P a u l u s, J o h a n n e s, A r i u s, W a l d u s
erst in Frankreich und später in der Lombardei, religiöse Gemeinschaften, von wo sie
ihre Sekte mit unglaublicher Schnelligkeit über andere Teile Europas ausbreiteten, und
dies mit so unbesiegbarem Mut, daß weder Feuer noch Schwert, noch auch die grausamsten
Methoden einer erbarmungslosen Verfolgung ihren Eifer dämpfen, noch auch die Sache, für
welche sie kämpften, völlig vernichten konnten. Alles, was sie erstrebten, bestand
darin, die Form des Kirchenregimentes und die Sitten der Geistlichkeit sowohl wie auch des
Volkes auf jene anmutende und liebreiche Einfachheit und ursprüngliche Heiligkeit
zurüchzuführen, welche die apostolischen Zeitalter kennzeichneten, und auf welche in den
Vorschriften und Geboten des göttlichen Urhebers unserer heiligen Religion ein so starker
Nachdruck gelegt wird. Aus dieser Anschauung heraus führten die Waldenser Klage darüber,
daß die römische Kirche entartet und aus ihrer ursprünglichen Reinheit und Heiligkeit
herabgesunken sei. Sie bestritten die kirchliche Oberherrschaft des römischen Bischofs
und stellten den Grundsatz auf, daß den Herrschern und Dienern der Kirche auf Grund ihres
Amtes und Berufes die Verpflichtung obliege, die Einfachheit und die Dürftigkeit der
Apostel nachzuahmen und sich ihren Unterhalt durch ihrer Hände Arbeit zu verdienen. Sie
hielten dafür, daß in einem gewissen Maße jeder Christ dazu berufen und bevollmächtigt
sei, die Brüder in ihrer christlichen Laufbahn zu erziehen, zu ermahnen und zu
befestigen. Zu gleicher Zeit beteuerten sie, daß eine von Priestern abgelegte Beichte
durchaus nicht notwendig sei, da der demütige und reumütige Übertreter vor irgendeinem
treuen Gläubigen seine Sünden bekennen und seine Reue kundgeben dürfe, und daß er von
diesem solchen Rat und solche Ermahnung erwarten dürfe, die in seinem besonderen Falle
geboten sei. Sie verfochten den Grundsatz, daß die Macht, Sünder von Schuld zu befreien
und sie für ihre Übertretungen zu strafen, ganz allein in der Hand Gottes ruhe, und daß
folglich Sündenerlasse eine verbrecherische Erfindung schmutziger Gewinnsucht seien. Sie
betrachteten die Gebete für die Toten und andere für die Toten eingesetzte Zeremonien
als eitle, unnütze und widersinnige Bräuche und leugneten die Existenz abgeschiedener
Seelen in einem Zwischen = Dasein zum Zwecke der Reinigung der Seelen. Es wird ferner
berichtet, daß einige unter den Waldensern die Verpflichtung zur Abhaltung von
Kindertaufen leugneten. Sie wählten als ihr Muster für moralische Disziplin und
Lebensführung Christi Bergpredigt, welche sie auf die strengste Art und in ganz
buchstäblicher Deutung auslegten. Infolgedessen verboten und verurteilten sie in ihrer
Gemeinschaft allen Streit