7. Mai 1918

Der "Wachtturm" leitete schon Anfang des Jahres mit den Worten ein (1918 S. 33): "Was wird das Jahr 1918 bringen? Diese Frage ist auf den Lippen aller Menschen. Die Welt erwartet und hofft die Dinge, die ihre höchsten Ideale bilden - Frieden, Überfluss, Gesundheit und Glückseligkeit. Der Christ erwartet, dass ihm das Jahr die schließliche Vollendung der Hoffnungen der Kirche bringt."

In einem Rückblick, kommt der "Wachtturm (1936 S. 38) auch auf den 7. Mai 1918 zu sprechen, wo in den USA die Bibelforscherleitung inhaftiert worden war. Seit Mitte 1917 waren auch die USA offiziell in den Ersten Weltkrieg eingestiegen, und die Zeit, wo man wehrdienstgegnerische Tendenzen tolerierte, war auch dort inzwischen Vergangenheit geworden. Noch befand sich die "zweite Garnitur" der Bibelforscher in Freiheit. Ihr war es möglich, die Zeitschrift "Der Wachtturm" weiter herauszugeben, was sich ja für den Fortbestand ihrer Organisation als unabdingbar erwies. Hätte nämlich auch der "Wachtturm" sein Erscheinen einstellen müssen, wäre der weitere organisatorische Fortbestand in der Tat ernsthaft gefährdet gewesen. Und siehe da: Es erwies sich, dass den damals Handelnden Bibelforscher-Funktionären der zweiten Garnitur, "das Hemd näher war als der Rock". So wie im Zweiten Weltkrieg in der Schweiz, wo man der erstaunten Öffentlichkeit erklärte, vorgeblich, keine wehrdienstgegnerische Organisation zu sein, so handhabte man es auch schon im Jahre 1918. Der Bericht dazu führt aus:

"Und in der gleichen Ausgabe, die den Bericht über jene Verhaftungen brachte, wurde auch erklärt, dass der Präsident der Vereinigten Staaten eine Proklamation herausgegeben habe, worin der 30. Mai 1918 als 'ein Tag des Gebetes und Flehens' angesetzt worden sei. Jene 'Gebetsversammlung' sollte natürlich zugunsten eines erfolgreichen Abschlusses des Krieges, worin das Land eingetreten war, abgehalten werden. Sich über jene Proklamation äußernd, schrieb 'Der Wachtturm' (engl. Ausgabe) vom 1. Juni 1918 und dieser Gebetsversammlung: 'Dieses ist das Land, das von Gott 'mit Flügeln beschattet' wird, nämlich beschattet durch die Fürsorge und Obhut des Gotteswortes. … Und sie (Gottes Volk) werden von allen Leuten am bereitwilligsten sein, eine Gelegenheit zu ergreifen, sich zu einem weitern Dienst des Gebets und Flehens zu versammeln. … Möge Gott Lob und Dank dargebracht werden für den verheißenen glorreichen Ausgang des Krieges, die Sprengung der Fesseln der Autokratie, für die Freiheit der Gefangenen (Jes. 61:1) und für die Einrichtung der Welt zu einem sichern Platze für das gewöhnliche Volk."

In jenem Rückblick aus dem Jahre 1936, wo man jene eben zitierten Äußerungen wiedergibt, setzt man sich inhaltlich von den damaligen Positionen ab. Man vergaß nur hinzufügen, dass die verantwortlichen "Wachtturm"schreiber damals und heute in den USA saßen und sitzen. Dort hatte sich ihre Situation zwischenzeitlich dergestalt verändert, dass die seinerzeitige Verhaftung der Bibelforscherführung im Jahre 1918, "Schnee von gestern" war. Der Weltgendarm USA gedachte zu bestimmen. Und wer sich seinen Vorgaben nicht fügte, der würde mit entsprechender Opposition im eigenen Lande bestraft. Die Geschichte zeigt, dass diese Grundsatzposition bis heute unverändert fortbesteht!

1918er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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