Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Aufgebauscht?

Gelegentlich begegnet man immer wieder dem Vorwurf aus Kreisen von Zeugen Jehovas, gewisse Berichte seien doch ziemlich "aufgebauscht". Bei Infolink kam das auch mal zur Sprache. Nachstehend ein paar Auszüge aus der diesbezüglichen Diskussion:

Von Ilonka am Donnerstag, den 3. Oktober, 2002 - 23:58:

Hallo Forum, was mich hier stoert, ist der krasse Gegenkurs zu ZJ. Ich habe bisher kein einziges Argument gelesen, was mich inspirieren koennte, die ZJ zu verlassen. Alles ist sehr aggressiv und ZJ kontraer.
Egal was ist .......... alles ist gegen ZJ. Wenn eine Schwangere ihr Baby verliert, heisst es gleich: ZJ befuerworten Toetung Ungeborener. Das ist so ein totaler Quatsch. w3enn eine Katholikin ihr Baby veliert .....kein Hahn kraeht danach!!! !!!!!!
It das er Sinn dieses Forums?? Ich weiss, gleich fallen alle ueber mich her ...... das ist mir egal.
Klar, alle sind rethorisch besser drauf als ich!!!!
Ich bin noch ZJ , aber wenn ich das hier im Forum so verfolge, bleibe ich auch dabei. Ihr habt keine Alternativen zu bieten. Jeder Punkt ....sei er noch so belanglos, wird aufgegriffen, um gegen ZJ zu argumentieren.
Keiner ist hier neutral.
Ilonka

Von Ivan Frey am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 00:31:

Liebe Ilonka
niemand verlangt von Dir, die Zeugen zu verlassen. Das ist auch nicht der Sinn des Forums. Dass alles ZJ-konträr ist,....na ja, das ist wohl so in einem EX-Zeugen-Forum..:-)
Was Du draus nimmst ist Dir überlassen.
Du schreibst: Ich habe bisher kein einziges Argument gelesen, was mich inspirieren koennte, die ZJ zu verlassen.
Gegenfrage: Suchst Du ein Argument, die Zeugen zu verlassen? Weshalb suchst Du diese Seite auf?
Fixfertige Lösungen was einen nach den ZJ erwarten, gibt es wohl keine. Leider ist der Austritt, bzw, das "Ausgetretenwerden" nicht so einfach hinzunehmen. Was mache ich denn sonst?
Oder mit der Bibel gesprochen, was die ZJ so gerne zitieren, "wer sonst hat Worte ewigen Lebens"?
Wer solche Fragen beantwortet haben möchte, muss leider auf sich selbst zurückgreifen...ausserhalb der WTG herrscht keine "Ueberlebensgarantie". Ich denke, dass Du dass ebenso siehst und deshalb obigen Beitrag reingesetzt hast.
Wenn Du an die Bibel glaubst, da gibst doch noch einen Text, dass Gott auch bemerkt, dass ein "Spatz" tot umfällt. Gott sieht wohl auch Deine Sorgen....
Ob der in diesem Forum nicht mehr Jehova genannt wird.....ändert das was an Gott?
Liebe Ilonka, eine Entscheidung zu fällen kann manchmal ganz schön weh tun...
Aber entscheiden hilft einen ganz bestimmt! Ob draussen oder drinnen, DU selbst entscheidest darüber...das kann Dir niemand abnehmen.
Eine helfende Hand wird Dir sicher entgegengestreckt, ob so, oder so....
Vielleicht hörst Du in Dir eine kleine Stimme, die sagt, was sie wirklich will. Die geht dann erst weg, wenn Du auf sie hörst, dann hat sie ihren Nutzen getan.
Ich wünsch Dir nicht, dass Du so zerrissen bleibst..

Lieben Gruss
Ivan

Von Ilonka am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 00:49:

Lieber Ivan.
hier geht es nicht darum, ob ich die ZJ verlasse oder nicht. Warum ich diese Seite aufsuche, ist eine andere Sache. Mir ging es lediglich darum, zu bemerken, dass Kleinigkeiten aufgebauscht werden, das Thema war: ZJ befuerworten Tötung Ungeborener. Dieses Thema wuerde normalerweise keinen interessieren, Mir ging es nur darum, dass Kleinigkeiten aufgebauscht werden, nur weil sie ZJ betreffen.
Beim ausstieg hilft mir keiner

Von Stephan E. am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 09:01:

>Ich weiss, gleich fallen alle ueber mich her
Das hoffe ich doch nicht, Ilonka. Aber du musst dir bewusst sein, dass hier eben Leute miteinander diskutieren, die einzig allein die Zeugen-Vergangenheit miteinander verbindet. Jeder von ihnen hatte gute Gründe die "Wahrheit" zu verlassen und reagiert entsprechend heftig, wenn er an das Vergangene zurück denkt. "Neutralität" kommt da oft erst, wenn viel Zeit vergangen ist und man genügend Abstand von der ganzen Sache hat.
Andererseits haben wir alle einmal damit angefangen, dass wir Zweifel entwickelten, nach Antworten für unsere Fragen und Ordnung für unsere Gedanken suchten. Ich glaube, in dem Stadium befindest du dich gerade. Wenn du willst, sind wir gerne Begleiter auf deinem Weg. Aber bitte verlange von uns nicht, dass wir dir fertige Lösungen präsentieren.
Du darfst also nicht erwarten hier eine "Alternative" zu finden. Bestenfalls Denkanstöße für dich selbst. Und vielleicht die eine oder andere Antwort auf deine Fragen.
Fang doch einfach selbst ein Thema an. Sage uns, was dich bedrückt - und natürlich auch was du gut findest. Spreche die Themen an, die DICH interessieren, wenn sie kein anderer aufbringt. Im Königreichssaal musst du schön brav zuhören und hast kaum eine Möglichkeit, deine eigenen Gedanken zu äußern. Hier darfst du es. Und du triffst auf eine breite Vielfalt unterschiedlich gestrickter Menschen, die dir weit mehr geben können als eine vorgefertigte Meinung, die sich irgend jemand in Brooklyn ausgedacht hat.
>Beim Ausstieg hilft mir keiner
Leider führt der Ausstieg aus einer Sekte nur über einen Weg, den man sich selbst suchen muss. Mit der Besonderheit, dass man nicht einfach eine Karte nehmen kann, auf der der Weg vorgezeichnet ist. Man kann zwar Andere fragen, wo's lang geht. Aber die meisten wissen es selbst noch nicht so genau, so dass die Antworten ziemlich verwirrend ausfallen können. Aber immerhin ist es tröstend, wenn man weiß, dass man nicht allein auf der Suche ist.
Tja, und die, die schon an ihrem Ziel angekommen sind, können recht unterschiedliche Ziele erreicht haben. Das heißt, selbst dein Ziel musst du dir selbst aussuchen.
Oder, besser gesagt, du KANNST es dir aussuchen. Du KANNST Andere nach dem Weg fragen. Du KANNST diskutieren mit wem du willst. Du KANNST dich sogar entscheiden, wieder zurück zu gehen. Es ist DEIN Leben und alles liegt in DEINER Hand.
Eine Freiheit, die dir die Zeugen Jehovas nicht bieten. Sie schreiben dir genau vor, was du zu tun hast, sagen dir ständig, dass du nicht genug tust. Und, nicht zu vergessen, sie sind es, die die gesamte Welt um sie herum pauschal für schlecht halten und jede Kleinigkeit nutzen, um sich in ihrer Meinung bestätigt zu sehen.
Wo du dich besser wohl fühlst, kannst nur du allein wissen.

Von Ilonka am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 02:37:

Hallo Gaby, es tut mir leid, dass Deine Mutter
keine gute Köchin war. Das hatte aber nichts mit
ZJ zu tun. Warum werden solche Sachen an den
Haaren herbeigezogen? Ich finde unser
Beisammensein beim Essen immer sehr
schön.........ich bin eine sehr gute Köchin!!!!!!!
:-))))
Guten Appetit

Von Merlin <mailto:merlin1@firemail.de> am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 08:36:

Liebe Ilonka,
natürlich hast Du recht, daß das Essen bzw. die Kochkunst nichts mit Zeugen Jehovas zu tun hat. Ich kenne bei den Zeugen die ganze Scala von superb bis unterstem Mac Donalds Verschnitt.
Also das gibt es überall. Hier ist aber ein Forum, wo man zu bestimmten Themen eine Meinung äußern kann.
Wenn nun Gaby hier zum Thema Kongressessen nachfolgend auch über das Essen zu Hause sprach, ist das doch in Ordnung. Sie ist ja fast traumatisiert worden. Sie litt vor allem unter den Diskrepanz hier"vor aller Welt" nur das Beste und dort im eigenen Heim die Wirklichkeit mit allen Unanehmlichkeiten, wie z.B. dem schlechten Essen.
Ich hatte auch nie zu klagen weder bei meiner Frau noch bei meinen Eltern, obwohl da einige Gerichte wirklich nicht meinem Geschmack entsprachen aber zu der Zeit damals hatte man auch nicht das nötige Kleingeld!
Ich finde es auch schön, daß das Essen, so ist es bei uns auch immer gewesen, so einen Mittelpunkt darstellt auch mit Kommunikation usw. Kann Dich da sehr gut verstehen!
Ich kann auch verstehen, daß Dir als sehr guter Köchin das Thema etwas in den falschen Hals gerät. Ich habe aber versucht, das zu erklären.
Was die Kongressessen betrifft, habe ich dazu schon meine Meinung gesagt. Speziell für Dich will ich aber auch was Gutes nicht unerwähnt lassen:
Es war 1950/51?? in Langenberg/Rheinland, heute schon lange zu Velbert gehörend.
Ich war mit meiner Mutter zum Kreiskongress als kleiner Junge hingefahren, der dort im Bürgerhaus stattfand. Mein Vater war kein zeuge, hatte was gegen "Himmelskomiker" wie er sich ausdrückte!
Ich war als Kind auch mit dem Essen nicht so ganz leicht! Aber was gab es dort?? Es roch Mittags schon durch den halben Saal!! Gulasch mit Nudeln!
Ich sehe es heute nachüber 50 Jahren noch vor mir!
Aber in späterer Zeit hat mich das Essen nicht mehr so vom Hocker gehauen.
Dein Alias Ilonka könnte auch für ein gutes ungarisches Gulasch stehen?????
Im Übrigen darfst Du nicht vergessen, daß die WTG auch nur immer andere Kirchen angreift! Manchmal für Dinge, die schon hunderte Jahre zurückliegen.
Hat die Gesellschaft sich aber schon einmal entschuldigt für falsche Erwarten wie 1925, 1975, die Generation von 1914, die nie vergehen sollte oder den Wehrersatzdienst, für die unnötigen Gefängniszeiten so vieler junger Brüder weltweit?
Du siehst, man darf nicht mit zweierlei Maß messen.
Ich will Dir ein Beispiel sagen:
Ein Ältester sagte vor einiger Zeit zu mir, daß die Bildzeitung geschrieben habe, daß der Kammerdiener des Papstes Sado Masochist sei. Ich erwiderte ihm, jeder solle auf sich selbst achten den die gleiche Zeitung habe vor Jahren als Überschrift gehabt: Weihnachtsfindelkind im Hausflur gefunden" und siehe es war aus Deiner Versammlung, als du noch nicht zugezogen warst. Zum Glück hatte die Zeitung die Religionszugehörigkeit als Zeuge nie erfahren.
Er hat dann nichts mehr gesagt.
Eines darf man hier nicht vergessen. Es gibt diese Fälle in allen Gruppierungen. Daß hier nur Zeugen Jehovas erwähnt werden, liegt am Namen des Forums.
Und zum Schluß liebe Ilonka. Lehrmäßig scheinst Du Dich überhaupt noch nicht informiert und auseinandergesetzt zu haben, sonst dürfte Dir die Fülle der unbiblischen Punkte nicht entgangen sein!
Schönen Tag wünscht Dir
Merlin

Von Stephan E. am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 09:22:

>Warum werden solche Sachen an den Haaren herbeigezogen?
Ich glaube nicht, dass diese Aussage auf Gaby zutrifft, Ilonka. Sie verbindet eben mit ihrer Kindheit viele negative Erinnerungen. Und das war eine Kindheit, die ganz entscheidend von den ZJ geprägt war. Und von Eltern, die sich zu teilweise extremen Handlungen hinreißen ließen, nur um die Regeln einer Sekte einzuhalten. Das ist sicher nicht ausschließlich auf den Einfluss der Zeugen zurück zu führen, aber zu einem erheblichen Teil ganz bestimmt.
Natürlich haben die Koch"künste" von Gabys Mutter nichts mit den ZJ zu tun. Aber sie sind nun mal Teil ihrer Erinnerung und die kommt eben mit aller Heftigkeit hoch, wenn man daran erinnert wird. Ich glaube, das kannst du sicher nachvollziehen.
Es gibt durchaus Zeugen-Familien, die sich trotz aller Intrusionen dieser Religion ein schönes Familienleben bewahrt haben. Aber ich möchte betonen, dass dies TROTZ der Religion der Fall ist. Genauso wie manche Zeugen-Kinder TROTZ der "Ermahnungen" aus dem Wachtturm mit "weltlichen" Freunden spielen dürfen. Meine Eltern zum Beispiel zählten auch zu den 100%igen Zeugen, die ihr ganzes leben dem Rhythmus der Sekte unterordneten. Aber in einem Punkt hat selbst mein Vater nicht mitgespielt. Er hat darauf bestanden, dass ich erst eine Ausbildung mache, bevor ich mit dem Sonderpionierdienst anfange. Das war Ende der 60er Jahre und TROTZ der allgemeinen Auffassung, dass es so kurz vor Harmageddon (was ja bekanntlich für 1975 erwartet wurde) keinen Sinn mehr mache, einen Beruf zu erlernen.
Wenn du dich an ein schönes Familienleben erinnern kannst, dann freue dich darüber, denn du hast ein ganz entscheidendes Problem weniger.
...schreibt einer, der mit einer hervorragenden Köchin verheiratet ist, die jahrelang zu den ganz Eifrigen unter den Zeugen zählte. Wenn du willst, bringe ich euch beide zusammen. Wir wohnen ja nicht so fürchterlich weit voneinander entfernt.

Von Ilonka am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 02:31:

Warum gehört allen Zeugen Jehovas das Sorgerecht
entzogen und die KINDER in einem Heim
untergebracht??? Ist das nicht etwas überzogen??
Warum nicht allen katholischen Eltern das
Sorgerecht entziehen??? Da gibt es bestimmt genug,
die ihre Kinder vernachlässigen oder
misshandeln!!!!!
Wenn Kinder so bei Katholiken aufwachsen, stört
das niemanden!!! Warum immer nur ZJ?????
Warum werden Kleinigkeiten immer so
aufgebauscht

Von Stephan E. am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 09:33:

>Ist das nicht etwas überzogen??
Natürlich ist es das und ich glaube unser Student hat das wohl eher aus einer spontanen Empfing heraus geschrieben.
Wobei ich den Eindruck habe, dass du gestern Nacht wohl nicht so besonders gut drauf warst. Aber es ist besser, den Frust raus zu lassen als ihn in sich hinein zu fressen. Zu deinen Argumenten wurde ja mittlerweile schon einiges gesagt.
Das mit dem Misshandeln von Kindern gibt es natürlich auch bei anderen Religionen. Ich glaube jedoch trotzdem, dass es bei den Zeugen ganz besonders ausgeprägt ist. Dieter Rohmenn sagte einmal, ohne darauf angesprochen worden zu sein, dass ihm bei seiner psychologischen Beratung von Zeugen immer wieder auffalle, wie extrem ablehnend man mit Aussteigern umgehe (was selbst bis in die engsten verwandtschaftlichen Beziehungen hinein reicht) und wie viele Eltern zu geradezu brutalen Erziehungsmethoden greifen, um ihre Kinder im Sinne der Zeugen abzurichten.
Das ist der Eindruck eines Außenstehenden!

Von Drahbeck <mailto:MGZJK@aol.com> am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 09:38:

In anderen Thread's gibt es ja schon eine Reihe von Antworten. So will ich vielleicht an dieser Stelle meinen "Senf" dazugeben.
Es wird die Frage gestellt, warum gewisse Sachen so aufgebauscht werden. Den Eindruck, dass dem so ist, würde ich auch meinerseits bestätigen wollen. Warum wird es nicht geschafft "streng objektivistisch" alles und jedes zu behandeln? Nun, weil der Mensch ein Wesen ist dass auch Emotionen hat. Dies trifft nicht "bloß" für Zeugen Jehovas zu. Auch Ex-ZJ haben Emotionen. Etliche haben sogar Jahrzehnte ihres Lebens dem Wachtturm-Wahn geopfert. Etliche sind durchaus nicht immer "freiwillig", dafür aber auf um so handgreiflichere Art und Weise aus der WTG-Organisation befördert worden. Kann man es ihnen übelnehmen, dass sie im innersten ihres Wesens zutiefst verletzt sind? Ich meine nein.
Eine Forum ist ja wenn man es mal etwas salopp formulieren will, so etwas ähnliches wie eine "Tageszeitung" zugeschnitten auf einen ganz speziellen Interessentenkreis und inhaltlich auch von ihm "getragen". Wie sieht es denn auf dem "Markt der großen Tageszeitungen" aus. Sind die in ihren Kommentaren und Berichten "immer" objektiv? Wohl kaum. Namentlich auch nicht die Gattung "Boulevardpresse" auf der diese Kritik im besonderen zutrifft.
Erfahrungsgemäß haben aber gerade Boulevardblätter einen größeren Leserkreis als etwas seriösere Formate.
Wen wundert es eigentlich, dass es sich auf Internetebene ähnlich verhält???

Von Stephan E. am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 10:32:

Ich glaube, das eigentliche Problem, das viele Sektenaussteiger in einer frühen Phase haben, hat mit der Struktur als solcher zu tun, in der sie sich befinden.
In einer Sekte - und die Zeugen Jehovas sind letztendlich auch nur eine von vielen Sekten, die nach dem selben Strickmuster arbeiten - wird vor allem das Denken des Einzelnen zu etwas Unwichtigem erklärt. Wichtig ist nicht, wie man selbst empfindet, sondern, ob man voll und ganz die "Lehre" vertritt. Nicht auf die eigenen Lebensziele kommt es auf, sondern auf den angeblich gottgewollten Weg, dem alles andere unterzuordnen ist. Nicht das eigene Rechts- und Unrechtsempfinden ist entscheidend, sondern die "göttlichen Gebote", die fein säuberlich auflisten, was man darf und was "Sünde" ist.
Wenn man längere Zeit in einem derartigen geistigen Umfeld gelebt hat, verkümmert die Fähigkeit zu eigenen Entscheidungen. Wer sich über Jahre hinweg vorschreiben ließ, was er zu tun und zu lassen hat, tut sich dann ziemlich schwer damit, für sich selbst zu bestimmen, was "richtig" und "falsch" ist.
Daher rührt auch das Bedürfnis, die alte Authorität (mit der man ja konkrete Probleme hat) durch eine neue "Alternative" zu ersetzen. Auch viele exZeugen suchen daher ständig nach einem neuen Regelwerk, an dem sie sich festhalten können, nach einer neuen bereits fertigen Lebensphilosophie, die sich andere ausgedacht haben und die man nur annehmen muss.
Auch eigenes Denken muss man eben erst lernen. Und wenn man es noch nie praktiziert hat (was sich die Wenigsten eingestehen werden), ist es besonders schwierig. Nicht wenige Zeugen landen daher auch wieder in irgend einem sektenähnlichen Umfeld. Andere wiederum kippen von einem Extrem ins andere und wenden sich einem ungehemmt hedonistischen Lebensstil zu, in dem es nur noch darum geht, dem Leben so viel Spaß wie möglich abzugewinnen.

 

Von Ilonka am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 17:54:

Lieber Stephan, danke für Deine Antwort. In der Tat ging es mir gestern schlecht -heute geht s mir auch nicht besser ! Ich denke viel nach und weiß manchmal nicht ein noch aus.;
aber alles ist halt nicht schlecht, liebe Julia. Die Zeugen, die ich kenne , sind liebevolle Eltern und Ehepartner.
Ich bilde mir gar nichts ein! Was ist daran schlecht, nach der Bibel zu leben und zu versuchen, seinen Nächsten zu lieben- wie Jesus es uns vorlebte????
Liebe Grüße
Ilonka

Von Martinus am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 20:37:

Ilonka,
"Was ist daran schlecht, nach der Bibel zu leben und zu versuchen, seinen Nächsten zu lieben - wie Jesus es vorlebte?"
Glaubst du wirklich, dass Jesus es gutheißen würde, dass Eltern ihre Kinder brutal zum Schweigen bringen, nur weil eine Organisation das so will?
Glaubst du wirklich, dass die Vertreter der WTG ernsthaft den Versuch machen, Jesus nachzufolgen?
Glaubst du wirklich, dass die Vertreter der WTG in den Zusammenkünften zur Nächstenliebe aufrufen?
Wenn das so sein sollte, muss sich bei mir achtzehn Jahre lang beim Betreten des Königreichssales das Gehör verabschiedet haben

Von Julia am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 22:14:

Hallo, liebe Ilonka,
ja, da liegt das Problem: Du kennst viele liebevolle und aufrichtige ZJ, die gute Eltern und Ehepartner sind. Das bezweifelt auch keiner von uns.
Die vorherigen postings machen ja auch deutlich, dass es nicht die einzelnen Menschen sind, sondern dass die Organisation, also die Leitung, die euch von oben herab dirigiert, beschuldigt wird, euch eure Freiheit zu nehmen und euch Dinge vorzusetzen, die nachweislich einfach nicht stimmen.
Wenn ich gefragt habe, was bildet ihr euch eigentlich ein, dann habe ich nicht dich persönlich gemeint, sondern habe auf die Behauptung, das auserwählte Volk Gottes zu sein, angespielt.
Nach der Bibel zu leben und unsern Nächsten zu lieben - das ist eine wunderbare Lebensgrundlage.
Nur: Lehrt euch das die WTG???
Die ZJ-Bibel ist manipuliert, und ihr werdet darin geschult, sie sehr selektiv zu verwenden (nur das, was zur WT-Lehre passt). Viele Millionen Christen, die keine ZJ sind, leben auch nach der Bibel, das ist kein Vorrecht der ZJ!
Den Nächsten lieben - indem man ihm mit Vernichtung droht, wenn er kein ZJ oder keiner mehr ist, indem man Kontakte zu nächsten Verwandten abbricht, wenn sie die Lehre bezweifeln und euch verlassen, indem man seine kleinen Kinder schlägt, wenn sie nicht mehr still halten können, indem man Menschen eine lebensrettende Bluttransfusion verweigert, indem man Menschen auf Harmagedontermine einschwört, die dann nicht eintreffen, indem man Kindesmissbrauch unter den Teppich kehrt, indem man NGO bei der UNO ist und es vor seinen Schafen verschweigt.....ich könnte noch lange weiterschreiben...ist das wirklich Nächstenliebe? Ich meine vielmehr, Nächstenliebe kennt keine Bedingungen!
Natürlich würde es auch dir so gehen: In dem Augenblick, da du die Organisation verlassen würdest, hättest du deine lieben Freunde mit großer Wahrscheinlichkeit verloren. Das ist hart und das haben viele so erfahren müssen. Du musst das wirklich für dich abwägen.
Ich wünsche dir von Herzen, dass es dir bald wieder besser geht, was auch immer dein Kummer sei.
Grüße von Julia.

Von Jens am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 22:19:

Liebe Ilonka,
jeder von uns kann in Situationen kommen, in denen man nicht mehr weiß, ob man heiß oder kalt geduscht WIRD.
Klarheit bekommt man nur, wenn man die Dusche abdreht, d.h. jegliche Berieselung verhindert.
Ein erster Schritt hierzu ist die Umstellung unserer üblichen horizontalen Denkweise in eine vertikale - und zwar in umgekehrter Richtung wie üblich: von oben nach unten!
D.h. nicht mehr so sehr daran orientieren, was Deine Mitmenschen meinen, Dir als gut verkaufen zu müssen, sondern zu überlegen, wie Gott uns Menschen sieht: Eine Menge Menschen, von denen sich die meisten ein Gottesbild nach ihrem persönlichen Gutdünken zusammen basteln.
So wird sich Gott genauso wenig an dem individuellen Gottesbild eines einzelnen ausrichten, wie er sich von der Wachtturm-Gesellschaft das Ende herbeireden lässt.
Ich hoffe, daß "ER" großzügiger ist, als wir alle zusammen, obwohl ich zugegebenermaßen viele Dinge, die Gott betreffen, nicht verstehen kann.
Letztlich bleibt die Erkenntnis, dass sich religiöse Fragen wohl niemals umfassend und endgültig klären lassen.
Jeder Heuchler, der Gott benutzt, um mit der Religion Geschäfte zu machen, muß damit rechnen, eines Tages zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Dies trifft auch auf alle religiösen Scharlatane zu, die den Menschen unhaltbare Heilsversprechen dafür abgeben, daß sie Mitglieder eben jener Religion oder Sekte werden.
Ein von Herzen aufrichtiger Mensch, sei er Zeuge Jehovas, wird wohl dieselben Chancen wie ein adäquater Katholik oder Protestant, Hinduist oder Buddist haben.
Ob dies auch auf die geschäftstüchtigen Initiatoren der unzähligen organisierten Religionen und Sekten zutrifft, möchte ich allerdings bezweifeln. Schon Jesus hat die geistlichen Führer seiner Zeit vehement und unmißverständlich zusammengestaucht!
Insofern können wir uns beruhigt zurücklehnen und die ganze Sache abwarten.
Viele Grüße von Jens

Von Ilonka am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 22:52:

Lieber Gerd, Du sprichst mir aus er Seele!!!! Du verstehst meine Anklagen --- vor allem meine gegen mich selbst. Das ist mehr , als alle anderen vorher verstanden . Ich suche IHN mein ganzes Leben lang und seinen Sohn ......... ich hoffe, ihn irgendwann zu finden!
Liebe Julia, Du hast mit vielem recht. Aber wie Jens sagt, manchmal . Vielen Dank für Deine mitfühlenden Worte. Wenn meine Depressionen vorbei sind, wird es mir beser gehen. Aber das hängt mit dem Besuch der Zusammenkünfte zusammen. Gehe ich hin - habe ich ein gutes 'Gewissen und mir geht es gut. Gehe ich nicht ------- habe ich Depressionen. Fatal.......
nsofern können wir uns beruhigt zurücklehnen und die ganze Sache abw
Ja, wenn das so einfach wäre!!!!!
Das ist ja das Problem. Werde ich Harmagedon überleben oder nicht???? Welche Zukunftsperspektive habe ich denn noch??
Lieb Grüße von einer ziemlich verwirrten
Ilonka

Von LuckyX am Freitag, den 4. Oktober, 2002 - 23:00:

Ilonka fragt : Das ist ja das Problem. Werde ich Harmagedon überleben oder nicht????
Das ist die Macht der Sekte. Nicht erst heute. Mit solchen ILLUSORISCHEN Fragen hat man die Menschen über Jahrtausenden klein und dumm gehalten. Eine überaus erfolgreiche Gehirnwäsche, die aber in ihren verschiedenen Varianten zu durchschauen ist und dann auf einen Schlag ihre unselige Macht verliert.

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