Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Brandmauerbestimmungen

"Sind von der Methode her nahezu wie typische Geheimdienstagenten tätig …"

Überleben unter DDR-Verhältnissen. Wie sah das praktisch für die Zeugen Jehovas aus?

Eine Antwort darauf kann man auch in der Nr. 52 (September 1973) der "Christlichen Verantwortung" nachlesen. Jeder, der unter DDR-Verhältnissen mit den dortigen Zeugen Jehovas verbunden war, kennt den x-mal eingetrichterten Grundsatz "Brandmauer". Auch dem kleinsten Zeugen wurde eingebläut, du darfst engeren Kontakt zu anderen Zeugen Jehovas nur auf der Ebene deiner örtlichen Studiengruppe haben. Etwa vergleichbar den westlichen Buchstudiengruppen, die sich auch in Privatwohnungen treffen. Also so um die sechs Zeugen Jehovas. Dann ist "Ende der Fahnenstange". Nun wird in der Praxis nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird. Also der diesbezügliche Bekanntenkreis etlicher war doch schon etwas größer. Allein es geht um die theoretischen Vorschriften. Und die besagten dies so wie vorstehend beschrieben. Und vor allem. Es sollte tabu sein, irgendwelche Detailkenntnisse über andere organisatorische Gliederungen der Zeugen zu haben - theoretisch.

Auf dieser Linie liegt es auch, dass selbst die Dresdner Zeugen Jehovas, die nach dem DDR-Mauerbau in engster Nachbarschaft, zu dem dortigen Oberzeugen Werner L... lebten. Das selbst die (in der Regel) nicht wussten, das L... ab 1962 oberster Leiter der Zeugen Jehovas in der DDR (bis zu seiner Verhaftung) war. Also auch hier offenbart sich wieder der Grundsatz, den schon die Kommunisten in der Nazizeit, mit ihrer Zellenbildung praktizierten. Jeder soll nur so wenig wie möglich wissen, vor allem auf den untersten Ebenen. Schon die Nazis registrierten, dass seitens der Zeugen Jehovas auch dieser Grundsatz zur Anwendung kam. Eine gleiche Erfahrung machten dann auch ihre Nachfolger, die Kommunisten.

Das also war die handfeste Politik von Brooklyn und Wiesbaden gesteuert, die zur Sicherung des Überlebens in Szene gesetzt wurde. Tragender Gedanke dabei war. Kommt es zu Verhaftungen so hofft man, dennoch durch die Nichtkenntnis weitergehender organisatorischer Details seitens des Verhafteten, die Organisation zu "schützen". Ob es ein wirklicher "Schutz" war? Man kann es vielleicht so sehen. Man kann aber auch kritische Rückfragen stellen. Rückfragen dergestalt, dass hier auf eindeutige Geheimdienstpraktiken abgestellt wurde. Das die tatsächlichen politischen Geheimdienste diese Sachlage sehr wohl erkannten und in ihr Kalkül mit einbezogen.

Der Preis fürs Überleben unter DDR-Verhältnissen war also die Befolgung von CIA-Anweisungen, verschärft formuliert. Auch der eingangs genannte Artikel thematisierte dies. Er sei daher abschließend noch zitiert:

An die "Brandmauer"-Bestimmungen erinnert

Eine Brandmauer dient u. a. der Sicherheit und Abschirmung für den Fall eines Brandes im Nachbarhaus. Jeder Schornsteinfeger kann darüber beste Auskunft geben. Die WTG hat den Begriff Brandmauer eingeführt, um besser illegal wirken zu können. Zu den WTG-"Brandmauer"-Bestimmungen gehört u. a. Decknamen benutzen, Code, Chiffre, Verschlüsselungen, Geheimschriften, Geheimkuriere, Geldschmuggelmethoden, tote Briefkästen, geheime Treffs, Spurenverwischung, Polizei belügen, kurzum alle Arten von Trug und List anzuwenden, um die WTG-Tätigkeit nach außen abzuschirmen und derartig abgesichert weiter zu treiben und zu forcieren. Die hiermit befaßten Brüder und Schwestern sind von der Methode her nahezu wie typische Geheimdienstagenten tätig. Gegenwärtig wird wieder besonders auf die Einhaltung der "Brandmauer"-Bestimmungen hingewiesen.

Warum ist mit der religiösen Tätigkeit der WTG derartiges verbunden? Weil die WTG die Zeugen Jehovas immer noch dazu anzuleiten versucht, in Verbindung mit ihrer religiösen Tätigkeit eine antidemokratische, antikommunistische Politik im Sinne imperialistischen Mißbrauchs von Kirchen und Religionsgemeinschaften durchzuführen, wie die WTG-Schriften mit ihren antidemokratischen und antikommunistischen Angriffen immer noch unter Beweis stellen. Die WTG steht hierin noch wie vor auf den Positionen des antikommunistischen "kalten Krieges" seit den fünfziger Jahren.

Was ist dazu biblisch zu sagen? Verkündigung wahrhaften biblischen Christentums bedarf keiner solchen Geheimdienstmethoden. Sie werden durch die Schrift sogar direkt verboten: "Nicht mit List wandeln" 2. Kor. 4:2 NW. Eine Verkündigung, die dennoch mit Trug und List arbeitet, stellt daher einen Mißbrauch des Christentums dar, den es zu bekämpfen gilt.

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