Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Wachtturmgesellschaft - instrumentalisiertes Werkzeug der CIA ?!

Der Fall der DDR machte es möglich. Die Hinterlassenschaft des Mielke-Ministeriums wurde (in begrenztem Umfang) auch für die wissenschaftliche Forschung zugänglich. Und was mancher schon vorher "erahnt" hatte, wurde nun zur Gewissheit, zur dokumentierbaren Gewissheit. Auch Kirchen und Religionsgemeinschaften wurden von der DDR-Stasi infiltriert. Man braucht nur die Namen des vormaligen Magdeburger Konsistorialpräsidenten Detlef Hammer, oder einige "Blüten" aus Thüringer kirchlichen Kreisen zu nennen, um exemplarische Beispiele dafür zu haben, die um ganze Legionen weiterer Namen ergänzt werden könnten.

Man weiß auch (darüber gibt es nichts zu deuteln), dass das auf die Zeugen Jehovas angesetzte Blatt "Christliche Verantwortung" gleichfalls im Stasidienste stand.

Für die wissenschaftliche Forschung war es ohne Zweifel ein Glücksumstand, dass ihr die DDR-Stasiakten zum Teil zugänglich wurden.

Wie verhält es sich aber mit der Gegenseite? Namentlich mit dem US-amerikanischen Dienst CIA? Pech für die wissenschaftliche Forschung, dass deren Akten eben nicht in analogem Umfang "zugänglich" sind, dass man auf einzelne "Heraussickerungen" und Indizien angewiesen ist. Also für mich steht es einwandfrei fest, dass auch die CIA kein Waisenknabe ist; dass sie in ihrer Infiltrierungspolitik durchaus mit der DDR-Stasi vergleichbar ist. Und wie die Stasi DDR-Kirchen infiltrierte, so eben die CIA auch besonders solche mit "amerikanischer Kinderstube", von der die WTG bekanntlich eine der bedeutenderen ist.

Wenn in der Überschrift neben dem Ausrufungszeichen auch noch ein Fragezeichen steht, so lediglich aus dem Grunde, dass die Aktenbasis für diese These aus genannten Umständen nicht zugänglich ist. Man mehr oder weniger auf Indizien und auf "Erahnungen" angewiesen ist.

Dennoch, die CV wurde schon charakterisiert. Man kann ihr durchaus bescheinigen, dass sie aufgrund ihres genannten Backgrounds durchaus ein hohes Maß an einschlägiger Sensibilität besitzt. Ein Niederschlag dessen ist auch in ihrer Ausgabe Nr. 74 (September 1975) nachlesbar. Darin findet sich auch der Satz: "Der genannte WT-Artikel vom 1. März 1975 ist genau darauf abgestimmt, die Black Panther bloßzustellen, zu spalten, zu irritieren oder zu neutralisieren." Genau dies war auch das Stasimetier. Schon verständlich, wenn die Stasi-Herrschaften analoges bei der Konkurrenz genau registrierten. Der fragliche Artikel leitet mit dem gescheiterten DDR-Ziel ein, die Zeugen Jehovas zu "nationalisieren". Weil das nicht gelang und auch keinerlei reale diesbezügliche Aussicht bestand, wurde die CV in ihren Ausführungen deutlicher. Nachstehend, ohne weiteren Kommentar jene Passagen aus der CV:

Warum aber sollen Jehovas Zeugen die "Kontrolle ablehnen", d. h. weiter schriftwidrig antikommunistisch in religiös-politischem Untergrund bleiben? Warum sollen sie nicht aufhören, "1975" vergessend, mit dem WTG-Antikommunismus in der Verkündigung gegen die "Obrigkeit" bzw. "die Menschen betreffende Ordnung" des Sozialismus vorzugehen?. Wir müssen hier einen schweren Verdacht erheben, wenn wir die Stellungnahmen der WTG selbst zu ihrer antikommunistischen Politik prüfen. Man lese: "Die Botschaft, die diese Schriften enthalten, hat nichts mit der Politik der Länder zu tun, in denen sie gedruckt werden. Jehovas Zeugen sind in politischen und militärischen Fragen neutral. Die Watch-Tower-Society hat es immer wieder abgelehnt, politische Propaganda in ihre Schriften aufzunehmen, obwohl ihr schon materielle Vorteile angeboten wurden, wenn sie dies täte". (WT 1. Jan. 1974, S. 31, dt.). Ja, das ist richtig zitiert! Ein einziges Beispiel, das für viele steht, soll die Frechheit und Skrupellosigkeit dieser Neutralitatsbehauptung beweisen. In dem zitierten "Erwachet"-Artikel vom 8. Juni 1955 heißt es für Jehovas Zeugen nach wie vor gültig: "Heute bedroht der mächtige Kommunismus alle Völker . . . seine Macht und Gewalt von niemande anderem als vom Drachen, Satan dem Teufel . . . Jehovas Zeugen stellen mit der Bibel den Kommunismus als eine eitle Hoffnung bloß … Distanzieren Sie sich vom Kommunismus". Bücher kann man inzwischen mit solcher antikommunistischen politischen Propaganda in der WT-Verkündigung vollschreiben! Der Sachverhalt beweist also, daß die WTG es nicht abgelehnt hat, politische Propaganda in ihre Schriften aufzunehmen. Die materiellen Vorteile sollen uns hier nicht interessieren. Es erhebt sich vielmehr die Frage, wer diejenigen sind, die "immer wieder" an die WTG herantreten oder herangetreten sind, um sie dazu zu veranlassen. Wer hat das Interesse daran, daß die Massenmedien der WTG, ihre Zeitschriften, Bücher und Broschüren in politischer Hinsicht antikommunistisch ausgerichtet bleiben? Es erhebt sich der schwere Verdacht, daß hier amerikanische Nachrichten- bzw. Geheimdienste eine entscheidende Rolle spielen.

Sehen wir zuerst einige veröffentlichte Fakten über die Rolle der amerikanischen Geheimdienste CIA, FBI u. a. im Hinblick auf Kirchen und Religionsgemeinschaften. Die BRD-Zeitschrift "Junge Kirche", Dortmund, berichtete am 10. März 1967 z. B. von "antikommunistischen Programmen des CIA nicht nur an den Universitäten, sondern auch in den Gewerkschaften, Stiftungen, im Verlagswesen". Nach einer Veröffentlichung der "New York Times" in diesem Zusammenhang stand auf der CIA-Bestechungsliste auch die amerikanische "Christliche Vereinigung Junger Frauen" (ND 5. 3. 67). In der USA-Zeitschrift "Political Affairs" vom Mai 1975 wird schließlich berichtet: "1967 wurden die geheimen Verbindungen der CIA mit gewissen Stiftungen, Verlagen und anderen Körperschaften aufgedeckt". "Die CIA war immer daran interessiert, Dissidenten in Osteuropa und in der Sowjetunion anzusprechen und zu ermutigen". Die größte CIA-Abteilung ist der "Untergrunddienst". "Ein früherer CIA-Agent, Stuard H. Loory, enthüllte, daß der Geheimdienst massiv die Massenmedien der Vereinigten Staaten infiltriert hat … einschließlich den Christen Science Monitor" (christliche Presse). "Die Organisationen der CIA, des FBI und ähnlicher Geheimdienste" - es werden u. a. noch "Armee Marine Corps und die Geheimdienste der Flotte und Luftwaffe" genannt - trügen die Verantwortung "für die schmutzige Zersetzung der Volksbewegungen im Land und für die Unterminierung von Regierungen im Ausland". (Die CIA Instrument der US-Außenpolitik, Einheit 8/1975, S. 952 ff Berlin).

Die "Süddeutsche Zeitung", München, BRD, berichtet am 11. Sept. 1974 über die Religionsgemeinschaft der Mormonen in den USA: "Ein besonderes Lieblingsgebiet der Absolventen der Mormonen-Universität sind die Justiz und Polizeibehörden, vor allem die FBI und der CIA." Ein bekannter Mormone, W. C. Skouson, zugleich prominentes Mitglied der rechtsradikalen John-Birch-Society, ehemaliger FBI-Agent", sei Autor "so bedeutender rechtsextremistischer Lehrbücher wie 'Der nackte Kommunist', 'Der rote Angriff auf die Polizei'." Der. mögliche neue Präsident der Mormonen, E. T. Benson, USA, sprach von "unserem Kampf gegen den schleichenden Sozialismus und gottlosen Kommunismus" und von den "Sklaven hinter dem Eisernen Vorhang". - Wenn wir nun die antikommunistische politische Propaganda in den WT-Schriften zum Vergleich heranziehen, so gibt es grundsätzlich keinen Unterschied, zu diesen CIA- bzw. FBI-Inspirationen. Soll man davor die Augen verschließen? Soll man das nicht sehen?

Schauen wir uns nun eine Reihe von Fakten an über die geheimdienstliche bzw. nachrichtendienstliche Verwicklung der WTG, der Watch-Tower-Society.

1917 unterhielt WTG-Präsident J. F. Rutherford persönliche Beziehungen zu US-General J. F. Bell in Sachen der geplanten Änderung des USA-Spionagegesetzes (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 79).

"Im Februar 1918 leitete der geheime Armee-Nachrichtendienst der Vereinigten Staaten eine Untersuchung ein über die Zentrale der Watch Tower Society in Brooklyn". Ein Funkgerät für Verbindung mit Deutschland wurde beschlagnahmt (WT 15. Juni 1955 dt.) Die Sache wurde dann niedergeschlagen (Jahrbuch 1973, S. 107. dt.).

1936 wurden die Berichte für die WTG aus Hitlerdeutschland über den Nachrichtendienst des USA-Konsulats in Berlin nach der Schweiz geleitet (Jehovas Zeugen. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft, S. 142). 1947 verhandelte die WTG mit dem USA-Militärnachrichtendienst in Wiesbaden, um die amerikanische "Militärpost" zu nutzen.

N. H. Knorr, M. G. Henschel und H. C. Covington wurden unter USA-Regierungskontrolle in einem Hotel für US-Heeresoffiziere untergebracht (WT 1. 2. 48 dt.) (WT 15. 2. 48 dt.) 1949 wurde die WTG offensichtlich provokatorisch in einem Memorandum des US-Marine Corps als "mit dem Kommunismus verbunden" bezichtigt. Die Folge war zur eigenen "Rechtfertigung" ein internationales Aufleben des WTG-Antikommunismus (WT 1. 11. 50 dt.)

Der ständige Vertreter der WTG beim US-State Department in Washington (Außenministerium und Leitstelle für die US-Geheimdienste) ist 1964 Anton Koerber, (Erwachet 8. 11. 1964 dt.)

Auffällig wurde im WT vom 1. März 1975 dt. der antikommunistische Bericht einer ehemaligen Angehörigen der amerikanischen revolutionären Negerbewegung "Black Panther" veröffentlicht, die zu den Zeugen überging. Das fällt zusammen mit der Tatsache, wie die zitierte US-Zeitschrift "Political Affairs" vom Mai 1975 berichtet, daß der "FBI neue Spionageabwehrbemühungen" unternimmt, um insbesondere die "nationalistischen afroamerikanischen Organisationen und Gruppierungen, wie Black Panther, ihre Führung, ihre Sprecher, ihre Mitglieder und ihre Helfer bloßzustellen, zu spalten, irrezuführen oder zu neutralisierend ähnlich wie der CIA im Ausland. (Einheit 8/1975, S. 930, Berlin).

Der genannte WT-Artikel vom 1. März 1975 ist genau darauf abgestimmt, die Black Panther bloßzustellen, zu spalten, zu irritieren oder zu neutralisieren". Wer von den Zeugen liest jedoch die genannten anderen Zeitschriften, um zu sehen und sich zu vergewissern? Wohl niemand. Und die WTG hütet sich, entsprechend hinzuweisen.

Wenn wir diese Hintergründe von Antikommunismus und Untergrundtätigkeit allgemein und auf religiösem Gebiet sehen, wenn wir dazu die WTG-Verstrickungen mit US-Nachrichtendiensten sehen, und wenn man dann die WT-Forderung liest, in den sozialistischen Ländern unter Mißachtung der klaren Aussagen der Schrift jede staatliche Kontrolle weiter "abzulehnen", um untergrund antikommunistisch weiterzuarbeiten, muß man da nicht stutzig werden?

 

In diesem Kontext sei noch eine Meldung aus der CV 77 (Dezember 1975) wiedergegeben:

Bekanntlich rauscht der Blätterwald in den USA zur Zeit außergewöhnlich um die Tätigkeit des US-Geheimdienstes "Central Intelligence Agency" (CIA). Dabei geraten mehr und mehr auch Religionsgemeinschaften ins Blickfeld. So berichtete die Süddeutsche Zeitung in München vom 11. 9. 74, daß enge Beziehungen zwischen der Universität der Gemeinschaft der Mormonen in den USA und der CIA bestehen. Hierbei spiele auch die John-Birch-Society eine Rolle, besonders, was antikommunistische Programme betrifft. Die USA Zeitschrift "Political Affairs" vom Mai 1975 meldete eine Infiltration des "Christian Science Monitor", einer Zeitung der Gemeinschaft der Christlichen Wissenschaftler, durch die CIA. (Einheit 8/1975. Die CIA -) "horizont" Berlin vom Nov. 1975 (Nr. 46/75, S. 21) berichtet über Beziehungen der CIA-finanzierten "Labour Party der USA" zur John-Birch-Society, die im Zusammenhang mit den antikommunistischen Programmen der USA-Mormonenführung in Erscheinung. trat. Wie steht es um die antikommunistischen Programme der Watch-Tower-Society, der WTG? Muß man diese Frage da nicht auch stellen?

28. Oktober 2001 11:38:14 - Gerd

Nun ja, lieber Drahbeck,

jede Diktatur fürchtet den Geheimdienst und die Spione der anderen Seite besonders. Und hört dabei oft das Gras wachsen.

Als unsere Firma zu DDR-Zeiten in Leipzig zur Messe war, wurden oft irgendwelche Gegenstände von uns eingezogen und versiegelt. Einmal 12 "Österreichbücher", das machte sogar unseren Vertreter Dr. Günther Forgber, ein hoher Stasimann, stutzig. Aufgrund seines Amtes konnte er nachfragen, was denn in diesen Büchern staatsfeindlich sein könne. Die Antwort war ein Satz über das Burgenland: "...dies war immer schon ein Bollwerk gegen den Osten..."

Wir konnten darob nur mitleidig lächeln.

28. Oktober 2001 13:03:46 - Drahbeck

Gerd schrieb:
>Nun ja, lieber Drahbeck,
>jede Diktatur fürchtet den Geheimdienst und die Spione der anderen Seite besonders. Und hört dabei oft das Gras wachsen...
Da ist was dran. Es liegt mir fern die Stasi "schönzureden".
Nur, um beim Beispiel des von mir auch genannten Magdeburger Konsistorialpräsidenten Detlef Hammer zu bleiben (Der "Spiegel" berichtete mal über seinen Fall). Das war ein hauptamtlicher Kirchenjurist. Aus seiner Vita kann man zitieren:
"1974 Eintritt in den Dienst der Kirchenprovinz Sachsen (Mitglied des Konsistoriums Magdeburg), Juristischer Dezernent in den Bereichen Ökumene und Diakonie, Gemeindeaufbau sowie Beratung und Begleitung von Strafgefangenen und Ausreiseantragstellern."

Letzteres stellt den besonderen Hohn dar. Den aufgrund der Stasiakten steht zugleich fest, dass Hammer alias "Günter" zugleich noch als "Offizier im besonderen Einsatz" auf der Gehaltsliste der Stasi stand, die ihn gezielt auf diesen Posten lancierte.
Und sein übergeordneter Bischof wusste, nachdem sein Fall ruchbar wurde, nur eines zu tun: Schweigen.
Schweigen das war auch die Waffe des Bischofs Albrecht Schönherr (Berlin-Brandenburg) nachdem der Fall seiner im Stasidienste stehenden Sekretärin ruchbar wurde. Letzterer Fall hat übrigens auch eine Bezüglichkeit zu den Zeugen Jehovas.

Ich bin sicher kein "Fan" des Theologieprofessors Gerhard B.... Aber in diesem Fall halte ich ihm zugute, dass er (in seiner vor WTG-Zeit) die diesbezüglichen Fakten veröffentlicht hat.

Wie ist denn die Reaktion der offiziellen WTG-Größen derzeit in ihrer UN-Kontroverse? Ebenfalls nur Schweigen!
Und man braucht kein Prophet zu sein, um sagen zu können, auch bezüglich des Anwurfes WTG-Größen ständen der CIA nicht fern, gibt es von denen nur eine Antwort: Schweigen!

Re: Wachtturmgesellschaft - instrumentalisiertes Werkzeug der CIA ?!

28. Oktober 2001 13:21:03 - D.

Zitat aus der Zeitschrift MIZ (Rubrik Internationale Rundschau)

(1673) Berlin. Nach den bisherigen Erkenntnissen haben über 3000 Pfarrer und Kirchenbeamte aktiv für den Staatssicherheitsdienst der Ex-DDR gearbeitet,

darunter auch 40 in den westdeutschen Kirchen. Der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende im Brandenburger Landtag, Diestel, hält sogar drei Viertel der rund 20.000 ostdeutschen Kleriker und Kirchenfunktionäre für Stasi-Mitarbeiter. Unter den bisher enttarnten Mitarbeitern sind auch eine Reihe von hochrangigen Funktionären der evangelischen Kirche, u.a. Martin Kirchner (Oberkirchenrat und Stellvertreter des Landesbischofs in Thüringen, bis zum Frühjahr 1990 auch Generalsekretär der Ost-CDU), Detlef Hammer (Konsistorialpräsident in Sachsen bis zu seinem Tod 1991 und Stasi-Offizier "im besonderen Einsatz"), Hans-Martin Harder (Leiter des Konsistoriums der pommerschen Kirche, inzwischen beurlaubt), Siegfried Plath (Oberkonsistorialrat in Greifswald; inzwischen beurlaubt), Reinhold Adebar (Superintendent in Thüringen), Wolfram Johannes (Oberkirchenrat in Thüringen), Jürgen Kapiske (Chefredakteur der "Mecklenburgischen Kirchenzeitung") und Gerhard Lotz (Oberkirchenrat in Thüringen und gleichzeitig 25 Jahre in der Kirchenabteilung der MfS-Zentrale tätig). Auch der Vize-Präses der DDR-Kirchensynode und nachmalige Übergangs-Chef der DDR, Lothar de Maizière, war offenkundig unter dem Decknamen "Czerni" bezahlter Stasi-Mitarbeiter.

Bei einigen der genannten Kirchenführern ist die Untersuchung allerdings noch nicht abgeschlossen; bei Plath und Harder bereitet die Kirchenleitung ein Disziplinarverfahren vor. Nach Untersuchungen eines Vorermittlungsausschusses der EKD fühlte sich Harder entlastet, während sich die EKD merkwürdigerweise völlig ausschwieg.

(TAZ, 27.1.92; Frankfurter Rundschau, 14.1., 25.3., 25.5. 31.7. u. 4.9.92; Süddeutsche Zeitung, 16.4., 31.7., 8.8.92 u. 5.1.93; DER SPIEGEL, 24.2. u. 22.6.92; Lutherische Welt-Information 12/92)

Anm. MIZ-Red.:

Nicht erwähnt ist hier der Ex-Konsistorialpräsident Stolpe, dessen Fall in der Presse ohnehin breit gewürdigt worden ist (z.B. in nahezu jeder SPIEGEL-Ausgabe seit Jahresbeginn). Er fällt nach bisherigen Erkenntnissen nicht unter die Rubrik der Stasi-Mitarbeiter, doch wird ihm - neuerdings sogar von seiner eigenen Kirche (vgl. z.B. Augsburger Allgemeine, 27.10.92) - vorgehalten, daß er mit dem Staatssicherheitsdienst vertraulichere Kontakte pflegte als notwendig und daß er "im Einzelfall seinen Auftrag überschritten" hat. Außerdem wurde ihm nachgewiesen, daß er die Öffentlichkeit nur stückchenweise und z.T. irreführend über seine Rolle in der DDR informiert hat.
Nachdem Umfragen gezeigt haben, wie sehr die Verquickung von Kirche und Stasi dem Ansehen der evangelischen Kirche schadet, ist seit Jahresende eine Tendenz erkennbar, innerkirchliches Fehlverhalten so weit wie möglich zu vertuschen.

CIA-Dokumentation

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,513817,513817#msg-513817 04. Januar 2015 03:46


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