gerade dieses Thema halten wir für "Speise zur rechten Zeit", zu dem Artikel "Ist die Zeit des Endes gegenwärtig?", wird darauf hingewiesen, daß in einem späteren CV noch weiter über die 3 ½ Jahre oder 3 ½ Zeiten gesprochen werden soll. Wenn Ihr uns diesen Vortrag zusenden könntet, sofern er schon veröffentlicht ist, würden wir uns freuen oder Ihr gebt uns die Anschrift von dem Bruder J. G. D.
Was nun die von den ZJ angegebenen Daten über Harmagedon betrifft, so haben sie viel Enttäuschung gebracht. Die Ereignisse, die sich 1975 einstellen sollen, stehen ja noch aus. Aber weiche Verwirrung wird bei den ZJ eintreten Vieles wird anders sein, als es die WTG lehrt! Der Herr holt die Seinen ja auch nicht bei der ersten Posaune, sondern bei der letzten, der 7. Posaune, heim Was nun die "zwei Zeugen" aus Offenbarung 11 betrifft, so ist in vielen Versammlungen darüber auch großes Rätselraten. . . . Ein andermal mehr. Also, lieber Bruder, Dir und allen Lieben dort senden wir die herzlichsten Grübe und wünschen Euch Gottes reichsten Segen . . .
A 5188/69 V 7 1 2618
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 30
Auch diese Ausgabe widmet sich dem Thema "1975". Mittels vermeintlicher theologischer Argumente wird versucht es zu entkräften. Ich kann hier nur für mich sprechen. Diese vermeintlichen theologischen Argumente haben mich nicht sonderlich "beeindruckt". Um zu erkennen, dass mit der 1975-Theorie etliches faul ist, dazu bedarf ich nicht der in dieser CV-Ausgabe offerierten "theologischen Argumente". Immerhin ein "Highlight jener Argumentation sei doch noch zitiert:
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr.: 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober
Nr. 30 Gera Februar 1970
CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu
verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt
sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die
erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und
ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen kundtun, um zu helfen.
Was ist rechte biblische Autorität?
Liebe Brüder und Schwestern!
Wieder legen wir aus tiefen christlichen Beweggründen eine
neue Ausgabe von CV in Eure Hände. Wir tun dies voller Hoffnung. Doch begleitet uns dabei
auch eine ständige Sorge. Immer wieder machen wir uns Gedanken darüber, wie wir dem
Anliegen von CV in einer rechten Weise gerecht werden können, wie wir in rechter Weise
sagen können, was gesagt werden muß, weil es auch die Wahrheit ist. Dabei wissen wir
doch, daß es nicht einfach ist, die Dinge zu verstehen.
Viele Unterhaltungen, Zuschriften und Stellungnahmen führten uns immer wieder auf eine Grundfrage zurück. Diesem und jenem, was in CV dargelegt wurde, wird vielfach zugestimmt. Aber bei einer ganz bestimmten Frage tritt immer wieder eine Verhärtung ein. Dies ist dann der Fall, wenn die Probleme die Organisation, die Leitung der WTG selbst betreffen. Selbst wenn die Bibel etwas anderes aussagt, wird der Auslegung oder Erklärung der WTG oder des WT der Vorzug gegeben. Praktisch bedeutet das, dem WT vor der Bibel Vorrang zu geben, dem WT mehr als der Bibel zu glauben. Ihr möget sagen, so etwas gibt es bei Jehovas Zeugen nicht, wir übertreiben oder entstellen die Sachlage. Nun, wir entstellen die Sachlage nicht. Bitte, seht folgendes Beispiel. Im WT vom 15. Jan. 1951 "Untertan den höheren Gewalten" wurde bekanntlich "biblisch" nachgewiesen, daß nicht die politischen Regierungen die laut Römer 13 "von Gott gesetzten Obrigkeiten" seien, sondern einzig und allein Jehova Gott und Christus Jesus in Verbindung mit den Dienern in der sichtbaren Organisation. Der WT stellte in diesem Sinne den Grundsatz auf "Die höheren Obrigkeiten innerhalb der Göttlichen Organisation verlangen unsere richtige Furcht und Ehre". WT 15. 1. 1951, S. 30/12. Im WT vom 15. August 1957, ging die Leitung sogar soweit, von sich zu behaupten: "Es ist höchst wichtig, daß wir diese Tatsache verstehen und den Anweisungen des 'Sklaven' so folgen, wie wir der Stimme Gottes folgen würden, weil es Gottes Vorkehrung ist". WT 15. 8. 1957, Nr. 16, S. 498/7. Wenn ich irgendwelchen Menschen so folge, wie ich Gott folgen würde, mache ich damit diese Menschen nicht gottgleich oder zu einem Gott? Aber wer bedachte dies schon?
Wie setzte die WTG diese ihre Gottgleichheit, so muß man das leider schon bezeichnen, praktisch durch? Folgten ihr alle? Offenbar nicht. Denn es wurde von gar manchem erkannt, daß dies keine Vorkehrung Gottes war. Darum schrieb der WT weiter: "Als sie die theokratische Einrichtung anerkannten, ruhte Jehovas Segen auf ihnen. Aber sobald sie diese von Gott getroffene Vorkehrung von rein menschlichem Standpunkte ansahen, zogen sie sich Schwierigkeiten zu. Diese Erfahrung machte Mirjam. Sie wurde mit dem Aussatz geschlagen, weil sie verfehlt hatte, Jehovas Anordnung respektvoll anzuerkennen. Andere, wie Korah, Dathan, Abiram und die Männer, die bei ihnen waren, wurden vom Leben abgeschnitten, weil sie eigenwillig nach Unabhängigkeit strebten. Auch jene, die mit ihnen sympathisierten, zogen sich Gottes Mißfallen zu, und 14 700 kamen bei einem einzigen Anlaß. ums Leben. - 4. Mose 12:1-10; 16:1-35; 41-50.- (S. 498/6).
Diese WT-Bibelerklärung bedeutete, daß jeder als Rebell gegen Gottes Vorkehrung "geschlagen" und "vom Leben abgeschnitten" wurde, der die WTG-Führung nicht als höhere Obrigkeit in der Organisation anerkannte.
Du magst heute sagen, ja, die WTG hatte sich "gottgleich" gemacht mit ihrer Obrigkeitserklärung, aber diese wurde doch mit den WTs Nr. 1 bis 3 im Jahre 1963 (deutsch) geändert. Leider müssen wir antworten, daß das nur formell stimmt, weil sich in der Praxis nichts verändert hat. Aber das soll jetzt nicht die Frage sein.
Wir wollen vielmehr fragen: Der WT drohte, wer jene angebliche Vorkehrung Gottes "von rein menschlichem Standpunkte aus" ansehe, müsse mit der Todesstrafe rechnen Der Hinweis auf die 14 700 im 4. Mose 17:14 ist deutlich genug. War das nicht ein furchtbarer Mißbrauch der Bibel? Und war der menschliche Standpunkt nicht richtig, der diese Obrigkeitsansprüche der WTG-Leitung nicht anerkannte Natürlich war dieser Standpunkt richtig, wie die Änderung in der Obrigkeitserklärung 1963 beweist. Jehova hat den Menschen nicht als Gott geschaffen, sondern als Menschen. Der Mensch soll nicht menschlich denken Lies, was der Prophet Jesaja dazu sagte: "Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken - so lautet der Ausspruch Jehovas, sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, soviel höher sind meine Gedanken als eure Gedanken." Jesaja 55:8, 9.
Auch nicht im entferntesten kann sich ein Mensch irgendwie gedanklich Gott gleich machen. Dies hat die WT-Leitung aber getan, wie die WT-Auszüge von 1951 und 1957 zuvor beweisen. Erbarmungslos ist sie über die Opfer hinweggeschritten, die diese falschen Autoritätsansprüche forderten.
Wenn wir also zu Anfang sagten, der WT habe leider, wenn man genau hinschaut, in der Organisation den Vorrang vor der Bibel, so stimmt das. Das Obrigkeitsbeispiel ist eine unwiderlegbare Veranschaulichung hierfür. Von 1929 bis 1963, also über 30 Jahre lang, regierte die WTG in diesem falschen Gewande, mit diesem furchtbaren Bibelmißbrauch Wie erkennbar ist, ist dies keine Nebensache gewesen, sondern es war die Grundfrage der ganzen Organisation. Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang bemerkenswert, daß die Brüder und Schwestern von CV zu denen gehören, die diese falschen Autoritätsansprüche der WTG zurückwiesen, indem sie seit 1959 anfingen, aufklärende Schriften unter den Brüdern und Schwestern in der Organisation zu verbreiten.
Du magst nun sagen, gut, in dem Obrigkeitsbeispiel möge CV recht haben, aber das sei doch wohl jetzt überstanden. Die WTG habe das doch eingesehen. Wir antworten, bedingt ist das richtig, wir meinen damit das Verhalten und Lehren in der Organisation. Die WTG verlangt von den Brüdern und Schwestern keine Anerkennung der WTG als Obrigkeit mehr. Aber die Obrigkeitsfrage betrifft ja die politischen Regierungen, die Gesellschaftsordnung, den Staat. Da sieht es allerdings noch anders aus, speziell bezüglich des sozialistischen Staates. Es ist bekannt, daß die WTG gegenüber der sozialistischen bzw. kommunistischen Gesellschaftsordnung die Kampflosung herausgegeben hat "Christentum oder Kommunismus - was wird triumphieren?" (Erwachet vom 8. Juni 1955). Damit setzt die WTG aufs neue das Wort Gottes außer Kraft, das in 1. Petrus 2:13 fordert, aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan zu sein. Eine andere Grundfrage der Organisation, ihre äußere Existenzfrage. So steht immer noch auf der Tagesordnung, daß sich die WTG über die klaren Grundlehren der Bibel hinwegsetzt, daß sie ihre Autorität über die der Bibel stellt. Wann wird das Maß der Opfer voll sein, den dieser politische Bibelmißbrauch fordert? Soll das auch noch 30 Jahre dauern? Wir hoffen das nicht. Darum wirken wir ja. Und wir stellen fest, unser Werk trägt Früchte.
Was wollen wir mit diesen Ausführungen über die WTG zeigen? Wir wollen nachweisen, daß die WTG einfach keine biblische Grundlage dafür hat zu fordern, ihr zu folgen, wie man Gott folgt. Es sei bemerkt, daß die WTG diese Forderung mit der Preisgabe ihrer falschen Obrigkeitsansprüche seit 1963 nicht fallen lassen hat. Das kann jeder überprüfen. Er braucht nur zu versuchen, die WTG zu kritisieren. Die WTG müßte auf ein vernünftiges biblisches Maß zurückkehren, eingedenk dessen, daß, auch alle leitenden Diener fehlbare Menschen sind. Es ist bei der WTG-Leitung merkwürdig verwischt: Einesteils gibt sie zu, nicht unfehlbar zu sein. Andererseits aber behauptet sie, sie werde von Gott geleitet und man müsse ihr folgen, wie man Gott folgen würde, wie wir sahen. Wenn ich jemandem folge, wie ich Gott folge, dann folge ich einem Unfehlbaren, denn Gott ist unfehlbar. Wenn jemand von Gott wirklich geleitet wird, dann kann er in diesem Zusammenhang nicht irregehen, dann ist er in dieser Hinsicht unfehlbar, weil Gott ihn nicht anders als unfehlbar leiten kann. Die WTG verwischt hier alle klaren Grenzen. Die WTG könnte also allenfalls organisatorisch leiten. In Fragen des Glaubens und der Lehre hat sie keinerlei Autorität. Da gibt es nur das geschriebene Wort Gottes, die Bibel. Unter ihren Autoritätsansprüchen aber hat die WTG die Fragen des Glaubens, der Lehre und der Organisation unheilvoll miteinander verquickt, indem sie sich als "Organisation Gottes" darstellt und verlangt, dies mit aller Konsequenz anzuerkennen. Allein schon die über 30 Jahre lang erbarmungslos aufrechterhaltenen Autoritätsansprüche als biblische Obrigkeit beweisen, daß die WTG keine Organisation Gottes ist. Die Organisation ist Menschenwerk, nichts weiter. Damit ist der persönliche Gottesglaube jedoch nicht in Frage gestellt, der in Wirklichkeit unabhängig von der Organisation ist. Die WTG dagegen hat ihn scheinbar unlöslich mit ihrer Organisation verbunden. Dabei ist jede Organisation wirklich nur Menschenwerk. Wie grotesk steht die WTG in ihrer "Gottgleichheit" angesichts dessen da! Während sie sich selbst als "Obrigkeitliche Gewalt" ausgab in den Jahren 1929 bis 1963, erklärte sie z. B. im Jahre l948 von sich: "Der Herr handelt jetzt nicht mit einzelnen. Er handelt mit einer Organisation, mit seiner theokratischen Organisation, und er handelt nur mit denjenigen Personen, die sich innerhalb oder unter dieser Organisation befinden". (WT 1. 4. 1948, S. 101/11). Die bibelwidrige WTG-Haltung in solchen Grundsatzfragen wie der Autorität und der Haltung zur menschlichen Ordnung, in der Jehovas Zeugen leben müssen, zeigt indessen, daß in oder unter der Organisation niemand ein göttliches Handeln erfahren kann. Denn dies könnte nicht bibelwidrig sein.
Liebe Brüder und Schwestern. Psalm 109:105 sagt: "Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege". Die WTG-Organisation dagegen schiebt sich ungebührlich in unsere Gottesanbetung hinein. Wir kennen die wiederholten Erklärungen, daß nur durch sie das Licht komme. Ihr Apparat ist übermächtig geworden. "Die Gesellschaft" ist heute die letzte Instanz.
Wir möchten nun den Ausweg zeigen, der
beschritten werden muß. Es beginnt damit, ständig bereit zu sein wie die Beröer (Apg.
17:11), unsere Auffassungen in allen Fragen und zu jeder Zeit wieder zu prüfen. Wenn wir
unser Denken in einer starren Form festlegen und uns damit zufriedengeben, ich glaube, das
würde die größte Gefahr sein. Wir verzichten oft auf unser eigenes Forschen in der
Schrift. Wir sind bequem geworden im eigenen Denken und Verantworten. So sollte es aber
unter uns, die wir nach der Schrift Bibelforscher sein sollten, nicht sein. Was unsere
Brüder und Schwestern in der Organisation betrifft, so gilt das Wort: "In der
Bruderliebe seid herzlich zueinander, in Ehrerbietung einer dem anderen vorangehend"
(Rö. 12:10). Nur so dürfen wir handeln, auch wenn sie uns zufolge unserer nun
wahrgenommenen christlichen Verantwortung nicht mehr so behandeln, ja, uns sogar als
Feinde betrachten, die wir wahrlich nicht sind. Wir sollten uns in solchen Situationen mit
dem Wort Christi stärken: "Wenn ihr (nur) die liebt, die euch lieben, welchen Lohn
habt ihr davon? Und wenn ihr nur eure Freunde grüßt, was tut ihr da besonderes? (Aus dem
Gebot der Feindesliebe in Matth. 5:46, 47). Diese Grundsätze sollten unser Verhalten zu
den Brüdern und Schwestern in der Organisation unbedingt bestimmen Die Autorität in
Glaubensfragen jedoch ist allein das geschriebene Wort Gottes. Möchte dies helfen, als
ersten Schritt den Sinn bereit zu machen für die eigene christliche Verantwortung.
Mit diesen gutgemeinten Ratschlägen grüßt herzlich
Bruder Willy Müller, 65 Gera,
Lutherstraße 16, und Mitverbundene
Erwartungsvolles Hoffen - in
bezug auf 1975 - ist dies biblisch begründet?
(3. Fortsetzung)
Dialog in Gestalt eines Briefwechsels
- Wie ein Zeuge Jehovas heute die Hoffnung auf 1975 vertritt:
Liebe Brüder!
Es ist schon wahr, daß der Wachtturm, insbesondere Bruder
Franz (WTG-Vizepräsident, CV) in seiner Ansprache in Baltimore sagte: "Was ist nun
mit dem Jahr 1975? Was wird es bedeuten, liebe Freunde? Bedeutet es, das Harmagedon
vorüber und Satan bis zum Jahre 1975 gebunden ist? Es könnte das bedeuten! Es könnte
das bedeuten Alle Dinge sind bei Gott möglich. Doch wir sagen das nicht. Und möge auch
niemand von euch sich irgendwie bestimmt äußern und etwas sagen, was zwischen der
Gegenwart und dem Jahre 1975 vor sich gehen soll. Doch der wichtigste Gedanke bei all
diesem, liebe Freunde, ist der: Die Zeit ist kurz. Die Zeit läuft ab, darüber besteht
keine Frage". (Wachtturm 1. Jan. 1967, S. 23).
Diese Wachtturm-Ausführungen können natürlich als etwas Unbestimmtes ausgelegt werden, wie dies auch manche Brüder tun. Aber nun ist noch ein Erwachet erschienen, in dem noch einmal die chronologische Seite dargelegt wird. Unter der Überschrift "Wann laufen die 6000 Jahre ab?" heißt es in Erwachet vom 8. April 1969, S. 14:
"Nach der zuverlässigen biblischen
Chronologie wurden Adam und Eva im Jahre 4026 v. u. Z. erschaffen.
Vom Herbst des Jahres 4026 v. u. Z bis 1 v. u. Z. - 4025
Jahre
1 v. u. Z. bis 1 u. Z. -1 Jahr
1 u. Z. bis 1969 u. Z. - 1968 Jahre
Bis Herbst 1969 (insgesamt) 5994 Jahre
Das würde bedeuten, daß es vom Herbst 1969 bis zum Ablauf
der 6000 Jahre Menschheitsgeschichte nur noch sechs Jahre sind. Diese Zeitspanne von sechs
Jahren wird offenbar im Herbst 1975 ablaufen.
Kann man aus dieser Zeitrechnung mit Bestimmtheit schließen, daß im Jahre 1975 das endgültige Ende dieses Systems der Dinge kommen wird? Da die Bibel das nicht ausdrücklich erklärt, kann kein Mensch sagen, daß dem so sei. Eines ist jedoch sicher: Die 1970-er Jahre werden die kritischsten Jahre sein, die die Menschheit je durchlebt hat". (Erwachet 8. April 1969, S. 14).
Ich müßte an der Glaubhaftigkeit der Gesellschaft (WTG, CV) zweifeln, wenn ich diese Darlegungen nicht für zuverlässig halten sollte. Ich gebe natürlich zu, daß es mir nicht ohne weiteres möglich ist, die ganze Chronologie bis in jede Einzelheit, bis in das kleinste Kettenglied, selbst zu überprüfen. Ich gebe auch zu, das selbst das kleinste Kettenglied in dieser Chronologie von entscheidendster Bedeutung ist, denn bekanntlich reißt eine Kette immer bei ihrem kleinsten oder schwächsten Glied. ich möchte sagen, daß ich in dieser Sache der Gesellschaft vertraue. Ich möchte auch einen anderen wichtigen Teil aus dem schon erwähnten Erwachet zitieren, der mir sagt, daß wir unbedingt in den letzten wenigen Jahren leben müssen, so daß mir 1975 durchaus glaubhaft erscheint.
Unter der Hauptüberschrift "Was
werden die 1970-er Jahre bringen?" sagt Erwachet:
"Wenn wir annehmen, daß fünfzehnjährige Jugendliche
genügend Verständnis hatten, um die Bedeutung dessen zu begreifen, was 1914 geschah,
wären die Jüngsten "dieser Generation" heute ungefähr siebzig Jahre alt. Die
meisten der Generation, von der Jesus sprach, sind somit bereits gestorben. Die anderen,
die noch leben, nähern sich dem Greisenalter. Und man denke daran, daß Jesus sagte, für
diese böse Welt werde das Ende kommen, ehe alle, die zu dieser Generation gehören,
gestorben seien. Das allein zeigt schon, daß es bis zu dem vorhergesagten Ende nicht mehr
viele Jahre sein können". (Erwachet, 8. April 1969, S. 13/14).
Schauen wir uns in der Organisation um,
wieviel alte Zeugen noch da sind, die 1914 bewußt erlebt haben. Ganz, ganz wenige nur.
Bald wären alle tot. Bald ist wirklich "diese Generation" von 1914
"vergangen". Es ist wirklich der allerletzte Zeitpunkt. Es muß um 1975
unbedingt soweit sein. Sollte bis Mitte der siebziger Jahre nichts eintreten, was
Harmagedon und das endgültige Ende betrifft, so muß ich zugeben, und das wäre
furchtbar, daß alles eine Illusion gewesen ist. Aber das kann natürlich nicht sein.
Sollte das ganze Werk der Zeugen Jehovas umsonst sein? Ich bin überzeugt, daß dies nicht
der Fall ist. Wir haben die Beweise in Form der Zeichen der Zeit. So möchte ich jeden
Gedanken zurückweisen, die Gesellschaft nehme ihre eigenen Berechnungen nicht ernst.
Werner Gründlich, Wiesbaden
- Wie einem Zeugen Jehovas, der diese
Hoffnung von 1975 vertritt, geantwortet werden muß:
Lieber Bruder Gründlich!
Unsere Antwort soll unter dem Bibelwort stehen:
"Vergewissert euch aller Dinge, haltet an dem fest, was vortrefflich ist". 1.
Thessalonicher 5:21 NW. In Apg. 17:11 werden Christen gelobt, weil sie die Aussagen der
Apostel an den Maßstäben des Wortes Gottes prüften. Wieviel mehr sollten wir bereit
sein, alles einer gewissenhaften Überprüfung zu unterziehen, ehe wir etwas glauben. Kann
die Wachtturmgesellschaft hiervon ausgenommen sein? Nach Apg. 17:11 kann sie das nicht,
wie die Apostel selbst hiervon nicht ausgenommen waren.
Sicher ist die Wachtturm-Formulierung bekannt, wonach es stets auf eine "genaue Erkenntnis" ankommt. So laß uns die Äußerungen des Wachtturm oder der Gesellschaft auch auf ihre Genauigkeit überprüfen.
Betrachten wir ihre Ausdrucksweise oder ihre Formulierungen mit Bezug auf 1975 genauer. Bruder Franz betont wiederholt, es könnte das Ende bedeuten. Die Formulierung "könnte" ist eine Möglichkeitsform, die besagt, es kann sein und es kann aber auch nicht sein. Die Aussage von Franz oder vom WT ist also höchst ungenau. Franz sagte auch, niemand solle sich bestimmt äußern für die Zeit bis 1975. Das läßt sich später ohne weiteres so auslegen, als ob der WT vor jeder Bestimmtheit gewarnt habe. Was ist hier also genau? Genau ist allein die Ungenauigkeit dieser Aussagen!
Nach der chronologischen Berechnung von 1975, zu der noch etwas Besonderes gesagt werden muß, sagt Erwachet oder die Gesellschaft wieder "das würde bedeuten". Auch dies ist eine Möglichkeitsform und heißt sowohl es kann das bedeuten als auch es kann das nicht bedeuten. Auch hier ist in Wirklichkeit nichts genau. Dann heißt es, die Zeitspanne von sechs Jahren ab 1969 entsprechend der Rechnung von 5994 Jahren "wird offenbar im Herbst 1975 ablaufen". Auch hier ist ein Hintertürchen eingebaut. Es heißt nicht, es wird ablaufen, denn das wäre eine bestimmte oder genaue Äußerung. Es heißt, es würde offenbar ablaufen. Beachte den Sinn des Wortes offenbar, der lediglich eine Annahme zum Ausdruck bringt, also nicht Gewisses. Beachte auch die Einräumung, die Bibel würde das mit 1975 "nicht ausdrücklich erklären, kein Mensch könne deshalb sagen, das dem so sei. Allerdings ist die Stimme des Wachtturm nicht die Stimme eines Menschen, sondern es soll ja Licht von Gott sein. Aber das möchte der Wachtturm bzw. Erwachet hier wohl gar nicht meinen.
Wir möchten also sagen, daß die Formulierungen der Gesellschaft, wenn sie genauer betrachtet werden, doch sehr sehr bedenklich und ungenau sind. Sie können in jedem Fall auch dazu dienen, sich eines Tages von der 1975 Voraussage auch wieder zu distanzieren, wobei die Gesellschaft obendrein gar nicht einmal etwas verdrehen müßte, da sie überall Hintertürchen eingebaut hat. Muß da nicht jeder, der den Grundsatz von der "genauen Erkenntnis" wirklich ernst nimmt, die ganze 1975-Voraussage als höchst vage und ungenau zurückweisen? Doch wie schlagen überall in den Versammlungen die Wellen der Hoffnung auf 1975 in die Höhe! Das wird eine furchtbare Ernüchterung geben.
Wir möchten nun etwas näher auf die Chronologie eingehen Wie schon gesagt, ist dies eine Kette, bei der jedes einzelne Glied in Ordnung sein muß. Ist nur ein einziges Glied schwach, so ist die ganze Kette unhaltbar.
Zuerst eine interessante Feststellung. jetzt wird erklärt, im Jahre 1969 seien 5994 Jahre seit Adam vergangen. Bis zur Wachtturm-Ausgabe vom 1. Oktober 1928 wurde auf jeder Außentitelseite des WT die Zeit seit Adam ganz anders angegeben. So lautete die Angabe auf Nummer 19 des 33. Jahrgangs des WT: "l. Oktober 1928, seit Adam: 6056". Ab WT-Ausgabe vom 15. Oktober 1928 verschwand plötzlich die Jahreszahl 6056, ohne dazu eine Erklärung zu geben. Unmerklich wurde so eine erwartungsvolle Hoffnung nach und nach beseitigt, obwohl sie auf "Gottes geoffenbartem Worte der Wahrheit" beruhte, wie damals in jedem WT unter der Überschrift "Diese Zeitschrift und ihre heilige Mission" erklärt wurde. Wir stellen also fest: Nach dem "geoffenbarten Worte Gottes" bis 1928 müßten bis zum Jahre 1969 insgesamt 6097 Jahre seit Adam vergangen sein. Jetzt sollen es nur 5994 Jahre sein. Soll sich Jehova in seinen Offenbarungen bis 1928 um 103 Jahre geirrt haben? Das kann wohl schlecht sein.
Wir haben in CV Nr. 26 einen Artikel veröffentlicht "Ist die biblische Chronologie zuverlässig?" Es wurde darin nachgewiesen, daß die biblische Chronologie sehr ungenau ist. Es wurden u. a. folgende Feststellungen getroffen: Bei den Richtern sind die Zahlen teils genau, teils abgerundet (40, 80), teils nebeneinanderlaufend. Die Zahlen der Geschichte Judas und Israels stimmen nicht überein. Die Ursachen sind: Verwechslung der hebräischen Zahlbuchstaben- und Wörter sowie der Eigennamen. CV 26 zitierte dann den WT vom 1. Mai 1953, Seite 287, der über die Bibelübersetzungen, auf die sich die WTG-Chronologie stützt, folgendes zugibt:
"Die Septuaginta ist eine
Übersetzung, die im zweiten und dritten Jahrhundert v. Chr. gemacht wurde und der Teil
über den Auszug wurde zweifellos während des dritten Jahrhunderts vollendet und stützt
sich auf hebräische Manuskripte, welche älter waren als jene des anerkannten
masseoretischen Textes. Aus diesem Grunde mag sie in vielen ihren Wiedergaben genauer sein
als der massoretische Standardtext".
Eine Übersetzung mag genauer sein als die andere - was ist
das für eine Genauigkeit?
Da braucht sich niemand zu wundern, wenn die WTG ihre Chronologien immer wieder geändert hat. Das Jahr 1928 als 6056 beruhte z. B. auf der Berechnung, daß schon 1874 die 6000 Jahre um sein sollten, wie in der WTG-Chronologie in Schriftstudien Band 2 von 1889, letzte Ausgabe 1926, genauso "nachgewiesen" wurde, wie jetzt 1975 "nachgewiesen" wird. Nur erklärte WTG-Präsident J. F. Rutherford nach einer Reihe vergeblicher Versuche, eine sichere Chronologie zu erstellen, freimütig: "Jehovas Getreue wurden in ihren Erwartungen für die Jahre 1914, 1918 und 1925 enttäuscht. Später lernten die Treuen, daß sie keine Daten mehr festsetzen sollten." (Rechtfertigung I, S. 332, Magdeburg 1932). Wir haben in CV Nr. 21 unter der Überschrift "N. H. Knorr mißachtet die Warnung von J. F. Rutherford" dies im Hinblick auf 1975 vor Augen geführt.
Ist es nicht bedeutend, daß weder Christus noch irgendein Apostel irgendeine Endzeit-Chronologie aufstellte? Christus selbst warnte sogar davor, Zeit und Stunde berechnen zu wollen, wann etwas geschehe! Matth. 24:36; 42; 44; Apg. 1:7. Wie kommt die WTG dazu, das nicht mehr zu beachten? 1. Kor. 4:6.
Wir fragen nun: Sind diese unsere Ausführungen als Antwort auf 1975 nicht wohlbegründete Argumente? Die WTG ist wirklich in einer schwierigen Lage. Sie hat die äußerste Grenze der Zeit erreicht, die man eine Generation mit Versprechungen oder Voraussagen hinhalten kann. In wenigen Jahren sind die letzten "dieser Generation" seit 1914 wirklich alle gestorben. Dann muß alles vorbei sein. Aber es ist gewiß, daß die Rechnung der WTG mit 1975 wieder nicht stimmt. Man kann sich also ausmalen, was vorbei sein wird.
Es muß selbstverständlich noch mehr zu 1975 gesagt werden Wir können aber schon feststellen, daß das Kernstück dieser neuen erwartungsvollen Hoffnung, die 1975-Rechnung, unhaltbar ist. Es müßte jedoch auch noch auf die Erfüllungen angeblicher Zeichen der Zeit für 1975 eingegangen werden. Dann sollte auch noch etwas zur politischen Bedeutung gesagt werden, weil die WTG diese neue erwartungsvolle Hoffnung wieder mit Antikommunismus verbindet. Dies sollte in weiteren Ausführungen geschehen. Lieber Bruder Werner Gründlich, stelle bitte auch gleich mal fest, bei Deiner sorgfältigen Überprüfung der von uns angeführten Hinweise, in der Zeitschrift "Erwachet", ob der auf Seite 2 angeführte Grundsatz unter dem Titel "Der Zweck der Zeitschrift": "Sie ist politisch ungebunden, auch ist sie nicht durch überlieferte Glaubensbekenntnis behindert", immer grundsätzlich eingehalten wurde und wird. Deine Antwort würde uns interessieren.
Lieber Bruder Gründlich. Wir hoffen sehr, daß Du unsere Antworten
beherzigen möchtest und keine Mühe scheuen wirst, zu prüfen, ob das Jahr 1975 wirklich
im Worte Gottes als Endzeitdatum festgelegt ist. Wir erwarten gern Deine Antwort, weiches
Resultat Du nun gefunden hast.
Mit recht herzlichen Grüßen
Deine Brd. D. und W. M.
Fortsetzung folgt
Was können wir von dem Jahre 1975 erwarten?
Kostbar und groß sind die Verheißungen, die der allmächtige Gott Jehova denen geschenkt
hat, die ihre Herzen ungeteilt auf ihn gerichtet halten, Menschen, bei denen der Glaube
den stärksten Einfluß auf ihr Leben ausgeübt hat, so daß sie durch Wiedergeburt in das
Kindschaftsverhältnis zu Gott gekommen sind. Ihnen ist eine Fülle von Leben versprochen.
Der Apostel bringt es zum Ausdruck in 1. Kor. 15, 51-54. Angesichts der Größe dieser
Verheißung ist es leicht verständlich, daß Gotteskinder immer wieder Ausschau gehalten
haben, wann sich diese herrliche Hoffnung an ihnen verwirklichen wird. Der Zeitpunkt ist
in der Schrift aufs engste verknüpft mit dem Wiederkommen Jesu Christi. Wir lesen ein
Wort im 1. Johannesbrief Kap. 3, Verse 1-3.
Zunächst sei darauf hingewiesen, daß in diesem Schriftwort klar zum Ausdruck kommt, daß Gotteskinder, wenn sie Jesu gleich gemacht werden, auf die höchste Daseinsstufe des Lebens erhoben werden sollen. Es liegt in diesen Worten ein Hinweis auf die Zeit der Erfüllung mit den Worten Joh. 14:1-3. Wir sehen daraus, daß sich mit dem Kommen Jesu Christi die Verheißung der ersten Auferstehung erfüllen wird. Nicht nur wahre, getreue Nachfolger Jesu Christi (Gottes Kinder) haben während des ganzen Zeitalters nach der Wiederkunft Jesu Christi sehnsuchtsvoll ausgeschaut, sondern es gab in den letzten Jahrzehnten auch noch Andersgläubige, die sich nicht bereitgefunden haben, den Weg des Herrn über Leiden und Sterben getreulich zu befolgen, sondern die gerade dem Tod auszuweichen wünschten und hofften, wenn der Tag des Herrn und damit seine Regierung auf Erden beginnen würde, dem Tode zu entgehen und ewiges Leben auf Erden zu erlangen Auch diese haben höchstes Interesse, wenn möglich den Zeitpunkt zu erreichen, wann der Tag des Herrn beginnen könnte.
In der Annahme, das die Herrschaft Jesu Christi, die in der Schrift mit tausend Jahren angegeben ist als der siebente Tag buchstäblich tausend Jahre lang wäre, rechnete man damit, daß die vorangehenden sechs Tage auch je tausend Jahre lange Perioden wären. Infolgedessen versuchte man, aus der Schrift das Alter der Menschheit festzustellen und sagte, wenn die sechstausend Jahre der Zulassung der Sünde und des Todes um sind, das, dann die tausendjährige Herrschaft Jesu Christi ihren Anfang nehmen würde.
Vor mir liegt ein Buch, betitelt "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes", aufgeschlagen Seite 32 und 33, in welchem die Chronologie der Menschheitsgeschichte aufgezeichnet ist. Nach dieser Berechnung würden die sechstausend Jahre im Jahre 1975 um sein. Wer diesen Zeitpunkt erreichen würde, hätte die Möglichkeit, dem Tode zu entgehen und ewiges Leben auf Erden zu erlangen.
Doch bei sorgfältiger Prüfung ergibt sich, daß in den Berechnungen ein offensichtlicher Fehler vorhanden ist, und zwar geht es um die 430 Jahre der Wohnzeit der Kinder Israel in Ägypten. Wir lesen in 2. Mose 12, 40-41: "Und die Wohnzeit der Kinder Israel, die sie in Ägypten zugebracht haben, ist vierhundert und dreißig Jahre. Und es geschah am Ende der vierhundert und dreißig Jahre, und es geschah an diesem selbigen Tage, daß alle Heere Jehovas aus dem Lande Ägypten auszogen.'
Damit steht eigentlich die Zeitperiode vom Einzug Israels (Jakobs) mit seinen Söhnen und Enkelkindern in Ägypten bis zum Auszug des Volkes unter der Führung Mose unzweideutig fest. Es waren 430 Jahre. Dennoch nahm Pastor Russel für die Wohnzeit der Kinder Israels (Kinder Jakobs) in Ägypten nur zweihundertfünfzehn Jahre an. Den Anlaß dazu gab der Brief des Apostels Paulus an die Galater im 3. Kapitel, Vers 17:
"Ich meine das aber so: Eine von Gott bereits früher vollgültig (oder rechtskräftig) gemachte Verfügung kann durch das Gesetz, das erst 430 Jahre später gekommen ist, nicht außer Kraft gesetzt (= für ungültig erklärt) werden, so das es die Verheißung aufhöbe (Menge).
Da die Festsetzung bestimmter Zeitpunkte nach der einheitlichen Meinung der Altertumsforscher bisher nur schätzungsweise möglich war, wurde die Zeitangabe Paulis in obiger Stelle als zuverlässige Brücke benützt. Sie reichte nach der Annahme der Brüder von der dem 75-jährigen Abraham gegebenen Verheißung (l. Mose 12, 1-4) bis zur Gesetzgebung. Auf diese Weise gelangte man zu dem Resultat, daß 1874 sechstausend Jahre der Menschheitsgeschichte um waren. Zu diesem Zeitpunkt sei der Herr wiedergekommen, um nach einer 40-jährigen Erntezeit im Jahre 1914 sein Reich aufzurichten. Die nun bereits 90-jährige Überschreitung dieses Zeitpunktes hat denkenden Kindern Gottes den Irrtum dieser Rechnung leicht erkennbar gemacht.
Von der in 1. Mose 12 berichteten Verheißungsgebung bis zum Einzug Jakobs mit seiner 70 männliche Nachkommen zählenden Familie in Ägypten waren 215 Jahre vergangen. Von Pharao befragt, gibt Israel (Jakob) sein Alter mit hundertdreißig Jahren an (l. Mose 47, 8-9). Sein Vater Isaak war 60 Jahre, als sein Sohn Jakob geboren wurde. (l. Mose 25 Vers 26) und Abraham mußte vom Geben der ersten Verheißung noch 25 Jahre warten, bis Isaak geboren wurde. Dies ergibt: 130 Jahre + 60 Jahre + 25 Jahre = 215 Jahre.
Demnach verstrichen vom Geben der Verheißung bis zum Einzug in Ägypten 215 Jahre. Damit verbleiben für die Wohnzeit der Kinder Israel in Ägypten nur 215 Jahre, zusammen ergibt dies 430 Jahre.
In diesem Sinne habe es Paulus in Galater 3, 17 geschrieben Mit dieser Auslegung legt man aber einen offensichtlichen Widerspruch in die Bibel hinein. Paulus würde 215 Jahre und 2. Mose 14, 40 430 Jahre als Wohnzeit der Kinder Israel in Ägypten angeben. Nebenbei bemerkt, die im 2. Band der Schriftstudien gegebene Erklärung über diesen Widerspruch bedeutet eine zu Irrtum führende Beugung der klaren Aussagen der Heiligen Schrift.
Bei Überprüfung der Gedanken Paulis in Galater 3, 15-18 ist zu
ersehen, daß der Apostel gar keine Zeitangabe machen will. sondern sich bemüht, zu
zeigen, daß die Verheißung durch das Gesetz nicht außer Kraft gesetzt wurde. Die
angegebenen 430 Jahre sind ein Zitat aus 2. Mose 12, 40.
Paulus ist dabei auch gar kein Fehler unterlaufen. denn die abrahamische Verheißung wurde
allein Abraham fünfmal ausgesprochen. Wir finden sie in folgenden Schriftstellen.
1. Mose 12, 1-3
1. Mose 13, 14-16
1. Mose 15, 4-5
1. Mose 17, 2-6
1. Mose 22, 16-18.
Nach 1. Mose 26, 3-4, wurde sie auch Isaak und dem Stammvater Jakob dreimal wiederholt (l. Mose 28, 13-14; 1. Mose 35, 11-12). Die letzte Begebenheit wird uns berichtet, als Jakob schon auf der Reise nach Ägypten war und an der Grenze Kanaans in Beerseba Gott noch Opfer darbrachte. Gott ermunterte Israel (Jakob), unbesorgt nach Ägypten hinabzuziehen, er wolle ihn dort zu einem großen Volk machen. (1 Mose 46, 1-4). Mose bestätigt die Zusage Gottes an alle drei Patriarchen in 2. Mose 32, Vers 13, wenn er für das Volk Israel Gnade erwirkend spricht.
Nach dieser Feststellung durfte Paulus nicht den Zeitpunkt, da die Verheißung das erste Mal, sondern vielmehr, als sie das letzte Mal gegeben wurde, im Auge gehabt haben, als er von dem 430 Jahre später gegebenen Gesetz sprach. Wir haben doch absolut keinen Grund zu einer Auslegung, die sich mit einer klaren Aussage des Wortes Gottes an anderer Stelle in Widerspruch setzt. Pastor Russel meinte sicher, einen Grund zu haben, in seinen chronologischen Berechnungen auf das von Barbour übernommene Jahr 1874 als das vollendete Jahr 6000 zu kommen. So kam es zu der unmöglichen Erklärung im 2. Band der Schriftstudien und zu der durch die Zeit längst widerlegten Annahme, daß unser Herr 1874 unsichtbar wiedergekommen sei und nun schon über 90 Jahre dabei sei sein Reich aufzurichten.
Es ist auch nicht schwierig, zu überprüfen, ob die Israeliten in Ägypten 215 oder 430 Jahre gelebt haben. Man braucht sich nur die ungeheure Vermehrung der Israeliten von den mit Namen genannten 70 Seelen, deren einige sogar erst in Ägypten geboren sind, auf 603 550 gemusterte streitbare Männer von 20 Jahren und darüber gut zu überlegen, um zu der Feststellung zu kommen: Unmöglich kann dies in 215 Jahren geschehen sein. In der Zahl 603 550 Männer sind die Leviten als 13. Stamm noch unberücksichtigt geblieben. Der Stamm Levi wurde gesondert gemustert, und zwar nicht für den Heeresdienst, sondern für den Gottesdienst. Wir lesen dies in 4. Mose 3, 14-39. Nach neuesten Statistiken vermehrt sich die Menschheit in ca. 50 Jahren um das Doppelte. Wenn wir annehmen, daß das Volk Israel auf Grund der Verheißung Gottes in seiner Vermehrung besonders gesegnet war, so daß eine Verdoppelung der männlichen Nachkommen schon in 30 bis 35 Jahren vor sich gegangen sein könnte, dann würden wir bei der Annahme, daß das Volk Israel 215 Jahre in Ägypten gewohnt habe, auf ungefähr sechs Generationen kommen. Würde man die Zahl 70 - und so viele waren es, die mit Vater Jakob nach Ägypten zogen - sechsmal verdoppeln, dann kommen wir auf eine Zahl von 4 480 männlichen Nachkommen. Es waren aber nach 4, Mose 1 Vers 46: 603 550. Beim Vergleich dieser beiden Zahlen ist leicht ersichtlich, daß es unmöglich ist, in 215 Jahren eine Vermehrung von 70 Seelen auf 603 550 auf natürliche Weise zu erreichen. Würden wir aber, wie es richtig ist, nicht mit 215, sondern mit 430 Jahren rechnen können, dann wären es ca. 13 Generationen, die auf diesen Zeitraum kämen, und nach einer dreizehnfachen Verdoppelung würden wir auf eine Zahl von 573 440 männliche Nachkommen kommen. Es ist leicht zu sehen, daß diese Zahl von den genannten 603 550 sich verhältnismäßig wenig unterscheidet, so daß wir darin einen klaren Beweis erblicken, daß es tatsächlich nicht 215, sondern, wie wir in 2. Mose 12: 40-41 gelesen haben, 430 Jahre waren, die das Volk Israel in Ägypten verbrachte.
Bei dieser Beweisführung wird uns von eifrigen Verfechtern der Chronologie entgegen gehalten, daß ja in 2. Mose 12, 38 davon die Rede ist, daß außer dem Volke Israel noch viel Mischvolk mit den Israeliten das Land verließen. Wir finden aber in dem Bericht der Musterung des Volkes Israel in 4. Mose, Kapitel 1 und 2, daß Mose die männlichen Nachkommen der einzelnen Stämme mit genauen Zahlen nennt, so daß es unmöglich ist, daß man vielleicht mit 5 000 echten Israeliten rechnen könnte und alles andere unter das Mischvolk zu rechnen wäre.
Als Beweis dafür nehmen wir die Vermehrung des Stammes Levi an. Bei den Leviten wurden die Knaben von einem Monat und darüber gezählt. Ihre Musterung ergab die Zahl 22 000. Manchem Schriftforscher mögen die Angaben der Geschlechtsregister einige Schwierigkeiten bereiten, doch es ist ganz offensichtlich, daß diese unvollständig sind. Ich will nur ein Beispiel anführen.
In 4. Mose 26, 57-59, wird uns berichtet, daß Jochebed, eine Tochter Levis, die Mutter von Aaron und Mose war. Ihre drei Brüder, Gerson, Kehath und Merari hatten zusammen acht Söhne. Gleichwohl ergab die Musterung nach 4. Mose 3, 21-22, 7 500 männliche Nachkommen von einem Monat und darüber allein von den beiden Söhnen Gersons, Libni und Simei. Von den vier Söhnen Kehaths-Amram, dem Vater Mose, Jizhar, Hebron und Ussiel - wurden nach 4. Mose 3, 27-28 allein 8 600 männliche Nachkommen gezählt. Von den beiden Söhnen Meraris, des jüngsten Sohnes Levis, mit Namen Machli und Muschi wurden nach den Versen 33-35, 6200 Nachkommen gezählt. Wir fragen uns mit Recht, wenn Moses der Enkelsohn Kehaths ohne Zwischengliederung gewesen wäre, wo kommen dann die über 22 000 männlichen Nachkommen von den drei Söhnen Levis her?
Daß es sich bei diesen Angaben nicht nur um Knaben handelt, sondern auch um Männer, können wir aus der weiteren Auswahl zum Dienst am Zelt der Zusammenkunft sehen. Wir lesen dazu 4. Mose 4, 34-37 (nach Menge):
"So musterten denn Mose und Aaron samt den Stammesfürsten der Gemeinde die (Söhne der) Kehathiten nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien von 30 Jahren an und darüber bis zu 50 Jahren, alle, die zum Dienst tauglich waren, so daß sie Verwendung bei den Verrichtungen am Offenbarungszelt finden konnten. Und es belief sich die Zahl derer, welche aus ihnen nach ihren Geschlechtern gemustert wurden, auf 2750. So viele waren die (= dies war die Zahl der) aus den Geschlechtern der Kehathiten Gemusterten, alle, welche Dienste am Offenbarungszelte zu leisten hatten und welche Mose und Aaron nach dem durch Mose übermittelten Befehl des Herrn gemustert hatten."
Aus diesen Versen können wir sehen, daß die Zählung der Nachkommen Kehaths 2 750 Männer im Alter von 30 bis 50 Jahren ergab. Wir stellen uns noch einmal die Frage: Wenn Kehath über seinen Sohn Amram der Großvater Moses oder über seine Schwester Jochebed der Onkel Moses war, wo kommen dann für den 81-jährigen Mose 2 750 Vettern her? Aus den Geschlechtern und Familien der Gersoniten waren 2 630 Männer im Alter von 30 bis 50 Jahren gemustert (4. Mose 4, 38-41). Von Merari, dem dritten Bruder der Jochebed, wurden 3 200 Männer in diesem diensttauglichen Alter gezählt (4. Mose 4, Verse 42-45).
Aus dieser Untersuchung ergibt sich, daß in den Geschlechtsregistern nur die wichtigsten Glieder zur Anführung gelangt sind. Unter den Begriffen Sohn und Tochter ist nicht immer die unmittelbare Nachkommenschaft zu verstehen (Jesus war der Sohn Davids). Mitunter hört man auch die Erklärung für die zahlreiche Nachkommenschaft den Hinweis, daß mit den Israeliten viel Mischvolk ausgezogen ist. Die Leviten wurden von Gott an Stelle der Erstgeburt Israels als Eigentum angenommen. Wir lesen darüber 4. Mose 3, 11-13 (n. Elberfeld):
"Und Jehova redete zu Mose und sprach: Und ich, siehe, ich habe die Leviten aus der Mitte der Kinder Israel genommen, anstatt aller Erstgeburt, welche die Mutter bricht unter den Kindern Israel; und die Leviten sollen mir gehören. Denn mein ist alle Erstgeburt: an dem Tage, da ich alle Erstgeburt im Lande Ägypten schlug, habe ich mir alle Erstgeburt in Israel geheiligt vom Menschen bis zum Vieh, mir sollen sie gehören, mir, Jehova."
Es ist doch ein Ding der Unmöglichkeit, daß Mose unserem himmlischen Vater einige Männer zweifelhafter Abstammung ausgemustert haben könnte.
Wir sehen nach einer sorgfältigen Überprüfung der Vermehrungsverhältnisse, daß für die Wohnzeit der Kinder Israel in Ägypten 430 Jahre berechnet werden müssen.
Als Bestätigung sei noch angeführt, was in 1. Mose 15, Vers 13, geschrieben steht: "Gewißlich sollst du wissen, daß dein Same ein Fremdling sein wird in einem Lande, das nicht das ihre ist; und sie werden ihnen dienen, und sie werden sie bedrücken 400 Jahre."
Wir möchten auch noch auf ein Zitat in
der Predigt des Stephanus aufmerksam machen. Wir finden sie in Apg. 7 Verse 6-7:
"Gott aber sprach also: Sein Name wird ein Fremdling sein in fremdem Lande, und man
wird ihn knechten und mißhandeln 400 Jahre. Und die Nation, welcher sie dienen werden,
werde ich richten, sprach Gott,
und danach werden sie ausziehen und mir dienen an diesem
Orte."
Wenn wir also sehen, daß Israel 430 Jahre
in Ägypten gewohnt hat, so bedeutet das, daß in Wirklichkeit die Menschheit schon 215
Jahre älter ist, als in der Chronologie angegeben. Das würde aber bedeuten, wenn die
Chronologie Pastor Russels richtig wäre, daß nicht 1874, sondern 1659 die 6000 Jahre um
waren. Würde aber jemand auf die Chronologie in dem angeführten Buche fußen, dann
wären auch die 6000 Jahre nicht 1975, sondern 1760 um gewesen. Daraus ist aber klar zu
ersehen, daß sich Gott nicht an Tausendjahrtage hält, sondern daß dies nur
Fehlschlüsse der Menschen sind. So brauchen wir uns auch nicht zu wundern, daß die
chronologischen Berechnungen immer zu Enttäuschungen führten und auch in Zukunft immer
führen müssen. Im Gegenteil, es wird sich erfüllen, was unser Herr Jesus in Matth. 24,
Vers 42, sagt:
"Wachet also, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde
euer Herr kommt."
Wir verstehen sehr wohl nach den Enttäuschungen der vergangenen Jahrzehnte, daß sich die Wachtturmgesellschaft wiederum einer chronologischen Angabe bedient, um ihre Anhänger bis zum Jahre 1975 durch diese trügerische Hoffnung zu höchster Leistung anzuspornen. Aber auch dieses Jahr wird vorübergehen, ohne daß sich die darauf gesetzten Hoffnungen erfüllen werden. Alle Menschen tun uns leid, die sich durch solche ungerechtfertigten Machenschaften zu dein intensiven Dienst der Wachtturm-Gesellschaft verführen lassen.
Wir bitten jeden Leser, diesen Gegenstand
aufs sorgfältigste nachzuprüfen, um vor dieser bewußten Irreführung bewahrt zu
bleiben.
A. F. O., Dresden
Zwölf Jahre meines Lebens
von Gerhard Peters (4. Teil)
Zum Schluß des 3. Teiles:
Eines Sonntags nachmittags hatte Gerhard Peters zum ersten
Mal vor dem Brüderkomitee der Versammlung Hamborn gestanden. Es erhob Anklage gegen ihn,
er würde seine Frau daran hindern, in den Felddienst zu gehen - faktisch eine
Gottesdienstbehinderung, eine der schwersten Anklagen unter Zeugen Jehovas.
In Wahrheit hatte er aber nur von seiner
Frau gefordert, nicht mehr mit dem Bruder Sylvi in den Felddienst zu gehen, sondern mit
einer Schwester. Ihr Felddienst mit einem anderen verheirateten Mann, diesem Sylvi, hatte
zu unsittlichen Nachreden in der Siedlung geführt. In Entstellung des Sachverhalts hatten
seine Frau und seine Schwiegermutter vor dem Komitee behauptet, er würde seine Frau am
Felddienst hindern.
Das Komitee verhängte zwar keine Sanktionen - glaubte ihm
aber im Grunde genommen nicht . . .
Die Organisation gegen gesundes soziales
Denken
Meine berufliche Tätigkeit und Weiterbildung erwies sich
immer mehr als Gegensatz zu den ständig steigenden Forderungen der Organisation nach mehr
Dienst. Schon das Brüderkomitee hatte keinerlei Verständnis für meine beruflichen
Belastungen gehabt. Sie hatten meine beruflichen Interessen nicht verurteilt, aber es war
doch zu merken, wie mich meine geringeren Felddienstleistungen als die meiner Frau
in ihren Augen unglaubwürdig machten. Weniger Felddienststunden zugunsten weltlicher oder
beruflicher Arbeit ist kein gutes Zeugnis vor einem solchen Komitee.
Ich wurde dann auch bald entsprechend belehrt. Vor allem mein Studium zur beruflichen Weiterbildung paßte der Organisation nicht, und ein Bruder versuchte, mich sogar eines Tages davon zu überzeugen, daß ich besser diese Weiterbildung aufgeben sollte. Auch er sei durch das Studium zur beruflichen Weiterbildung nicht zurecht gekommen. Um mehr und unbelasteter in den Felddienst gehen zu können, habe er das Studium dann aufgegeben. Auch von der Versammlung ging dieser Einfluß aus. Es wurden laufend Demonstrationen gemacht, die dieses Thema zum Inhalt hatten.
Ich kann mich noch sehr gut an ein junges Ehepaar erinnern, das zu jener Zeit auf einem Kongreß eine Demonstration durchführte, und in der sie zum Ausdruck brachten, daß sie beide noch vor verhältnismäßig kurzer Zeit Studenten waren, und daß sie beide sehr wenig Zeit zum Felddienst aufbringen konnten. Sie seien damals sehr unglücklich gewesen, weil sie laufend Kompromisse zwischen den weltlichen Dingen und der Wahrheit schließen mußten. Inbrünstige Gebete zu Jehova hätten ihnen aber die Erkenntnis gebracht, in nur "einem Herrn" dienen kann, und so hätten sie dann kurz entschlossen ihr Studium aufgegeben, um ihre ganze Freizeit in den Dienst der "Wahrheit" stellen zu können. Selbstverständlich brachten sie am Schluß ihrer Demonstration noch zum Ausdruck, daß sie erst jetzt richtig glücklich geworden seien.
Immer wieder stellte ich mir damals die
Frage: "Sollst Du nun Dein Studium aufgeben oder nicht?"
Doch ich kannte meine Frau zu gut, um zu wissen, was für
Folgen so ein Entschluß für meine Ehe gehabt hätte. Im Grunde genommen konnte ich meine
Frau nur mit einer dicken Lohntüte beeindrucken, und ich wußte darum auch zu genau, was
geschehen würde, wenn ihre Träume von der schönen Dienstwohnung, dem großen Gehalt und
dem Dienstmädchen nicht in Erfüllung gehen würden.
Vier Jahre Schule hatte ich bereits hinter mir, und es galt jetzt, nur noch ein Jahr durchzuhalten, um mit allem fertig zu sein, und so entschloß ich mich dann doch, meine berufliche Ausbildung zum Abschluß zu bringen. Alles sollte sich aber als ein großer Selbstbetrug offenbaren.
Ich begriff damals noch nicht, daß die Forderungen der Organisation nach möglichst geringster weltlicher Arbeit als ein Hauptgrundsatz für Christen in der Welt eine sozialpolitisch verantwortungslose Sache sind. Wo würden zum Beispiel Wirtschaft und Industrie hingeraten, wenn sich keiner mehr weiterbildet, nur um Jehova zu dienen? Darüber denkt bloß keiner nach. Ich natürlich damals auch noch nicht, und die Herren in New York und Wiesbaden täten gut daran, einmal darüber nachzudenken, was wohl für ein Chaos auf der Welt herrschen würde, wenn alle Christen ihre Ratschläge befolgen würden.
Wieder und wieder: Kein Geist Gottes -
alles nur menschlich, allzu menschlich .
Es muß erst eine ganze Menge passieren, bevor man wirklich
kritisch und nachdenklich wird. Wir war ich doch gutgläubig und arglos - sehr, sehr
lange, ungeachtet vieler Vorkommnisse. Zwölf Jahre lang wehrte ich mich gegen die letzte
Konsequenz, um sie dann doch schmerzlich und bitter zu ziehen.
Trotz aller guten Vorsätze und Versuche meinerseits wurde
mein Eheleben nicht besser. Ich blieb auch weiterhin nur der "Geldverdiener".
Eines Tages brachte mein Schwiegervater das 131. Gesetz für sich durch, und das heißt, er erreichte seine Rehabilitierung als Beamter der Nazizeit. Gleichzeitig erreichte er dadurch einen Lohnausgleich für all die Nachkriegsjahre (neun Jahre), und er kam auch gleich wieder im Amt und Würden mit Dienstwohnung und allem Komfort.
Ich war natürlich nun nicht mehr standesgemäß. Früher als er noch in der DDR wohnte - als ehemaliger Beamter hatte er für körperliche Arbeit zwei linke Hände - da war ich in der Familie mit meinen beruflichen Aussichten eine gute Partie -, doch jetzt war ich nur noch ein "billiger Kumpel". Besonders meine Frau gebrauchte diesen Ausdruck nun immer häufiger.
Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wurde mir nun mein Schwiegervater als Vorbild hingestellt, was der alles in seinem Leben schon geleistet hat, und welches Ansehen er bereits wieder erlangt hat usw.
Wenn ich dann versuchte, ihnen klarzumachen, wie hoch die Verantwortung ist, die ein Steiger zu tragen hat, dann erntete ich nur spöttische Bemerkungen: "Was ist denn schon so ein Steiger? Im Grunde genommen ist er doch auch nur ein dreckiger Kumpel, der nur deswegen diesen Beruf ergriffen hat, weil er zu etwas anderem nicht taugt." Was mir jetzt fast täglich geboten wurde, war in wahrstem Sinne des Wortes Hochmut, Dünkel und Dummheit in höchster Potenz, und das alles unter Zeugen Jehovas, muß man wissen.
Als nun meine Schwiegereltern ihre neue
Wohnung bezogen hatten, war auf einmal meine Frau kaum noch zu Hause.
An sich hatte ich nichts dagegen, daß sie sich während der
drei Tage, die ich in jeder Woche außerhalb arbeiten mußte (zu jener Zeit hatte ich
bereits eine Anstellung als Lehrsteiger auf der Zeche Neunkirchen erhalten - 20 km von
meinem Wohnsitz entfernt) bei ihren Eltern aufhielt. Womit ich aber nicht einverstanden
war - und da wird mir gewiß jeder beipflichten -, war die leere und ausgekühlte Wohnung,
die ich oftmals vorfand, wenn ich Mittwochnachmittags nach Hause kam.
Besonders gut kann ich mich noch an so einen Tag erinnern An jenem Tage war es grimmig kalt, und ich war völlig steifgefroren, als ich nach 20 km Fahrt vom Moped stieg, und voller Vorfreude auf die Familie und auf die warme Stube, klingelte ich an der Wohnungstür. Leider ohne Erfolg; denn meine Frau war mal wieder ausgeflogen und hatte nicht daran gedacht, an diesem Tage rechtzeitig nach Hause zu kommen.
Ich war gerade dabei Feuer zu machen, als sie kam. Selbstverständlich war meine Stimmung nicht gerade rosig, und so blieb es auch nicht aus, daß ich ihr einige Vorhaltungen machte wegen der kalten Wohnung und wegen ihrer Gleichgültigkeit mir gegenüber. Aber das war schon wieder zuviel, was ich da gesagt hatte.
"Ich bleibe, so lange es mir paßt, bei meinen Eltern", schrie sie mich daraufhin an, und wenn Du mir noch öfter Vorhaltungen machst, bleibe ich ganz bei meinen Eltern und komme gar nicht wieder." Scheinbar hatte sie nur auf diese Auseinandersetzung gewartet; denn sie hörte mich nicht mehr weiter an, sondern verließ, indem sie die Tür krachend hinter sich zuschmiß die Wohnung.
Kaum eine Stunde später ist sie wieder da, aber diesmal in Begleitung ihres Vaters. Ohne überhaupt zu grüßen, fährt er mich gleich an: "Hör mal, ich erfahre eben gerade von Hannelore, das Du ihr für die Zukunft jeglichen Besuch bei uns untersagt hast?"
"Ich habe ihr das gar nicht untersagt", erwiderte ich, "sondern ich habe ihr nur gesagt, daß sie mittwochs zu Haus sein - soll, wenn; ich heimkomme!" Ich wollte noch einiges hinzufügen; aber dazu ließ es mein Schwiegervater gar nicht mehr kommen, indem er geifernd schrie: "Ich lasse es mir einfach nicht mehr bieten, daß Du meine Tochter wie eine Sklavin behandelst, und ich möchte Dir darum heute mitteilen, daß meine Tochter nichts mehr mit Dir gemein hat. Entscheide Dich also bitte, welches Zimmer Du ab heute bewohnen willst."
Zunächst war ich sprachlos, und ich wußte gar nicht, was ich sagen sollte, so ungeheuerlich war mir diese Eröffnung. Wie vom Donner gerührt stand ich da, und nun fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Diese Auseinandersetzung war schon lange eingeplant, und man hatte nur noch auf einen günstigen Moment gewartet.
Trotz allem versuchte ich, meinen Schwiegervater auf theokratischer Basis davon zu überzeugen, wie sehr er im Unrecht ist; denn ich konnte es einfach nicht fassen, daß so etwas unter Zeugen Jehovas überhaupt möglich ist. Aber statt einer Antwort winkte er nur hämisch grinsend ab. Scheinbar war er sich damals seiner Sache bereits ganz sicher; denn anders konnte ich mir sein Verhalten nicht erklären.
Schon lange hatte man mich wie einen
dummen Jungen behandelt; doch nun platzte mir endgültig der Kragen.
Ich ging also zur Tür - öffnete sie und sagte dann zu
meinem Schwiegervater: "Höre nun meine Entscheidung: Hier hat der Maurer für Dich
das Loch gelassen, und wenn Du noch einmal unter ähnlichen Umständen meine Wohnung
betrittst, dann fliegts Du achtkantig raus!"
Jetzt war es an ihm, wie vom Donner gerührt dazustehen; denn so eine konsequente Reaktion hatte er bei mir nicht erwartet. Das einzige, was er nur noch sagte, war: "Komm, Hannelore, wir haben hier nichts mehr verloren."
Wenig später, als ich mich wieder ein wenig gefangen hatte, wurde mir erst richtig klar, was hier geschehen war. Hier schlug mir von seiten meiner Schwiegereltern eine unüberbrückbare Feindschaft entgegen, und da nützte auch der gemeinsame Glaube nichts. Damals stieg in mir zum ersten Mal die bange Frage auf: "Sollte die Eintracht der Zeugen Jehovas nur eine äußere Tünche sein?"
Ja, die Grundsätze der Bibel waren wirklich gut. Nur in der Organisation der Zeugen Jehovas erlebte ich sie nicht. Vieles fiel mir nun plötzlich auf, worüber ich mich bisher nie Gedanken gemacht hatte. Zum Beispiel hatten sich in der Versammlung schon richtige Cliquen gebildet, sorgsam getrennt voneinander nach Rang und Namen. Und diese Cliquen hatten im Königreichssaal bereits ihre Stammplätze, damit sie nicht mit jemand zusammen sitzen brauchten, der ihnen nicht genehm war.
Während ich noch dasaß und voller Verzweiflung über alles nachdachte, öffnete sich plötzlich die Tür, und meine Frau war wieder da. Zuerst nahm ich an, sie sei nur wiedergekommen, um etwas zu holen, was sie vergessen hatte; aber sie tat nun so, als ob nichts geschehen war, kochte Essen, deckte den Tisch und sah mich mit treuherzigen Augen an. Sie kannte genau ihre Waffen und wußte sie auch gut einzusetzen.
Ich beruhigte mich damit, daß sie noch jung war - es würde sich gewiß noch alles zum Guten ändern. Sie ist noch zu eigensinnig wie ein ungezogenes Kind. Es wird schon werden. In jenen Tagen habe ich oft an die Ermahnungen in der Bibel gedacht, daß die Liebe geduldig ist, vieles erträgt und verzeiht . . .
Ja, die Grundsätze der Bibel waren wirklich gut. Nur in der Organisation der Zeugen Jehovas erlebte ich sie nicht. Der Studienleiter Sylvi Neumann kam mir in den Sinn. Auch das Brüderkomitee beargwöhnte mich nur. Und dann die Feindschaft in der eigenen Familie, obwohl alle Zeugen Jehovas sind. Ich fürchtete mich förmlich, hierüber nachzudenken. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis die Wirklichkeit unter den Zeugen Jehovas meinen guten Glauben an den göttlichen Charakter dieser Organisation vollends zerstörte.
Ich mußte schließlich zu der Erkenntnis
kommen, daß in dieser Organisation nur das geschieht, was menschlich möglich ist, im
Guten wie im Bösen. Nichts Übernatürliches Das berührt den Gedanken der Überwaltung
dieses Werkes durch Gott. Leider sind in dieser Frage die Zeugen Jehovas nicht konsequent.
Wieviele schwärmen davon, daß der Herr dieses oder jenes in ihrem Leben bewirkt habe,
weil sie es sich irgendwie nicht erklären können Entweder kam es plötzlich wider
Erwarten oder auf eine unvorstellbare Weise. Sogleich schiebt man es dem Herrn zu, sofern
es positiv war. Aber haben nicht mit dem Tode der urchristlichen Apostel alle
übernatürlichen Wirkungen aufgehört? Hat uns nicht auch der Wachtturm so belehrt? ich
frage mich also, wie soll da in dieser Organisation etwas vom Herrn, von Gott sein, wenn
es keine übernatürlichen Gaben des Geistes mehr gibt? Meine Lebenserfahrungen in der
Organisation der Zeugen Jehovas haben mir bewiesen, daß es dort nichts übernatürliches
gibt. Ich glaube, bei einer ehrlichen Selbstprüfung kann das jeder auch für sich
bestätigen. Was mich betrifft, so schließen meine bitteren und bösen Erlebnisse, die
ich weiter schildern werde, jedes Wirken eines Geistes Gottes, wie es nach der Bibel sein
müßte, völlig aus. Nicht einmal Bruder Franke, der Zweigdiener in Wiesbaden, fand auch
nur eine Minute Zeit, meine Probleme wenigstens anzuhören. Erbarmungslos schritt er über
alles hinweg. Wirkliche Diener Gottes können so nicht handeln . . .
Fortsetzung folgt
Interessante Mitteilungen
Leben ist Politik. Was sagt die WTG dazu?
In einer Abhandlung Von der Meisterung des Lebens' (1957)
erklärte der Leiter für ökumenische Aktivität und beigeordnete Generalsekretär beim
Weltkirchenrat
in Genf, Pfarrer Ernst Lange, unter anderem:
"Zwei Menschen lieben sich und heiraten. Das ist ein
Vorgang, der zunächst einmal nur diese beiden Menschen betrifft Und doch geschieht er in
einer größeren Gemeinschaft von Menschen, inmitten einer Öffentlichkeit, und darum hat
er politische Bedeutung. Das geht die Öffentlichkeit an, denn in irgendeiner Form muß
sie die Konsequenzen tragen. Das Ehepaar wird Kinder haben. Diese Kinder müssen
gesundheitlich und sozial geschätzt werden, sie müssen eine Schulbildung erhalten, sie
werden einen Arbeitsplatz brauchen. Die Öffentlichkeit wird sich für diese Kinder und
ihre Eltern also in mannigfacher Hinsicht engagieren müssen. Wenn man den Dingen in
Gedanken etwas nachgeht, wird man entdecken, daß das ganz persönliche Ereignis einer Ehe
tatsächlich durch tausend, fast unentwirrbare Fäden mit der größeren Gemeinschaft
verknüpft ist, in der es stattfindet. Und diese Verknüpfung gibt ihm eine politische
Bedeutung. Die Politik hat ihren Ursprung in der Tatsache, daß der Mensch nicht allein
leben kann, sondern sich von Anfang an in einer größeren Gemeinschaft vorfindet.'
Was sagt die WTG dazu?
Sie sagt einfach, "in der Welt" mag das schon so
sein. Aber Jehovas Zeugen sind ja nicht von dieser Welt".
Welch eine Bibelverdrehung!
Welch eine soziale Verantwortungslosigkeit!
Heiraten Jehovas Zeugen nicht? Bekommen sie keine Kinder, die
eine weltliche Schulbildung haben müssen?
Brauchen die Zeugen Jehovas keinen weltlichen Arbeitsplatz
Natürlich! So verursachen auch sie Politik, so ist auch ihr Leben Politik!
Sollen sie auf 1975 warten?
Lima (ADN). Eine Agrarreform für das ganze Land hat der
Präsident von Peru, Südamerika, angekündigt. In einer "Botschaft an das Volk"
erklärte er über den Rundfunk, der Boden solle in Zukunft denjenigen gehören, die ihn
bearbeiten. Die Regierung hat die Arbeiter, Studenten, Bauern, Landarbeiter und das ganze
Volk aufgerufen, die Pläne der Reaktion zu vereiteln und bei der Entwicklung des Landes
zu helfen. Der Minister für Landwirtschaft gab bekannt, daß die Regierung den
Bauerngenossenschaften Kredite, Landmaschinen und Dünger zur Verfügung stellen wird.
Nach der Verkündigung der Agrarreform hat die Regierung auch den unentgeltlichen Grund-
und Mittelschulunterricht eingeführt. Die Maßnahmen wurden von der Bevölkerung mit
Begeisterung aufgenommen. (Aus ND vom 26. und 28. 6 1969).
In CV 4 "Großes Neuausrichten auf eine weitere Generation im Gange" und in CV 9 "Harmagedon sollte 1965 geschlagen sein- 1975 Neues WT-Endzeitdatum!" wurde nachgewiesen, daß die WTG schon verschiedene Male - 1914, 1925, 1938, 1945, 1962 und nun 1975 - im Namen Jehovas Harmagedon als einzige Lösung aller sozialen Fragen auf Erden festgesetzt hat. (5. Mose 18:20-22).
Wie soll da eine Regierung oder ein Volk, das unter Hunger, Analphabetentum und Ausbeutung zu leiden hat, die WT-Verkündigung ernst nehmen können? Dennoch konzentriert die WTG ihre Verkündigung zur Zeit in außerordentlichem Maße auf Südamerika. Soll man sich da wundern, wenn die dortigen Regierungen diese unglaubwürdige WT-Verkündigung zurückschlagen?
Aus eingegangenen Briefen
Ein Bruder schreibt unter der Überschrift:
"Aufmunterung durch apokalyptische
Trompetenstöße".
Für die Leitung der theokratischen Organisation ist es
lebensnotwendig, die apokalyptische Erwartung immer ,wieder zu erhitzen und auf
Hochspannung zu bringen. Zahlreich sind die errechneten Endtermine und kurzfristigen
Voraussagen. Es ist schon Methode bei der WTG, in inneren und äußeren Krisensituationen
der verschiedensten Art immer mit irgendwelchen "aufrüttelnden" Schlagworten
hervorzutreten, um aus der Lage herauszukommen und dabei die Organisation erst recht zu
vermehren.
Auch 1966 war wieder eine Krisensituation entstanden. Ermüdungserscheinungen waren unübersehbar. Damals hatten 3 449 Verkündiger ihren Dienst aufgegeben. Darum mußte man wieder anfeuernde Botschaften und Losungen haben. So errechnete man das Jahr 1975 als neuen Endtermin Das hat sich bereits rentiert. Die Zugänge stiegen überdurchschnittlich. Die Ausgabe von "Erwachet", in der das Thema: "Was werden die 1970-er Jahre bringen?", behandelt wurde, ist in großer Auflage verbreitet worden Aber insgeheim dürfte die Leitung der WTG schon darüber brüten, wie die sich aus ihren Prophezeiungen herauswinden kann, wenn 1975 nichts passiert . . .
Aus dem Bezirk Erfurt:
Zu dem Artikel in CV: "Die Untergrundorganisation ein
gefährlich unkontrollierbarer Apparat" wäre folgendes zu sagen: Von vielen Seiten
wird begrüßt, daß man in CV die Mißstände in der Versammlung Eisenach bekanntmachte
unter den Brüdern und Schwestern, damit diese wissen, worum es eigentlich geht. Daß
daraus für jeden einzelnen der Gruppe Eisenach gefährliche Folgen entstehen können, ist
wahrscheinlich noch nicht jedem bewußt. Wenn P. S..., der kurz nach seiner Taufe schon
ein hohes Dienstamt erhielt so ist dies biblisch nicht tragbar. Er war ja wenig bekannt
und hatte auch nichts Besonderes für die Gruppe getan. Über sein Vorleben stellte man
auch keine Nachforschungen an und so kam, was kommen mußte.
P. S... wollte wohl seine Agententätigkeit mit einem christlichen Mantel zudecken, um
nicht so leicht erkannt zu werden und bei seiner Verhaftung wegen seiner
Spionagetätigkeit nach außen den Anschein zu erwecken, als sei er wegen seines Glaubens
verhaftet und nicht wegen seiner dreifachen Tätigkeit für die Agentenzentralen Das ist
die eine Seite.
Die andere Seite ist die, daß man ihn nach seiner Haftentlassung wieder in ein Dienstamt einsetzte, wo doch einigen von den Brüdern etwas bekannt geworden war, daß S... wegen seiner Spionagetätigkeit verurteilt worden war und nicht wegen seines Glaubens. Dies ist unverantwortlich von den Brüdern, der Versammlung Eisenach zuzumuten, einem Gesetzesbrecher Gefolgschaft zu leisten und seine Belehrungen und Anordnungen zu befolgen: So etwas ist untragbar. Durch solche Elemente kam ja leider das Verbot zustande und die leitenden Brüder fördern das noch, indem sie nach Bekanntwerden solche "Brüder" wieder in ihre Reihen aufnehmen und ihnen sogar noch ein Dienstamt geben. Daß sich hier alle ehrlichen Brüder der Versammlung Eisenach und darüber hinaus auch alle anderen ehrlichen und aufrichtigen Brüder und Schwestern auflehnen, weil es untragbar und nicht zumutbar ist, mit diesem Menschen noch eine Gemeinschaft in einer christlichen Organisation zu pflegen. Alle Eisenacher Brüder und Schwestern sollten laut und öffentlich protestieren, um zu zeigen, daß sie das ablehnen Auch die Eisenacher Brüder und Schwestern wollen ein ruhiges und stilles Leben führen und nicht immer wieder in Gewissenskonflikte gebracht werden von leitenden Brüdern.
Ich schrieb diesen Brief, weil mir einige
Eisenacher Brüder bekannt sind, um ihnen dadurch behilflich zu sein, denn sie sind mir
als gute und ehrliche Brüder in Erinnerung, die diese Sachen verwerfen und sich davon
absondern.
Möchten sie die Schlußfolgerungen ziehen.
A 6014-70 V 7 1 194
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 31
Es verstand sich für den SED-Staat von selbst, dass ein staatlich ausgehaltenes Blatt, auch wenn es sich "Christliche Verantwortung" nannte, auch die Interessen des SED-Staates zu vertreten hat. Wie man weiß war eine seiner Achillesfersen die sogenannten "Wahlen". Zwar wähnte man 98 oder gar mehr Prozent der DDR-Bürgern vor den Wahlurnen versammelt zu haben. Aber die restlichen zwei Prozent wünschte man natürlich auch noch auszumerzen. Wie man wusste, waren ein wesentlicher Bestandteil von ihnen die Zeugen Jehovas. So ist denn diese CV-Ausgabe auch mit einem Artikel "gesegnet" in dem lang und breit versucht wurde, dieses Problem anzugehen. Mir indes erscheint nur eine ganz spezielle Passage daraus zitierenswert, und zwar die nachfolgende:
"Ein weiteres, von der WTG gebrauchtes Bibelzitat gegen jede Wahlbeteiligung ist Jesaja 41:24, wo es heißt: 'Siehe, ihr seid nichts und euer Tun ist Nichtigkeit, ein Greuel ist, wer euch erwählt'".
Die CV fragt dann: "Hat das etwa mit politischen Wahlen zu tun? Kann man sich zu recht hinter solchem Bibelvers verschanzen?" Nun sicherlich kann man diese Frage verneinen. Aber etwas anderes spricht dieser Artikel nicht mit an. Das wäre dann die subjektive Befindlichkeit jener, die dieser Artikel doch auch an die Wahlurnen locken möchte. Ein großer Kommentar dazu erübrigt sich eigentlich. Die genannte Bibelstelle gab schon selbst die Antwort darauf: "Euch zu wählen ist ein Greuel!"
Seit 1955 war der 1909 geborene Konrad Franke
deutscher Zweigdiener der Zeugen Jehovas.
Am 1. 10. 1969 wurde er klammheimlich von seinem Posten abgelöst. Ein Info, etwa in der
internen Zeugen Jehovas-Zeitschrift "Unser Königreichsdienst" gab es dazu
nicht. Setzt man in Rechnung, dass es für WTG-Funktionäre keine reguläre Pensionierung
gibt, so ist es schon verständlich, dass dieser Fall Anlass zu Spekulationen gab. Es
wäre fast verwunderlich, sollten die sich nicht auch in der CV finden. Und in der Tat war
dem so. Dieser CV-Ausgabe war ein zusätzliches Blatt beigelegt, dass mit der Überschrift
aufmachte: "WTG-Zweigdiener Konrad Franke
wegen 1975 Dienstamts
enthoben". Der Substanzkern dieses Artikels ist, bezogen auf seine Überschrift,
mager. Aber aus anderen Quellen ist in der Tat belegt, dass Franke sich bezüglich der
1975-These als Hardliner erwies. Offenbar hielt man es in Brooklyn für angebracht, ihn
durch einen Ami (Richard Kelsey) zu ersetzen, den man solch dezidierte öffentliche
Aussagen zu 1975, wie Franke sie getätigt hatte, nicht nachweisen konnte.
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober
CV - ihr Zweck
Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu
verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt
sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die
erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen der WTG und
ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.
Nr. 31 Gera März 1970
Ein liebes, mahnendes Wort zur
Wachsamkeit
Liebe Brüder und Schwestern!
Niemals sollten die Brüder und Schwestern auch nur für
einen Augenblick dem Gedanken Raum geben, daß die Bereitschaft und Wachsamkeit in bezug
auf geistige Dinge nachlassen dürfe.
Auch, wenn es von der "göttlichen Organisation" unterbreitet wird, ist absolute Nüchternheit, Besonnenheit und Wachsamkeit nötig. Leider war es schon immer so, daß sich die Brüder und Schwestern selbst mancher Segnungen beraubten, nur weil sie nicht wachsam waren und ihrer Prüfungspflicht nicht nachkamen, Sie schliefen und schwiegen, wo sie hätten wachen und reden, ja laut hätten schreien sollen. (Jes. 58:1,2) Freilich ist es bequemer, tatenlos zuzusehen, wenn Irrlehren verbreitet werden, wodurch viele geschädigt werden. Einfacher und bei weitem angenehmer ist es, stille zu sein und Verleumdungen, Lieblosigkeiten, Haß usw. aus dem Wege gehend, andere den Kampf gegen die Irrlehrer führen zu lassen. Andere können das tun - so denken viele - und schauen dem Kampfe der anderen nur zurückgezogen zu. Aber wird dem Herrn dies wohlgefällig sein? Jakobus 5:19,20 gibt Antwort auf diese Frage. Auch sollten wir nicht so viel Furcht und Ehrfurcht vor Menschen und ihren Organisationen haben. (2. Tim. 1:7) Es wäre gut, wenn alle Brüder und Schwestern deutlich und klar ihren Herrn, sich selbst, ihre Vorrechte und aber auch ihre Verantwortlichkeiten erblicken möchten. Wie tief ist erneut der Schlaf, hervorgerufen durch das dargereichte Wasser des Wachtturms - durch Irrlehren - die immer wieder geschickt unterbreitet werden. Jeder einzelne sollte die Notwendigkeit erkennen, aufzuwachen, zu sehen, zu entscheiden und ohne Zögern und zweifelnde Überlegung handeln, und durchdrungen von der Liebe zu Gott und unserem Herrn Jesus Christus. (Siehe CV Nr. 22 "Ist die Zeit des Endes gegenwärtig?", CV Nr. 25: "Warum die Wachtturm-Botschaft kein Wasser des Lebens ist.")
Wenn wir die falschen Methoden und Lehren oder angemaßte Autorität bloßstellen (WT 15. 1. 51, S. 18 u. 23), so geschieht das nicht aus eitler Oppositionslust oder der Sucht um zu verleumden, sondern aus Liebe zum Herrn und zu den Brüdern. Das Bloßstellen falscher Lehren ist unter Umständen eine unumgängliche Pflicht und wir würden uns einer Unterlassungssünde schuldig machen, wenn wir schweigen würden und ruhig zusehen würden, wie unsere Brüder und Schwestern Schaden erlitten. Natürlich hat das Bloßstellen der Irrtümer (nicht der Menschen) immer viel Schmach im Gefolge, aber das weiß jeder, der für die Wahrheit eintritt, längst im voraus. Im WT von 1910, Seite 40, schreibt Russel: "Zu sagen, was ein gewisser Bruder jetzt leugnet, was er früher glaubte, ist nicht Verleumdung, wenn es wahr ist." Paulus sprach ganz frei über falsche Lehren und erwähnte besonders die Namen derer, deren verkehrte Lehren der Sache schädlich gewesen waren und die "den Glauben vieler umgestürzt" hatten. Unser Herr Jesus kritisierte das verkehrte Betragen einiger seiner Zeitgenossen und gebrauchte Namen für einige Heuchler, weil sie nicht taten, was sie lehrten. Aber weder der Herr, noch die Apostel machten persönliche Angriffe, indem sie andere verleumdeten Von dem Glauben eines anderen sprechen und beweisen, daß er verkehrt ist, ist fern von Verleumdung. Das heißt die Wahrheit reden, die immer in Liebe gesagt werden sollte. In vielen Fällen ist es Pflicht, so zu reden. Ist es also Verleumdung, wenn Brüder und Schwestern für die Reinerhaltung der von Gott gegebenen Güter, der Wahrheit eintreten und den Wahrheitsverdrehungen und dem Wahrheitsraub entgegentreten? Wäre es Treue gegen Jehova Gott, wenn man in solchen Situationen schwiegen nur um irgendeiner menschlichen Organisation zu gefallen, und wenn es auch die WTG ist, um deren Führer nicht zu mißfallen Obgleich sie sich einbildend sagen "im Lichte große Fortschritte gemacht zu haben", steht wiederum die große Frage an jeden einzelnen, ob wir bereit sind, die Wahrheit trotz aller Schmähungen zu verteidigen oder ob wir sie "um der sonst unvermeidlichen Schmach zu entgehen" verunglimpfen lassen? (WT 1911:10/01) Dreifache Schwierigkeiten stehen hier im Wege:
1. Ein selbstsüchtiger Geist. Ein
Bestreben, etwa das Beste von den Dingen, welche Gottes Wort verurteilt, für uns zu
behalten.
2. Einen Geist der Menschenfurcht, der einen Fallstrick
bildet (Spr. 20:25). Die Gefahr mehr auf Menschenmeinung zu achten als auf das Wort des
Herrn. (Joh. 5:44)
3. Nachlässigkeit in der Wertschätzung des Wortes Gottes.
Der WT von 1916, S. 27-29 spricht: "Wir müssen geprüft werden durch den Haß, die Bosheit, das Übelreden und Übeldenken derer, welche mit uns teilhatten am Tische des Herrn, der geistigen Speise. (Ps. 55:12-14) Wir schreiben so eindringlich, weil wir von verschiedenen Seiten Mitteilungen von den Brüdern haben, Mißverständnisse und in vielen Fällen über die Kundgebungen eines lieblosen Geistes, eines überstrengen, unbrüderlichen Geistes. Eines Geistes, der im Widerspruch zu der goldenen Regel und den Weisungen des Herrn steht, allein zu ihm zu gehen, zu suchen den Bruder zu gewinnen und nicht ihn auszuschließen, noch zu exkommunizieren". Bereits 1916 waren diese lieblosen Zustände in der Organisation, was sich bis heute noch verschlechtert hat.
Vielleicht kommt einmal die Zeit, wo alle Brüder und Schwestern frei und guten Willens sind, die Dinge so zu sehen und so zu nehmen, wie sie wirklich sind. Zur Zeit sehen es die meisten noch nicht oder wollen es nicht sehen Das Gefühl der Unsicherheit und der Unbehaglichkeit ist ziemlich allgemein. Man glaubt an die verkehrte Auffassung, daß Zugehörigkeit zu einer sichtbaren menschlichen Organisation, dem Herrn wohlgefällig und zum ewigen Leben nötig sei. Fast unbewußt wird die Gliedschaft in der Organisation als Versicherungsgesellschaft für ewiges Leben gehalten. Man entrichtet dafür regelmäßig seinen Beitrag an Zeit, Geld, Ehrfurcht usw. Nach dieser falschen Meinung handelnd, sind diese Brüder und Schwestern gerade so nervös und ängstlich, durch eine andere christliche Gemeinschaft gebunden zu werden, wenn sie sich von ihrer jetzigen lösen. Sie müßten dann ihren Versicherungsschein dieser Organisation wieder zurückgeben, was ihnen schwer fällt, denn alle Beiträge wären da umsonst gewesen. Auch muß man manche liebgewordene Gewohnheit aufgeben, Gemeinsamkeit mit Brüdern usw. Dies ist eine Behinderung, aber nicht unüberwindbar. Was bindet mich noch an die Organisation, wenn ich erkannt habe, daß sie mir nicht das Wasser darreichen kann, was ich benötige? Es gibt nach der Schrift keinen Versicherungsschein, sondern jeder wird persönlich geprüft. Nicht Zugehörigkeit zu einer Organisation kann Dich retten, sondern Deine eigene Entscheidung und Dein eigenes Verhalten. Dein persönlicher Stand vor und zu Jehova Gott wird dies bestimmen. Wenn Dir die WTG die Last des Denkens, Entscheidens und ernsten Bibelforschens abnehmen will und sich Dir als Mittler zwischen Dir und Gott empfiehlt, dann erkenne diese Erleichterung als ein Verderben. Oft haben wir schon hören müssen, wie ängstlich Brüder und Schwestern sind, wenn sie aufgefordert werden die Augen zu öffnen, um biblische Beweise zu sehen. Standen diese mit den Wachttumdarlegungen im Widerspruch, so wagte man aus Furcht nicht die Bibel zu öffnen, um sich darin belehren zu lassen. Man war und ist heute noch darauf bedacht, die Ehre des Wachtturms zu retten Man will nicht eingestehen, daß der WT sich irrt, das würde ihren Glauben beeinträchtigen, und man wäre in der "Organisation des Herrn" nicht mehr tragbar.
Was widerfährt nun jenen protestierenden Brüdern und Schwestern, die auf jenen entgegengesetzten Bahnen, aber den richtigen wandeln? Sie wurden ausgeschlossen oder sonderten sich selbst ab. (Luk. 6:22; Joh. 16:2) Es ist aber doch so, daß diese ja gar nicht mehr dorthin gehörten, wo die göttlichen und unsere eigenen Interessen schon in den Schraubzwingen einer menschlichen, dazu ehrgeizigen Organisation mit dem auf Täuschung berechneten Ehrenschild "Organisation Gottes" und "Werk des Herrn" gespannt waren Wieviele Versammlungen und einzelne Brüder haben schon protestiert und zogen sich deshalb den Bannstrahl von Brooklyn zu. Heute ist, wie es scheint, schon in jeder Versammlung etwas von den "entgegengesetzten Bahnen" zu spüren. Ja, die Bewegung tritt ganz allgemein auf der ganzen Erde in Erscheinung. Viele uns bekannte offene Briefe von Brüdern und Schwestern, ja sogar von Versammlungen an die WTG-Leitung klingen wie Notschreie ob der rücksichtslosen Geistesversklavung und der Drohung mit ewiger Vernichtung. Diese Notschreie verhallten, weil die Leitung nie einen Irrtum zugibt.
Da nun die Bibel Irrtümer schlecht stützt, muß man den Brüdern und Schwestern eine Bibel mit einer "reinen Sprache" vorsetzen, eine "Neue Welt Übersetzung". Ja, es müssen neue Irrtümer fabriziert werden, um die ersteren zu befestigen. Darum werden weitere Schriftworte auf die Folterbank gelegt, im Laboratorium der Gesellschaft solange bearbeitet, bis sie dem Zwecke gefügig sind. Manchmal aber wird, da gar kein Schriftwort vorhanden ist, das auch nur entfernt den Irrtum zu stützen geeignet scheint, die eigene Behauptung des "Kanals des Herrn" als Wahrheit ausgegeben. Es ist leider wahr, wie der WT 1925/142 sagt, daß "kein Mensch es liebt, in einer Beweisführung geschlagen zu werden." Aber die Demütigen werden sich durch biblische Beweisführungen gern schlagen lassen und ihre Behauptung dann gern aufgeben. Wenn die WTG-Leitung behauptet, daß ihre Botschaft nicht die ihrige, sondern die des Herrn sei, so steht das Wort des Herrn dem entgegen, wie jeder nachprüfen kann. Das ändert auch nicht das 100-malige Hervorheben nach 1945, daß sie "der Kanal des Herrn" seien. Anmaßung und Irrtum auf der ganzen Linie. Wie ist es denn mit den Kreis-, Bezirks- und Intereuropäischen Kongressen, die alljährlich überall in der Welt stattfinden Sind dieselben nicht, um einen achtunggebietenden, respekteinflößenden Eindruck auf die Außenwelt zu machen? Um der Öffentlichkeit groß zu erscheinen? Das ist der Zweck! Und die Wirkung bleibt nicht aus. Man liebt es von der Öffentlichkeit bewundert zu werden. Schreiben doch die Zeitungen, welche von Seite einiger leitender Brüder als des "Teufels Mundstück" bezeichnet werden, glänzende Artikel über diese Kongresse. Wahrlich die Leitung der WTG versteht es vorzüglich ihre Brüder und Schwestern zu fesseln und ihnen die Freiheit zu nehmen. Sie versteht es auch, sie zu bewegen sich nach den Richtlinien ihres "Präsidenten" zu richten. Das zeigt sich ganz besonders bei diesen großen internationalen Kongressen, wo ja auch mit Vorliebe "Resolutionen" gefaßt und dafür Abstimmungen vorgenommen werden. Es imponiert natürlich der Leitung, wenn bei der Aufforderung "a u f s t e h e n" alles wie ein Mann sich von den Plätzen erhebt. Dies alles ist auf Effekt berechnet und Geschwister, die aus Furcht vor der "Ächtung" mitaufstehen, haben damit schon sozusagen die Verpflichtung übernommen, für die WTG einzutreten. Andere wiederum werden durch die "Massensuggestion" mitgerissen und in einen Begeisterungsrausch versetzt. Diese künstliche Begeisterung wird dann nach Rückkehr auf die Versammlungen übertragen. Dies alles ist der Hauptzweck dieser Kongresse. Ja, nach menschlicher, weltlicher Art ist diese "Gottesorganisation" ganz hervorragend.
Liebe Brüder und Schwestern, vieles gibt es zu beachten um nicht in Irrtum zu verfallen. Wer auch immer mit der Wahrheit in Berührung kommt und sie als solche erkennt, dem wird damit eine Verantwortung ihr gegenüber auferlegt Man muß dieselbe annehmen und danach handeln oder man muß sie verwerfen. Sie unbeachtet zu lassen befreit nicht von der Verantwortlichkeit. Es ist dringend erforderlich, wachsam zu sein und alles was uns dargelegt wird zu überprüfen, bevor wir es als wahr annehmen.
Nur die Wahrheit wird frei machen. (Joh. 8:32) Es geht nicht darum,
anderen wehe zu tun oder selbst Recht zu haben, sondern es geht allein darum, daß wir
alle Gottes Worte recht kennen und verstehen lernen. Deshalb müssen wir wachsam und
nüchtern sein, alles prüfen und das Gute behalten. (l. Thessl. 5:6,21). "Deshalb
ermuntert einander und erbauet einer den anderen" (l. Thessl. 5:11)
Mit christlichen Grüßen
Bruder Willy Müller
65 Gera, Lutherstraße Nr. 16 und Mitverbundene
Die Vorgänge im Bethel in Wiesbaden!
Aus den bei "CV" eingegangenen Mitteilungen über die Vorgänge in Wiesbaden
bringt "CV" auf Seite
(in dieser Texteinscannung am Textende angeordnet)
einen ersten ausführlichen Bericht.
Auf diesem Wege sei allen für ihre Mitteilungen gedankt
Erwartungsvolles Hoffen - in bezug auf 1975 - ist dies
biblisch begründet?
(4. Fortsetzung)
Liebe Brüder!
Eurer Aufforderung, die Lehre der Wachtturm-Gesellschaft
über 1975 zu prüfen, möchte ich nicht mehr grundsätzlich widerstehen, zumal
"Erwachet" auch dazu auffordert. Ich sehe ein, daß ich als Zeuge Jehovas nicht
von anderen die Bereitschaft zur kritischen Prüfung verlangen kann, wenn ich nicht auch
selbst dazu bereit bin. Die von Euch zitierten Wachtturm-Stellen und Bibelworte behalten
natürlich auch für uns als Zeugen Jehovas die volle Gültigkeit. Aber an dieser Stelle
stehe ich vor einer mir fast unüberwindbar erscheinenden Schwierigkeit: Wie soll ich als
schlichtes Glied der theokratischen Organisation auch nur annähernd in der Lage sein, die
Prophezeiung der Gesellschaft für 1975 auf ihre Stichhaltigkeit nachzuprüfen? Man
vertraut ihr einfach, weil man sich sagt, daß sie der "kollektive Prophet" ist
und sie es daher wissen muß. Gibt es denn überhaupt einen Maßstab, mit dessen Hilfe ein
"Prophet" und seine Prognosen daraufhin überprüft worden können, ob
sie von Gott sind? Ich bin gespannt, wie Ihr darüber denkt. Was den Hinweis auf Seite 2
von "Erwachet" betrifft, so habe ich mich davon überzeugt, daß es dort
wirklich heißt: "Sie ist politisch ungebunden". Ihr habt recht, die meisten
Zeugen Jehovas und auch ich, verwerfen alle die politischen Angriffe im besonderen die auf
die sozialistischen Staaten gerichtet sind. Dies ist eines Christen unwürdig. Kurz
gesagt, da diese Artikel den Glauben nicht fördern, lesen wir diese gar nicht, zumal sie
nur Unzufriedenheit erregen. In unserer Gruppe ist dies schon öfter kritisiert worden,
leider ohne Erfolg. Man will dies wohl von oben herunter so, da ist eben nichts zu machen.
Ob da etwas dahinter steckt, vermag ich nicht zu sagen. Einige sagen, es bestanden da
irgendwelche Abmachungen, aber was genaues weiß man nicht. Weshalb man alle anderen
Christengemeinschaften als teuflisch bezeichnet, kommt wohl daher, daß sie im Laufe ihrer
Entwicklung manche Fehler gemacht haben, die sich mit der Bibel nicht vereinbaren lassen.
Jedoch, daß diese Glieder nun alle umkommen müßten, halte
ich für absurd, denn auch bei den Zeugen Jehovas sind Fehler gemacht worden und werden
noch gemacht.
Daß es auch einige bei uns gibt, die
Zweifel daran haben, daß mit 1975 das Weltende da ist, ist kein Geheimnis, jedoch man
überhört es gern. Der Hinweis auf CV Nr. 22 mit dem Artikel "Ist die Zeit des Endes
gegenwärtig" ist gut und ich finde den Artikel sehr aufschlußreich, möchte aber
erst mal Eure Antwort haben, bevor ich darauf eingehe Will nur sagen, daß er viele zum
Nachdenken angeregt hat. Was die Chronologietabelle anbelangt in CV Nr. 26 ist
daraus ersichtlich, wie unzuverlässig die biblische Chronologie ist. Ich muß aufrichtig
sagen, daß Ihr Euch viel Mühe macht, um uns aufzuklären. Es ist nun aber so, daß alles
gut überdacht werden muß und dazu gehört Zeit. Auch ist es nicht so leicht, bisher
Geglaubtes gleich wegzuwerfen Ihr werdet das verstehen, aber wir sind bereit, Euer CV
weiter in Empfang zu nehmen. Dadurch bekommt man das zu wissen, was man sonst von den
Dienern nicht erfährt, aber doch eine Hilfe sein kann. Wünsche Euch weiter gutes
Gelingen. . . .
Euer Bruder
Werner Gründlich.
Lieber Werner!
Wir wollen Dir gern behilflich sein, die Schwierigkeiten zu überwinden. Als schlichtes
Glied der Zeugen Jehovas wird es Dir gar nicht so schwer fallen mit Hilfe des Maßstabes
das Richtige zu erkennen. Wie Du weißt, ist der Maßstab sein Wort. Woran erkennt man
einen Propheten? Die Bibel antwortet: "Der Prophet, der von Frieden weissagt, wird,
wenn das Wort des Propheten eintrifft (!), als der Prophet erkannt werden, welchen Jehova
in Wahrheit gesandt hat". Jer, 28:9.
Auf diese Weise hat Jehova alle wahren Propheten bezeichnet. (Ausnahmen bestätigen die Regel. Z. B. der Fall Jona, wie Jehova auf Grund einer veränderten Sachlage eine andere Entscheidung traf.) Jehova ließ eintreffen, was er durch seine Knechte ankündigen ließ. Dadurch konnte das Volk wissen, daß auch die noch unerfüllten Aussagen des Propheten Erfüllung finden würden. Einem solchen Propheten konnte und sollte das Volk trauen. Wenn das wahr ist, gilt es auch umgekehrt: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht! Was dieses Sprichwort etwas banal sagt, bezeugt die Bibel mit großem, feierlichen Ernst:
"Und wenn du in deinem Herzen sprichst: Wie sollen wir das Wort erkennen, das Jehova nicht geredet hat? Wenn der Prophet im Namen Jehovas redet und das Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist das, das Wort, welches Jehova nicht geredet hat; mit Vermessenheit hat der Prophet es geredet; du sollst dich nicht vor ihm fürchten" (5. Mose 18:21,22)
Wer also wissen möchte, ob eine Zukunftsprognose wirklich von Gott ist, der soll nach beiden Aussagen der Schrift nicht etwa auf den "Berg des Propheten" klettern, um sich näher mit ihm zu beschäftigen, der soll auch nicht seine mehr oder minder tiefen Gründe durchwaten und seine sog. "Beweise" durchzubuchstabieren suchen. Er soll sich die bisherigen Ergebnisse seiner "Prophezeiungen" anschauen: Traf es ein, was der Prophet verkündete, dann ist er von Gott, sagt Jeremia. Traf es nicht ein, was er im "Namen Jehovas" prophezeite, so ist er nicht von Gott, sagt 5. Mose 18. Dann hat der Prophet mit Vermessenheit geredet, aus seinem eigenen religiösen Denken, Dünken und Dünkel! Daher muß er nach Gottes Urteil sterben. (Vers 20) Jetzt, lieber Bruder Werner, kommt etwas, was ganz besonders die Zeugen Jehovas beachten sollten, es ist ein klares Gebot: "Du sollst dich nicht vor ihm fürchten"! Nicht: Du brauchst nicht, - Nein, Du sollst ihn nicht fürchten! Du würdest ihn sonst in seinem Dünkel nur noch bestätigen und das Maß seiner Schuld vermehren! Dies sollte Euch alle ermutigen und Ihr solltet Euch von jetzt an nicht mehr vor den Bann- und Fluchsprüchen der Leitung und ihren Dienern fürchten. Wir geben Euch anschließend Beweise in die Hand, daß die Leitung der WTG unter die falschen Propheten gerechnet werden muß.
Nachdem wir den biblischen Maßstab haben, die "Prophetengeister" zu prüfen, kommen wir auf die eigentliche Frage: Ist die Prognose der Wachtturm-Gesellschaft für 1975 glaubwürdig? Aber noch mehr ist festzustellen: Ist die Organisationsleitung selbst als "kollektiver Prophet" glaubwürdig" Ist sie, was sie behauptet, "Gottes bewährtes Werkzeug"? Das hängt also nach unserem Maßstab ganz davon ab, ob in ihrer Vergangenheit eingetroffen ist, was sie "prophetisch" und im "Namen Jehovas" geredet hat. Alles Meinen und Denken, Voreingenommenheit und Vorurteil können wir hier aufgeben. Was jetzt zählt, lieber Werner, sind allein die geschichtlichen Tatsachen.
Wir befragen die alte Literatur der WTG selbst:
Im Buche "Rechtfertigung" muß ihr früherer Präsident Rutherford zugeben:
"Jehovas Getreue auf der Erde (gemeint sind die damaligen Bibelforscher) wurden in
ihren Erwartungen für die Jahre 1914, 1918 und 1925 in e t w a enttäuscht. . . . Später
lernten die Treuen, daß. . . . sie . . . . keine Daten mehr für die Zukunft festsetzen
und nicht voraussagen sollten" (Rechtfertigung Bd. 1, 1931 Seite 332).
Wir stellen hiermit fest: Dreimal in ihrer damals erst rund 50-jährigen Geschichte wurden die Mitverbundenen der ."Wachtturm-Gesellschaft "in e t w a enttäuscht": 1914, 1918 und 1925. Ob es nur "in etwa" war, ob es nicht vielmehr gründlichst war, werden wir noch zu klären haben. Damals hatte man sogar daraus "gelernt" wenigstens keine Daten mehr für die Zukunft festzusetzen. Doch mit der Zeit vergißt, der Mensch, was er einst "lernte" und man ist nun wieder dabei Daten festzusetzen. Dreimal "enttäusch," hatte Rutherford gesagt. Was hatte denn die Gesellschaft für diese Jahre "im Namen Jehovas" prophezeit?
1 9 1 4
Wir befragen ihr eigenes Werk "Die Zeit ist herbeigekommen", Bd. 2 der
Schriftstudien, Seite 73, das ihr erster Präsident 1889 schrieb. Dort heißt es:
"In diesem Kapitel liefern wir den biblischen Nachweis, daß das völlige Ende der
Zeiten der Heiden (Nationen) da ist, das volle Ende ihrer Herrschaft mit dem Jahre 1914
erreicht sein wird und daß dieses Datum die Auflösung der Herrschaft unvollkommener
Menschen bringen wird." Und wem diese als eine in der Schrift fest begründete
Tatsache nachgewiesen ist, der wird auch erkennen, daß dadurch folgendes bewiesen ist:
Erstens, daß dann das Königreich Gottes, für das unser Herr uns beten lehrte: "Dein Reich komme", anfangen wird, die Herrschaft an sich zu nehmen und "aufgerichtet" oder auf Erden fest gegründet zu werden.
Zweitens beweist es, daß der, dem das Recht, diese Herrschaft an sich zu nehmen, gebührt, dann als der neue Herrscher gegenwärtig sein wird. . . .
Drittens beweist es, daß einige Zeit vor dem Ende des Sturzes das letzte Glied der göttlich anerkannten Kirche Christi, das königliche Priestertum, der "Leib Christi", mit dem Haupt verherrlicht sein wird. . . .
Viertens beweist es, daß von jener Zeit an Jerusalem nicht länger von den Nationen zertreten sein, sondern sich aus dem Staube der göttlichen Ungnade zur Ehre erheben wird. . . .
Fünftens beweist es, daß mit jenem Datum (1914) oder auch früher Israels Blindheit angefangen wird sich wegzuwenden. . . .
Sechstens beweist es, daß die große Drangsal, dergleichen nicht
gewesen ist
ihren schließlichen Höhepunkt erreichen und an jenem Zeitpunkt (1914)
enden wird...."
(Bd. 2, Schriftstud. Seite 73, 74)
Das Jahr 1914 aber brachte weder "die Auflösung unvollkommener Menschen" noch das Königreich Gottes auf Erden, noch die Vollendung und Verherrlichung des Leibes Christi, noch die Wiederherstellung Israels, noch ein Ende der großen Drangsal. Also nicht "in etwa" wurden die Bibelforscher 1914 enttäuscht, sondern total. Trotzdem behauptet die WTG: Sie hatte recht. Die von ihr erwarteten, aber nicht eingetroffenen Ereignisse legt sie ihren Anhängern zur Last den "einzelnen" und "vielen". Dazu schreibt der WT vom 15. 5. 1955, S 302:
"Die Watch Tower Society der Zeugen Jehovas hatte recht in ihrem dreißigjährigen öffentlichen Feldzug, durch den sie die Heiden Nationen vor dem verhängnisvollen Jahr 1914 warnte. Einzelne jedoch, die am Geben jener Warnung teilgenommen hatten, waren enttäuscht, da sie unrichtigerweise von sich gedacht hatten, sie kämen im Jahre 1914 in den Himmel. . . . Viele hatten ebenfalls den ungenauen Gedanken, daß der Weltkrieg, der im Jahre 1914 begann, in die Schlacht des großen Tages Gottes, des Allmächtigen, in Harmagedon münden und so die Erde von allem Widerstand gegen Gerechtigkeit reinigen werde."
Solche Versuche, sich zu rechtfertigen oder "das Schicksal zu korrigieren" müssen jedoch an den Tatsachen, die sich aus der Wachtturm-Literatur selbst nachweisen lassen, erbärmlich scheitern. Auch, wenn sie Millionen Tonnen Druckerschwärze dazu verkonsumieren würde, kann die Gesellschaft mit ihren heutigen Erklärungen die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, daß es 1914 offenbar wurde: Ihre 1914-Botschaft war ein Wort, "das Jehova nicht geredet hat".
Die 2. "in etwa" Enttäuschung
war nach Rutherfords Rechtfertigung - 1918 -
Da sollte das 1914 Ausgebliebene endlich kommen: Die
Verherrlichung der Gemeinde, das Ende der bösen Welt und das sichtbare Königreich auf
Erden. Einer der 1918 Enttäuschten, der Zweigdiener der WTG in Südafrika, berichtete
darüber im WT vom 1. 3. 1957, Seite 139:
"Im September oder Oktober 1917 brachte ein Neuankömmling die Nachricht ins Gefängnis, das Buch "Das vollendete Geheimnis" sei herausgekommen und die Kirche werde im Frühjahr 1918 hinweggenommen werden. - Ob ich wohl hierzu als würdig erachtet werde? Und meine Leute daheim in Glasgow? Und die anderen Brüder überall? - Am 11. November 1918 um 11 Uhr. . . . kündeten die Sirenen das Ende des ersten Weltkrieges an. Was nun. Ich war im April nicht in den Himmel gekommen".
Wurde nicht wieder die Quelle dieser Prognosen offenbar als ein Prophet, zu dem Gott sich nicht bekannte? Hatte nicht selbst Anfang des Jahres 1918 der WT noch im üblichen Ton der Sicherheit geschrieben: "Was wird das Jahr 1918 bringen? . . . Der Christ erwartet, daß ihm das Jahr die schließ1iche Vollendung der Kirche bringt" (WT 1918, S. 33). Am 1. August 1915 hatte er verkündet: "Wir sehen das Vorspiel zur großen Schlacht von Harmagedon!" Vierunddreißig Jahre später gesteht der Wachtturm: "Während die Jahre des ersten Weltkrieges gegen 1918 vorrückten, dachten Jehovas Zeugen auf Erden, der Weltkrieg werde direkt in die Schlacht von Harmagedon münden. " (WT 1. 8. 1949, S. 227)
Jehovas Zeugen dachten . . . . ? Der Wachtturm hatte doch gedacht - nicht die Brüder und Schwestern! Aber sein Wort blieb unerfülllt, deshalb sollten andere gedacht haben. Muß hier nicht wieder der biblische Maßstab gelten, das ist das Wort, "das Jehova nicht geredet hat. Mit Vermessenheit hat der Prophet es geredet. Du sollst dich nicht vor ihm fürchten".
Über die dritte Enttäuschung: 1925 werden wir Dir im nächsten Brief einige Tatsachen übermitteln. Gedulde Dich bitte bis dahin. Wir möchten Dir am Schluß noch über einiges andere Aufklärung geben.
Daß viele Brüder und Schwestern nicht
wissen, was hinter der WTG steckt, ist uns bekannt, denn zu wenig ist darüber berichtet
worden. Wir haben aber fast in jedem CV einige Hinweise gebracht. Wir wollen heute gar
nicht allzuweit zurückgreifen. Von 1945-1947 verlief in der ZJ-Organisation alles
reibungslos. Mit 1947 begann dann eine Artikelserie nach der anderen gegen die
sozialistischen Staaten, siehe die Wachttürme und Erwachet bis zum Verbot 1950. Dann der
Brief vom 24. Dezember 1947 von Erich Frost, der zur Mitarbeit in "Erwachet"
aufforderte, indem die Brüder Spionagedienste leisten sollten, indem sie über Politik,
Handel, Wissenschaften, Truppenbewegungen, Flugplätze usw., kurz alles, was dem Westen
irgendwie dienlich sei, zu berichten. Am Schlusse des Briefes heißt es dann -. ". .
. . Brooklyn hat großes Interesse an allen Vorgängen und Berichten aus Deutschland. Das
ist begreiflich, weil die Augen aller auf Deutschland gerichtet sind. Überlege, welchen
großen Wert gute Berichte aus unserem Lande haben." Alle diese eingegangenen
Berichte wurden dem Militärfunk übergeben, welche diese Berichte nach Amerika
durchgaben. Darüber gibt es Beweise, lieber Bruder. Tut dies eine christliche
Gemeinschaft, die sich als politisch neutral ausgibt, frage ich Dich, lieber Werner?
Verstehst Du nun auch die noch heute erscheinenden politischen Artikel gegen die
sozialistischen Staaten? Man ist also gar nicht so neutral als man sich hinstellt. Ihr
solltet in Euren Gruppen diese Dinge immer wieder zur Sprache bringen, damit dies aufhört
und ein jeder ein ruhiges Leben zu führen vermag. Denke mal gut darüber nach und
unterhalte Dich mit Brüdern darüber, warum man wohl diese Politik immer wieder anwendet
und schreibt dazu.
Es grüßen Dich Brd. D. und W. M.
Zwölf Jahre meines Lebens
von Gerhard Peters (5. Teil)
Zum Schluß des 4. Teiles:
Wieder und wieder. Kein Geist Gottes, alles nur menschlich,
allzumenschlich - war die praktische Erfahrung von Gerhard Peters bisher in der
Gemeinschaft der Zeugen Jehovas gewesen. Es waren persönliche Verhältnisse, wie sie
unter vielen "Weltmenschen" nicht vorkommen.
Der letzte Teil schloß mit den Worten:
Meine Lebenserfahrungen in der Organisation der Zeugen
Jehovas haben mir bewiesen, daß es dort nichts Übernatürliches gibt. Ich glaube, bei
einer ehrlichen Selbstprüfung kann das jeder auch für sich bestätigen. Was mich
betrifft, so schließen meine bitteren und bösen Erlebnisse, die ich weiter schildern
werde, jedes Wirken eines Geistes Gottes, wie es nach der Bibel sein müßte, völlig aus.
Nicht einmal Bruder Franke, der Zweigdiener in Wiesbaden, fand auch nur eine Minute Zeit,
meine Probleme wenigstens anzuhören Erbarmungslos schritt er über alles hinweg.
Wirkliche Diener Gottes können so nicht handeln.
Meine Frau ist wieder weg
Eines Mittags komme ich gut gelaunt und pfeifend heim. Ich
komme in die Küche - ich schaue in die Stube - niemand ist da. Ich denke: "Nanu, was
ist denn hier los?" Die Kartoffeln stehen noch roh auf dem Herd im Wasser, und das
Gemüse liegt geschnitten auf dem Tisch. Ich schaue mich um und bemerke auf dem Tisch
einen Zettel, und als ich ihn mir anschaue, da schwimmt es mir plötzlich vor den Augen,
und ich bringe die Sätze zuerst gar nicht zusammen; denn was da steht ist für mich
einfach unfaßbar.
Gerhard! Ich kann mit dir nicht mehr zusammen leben und bin daher zu meinen Eltern gezogen. - Hannelore. Ich muß mich erst einmal hinsetzen, weil mir die Knie anfangen weich zu werden, und wie ich da nun so sitze und auf den Zettel starre, kommen mir immer wieder die Bilder in den Sinn, wie ich mich morgens noch von ihr in bestem Einvernehmen verabschiedet habe, und wie wir am Abend zuvor noch miteinander gescherzt und geschmust haben.
Ich glaube immer noch zu träumen, doch als ich meine Blicke umherschweifen lasse, da wird es mir endgültig zur Gewißheit, daß alles grausame Wirklichkeit ist. Sämtliche Schubfächer, Schränke und Vitrinen sind leer - es ist aber auch nicht mehr ein Teller vorhanden. ja, nicht mal eine Tasse ist mehr da. Ich ziehe das Schubfach auf, in dem die Bestecke liegen - leer. Ich schaue nach dem Tauchsieder weg. Bis auf den Topf, in dem noch die rohen Kartoffeln lagen, war aber alles weg, und ich konnte mir weder Essen noch Kaffee kochen. Weiterhin hatte meine Frau auch alles Geld mitgenommen und bis zum nächsten Lohntag waren es immerhin noch sechs Tage.
Wenn das damals geschehen wäre, als der Streit mit meinem Schwiegervater war, dann hätte ich das noch eher begreifen können; denn das wäre Anlaß zum Aufbauschen gewesen - aber jetzt? -
Später habe ich dann alles erfahren, wie es an jenem Tage zugegangen war. Meine Frau hatte gar nicht die Absicht gehabt, mich zu verlassen und sie hatte ja bereits begonnen, das Mittagessen zu kochen, als meine Schwiegereltern plötzlich mit einem gemieteten Lieferwagen vorgefahren kamen.
Monatelang vorher hatten meine Schwiegereltern bereits ihr Gift versprüht und immer wieder auf meine Frau eingeredet: "Du hast den größten Fehler gemacht, als Du diesen Mann geheiratet hast. Was hättest Du doch bei Deinem Aussehen und bei der Position Deines Vaters jetzt für eine Partie machen können."
Und jetzt waren sie da und stellten meine Frau einfach vor die vollendete Tatsache. Selbstverständlich hatten sie auch eine Perspektive bereit für die Zukunft, und die bestand darin, (und jetzt kommt das Teuflischste, was ich jemals erlebt habe) mich nun in der Organisation unmöglich zu machen oder, wenn das nicht klappt, mich durch eine längere Trennung zu unbedachten Handlungen, Ehebruch oder sogar Selbstmord zu treiben.
Liebe und Gerechtigkeit hatte ich in der
Organisation gesucht, und begegnet war mir nun der Teufel persönlich.
Eine einzige unbedachte Handlung, aus Verzweiflung oder Zorn
begangen, hätte also genügt, und meine Frau hätte ihr Ziel erreicht gehabt.
Ich glaubte damals noch fest an den Teufel, und das war gut
so; denn nur so konnte ich mir immer wieder einreden: "Jetzt nicht schwach werden,
durchhalten, bis Luzifer besiegt ist!" -
Heute, wo ich die wahren Zusammenhänge kenne, frage ich mich immer wieder: "Wo war da ein Geist Gottes?" Gibt es nicht "Weltmenschen", die besser, verständnisvoller und liebevoller zusammenleben? Was hilft uns da die Organisation der Zeugen Jehovas? Jehovas Zeugen haben Probleme, wie alle anderen Menschen in der Welt - oft sogar noch schlimmer. Sie müssen damit fertig werden oder daran zerbrechen. Im Gegenteil - ist mal eine Sache ein wenig verzwickt, dann sagt man: "Bruder, das ist eine Prüfung, die Dir Jehova auferlegt hat und mit der Du fertig werden mußt!" Wird der Bruder aber nicht damit fertig, nun, dann spricht man eben einen Gemeinschaftsentzug aus und ist die Sache los. Mag doch die "Welt" nun sehen, wie sie damit fertig wird und zurechtkommt. Die Organisation schlägt sich dann an die Brust und dankt Gott, daß sie nicht so ist wie die "Welt". -
Was sollte ich nun machen. Ich ging zunächts zu meiner Schwester, denn ich war ja auch hungrig und konnte mir nicht einmal mehr Kaffee kochen, weil man ja sogar auch den Tauchsieder mitgenommen hatte und außerdem war ich arm wie eine Kirchenmaus und konnte mir nicht einmal etwas zum Essen kaufen. Und das waren Zeugen Jehovas, die diese "ganze Arbeit" geleistet hatten.
Meine Schwester, die nun auch Zeugin Jehovas war, und meine familiären Verhältnisse sehr genau kannte, war einfach sprachlos, als sie von dem plötzlichen Verschwinden meiner Frau erfuhr. "Gerhard", sagte sie, "gehe noch heute zum Versammlungsdiener, damit diese Angelegenheit sobald wie möglich vor dem Brüderkomitee geregelt wird, denn was Hannelore sich da geleistet hat, verstößt gegen alle theokratischen Grundsätze. Hier haben Hannelore und ihre Eltern einmal ihr wahres Gesicht gezeigt."
Natürlich war ich noch ein wenig
skeptisch, denn ich wußte ja, wie das Komitee über mich dachte und ich wußte auch, daß
meine Frau und meine Schwiegereltern keine Gelegenheit scheuen würden, um mich
reinzulegen.
Um mir wieder etwas Mut zu machen, las mir meine Schwester
aus 1. Kor, 7:10-16 vor und darin steht folgendes geschrieben:
"Den Verheirateten gebietet der Herr,
nicht ich allein: Die Frau soll sich von ihrem Manne nicht trennen. - Tut sie es doch,
soll sie unverheiratet bleiben oder sich mit ihrem Manne wieder aussöhnen. - Und der Mann
soll die Frau nicht entlassen. . . .
Hat ein Bruder eine ungläubige Frau und sie ist damit
einverstanden, mit ihm zusammenzuleben, so soll er sie nicht entlassen. Ferner: Hat eine
Frau einen ungläubigen Mann und er ist damit einverstanden, mit ihr zusammenzuleben, so
soll sie ihren Mann nicht verlassen. -
Ich ging noch am gleichen Tage zum Versammlungsdiener Werner Kolpatzek und da er gerade im Begriff war wegzugehen, erzählt ich ihm ganz kurz, was vorgefallen war. "Gut", sagte er, bleibe am Sonntag nach der Versammlung noch da. Wir werden auch Deiner Frau Bescheid geben, und dann werden wir die Probleme zusammen erörtern und besprechen und dann werden wir sehen."
Am Abend des folgenden Tages - ich war gerade dabei, meine Schulaufgaben für den nächsten Tag zu erledigen, klingelt es plötzlich, bei mir an der Tür, und als ich öffnete steht Bruder Bernhard Josefowski vor mir. Dieser Bruder gehörte auch zum Brüderkomitee der Hamborner Versammlung und wohnte gleich in der Nachbarschaft von mir, in der Papiermühlenstraße.
Bei dem nun folgenden Gespräch bemerkte ich sofort, daß er bereits ins Vertrauen gezogen war - allerdings gegen mich, und er machte auch gar keinen Hehl daraus, mich als den schuldigen Teil hinzustellen. "Du bist ganz allein daran schuld, daß Deine Frau von Dir weggegangen ist", sagte er, "und hättest Du Dich mehr um sie gekümmert und mehr Glauben und Demut gezeigt, dann hätte Dir Jehova gewiß nicht seinen Segen verwehrt, und der Organisation wäre Schande erspart geblieben."
Ich sagte ihm: "Hör mal zu, meine Frau und ich sind eines Glaubens, und wir dienen beide der Wahrheit, und es sind somit gute geistige Grundlagen für unsere Ehe vorhanden. Es ist daher nur eine Frage der Liebe und des menschlichen Verständnisses.
Natürlich bin ich noch in der beruflichen Ausbildung, und es mangelt mir daher oft an der nötigen Zeit. Doch was ist eine Liebe, die keine Opfer bringen will! Und was die nötigen materiellen Dinge betrifft, so kann meine Frau nicht klagen, denn sie ist hinreichend versorgt - wenn auch nicht im Überfluß. Ich tue jedenfalls in dieser Hinsicht alles, was in meiner Kraft steht, um ihre Wünsche zu erfüllen, aber sie möchte am liebsten jeden Monat ein neues Kleid haben und dann macht sie mir laufend Vorhaltungen, daß wir noch nicht, im Gegensatz zu Sylvi Neumann, soweit sind, uns ein Auto anzuschaffen. Ja, sie spricht sogar schon von einem Dienstmädchen.
Alles das kann ich mir aber zur Zeit noch nicht leisten und darum muß ich schon mein Studium beenden. Begreift sie denn nicht, daß ich alles hauptsächlich nur für sie tue, wenn ich oft bis spät in die Nacht sitze und arbeite?"
Aber der liebe Bruder lies sich nichts sagen und wußte alles besser. Für ihn war ich schlecht und egoistisch. Wir haben uns zwar nicht ernsthaft gestritten, aber es blieben die Meinungsverschiedenheiten, und im weiteren Gespräch kam ich gar nicht aus dem Staunen heraus, was meine Frau und meine Schwiegereltern alles gegen mich erfunden hatten, um ihr schändliches Verhalten zu rechtfertigen. Es waren die reinsten Greuelmärchen.
Hätte meine Frau mir offen gesagt: "Hör mal zu, meine Liebe zu Dir war ein Irrtum, und Du bist nicht der Mann, den ich mir vorgestellt habe", dann hätte sie wenigstens noch Charakter gezeigt. Ihr und vor allen Dingen ihren Eltern ging es aber in erster Linie nur um Äußerlichkeiten, und sie streckten daher nicht einmal davor zurück, sich der gemeinsten Lügen zu gebrauchen, um mich in den Abgrund zu stoßen. Den Brüdern hatten sie nämlich erzählt, daß ich laufend meine Frau und mein Kind mißhandele, alles Geld für mich verbrauche, und das ich sogar nicht einmal davor zurückschrecke, dem kleinen Kind die letzte Milch wegzutrinken. Man muß sich das einmal vorstellen, solche Gemeinheiten unter Zeugen Jehovas.
Wieder vor dem Brüderkomitee in Hamborn
Ich wußte genau, was mir blüht, wenn es mir nicht gelingt, diese abscheulichen Lügen,
die man gegen mich aufgebracht hatte, zu widerlegen. Aber was sollte ich allein gegen drei
Zeugen ausrichten? Sollen die Dinge nicht immer mindestens durch zwei oder drei Zeugen
entschieden werden? Was aber, wenn die zwei oder drei Zeugen falsche Zeugen sind und der
eine im Recht ist? Dann wird dieser "eine" zu Unrecht auch in Jehovas
Organisation verurteilt und in die "Welt" zurückgestoßen, was seinen Tod
bedeuten kann, wie uns gelehrt wurde. Wenn ich heute zurückdenke - in der Tat, es hat
schon Tausende solcher ungerechten Entscheidungen in den Brüderkomitees der Zeugen
Jehovas gegeben. Fanden sich später Gegenbeweise, und die Organisation wurde dadurch
nicht zu sehr kompromittiert, oder die Brüder konnten sich durchsetzen, die Recht hatten,
dann wurden solche Entscheidungen in "Einzelfällen" auch wieder rückgängig
gemacht. Mitunter griff der Zweigdiener als letzte und höchste Instanz ein. Aber der
deutsche Zweigdiener Konrad Franke, den ich erlebte . . . .' nun, wir werden es sehen.
Jedenfalls, wenn sich die nicht früher oder später durchsetzen können, die trotz allem
recht haben, dann werden auch in Jehovas Organisation Unrecht auf falsche Anklage zum
Recht erhoben, ohne Rücksicht auf das Schicksal der Betroffenen. Der Mensch steht nicht
im Mittelpunkt, obwohl Christus mahnt, sich auch um den Geringsten seiner Brüder zu
kümmern. Entscheidend sind allein die Interessen und jeweils vorherrschenden
Bibelauslegungen derjenigen, die gerade die Ämter in der Organisation aus "Vertreter
Gottes" innehaben. Ob Recht oder Unrecht - die Interessen der Organisation sind
allein maßgebend. Jedes weltliche Gericht prüft sorgfältiger als die zu Gericht
sitzenden Brüder der Komitees. In den meisten Fällen kann man ihnen gar nicht einmal
Böswilligkeit vorwerfen, denn sie sind ebenfalls auf Gedeih und
Verderb an die höheren Interessen der Organisation gebunden. Dramatischer als ich hat das
wohl kaum einer erlebt. Oder vielleicht doch? -
Noch am selben Abend der Bruder Josefowski war bereits wieder gegangen kam mir eine unerwartete Hilfe. Ich benötige für den nächsten Schultag noch einige Bücher und so zog ich das Fach auf, in dem meine Bücher lagen. Alles hatte meine Frau mitgenommen, was nicht niet- und nageltest war, und doch hatte sie das Wichtigste vergessen, nämlich ihr Haushaltsbuch, das sie immer recht säuberlich und genau geführt hatte. Sie hatte jeden Tag eingetragen, was sie ausgegeben hatte, was sie von mir für Wirtschaftsgeld erhielt und auch, was sie mir für Taschengeld gegeben hatte. Ja, und dieses Buch fiel mir nun in die Hände. Scheinbar hatte meine Frau in der Eile gar nicht mehr daran gedacht.
Mir dagegen kam es wie ein Wunder vor, daß ausgerechnet dieses Buch mir geblieben war, denn mit diesem Buch konnte ich sämtliche Lügen, die man über mich verbreitet hatte, widerlegen. War diese Hoffnung unberechtigt? Wenn ich heute darüber nachdenke - ist es nicht depremierend und peinlich, wie ein Zeuge Jehovas um Recht vor solchen Komitees ringen muß - selbst in intimsten Angelegenheiten Und ist es nicht schändlich wie er dabei von Zufällen abhängig ist, die Rettung oder Verderb bringen können? Denn was wissen die Brüder, die zu entscheiden haben? Nichts! Außer dem, was ihnen gesagt oder zugetragen wird. Mir fiel jedenfalls an jenem Abend ein zentnerschwerer Stein vom Herzen, denn ich glaubte nun, endlich meinen Schwiegereltern die entsprechende Lehre erteilen zu können, daß Lügen eben kurze Beine haben.
Ja, und dann kam der Sonntagnachmittag, und als ich das Zimmer betrete, in dem sich das Komitee zusammengefunden hatte, sind meine Frau und meine Schwiegereltern bereits anwesend. Leider fehlen aber die Zeugen, die ich benannt hatte, z. B. meine Schwester und einen Bruder Bretzke. (Wie ich später erfuhr, hatte das Komitee diese Zeugen gar nicht vorgeladen).
Als ich meiner Frau die Hand geben will, schaut sie weg, obwohl wir doch nicht im Streit auseinandergegangen waren Aber dieses Benehmen sollte eben bei den Brüdern den Eindruck erwecken, wie tief ich in ihrer Schuld stand.
Bis zu diesem Moment hatte ich mir noch vorgenommen, meine Frau vor dem Schlimmsten zu bewahren, denn ihre Lügen waren groß genug, um ihr dafür die Gemeinschaft zu entziehen. ich flüsterte ihr also zu: "Hannelore, komme doch bitte mal einen Moment mit raus, ich möchte mit Dir noch einiges besprechen." Doch da dreht sie sich um und sagt mir so ganz von oben herab: "Ich wüßte nicht, was wir beide noch zu besprechen haben." Das muß man sich einmal vorstellen! Drei Jahre war ich mit dieser Frau verheiratet, und ich war kein Dieb und kein Ehebrecher, sondern ich arbeitete hart für meine Familie. Es war also nichts vorgefallen, was ihr Verhalten gerechtfertigt hätte. Und ich war nun gekommen, um sie vor dem Schlimmsten zu bewahren. Kalter Haß schlug mir hier entgegen, und ich stand nun mit ausgestreckter Hand da wie ein begossener Pudel.
"Gut", dachte ich, wenn Du es nicht anders willst, dann sollst Du sehen, wie Du die Geister wieder los wirst, die Du gerufen hast!"
Ich setzte mich also hin und die Komiteesitzung begann. Der Versammlungsleiter trug die Angelegenheit vor und dann sagte er: "Also Schwester Peters, äußere Dich bitte dazu. Ist es so, wie wir es vorgetragen haben und erzähle noch mal." Meine Frau log, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, das Blaue vom Himmel herunter. Es war unglaublich, und da ist in mir etwas zerbrochen. Das ist schlimmer, als wenn man einen lieben Menschen durch den Tod verliert. Man liebt diesen Menschen, die eigene Frau, über alles, und man hatte sich nichts mehr gewünscht, als mit diesem geliebten Menschen einmal in die neue Welt zu kommen, und dieser geliebte Mensch versucht nun alles, um einem das Genick zu brechen. Alle schweren Tage in Krieg und Gefangenschaft waren hiergegen nur Nichtigkeiten, denn nichts ist schlimmer, als von dem liebsten Menschen, den man zu haben glaubt, in so abscheulicher Weise verraten zu werden.
Als dann die Aufforderung in mich erging, mich dazu zu äußern, da konnte ich zuerst gar nicht sprechen, denn es drückte mir einfach die Kehle zu. Stockend brachte ich nur hervor: Brüder, ich habe meine Familie weder vernachlässigt, noch Not leiden lassen - es stimmt alles nicht. Bitte, hier ist das Haushaltsbuch meiner Frau. Schaut es Euch bitte an und dann werdet Ihr sehen, ob es stimmt, was sie ausgesagt hat. Bruder Kolpatzek nahm das Buch, überprüfte es, gab es dem nächsten Bruder des Komitees, und der gab es wieder dem nächsten. Der Gegenbeweis war erbracht und meine Frau der Lüge überführt Die Brüder sahen, daß meine Frau immer das Nötige bekommen hatte, und daß ich nur sehr Geringes verbraucht hatte. Natürlich mußten wir uns einrichten. Wenn man studiert und Bücher braucht usw., kann man manches nicht machen. So war unser Leben, an anderen gemessen, bescheiden ohne allen Komfort und Luxus.
Aber diese zwei Jahre war das bestimmt erträglich. Heute hätte ich zu meiner Frau gesagt: "Gut, bist jung, und wenn Du die Zeit nicht abwarten kannst, dann mußt Du eben etwas mit zuverdienen, bis ich mit der Schule fertig bin." Meine Klassenkameraden z. B. hatten immer reichlich Taschengeld, und darüber habe ich mich anfangs immer gewundert, denn sie verdienten ja auch nicht mehr als ich. Ich dachte immer: Wo haben die bloß das viele Geld her?" Aber da waren die Frauen nicht zu fein, um zu arbeiten, und sie haben auf diese Weise eben ihre Männer unterstützt, damit die Familie über die Studienzeit leichter hinwegkommt Sie haben eben eine Halbtagsbeschäftigung angenommen Das hat meine Frau aber nie nötig gehabt, und so mußte alles von meiner Hände Arbeit kommen. Ich bin auch nie auf die Idee gekommen, ihr den Vorschlag zu machen, auch arbeiten zu gehen. Ich habe immer gedacht, daß ich das auch alleine schaffe. Aber ein bißchen dankbar hätte meine Frau dafür sein können, und vor allem verständnisvoller Sicher hat sie nie über diese Seite unseres Lebens nachgedacht. -
Die Brüder vom Komitee hatten nun das Haushaltsbuch meiner Frau durchgesehen. Dann sagten sie: "Stimmt das, Schwester Peters, hast Du das Buch geschrieben, ist das Deine Schrift?" Meine Frau konnte natürlich nicht leugnen, denn als sie das Haushaltsbuch gesehen hatte, machte sie ein völlig entsetztes Gesicht. Das war nicht einkalkuliert. Die Brüder fragten noch einmal: "Hast Du das geschrieben?" Statt einer Antwort fing sie heftig an zu weinen. "Wir sehen nun, daß Du Deinen Mann nicht nur böswillig verlassen und verleugnet hast, sondern Du hast auch uns gegenüber wissentlich die Unwahrheit gesagt. Wir möchten Dir noch eine Chance geben. Wenn Du nicht innerhalb von zwei Tagen zu Deinem Mann zurückgehst und Dir nicht alle Mühe gibst, eine anständige Ehefrau zu sein, müssen wir Dir die Gemeinschaft entziehen."
Dies war die Entscheidung des Brüderkomitees.
Das Haushaltsbuch meiner Frau behielt das Komitee zurück, und der Versammlungsdiener nahm
es an sich.
Froh über den Ausgang der Sache und im guten Glauben überließ ich ihnen das
Beweismaterial. Sollte ich den Dienern der Organisation Jehovas nicht vertrauen? Doch
diese meine Gutgläubigkeit sollte sich bald als ein verhängnisvoller Fehler erweisen.
Fortsetzung folgt
Biblischer Rat im Rückblick auf die Kommunalwahlen vom
22. März 1970 in der DDR
Es war bisher immer wieder ähnlich. Einige Brüder und Schwestern verdrücken sich auf
alle mögliche Art und Weise. Wie aufgescheuchte Hühner gingen sie irgendwo spazieren
oder hielten sich irgendwo auf, um die Wahl zu umgehen. Manche schlossen sich ein, als ob
niemand daheim wäre. Andere nahmen Diskussionen auf, um zu versuchen "Zeugnis"
zu geben oder ihre ablehnende Haltung zu rechtfertigen. Einige gingen auch hin, steckten
leere Zettel in die Wahlurnen. Etliche aber wählten in richtiger Weise als Bürger und
Christ, wenn auch in Furcht vor den leitenden Brüdern der Gesellschaft und ihren
Sanktionen. Denn nach den Wahlen begann dann die Untersuchung, wer teilgenommen hat. Wer
überführt wurde, gewählt zu haben, galt als "Neutralitätsverletzer", den der
Bannstrahl der Verachtung, zumindest der Isolierung traf. Nun waren wieder Wahlen.
Angesichts der bestehenden Forderungen des WT, sich grundsätzlich ablehnend zu verhalten,
die Wahlen von sich aus also zu boykottieren, gab es wieder die verschiedensten
Verhaltensweisen in den Versammlungen, die im Grunde genommen alles andere als
"genaue Erkenntnis" waren. Man kann sogar mit Sicherheit sagen, daß die
wenigsten Brüder und Schwestern bisher über ihre Aufgaben, Rechte, Pflichten und
Verantwortlichkeiten als Christ und Bürger wirklich klare Vorstellungen haben. Hinzu
kommt, daß das Wahlboykott-Verhalten Bestandteil eines allgemeinen christlichen
Verhaltens sein soll, und insofern auch Gegenstand der Verkündigung ist. Mit anderen
Worten, die Verkündigung hat auch andere Menschen zu einem solchen politischen Verhalten
anzuleiten, wie das Verhalten der Neugewonnenen dann immer wieder bestätigt. So ist das
alles zu einem Politikum geworden, das zu gesellschaftlichen Konflikten führt. Die
vergangenen Wahlen machen da ein offenes Wort notwendig.
Vertrauet nicht auf Fürsten?
Im Zusammenhang mit der Antwort auf die Hauptargumente der WTG, an keiner Wahl
teilzunehmen, also zu boykottieren, wollen wird das rechte biblische Verhalten in Fragen
der Mitverantwortung des Christen als Bürger in der politischen Gesellschaft, in der er
lebt und zu der er gehört, erörtern.
Die Worte in Psalm 146:3, "Vertrauet nicht auf Fürsten", sind eines der gängigsten Zitate, die von vielen Zeugen ins Feld geführt werden, um die Nichtteilnahme an jeglichen Wahlen biblisch zu begründen.
Die Psalmen wurden unter den Bedingungen des Alten Bundes geschrieben, das heißt unter den Bedingungen der Existenz des damaligen israelitischen Staates, der ein Königtum war. Zum Beispiel schrieb der israelitische König David viele der Psalmen. Aber war David nicht selbst ein Fürst in diesem Sinne. Nach WT-Auslegung müßte der Psalm 143 auch bedeutet haben, daß niemand im Volke Israel auf den König David vertrauen durfte. Es müßte sogar bedeuten, daß sich das Volk Israel keine Regenten, Fürsten oder Könige mehr erwählen durfte. Dem Volk Israel aber war von Jehova das ausdrückliche Recht zuerkannt, sich selbst irdische Herrscher erwählen zu können. Lies 1. Samuel 8: 1-9.
Die WT-Deutung von Psalm 143:3 steht daher mit den von Gott selbst verliehenen Rechten, Regenten und Herrscher erwählen zu dürfen, in Widerspruch. Genau gesehen hatte der Psalm 143:3 nie eine solche politische Bedeutung, wie die WTG heute glauben macht. In Wahrheit ist der Psalm ein Ausdruck unerschütterlichen Gottvertrauens, ohne dabei die politischen Wahlrechte des Volkes zu verneinen. Jehova hatte bezüglich dieses Wahlrechtes zu Samuel gesagt: "Komm der Forderung des Volkes in allem nach, was sie von dir verlangen." Aus Psalm 143:3 ein biblisches Wahlverbot zu machen, ist daher ein politischer Bibelmißbrauch. Die WTG wird einwenden, ja damals war es ein theokratischer Staat, heute aber ist es ein weltlicher Staat. Auch dieser Einwand ist haltlos. Wenn dieser Psalm damals nicht im Widerspruch stand zum Wahlrecht des Volkes, wieso legt die WTG dann heute einen anderen Sinn hinein? Steht es nicht deutlich genug geschrieben, "nicht über das hinaus, was geschrieben steht"? 1. Kor. 4:6.
Euch zu wählen ist mir ein Greuel?
Ein weiteres, von der WTG gebrauchtes Bibelzitat gegen jede Wahlbeteiligung ist Jesaja
41:24, wo es heißt: "Siehe, ihr seid nichts und euer Tun ist Nichtigkeit, ein Greuel
ist, wer euch erwählt". Hat das etwa mit politischen Wahlen zu tun? Kann man sich zu
recht hinter solchem Bibelvers verschanzen? Ein Blick in den biblischen Zusammenhang
zeigt, daß Jesaja hier überhaupt keine politischen Regierungen im Sinne hatte. Er wendet
sich allein gegen religiöse Götzen, gegen eine andere Religion, gegen eine heidnische
Religion, nicht gegen irdische politische Regenten eines Staates Sollte man solche
Unterschiede wirklich einfach übersehen können?
Jesaja weissagte zur Zeit der israelitischen "Fürsten" oder Könige Ussija, Jotham, Ahas und Hiskia. (Ausgerüstet für jedes gute Werk, S. 199) Auch er predigte nicht, das Volk dürfe sich keine irdischen Regenten erwählen, da würde er ja in Gegensatz zu Jehovas Gebot an Samuel geraten sein (l. Samuel 8:1-9), das dem Volk das Recht gewährte, zu wählen. Jesaja 41:24 auf heutige politische Wahlen anzuwenden heißt darum ebenfalls, die Bibel politisch zu mißbrauchen. Wo bleibt das verantwortungsbewußte Bibellesen bei dem, der solche Anwendung praktiziert oder gar zur Wahl vorbringt?
Gottes Königreich wählen?
Es kommt darauf an, wie das gemeint ist. Jeder Christ hat Gottes Königreich oder das
Reich Gottes oder Christus irgendwie erwählt oder zu erwählen, sonst könnte er kein
Christ sein. Das ist zunächst gar keine Frage. Hier wird doch mindestens einiges
durcheinander gebracht, wenn nicht andere Absichten dahinterstehen.
Der WT sagte, man sollte die Stimme ungültig machen. Natürlich boykottiert man auf diese Weise auch die Wahl. Aber man muß doch einmal darüber nachdenken, was es bedeutet. Das nehmen doch die zu wählenden anderen Bürger zur Kenntnis und das sollen sie ja auch, man will sie ja auf diese Weise "belehren", ihnen "Zeugnis geben", zu dem Zweck, daß sie auch so handeln mögen.
Bei dieser Wahl ging es um irdische sozialpolitische Entscheidungen, um die Bestellung oder Einsetzung der notwendigen kommunalen politischen Verwaltung. Es ist höchstwahrscheinlich anzunehmen, daß kaum jemand von denen, die so etwas zum Ausdruck bringen, über den Sinn dessen nachgedacht hat. Sie bringen Gott und Christus auf diese Weise faktisch als möglichen Kandidaten in den Wahlkampf Genau das bedeutet es. Als ob es möglich wäre, durch Stimmabgabe im Wahllokal für Gott oder Christus die Aufgaben der Gemeinde-, Stadt- oder Landesverwaltung lösen zu können. Das würde heißen, man stimmt dafür, Gott und Christus die staatlichen Angelegenheiten und Verantwortlichkeiten aufzubürden. Weil das in Wirklichkeit doch aber nicht geht, da Gottes Königreich jetzt gar nicht dazu da ist, Staatsorgane zu ersetzen, ist das alles ein völlig widersinniges "Zeugnisgeben", das niemand ernst nehmen kann, obwohl es ernst genommen werden soll. Andere Menschen oder gar die Öffentlichkeit in diesem Widersinn belehren zu wollen, muß darum politischen Widerspruch herausfordern. Denn die vom WT gepredigte und damit verlangte politische Verhaltensweise ist angesichts der Notwendigkeit der Aufrechterhaltung kommunaler und staatlicher Ordnung und Verwaltung für alle Menschen unannehmbar.
Nicht über das hinaus, was geschrieben steht
Schon in CV 1 wurde das urchristliche Verhalten in Fragen der Mitverantwortung des
Christen als Bürger in staatlichen Verwaltungsangelegenheiten erörtert. Es wurde
ausgeführt:
Zwar wurden zur Zeit des Urchristentums die Obrigkeiten nur von einer Minderheit eingesetzt, nicht von einer demokratischen Mehrheit des Volkes. Doch waren auch damals die Christen an der Regierungsbildung und politischen Mitverantwortung in der Landesverwaltung beteiligt. Der Schatzmeister, wir würden sagen Finanzminister, der Königin von Äthiopien war getaufter Christ. Apg. 8: 27-39. Christen waren auch der römische Militärkommandeur Cornelius und der politische Statthalter Sergius. Apg. 10:1-48, 13:12. Und es wurde nicht verlangt, den Stand, indem man berufen wurde, zu verlassen. 1. Kor. 7:20. Daraus folgt, daß Christen auch heute politische Mitverantwortung übernehmen müssen, wählen und gewählt werden können. Die Hoffnung auf das "Königreich Gottes" war für die biblischen Urchristen kein Hindernis für politische Mitverantwortung und kann es folglich auch heute nicht sein. Spr. 30:5,6. Wenn wir bei der urchristlichen Hoffnung auf das Königreich Gottes bleiben und nicht über die Schrift hinausgehen, so können wir guten Gewissens in den notwendigen irdischen Angelegenheiten, Staat und Gesellschaft in menschlicher Ordnung zu halten, unsere Stimme bei den dazu nötigen Wahlen, Menschen geben, die das tun sollen, weil es getan werden muß. Wir müssen klar unterscheiden zwischen den Interessen des Königreiches Gottes, das erst im Himmel aufgerichtet sein soll, und den irdischen gesellschaftlichen Interessen, die auch unsere physische und soziale Existenz als Christen beinhalten. Das Königreich im Himmel kann die Menschen auf Erden nicht der Pflicht entheben, dort unter sich für ordentliche Verwaltung in Stadt und Land zu sorgen. Das nicht anzuerkennen grenzt an Nihilismus und Anarchie, die nur dadurch nicht umsichgreifen kann, weil die anderen Menschen bzw. Christen vernünftig sind, was die gesellschaftspolitische Mitverantwortung oder Verantwortung überhaupt betrifft und die WTG-Lehren in dieser Frage zurückweisen.
Ist das nicht zu begreifen? Alle wollen essen und trinken, arbeiten, wohnen, sich kleiden, kaufen, soziale Ordnung haben, verdienen und in gesicherter Rechtsordnung leben, auch Jehovas Zeugen. Aber sie verneinen, daß man dafür die Voraussetzungen schaffen darf, nämlich Männer und Frauen zu wählen, um das alles im örtlichen, nationalen oder internationalen Rahmen zu gewährleisten!
Wird es nicht höchste Zeit, sich über
seine Verantwortung als Christ und Staatsbürger endlich klar zu werden?
Christus gebot, dem "Cäsar" zu geben, was ihm
gebührt. Dies war der sichtbare Ausdruck der direkten Unterstützung der Urchristen für
die politische Regierung oder Obrigkeit Es war eine "Zurückzahlung" für
obrigkeitliche Dienste, eine Anerkennung dieser Dienste. Christen dürfen sich also dessen
nicht entziehen, die politische Regierung mit zu unterhalten. Mit dieser Unterstützung
taten die Christen ihren Teil, der Regierung die materiellen Mittel für die praktische
politische Machtausübung zukommen zu lassen. Wir sehen dann auch Christen selbst an
dieser politischen Machtausübung beteiligt, wie Cornelius, Sergius der Schatzmeister. So
sehen wir wie unrichtig es ist, heute als Christ zu erklären, man zahle zwar materiell
dem "Cäsar", aber man weigere sich, einen Menschen zur Ausübung und
Wahrnehmung der notwendigen Staatsämter zu wählen. Sollen sich die materiellen Mittel in
der Regierungs- oder Staatskasse zu Bergen türmen? Man hilft, die Mittel für die
notwendige politische Verwaltung bereitzustellen, verweigert aber grundsätzlich jedes
Recht, politische Verwaltung auszuüben, und die es trotzdem tun, werden obendrein noch
als "Feinde Gottes" angegriffen und verleumdet. (WT 1. 1. 1957 Christen -
Politik).
Es ist nützlich daran zu erinnern, daß sich die WTG unter Präsident C. T. Russel (1916 gestorben) bis in die zwanziger Jahre nicht in derartige politische Extreme verstieg. Es bestand da noch Übereinstimmung mit urchristlichem Verhalten. Russel schrieb über die "Irdischen Verpflichtungen" der Christen, sie sollten den Umständen entsprechend "an den Abstimmungen und Wahlen teilnehmen und von ihrem Stimmrecht den gewissenhaftesten Gebrauch machen, denen die Stimme gebend, welche sie als die besten Kandidaten betrachten." (Schriftstudien Band 6, S. 590, Magdeburg 1926). Die unverfälschte biblische d. h. urchristliche Königreichshoffnung war und ist in der Tat kein Hindernis für gewissenhafte politische Mitverantwortung.
Wir können sehen, daß die WTG unter Russels Nachfolger, unter WTG-Präsident Rutherford - von WTG-Präsident Knorr fortgesetzt - vom urchristlichen politischen Verhalten abgewichen ist, über das geschriebene Wort hinausgehend. 1. Kor. 4:6. Das muß Ursachen haben. Das ist ein ganzes Kapitel für sich. Diese Änderung des politischen Verhaltens hängt mit der großen politischen Wende zusammen, die sich im I. Weltkrieg vollzog, mit der weltgeschichtlichen Zäsur, die die Oktoberrevolution 1917 in Rußland darstellt. Es wurde jetzt die Lösung der sozialen Fragen der Menschen auf sozalistische bzw. kommunistische, d. h. antikapitalistische Weise auf die Tagesordnung gesetzt Um dem entgegen zu wirken, begann man amerikanischerseits auch alle möglichen Kirchen und Religionsgemeinschaften antikommunistisch und im Sinne des Kampfes gegen echtes soziales Engagement, das zum Sozialismus führt, auszurichten. Im Fall der WTG wurde das mit WTG-Präsident Rutherford bewerkstelligt, der ein Mann der amerikanischen Regierung war. Er begann seine Tätigkeit für die WTG und in der WTG unter direkter Überwachung und Protektion durch Abgeordnete des USA-Kongresses und USA-Senats, wie der USA-Reporter Marley Cole in seinem Buch Jehovas Zeugen' (WTG-Vertrieb 1956) S. 220 beweist Mit Rutherford zog in die WTG die politische Linie ein, in Zukunft grundsätzlich jede sozialpolitische Mitverantwortung abzulehnen. Fortan würden die Zeugen Jehovas also in politischer Hinsicht eine Gemeinschaft sein, die man überall dort fördern, unterstützen oder tolerieren würde, wo es darauf ankommt, echte soziale Verantwortung und damit sozialistisches Denken und Handeln zu verhindern. Ein Ausdruck dessen ist die Umänderung der WT-Bibeldeutung dahingehend, Teilnahme an Wahlen zu verbieten.
Man muß auch folgende allgemeine Erscheinung sehen. Das Urchristentum hat einen unverkennbaren Zug der Hinwendung zu den Armen, Unterdrückten, Ausgebeuteten, Entrechteten, also einen guten sozialen Aspekt. Es sei an die christlichen Zustände in den urchristlichen Versammlungen erinnert, wie Gütergemeinschaft, kein Privatbesitz, laut Apg. 4:32-37 und 5:1-11.
Auch heute neigen echte Christen zu den Ausgebeuteten und Entrechteten. Politisch würde sich das so auswirken, dar Christen jene Bewegungen unterstützten, die für soziale Gerechtigkeit wirken, also sozialistische, kommunistische Alle Kirchen und Gemeinschaften konnten nicht entsprechend politisch umgekrempelt werden oder wenigstens zum Teil nicht. Die WTG aber ist zum schärfsten antisozialen und damit antisozialistischen und antikommunistischen geistigen Schwert unter den kleinen Religionsgemeinschaften geworden. Die Zeit ist herbeigekommen, dem entgegenzutreten.
Die Wahlen waren ein guter Anlaß für alle Brüder und Schwestern, über alle diese Dinge wirklich nachzudenken, sie kamen ohnehin auf sie zu. Die Lösung der Fragen besteht in der Rückkehr zu urchristlichem Verhalten eingedenk dessen, daß es Gott selbst war, der mit der Schöpfung des Menschen seine sozialen Bedürfnisse und ihre Befriedigung begründet hat. Die biblische Königreichshoffnung enthebt nicht der sozialen Aufgabe, Pflicht und Verantwortung, die sich für jeden Menschen daraus ergibt. - 0. L.
Aus eingegangenen Briefen
Aus dem Bezirk Rostock schreibt ein Bruder zum Artikel
"Erwartung - Hoffnung" (Römer 8:24, 25):
Sinngemäß hatte diese schon alles, Bruder Russel, der
Gründer der Organisation, um die Jahrhundertwende vorausgesehen, wenngleich er hier und
da damals noch verständlichen Irrtümern unterlag, besonders der Vollerfüllung im Jahre
1914.
Was ist aber, im Ganzen gesehen, aus dem Werk Russels nach
seinem Tode gemacht worden? Eine überhebliche, überhitzte, lieblose, religiöse
Fanatikerorganisation, beginnend mit dem Präsidenten Richter Rutherford. Die Leiter der
Organisation maßen sich mit ihren Lehren, Aussprüchen und Erwartungen etwas an, was
ihnen niemals zusteht, z. B. die Erfüllung von Hesekiel Kapitel 38 und 39. Darum ist es
hohe Zeit, sich von ihr radikal zu trennen und ihre Irrlehren und Machenschaften, die
unter der Leitung der Wachtturm-Gesellschaft üblich sind, bestimmt und beharrlich
bloßzustellen, hier und überall in der Welt.
Aus Polen:
Möge Dir der Herr Deine Glieder stärken und Deine Lebenstage segnen, damit Du uns dienen
kannst, mit Aufklärungen und Berichten über die WTG. Freue mich, daß Ihr über so viel
Material verfügt, welches uns zum Nachdenken anregt und uns vieles erkennen läßt, was
uns bisher verschlossen war
Übermittle bitte meine herzlichsten brüderlichen
Grüße allen Mitarbeitern von CV. Ich grüße Euch mit Epheser 6:19; Philipper 4:7 und
Kolosser 2:3. Euer Bruder und Mitkämpfer
P. St.
Aus Schweden:
Besten Dank für CV und Brief. Ich lese CV sehr gern, trotzdem mir das Deutsch sehr schwer
fällt. Muß eben das Wörterbuch gebrauchen. Ich verstehe aber die Abhandlungen
vollkommen und besonders interessieren mich die beiden ersten Artikel von Nr. 24. Ich habe
alle Literatur von Brd. Goodrich und Schnell gelesen, aber es scheint, daß Deine Zeitung
bis jetzt die beste ist . . .
Aus dem Bezirk Gera:
Die Nr. 24 ist wieder ganz vorzüglich. Außerordentlich gut gefällt mir Dein
Leitartikel: "Bringen Jehovas Zeugen die biblische Wahrheit?" Wenn jemand aus
der Wahrheit ist, dann müssen diese Wahrheiten wirken . . . Sende bitte CV an die
angeführten Adressen . . .
A 6069-70 V 7 1 512
Zusätzliche Beilage:
WTG-Zweigdiener Konrad Franke, Wiesbaden, wegen 1975
Dienstamts enthoben
Als im Jahre 1966 bemerkbar wurde, daß viele derer, die sich
einst mit der WTG verbanden, in ihr nicht mehr tätig waren, (Jahrbuch 1967, S. 42) setzte
die WTG mit dem Jahre 1975 ein recht greifbares neues Datum für das gepredigte
"Weltende" fest. Viele begannen sich aber zu fragen, warum das? Sagte Christus
nicht, "euch gebührt es nicht, Zeiten und Zeitpunkte zu wissen"? Apg. 1:7. Man
ist geneigt, als einen Hauptgrund anzunehmen, den zahlenmäßigen Rückgang des Werkes
aufhalten oder wieder umkehren zu wollen, der sich 1966 zeigte. Dieses Vorhaben hat bis
jetzt offenbar Erfolg gehabt. Die Teilnehmerzahlen vom Gedächtnismahl zeigen das unter
anderem. Waren es 1966 noch ca. 1,9 Millionen, so waren es 1968 rund 2,4 Millionen Die
Zahl der Heimbibelstudien stieg gegenüber dem Vorjahr sogar um 24 Prozent an. (Jahrbuch
1967, Königreichsdienst 1968, Nr. 8, 10)
Die neue Jahreszahl 1975 veranlaßt zunächst, um 50 Jahre zurückzublicken auf das Jahr 1925. Auch dieses Jahr wurde einst nach der vergeblichen Hoffnung, 1914 käme Harmagedon, als ein neues Enddatum festgesetzt. Auch damals war daraufhin ein zahlenmäßiges Ansteigen des Werkes bis 1925 zu erkennen. 1914 sammelte die WTG z. B. mit dem "Photodrama der-Schöpfung", einer Art Diapositiv-Bildserie mit Kommentar, täglich ca. 35 000 Zuschauer. Beim ersten öffentlichen Kongreß 1919 waren nur noch 7 500 zusamrnenzubringen. Zum Gedächtnismahl im Frühjahr 1925 waren jedoch wieder 90 000 beisammen. Im Herbst 1995 wurde das Ende erwartet. (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 54, 88, 110)
Auch ein weiterer Vergleich zwischen 1925 und 1975 ist interessant Bezüglich 1925 wurde verkündigt, dieses Jahr sei sogar noch schärfer von der Schrift gekennzeichnet als das Jahr 1914. Das Jahr 1925 bringe einen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte, indem dann "vorbildliche Geschehnisse" ihre Enderfüllung erreicht haben sollen. Es würde 1925 eine Auferstehung von Abraham, Isaak, Jakob und anderer Treuer des Alten Bundes stattfinden. (WT 1923, S. 15, Goldenes Zeitalter 1924, Brosch. Millionen jetzt Lebender werden nie sterben, S. 53, 69. Siehe auch "Vom Zeugen Jehovas zum Zeugen Jesu Christi, S. 98-100, H. J. Twisselmann) Der langjährige Mitarbeiter des Bethel in Magdeburg und Brooklyn, William Schnell, berichtete später über die Erfahrungen von 1925: "So begingen wir den Jahresanfang 1925 mit langen Gebeten, weil wir in jenem Jahr auf das Erscheinen des Königreiches hofften und gleichzeitig bauten wir den materiellen Besitz der Gesellschaft immer mehr aus". (Falsche Zeugen stehen wider mich, S. 48, 51, Konstanz 1959) Wie werden Jehovas Zeugen den Jahresanfang von 1975 begehen?
Schon jetzt kracht es im Gebälk. Einerseits wird eine ausdrücklich als zuverlässig dargestellte Chronologie für 1975 gepredigt. Es wird gesagt, 1975 sei das Ende von "sechstausend Jahren der Existenz des Menschen" und "daß die Herrschaft Jesu Christi, des "Herrn über den Sabbat", parallel mit dein siebenten Millennium der Existenz des Menschen läuft".
Andererseits aber verkündigte WTG-Vizepräsident F. W. Franz hierzu in eigenartiger Weise: "Doch wir sagen das nicht!" Er meint, nicht mit Bestimmtheit. (Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, S. 27-36, WT 1. 1. 1957, S. 23)
Einerseits sagt die WTG zu 1975: "Einige Personen, die zu dieser Generation gehören, werden das Ende dieses bösen Systems erleben. Es gilt sorgfältiger zu beachten, daß diejenigen, die im Jahre 1914 so alt waren, daß sie begriffen, was vor sich ging. . . jetzt weit über sechzig Jahre alt sind. Der größte Teil derjenigen, die damals erwachsen waren, ist bereits gestorben. Die Zeit, die noch verbleibt, ist demnach begrenzt, sie ist sehr kurz."
Andererseits aber verkündet die WTG im gleichen Zusammenhang: "Nach Ussher wurde Adam im Jahre 4004 v. u. Z. erschaffen. Nach dieser Berechnung wäre die Menschheit im Herbst des Jahres 1996 u. Z. sechstausend Jahre oder sechs Millennien alt, und nach diesem Jahr würde für die Menschheit das siebente Millennium ihres Daseins beginnen". (Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, S. 95. - Hat sich der Mensch entwickelt . . . . ? S. 169 - Tausend Jahre Frieden nahen, S. 24, 25)
Ist die Frage nicht angebracht, warum zitiert die WTG noch vor dem Hinweis auf 1975 die Zeitrechnung von Ussher, die auf 1966 hinweist? Wenn 1996 nichts bedeutet, warum wird das dann überhaupt zitiert? Erweckt das nicht Fragen und Schwierigkeiten? Es muß aber einen Sinn haben, wenn es zitiert wird. Auf jeden Fall 1äßt dieses erkennen, daß sich der "große Bruder" in Brooklyn nicht unabänderlich auf 1975 festlegen will.
Diese Widersprüche fordern offenbar schon ihren Tribut, ihre Opfer, auch unter den höchsten Dienern! Es zeichnen sich neue Erscheinungen zwischen den leitenden Brüdern, zwischen denen, die fest auf 1975 setzen und damit auf die bisherigen Versprechungen von Brooklyn und nichts anderes gelten lassen wollen ab, sowie denen, die ihre Bedenken gegenüber 1975 haben und sich sehr gern nun plötzlich auf neue Berechnungen, wie dies Brooklyn z. Z. mit dem vorsichtigen Zitat Usshers von 1966 tut, stützen möchten. Die Sache hat inzwischen dramatische Formen angenommen Schließlich müßte es 1975 um Leben und Tod gehen, um den Beginn des ewigen Lebens auf Erden oder um einen Irrtum, der das ganze Werk der WTG erschüttern würde.
Wie aus Kreisen der WTG-Organisation in Westdeutschland bekannt wird, wurde Zweigdiener Konrad Franke, Wiesbaden, am 1. 10. 1969 im Zusammenhang mit 1975 seines Dienstamtes enthoben. Franke habe sich nicht an die Sprachregelung von WTG-Vizepräsident F. W. Franz, Brooklyn, gehalten, bezüglich 1975 im Grunde unverbindlich zu bleiben. Er habe im Gegenteil bei verschiedenen Anlässen immer wieder erklärt, und zwar im Namen der WTG, 1975 sei endgültig, unumstößlich, 1975 sei alles vorbei. Franke sei wiederholt ermahnt worden, die bisherigen Versprechungen fallen zu lassen, aber er sei bei seiner Überzeugung geblieben.
Mit der Amtsenthebung Frankes will das Hauptbüro in Brooklyn nun den westdeutschen Zweig wieder vollkommen in die Hand bekommen und ihre bisherige einheitliche Linie wahren. Daß Franke mit seiner Meinung nicht allein steht, zeigen die weiteren Vorgänge im westdeutschen Zweigbüro selbst. Bisher fest auf das gebaut, was Brooklyn erklärte, verlangen sie jetzt, daß Brooklyn zu dem bisher Gesagten steht. Wie einst 1949 ein Uhlig u. a. fest an die "unmittelbar bevorstehenden Ereignisse" glaubten, jedoch ihren Standpunkt sehr schnell durch die Realitäten wieder verließen, hält Franke und seine Glaubensbrüder fest an die bisherigen Versprechungen von Brooklyn.
Die Katastrophe von 1925 konnte unter anderem dadurch abgefangen und die Verluste an Gliedern vor einem Total dadurch gerettet werden, daß 1925 noch nicht die äußerste Grenze "dieser Generation" erreicht war. Das ist aber 1975 der Fall. In CV Nr. 21 unter dem Thema: "N. H. Knorr mißachtet die Warnung von J. F. Rutherford", wurde auf folgende Äußerung von WTG-Präsident Rutherford hingewiesen: "Jehovas Getreue wurden in ihren Erwartungen für die Jahre 1914, 1918 und 1925 enttäuscht. Später lernten die Treuen, daß sie keine Daten mehr festsetzen sollten". (Rechtfertigung I, S. 332, Magdeburg 1932) WTG-Zweigdiener Konrad Franke ist mit Sicherheit erst der Anfang der Kette interner Dramen, die im Blick auf 1975 beginnen.
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 32
Die wenigsten werden darauf geachtet haben. Ohne Erläuterung weist die CV ab dieser Ausgabe eine neue Kontonummer auf. Der Leitartikel ist (zum letzten Mal) noch mit Willy Müller gezeichnet. Am Ende dieser CV-Ausgabe taucht ein neuer Hinweis auf, über ein Büro der Studiengruppe "Christliche Verantwortung". Das war's dann aber auch schon. Keine näheren Erläuterungen. Auch in den nachfolgenden Ausgaben nicht. Man erinnert sich: Über den Personalwechsel bei der WTG von Franke zu Kelsey hatte die CV halb im Nebel herumstochernd, dennoch mit "großartigen" Schlagzeilen aufgemacht. Man ist geneigt ihre eigene Schlagzeile auch auf sie selbst anzuwenden. Die müsste dann (leicht abgewandelt) lauten: "Willy Müller, Begründer der CV, wegen Differenzen mit DDR-Bürokraten, seines Amtes enthoben!"
CV Christliche Verantwortung
Von diesem Mann, den sie sich vom Halse schaffen soll,
noch ein Kind? Das mußte offensichtlich verhindert werden Wo kein Kläger ist, ist kein
Richter - auch unter Zeugen Jehovas nicht. Reinheit der Organisation? Was verbirgt sich
hinter dieser Behauptung nicht alles!
Nur die Zeugen Jehovas nicht in Mißkredit bringen.
Ich habe mir jetzt doppelt Mühe gegeben, als Zeuge Jehovas zu leben. Immer noch glaubte
ich fest, es ist Jehovas Organisation, bei der ich nun in mancher Hinsicht schlecht
angeschrieben war, wie man so sagt. Sie hatten auch meine Verkündigerkarte eingesehen,
auf der meine Gottesdienstleistungen verzeichnet waren. Felddienststunden, Nachbesuche,
Heimbibelstudien, Literaturverkauf und sonstige wichtige Vermerke. Auf dieser Karte war
natürlich weniger verzeichnet als bei anderen, weil ich beruflich mehr belastet war.
Diese Mängel hatte man mir auch vorgehalten: Hör mal zu, Bruder Peters, wir sehen hier,
du erreichst deine Quoten (ein bestimmtes Soll an Haus-zu-Haus-Dienst und
Literaturverkauf) nicht mehr, du liegst unter dem Durchschnitt. Was machst du überhaupt?
Und häussliche Schwierigkeiten hast du auch? Ich sagte mir also, so geht das nicht
weiter. Aber was tun? Ich antwortete den Brüdern: Es geht nun zu Ende mit meiner
Berufsausbildung, das Examen rückt immer naher, und da habe ich natürlich wieder etwas
mehr zu tun.
Sie hatten hierfür aber kein Verständnis: Du weißt ganz genau, in der Heiligen Schrift
steht geschrieben, daß der Baum, der keine Früchte trägt, umgehauen und ins Feuer
geworfen wird.
Wieder hatte man den gewissen Zeigefinger drohend vor mir erhoben.
Ich war verzweifelt und wußte weder ein noch aus. War bei mir wirklich etwas nicht in
Ordnung? Ich stellte mir immer wieder dieselben Fragen: Hast du nicht vielleicht doch
selbst Schuld an allem? Bist du nicht selbst die Ursache, daß alles so gekommen ist? Ich
steigerte mich immer mehr in eine gewisse Panik hinein, daß ich vielleicht unter
Mißachtung des Wachtturm und der Bibel mir selbst diese unglücklichen Zustände
geschaffen hätte. Vielleicht hat dir Jehova tatsächlich seinen Segen entzogen.
Andererseits hatte ich doch in meinem Glauben nie nachgelassen oder gar gezweifelt. Ich
hatte eben nur weniger getan als viele andere. Aber kommt es auf viel oder wenig an?
Ich arbeitete nun in den folgenden Wochen wie ein Irrsiniger; denn auch in der Schule
hatten meine Leistungen durch die häuslichen Schwierigkeiten und seelischen Kontlikte
rapide nachgelassen. Ja, ich war oft gar nicht mehr in der Lage, etwas in mir aufzunehmen.
Der Dozent stand vorn und rechnete etwas vor, Formeln, Daten, und ich schaute hin und
hatte ganz andere Dinge im Kopf. Ich rutschte immer mehr ab und verhaute eine Arbeit nach
der anderen. Was ich sonst mit Leichtigkeit schaffte, wuchs mir nun einfach über den
Kopf.
Ich wurde zur Schulleitung gerufen, und dort machte man mir Vorhaltungen, was mit mir los
sei. Hätte ich dem Bergschuldirektor damals ehrlich gesagt, was mit mir los war, dann
wäre alles noch gut gegangen. Aber nein, ich habe alle in Schutz genommen. Die
Organisation, meine Frau - nichts habe ich gesagt. Stattdessen schob ich eigenes
Unwohlsein und Krankheit meiner Frau vor, um mein Nachlassen zu erklären, und ich habe
offensichtlich gelogen, nur um Jehovas Zeugen nicht in schlechtes Licht zu stellen. Denn,
hätte ich erzählt, was ich durchmachen muß, mit den Schwiegereltern, mit meiner Frau,
mit dem Komitee, die Drohungen mit dem Baum, der ins Feuer geworfen wird, die Gegnerschaft
des Komitees gegen meine Berufsausbildung, weil das Zeit und Kraft fordert, die Lügen und
Gemeinheiten gegen mich, Ich weiß nicht, was das geworden wäre. Also verschwieg ich
meine Probleme und log etwas anderes zusammen. Ich war nämlich sonst immer offen als
Zeuge Jehovas aufgetreten - auch meinen Berufskollegen gegenüber, und ich bin nicht
selten von denen verspottet und verhöhnt worden; denn die meisten von ihnen waren strenge
Katholiken. Wie konnte ich also nun offen über meine Probleme als Zeuge Jehovas sprechen.
Damit hätte ich doch Schande über die Organisation gebracht.
Ich wollte meinen Klassenkameraden von der wahren christlichen Nächstenliebe predigen und
hatte selber einen seelischen Beistand am nötigsten; denn sie führten zum größten Teil
eine gute Ehe und wußten vor allen Dingen, was sie wollten. Ihre Frauen kamen auch
häufig zur Schule und holten sie ab; aber meine Frau brachte das nicht fertig. Sie ging
stattdessen lieber zu anderen Menschen und heuchelte denen vor, wie groß doch die Liebe
in Gottes Organisation sei. Mich von der Schule abzuholen wäre ja Zeitvergeudung gewesen.
-
Unter unendlichen Mühen habe ich es dann aber doch geschafft; denn durch das schriftliche
Examen ging ich mit einer glatten 3.
Bin ich denn ganz von Gott verlassen?
Trotz meines beruflichen Erfolges wurden meine häuslichen Schwierigkeiten immer größer;
denn der Entschluß, mich endgültig abzuservieren, war ja bereits schon lange gefaßt.
Nur ich wollte es einfach nicht glauben. In diese Spannung fehlte nur noch ein Zündfunke,
und der ließ auch nicht lange auf sich warten.
Eines Tages, ich saß unten in der Bremskammer und machte mir Notizen. Unter Tage ist nun
mal die Beleuchtung ziemlich schlecht und hier hatte man eine Neonbeleuchtung angebracht,
die durch Preßluft betrieben wurde. Hier hatte ich mich wegen der guten Beleuchtung also
kurz mal hingesetzt, um mir einige wichtige Notizen zu machen; denn mein Reviersteiger,
dem ich als Lehrsteiger beigegeben war, war plötzlich kank geworden, und nun mußte ich
für ihn den Betrieb leiten.
Als ich nun so sitze und schreibe, sagt plötzlich jemand: "Glück auf!" Vor mir
steht der Fahrsteiger. Ich stehe natürlich sofort auf und stelle mich vor; denn ich war
ja erst wenige Tage in diesem Teil der Grube tätig und war bisher mit dem Fahrsteiger
noch nicht persönlich bekannt geworden.
Dieser Fahrsteiger hielt es aber nicht für nötig, sich mir gegenüber auch vorzustellen,
sondern er fuhr mich gleich an: "Sagen Sie mal, was machen Sie denn hier in der
Bremskammer?"
Höflich erwiderte ich ihm: "Herr Fahrsteiger, ich mache gerade meine
Anwesenheitsliste fertig, und außerdem habe ich für den morgigen Tag telefonisch für
die Förderstrecke ein breiteres Förderband angefordert; denn das alte ist zu schmal und
schafft die Fördermengen nicht mehr." Eigentlich wollte ich ihm noch über weitere
Mängel berichten, aber dazu ließ er es gar nicht mehr kommen, sondern er unterbrach mich
wütend mit den Worten: "Hören Sie mal, ich möchte Sie in Zukunft nicht noch ein
mal sitzend antreffen; denn Sie befinden sich hier im Bergbau und nicht in der
Schreibstube."
Dies war genau der Ton, den ich noch aus meiner Militärzeit in Erinnerung hatte, und so
reagierte ich dann auch. Ein Wort gab nun das andere, und als der Herr Fahrsteiger merkte,
daß er mit mir nicht umspringen konnte wie mit einem dummen Jungen, entfernte er sich mit
den Worten: "Sie werden sich heute nach der Schicht beim Betriebsführer
melden."
Nach der Schicht erwartete mich der Betriebsführer bereits im Steigerbüro; aber auch der
ließ mich gar nicht richtig zu Worte kommen. Für ihn schien es eine Todsünde zu sein,
daß ich es gewagt hätte, den anmaßenden Ton meines Vorgesetzten zu kritisieren, und so
brüllte er unter anderem, daß es durch die ganze Lohnhalle schallte: "Wenn Sie
nicht spuren wollen, dann müssen wir uns eben trennen!"
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich geschwiegen hätte; aber plötzlich war bei
mir das Maß voll, und so sagte ich dem Betriebsführer, daß ich unter diesen Bedingungen
nicht gewillt sei, den Sündenbock oder dem dummen Jungen zu spielen.
Gewiß hätte ich unter normalen Umständen die eben geschilderten Begebenheiten gar nicht
einmal so tragisch genommen; denn Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten ähnlicher
Art zwischen Steiger und Betriebsführer gehören in den Zechen an der Ruhr zur
Tagesordnung. Schon die Tatsache, daß man mir vertretungsweise - obwohl ich ja noch
Lehrsteiger war - volle Verantwortung übertragen hatte, beweist doch hinreichend, daß
die Betriebsleitung volles Vertrauen zu mir hatte.
An jenem Tage war aber einfach das Maß bei mir übergelaufen - leider gerade im unrechten
Moment; denn der dauernde seelische Druck durch die häuslichen Ereignisse und durch die
Zeugen-Organisation, mußte früher oder später zur Entladung führen. Ich schmiß also
alles hin und forderte meine Papiere, und was das bedeutete für mein weiteres berufliches
Fortkommen, wurde mir erst bewußt, nachdem sich meine Erregung gelegt hatte. Wohl war ich
moralisch im Recht; aber was spielt dieser Begriff schon für eine Rolle in einem
Gesellschaftssystem, das den Untertanengeist noch für die höchste Tugend hält.
Wenige Tage später wurde ich zur Schulleitung gerufen, und dort machte man mir dann auch
in unmißverständlicher Weise klar, daß ich, obwohl ich ja das Examen bestanden hatte,
mit der Aushändigung eines Steigerpatentes aus "moralischen Gründen" nicht zu
rechnen habe; denn immerhin sei es der Betrieb gewesen, der meine ganze Ausbildung bezahlt
habe.
Wohl hätte ich mit rechtlichen Mitteln gegen den Beschluß der Schulleitung ankämpfen
können, aber in meiner damaligen Verfassung fehlte mir einfach die Kraft und auch der
Wille, um diesen Kampf durchzusetzen. Zu lange hatte ich ja schon vorher immer wieder mit
dem Gedanken gespielt, diese schweren beruflichen Belastungen zugunsten meiner religiösen
Überzeugung einfach abzuschmeißen.
Ich lies mir dann noch bescheinigen, daß ich freiwillig die Bergschule verlassen habe, um
später den Brüdern beweisen zu können, wie willig ich ihrem Wunsche entgegengekommen
war.
Ich ging dann nach Hause. Nun würde sich alles klären mit meiner Frau, mit der
Organisation und mit dem Brüderkomitee Endlich hatte ich die belastende Bergschule hinter
mir, und ich glaubte auch fest daran, endlich über den kritischen Berg hinweg zu sein.
Gereichen denen, die Gott lieben, nicht alle Dinge zum Guten? Endlich konnte ich mich dem
Hauptwerk widmen, wie es die Organisation Jehovas erwartet, dem Dienst der Verkündigung.
Arbeit für den Lebensunterhalt würden wir immer haben, doch leider hatte ich die
Rechnung nicht mit dem Wirt gemacht!
Eine Frau, die mit dem ganzen Herzen Zeuge Jehovas ist und fest im Glauben steht, hätte
sich gefreut, daß ihr Mann nun endlich so weit ist und alles Materialistische
abgeschüttelt hat, was die Organisation nicht für nötig hält, Sie hätte sich gefreut,
daß ihr Mann sich durchgerungen hat, auch das Letztmögliche für den Glauben
einzusetzen. Bei meiner Frau wirkten aber meine Erklärungen wie ein Blitz aus heiterem
Himmel. Sie hatte sich nämlich vorgestellt: "Na, wenn dein Mann erst einmal Steiger
ist, dann beginnt gewiß ein sehr schönes Leben - schönes Gehalt, freie Dienstwohnung
mit allem Komfort, schöner Wagen usw. Ja, und nun kam ich - Schulabschlußfeier usw. war
alles schon festgelegt - und erklärte ihr, daß alles aus und vorbei sei. Daß dies aber
auch auf meine Ehe zutreffen wurde, damit hatte ich jedoch nicht gerechnet.
Gegen den Osten ist jedes Mittel recht
Ich hatte nun aber versucht, meiner Frau die Dinge klar zu machen, daß doch alles nicht
so schlimm sei. Ich kann doch auch andere Arbeit machen, und es gibt doch noch mehr
Berufe, in denen ich arbeiten kann, und die mir auch gewiß besser liegen", sagte
ich. "Weißt Du was, fuhr ich fort, "ich nehme mir jetzt erst einmal meinen
Urlaub und fahre zu meinen Eltern in die DDR. Ich habe nämlich bei früheren Besuchen
erfahren, daß einem dort die Gründung einer neuen Existenz bedeutend leichter gemacht
wird als hier, und wirtschaftlich besser wird es ja dort auch einmal, und wo es besonders
darauf ankommt: Brüder gibt es dort auch."
Fast schien es mir so, daß meine Frau mit meinen neuen Vorschlägen einverstanden war;
denn wir überlegten bereits was wir mit unseren Möbeln tun würden, wenn wir einmal
umsiedeln. -
Am Nachmittag desselben Tages hatte ich noch einige Besorgungen zu machen, und als ich
nach einigen Stunden wieder zurück kam, saß bei mir in der Wohnung der Bruder Josefowski
(Mitglied des Brüderkomitees). Dieser eröffnete mir auch sogleich: "Hör mal zu,
ich habe gehört, Du willst in die Ostzone übersiedeln?"
"Na und" - sagte ich. Doch da braust er gleich auf: "Ja, ist denn das die
Möglichkeit? Hast Du schon mal an Deine Frau dabei gedacht? - Andere Brüder verlassen
die Ostzone und kommen nach dem Westen zu uns, und Du willst dahin? Das kann doch nicht
dein Ernst sein, das kannst Du doch Deiner Frau nicht zumuten!" Ich sagte:
"Wieso, sie hat doch lange genug drüben gewohnt, und es ist für sie darum auch
nichts Neues. Dort reißt man keinem Menschen den Kopf ab. Im Gegenteil, was berufliche
Ausbildung anbetrifft, so habe ich dort sogar weit bessere Möglichkeiten als hier."
Er ließ sich von mir aber nicht überzeugen und wurde mit seinen Äußerungen und
Drohungen immer deutlicher. Zuletzt sprang er sogar auf, fuchtelte mir mit den Händen
wild vor dem Gesicht herum und sagte: "Ich sehe, Du bist unbelehrbar, und darum werde
ich es zu jeder Zeit befürworten, daß Deine Frau das nicht mitmachen braucht."
Natürlich kam nun auch bei mir langsam das Blut in Wallung; denn was hatte dieser Bruder
für ein Recht, sich in meine familiären Angelegenheiten einzumischen? Ich sagte ihm
darum: "Es ist komisch, auf eine Art heißt es immer, wir sollen als Zeugen Jehovas
immer bestrebt sein, möglichst an der vordersten Front zu stehen, und keiner soll davor
zurückschrecken, wenn es möglich ist, sich in die Höhle des Löwen zu begeben. Sich in
der Etappe herumdrücken, das kann jeder. Aber dort, wo ich hinzugehen beabsichtige, ist
die vorderste Front.
Der Bruder ließ sich aber auf nichts ein. Empört über mich, sagte er zu meiner Frau:
"Ja, unter diesen Umständen werden wir Dir nichts mehr in die Wege legen, wenn Du
Dich ganz von Deinem Mann trennst." Ich war einfach sprachlos. Der Bruder ging, und
meine Frau ging gleich mit.
Fortsetzung folgt.
Im Vorschatten des Jahres 1975
Das Jahr 1975 wirft seine Schatten immer stärker voraus. In
"Erwachet" Nr. 16 vom 22. 8. 69, werden die jungen Bruder und Schwestern daran
erinnert, "daß dieses verderbte System in einigen wenigen Jahren enden wird"
und daß sie deshalb in diesem System "nie alt werden". Sie werden also auch nie
das Ende einer beruflichen Laufbahn erreichen, wenn diese viele Jahre erfordert, die ihnen
dieses System in dieser Endzeit bietet. Langes Studium ist unsinnig und verlorene Zeit.
Darum finden es Eltern, die ihr Leben nach Gottes prophetischem Wort ausrichten, viel
nützlicher, ihren Kindern einen Beruf erlernen zu lassen, der nicht eine so lange
Studienzeit erfordert. Und Berufe wie der des Zimmermanns, des Installateurs und anderer
Handwerker sind nicht nur nützlich, sondern werden vielleicht noch nützlicher bei dem
Wiederaufbau, der in Gottes neuer Ordnung erfolgen wird." Im übrigen wird den
Jugendlichen empfohlen, viel mehr Zeit für den Verkündigungsdienst zu verwenden.
Man fragt sie: "Was ist wirklich praktisch: sich auf seine Stellung in dieser Welt
vorzubereiten, die bald vergehen wird, oder darauf hinzuarbeiten, das Ende dieses Systems
zu überleben und ewiges Leben in Gottes gerechter neuer Ordnung zu erlangen?"
Warum versucht die Leitung der WTG, junge Menschen in ihrer Berufswahl zu beeinflussen
resp. die Eltern? Ist sie besorgt, daß die Produktion in der neuen Druckerei in Brooklyn
lahmgelegt wird, wenn der Felddienst in bezug auf berufliche Ausbildung ins Hintertreffen
kommt? Übernimmt sie die Garantie, wenn ihre Prophezeiung nicht eintrifft, alle die
Brüder und Schwestern zu entschädigen auf Grund ihrer Behinderung in der Berufswahl Ist
sich die Leitung bewußt, daß sie diesen jungen Brüder und Schwestern für ihr ganzes
Leben schädigt, wenn sie ihnen quasi verbietet, alle Möglichkeiten, sich zu
qualifizieren, zu nutzen?
Ist sie sich nicht bewußt, daß sie mit solchem Rat alle Menschen schädigt?
Liebe Brüder und Schwestern, denkt darüber nach und beantwortet euch die Fragen selbst.
Ein Beispiel dazu: Im Jahre 1924 gab man den Brüdern und Schwestern den gleichen Rat,
weil 1925 dieses System enden sollte. Man gab sogar noch den Rat, keine
Versicherungsbeiträge, wie Altersrente usw. mehr zu zahlen. da dies zwecklos sei. Diese
Brüder hatten dann nach 1925 den Schaden, den sie erlitten, selbst zu tragen. Trotzdem
sie den Rat der WTG-Leitung befolgten, entschädigte man sie nicht und hatten im
Rentenalter dann den Schaden bis an ihr Lebensende zu spüren. Mir persönlich sind solche
geschädigten Brüder bekannt geworden. Weil man ihre Briefe nicht beantwortete, fuhr man
persönlich nach Magdeburg in das Zweigbüro und trug ihnen dort die Notlage, in die sie
geraten waren, vor. Die Antwort war: "Es tut uns leid, lieber Bruder, aber wir
glaubten, euch damit zu helfen, daß es anders kam, ist der Wille des Herrn, das System
sollte eben noch nicht zu Ende sein. Leider können wir dir hier auch nicht helfen.
Übrigens hättest du es ja auch nicht tun brauchen, unseren Rat zu befolgen, es war ja
unser Rat und nicht der Rat des Herrn. Vielleicht kann euch die Gruppe eurer Stadt ab und
zu etwas geben, es darf aber nicht aus der "Guten Hoffnungskasse" genommen
werden, sondern muß gesondert gesammelt werden. Dies ist der Rat, den wir dir erteilen
können. Wir hoffen, daß du dort Erfolg haben wirst. Ob es heute anders sein wird?
Beantwortet euch die Frage selbst.
Eheverbot
Weil die Brüder oder Schwestern unter den Zeugen Jehovas keinen geeigneten Ehepartner
finden konnten, haben einige von ihnen "Ungläubige" (aus anderen
Gemeinschaften, die ja in der WTG als Ungläubige gelten) geheiratet.
Der Wachtturm vom 15. 9. 1969, Nr. 18, tadelt dies als eine "Mißachtung dessen, was
Jehovas Wort in dieser Hinsicht gebietet."
Es sei eine gefährliche Handlungsweise und lasse "eine Schwächung des Willens
auszuharren erkennen." Zur Begründung wird das Beispiel Jeremias herangezogen.
Dieser erhielt von Jehova das Gebot: "Du sollst dir kein Weib nehmen und weder Söhne
noch Töchter haben an diesem Orte" (Jeremia 16:1 f). Er durfte nicht nur keine
ungläubige Frau, sondern überhaupt nicht heiraten. Jehova nannte als Grund des Verbots
das bevorstehende Gericht, das den Massentod durch Hunger und Schwert über Israel bringen
wird.
Diese Begründung gilt auch heute im Blick auf 1975 "Sollten wir, die wir in einer
viel ernsteren Zeit leben als damals Jeremia, nicht beweisen, daß wir gewillt sind
auszuharren, indem wir dem Wort Jehova gehorchen und, wenn wir heiraten, "nur im
Herrn" heiraten? Wäre es nicht besser, wenn nötig, zu warten, bis einem Jehova das,
was man zum Ausharren persönlich benötigt, zu kommen läßt, als ihm zu mißfallen?
Liebe Brüder und Schwestern, sind diese Worte der Aufforderung nicht die gleichen, welche
im Suche "Kinder" erschienen 1941 und verteilt an 15 000 Kinder auf dem Kongreß
vom 6.-10. August 1941 in St. Louis, USA. Dort hieß es unter anderem: "Unsere
gegenwärtige Pflicht ist klar, wir müssen jetzt Zeugen für den Namen Jehovas und sein
Königreich sein". Harmagedon in nur wenigen Jahren, seit 1935. Jetzt 1975, mithin 40
Jahre später, als damals den Kindern bis zu 18 Jahren versprochen wurde von Präsident
Rutherford. Wurde hier nicht eine ganze Generation unter den Zeugen Jehovas mit schönen
Worten um ihr Recht auf Liebe gebracht? Was sagen diese Kinder von 1941 heute? (Siehe CV
Nr. 24, S. 6).
Wenn man die WT-Literatur aufmerksam verfolgt, wiederholt sich früher Verkündetes oft
als "Neues Licht".
Deshalb die Aufforderung der WTG-Leitung, alle alte Literatur zu vernichten, da sie
wertlos geworden sei. Wertlos für die Leitung, von Wert aber für alle prüfenden Brüder
und Schwestern. Das Alte sind nun die Vorschatten von 1975 geworden, rnerket auf!
B. M.
Aus eingegangenen Briefen:
Aus dem Bezirk Gera:
CV Nr. 25 ist wieder sehr interessant. Der Artikel: "Warum die Wachtturm-Botschaft
kein Wasser des Lebens ist" ist sehr aufklärend und man sollte meinen, daß dies
jeder bejahen muß, daß die WTG kein Wasser des Lebens geben kann. Auch die Überschrift
des Leitartikels ist sehr treffend. Schon die Frage: "Bringen Jehovas Zeugen die
biblische Wahrheit?" kann mit einem großen "Nein" beantwortet werden . . .
Fahrt weiter so fort in Eurer Aufklärungsarbeit, der Erfolg wird nicht ausbleiben.
Aus dem Bezirk Gera:
Die Nr. 24 ist wieder ganz vorzüglich. Außerordentlich gut gefällt mir Dein
Leitartikel: "Bringen Jehovas Zeugen die biblische Wahrheit?" Wenn jemand aus
der Wahrheit ist, dann müssen diese Wahrheiten wirken . . . Sende bitte CV an die
angeführten Adressen
Aus Schweden:
Besten Dank für CV und Brief. Ich lese CV sehr gern, trotzdem mir das Deutsch sehr schwer
fällt. Muß eben das Wörterbuch gebrauchen. Ich verstehe aber die Abhandlungen
vollkommen und besonders interessierten mich die beiden ersten Artikel von Nr. 24. Ich
habe alle Literatur von Bruder Goodrich und Schnell gelesen, aber es scheint, daß Deine
Zeitung bis jetzt die beste dieser Art ist . . . .
Aus dem Bezirk Dresden:
Ja, die WTG ist ein Trauerspiel. Sie behaupten, daß die andere Glaubensgemeinschaften von
der Bibel sprechen, aber nicht danach leben und handeln. Wie freute ich mich, als ich die
ZJ damals kennen lernte, daß ich endlich das Richtige gefunden zu haben glaubte. Leider
stellte ich aber bald fest, daß sie noch weit schlimmer waren; denn sie handelten
fortgesetzt entgegen den biblischen Lehren. Dies erkennen zu müssen, war ein furchtbarer
Schlag und ein elendes Erwachen für mich. Viele Jahre meines Lebens habe ich hier nutzlos
verbracht, immer im Glauben, es wird sich alles zum Guten wenden. Es ging aber nicht zum
Guten aus, sondern der Zustand in der Organisation wurde immer schlimmer, so darf ich es
aufgab, hier noch länger zu weilen. - Ich hätte es viel eher tun müssen, mir wäre viel
erspart geblieben. In der WTG-Organisation ist keine Liebe und Verstehen. Jeder sollte
diese Warnung beachten und fern bleiben . . .
Schatten über den neuen westdeutschen Zweigdiener:
Bei CV gingen Anfragen ein, in denen um Auskunft über den neuen westdeutschen Zweigdiener
gebeten wird. Im Namen aller Interessierten fordert CV in aller Öffentlichkeit die WTG
auf, Auskunft über den neuen westdeutschen Zweigdiener zu erteilen.
Wie aus den bei CV eingegangenen Anfragen ersichtlich, bitten wir, besonders auf solche
Fragen dabei einzugehen, wie seine Haltung gegenüber den Machenschaften der WTG, seine
Einstellung zu den angeblich 1975 bevorstehenden Ereignisse zum Ausdruck kommt und wie er
versuchen wird, die "theokratischen Prinzipien" von Brooklyn durchzusetzen.
Wir empfehlen der WTG eine öffentliche Antwort
Büro der Studiengruppe "Christliche Verantwortung", 65 Gera, Böttchergasse 1
A 6097-70 V 7 1 513
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgabe
CV 33
Er hat sich nicht näher vorgestellt, jener Herr, der sich "Wolfgang Daum" nennt, und der ab dieser CV-Ausgabe in Nachfolge des Willy Müller, nunmehr als formaler Herausgeber jenes Blattes fungierte. Hatte es Müller immerhin geschafft, das Blatt im Zwei bis Drei-Monatsrythmus herauszubringen, so trat nunmehr erstmal eine größere Pause ein. Die letzte noch von Müller redigierte Ausgabe datierte vom Mai 1970. "Daum" hingegen konnte erst im Oktober 1970 seine erste Ausgabe vorlegen. Wenn man selbst von Kindheitstagen im Sinne der Zeugen Jehovas erzogen wurde, dann bildet man sich ja auch so seine Meinung über neue Bekanntschaften in diesem Kontext. Als ich den Herrn "Daum" kennenlernte, blieb bei mir nur ein kopfschüttelndes Staunen übrig, wieso ausgerechnet der, nunmehr Herausgeber der CV wurde.
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Widersprüche erkennen
Auch Jehovas Zeugen brauchen die Gesellschaft, den Staat, in diesem Fall den
sozialistischen Staat, die sozialistische Ordnung. Sie bauen diese Ordnung beruflich sogar
mit auf. Es ergibt sich die Schlußfolgerung, daß sie sich einfach nur der Bedeutung,
Auswirkung, Folgen, Erfordernisse und Notwendigkeiten ihres sozialen Lebens inmitten der
Wirtschafts- und Staatsordnung, ohne die auch sie nicht existieren können, bewußt werden
müssen. Wird ein Zeuge Jehovas krank, geht er zum Arzt oder ins Krankenhaus und läßt
sich behandeln. Er nimmt also die Vorkehrungen, die der Staat getroffen hat, in Anspruch.
Warum wendet er sich nicht um Hilfe an die Wachtturmgesellschaft Braucht er eine Wohnung,
geht er zur Wohnraumbehörde, wird er alt und pflegebedürftig nimmt er staatliche Rente,
Kuraufenthalt oder andere Dienste in Anspruch und er tut gut daran, denn von Hilfe der WTG
für Alte und Gebrechliche hat man noch nie etwas gehört. Wenn es in deinem Haus brennt,
rufst du die Feuerwehr. Bemerkst du, daß ein Dieb nach deinem Eigentum trachtet, wendest
du dich um Hilfe an die Polizei.
Wie können die Zeugen Jehovas angesichts dieses Angewiesenseins auf solche Ordnungen sich
und anderen laufend predigen, jedes bewußte Eintreten hierfür und jede Übernahme von
Verantwortung hierfür, was notwendigerweise Politik ist, abzulehnen?
Wo dieser Widersinn bisher tatsächlich nicht erkannt wurde, sollen diese Zeilen dazu
beitragen, daß sich die Diener und alle Verkündiger ihrer Verantwortung bewußt werden.
Wer sich aber dessen bewußt ist, daß er und alle anderen Bürger die Staats- und
Gesellschaftsordnung brauchen, daß es notwendig ist, deshalb Menschen mit der Schaffung
und Aufrechterhaltung solcher Ordnung zu betrauen, aber dennoch öffentlich predigt, es
sei falsch, solche Verantwortung zu übernehmen, wie es Jehovas Zeugen bei den
DDR-Kommunalwahlen am 22. März 1970 wieder demonstriert haben, spielt ein moralisches und
politsches Doppelspiel.
Es muß aber gesagt werden, daß die einfachen Zeugen Jehovas und die Diener in den
Versammlungen die Wirklichkeit falsch einschätzen. Sie sind sich deshalb ihrer
eigentlichen staatsbürgerlichen Mitverantwortung, herrührend aus ihren sozialen Rechten
und Ansprüchen, nicht recht bewußt. Es ist eine Art Zurückbleiben hinter der
gesellschaftlichen Wirklichkeit, die sie längst praktisch mitgestalten.
Schöpfungsbedingte Rechte und Interessen
Im Prinzip ist die Sache sehr einfach zu bewältigen. Der WT selbst ist einmal den Dingen
sehr nahe gekommen, als er sich gezwungen sah, die Frage "Persönliche Interessen des
Menschen" zu behandeln. (WT 15. 9. 1956, Nr. 18, Wiesbaden). Gewisse Ausführungen
dieses WT können' der Ausgangspunkt sein, die Situation ehrlich und unvoreingenommen
einzuschätzen. Der "Wachtturm" führte mit Bezug auf alle Menschen, unabhängig
von ihrem jetzigen Glauben, aus:
"Die Neigungen zu gewissen fundamentalen Interessengebieten sind jedem Mann und jeder
Frau eingepflanzt, gemäß ihrer menschlichen Natur, die von ihrem Schöpfer entworfen
wurde. Es zeigt sich, daß er (der Mensch), wo er sich auf Erden befinden mag, von Natur
aus die gleichen grundlegenden Interessen hat, weil nämlich alle Menschen von dem
gemeinsamen Ahnen Adam abstammen. Solche ihnen von Gott in ihrer Urform eingepflanzten
Interessen tragen den Stempel der rechtlichen Anerkennung Gottes, und dies als Rechte, die
ihnen von Gott übertragen worden sind." (S. 559, Abs. 2). Dann führt der WT aus,
daß aus diesen grundlegenden Interessen, die Gott einpflanzte, Naturgesetz genannt, die
gesellschaftspolitische Ordnung hervorgeht, die der Mensch schafft. Der WT zeigt das,
indem er sich auf die gesellschaftspolitische Ordnung Englands als Beispiel bezieht und
dazu die "Commentaries on the Laws of England" (Kommentare zu den Gesetzen
Englands) von Wm. Blackstone, Band I, S. 26, und "Bouviers Law Dictionary"
(Bouviers Gesetzwörterbuch) von 1934, S. 671, zitiert. \Der WT zitiert: "Rechte, die
der Mensch auf Grund des Naturgesetzes besitzt".
"Da der Mensch in allem unbedingt von seinem Schöpfer abhängig ist, ist es
notwendig, daß er sich in allen Punkten dem Willen seines Schöpfers anpasse. Dieser
Wille seines Schöpfers wird Naturgesetz genannt. Denn als Gott den Menschen erschuf, und
ihm für sein Verhalten auf allen Gebieten des Lebens den freien Willen ließ, legte er
gewisse unwandelbare Gesetze für die menschliche Natur fest." (S. 560, Abs. 3)
Weiter zitiert der WT: "Dieses Gesetz, daß Gott allen Menschen vorgeschrieben hat,
nicht durch irgendeine formelle öffentliche Bekanntmachung, sondern allein durch das
innere Diktat der Vernunft
(Diese) Gesetze der Natur mögen auf sechs reduziert
werden, nämlich: 1. relativer Scharfsinn oder relative Vernunft, 2. Liebe zum Ich, 3.
gegenseitige Anziehung der Geschlechter, 4. Zärtlichkeit der Eltern gegenüber ihren
Kindern, 5. religiöses Empfinden und 6. Geselligkeitstriebe." (S. 560, Abs. 4)
Gründliches durchdenken
Mögen besonders die Diener durchdenken, was der WT selbst zum 2. und 6. dieser erwähnten
Naturgesetze ausführt, die den Kern oder Sinn der hier erörterten Probleme berühren.
Das zweite Naturgesetz ist das der Liebe zum Ich. Die Bibel bestätigt das Vorhandensein
dieses Grundprinzips in der menschlichen Natur, das Gott in sie gelegt hat. Es steht
geschrieben: Du sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst. (3. Mose 19:18, NW).
Dieses starke Recht auf Liebe zu sich selbst drängt jeden Menschen, an die eigene
Bewahrung zu denken, an Schutz vor Schädigung von Leib und Leben, an die Vermeidung all
dessen, was ihn verletzen könnte, und an die Vorsorge für all das, was zu seiner
Weiterexistenz notwendig ist. Diese Interessen für das eigene Ich umfassen ein weites
Gebiet und rufen ihrerseits das menschliche Interesse für viele weitere Gebiete wach.
Eine gesunde Liebe zum Ich oder ein mäßig entwickeltes Interesse an sich selbst ist gut
und richtig.
Wo aber die Liebe zu sich selbst oder die eigenen Interessen dermaßen gepflegt werden,
daß der Nächste oder Mitmensch ausgeschaltet wird, hat man sich auf einen schlechten Weg
begeben. Dies führt zu Schwierigkeiten und Fehlern, für die man sich zu verantworten
hat. Man muß dies in Form von Gegnerschaften bezahlen, in Form von Strafen, die zu einem
unglücklichen Zustand führen. (S. 560 f, Abs. 8, 9)
"Das letzte der sechs Naturprinzipien, die dem Menschen innewohnen und seine
persönlichen menschlichen Interessen berühren, ist jenes der "Geselligkeit".
Das Bedürfnis, das der Mensch hat, in Geselligkeit zu leben, ist eines der Urgesetze der
Natur, von denen sich unsere Pflichten und Rechte herleiten, und die Existenz einer
Gesellschaft hängt von der Bedingung ab, die Rechte aller Menschen zu respektieren. Kein
normaler Mensch wünscht das Leben eines Einsiedlers zu führen und für sich allein in
einer Klause zu leben. Wo solch soziale Interessen auf gesunde Weise gefördert werden,
bringen sie Freude und Zufriedenheit Nur Verbrecher und geistig Unzurechnungsfähige
werden von der Verbindung mit der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen." (S. 562
f, Abs. 15).
Was ergibt sich, wenn man diese WT-Ausführungen etwas gründlicher durchdenkt? Es ergeben
sich für Jehovas Zeugen erstaunliche Schlußfolgerungen! Nämlich: Die Zugrundelegung der
sozialen Interessen aller Menschen ist Naturgesetz und für einen Christen Gottes Wille.
Das nicht zu beachten, muß ins Unglück führen. Diese Interessen wiederum erfordern
gesetzliche menschliche Ordnung in Form von Gesetzgebung, Staat und Verwaltung. Das gilt
für Christen wie für Nichtchristen gleichermaßen.
Die Dinge vom Kopf auf die Füße stellen
Die WT-Verkündigung verneint das Recht aller Menschen, gesellschaftliche Verantwortung zu
übernehmen, um die Existenz von Gesellschaft oder Staatsordnung zu sichern, wie die
Wahlverweigerungslehren und der Antikommunismus der WTG sichtbar machen.
Jehovas Zeugen werden damit angeleitet, die Fundamente der gesellschaftlichen und
staatlichen Ordnung anzugreifen, auf die sie selbst in Gemeinschaft mit ihren
nichtchristlichen oder andersgläubigen Mitmenschen angewiesen sind. Denn, und der WT gibt
das zu, "die Existenz der Gesellschaft hängt von der Bedingung ab, die (sozialen)
Rechte aller Menschen zu respektieren."
Es muß allen Dienern endlich klar werden: Die sozialen Lebensinteressen und ihre
Sicherung sind die Voraussetzung für alles, weil sie der Menschen - Christen wie
Nichtchristen - physische Existenz bedeuten.
Die Diener vor allem müssen sich weiter unerbittlich vor Augen halten: Die Menschen, auch
Jehovas Zeugen, müssen erst essen, trinken, sich kleiden, wohnen, arbeiten, sich bilden,
d. h. sich zuerst eine soziale Lebensgrundlage schaffen, ja eine materielle Grundlage,
bevor sie Philosophie, Wissenschaften, Religion, Gottesanbetung und damit Verkündigung
und ähnliches betrieben können. Ist denn das nicht zu begreifen?
Keine verantwortliche Gesellschaft kann tatenlos zusehen, wenn ihren Bürgern gepredigt
wird, die Dinge auf den Kopf zu stellen, nämlich: Religion und Gottesanbetung zu
betreiben, dabei so wenig wie möglich zu arbeiten und jede soziale d. h. politische
Verantwortung für die Sicherung der physischen Lebensinteressen durch Staat und Ordnung
abzulehnen bzw. zu verneinen.
Es kommt also darauf an, daß sich vor allem die verantwortlichen Diener der Zeugen
Jehovas auf die allgemeine soziale Verantwortung besinnen, die schöpfungsbedingt auf
allen Menschen ruht, unabhängig von ihrem heutigen Glauben. Natürlich steht das im
Widerspruch zur WT-Verkündigung, wonach jede gesellschaftspolitische Mitverantwortung
abzulehnen sei. Aber diese WT-Verkündigung ihrerseits steht im Wiederspruch zu den allen
Menschen von Gott ursprünglich verliehenen natürlichen und sozialen Rechten und
Pflichten!
Wundere sich niemand über die Schärfe des Widerspruchs, den Jehovas Zeugen, ob ihrer
Mißachtung dieser ursprünglich von Gott verliehenen Interessen, erfahren. Von der
Allesbegründeten dieser Gegebenheiten heißt es in der Schrift sie sei "stark wie
der Tod" und ihre Leidenschaft "sei unbezwinglich wie das Totenreich", ihre
Gluten sind Feuersgluten, eine Flamme Jehovas"! (Hohelied 8:6).
Liebe Brüder und Schwestern! Vergleicht bitte die in diesem Artikel enthaltenen Argumente
mit Euren persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen. Diese Zeilen sollen Euch helfen, Eure
Verantwortung gegenüber Euren Mitmenschen zu erkennen!
D. J.
Spendenkasten und bescheidene Spende
Die Leitung der Wachtturmgesellschaft bemüht sich immer
hervorzuheben, daß in ihren Versammlungen keine Kollekten eingesammelt werden. Aber ohne
Geld kann auch sie nicht leben. Trotz ihres kolossalen Reichtums ist sie bemüht, diesen
Reichtum weiter zu vermehren, auch trotz der angeblichen Nähe von Harmagedon. Sie kommt
deshalb doch nicht ohne Appell an den Geldbeutel der Brüder und Schwestern aus.
Wie das geschieht, wird im Wachtturm Nr. 15, 1. 8. 1969 beschrieben. Dort heißt es:
"Wenn du mit einer Versammlung der Zeugen Jehovas verbunden bist, die einen
Königreichssaal hat, möchtest du bestimmt irgend etwas zum Unterhalt dieses
vortrefflichen Zentrums der biblischen Belehrung beitragen. Du brauchst nicht dazu
aufgefordert zu werden, denn du siehst, daß dies nötig ist. Außerdem hast du sicher
schon bemerkt, daß in der wahren Christenversammlung kein Klingelbeutel herumgereicht
wird."
Eine Zwischenfrage: Ist das, was der Wachtturm hier schreibt, etwa keine Aufforderung,
Geld zu geben? Wenn ja, ist es dann nicht Unaufrichtigkeit, das zu verneinen?
Der Wachtturm fährt fort: "Es wird nie um Geld gebettelt. Im Königreichssaal ist
ein Spendenkasten aufgestellt, in den alle, die sich Gott dankbar erweisen möchten, weil
er so liebevoll für ihr geistiges Wohl sorgt, ihre bescheidenen Spenden einlegen können.
Die Versammlung mag auch, nachdem sie ihre Unkosten bestritten hat, dem nächstgelegenen
Zweigbüro der Watch Tower Bible and Tract Society eine Spende überweisen. Dadurch würde
sie die Tätigkeit dieser Gesellschaft im ganzen Lande unterstützen Wenn du möchtest,
kannst du deine bescheidene Spende aber auch dem Büro der Watch Tower Bible and Tract
Society in dem Land, in dem du wohnst, zukommen lassen."
Hier an dieser Stelle spricht der Wachtturm so betont und bescheiden von
"bescheidenen Spenden".
An anderer Stelle mahnt er die Glieder der Organisation mit kräftiger Stimme: Davon, daß
der Verkündiger das Werk der theokratischen Organisation "großzügig und
freigebig" unterstützt, hängt es ab, ob auch seine Kinder, (die Neugetauften) eine
solche Einstellung entwickeln."
Hier ist nichts mehr von bescheidener Spende zu hören, sondern von
"großzügiger", je mehr er gibt, um so angesehener ist er. Bei den Kongressen
sind die Spendenkästen mit Waschkörben geleert worden, so viel Geld hatte sich
angesammelt. Die WTG versteht es trotz ihres Reichtums, sich als bedürftig hinzustellen.
Wann werden es die Brüder und Schwestern erkennen? CV gab viele Hinweise und
Aufklärungen darüber.
Folgender Kurzbericht sollte genau geprüft werden:
Durch riesige Geldeingänge, riesiges Anwachsen der Zentrale in Brooklyn
Die Zentrale der Wachtturmgesellschaft mit ihren angeschlossenen Betrieben in Brooklyn und
in vielen Ländern der Erde, ist in 50 Jahren ihres Bestehens zu einem Werk von riesigem
Ausmaß herangewachsen. Dies zeigt ein Rückblick, den Präsident Nathan H. Knorr
anläßlich der Einweihung eines neuen Gebäudes am 2. Mai 1969 gab. (WT Nr. 18, 15. 9.
1969).
Es fing im Jahre 1908 an, als die "Ernsten Bibelforscher" ein altes
vierstöckiges Gebäude - ausgerechnet ein Pfarrhaus - und ein Nachbargebäude in Brooklyn
kauften und als Zentrale für die 30 Mitarbeiter umbauten. 1911 wurde dahinter ein neues
großes Wohngebäude errichtet. 1927 wurden die beiden 1908 erworbenen Altbauten
abgerissen und durch ein neunstöckiges Gebäude mit 120 Zimmern ersetzt. 1949 folgte ein
zwölfstöckiges Haus. Der Mitarbeiterstab war inzwischen auf 450 Personen angewachsen.
Durch einen gewaltigen Großbau, der 1960 vollendet wurde, konnten insgesamt 950
Mitarbeiter untergebracht werden. 1969 kam ein weiteres Gebäude mit sieben Stockwerken
für 107 Personen hinzu. Es umfaßt zugleich eine Bibliothek, zwei Klassenräume und ein
1,20 m tiefes und 5 m mal 8,50 m großes Taufbecken. Alle diese Wohn- und Bürogebäude
sind durch unterirdische Tunnel miteinander verbunden.
Mit dem Druck des "Wachtturms" und anderer Schriften auf eigenen
Rotationsmaschinen begann die Gesellschaft 1920, nachdem sie Fabrikräumlichkeiten mit 280
qm nahe der Zentrale gekauft hatte. Die Druckerei wurde dann in rascher Folge
vergrößert. 1922 Verlegung in ein sechsstöckiges Gebäude. 1927 Errichtung eines
zusätzlichen achtstöckigen Druckereigebäudes, so daß nun 6 500 qm Arbeitsplatz zur
Verfügung standen. 1937 Zuwachs eines vierstöckigen Baues. 1949 Anbau eines
neunstöckigen Druckhauses. 1956 Fertigstellung eines dreizehnstöckigen Gebäudes von der
Größe eines ganzen Häuserblocks. 1958 Erwerbung eines neunstöckigen Gebäudes als
Papierlager. Damit hatte die Druckerei eine Grundfläche von insgesamt 40 500 qm erreicht.
Aber schon bald herrschte wieder Platzmangel. Darum wurde 1966 mit dem Bau des größten
Druckhauses mit elf Stockwerken und 21 000 qm begonnen, das 98 neue Maschinen enthält,
darunter vier Rotationsmaschinen. Resultat: "Auch dieses ist schon bald wieder zu
klein."
Der ganze Betrieb ist sebstverständlich mit modernen technischen Einrichtungen für
Druck, Buchbinderei, Verpackung und Versand ausgerüstet. Druckfarben, Reinigungsmittel,
Klebstoff und Möbel werden selbst hergestellt. In den ersten acht Monaten des laufenden
Produktionsjahres wurden nur in Brooklyn 17 718 518 Bücher und Bibeln und 132 Millionen
Zeitschriften gedruckt. Aber daneben besitzt die WTG noch weitere Druckereien in der
ganzen Welt, die im Vorjahr 96 Millionen Zeitschriften in 40 Sprachen druckten. Die für
die Mitarbeit in Brooklyn benötigten Lebensmittel werden auf eigenen Farmen der WTG mit
insgesamt 850 ha Land erzeugt. Alle Mitarbeiter sind Zeugen Jehovas, andere werden nicht
eingestellt. Sie bekommen keinen Lohn, sondern nur 14 Dollar Taschengeld im Monat. Es ist
alles wohlbedacht, um die WT Literatur möglichst billig zu produzieren. Angesichts dieses
investierten Kapitals taucht die Frage auf: "Woher kam das Kapital, um dieses zu
erwerben oder zu erstellen?" Dazu kommt noch das flüssige Kapital, worüber die
Wachtturmgesellschaft alleiniges freies Verfügungsrecht hat.
Kein Glied in der Organisation der Zeugen Jehovas hat Anspruch auf das Vermögen der
Gesellschaft. (Siehe ergänzend hierzu CV Nr. 17, 18, 19 und 26).
Liebe Brüder und Schwestern, schon aus diesem kurzen Bericht ist ersichtlich, wie die
bescheidenen, freiwilligen Spenden sich zu einem riesigen Kapital verwandeln. Der Gewinn
kommt aber nicht den Spendern zugute, sondern nur dem Direktorium der WTG. Sind Brüder in
Not, hat die Leitung keinen Pfennig für sie übrig, da sie kein Unterstützungsverein
sei, sondern alles Kapital benötige für die Verkündigung. Wenn dies der Fall ist,
weshalb gibt man keinen Bericht über Einnahmen und Ausgaben? Man hüllt sich in
Schweigen, dies Schweigen spricht aber Bände.
Wie ist eure Meinung dazu?
Brd. H. u. M
Der Fall Zweigdiener Konrad Franke, Bethel, Wiesbaden
Antwort aus Bamberg/Bayern an CV
Mit Datum vom 19. 2. 1970 erhielt CV Antwort aus der Versammlung Bamberg in Bayern auf die
Zusendung von CV 29, wo an hervorragender Stelle die Frage gestellt worden war "Was
geht im Bethel in Wiesbaden vor?"
Ungeachtet der Art dieser Antwort sei dem Bruder Dank ausgesprochen. Wir tun dies im
Geiste Christi, wie er uns in Markus 9..39-41 empfohlen ist, was in CV 29 in einem Beitrag
über Duldsamkeit auch zitiert wurde.
Wir wollen anerkennen, daß es dieser Bruder aufrichtig mit seinem Glauben meint, wie er
es zum Schluß sagt. Wir wollen deshalb im Geiste von Markus 9:39-41 zu der Antwort aus
Bamberg Stellung nehmen.
Wir sind der Ansicht, allen Brüdern und Schwestern auch auf diese Weise zu helfen, mehr
über die Vorgänge in Wiesbaden um Zweigdiener Franke zu erfahren.
Bamberg, den 19. 2. 1970
An die
Christliche Verantwortung
"Durch einen Zufall erhielt ich heute Ihr Blatt vom Januar 1970 Nr. 29. Aber beim
Lesen gingen mir die Augen auf. Bloß eine Hetze gegen Jehovas Zeugen. Aber Matthäus 24:9
sagt, um des Namens willen werdet Ihr der Gegenstand des Hasses sein.
Diese Brüder, die sie mal waren, die Ihnen Artikel vom Westen senden, haben nicht
bekannt, warum sie zurückgegangen sind. Wenn der Verlag bloß von diesen Schwätzern die
Artikel veröffentlicht, ist es schlecht bestellt. Wohl stimmt es, daß in diesen Jahren
sehr viele in die Reihen der Zeugen Jehovas gekommen sind. Aber wie sah der Lebenswandel
aus. Galater 5:19-21 sagt uns das Richtige. Jehova Gott will eine saubere Organisation.
Deshalb die vielen Gemeinschaftsentzüge. So begann das Auswechseln der Steine.
Ich weiß nicht, was Sie meinen mit dem Artikel "Was geht im Bethel in Wiesbaden
vor". Sollte nicht jeder vor seiner Tür sauber machen? Sehen wir mal die
Christenheit an, im Voraus gesagt, daß sie die Menschen bewußt in das Chaos geführt
haben, nicht wie Hirten ihre Herde führen sollten. Aber Hesekiel 34:2-10 besonders der
Vers 3 ist zutreffend: Ihr eßt das Fett und Ihr bekleidet Euch mit der Wolle, das fette
Vieh schlachtet Ihr, aber die Herde weidet ihr nicht. Oder wie Jesaja 1:15, wenn Ihr des
Betens viel macht, höre ich nicht, Eure Hände sind voll Blutes, deshalb reinigt Euch.
Aber vergeblich. Das Buch, Rom und die Kirchengeschichte bringt es ans Tageslicht, wie
diese Kirchenfürsten gehaust haben, neuzeitlich, der letzte Krieg, das Segnen der
Vernichtungswaffen. Das ist der Grund, daß so viele die Kirchen verlassen haben und in
anderen Organisationen ihr Heil gesucht haben, ohne vorher das Schlechte abzulegen.
So mußten sie wieder entfernt werden. Das alles hat man erfahren und mit eigenen Augen
gesehen. Die alten Jahrgänge müssen den jungen, geschulten Platz machen, so wird es auch
im Bethel Wiesbaden sein.
Das war mein Bedürfnis, auf diese Schwätzer nicht zu hören, denn sie sind wie das Rohr
im Wind, ohne Halt und voller Ränke und Haß, was sie in die Welt schreiben können,
einmal wird es ein Ende für sie haben.
Es grüßt einer, der es aufrichtig mit seinem Glauben meint."
Soweit die Antwort aus Bamberg, den 19. 2. 1970.
Diese Antwort ist ein Beweis dafür, in was für einer grotesken Unwissenheit die WTG die
Brüder in den Versammlungen hält.
Zweigdiener Franke ist schon seit dem 1. 10. 1969 abgesetzt, und ein viertel Jahr später
wissen die Brüder in der Versammlung Bamberg immer noch nicht, was in der Leitung in
Wiesbaden vor sich gegangen ist und stellen deshalb allerlei abwegige Betrachtungen an.
Soll es eine Ablenkung sein, daß dabei sogleich erst einmal die Kirche angegriffen wird?
Bamberg ist der Sitz des katholischen Erzbischofs Joseph Schneider. Die Brüder in Bamberg
machen da mit ihrer Unwissenheit gerade keine gute Figur.
Wir möchten dem Bruder in Bamberg und allen, die ähnlich urteilen, antworten. CV sucht
keine Ränke, vielmehr ist es die WTG, die die Dinge zu vertuschen sucht. CV versucht
dagegen, so weit und wie es irgend geht aufzuklären Auch diese Antwort in CV ist ein
Beweis dafür.
Zweigdiener Franke ist seit dem 1. Oktober 1969 im Bethel abgesetzt, weil er im
Widerspruch zum Hauptbüro in Brooklyn unnachgiebig auf 1975 beharrt. Das Hauptbüro
dagegen möchte sich nicht endgültig auf Daten festlegen Bekanntlich hatte schon
WTG-Präsident Rutherford erklärt, nach den Fehlschlägen von 1914 und 1925 hätten es
die "Getreuen gelernt, keine Daten mehr festzulegen". (Rechtfertigung I, S. 332,
Magdeburg 1931). Wissen die Brüder in Bamberg wirklich nichts Näheres über die
Absetzung von Franke, ihres obersten Dieners? Das wäre ein vollendetes Ränkespiel des
Bethel, die Dinge so zu verheimlichen Die Antwort aus Bamberg macht nicht den Eindruck der
Heuchelei.
Andererseits macht es sich der Bruder zu einfach, die Absetzung Frankes mit
Gemeinschaftsentzug wegen Unsauberkeit zu vergleichen und eventuell zu rechtfertigen, denn
es geht doch um 1975. Dem Bruder mag einesteils Unkenntnis zugute gehalten werden. Denn in
der Organisation werden Unsauberkeit keineswegs prinzipiell beseitigt.
Nehmen wir die Verunreingung der Verkündigung durch Antikommunismus. CV hat z. B.
ausführlich über den Leiter der Journalistischen Abteilung des Bethel Magdeburg, Willy
Heinicke, berichtet (CV 23, 25, 27), der mit der Leitung des antikommunistischen Kampfes
gegen die staatliche "Obrigkeit" in der DDR beauftragt worden war, dem die
bekannte Falschdeutung von Römer 13 zugrunde lag. Die 1962/63 vollzogene Änderung der
WT-Obrigkeitsauffassung ist nur formell geblieben, denn der
antikommunistisch-staatsfeindliche Kampf der WTG speziell gegen die DDR - Orientierung auf
militärische Vernichtung der DDR verbunden mit antisowjetischer Hetze - geht seither
weiter. Siehe WT vom 15. Februar 1965, Seite 110, Absatz 10, Wiesbaden. Die Tätigkeit und
Verkündigung erfolgt immer noch von dem WT-Standpunkt aus, man könne den Gesetzen von
Staat und Regierung insonderheit der sozialistischen Länder beliebig untreu sein und sie
verletzen, was CV in Übereinstimmung mit Römer 13:1-7, 1. Petrus 2:13 und 1. Petrus
4:15-17 als eine der übelsten politischen Verunreinigungen der Verkündigung nachgewiesen
hat. Die mit diesem WT-Kampf zusammenhängende sog. theokratische Kriegslist steht offen
in Widerspruch zu 2. Kor. 4:2 NW.
Die WTG denkt gar nicht daran, die hier genannten Grundsätze der Apostel Paulus und
Petrus konsequent anzuwenden und sich nach Jakobus 1:27 von ihren antikommunistischen
politischen Befleckungen zu reinigen.
Schließlich urteilt der Bruder aus Bamberg auch oberflächlich über die anderen Kirchen
und Christen. Natürlich wurde und wird da viel gesündigt. Doch sollten Jehovas Zeugen
endlich von der primitiven Methode abkommen, alle unterschiedlos in einen Topf zu werfen,
denn die Dinge entwickeln sich. Dies aber als Denkanstoß. Auch in der Kriegsfrage muß
man mehr sehen. Als Denkanstoß wiederum folgendes: Im Ersten Weltkrieg sind auch die
damaligen Zeugen Jehovas ins Feld gezogen. So wurden z. B. im WT von 1915 Feldpostbriefe
von Brüdern an der Front abgedruckt. Im Zweiten Weltkrieg veröffentlichte das
Zentralbüro der WTG in Europa, Bern/Schweiz, 1943 eine Erklärung, die dazu aufforderte,
Kriegsdienst zu leisten! (Abgedruckt in dem Buche "Ich war Zeuge Jehovas" von G.
Pape, Berlin/Augsburg 1961). Schließlich waren auch die Jünger Jesu eine bewaffnete
Truppe, Lukas 22:35-38, und von Cornelius wurde nicht verlangt, seine Funktion als
römischer Offizier aufzugeben, als er vom Apostel Petrus getauft wurde. Apg. 10:24-48, 1.
Kor. 7:20. Wir möchten hiermit zunächst nur andeuten, daß die Dinge doch etwas
komplizierter sind als allgemein angenommen wird.
Was Zweigdiener Konrad Franke betrifft, so ist es am Ende nicht so, wie der Bruder in
Bamberg sich tröstet, die alten Jahrgänge müßten den jungen, geschulten Platz machen.
Die Absetzung Frankes wegen 1975 ist vielmehr ein Zeichen dafür, das die WTG ihrer
folgenschwersten Daten-Festsetzungskrise entgegengeht, die sie je erlebt hat. Es wäre
besser gewesen, WTG-Präsident Rutherfords Warnung von 1914/25 zu beachten, keine Daten
wieder festzusetzen. Könnte das die WTG?
D. J.
A 6145-70 V 7 1 1789
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Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben
CV 34
Es ist offensichtlich, dass auch der SED-Staat (wie übrigens auch andere Staaten), gewisse kirchenpolitische Eckdaten setzte. Der Unterschied besteht meines Erachtens lediglich darin, dass die Substanz dieser "Eckdaten" in anderen Staaten eine andere Gestalt hat. Die SED-Eckdaten in Sachen Kirchenpolitik wurden in dieser CV-Ausgabe mit den Worten angesprochen, dass "besonders von den Diener verlangt werden (muss), das sie sich hierin allseitig informieren, auch darüber, was die andere Seite sagt. Hierzu gehört jetzt unbedingt auch folgendes. 1969 erschien im Union-Verlag Berlin die Broschüre "Unser gemeinsamer Weg zur sozialistischen Menschengemeinschaft" ein Referat von Hermann Matern, Mitglied des Politbüros der SED, zur Frage Christen in der sozialistischen Gesellschaft. Auf Seite 26 dieser Broschüre wird u. a. auch die von der WTG propagierte Fragestellung "Christentum oder Kommunismus/Marxismus" grundsätzlich behandelt und als Mißbrauch des Glaubens für politische Zwecke zurückgewiesen."
CV Christliche Verantwortung
Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Wenn ich es heute überlege, sie müßten sich verhöhnt
und höchst beleidigt fühlen, während sie sich alle Mühe gaben, mich zu überzeugen,
daß es doch ohne Schaffung einer staatlichen Ordnung und Verwaltung nicht geht, das sei
rein menschlich und habe mit keinem Teufel etwas zu tun. Aber, ich habe sie nur verhöhnt
mit meinem Satansargumenten Das muß auf auf einen anderen so wirken. Ich dachte mir,
"was wollen die überhaupt von dir, die sind sowieso bald erledigt mit ihrem
Sozialismus und ihrer Diktatur. Jehova wird es ihnen schon zeigen!"
Am anderen Tage bestellte man mich gleich zur Betriebsleitung. BGL, Betriebsleitung, alles
was Rang und Namen hatte bei uns, war versammelt als ich hereintrat. So etwas hatten sie
noch nicht erlebt. Ich sollte ihnen nun erklären, was die Gründe für mein Verhalten
sind. Jetzt habe ich mich aber gefühlt! Meine Gedanken waren nur, "jetzt kriegst du
deine Gemeinschaft wieder, was wollen die denn von dir! Bald kommt die Neue Welt, da sind
sie alle erledigt die hier sitzen." Als sie meine feindlichen Argumente zur Kenntnis
genommen hatten, sagten sie, "wir können ihnen bei dieser staatsfeindlichen
Einstellung keinen Grenzausweis mehr geben. Wir müssen ihnen eine andere Arbeit
geben." "Macht doch was ihr wollt" hielt ich ihnen entgegen!
Ich ging danach zu Bruder D. Er fragte, "na, wie war es gestern?" Ich erzählte
nun die ganze Geschichte. Da sagte er, "das hast du Prima gemacht"
Es dauerte keine vier Wochen, da kam von Westdeutschland der Bescheid, daß ich wieder
voll zu den Zeugen gehörte! Keine jahrelange stille Demütigung konnte das bewirken! Ein
einziger politischer Akt genügte indessen. Ich aber glaubte damals es sei die Gnade
Gottes. Nun ging es erst richtig los! "Nun ran an das Werk", sagte ich mir.
"Jetzt sollen sie sehen, was ich noch für ein Zeuge bin." Über alles wollte
ich hinwegsehen, was ich Bitteres erlebt hatte. Ich bin dann los, aufs Motorrad. Hin nach
Westberlin, Literatur holen, Kurierdienste ausfahren, alles was nötig ist.
Mein Wahlspruch war: Hier bin ich, Gott, sende mich! Ich scheue mich in keiner Weise, die
Kastanien aus dem Feuer zu holen. Wenn sich keiner mehr aus der Organisation nach
Westberlin traute zu Kurierdiensten, ich setzte mich aufs Motorrad und fuhr hin. Gott ist
mit mir! Was soll mir passieren?
Ich sollte bald begreifen; daß da kein Gott dabei ist, daß auch die Zeugen in
Wirklichkeit als Menschen völlig auf sich selbst, auf eigene Umsicht, Vorsicht und
Klugheit oder Unzulänglichkeit angewiesen sind. Die vielen gutgläubig Gefahrenen und
dennoch Eingebrochenen sollten das später bitter zum Bewußtsein bringen. Warum sonst
beschloß die Organisation, für die gefährlichsten Unternehmen niemals mehr die
Hauptverantwortlichen Diener einzusetzen, sondern immer nur unbedeutende, unbekannte,
deren Ausfall die Organisation nicht gefährlich trifft?
Fortsetzung folgt
Zonendiener Rees, Wiesbaden, über Verkündigung und Kommunismus
Nach einem Bericht aus dem Zweigbüro für CV
Am 18. Februar 1970 hielt Zonendiener Br. Rees in Wiesbaden vor einer Zuhörerschaft von 1
297 Personen einen Vortrag über das Thema. "Daß das Ausharren sein Werk
vollständig habe". Die Schlußworte zu diesem Vortrag sprach der neue westdeutsche
WTG-Zweigdiener Br. Richard E. Kelsey, ein Amerikaner. Die Versammlung endete mit dem
Singen des Liedes Nr. 88 des neuen Liederbuches "Singt und spielt dabei Jehova in
euren Herzen". Das Lied hat den Titel "In Lauterkeit wandeln".
Die Ausführungen von Zonendiener Rees gipfelten schließlich wieder im Aufbau des Geredes
von der "kommunistischen Gefahr", ein neues Beispiel dafür, auf welche Weise
jetzt von den inneren Schwierigkeiten durch die 1975-Festlegung abgelenkt wird.
Zonendiener Rees zitierte wieder die beiden WTG-Chinamissionare Jones und King, die in
China wegen der antikommunistischen Tätigkeit der WTG verhaftet worden waren Im WT vom 1.
Februar 1966 war darüber berichtet worden. Zonendiener Rees schilderte, daß King
angeblich eine angriffslustige Person sei, Jones dagegen eine "stille, ruhige und
milde Person". Jedesmal wenn die Aufseher des Gefängnisses ihn in ihr Büro geholt
hätten und vom Kommunismus angefangen hätten zu sprechen, habe Jones erklärt.
"Wenn sie von diesem reden wollen, dann gehe ich in meine Zelle zurück." So
habe er sein Ausharren bewahrt. Dies wird als Beispiel für rechtes Verhalten der Brüder
und Verkündiger bezeichnet.
In Wirklichkeit ist das, was Zonendiener Rees mit der Billigung von Zweigdiener Kelsey
hier als beispielhaft bezeichnet, eine empörende Erziehung zur politischen Heuchelei!
Denn die WTG ihrerseits denkt gar nicht daran, nicht über den Kommunismus zu sprechen. Im
Gegenteil.
Sie erzieht die Verkündiger in aller Welt systematisch zu schärfstem antikommunistischen
Vorgehen in der Verkündigung! Das wußte auch Br. Jones, denn er verbreitete ja selbst
die WT-Bücher. Hierfür nur ein Beispiel aus der Fülle der Tatsachen. Im WTG-Studienbuch
"Was hat die Religion der Menschheit gebracht" werden die Kommunisten auf Seite
10 als "rote Faschisten" angegriffen und geschmäht, und das ganze 25. Kapitel
dieses WTG-Lehrbuches steht unter der Überschrift: "Rote Religion und der Mensch der
Gesetzlosigkeit". Die WTG also leitet die Verkündiger und Missionare an, nicht nur
über Kommunismus zu reden, sondern schärfstens gegen ihn vorzugehen. Wenn die derartig
Angegriffenen und Geschmähten dann mit den Verkündigern über dieses Vorgehen reden oder
sprechen wollen, sollen sie so tun, als hätten sie nichts mit Politik geschweige denn mit
Kommunismus zu tun, nicht einmal reden wollten sie darüber. Ist das nicht ein
heuchlerisches Doppelspiel?
Wer diese Dinge sieht, kann nur zu der Schlußfolgerung kommen daß die WTG die
Verkündiger zu Unaufrichtigkeit, Unwahrhaftigkeit und Heuchelei erzieht, speziell in
politischen Fragen, mit denen sie sich sehr wohl zu befassen haben, wie die Tatsachen
zeigen!
Es wäre noch auf das Lied Nr. 88 einzugehen, was Zonendiener Rees und Zweigdiener Kelsey
zusammen mit den Versammelten zum Abschluß sangen. Es ist einfach erstaunlich! Die zweite
Strophe des Liedes, das da gesungen wurde, beginnt mit dem Text: "Ein böser Mensch
sitzt nicht an meinem Tisch, alle solche hasse ich". Die Lieder zu bestimmten
Versammlungen werden nicht willkürlich ausgewählt, sondern man schaut sie sich sehr
genau vorher an, ob sie auch zu dem Anlaß passen. Denn, es gibt ja verschiedene Lieder.
Wenn man den Inhalt des Vortrages von Zonendiener Rees mit Bezug auf den Kommunismus
bedenkt und sich den Text des Liedes dazu anschaut, so ist zu erkennen, daß hier wieder
zu schärfstem antikommunistischen Haß erzogen wurde.
Was aber lehrt Jesus? Was lehrt die Schrift? Wenn die WTG in verantwortungsloser
Mißachtung der humanistischen Gemeinsamkeiten zwischen Christen und Kommunisten die
Kommunisten dennoch als Feinde betrachtet, sollte da nicht wenigstens die Weisung Jesu in
Bergpredigt gelten, der da sagte: Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: Du sollst
deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich dagegen sage euch liebet eure Feinde
und betet für eure Verfolger, damit ihr euch als Kinder eures himmlischen Vaters
erweiset!" Matth. 5:4345. Hier handelt es sich nicht einmal um eine derartige
Verfolgung, da die Verkündigung mit ihrer Schmähung und Verleumdung Gesetze der
Sittlichkeit verletzt, die der Staat selbst nach der Bibel berechtigt und verpflichtet ist
aufrechtzuerhalten. (Römer 13:1-7 in Verbindung mit WT vom 15. Februar 1963, S. 49, Abs.
9)
Es ist also deutlich zu erkennen, daß die WTG selbst mit Liedern die Zeugen Jehovas
eindeutig im Gegensatz und im offenen Widerspruch zur Bergpredigt zu Haß erzieht,
obendrein zu politischem Haß. Hat noch niemand in Wiesbaden das Lied Nr. 88 mit der
Bergpredigt Jesu verglichen? Das zeugt von einer erstaunlichen Oberflächlichkeit,
Gleichgültigkeit und Verantwortungslosigkeit der leitenden Diener. Hier sind insbesondere
die Brüder Kelsey und Rees vom Zweigbüro Wiesbaden angesprochen! Sie sind hiermit
öffentlich aufgefordert, gegen diese antichristliche Haß-Erziehung mit ihrer ganzen
Autorität vorzugehen. Es ist nicht zu verantworten; wenn vom Bethel in Wiesbaden; eine
solche schriftwidrige Haß-Erziehung auf die ganze Organisation ausgeht.
Die Folge dieser gesamten antikommunistischen Haßpredigt in der Verkündigung, die
eindeutig im Widerspruch zur Bibel steht, wird sein, daß die Schwierigkeiten immer
größer werden müssen und daß immer mehr Verkündiger in schriftgemäßen Widerspruch
zur WTG geraten. Die WTG wird das genaue Gegenteil von dem erreichen, was sie mit solchen
Versammlungen, wie im Februar 1970 mit den Brüdern Kelsey und Rees in Wiesbaden,
bezweckte: Immer mehr werden die Ehrlichen und Verantwortungsbewußten in der
Organisation, die die Worte Jesu auch wirklich ernst nehmen, den wirklichen Sachverhalt
erkennen ihre Konsequenzen ziehen. Denn es ist nun endgültig vorbei, daß die WTG tun und
lassen kann was sie will, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. -
Ein ehemaliger Bethelangehöriger schreibt uns seine Eindrücke, die
er im Laufe von 30 Jahren machte
Die drei Wachtturmkönige sind: Russel, der Entdecker von Neuigkeiten in der Schrift
(1874-1916), Rutherford, der Warenlieferant in Literatur (1917-1942) und Knorr, der
Verwalter und Mehrer des Vermögens in der WTG (1942-?). Die Geschichte der WTG mit den
drei Königen begann mit einem neuen Evangelium, was sie sich selbst erdachten. (Gal.
1:6,7). Es war aber ein papiernes Evangelium, es mußte des öfteren korrigiert werden,
weil es den Stürmen nicht standhielt. Man gebrauchte nicht die Schlüssel, die Petrus vom
Herrn erhalten hatte. (Matth. 16:19). Man produzierte "besseres und helleres
Licht". (2. Kor. 11: 13-15).
Ausgerüstet mit solchem Wissen ging man in den Felddienst, besuchte die Leute in den
Wohnungen und versuchte Fuß zu fassen, indem man eine Harmagedonfurcht verkündete.
Furchtsame Menschen werden die dargebotene Rettung, die durch die WTG ermöglicht wird,
gern annehmen Nach Monaten wird sein eigenes Denken lahmgelegt sein und er wird bereit
sein, all das zu tun, was von ihm gefordert wird, denn er will ja leben. So taten wir es
und so ist es noch heute, zuletzt ist er nur noch ein Literaturverkäufer und Diener der
WTG. Er findet keine Zeit mehr zum Prüfen mit der Schrift, meint auch es sei nicht
nötig, denn die Leitung habe ja alles genau überprüft. So gedeiht der Irrtum und setzt
sich in dem einzelnen so fest, daß es schwer ist, es wieder zu lösen. Dies ist
altbewährte Taktik der WTG Leitung.
Ich möchte Euch nun die Geschichte der zwei Wachttürme vor Augen führen. Im 1. Mose
Kapitel 11 finden wir die Schilderung, wie der erste Wachtturm entstand. Die Erbauer
dieses Wachtturmes wollten sich damit einen Namen machen, um dadurch jede Furcht zu
überwinden, die sich den Erbauern unterordneten. Das ist die Geschichte in kurzen Worten
des ersten Wachtturms.
Der zweite Wachtturm wurde angefangen zu bauen 1874 und wird wahrscheinlich beendet sein
1992 ? ? Das Baumaterial dieses Wachtturmes ist: Sensation, Chronologie, ein anderes
Evangelium, neue Lehren und Harmagedontheorie Die fortschreitende Entwicklung der WTG in
den länger als 90 Jahren macht es erforderlich, daß man nun beginnt oder beginnen muß,
eine theokratische Weltstadt zu errichten. Über dieser Stadt des Wachtturmes wird dann
der Name Jehovas ganz besonders hervorleuchten. (Der Zweck ist derselbe, wie wir ihn im 1.
Mose 11:4 finden.
Lest auch 1. Könige: 11,12).
Die Brüder und Schwestern glauben heute wieder an den verkündeten Endtermin "Herbst
1975". Die WTG-Leitung fährt weiter fort dieses zu verkünden. Aber es ist wirklich
so, die Leitung glaubt dies selbst nicht, so war es schon die ganzen 90 Jahre.
Wie immer hat man bereits ein neues Datum errechnet. 1992. In den 17 Jahren von 1975-1992
ist die Leitung dar auf aus, sich einen Namen zu machen, der Klang hat in der ganzen Welt.
Deshalb beobachte genau, was ich jetzt kund mache:
Das heutige Hauptquartier der WTG ist stationiert inmitten der Weltstadt New York, im
Ortsteil Brooklyn Heights. Dies ist der höchste Punkt von New York. Man kann von Brooklyn
Heights über den großen Welthafen New York sehen. Die Freiheitstatue, die großen
Wolkenkratzer, Wall Street mit dem Sitz der Mächtigen, ja an einem schönen Tage kann man
bis Connecticut und New Jersey sehen. Auf dieser Höhe ist heute mehr und mehr der
Gebäudekomplex der WTG gewachsen.
Im Frühjahr erwarb man eine ganze Straße von Gebäuden. Diese alten Gebäude wurden
abgerissen und neue entstanden für die WTG. Am 10. Oktober l969 berichtete die "The
Brooklyn Heights News", daß die WTG die großen Gebäude der "Squib &
Co" gekauft habe. Eine andere Firma machte ein Angebot mit einem höheren Betrag,
berichtete dieselbe Zeitung, jedoch wollte diese erst in sechs Jahren den Preis zahlen.
Die Firma lehnte dies ab und verkaufte ihren Besitz an die WTG gegen sofortige Kasse.
(Geld regiert dort die Welt.)
Allmählich erwirbt die Gesellschaft Grundstück auf Grundstück in Brooklyn Heights und
es zeigt sich jetzt schon sehr deutlich, daß man dabei ist, eine Weltstadt auf einer
Höhe für Jehova zu errichten. So demonstriert man in der Welt seine Macht.
Brüder und Schwestern erwachet. Ich habe die Könige der WTG kennengelernt und mich nach
vielen Jahren von ihnen abgewandt. Ich weiß, es ist schwer, etwas aufzugeben, was man
lange als gut befunden hat. Jedoch ist es nicht schwer, wenn man die Irrungen erkannt hat
und bereit ist, nicht Menschen, sondern dem Herrn zu dienen! "Klopfet an, so wird
euch aufgetan." (Matth. 7:7,8).
Bill
CV-Anmerkung zu diesem Beitrag des ehemaligen Bethelangehörigen:
CV veröffentlich diesen Beitrag im Rahmen der angestrebten freien Diskussion.
Kritisch müssen wir vermerken, daß der Bruder die Ziele der WTG mit Bezug auf eine
Weltstadt offensichtlich etwas überschätzt. Aber er enthüllt treffend den Ausbau des
Grund- und Kapitalbesitzes der WTG und damit eine Anhäufung von ökonomischer und damit
realer gesellschaftlicher Macht.
Aus eingegangenen Briefen
Aus Amerika
Uns wird berichtet, daß sich ca. 200 000 Zeugen Jehova von der WTG abwandten. Der WT vom
1. 9. 1969 gibt zu, daß 199 000 abgefallen seien. (Seite 533 Abs. 13, amerikanische
Ausgabe.) Weiter wird im Absatz 16 zugegeben, daß rund 300 000, die ein Heimbuchstudium
als Vorbereitung für die Taufe mit Dienern der Zeugen hatten, die Studien nicht bis zum
Ende durchführten und sich nicht taufen ließen, weil sie den Irrtum bei Studieren
erkannten Von ca. 20 000 sind die Adressen bekannt, die nun von Ehemaligen besucht werden.
Das Buch von Schnell: "30 Jahre Sklave des Wachtturms" wirkte sehr aufklärend.
Aus Amerika:
Besten Dank für "CV" Nr. 28. Sehr treffend und wertvoll finde ich den Artikel.
"Was die echte Liebe tut". Man hat das Gefühl, nachdem man es gelesen hat, daß
man sich noch in vielem umstellen muß. Ich freue mich über Eure Arbeit dort und wünsche
weiter gutes Gelingen
Aus Polen:
Es ist mir gelungen, in unserem Lande eine christliche Gemeinde zu finden, die sich
öffentlich mit den Irrlehren der Zeugen Jehovas befaßt. Es ist vielleicht möglich, daß
wir mit Euch gemeinsam die irregeführten Brüder aufklären, damit sie von den Fesseln
der WTG befreit werden. Sende bitte CV an die angegebene Adresse. Ich hoffe, daß wir gute
Erfolge haben werden
Aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt:
Erhielt durch Bekannte "Christliche Verantwortung". Ich fand darin, was ich
schon lange suchte, eine Aufklärung über die WTG. Ich hatte schon lange Zweifel an den
Lehren und Machenschaften der Führung in Brooklyn.
Ich habe natürlich sehr viele Fragen, die ich nach und nach aufrollen werde. Vorerst
bestelle ich "CV" und bitte diese mir laufend zuzusenden, damit ich immer im
laufenden bin. Es ist am Anfang alles etwas schwer, denn man muß vieles Gewohnte
aufgeben. Vielleicht ist es möglich, das wir uns auch mal persönlich sprechen können,
das ist besser als brieflich. Alles Gute
Aus Magdeburg:
Rutherford kam zu uns im Mai 1925. Im Januar 1925 sollten Abraham, Isaak, Jakob und andere
in Beth Sarim erscheinen. Sie kamen aber nicht. Wir hatten eine große Hauptversammlung in
Magdeburg. Rutherford schaute sich um und - kaufte, trotzdem das Weltende vor der Tür
stand - einen ganz Teil Gebäude in Magdeburg, um Bethel Magdeburg aufzubauen. Wir
begannen zu bauen und vergaßen, das wir mit 1925 betrogen worden waren. So ist es mit
1975.
Brooklyn baut trotz des Weltendes. Wann werden die Brüder in der WTG erwachen?
CV-Anmerkung: Beth Sarim, "Haus der Fürsten", Villa der WTG in Kalifornien,
USA, wurde von der WTG erst in den dreißiger Jahren gebaut für die "Fürsten"
Abraham usw., die 1925 nicht gekommen waren, die aber dennoch "vor Harmagedon"
kommen wurden. Siehe das -WTG-Buch "Die Neue Welt", S. 104, 1942.
Antwort auf Leserfragen
Liebe Brüder und Schwestern!
Wir erhalten zur Zeit eine große Anzahl von Leserzuschriften Einen Teil davon haben wir
beantwortet Es ist jedoch unmöglich, diese Zuschriften in den nächsten "CV" zu
veröffentlichen. Auf diesem Wege möchten wir allen Absendern unseren Dank für ihre
Mitarbeit aussprechen. Wir werden uns bemühen, Eure Wünsche zu erfüllen und sobald es
uns möglich ist, werden wir Eure Zuschriften in "Christlicher Verantwortung"
veröffentlichen.
Besonders freuen wir uns über die Post aus Berlin, Erfurt, Weimar und Suhl. Diese
Zuschriften sind besonders wertvoll, weil sie uns zeigen, daß immer wieder ungeheuerliche
Dinge in dieser Organisation geschehen.
Wir bitten, besonders die Absender aus den genannten Orten, um noch konkretere Angaben zu
den betreffenden Ereignissen und Personen.
Interessante Mitteilung
Blutkult fordert wieder Todesopfer
Aus Krefeld wird berichtet:
11. Dezember 1969. Eine Frau starb, obwohl ein ein einziges Wort von ihr genügt hätte,
um ihr Leben zu retten. Aber die Frau lehnte ab.
Drei Tage lang kämpfte die 50-jährige Frau im Krefelder Joseph-Hospital mit dem Tode.
Der behandelnde Arzt, Dr. Wagner, berichtet: "Mehrere Bluttransfusionen hätten
genügt, um die Frau zu retten. Die Patientin weigerte sich jedoch. Trotz aller Versuche
konnten wir nichts dagegen tun. Aus religiöser Überzeugung lehnte die Patientin ab. Sie
war Zeugin Jehovas."
Auch der Ehemann der Patientin verweigerte den Ärzten die Zustimmung für eine
Bluttransfusion.
Dr. Wagner: "Zeugen Jehovas ist es streng untersagt, Blut in irgendeiner Form zu sich
zu nehmen." Der Arzt weiter: "Für uns Mediziner ist es erschütternd, wenn ein
Mensch auf diese Weise stirbt."
Kommentar:
In der Bibel gibt es kein Verbot einer Bluttransfusion. Das mußte selbst die WTG zugeben
in Erwachet vom 8. Oktober 1950 in "Dein Wort ist Wahrheit". Und es ist
verboten, über das geschriebene Wort hinauszugehen, 1. Kor. 4-6. Mit dem Verbot von
Bluttransfusionen macht sich die Organisation deshalb bibelwidriger Menschenopfer für
einen erst seit 1945 erfundenen Blutkult schuldig. Babylon-Buch, S. 544.
In 4. Mose 23:24 fordert Jehova das "Volk Gottes" sogar durch seinen Propheten
dazu auf, Blut zu trinken!
Die sich und ihre Kinder lieber sterben lassen, indem sie Blutübertragung verweigern,
gehen sinnlos in den Tod, eine Art religiös motivierten Mordes oder Selbstrnordes, eine
Art Ritualmord.
Unsere Anschrift:
Studiengruppe Christliche Verantwortung'
Leiter: Wolfgang Daum
65 Gera
Böttchergasse 1
Siehe auch:
Christliche Verantwortung Jahrgangsmäßig zusammengefasst 1971.