Kommentare zu den eingescannten CV-AusgabenCV 172
Im Jahre 1971 (englisch) (Deutsch 1980 - 1987) veröffentlichte die WTG erstmals in ihrer Geschichte ein auf acht Bände angelegtes Bibellexikon unter dem Titel "Hilfe zum Verständnis der Bibel". Im deutschen "Wachtturm" vom 15. Mai 1970 wurde eigens in einem Studienartikel dieses Buchprojekt über alle Maßen gelobt und selbst Schulkindern empfohlen; obwohl es damals überhaupt noch nicht in Deutsch erschienen war.
Offenbar in den Jahren 1990-92 wurde dieses dann durch ein zweibändiges Buch mit dem Titel "Einsichten über die Heilige Schrift" abgelöst. Während letzteres auch auf der deutschen WTG CD-ROM mit enthalten ist, sucht man das achtbändige Werk dort vergeblich. Und dies trotz des Umstandes, dass es im regulären Veröffentlichungszeitraum ab 1970 liegt. Offenbar ist es in der Sicht der verantwortlichen WTG-Manager, die für diese Ausgrenzung die Verantwortung tragen, inzwischen "veraltet". Weniger wohl inhaltlich. Ernsthafte Dissenzen zur heutigen Zeugen Jehovas-Lehre lassen sich zwischen diesen beiden Bibellexikas kaum nachweisen.
Der Grund liegt eher (unausgesprochenerweise) im Personellen begründet; dieweil einige daran mit Beteiligte Vertreter des WTG-Schreibkomitees, im Gefolge der Raymond Franz-Krise, auch ihre Posten in der WTG-Zentrale verlassen mussten, und zu Unpersonen wurden.

Die Zeitschrift "Brücke zum Menschen" stellte in ihrer Nr. 73/74 (1983) einige Interviews jener vor, die von diesem personellen Aderlaß mitbetroffen waren und davor maßgeblichen Anteil an den genannten Publikationen hatten.
Auszugsweise, etwas überarbeitet übernimmt die CV auf zwei Folgen aufgeteilt (Nr. 172 und 173) auch einige wesentliche Aussagen aus diesen Interviews für ihre Leserschaft.

Ein charakteristischer Satz über die Konsequenzen der Franz-Krise:
„Es gab ein gespanntes Klima. Bei den Kommentaren der Glieder der LK zum Tagestext beim gemeinsamen Frühstück im Bethel wurden nun plötzlich über die, welche die Organisation verließen, Erörterungen angestellt. Sie nannten es den "großen Abfall". Jeden Morgen tischten sie eine Menge Verleumdungen auf über Menschen, die ich meistens persönlich kannte. Angst verbreitete sich daher, über die letzten Ereignisse zu sprechen. Nach dem Ausschluß … kamen auch andere an die Reihe.
Die Dienstabteilung hatte sogar ein Komitee gegründet unter Harald Jackson, das wie eine Geheimpolizei alles untersuchte. Sie gingen umher und verhörten Brüder und überprüften solche, die eventuell mit der WTG nicht übereinstimmten."

Liest man die Details des Berichtes, wie da Angst und Schrecken verbreitet wurde, fühlt derjenige, der historischen Analphabetismus nicht zu seiner Maxime erkoren hat, sich unwillkürlich an die Stalin'schen Säuberungsaktionen in den dreißiger Jahren in der Sowjetunion erinnert. Selbst, wie schon zitiert, das Faktum einer Angst und Furcht verbreitenden Geheimpolizei ist bei diesen Vorgängen nachweisbar!


CV CHRISTLICHE VERANTWORTUNG


MONATSSCHRIFT DER STUDIENGRUPPE CHRISTLICHE VERANTWORTUNG
BEGRÜNDET 1959 VON WILLY MÜLLER, GD, GERA/THÜR, DDR

NR. 172 GERA NOVEMBER 1983

EDLER GESINNT SEIN UND PRÜFEN
Wir prüfen den Wachtturm Nr. 10/83
AN DIE VS. AUF DER INSEL RÜGEN
Aufsehen erregende Gemeinschaftsentzüge
EIN BRIEF VON DER INSEL RÜGEN
Der Gläubige wird zum Lohnarbeiter
LESERZUSCHRIFTEN
Fragen - Meinungen - Hinweise - Antworten
ICH SCHRIEB NACH BROOKLYN
Glaube an das, was geschrieben steht, für die WTG nicht entscheidend

AUFSTAND DES GEWISSENS IN DER WELTZENTRALE DER ZEUGEN JEHOVAS, NEW YORK USA
WAS GESCHAH HINTER DEM KULISSEN IM BETHEL BROOKLYN?
Interview mit den früheren Bethelmitarbeitern Randall Watters und Robert Sullivan
Der Aufstand im WTG-Schreibkomitee
Was geschah in der Weltzentrale der Zeugen Jehovas (ZJ) im Frühjahr 1980? Unruhen gab es in der Wachtturmgesellschaft (WTG) schon seit Jahren. Doch im Frühjahr 1980 traten sie an die Oberfläche, auch wenn alles getan wurde, sie vor ihren Anhängern zu verheimlichen. Ein prominentes Mitglied der Leitenden Körperschaft (LK), der Neffe des Präsidenten der WTG, wurde aus der LK entlassen und kürzlich ausgeschlossen. Dieser Mann war fast sein ganzes Leben hindurch ein ZJ. Er wurde als einer von der "Gesalbten Klasse " betrachtet und trug für das Schreiben der WT-Publikationen, wie Jakobus-Kommentar und Jugend- und Familienbuch die Verantwortung.

Auch andere angesehene Mitglieder der Schreibabteilung wurden einer strengen Befragung unterzogen und schließlich ausgeschlossen oder sie verließen freiwillig die 'Organisation der ZJ. Diese Männer waren für das Schreiben eigener WT-Artikel und WT-Publikationen, etwa "Wähle den besten Lebensweg", "Das Leben hat doch einen Sinn", "Des Wahrheitsbuch" und das vielverwendete Bibellexikon "Hilfe zum Verständnis der Bibel" verantwortlich. Diese Bücher wurden von Jehovas Zeugen weit und breit gelesen und als "feste Speise zur rechten Zeit" anerkannt, herausgegeben von "Gottes Organisation", wie sie sie nennen.

Heute glauben die Schreiber dieser Bücher nicht mehr, daß die WTG der "alleinige Kanal der Wahrheit" ist Was veranlaßte so viele Mitarbeiter des Hauptbüros zum Gehen? Warum zogen sich so viele ZJ auf der ganzen Welt von der WT-Organisation zurück? Was war der Kernpunkt des Meinungsstreit? Warum sind nicht alle Tatsachen darüber den ZZ zugänglich?

Das folgende Interview mit Randall Watters und Robert Sullivan gibt darauf Antwort:
Warum sie die Zentrale verließen
TOM: Randy, würdest Du sagen, daß Du über das, was im Bethel geschah, gestrauchelt bist, also über das Verhalten von Menschen?
RANDY: Nein, das wars nicht, obwohl ich dazu Gelegenheit gehabt hätte. Wenn man nämlich im Bethel ist, merkt man, daß Menschen miteinander Probleme haben. Personalprobleme, besonders wenn's um Aufsichtsstellungen geht. Da gibt es immer Leute, die jemanden auf die Füße treten. Wenn man eine Zeit im Bethel ist, gewöhnt man sich daran. Ich habe es wirklich nur verlassen wegen der falschen Lehren der WTG.
TOM: Und wie stehts mit Dir, Robert? .
ROBERT: Auch ich bin nicht über Menschen gestolpert. Einige waren meine besten Freunde, und obwohl sie heute nicht mehr mit mir sprechen dürfen, betrachte ich sie immer noch so. Ihr Lebenswandel hat, in ganzen gesehen, ein höheres Niveau als das des Bevölkerungsdurchschnitts. Nein, nicht über Menschen bin ich gestolpert. Es war nur die Tatsache, daß sie falsche Lehren verkünden.

Selbständige Bibelstudien im Bethel neben den WT-Studien
TOM: Hast Du einmal mit anderen Bethelmitarbeitern gesprochen, Randy?
RANDY: Ja, das habe ich. Neben meinen persönlichen Römer- und Galaterbrief-Studien - so entdeckte ich - gab es noch private Studien, zu denen eine ganze Anzahl- von Bethelmitarbeitern Montagabends nach dem offiziellen WT-Studium der Bethelfamilie zusammenkamen. "Private" Bibelstudiengruppen im Bethel. Sie trafen sich in ihren Zimmern und besprachen die Bibel Abschnitt für Abschnitt. Im Unterschied zu den offiziellen Zusammenkünften der ZJ verwandten sie nicht die WT-Publikationen, sondern nur die Bibel, und sie konnten offen darüber sprechen. Erstaunlich, daß so viele Bethelmitarbeiter an diesen selbständigen Studien teilnehmen, Wenn man in einem Studium war, wußte man manchmal nicht, daß auf der anderen Seite des Flurs noch ein Studium stattfand. Dies geschah fast geheim.

Erste Entdeckungen des Schreibkomitees
TOM: Wie viele Mitarbeiter des WT-Hauptbüros gehören eigentlich zur "Leitenden Körperschaft"?
RANDY: Als ich dort arbeitete, waren es 17. Durch die Absetzung von Ray Franz und den Tod von William Jackson verringerte sich die Anzahl auf 15.
TOM: Hat auch jemand von der LK die WT-Lehre über "Glauben und Werke" in Frage gestellt?
RANDY: Ja, das kann man bis in die frühen 60er Jahre zurückverfolgen. Damals ernannte :Nathan Knorr, der damalige Präsident der WTG, ein besonderes Schreibkomitee. Diese Männer sollten das Buch "Hilfe zum Verständnis der Bibel" schreiben, ein Lexikon, das alle biblischen Begriffe in alphabetischer Reihenfolge behandelt. Es enthält einen Abschnitt über Chronologie und darin einen Passus über die Wichtigkeit der Jahre 607 und 1914 zur Bestimmung der "Zeiten der Nationen" sowie einen Hinweis auf das Jahr 1975 als das Ende von 6000 Jahren menschlicher Existenz. N. Knorr und der damalige Vizepräsident Fred Franz sagten ihnen, sie könnten die Bibel unabhängig von dem, was die WTG lehrt, erforschen und, sollten sie etwas finden, was die WTG nicht lehrt, dann sollten sie das die LK wissen lassen. Sie würden dann Schritte unternehmen zu einer Korrektur.
Die Brüder des Schreibkomitees entdeckten dann z.B., daß die Christenversammlungen des 1. Jahrhunderts eine Ältestenschaft hatten, und deshalb kam es Anfang der 70er Jahre zu der Regelung der turnusmäßig wechselnden Altesten.

Nach der Enttäuschung von 1975
Wachtturm-Schreibkomitee entdeckt Widersprüche zwischen WT und Bibel.
Nach der Enttäuschung von 1975 wandten sie sich wiederum dem Studium der Chronologie zu, weil zu ihrer Verwunderung das Ende nicht gekommen war. Die meisten Zeugen erwarteten es in diesem Jahr.
Nebenbei bemerkt hatte die WTG dieses Datum ziemlich hochgespielt, so daß in Erwartung des Endes viele sogar ihre Häuser und ihren Besitz verkauften.
Bei der Überprüfung der chronologischen Berechnungen stieß die Schreibabteilung auch darauf, daß es für die Jahre 607 und 1914 überhaupt keinen Schriftgrund gibt. Das Jahr 607 ist nicht das korrekte Datum des Endes des israelitischen Königtums. Doch wenn 1914 als zuverlässiges Datum entfällt, werden auch weitere Lehren fragwürdig, gibt es z.B. auch keine Gruppe, die sich selbst "treuer und verständiger Sklave" nennen kann und mit der Versorgung der Christen mit "geistiger Speise" betraut wäre. Der WT selbst räumt ein, daß der Gedanke von einem "treuen und verständigen Sklaven" von der Wiederkunft Christi im Jahre 1914 abhängig ist.

Auch "andere Schafe"-Lehre des WT mit Bibel unvereinbar!
Auch andere Lehren hängen mit Daten zusammen, etwa die WT-Lehre von den "zwei Klassen" von Christen, nämlich der "Gesalbten-Klasse" und der "großen Volksmenge". Diese Aufteilung in Klassen wird mit dem Jahre 1935 verbunden. Liest man aber die alten Wachttürme, dann merkt man, daß diese Zweiklasseneinteilung mit dem Jahr 1935 überhaupt nichts zu tun hat.
Zwei Brüder aus der LK, Ray Franz und Lymann Swingl erkannten, daß sich diese Lehren der Gesellschaft überhaupt nicht mit der Bibel in Einklang bringen lassen. Auch das Komitee, daß das Buch "Hilfe zum Verständnis der Bibel" schrieb, erkannte damals, daß alles, was sie über die Chronologie geschrieben haben, inkorrekt war. In diesem Komitee waren Ray Franz, Edward Dunlap und Reinhard Lingtadt.

Konflikt zwischen LK und Schreib-Komitee bahnt sich an
TOM: Es scheint ja, daß sich daraufhin innerhalb der LK Konflikte anbahnten.
Robert. Hast Du denn Lehrunterschiede bemerkt zwischen den einzelnen Gliedern der LK?
ROBERT: Ja, bei ihren täglichen Kommentaren vor dem Frühstück fiel mir auf, daß die von Ray Franz anders waren. Wie oft sprach er von der christlichen Freiheit, während die meisten anderen fast nur von der Organisation sprachen. Tatsächlich unterschieden sich seine Kommentare sehr von den üblichen, so daß ich mir oft Notizen machte. Sie bestätigten das, was wir im Römer- und Galaterbrief "entdeckt" hatten, wo von der christlichen Freiheit und Gott dienen aus dem Herzen gesprochen wird.
TOM: Du sagtest etwas von einem Untersuchungskomitee, Randy. Wie reagierte nun die LK auf dessen Entdeckungen?
RANDY: Nun, es ist schon ein paar Jahre her, als dieses Komitee und einige andere aus dem Schreibbüro die Bibel studierten und sahen: es gibt vieles, was sie wirklich dem Gewissen des einzelnen überläßt, z..b. für welchen Arbeitsplatz wir uns entscheiden, wie wir über das Rauchen denken, das ja in der Bibel nicht ausdrücklich verboten ist. Darum vertraten einige Brüder aus dem Schreibkomitee in ihren Artikeln den Standpunkt, wir sollten unser Gewissen gebrauchen.
Aus den ZJ-Versammlungen aber kamen Zuschriften, die meinten, man könne dies und jenes nicht dem Gewissen überlassen, denn sonst könnte jeder tun und lassen, was er wollte. Das aber beunruhigte die LK, und sie ließ Artikel schreiben, die für bestimmte Dinge nun doch wieder Regeln aufstellten.
Dies hin und her kann man bis in die 60er und frühen 70er Jahre zurückverfolgen. Auch in anderen Dingen weigerte sich die LK, auf die Brüder des Schreibkomitees zu hören.

Was die LK verheimlichen wollte, kam nun ans Licht
TOM: Kam es nun bezüglich dieser Unstimmigkeiten in der LK zu einer Lösung?
ROBERT: Nun, wie Randy schon sagte, es gab viele Gruppen, die unabhängig voneinander und ohne Verwendung der WT-Schriften die Bibel erforschten. Unter ihnen waren auch Chris und Norma Sanchez und Nestor Kuilan. Es kam dann schnell heraus, daß sie Ansichten hatten, die nicht mit dem WT konform gingen. Sie wurden prompt ausgeschlossen. Da Chris, Norma und Nestor als alte und beliebte Bethel-Mitglieder sehr viele Bekannte im Bethel hatten, zeigte ihr Ausschluß Folgen. Viele stellten Fragen, und was die LK verheimlichen wollte, kam nun ans Licht. Daran konnte sie nichts ändern.
TOM: Wie lange war Chris im Bethel?
ROBERT: 13 Jahre, seine Frau genauso lange
Sie war ihr ganzes Leben lang eine Zeugin.

Große Volksmenge des WT ohne biblische Grundlage
TOM: Wie kam Chris dazu, die WT-Lehren in Frage zu stellen?
ROBERT: Er arbeitete für die WTG als Übersetzer ins Spanische, und während sie an der spanischen Großdruckausgabe der „Neuen Welt" - Übersetzung tätig waren, stießen sie auf biblische Texte, die im Widerspruch zur Lehre der WTG standen, z.B. Offb. 7,15. Liest man den griechischen Grundtext zu dieser Stelle, so wird klar, daß die hier erwähnte große Volksmenge im Himmel ist. Chris wollte über diese Sache Klarheit finden. Niemand gab ihm schriftgemäße Antwort. Alle Befragten verwiesen nur auf die Schriften der Gesellschaft. Unbefriedigt wandte er sich an Fred Franz, den jetzigen Präsidenten. Der aber sagte ihm praktisch dasselbe; „Die Gesellschaft lehrt, die 'große Volksmenge' ist auf Erden. So ist es nun mal."
Darum begann Chris, noch mehr in der Bibel zu lesen. Er stieß dabei u.a. auf 1. Joh. 5,1: „Jeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist, ist von Gott geboren." Das paßt überhaupt nicht zur WT-Theologie, denn sie erklärt, „von Gott geboren" seien nur 144 000, also nicht alle, die an Jesus glauben.

Stundenlange Vernehmungen durch LK und Dienstabteilung
Sie zeigten sich sehr mißtrauisch gegenüber den Äußerungen anderer, sobald es nur ein bißchen von der Linie abwich.
Zuerst wurde ein Zweier-Komitee gebildet, danach ein größeres Komitee, das sich je nach der „Gefechtslage" aus 5 bis 7 Männern zusammensetzte. Da gab es stundenlange Vernehmungen.
TOM: Warum reagierte denn die LK und die Dienstabteilung so?
RANDY: Vergiß nicht, daß die ganze WT-Ideologie auf dem Einheitsideal basiert:

EINHEIT AUF KOSTEN DER WAHRHEIT UND DER FREIHEIT.
Wie oft wurde zum Ausdruck gebracht:
Selbst wenn es sich später herausstellt, daß die offizielle Lehre falsch war, sollte man nicht vorauseilen und eigene Gedanken aussprechen, so biblisch legitim und richtig sie sein mögen. Denn das würde Zwietracht in die Organisation hineintragen und den Gleichschritt stören. Die Führung sagt, jeder habe mitzumarschieren.

Sie verhalten sich wirklich wie Päpste
Russell, der Gründer der WTG, wandte sich in seinen alten Schriften gegen solche Einheit, um deren willen der persönliche Glaube geopfert und das Zeugnis der Bibel ignoriert werden muß. Mit anderen Worten, ist etwas umstritten, sollte es Raum geben für Aussprachen, statt den Dialog „um des Friedens willen" abzuwürgen oder um die Organisation zusammenzuhalten.
Seine Nachfolger verhalten sich wie wirkliche Päpste, so, als wären sie unfehlbar, nur, daß sie zugeben: Heute ist dies richtig, aber später mag es sich ändern, und was immer sie morgen sagen, wirst du morgen als Wahrheit annehmen.
Daher sagen die ZJ, wenn wir der LK nicht vertrauen können, wem dann? Sie setzen ihren ganzen Glauben, ihr ganzes Vertrauen in die LK, die sie unterweist.

Schockierende gemeine Taktik
Interessant, wie sie ausgeschlossen wurden.
Das Komitee, welches sie verhörte, stellte ihnen viele Fragen und wollte wissen, warum sie anders dachten als der WT. Chris und Norma hatten aber Schriftbeweise, auf die sie sich stützten. Das Komitee konnte ihnen nichts entgegnen und nahm daher zu gemeinen Taktiken Zuflucht.
Chris wurde ein „Dummkopf", „Lügner", „Schmarotzer" und „Krebsgeschwür" genannt. Schockierend, so etwas von Männern zu hören, die als „würdige Glieder der LK" galten.
Auf Chris Frage, was l. Joh. 5,1 bedeute, ein Wort, das offensichtlich nicht mit der WT-Lehre übereinstimmt, konnte Dan Sydlik nur antworten: „Wir sind nicht hier, um Deine biblischen Fragen zu beantworten." Chris und Norma wurden sehr schlecht behandelt. Man schloß sie aus, obwohl sie sogar erklärten, sie würden ihre abweichenden Glaubensansichten nicht verbreiten.

„Verschwörung gegen die Organisation"
Das Komitee hatte eine derartige Angst, diese schriftgemäße Erkenntnis könnte: nach außen dringen, und andere anstecken, daß sie einen anderen Grund erfanden:
„Verschwörung gegen die Organisation". Sie verlangten von ihnen, die Namen derer herauszurücken, die so wie sie dachten. Sie unterstellten nämlich, es müsse eine Verbindung geben zwischen den einzelnen Kritikern , und daß auch das Glied der LK, Ray Franz und die Glieder der Schreibabteilung alle in die Sache verwickelt wären.
Ja, daß alle gemeinsam die Organisation niederreißen wollten.
Nichts aber lag uns ferner als das.
Sie aber bestanden auf die Herausgabe aller Namen, damit die ganze Geschichte bereinigt würde. Chris und Norma wußten jedoch nichts und konnten ihnen keine Namen nennen. Die Folge: Ausschluß wegen Verschwörung gegen die Organisation.

Wie die Geheimpolizei
ROBERT: Es war eine totale Überraschung, daß Leute, die so lange, so treu und loyal im Bethel gedient hatten, plötzlich als "Ausgeschlossene" galten. Viele ihnen nahestehende Freunde stellten Fragen. Viele weinten. Nun gab es keine Möglichkeit mehr für die LK, die ganze Sache zu vertuschen. Jetzt mußte darüber gesprochen werden.
Es gab ein gespanntes Klima. Bei den Kommentaren der Glieder der LK zum Tagestext beim gemeinsamen Frühstück im Bethel wurden nun plötzlich über die, welche die Organisation verließen, Erörterungen angestellt. Sie nannten es den "großen Abfall". Jeden Morgen tischten sie eine Menge Verleumdungen auf über Menschen, die ich meistens persönlich kannte. Angst verbreitete sich daher, über die letzten Ereignisse zu sprechen. Nach dem Ausschluß von Chris und Norma kamen auch andere an die Reihe.
Die Dienstabteilung hatte sogar ein Komitee gegründet unter Harald Jackson, das wie eine Geheimpolizei alles untersuchte. Sie gingen umher und verhörten Brüder und überprüften solche, die eventuell mit der WTG nicht übereinstimmten.

Was geschah mit Ray Franz
TOM: So gab es doch ein ziemliches Durcheinander? Waren Ray Franz und die anderen aus der Schreibabteilung der wahre Grund dafür?
RANDY: Nein, durchaus nicht. Natürlich nicht. Ray, Ed Dunlap und ein anderer aus dem Komitee, das das "Hilfebuch" schrieb, waren natürlich die ersten, die den Irrtum der Datenberechnungen durchschauten. Doch gleichzeitig gab es ja andere innerhalb und außerhalb des Bethel, die durch eigenes Bibelstudium und besonders des Römer- und Galaterbriefes erkannten; nicht durch Gesetzeswerke und Befolgung von Vorschriften einer Organisation werden wir gerettet, sondern durch den Glauben an Christus, Es gab also ganze Gruppen im Bethel, die Widersprüche zwischen Bibellehre und WT-Lehre entdeckten. Ray Franz war nur deswegen ein besonderes Ziel der Angriffe, weil er der LK angehörte.
Ray Franz hielten sie für die Wurzel des Übels. Deshalb wollten sie ihn fassen und aus der LK und dem Bethel hinaushaben in der Meinung, dann wäre die ganze Unruhe behoben. Daher nahm dieses Komitee unter Harald Jackson und der Dienstabteilung einige Tonbandgeräte und gingen herum, um Ray und Cynthias nächsten Freunden Geständnisse zu entlocken, was Ray ihnen persönlich gesagt habe, irgend etwas, das den Eindruck erweckte, als wäre er gegen die Organisation.

Angst und Geständnisse
ROBERT: Jeder hatte Angst, er könnte nun auch wegen "Verschwörung" angeklagt werden sobald er nicht mit der Dienstabteilung .zusammenarbeiten wollte oder nicht alles sagen würde, was er wußte. Überall war Angst im Spiel.
RANDY: Daher waren die Befragten oft mehr als willig, jede gewünschte Information zu geben, um nicht selbst in Schwierigkeiten zu kommen. Die Dienstabteilung brauchte zwei Wochen, um all diese Geständnisse von Rays nächsten Freunden aufzuzeichnen.
Sie entschlossen sich dann, ihn ins Bethel zu rufen und ihm alle diese Aufnahmen vorzuspielen, um zu sehen, was er zu seiner Verteidigung sagen würde, Ray war natürlich über ihr Vorgehen unterrichtet durch Freunde im Bethel, mit denen er Verbindung hielt. Außer ihm gab es noch ein anderes Glied der LK, das mit Rays Meinungen und Glauben sympathisierte. Ray bat ihn, sich mit ihm im Bethel zu treffen und er hoffte, er würde sich für ihn einsetzen und die LK von dem Ausschluß abhalten können. Ray wollte also offenbar nicht ausgeschlossen werden. Er hatte ja nicht die Absicht, die Gesellschaft zu stürzen, sondern sie zum Nachdenken zu veranlassen. Tatsächlich schloß die LK ihn zu jenem Zeitpunkt nicht aus. Man nahm ihm jedoch alle Dienstvorrechte und sagte ihm, er müsse sofort gehen (aus der LK).
Später fanden sie dann doch Gründe zum Ausschluß, und zwar, als er mit seinem Nachbarn, einem ehemaligen ZJ, zum Essen ging .

Ed Dunlap und Reinhard Lingtadt
Ed und Reinhard gehörten wie gesagt zum Komitee, das das "Hilfebuch" und auch die meisten der in den letzten Jahren erschienenen Bücher der Gesellschaft geschrieben hat. Daher wußten sie, daß Ed und Reinhard möglicherweise wie Ray dachten, was die Organisation betrifft und über "Glauben und Werke".
Diesen beiden und anderen aus der Schreibabteilung wurden eine Reihe Vertrauensfragen gestellt, die die Dienstabteilung erarbeitet hatte. Ed Dunlap sagte offen seine Meinung über die Lehren der WTG und ließ sich nicht durch das Komitee einschüchtern. Ergebnis; Ausschluß. Für das Bethel; eine aufregende Sache, denn viele von uns kannten Ed seit Jahren als sehr guten Lehrer und langjährigen Mitarbeiter der Organisation.
Reinhard war ein ganz anderer Menschentyp. Er erklärte, er habe gelernt, über bestimmte biblische Dinge nicht dogmatisch zu denken, und daher legte er sich nicht endgültig fest. Dennoch wurde er häufig vernommen und verließ später das Bethel auf eigenen Wunsch.

Von den eigenen Zimmerkollegen verraten
RANDY: Auch die restlichen Brüder der Schreibabteilung wurden daraufhin befragt, ob sie - auch nur geringfügig - von den Lehren der WTG-Gesellschaft abwichen. Darüber hinaus wurden weitere Personen, die in Verdacht standen, kritische Gedanken zu haben, verhört. Bei einem Mitarbeiter, Randy Mangels, ging es so weit, daß für ihn bestimmte Telefongespräche in die Dienstabteilung umgeleitet wurden, um erst rückfragen zu können, warum man ihn anrufe. Er konnte also ohne vorherige Kenntnis der Dienstabteilung keinen Anruf empfangen. Dieses Komitee löste dann auch einige private Bibelstudien auf aus Besorgnis, daß viele Mitarbeiter der Bethel-Familie einfach die Bibel lasen unabhängig von der Gesellschaft und ihrer Literatur. Als Ergebnis dieser Maßnahmen wurden einige Zeugen doch sehr kritisch der Gesellschaft gegenüber.
Meinen Freund, Mark Neverjohns, auch ein Bethel-Ältester, hat man deswegen ausgeschlossen. Viele wurden von ihren eigenen Zimmerkollegen verraten, weil sie etwas gesagt hatten, was gegen sie verwendet werden konnte. Ein starkes Misstrauen untereinander machte sich breit.

Die Erklärung der LK
TOM: Wie erklärte die LK dem Rest der Bethel-Familie, was da vor sich ging?
ROBERT; Du weißt ja, die WTG lehrt, ihre Anhänger seien die einzigen wahren Christen. Niemand auf Erden könne ein wahrer Christ sein, es sei denn, er käme in ihre Organisation. Es ist für sie daher peinlich, wenn plötzlich ein angesehener und loyaler ZJ ausgeschlossen wird.
Man glaubt, ihn schlecht machen zu müssen, um den Vorgang zu rechtfertigen.
Man erfand daher eine Reihe von Namen wie "geistige Hurer" und "Geisteskranker" usw. Albert Schröder äußerte in einem Vortrag über Abfall sich so, daß jeder Angst bekommen mußte, sich mit den freien Bibelgruppen einzulassen und in die Sache hineinzugeraten, die sie "Abfall" nennen. Er stellte es als etwas ganz Schreckliches hin, ausgeschlossen zu werden.
Eine besondere Ironie war es, daß er dazu ausgerechnet einen Artikel über "Abfall" verwendete aus der Feder von Ray Franz im "Hilfebuch". So suchte er Ray und die anderen madig zu machen, die unabhängig von der WTG die Bibel studierten.
Karl Klein, ein anderes Glied, der LK, ging noch weiter in einer Äußerung am Frühstückstisch. Statt so die Bibel zu lesen und zu verstehen, sollte man sich lieber ein Hobby zulegen und das andere vergessen. Unabhängiges Bibelstudium ist eben unerwünscht.
RANDY: Unglaublich, was manche so vom Stapel lassen, um eine Trennung von der Organisation als etwas sehr Schlimmes darzustellen.
Übersetzung von Hubert Ciasto.
Fortsetzung in der nächsten CV-Ausgabe!

ICH SCHRIEB NACH BROOKLYN
Glaube an das, was geschrieben steht, für die WTG nicht entscheidend
Die Ursachen
MEIN erster Schritt von der WTG hinweg lag wohl schon in dem damaligen WT-Thema "Gottes Dinge Gott zurückzuzahlen" begründet. Denn nach der WT-Endzeitberechnung endeten 1914 die Zeiten der Nationen. Christus herrschte seit 1914 als König inmitten seiner Feinde, was hatten die Herrscher der Nationen uns noch zu sagen? Es waren "Gangster in Amt und Würden", so lautete damals ein Thema dazu in "Erwachet". Die Obrigkeitslehre aus Römer 13 wurde fast auf den Kopf gestellt und die von Gott verordneten Obrigkeiten missachtet und verhöhnt. Eine Folge davon war, daß eine ganze Anzahl ins Gefängnis kamen. Doch davon hört die WTG heute nicht gern.

Misstrauen durch WT-Literatur wächst
ICH kann zwar nur meine eigene Erfahrung schildern. Aber sie ist zutreffend für viele Brüder. Die unbiblischen Lehren in Wort und Schrift, wie die falsche Endzeitberechnung, die Überrestlehre mit Abendmahlsbetrug an den anderen Schafen und die Entstellung der Auferstehungslehre ließen mich nicht schweigen.
SO begann ich, vorsichtig mit anderen Brüdern über meine Zweifel an der WTG zu sprechen. Doch mein Misstrauen wurde dabei nur größer. Die einen waren konservativ eingestellt. Man konnte mit ihnen nicht diskutieren. Ein großer Teil hatte keine Meinung oder wollte keine Schwierigkeiten. Einige jedoch gab es, die meine Besorgnis teilten und eine Abweichung der WTG von der Bibel zugaben.

Die Tatsachen
SO fühlte ich mich nicht mehr ganz allein und hatte den Mut, einen Brief an das Hauptbüro in Brooklyn zu schreiben. Meinem in Frageform verfaßten Anliegen entnahm man wohl, ich müßte nur aufgeklärt werden. Womit man Bruder W. Pohl in Berlin-West beauftragte. Doch ich schrieb weitere Briefe mit gezielten Argumenten. Sie wurden mit der üblichen Vertröstung wie "abwarten" und "nicht vorwegeilen" nur kurz ohne direkte Stellungnahme beantwortet.
DA mir dieses Versteckspiel nicht mehr behagte, schenkte ich den zuständigen Brüdern reinen Wein ein und legte mein Dienstamt nieder. Sie erbaten von mir ein Schreiben mit den begründeten Argumenten über meinen Entschluß, um es nach Brooklyn weiterzuleiten. Nach 7! (sieben) Monaten teilten sie mir auf einem Stückchen Papier von 8 mal 5 Zentimeter mit, daß mein Brief (3 Schreibmaschinenseiten) nicht weitergeleitet wird. Er wurde mir aber auch trotz meiner Aufforderung nicht zurückgegeben, was ich mir nicht bieten lassen wollte. Aber die Einsicht nach den Worten in Römer 12:19, sich nicht selbst zu rächen, besänftigte meine Empörung. Da ich dann nicht bereit war, die WTG als unsere "Mutter" und "verständigen Sklaven" zu akzeptieren, wurde ich wegen "Abtrünnigkeit" ausgeschlossen. Mein Glaube an Gott, Christus und die Schrift interessierte sie überhaupt nicht. Der Glaube an die WTG ist das Entscheidende und steht über allem, der Glaube an ein unvollkommenes und irrtumsfähiges Menschenwerk also.

Nachfolger Christi schweigen nicht
DURCH CV erfuhr ich dann, daß mein Erleben, mein Schicksal, kein Einzelfall war. Die Bibel ist voller Beispiele, die uns als Vorbilder dienen sollen. Nachfolger Christi sind in gewisser Hinsicht den Propheten gleich (Matt .5 :11,12). In Hesekiel 3:16-21 wird z.B. deutlich gemacht, daß der Prophet auch das Wächteramt hat. Er hat also zu wachen, um vor Gefahren zu warnen. Aber das kann man nicht mit einschläfernder Stimme tun. Man muß schon seine Stimme und Worte entsprechend gebrauchen. damit sie gehört und verstanden werden können.
PROPHETEN waren keine Vertreter einer Organisation, sondern mehr oder weniger auf sich gestellt. Sie waren nie sehr beliebt, weil sie nichts beschönigten, sondern die nackte Wahrheit sagten, die oftmals bitter und hart war. Nur wenige hörten darauf und ließen sich warnen. Diese Erfahrung mußte selbst Jesus machen. Immer haben die organisierten Bewegungen die aufstehenden und sie mahnenden und warnenden Propheten verfolgt oder mißachtet. Jesus kannte die Hauptschuldigen, die das Volk hinderten und einschüchterten. Er sprach deshalb sein bekanntes „WEHE" über die Schriftgelehrten und Pharisäer aus (Matthäus 23).
DOCH seine Liebe und sein Mitleid galten dem Volk. das unter den falschen Lehrern zu leiden hatte. Er fühlte mit ihnen und weinte auch über sie (Lukas 19:41-44). Daß aber die Wachsamkeit eine christliche Eigenschaft aller Nachfolger sein soll, unterstreicht Jesus mit den abschließenden Worten in Markus 13:37: „Was ich euch aber sage, das sage ich allen: Wachet !„ - So etwa muß man auch die Arbeit von CV sehen.

Die bösen CV-Leute
„ICH glaube an alles, was geschrieben steht" (Apg. 24:14). Diese Worte sprach der Apostel Paulus vor dem Statthalter Felix, um sich gegen die Falschanklagen der Pharisäer und Schriftgelehrten zu verteidigen. Auch heute werden Falschanklagen angewendet, um unbequeme Mahner und Kritiker loszuwerden, sprich auszuschließen, obwohl man sie nicht widerlegen kann. Bei einer Unterhaltung mit zwei Schwestern über CV sagte die eine, zu denen würde ich niemals gehen, denn sie können doch weiter nichts, als die Zeugen Jehovas schlecht machen. Auch die andere war derselben Meinung. Sie identifizierten sich mit der WTG und bezogen die manchmal harte, aber berechtigte Kritik auf sich selbst.
ICH erklärte ihnen den Unterschied und den Sachverhalt. Deshalb betone ich, unsere Kritik richtet sich hauptsächlich gegen die Verantwortlichen der WTG, die ja sowohl organisatorisch, wie auch pädagogisch und lehrmäßig die absolute Führung besitzen. Das geschriebene Wort Gottes allein ist Wahrheit. Unsere berechtigte Kritik gegen die WTG ist wichtig und nützlich für alle Brüder und Schwestern. Sie ist immer biblisch begründet. Wir kämpfen für die Wahrheit des Wortes Gottes und gegen die von der WTG und ihren Verantwortlichen eingeführten Menschenlehren, besonders seit „Richter" Rutherford.

Als man Martin Luther damals mundtot machen wollte, sagte er:
„Ich kämpfe nicht gegen das Wort Gottes, sondern gegen die Lehren von Menschen, und Menschen können irren, aber das. Wort Gottes irrt nie."
Eine solche Einstellung zum geschriebenen Wort Gottes sollte jeder aufrichtige Christ haben oder zumindest anstreben. Damit er aus voller Überzeugung sagen kann:
„Ich glaube an alles, was geschrieben s t e h t und nicht, was geschrieben wird!"
E.A.B.

DER WACHTTURM
EDLER GESINNT SEIN UND PRÜFEN APG 17:11
WIR PRÜFEN DEN WACHTTURM 10/83
STUDIENARTIKEL
„'Betrachte Jesus' - während ein weltweites Unheil herannaht"
„Weltweites Unheil" - aber wann?
DER Schwerpunkt dieses Studienartikels (und auch des gesamten WT 10/83) liegt wieder einmal in der Behandlung eines Themas, welches die ZJ in Atem halten soll. Wobei sich das Atmen schon in ein chronisches Keuchen ausartet, wenn der Zeuge Abschnitt 13 liest:
„GEBE ICH ZUM BEISPIEL DURCH DAS AUSMASS AN ZEIT, DIE ICH MIT ENTSPANNUNG VERBRINGE, DURCH MEINE EINSTELLUNG ZU MEINER ARBEIT ODER ZU MEINEM GESCHÄFT ODER DURCH MEINE ANSICHT OBER WELTLICHE BILDUNG ZU ERKENNEN, DASS ICH DEN WORTEN JESU AUS LUKAS 12:16-31 AUFMERKSAMKEIT SCHENKE?"
JEDER merkt sofort den „Pferdefuß" - so erteilt die „Mutter" Zucht. Sie meint es ja gut mit uns. Denn „die Tatsachen beweisen" es, die Drangsal steht vor der Tür. „Diese Zeit ist jetzt!" (Abschnitt 5,6). Wirklich? Man beruft sich auf Offenbarung Kapitel 6. Es handelt sich hier um eine Vision Johannes. Und diese sollte sich nach Offenbarung 1:1 in kurzem erfüllen!
Kann man so reden, wenn seitdem fast 2000 Jahre vergangen sind? Die Bibel wurde doch in erster Linie für den Menschen geschrieben. 2000 Jahre sind für ihn bestimmt eine sehr lange Zeit!

STUDIENARTIKEL
„Ergreife die vor dir liegende Hoffnung"
Neue antikommunistische Hetze
OBGLEICH die WTG beteuert, sie und ihre Anhänger seien politisch neutral, gibt sie regelmäßig und unmißverständlich zu erkennen, auf welcher Seite sie steht. So ist sie sich auch nicht zu schade, einen Artikel einer schweizerischen Zeitschrift im WT zu veröffentlichen - wohlgemerkt, einer „weltlichen" Zeitung! Und auf Richtigkeit wurde das Schreiben wohl auch nicht überprüft (zumindest steht-davon nichts geschrieben) Hauptsache antikommunistisch - das reicht! Keine Quellenangabe, kein Name der Frau, die ob dieser Dinge wusste, keine Angabe des Landes, in dem das hat geschehen sollen. Aber wir können deutlich lesen: in einem kommunistischen Land sind Zeuginnen in einem Frauenarbeitslager inhaftiert und die meisten müssen 10jährige Zuchthausstrafen verbüßen, „weil man bei ihnen zu Hause einige Ausgaben des Wachtturms gefunden hatte." (Abschnitt 9)
SEHR erstaunlich ist auch, daß man sogar anderen Glaubensgemeinschaften zuerkennt, sie würden die Segnungen der Verfolgung genießen. Natürlich werden aber die ZJ am meisten verfolgt. Das heißt also: der Kommunismus ist noch weit schlimmer als die "Hure" (die Kirchen), die man fast in jeder Ausgabe der WTG-Publikationen durch den Dreck zieht.
NATÜRLICH sind die Zeuginnen in diesem Frauenarbeitslager (es wundert einem, daß hier nicht Konzentrationslager steht) nicht nur schlicht eingesperrt. Man begeht lt. Abschnitt 16 an ihnen auch "Scheußlichkeiten". Aber die ZJ bleiben stark. Sie haben ja auch im Lager ihre Literatur, frohlockt man. "Es schien, als ob Engel nachts das Lager überflogen und die Literatur abgeworfen hätten." Wie niedlich - also haben sich die Engel und nicht die Menschen den obrigkeitlichen Anordnungen widersetzt? Schmierereien gibt es in der westlichen Presse genug .
Im "Stern" waren es gefälschte Hitler-Tagebücher, in dem Schweizer Journal sind es antikommunistische Verleumdungen, die dann der WT freudigste übernimmt.
-G-

EIN BRIEF VON DER INSEL RÜGEN (II)
Der Gläubige wird zum Lohnarbeiter
DEN Brüdern und Schwestern wird durch mosaikartig aneinandergefügte, völlig aus dem Zusammenhang gerissene und damit ihren eigentlichen Sinn entstellende Bibelverse glaubhaft gemacht, daß ein Christ erst dann gerettet sei, wenn er bis Harmagedon tagtäglich auf's neue Anstrengungen unternimmt, sich diese Rettung zu verdienen, Als Lohn wird ihm dann ein Leben in Gottes Königreich in Aussicht gestellt.
BESONDERES Augenmerk wird dabei auf die Predigttätigkeit und die als heilsnotwendig erachtete Bindung an die Neue-Welt-Gesellschaft gelegt. Drohend steht im Hintergrund die Mahnung, vernichtet zu werden, wenn sich nicht jeder nach besten Kräften bemüht, in allen Stücken den Anforderungen Gottes gerecht zu werden. Der Gläubige wird hierbei zum LOHNARBEITER, dessen Verdienste bei Gott als Gerechtigkeit angerechnet werden sollen.
Die für die Wachtturmartikel Verantwortlichen bringen damit jeden treu und ehrlich an Gott glaubenden Menschen in eine unheilvolle Werksgerechtigkeit.
DEN Israeliten sollte durch das, Gesetz klargemacht werden, daß es auch nicht einem einzigen Menschen gelänge, die Forderungen Gottes aus eigener Kraft zu erfüllen.
Im 3. Kapitel des Römerbriefes sagt Paulus diesbezüglich:
".... WIR WISSEN ABER; WAS DAS GESETZ SAGT, DAS SAGT ES DENEN, DIE UNTER DEM GESETZ SIND, DAMIT ALLEN DER MUND GESTOPFT WIRD UND ALLE WELT VOR GOTT SCHULDIG DASTEHT, WEIL KEIN MENSCH DURCH DIE WERKE DES GESETZES VOR IHM GERECHT SEIN KANN. DENN DURCH DAS GESETZ KOMMT ES ZUR ERKENNTNIS DER SÜNDE."
Er fährt fort, von der Gerechtigkeit Gottes, die aus dem Glauben an Jesus Christus kommt und allen zuteil wird, die glauben, zu sprechen und gibt uns die Zusicherung, daß alle ohne Verdienst gerecht werden aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist, Im Vers 27 ruft er aus:
"WO BLEIBT NUN DAS RÜHMEN. ES IST AUSGESCHLOSSEN. DURCH WELCHES GESETZ? DURCH DAS GESETZ DER WERKE? NEIN. SONDERN DURCH DAS GESETZ DES GLAUBENS. DENN WIR SIND ÜBERZEUGT, DASS DER MENSCH GERECHT WIRD OHNE DIE WERKE DES GESETZES. ALLEIN DURCH DEN GLAUBEN."
Doch diese Sätze werden in den Wachtturmartikeln entweder unterschlagen oder aber in einseitiger Betrachtung nur auf die Angehörigen des Volkes Israel angewendet. Dafür zitiert man dann die Äußerung des Jakobus, daß Glaube ohne Werke tot sei und spornt alle Versammlungen dazu an, noch mehr im Predigtdienst zu leisten und die Normen für christliches Verhalten einzuhalten . ...nicht immer freudig und ein schlechtes Gewissen
SO will sich niemand von den Brüdern und Schwestern eingestehen, daß er nicht immer freudig in den Predigtdienst geht und ihm die Abrechnung der Stunden direkt unangenehm ist und ein schlechtes Gewissen erzeugt, vielleicht noch nicht genug geleistet zu haben.
Dazu kommt, daß niemand befähigt ist, sollte er auch noch so charakterstark sein und einen festen Willen haben, in allen Stücken das zu tun, was Gott von uns fordert, nämlich die christlichen Verhaltensnormen einzuhalten.
So finden wir unter den Zeugen Jehovas genau solche Menschen mit Fehlern und Schwächen, wie sie auch alle anderen haben, nur mit dem Unterschied, daß sie sich nicht gern Fehler und Schwächen eingestehen wollen. Jeder von den Brüdern und Schwestern will nach außen hin stark erscheinen und sich keine Blöße geben.

Alle erkennen ihr eigenes Unvermögen
DOCH alle erkennen das und das des anderen. Paulus sagt im 7. Kapitel des Römerbriefes im Vers 18:
"... DENN ICH WEISS, DASS IN MIR, SO WIE ICH VON NATUR BIN, NICHTS GUTE? WOHNT. DAS WOLLEN HABE ICH WOHL, ABER DAS GUTE VOLLBRINGEN KANN ICH NICHT."
Im Vers 24 ruft er verzweifelt:
"ICH ELENDER MENSCH, WER WIRD MICH ERLÖSEN VON DIESEM TODVERFALLENEN LEIBE?" Und diesen elenden Zustand erkannten wir an uns selbst, und wir sind überzeugt, daß auch unsere Brüder dies in ihrem Innern zugeben mußten. Daher auch Beklemmung und Bedrücktsein.
Dieser Zustand wurde zwar immer wieder überspielt, indem wir uns alle gegenseitig das Bild einer heilen Gemeinschaft vorgaukelten.
So ist es auch nicht verwunderlich, daß wir innerhalb der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas niemals soviel Vertrauen der Brüder und Schwestern vorfanden, daß sie untereinander hätten beichten können.
-A-
Fortsetzung folgt.

Liebe Brüder und Schwestern!
Wir danken Euch ganz Herzlich für die uns zugesandten Spenden, die uns immer wieder helfen, unser Werk zu verrichten.
Studiengruppe CV

AN DIE VERSAMMLUNG AUF DER INSEL RÜGEN
Liebe Brüder und Schwestern l
IN Eurer Versammlung sind von Euren Ältesten Gemeinschaftsentzüge ausgesprochen worden, die Aufsehen erregen. Nicht, daß nicht nur die Bibel ignoriert wird, sogar die eigene Wachtturmliteratur wird vergewaltigt und ihre Weisungen überspitzt angewandt. (Siehe Nr. 24/81) Es ist die Rede, daß Bösewichtern die Gemeinschaft der Versammlung entzogen wird. Soweit so gut.
NUN werden aber Geschwistern im Herrn Gemeinschaft entzogen, die keineswegs Bösewichter sind, eher könnten sich an ihrem christlichen Wandel noch andere ein Beispiel nehmen, sondern deswegen, und das sei deutlich gesagt, weil sie die klaren Lehren der Bibel höher achten als .die verworrenen Lehren der Gesellschaft. Da ist ein Fall unter Euch, daß Gemeinschaft entzogen wurde deswegen, daß beim Abendmahl von Brot und Wein genossen wurde und die Meinung vertreten wird, daß, so wie Jesus gebot, von allen Gläubigen das Abendmahl so gehalten wird wie er es geboten hat, nämlich zu seinem Gedächtnis und nicht zur Kennzeichnung von zwei Klassen und zwei Hoffnungen usw., was die Lehre Jesu und der Apostel deutlich widerspricht, Zum Beispiel Epheser 4:4-6.
DA ist ein weiterer Fall, daß einem Bruder, den viele von Euch gut kennen, die Gemeinschaft entzogen wurde, ebenfalls ohne biblische Begründung, denn es gibt keinen Grund gegen ihn, der ihn zu einem Bösewicht stempeln würde. Es sei denn, daß es eine böse Tat ist, gewissen Ältesten in der Versammlung zu sagen, daß die Bibel über alles zu achten ist, daß die Schriften der WTG im Sinne und nicht im Widerspruch zur Bibel zu verstehen sind, daß es verkehrt ist, sich vom Material, das CV in Berlin zu seiner Beweisführung hat, zu überzeugen und CV zu lesen?
Nicht genug damit. Da die wahren Gründe für die Gemeinschaftsentzüge vor der Versammlung nicht genannt wurden, werden bewußt Lügen und Verleumdungen in Umlauf gesetzt, um sich zu rechtfertigen, die soweit gehen, die eigenen Familienangehörigen der unbequemen Brüder gegen sie zu beeinflussen.
WIR FRAGEN EUCH, SOLL DAS SO WEITER GEHEN!
Ist es das, was während des WT-Studiums gelernt wurde? Ist das ein christlicher Geist in Eurer Versammlung? Ist Euch alles, was bei Euch geschieht, so gleichgültig, daß Ihr Euch von der Willkür und Despotie gewisser Ältester beherrschen laßt? Fragt niemand von Euch: „Was würde Jesus dazu sagen?"
Wir fordern Euch auf:
PRÜFT DAS VERHALTEN EURER ÄLTESTEN. LASST NICHT ZU, DASS GEHÄSSIGKEIT UND LIEBLOSIGKEIT TRIUMPHIEREN! KÄMPFT FÜR DIE WAHRE CHRISTLICHE LEHRE UND SUCHT STETS DIE WAHRHEIT!
-H-

AN DIE VERSAMMLUNGEN IN ROSTOCK
Uns erreichte die traurige Mitteilung, daß am 21.11.1982
HEINZ GEERS geb. 31.8.1952
seinem Leben auf eine tragische Weise ein Ende setzte.
CV wird die ZJ-Hintergründe, die zu dem tragischen Tod dieses jungen Bruders geführt haben, untersuchen und anschließend darüber berichten.

LESERZUSCHRIFTEN
FRAGEN - MEINUNGEN - HINWEISE - ANTWORTEN
VIER Seiten, eng beschrieben, auch nicht für einen einzigen Buchstaben ist noch Platz auf dem Papier, Bibelstelle reiht sich an Bibelstelle, das, was dem Schreiber - oder der Schreiberin wichtig erschien, wurde dick unterstrichen.
„ICH HABE HIER IHREN LETZTEN BRIEF VOR MIR LIEGEN UND MÖCHTE EINMAL DARÜBER ANTWORT GEBEN. MEINE ANSICHT IST:
JEDER MENSCH HAT IN SEINEM LEBEN IMMER ACHT AUF SICH SELBST ZU GEBEN. DER MENSCH SOLL HEUTE NICHT BLOSS ARBEITEN MIT SEINEN HÄNDEN, SONDERN VOR ALLEM MIT SEINEM KOPF UND ÜBER DAS SCHICKSAL SEINES LEBENS NACHDENKEN. MAN MUSS DEN MENSCHEN UND DIE WELT BEOBACHTEN. UND GOTTES WAHRHEIT, DIE BIBEL, VERSTEHEN, DANN WEISS MAN WIE ES WIRD MIT DEM FRIEDEN…"
ERSTAUNT liest man diese ersten Zeilen, bewundert Aufgeschlossenheit und Einsicht dieses, nach dem Schriftbild zu urteilen, älteren Bruders oder älteren Schwester,
Wem geht es heute in der Welt nicht um den Frieden? Doch nur denen, die am Krieg und an der Rüstung verdienen. Heute kann und muß ein Zeuge Jehovas, wie jeder vernünftig eingestellte Mensch, den Gedanken der Bibel hinsichtlich friedlicher Arbeit und eines friedfertigen Zusammenlebens nachfolgen. Aber wenn man seinen Kopf gebraucht, dann kann man doch nicht, wie es in diesem Brief leider geschieht, starr und steif, ohne gründliche Überlegung Bibelstellen aneinanderreihen, wie es die WTG in ihrer Unbeweglichkeit gelehrt hat, dann dürfen doch Bemühungen um den Frieden nicht nur aus leeren Worten bestehen, so eine Einsicht hat doch praktische Folgen. Wer bisher bequem gelebt hat, der muß doch jetzt handeln, nicht nur indem er eine trockene langweilige Glaubenslehre, die zusammengeflickt wurde, um Menschen in Abhängigkeit von Menschen zu bringen, zu verbreiten, - sondern vor allem, in dem man sich mit den Gründen beschäftigt, die zur Bedrohung des Friedens führen. Eine solche Beschäftigung aber will die WTG verhindern. denn wer denkt und handelt, der könnte ja über seine entstandene Abhängigkeit nachdenken und beginnen, dagegen zu handeln. Die Bibel will, daß wir nachdenken, die WTG will es nicht.
DER Verfasser dieses langen Briefes sollte, über diesen Widerspruch einmal nachdenken, um den Widerspruch zwischen seinen ersten Zeilen und dem Nachbeten der WTG in den nächsten Zeilen zu sehen!

Christliche Verantwortung": Herausgeber Henry Werner; DDR 6500 Gera, Otto-Dix-Str.6 Preis: 0,20 M; Jahresabonnement: 2.- M; Versand auch kostenlos.
Konto-Nr.: 4564-30-1952; Genossenschaftskasse für Handel und Gewerbe, Gera

A 352/83 V 7 1 2024 KO

ZurIndexseite