Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Busch Bibelforscher

Unter den etwas umfangreicheren Publikationen zum Thema Bibelforscher, die vor 1945 erschienen sind, ragt das 1929 erschienene Buch von Johannes Busch: "Das Sektenwesen mit besonderer Berücksichtigung der Ernsten Bibelforscher" hervor. Busch, Katholik, vertritt vehement die katholischen Positionen in Sachen Höllenlehre, Seelenlehre, Fegefeuer. Schon vor ihm hatte sich in gleicher Sache Fritz Schlegel (gleichfalls Katholik) ähnlich verbreitet. Beide Autoren, und namentlich ihre Thesen zu vorstehenden Aspekten, sind für mich unannehmbar.

Seine Grundsatzposition kommt auch in seiner Polemik gegen Immanuel Kant zum Ausdruck. Über ihn liest man bei Busch S. 37, 39):

" Auf dem Bücherverbot (Index Romanus) unserer heiligen Kirche steht namentlich aufgezeichnet: Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. In diesem Werk sind all die Irrtümer und falschen Lehren von Kant grundgelegt. ... Die christlichen Glaubensdogmen hat somit der Kopernikus von Königsberg, wie er sich selber nannte, samt und sonders rationalistisch umgedeutet. In seiner Schrift 'Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft' - ein gemeingefährliches Buch - identifiziert Kant Religion und Sittlichkeit und betrachtet alle besonderen Religionsübungen als einen 'Afterdienst Gottes' ... Damit erklärt er die Religion für Hirngespinste, setzt sie in das Reich der Träume und behandelt die religiösen Menschen als eine Herde von Hallizunanten ..."

In das gleiche negative Bewertungsmuster ordnet er auch die Bibelforscher mit ein.

Wie auch andere (nicht "nur" Busch) nahm er gierig das namentlich von antisemitischer Seite hingeworfene Stichwort auf, die Bibelforscher würden "von den Freimaurern finanziert".

Dazu Busch (S. 93):

"Diese Freundschaft der Ernsten Bibelforscher mit dem christentumsfeindlichen, ungläubigen Freimaurertum gibt uns recht viel zu denken und wirft dunkle Schatten auf die Sekte der Ernsten Bibelforscher. Noch charakteristischer ist die Freundschaft der Sekte mit den Spartakisten in den letzten Jahren. Die Bibelforscherversammlungen wurden zu regelrechten Verbrüderungskundgebungen zwischen den Ernsten Bibelforschern und den Bolschewisten. Eine Zeitung schreibt darüber: 'Die Ernsten Bibelforscher sind die Schrittmacher des Bolschewismus.'"

Und weiter Originalton Busch (S. 126):

"Die Ernsten Bibelforscher sind in ihren Lehren zu einem ganz bedeutenden Teile die treuen Handlanger des modernen Unglaubens. Fast alles, was dem Menschen teuer und heilig sein sollte, wird von ihnen geleugnet. Die Leugnung der wichtigsten Wahrheiten wird dazu noch mit dem Mantel frommer Bibelgläubigkeit umkleidet." Zu den "wichtigsten Wahrheiten" zählen auch in der Lesart von Busch, der Glaube an die Dreieinigkeitslehre, eine Feuerhölle nebst Fegefeuer, zuzüglich einer "unsterblichen Seele".

Schwerpunktmäßig behandelt Busch auch den Eschatologiekomplex. Hier bringt er durchaus akzeptable Hinweise auf die geschichtliche Entwicklung der Endzeitlehren vom Urchristentum, über die nachfolgenden Jahrhunderte, bis zu den Bibelforschern der jüngeren Neuzeit. Was die von Busch diesbezüglich genannten Fakten anbelangt, so besteht da kein Dissens.

Wie schon vorstehend ausgeführt, trennt mich von Busch seine Dogmatik. Nicht so sehr die Hinweise auf die wahrlich nicht "ruhmreiche" Kirchengeschichte.

Nachstehend noch ein Detailauszug aus diesem Buch:

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