Im Zeitspiegel 9b

Paul Krische
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. April 2015 11:17
Von den in der Zeitschriftenliteratur des Jahres 1925 vorliegenden Stellungnahmen zum Bibelforscher-Thema sei noch der Aufsatz des Paul Krische mit dem Titel: „Sektenwesen und utopischer Sozialismus" separat erwähnt. Erschienen in der April-Ausgabe 1925 der Zeitschrift „Atheist".
Zu Krische kann man auch vergleichen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Krische

Einleitend meint er:
„Man hat einmal den Antisemitismus (Judenfeindschaft) den „Sozialismus der Dummen" genannt. Mit größerer Berechtigung läßt sich das Sektenwesen, diese Kulturgeschichtlich höchst bedeutsame Begleiterscheinung der religiösen Epoche, als gefühlsmäßiger Sozialismus der Unwissenden und unkritischen kennzeichnen."

Dann geht es bei ihm weiter mit der Aussage:
„Ein ähnliches Gebilde amerikanischen Bodens wie die „christliche Wissenschaft" ist die Vereinigung ernster Bibelforscher, die wie jene neuerdings sich auch in Deutschland außerordentlich verbreitet, und dank der Vernachlässigung der kulturellen Arbeit im Proletariat, selbst in diesem, zahlreiche Anhänger findet."

Als nächstes widmet er sich einigen geschichtlichen Aspekten, die aber hier - mit einer Ausnahme - übersprungen seien.
Die Ausnahme wäre:
Er erwähnt auch die von den Bibelforschern mit verwandte Bibelstelle:
„Die Seele, welche sündigt, die soll sterben"

(Hesekiel 18,4). Selbige deutet er mit dem Kommentarsatz, dass damit gesagt würde, das

„nur die Auserwählten unsterblich sind."

Meines Erachtens hat Krische die weitaus größere Brisanz jener Bibelstelle, mitnichten erfasst.
Geschäftsgrundlage weiter Teile der Religionsindustrie ist das „Jenseits". Zum „Jenseits" gehören dann auch „Seelen", die je nach Interpretation, entweder in der „Hölle schmoren", oder „bei Gott als Harfensänger jauchzen".
Pech Schwefel und Kolophoium
Man vergleiche auch die Kritik, die von der religiösen Konkurrenz an der frühen Bibelforscherbewegung geübt wurde. Hauptkritikpunkt das man wähnte, die eigene Jenseitsorientierung durch die Russelliten „sabotiert" zu sehen. Exemplarisch auch dafür die „Anti-Agitation" etwa der konservativen Kreise, welche sich um die deutschsprachige, in den USA erscheinende Zeitschrift (Missouri-Synode) „Der Lutheraner" und verwandtes, sammelten.
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,515030,515331#msg-515331
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,501742,513559#msg-513559 (27. 12. 2014)
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,145840,147641#msg-147641 (18. 02. 2013)
Die Bibelforscherbewegung indes haben mit dieser konventionellen Seelenlehre gebrochen. Das indes hat Krische nicht mit erfasst, obwohl es relevant wäre.
Weiter im Zitat. Er kritisiert dann auch (und diese Kritik ist keinesfalls originell):
„Es handelt sich aber (bei den Bibelforschern) nicht um moderne kritische wissenschaftliche Erforschung der Bibel, sondern um eine neue Auflage der stetigen Versuche aller Sektierer, den Wortlaut der Bibel ohne Kenntnis ihrer Entstehungsgeschichte unter Ausklammern an die durchweg fehlerhaften Übersetzungen mit den Wünschen und Phantasien einer überreizten und kranken Psyche, eines abseitigen Trieblebens vermengt zu „erklären."

Namentlich mit der Einflechtung des Begriffes „abseitiges Triebleben" deutet er dann wohl seine eigentliche „Spezialstrecke" an (siehe den Eintrag der Wikipedia zu ihm).
Weiter geht es dann mit der Klage:
„Viele gehören eine der vielen Sekten aus ähnlichen Gründen an, die die Schwärmer früher zu den utopischen kommunistischen Sekten führte. Es ist tief beklagenswert, das so mancher ernst- und tief veranlagte Mensch heute noch in derartige Abwege geht und dadurch dem notwendigen großen Kampf um die geistige Befreiung der Menschheit entzogen wird, indem es bitter an ernster und wertvoller Mitarbeit, gleicher unermüdlicher Aufopferungskraft fehlt, wie sie die Sektierer für ihren Irrwahn aufbieten."

Einen Kommentar zu Krische kann ich mir dann doch nicht versagen.
Krische im Besitze eines Doktortitels, ist dann wohl so eine Art Prototyp der saturierten sogenannten Sozialdemokraten, auch in der Gegenwart.
Erlangen jene Sozialdemokraten bestimmende politische Macht, wie beispielhaft lange Jahre nach 1945 in Westberlin, wird man sie alsbald in sich bildenden Filzstrukturen wieder finden. Hehre Grundsätze gehören dann eher der Vergangenheit an. Was die Protagonisten vor allem interessiert ist, wie sie im jeweiligen Filzgestrüpp, am besten ihr individuelles „Süppchen" kochen können.
Nun wird man - sieht man genauer hin - Filzstrukturen auch in anderen Parteigebilden finden und nachweisen können. Aber eben auch in der Sozialdemokratie. Und weil das so ist, ist auch letztere beim angesprochenen Thema, eine taube, eine „supertaube Nuss".

Der allerneueste Schrei

Hohenberger zum Thema Bibelchronologie der WTG
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 29. April 2015 02:35
Im Zeitspiegel
Beginnend mit der Ausgabe vom 17. April 1925 offeriert die „Allgemeine Evangelisch-lutherische Kirchenzeitung" eine in mehrere Folgen gesplittete Ausführung mit dem Titel: „Die 'Bibelchronologie' der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher im Licht der Bibel und der Zeitereignisse".
Als Verfasser wird genannt ein Dr.(Adam) Hohenberger, aus Brand, Marktredwitz.
Bezüglich der Kritik einer weiteren (späteren) Ausführung des Hohenberger in dem gleichen Blatt, siehe auch:
Feinde des Christentums
In seiner Dissertation von Anfang der 1970er Jahre hatte Dietrich Hellmund jenen Hohenberger noch im nur formalen Sinne erwähnt (ohne sich auf dessen Thesen näher einzulassen). Zieht man Hellmund's 2015er Ausarbeitung mit heran, wird dies durch dessen nunmehr Nichtmehrerwähnung weiter illustriert. Bleiben wir erstmal bei den 1920er Jahren.
Nun also im Jahre 1925 hat Hohenberger sich das Thema „Bibelchronologie" auserkoren.
Seine einleitende These lautet:
„Nach den Erfahrungen der Kriegs- und Nachkriegszeit mag es einen Augenblick fraglich erscheinen, ob es überhaupt noch Menschen gibt, die in absehbarer Zeit ein Paradies auf Erden erwarten. Um so seltsamer berührt es, wenn auch noch die Bibel dazu mißbraucht wird, den Anbruch des goldenen Zeitalters zu berechnen."

Selbstredend teilt er die Meinung der Bibelforscher nicht, und fasst den diesbezüglichen Dissenz in die Worte zusammen:
„Die Zeiten und Zeitereignisse stehen in dem 'eigenen freien
Verfügungsrecht des Vaters'. (Apg. 1:7... Nur durch Buße des Volkes könnte deren Anbruch beschleunigt werden."

Richtig stellt Hohenberger fest:
„Russell hätte noch kein Interesse an dem Jahre 1925. Ihm lag alles an dem Nachweise, daß im Jahre 1874 der große Sabbattag der Wiederherstellung der Welt anfing'".

Aber der neue WTG-Fürst Rutherford, hielt es diesbezüglich anders. „Windig" indes waren die Berechnungen beider Herren (Russell und Rutherford) gleichermaßen. Dazu kritisiert dann Hohenberger unter anderem:
„Der Zeitraum von 1575 vor bis 1874 nach Christi Geburt umfaßt aber nur 3449, nicht 3500 Jahre. Nur durch ein Kunststück waren diese 3449 Jahre in 70 Jubeljahre zu verwandeln. Russell kam auf den Einfall, für den einzelnen Jubeljahrzyklus seit der babylonischen Gefangenschaft statt 50 nur 49 Jahre anzusetzen, da seitdem kein Jubeljahr mehr gefeiert worden sei."

Weiter konstatiert Hohenberger:
Russell rechnet aber nicht mit einem pötzlichen Zusammenbruch der jetzigen Welt, sondern mit einem

"Überandergreifen der Zeitalter ... Seine Nachfolger helfen sich nun mit der Ausrede, daß im Anschluß an die Ernte 'die Nachlese mit dem Verbrennen des Unkrautes von unbekannter Länge im Gange' sei."

Um seinen Text etwas aufzulockern, berichtet dieser Verfasser auch über eine, seiner Meinung nach, erfolgreiche Gegenaktion der Evang. Kirche gegen die Bibelforscher. Und zwar dieser:
„Das veranlaßte die Kirchberger Konferenz zu einem Gegenschlag auszuholen. Sie beschloß, in Stangengrün eine Vortragswoche mit vier Abendvorträgen von vier Pastoren abzuhalten, immer ein Tag Pause dazwischen ... Die Bibelforscher waren überrascht und eilten noch am selben Nachmittag mit Motorrad nach Zwickau, um sich Richtlinien zu holen. Sodann forderten sie schriftlich für die Debatte mindestens die gleiche Redezeit wie sie der Vortragende selbst braucht. Darauf wurde ihnen geantwortet, daß die Versammlung darüber entscheiden werde."

Als Thematik wurde kirchlicherseits auf die Tagesordnung gesetzt:
„Die Vortrage wollten mit dem äußeren Bau der Kirche anfangen und zu den inneren Gütern hinführen. Das erste Thema: Anklagen gegen die Geistlichkeit stellte den Worten der Bibelforscher den Tatbeweis des Christentums in der Kirche gegenüber.
Der zweite Vortrag: Ist die Bibel ein Wahrsagebuch? ...
Der dritte Abend galt der Frage: Der Jesus der Bibel und der Jesus der Bibelforscher.
Zum Schluß kam die Eschatologie unter dem Thema Irdisches Paradies oder Christenhoffnung?"

Auch von der relativ starken Methodistenkirche in jener Region erhielt man indirekte Unterstützung dadurch, dass diese auch diese Veranstaltungen mit besuchten.
Fünf Bibelforscher-Redner suchten mit Gegenvoten am ersten Veranstaltungstag zu kontern.
„Direkte Fragen, die an sie gestellt wurden - z.B. wo ist eure Innere Mission? - blieben unbeantwortet. Die Anklagen die sie erhoben, wurden von den anwesenden Geistlichen leicht widerlegt. Der Erfolg war daß die Bibelforscher nicht wieder erschienen obwohl sie nochmals Schriftlich dazu aufgefordert wurden."

Als nächstes stellt der Verfasser einige WTG-Zitate, namentlich auch aus Band VII der „Schriftstudien" heraus, und kommentiert diese mit der Feststellung:
„Ihre Gesinnung gegen Staat und Kirche offenbaren sie schon, wenn sie die, 'politischen, finanziellen und kirchlichen Machthaber' zusammenfassend als 'Satans Organisation' bezeichnen 'Proklamation' von 1922)."

Selbstredend ist eine solche These, für eine Kirche die selbst mal den Status hatte Staatskirche zu sein, nicht hinnehmbar.
Dazu kommentiert er weiter:
„Wenn diese Giftsaat des Hasses aufgehen würde, möchte freilich ein 'Tag großer Drangsal' über die Welt hereinbrechen.
Es ist dann aber nicht der 'Tag des Herrn' auf den gläubige Christen warten sollen. Wer ihn durch gewaltsamen Umsturz - und sei es auch nur durch 'einen gewissen geistigen Anteil' - herbeizuführen sucht, fällt unter das Wort unseres Herrn: 'Weh' dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt' (Matth. 18:7)"

Schon im Jahre 1908 hätten die WTG-Hörigen, Widerspruch in Deutschland erfahren, und dazu verweist er auf die Frühschrift zum Bibelforscher-Thema in Deutschland von Friedrich Kaiser.

Hohenberger's Kommentar dazu unter anderem:
„Mit dem Eingeständnis, daß man früher: 'natürlich' nicht habe wissen können ob im Jahre 1914 der allgemeine Umsturz schon vollendet sein oder erst beginnen werde, verurteilt Russell
selbst seine Spielereien mit Zahlen."

Seine weitere Kritik mehr zum Schluss seiner Ausführungen, lautet dann noch:
„Tiefes Befremden muß es erregen, wenn die 'Ernsten Bibelforscher' mit sichtlicher Freude ausrufen; 'Das Völkermeer, es grollet schon; bald wird es brausen, daß davon die Fürsten zittern auf dem Thron - der Tag ist vor der Tür. Der
Nihilismus schafft geheimnisvoll, mit sicherem Gang; an aller Reiche Untergang in ungeschlachter Kraft' (II 35). Solche Worte wecken die Frage, was für ein Los denn die Sekte während des allgemeinen Umsturzes für sich selbst erwartet ..."

Im 6. Teil dieser Ausführungen wird dann noch die Zionismus-Begünstigung der frühen WTG angesprochen.
„Rufen sie hoffnungsfreudig aus: 'Der Zionismus wird blühen und gedeihen.'"

Aber auch dabei ist eine Ernüchterung zu beobachten:
„In gedämpfter Stimmung hat er (Russell) vier Wochen vor seinem Tode geschrieben: 'Wir geben zu, daß die Wiederherstellung Israels nicht so schnell vor sich gegangen ist, wie wir vermutet hatten ...'"

Und weiter:
„Schon wird als Parallele zu 135 n.Chr., dem Jahr der 'tatsächlichen Entvölkerung von ganz Palästina', das Jahr 1980 angeführt und mit der Möglichkeit gerechnet, daß es die Wiedereinsammlung des ganzen fleischlichen Israels aus ihrer Gefangenschaft im Tode' bringen werde."

Seine abschliessenden Sätze dann noch:
„Erstaunlich ist
die Gastfreundschaft der Regierung (Bibelforscher-Tagung Pfingsten 1925 in Magdeburg) gegenüber. Leuten, die mit zynischer Offfenheit erklären, daß sie an dem 'Werke die
jetzigen Reiche in Stücke zu schlagen, einen gewissen geistigen Anteil haben werden und ihre 'Schriftstudien' als Werkzeuge zur Vernichtung der 'ruchlosen Systeme' (Kirche und Staat) bezeichnen."

Hohenberger meint Feinde des Christentums wahrzunehmen

Abenteuerlich
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. Mai 2015 05:26
Im Zeitspiegel
Abenteuerliches vernimmt man, anlässlich des in Bern stattfindenden Prozesses um die antisemitische Hetzschrift „Protokolle der Weisen von Zion".
Der dort dozierende Ulrich Fleischhauer, aus Nazideutschland, wähnt einen besonderen Schachzug präsentieren zu können. Die Nazikoryphäen kamen an dem Umstand nicht vorbei, das über einen im Jahre 1897 durchgeführten Zionistenkongress, auch offizielle Protokolle vorliegen, die ihre eigenen Märchenerzählungen, in keiner Weise stützen.
Ergo wähnt Herr Fleischhauer - kraft seiner Wassersuppe - dozieren zu sollen, es gäbe zeitgleich auch noch einen „geheimen Parallelkongress". Da der sich aber jeglicher rationalen Nachprüfung entzieht, meinen die nazistischen Märchenerzähler, damit den „Joker" für ihre Storys entdeckt zu haben.
„Freiburger Zeitung" 4. 5. 1935

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=04a&year=1935&month=05&project=3&anzahl=6

http://de.wikipedia.org/wiki/Berner_Prozess
Zerfleischhauern
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. Mai 2015 04:53
Im Zeitspiegel
Von dem mit einem Urteilsspruch beauftragten Richter im Berner Prozess um die Hetzschrift „Protokolle der Weisen von Zion" ist der Spruch überliefert, wie ihm da angesichts der endlosen Tiraden des Herrn Fleischhauer, der dort als „Gutachter" fungierte, der Kommentarsatz entglitt:
„Die Juden sind erledigt. Die Bibelforscher liegen zappelnd am Boden. Wann
gedenken Sie, die Bolschewiken und Freimaurer zu zerfleischhauern?"

Parsimony.16855

Zum Hintergrund dazu. Der Herr Fleischhauer beliebte ja bei seiner Rede ohne Ende, vom Hundersten ins Tausendste zu kommen.
(Laut „Westdeutscher Beobachter" vom 4. 5. 1935, nahm sein mündlicher Vortrag 20 Stunden in Anspruch).
Darin eben auch eine Attacke gegen die Bibelforscher.
Im Bericht der „Freiburger Zeitung" vom 5. 5. 1935, über den Berner Prozess, kann man just auch jener die Bibelforscher betreffenden Passage aus dem Mundes des Herrn Fleischhauer begegnen.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=05r&year=1935&month=05&project=3&anzahl=22

Wem das zu abenteuerlich erscheint, der versetze sich in die zeitgenössische WTG-Literatur. Etwa in solche Aussagen wie in der für die bereitere Öffentlichkeit bestimmten Broschüre "Eine wünschenswerte Regierung" aus dem Jahre 1924 (S. 34) .
Darin hatte Rutherford gleichfalls verkündet:
"Im Lichte der Heiligen Schrift können wir erwarten, dass Jerusalem die Welthauptstadt sein wird, von der auferstandene vollkommene Männer wie Abraham, Isaak, Jakob, Moses, David, Daniel und andere die Regierungsangelegenheiten der Welt besorgen werden, während andere solcher glaubenstreuen Männer als Herrscher in den verschiedensten Teilen der Erde eingesetzt sein und von denen, die in Jerusalem herrschen, Anweisung betreffs der Regierungsangelegenheiten empfangen werden. Wir dürfen erwarten, dass Abraham mit vollkommenen Radio-Funkspruchstationen vom Berge Zion die Angelegenheiten der ganzen Erde leiten kann."

Am 20. 5. 1935 berichtete dann die „Freiburger Zeitung" im Nachgang des Berner Prozesses, wie sich der Herr Fleischhauer, in einer eigens in der Stadthalle von Freiburg veranstalteten Veranstaltung, feiern ließ. Begleitet wurde Fleischhauer bei sein Freiburg-Auftritt, von dem Schweizer Rechtsanwalt Dr. Ursprung.
Über letzteren heißt es im Bericht der „Freiburger Zeitung", welche auch den Auftritt des Dr. Ursprung referierte:
„Daß er die Ehre haben werde, Oberstleutnant Fleischhauer in dem von Freimaurerseite gegen ihn angestrengten Prozeß zu verteidigen."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=20b&year=1935&month=05&project=3&anzahl=10
Zu dem letzt genannten Aspekt gilt es weiter zu notieren. Es gab bereits einen Gerichtstermin Tobler versus Fleischhauer. Der aber letztlich ins „Wasser fiel". Dazu wäre auf eine Notiz der „Freiburger Zeitung" vom 23. 8. 1935 hinzuweisen.
Letztere notierte:
„Der auf den 28. August angesetzte Termin in der Klage des Führers der Schweizerischen Freimaurerloge Alpina, Theodor Tobler, gegen den deutschen Gutachter im Prozeß wegen der zionistischen Protokolle, Oberstleutnant Fleischhauer, ist verschoben. Tobler hat Schweizer Blättermeldungen zufolge, einen Ergänzungsantrag eingereicht, worüber nun die Voruntersuchung stattzufinden hat. Ein neuer Verhandlungstermin ist noch nicht festgesetzt."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23b&year=1935&month=08&project=3&anzahl=10

Wie immer man auch den Anlass jener Verschiebung bewerten mag, festzustellen ist weiter, damit wurde dieses Prozeßvorhaben auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben, und hat in der Praxis dann auch nicht mehr stattgefunden.
Einmal war der Hauptwohnsitz des Fleischhauer in Hitlerdeutschland. Sofern er nicht freiwillig zum Termin erschien, hatten die Schweizer ohnehin keine sonderliche Handhabe.
Zum anderen aber schlug namentlich im Kontext des agierens des Boris Toedtli, das Klima zu ungunsten der Schweizer Frontisten dann um.
Vor dem Fall Toedtli mag Fleischhauer vielleicht gehofft haben, mit dem Tobler-Prozeß einen weiteren propagandistischen Sieg einfahren zu können. Nachdem jedoch der Toedtli in der Schweiz zum politisch toten Mann befördert worden war, konnte sich auch Fleischhauer an den zehn Fingern ausrechnen, das er seine Hoffnung auf einen neuen Propagandasieg in der Schweiz, als zu Grabe getragen ansehen kann. Insoweit dürfte sich seine „Bereitschaft" für den Tobler-Prozess, erneut in der Schweiz aufzutauchen, gegen Null minimiert haben.
Die Schweiz - respektive Tobler - selbst, haben dann den Fleischhauer, durch ihre Prozeßverschiebung auf den Sankt Nimmerleinstag, aus dieser Klemme befreit.

http://de.wikipedia.org/wiki/Berner_Zionistenprozess

Einen beachtenswerten Kommentar, der eben wegen dieses Umstandes noch mit vorgestellt werden soll, findet sich in der Ausgabe vom 10. 5. 1935 des „Israelitischen Wochenblattes in der Schweiz".
Einleitend berichtet der dortige Kommentator:
„Fleischhauer ist fest davon überzeugt, daß die jüdische Weltregierung bereits bestehe.
Mit donnernder Stimme wendet er sich an die Klägerschaft und fragt im Tone eines Inquisitors:
„Wo ist das geheime Staatsarchiv der Juden?
Wer ist heute der oberste offizielle Weise?
Wer ist heute der Kanzler des Judentums?"
Noch nie hat man in einem Gerichtssaale so gelacht."

Damit ist jener Bericht keineswegs schon beendet. Weiter geht es in diesem Artikel mit der Angabe:
„Nun kommen die Internationalen Bibelforscher an die Reihe.
Der Geist der Bibelforscher sei nichts anderes als der Geist der „Protokolle".
War es nicht der oberste Führer der Bibelforscher Rutherford, welcher sagte, daß nach der Errichtung des messianischen Reiches auf Erden, alle Nichtjuden beschnitten werden müßten.
Dann muß auch der Völkerbund daran glauben. Fleischhauer versteift sich zu der Behauptung, der Völkerbund sei nichts anderes als eine jüdische Erfindung, ein Werkzeug in den Händen des Judentums.
Auch der Kellog-Pakt sei jüdische Mache. Das englisch-französische Luftabkommen, sowie alle anderen Abkommen und Verträge, welche Deutschland nicht genehm sind, reiht Fleischhauer in die Kategorie der teuflischen jüdischen Erfindungen ein."

Typisch Verschwörungstheoretisch geht es dann weiter:
„Im Weltkrieg sei die Freimaurerei die Exekutive des Judentums gewesen. Die Ermordung des österreichischen Kronprinzen Ferdinand in Serajewo 1914, sei das Werk der Freimaurerei gewesen.
Fleischhauer sprach zwar die weitere Folgerung nicht deutlich aus, da er aber die Freimaurerei dem Judentum gleichsetzt, muß daraus der Schluß gezogen werden, die Juden hätten den Erzherzog Ferdinand ermorden lassen"

Nach dieser doch sachlichen Berichterstattung, was sich in jenem Gerichtsssaale zugetragen hat, geht es dann eher ins kommentierende Fahrwasser über. Dazu vernimmt man dann:
„Mit solchen ungeheuerlichen Verleumdungen arbeitet der Mann, der sich „Experte" nennt.
Aber auch dem Gerichtspräsidenten scheint die wahrhaft bewundernswerte Geduld auszugehen und er wendet sich an Fleischhauer mit der ironischen Frage:
„Die Juden sind erledigt, die Bibelforscher zappeln am Boden, wie lange braucht Herr Fleischhauer noch, um die Freimaurer und Bolschewisten niederzukriegen?"
Es erübrigt sich, auf die weiteren Beschimpfungen, Verleumdungen und Anschuldigungen dieses Sendlings aus dem Dritten Reich hier einzugehen.
Fleischhauer hat sogar die Stirne zu behaupten, die Schriften eines Rousseau, Marx, Voltaire, Börne, Heine u. a. m. seien viel eher Schundliteratur als die „Protokolle".

Auch dieser Bericht endet dann noch mit der Detailangabe:
„Zum Schlusse der heutigen Sitzung verliest Gerichtspräsident Meyer noch ein Schreiben der Ernsten Bibelforscher, in welchem Fleischhauer „bewußter Irreführer" genannt wird."

Was die mit genannte Unterstellung einer angeblichen Anweisung zur „Beschneidung aller Nichtjuden" anbelangt, so kann man dazu auch vergleichen:

Mysnip.139558
Immerhin auch dieses Zitat sei noch gebracht. In der Ausgabe vom 4. 5. 1935 des Blattes „Die Front" (der Schweizer sogenannten „Nationalen Front") meinte einer aus diesem Milieu (A(lfred) Zander) jenen Gerichtsverhanlungstag, wo auch die Bibelforscher erwähnt werden, mit dem Kommentar zu bedenken können:
„ ... Er (Fleischhauer) bewies u. a., daß die Lehren der „Ernsten Bibelforscher" durchaus jüdisch orientiert sind. Die „Ernsten Bibelforscher" („Jehovas Zeugen" nennen sie sich heute) hatten gegen Fleischhauers Gutachten über ihre merkwürdige Gesellschaft ein mehrseitiges Protest-Flugblatt verbreiten lassen, gaben aber darin wohlweislich die Zitate Fleischhauers nicht wieder."

Der Rubrik „pikant" ist dann wohl auch der Verhandlungstags-Bericht in der Ausgabe der „Front" vom 10. 5. 1935 zuzuordnen.
Dazu notierte der bereits genannte A. Zander:
„Loosli (auch ein gerichtlich bestellter Gutachter) hatte gestern behauptet, Herr Fleischhauer hätte in seinem Gutachten die katholische Kirche angegriffen und geschmäht. Heute ersuchte er, diesen „Irrtum" zu verzeihen. Er habe einige Stellen aus Fleischhauers Gutachten vor sich gehabt, die schwere Anwürfe gegen die katholische Kirche enthalten hätten. Er Loosli hätte leider „übersehen", daß die Zitate gar nicht von Fleischhauer stammen, sondern von Fleischhauer aus den Schriften der „Ernsten Bibelforscher" mit Quellenangabe abgeschrieben worden sind."

Diese Episode war es denn dem Zander wert, als „Wasser auf die eigenen Mühlen" umfunktioniert zu werden. So betitelt er etwa alle anderen Schweizer Presseorgane, die nicht die Lobgesangs-Arie für die „Nationale Front" mitsangen, als „Schweizer Hetzpressse". Und sein Votum wähnt er dann mit den Sätzen ausklingen lassen zu können:
„Herr Looslis Ansichten über den Antisemitismus, über den deutschen Nationalsozialismus und über die Schweizerischen Fronten stehen in merkwürdiger Übereinstimmung mit denjenigen der marxistischen Presse - die sich in letzter Zeit sogar religionsfreundlich „umfrisiert" hat.

Die „Münchener Katholische Kirchenzeitung" trumpft auf
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 12. Mai 2015 22:14
Im Zeitspiegel
Nicht allen Aspekten der Ausführungen zum Bibelforscher-Thema in der „Münchener katholischen Kirchenzeitung" vom 10. 5. 1925 würde ich zustimmen. Das erst mal vorab grundsätzlich festgestellt.
Gleichwohl enthält diese Ausgabe einige Details, die es weiterhin verdienen, dokumentiert zu bleiben.
Vorangegangen war in dem gleichen Blatt in der Nummer 51/1924 unter der Überschrift "Ein ernstes Wort über die 'Ernsten Bibelforscher" eine Ausführung welche den St. Galler Bibelforscherprozeß vermarktete. Das taten auch andere Blätter, keinesfalls nur die MKZ.
In der 1924er Ausführung wurde auch festgestellt:
„Statt des geraden und einfachen Weges gerichtlich gegen die Verbreiter dieser Behauptung, in erster Linie das 'St. Galler Tagblatt' vorzugehen, wie die Züricher (Wachtturm Bibel- und) Traktatgesellschaft es in St. Gallen gegen Dr. Fehrmann getan hat, erklärt nun die Magdeburger Traktatgesellschaft die Schriftleiter jener Zeitungen, welche die Mitteilungen über die Feststellungen und Enthüllungen vor dem Gericht St. Gallen abgedruckt haben, als Verbreiter grober Unwahrheiten.
Die Redakteure sollten die Traktatgesellschaft Magdeburg verklagen, weil die Schriftleiter den Gerichtsbericht über die in St. Gallen so blamabel unterlegene Klägerin, die Traktatgesellschaft - Zürich veröffentlicht haben! ..."

Weiter die MKZ:
„Die Herren Bibelforscher machen sich die Sache sehr leicht. Warum klagen sie denn nicht.
Der Einfachheit halber und damit ja niemand - klug wie die Schlangen und glatt wie die Aale - uns durchschlüpfen kann, formulieren wir folgende 20 Punkte:

Und darin:
„1. Am 21. Januar 1924 haben die Protestanten der Stadt St. Gallen eine große Protestversammlung gegen die Umtriebe der 'Ernsten Bibelforscher' abgehalten.
Nach der Hauptrede des Univ. Prof. Dr. Ludwig Köhler ..."

Und aus Punkt 20 trumpft die MKZ dann auf:
„20 Ist es richtig, daß auch die Polizeidirektion und Regierungsrat des Kantons Nidwalden Missionaren der 'Ernsten Bibelforscher' die Hausierpatente verweigert haben? Daß das Bundesgericht durch diesen Entscheid bestätigt hat? ("Basler Nachrichten" 25. Juli 1924). ..."

Nun also in der Ausgabe vom 10. 5. 1925 nahm jene Kontroverse ihren Fortgang:
Man habe heisst es:
„vom „Pressebüro der Internationalen Vereinigung 'Ernster' Bibelforscher" in Freiburg ein drei Seiten langes Schreiben zugesandt bekommen, das sogar mit dem Preßgesetz zu drohen wagte. Dieses Schreiben ließ jede Kenntnis dieses § 11 vermissen und dem Schreiber fehlte jedes Recht, jede Aktivlegitimation zu einer Berichtigung. Trotzdem haben wir postwendend erwidert".

Man böte an, Korrekturen der eigenen Berichterstattung dann vorzunehmen, wenn sachlich begründeter Anlass dazu bestünde. Einstweilen indes wolle man einige Gegenfragen stellen.
„Die Sache ist uns so wichtig, daß wir Sie hiermit bitten, uns die genaue Adresse des „Herbert von Bomsdorff-Bergen, der in Baden wohnt" (Besitzer des „Freimaurerbriefes") angeben zu wollen, ebenso die genaue Adresse des Verlegers, der „vor Gericht bereits im März 1924 das betreffende Kapitel mit dem Freimaurerbrief widerrufen hat und nun auch das Buch nicht mehr herausgibt."

Und weiter:
„Der „Pressedienst der Bibelforscher" hat uns die gewünschten Adressen, wenn auch falsch, angegeben und sich einverstanden erklärt, daß wir die gewünschte Berichtigung bis nach der Berufungsverhandlung in St. Gallen zurückstellen. Nun warten wir bis zum heutigen Tage auf Antwort des vorgenannten Pressedienstes und um eine dem Pressegesetz entsprechende Einsendung.
Die Bibelforscher schweigen sich vollständig aus. Bis zum heutigen Tage haben wir keine Antwort erhalten."

Der Grund sei offenbar der, dass eine Berufsverhandlung in der Sache am 13. 5. 1925 bereits stattgefunden habe mit dem Ergebnis:
„Die zweite Instanz hat die Bibelforscher neuerdings zur Tragung der Gerichtsgebühren von 500 Fr. verurteilt, hat den erstinstanzlichen Richterspruch über die rechtlichen Kosten bestätigt und überdies die Bibelforscher verurteilt unter solidarischer Haftbarkeit dem von ihnen beklagten Dr. Fehrmann eine außerrechtliche Entschädigung von 863,65 Franken zu bezahlen."

Ihre inzwischen aufgebauten Kontakt zu dem Arzt Dr. Fehrmann und dem Herbert von Bomsdorff-Bergen nutzend, lässt sich die MKZ den Verfahrensablauf von letzterem schildern. Diese führten dann aus:
„Das Kantonsgericht hat die ganze materielle Seite zu beurteilen gehabt", schreibt uns der Angeklagte Dr. med. Fehrmann unterm 28. April, sie ist auch von beiden Parteien in mehrstündigen Plädoyers behandelt worden. In der richterlichen Beurteilung kam aber das Kantonsgericht zu der Abweisung der Kläger wegen mangelnder Aktivlegitimation.
Die V.E.B. legte Statuten ins Recht, die gar nicht ihre sind, sondern die einer englischen Handelsgesellschaft; eigene Statuten hat die V.E.B. nicht und will keine haben -
Sie ist für Angriffe nicht faßbar, wollte sich aber als Klägerin Rechtpersönlichkeit durch Einlegen eines anderen Status verschaffen!"

Als weitere Details in Wiederholung teilweise der eigenen Berichterstattung vernimmt man:
„Unsere Frage 4:
„Ist dieser verantwortliche Leiter der Bibelforscher Konrad C. Binkele in Zürich personengleich mit Mister Binkele, Bürger der Vereinigten Staaten, jüdisch Pinkeles, amerikanisch Bainggele" beantwortete das Pressebüro also:
„Nein! Der Bevollmächtigte K. C. Binkele entstammt christlich-evangelischen Eltern, gebürtig in Eppingen (Baden). Seine Vorfahren waren Arier, er schloß sich unserer Bewegung 1912 an und ist seit 1920 Generalbevollmächtigter und verantwortlicher Vereinigung für Mitteleuropa."

Namentlich die Diffamierung „Binkele jüdisch Pinkeles, amerikanisch Bainggele" spricht dann wohl Bände, und ist kaum als „Ruhmeszeugnis" für die MKZ anzusehen.
Man nahm dann auch noch Kontakt zu einem protestantischen Pfarrer in Eppingen auf, der dann in seiner Antwort mitteilt:
„Der evangelische Stadtpfarrer Ludwig Reimold in Eppingen schreibt uns auf Anfrage ...
Konrad Christian Binkele ist in Eppingen geboren am 4. Dezember 1867. Zu unserer unierten evangelisch-protestantischen Landeskirche Badens haben weder Konrad Christian Binkele, noch seine Vorfahren gehört. Diese hielten sich vielmehr allesamt von jeher zur antikirchlichen Sekte der Neutäufer, die man hier in der Gegend auch Untertaucher nennt, nach der Form ihrer Taufe der Erwachsenen; die Kindertaufe, der Eid u. dergl. wird von ihnen verworfen. Geleitet wird diese Sekte, die unsere Kirche niemals betritt, nicht von ordentlich vorgebildeten Geistlichen, sondern meist von Landwirten aus der Gegend (Gutspächtern). Ihre Kinder bekommen keinen ordentlichen Religionsunterricht. Man kann sagen, daß diese Sekte etwas Staatswidriges an sich hat; manche Kinder dieser Sekte die eine ungenügende Erziehung genossen haben, haben sich schlecht geführt im Leben -
Die Eltern des Konrad Christian Binkele sind Christian Heinrich Binkele, Wagner, eine Reihe von Jahren hier wohnhaft, wo seine Ehefrau herstammte. Der Vater ist geboren am 19. Mai 1837 (wo? ist in unseren Akten nicht ersichtlich, wahrscheinlich auswärts) und gestorben am 27. September 1889 hier Neutäufer. Er hat sich am 14 März 1867 ziviliter trauen lassen mit Christine Trelz, Metzgers-Tochter von Eppingen (letztere geboren dahier am 2. Februar 1847 und gestorben dahier etwa 1908 ebenfalls Neutäuferin).
Die Großeltern (väterlicherseits) unseres Christian Binkele waren: Christian Binkele, Landwirt auf dem Immelhäuserhof (bei Sinsheim a. D. Eisenz, Kreis Heidelberg, Baden) und dessen Ehefrau Christine, geb. Frey, alle der evangelischen Sekte der Neutäufer zugetan. Das gleiche gilt von den Großeltern mütterlicherseits.
Mit Israeliten ist die Familie Binkele nicht verwandt."

Auch wenn auch dieses Votum einige Tendenziösitäten aufweist, ist doch besonders beachtlich, dass eine Unterstellung in Sachen Judentum, mittels dieses „Stammbaumes" erst mal als „abgeschmettert" zu bezeichnen ist.
Dennoch will die antisemitisch angehauchte MKZ einfach nicht locker lassen. Dafür steht dann auch ihre Polemik:
„Richtig ist nach dem Eingeständnis der Bibelforscher auch unser Hinweis, daß sie sich im Prozeß durch das jüdische Advokatenbüro Dr. Liebermann bzw. den ehemaligen polnischen Juden Dr. Adam Reichstein verteidigen ließen (Frage 5 und 6). Beide haben auch in der Verhandlung vom 13. März die Bibelforscher vertreten."

Darauf bekam die MKZ dann die Antwort:
„Das Preßbüro der Bibelforscher erklärt dazu nur:
„Binkele hat seinen Rechtsbeistand nicht befragt, ob dessen Vertreter in Polen oder sonstwo geboren ist. Die Bibel sagt, daß wir Menschen aus einem Blut gemacht sind."

Das indes will die MKZ so nicht gelten lassen und tönt dann weiter:
„Es handelt sich hier nicht darum, wo der Verteidiger Binkeles geboren wurde oder „ob wir Menschen aus einem Blute" sind. Es handelt sich um Weltanschauung. Der ganze Prozeß dreht sich um die eine Frage, ob eine enge Verbindung der „Bibelforscher" mit dem Judentum besteht, was die „Bibelforscher" ganz verzweifelt bestreiten."

Für letztere These wird dann insbesondere auf Philosemitische Passagen in der WTG-Literatur verwiesen, und auch, das dass seinerzeitige Mitglied des Antisemitischen „Deutschvölkischen Schutz und Trutzbundes", August Fetz, auch von der MKZ als „Autorität" gehandelt wird.

Der nächste wesentliche Aspekt den die MKZ abhandelt, betrifft den sogenannten „Freimaurerbrief" und seinen Erstpublizierer in der Öffentlichkeit. Dazu erfährt man via MKZ:
„Der Adressat Herbert von Bomsdorff-Bergen.
Bomsdorff-Bergen war Großkommandeur 33 Grad, Leiter der ... Bruderkorrespondenz für alle fünf Kontinente, außerdem noch der I. Großbeamte und der Inhaber von sechs anderen Ämtern. Er hat der Loge längst, auch offiziell, den Rücken gekehrt ermächtigt uns, seinen Namen zu nennen."

Dann wird die von Bomsdorff-Bergen initiierte Publikationsgeschichte in Sachen dieses Briefes referiert. Und weiter:
„Der Empfänger des (Freimaurer-)Briefes H. v. Bomsdorff-Bergen, schreibt uns weiter mit der Vollmacht zur Veröffentlichung:
Anfangs Juni (1923) erhielt die Redaktion des „Morgen" einen Einschreibbrief von den Rechtsanwälten der sogen. Ernsten Bibelforscher, der Autor des Artikels soll unter Klageandrohung Widerruf leisten. Ich ließ absichtlich die gestellte Frist verstreichen, um die Herrschaften zur Klage zu reizen. Sie klagten aber nicht. Auf Veranlassung des „Morgen" brachte ich am 16. Juni 1923 einen Artikel, der alles andere als ein Widerruf und nur eine neue Bekräftigung der erhobenen Anklagen war. ... Die Bibelforscher schwiegen bis Mitte September, also volle drei Monate. Da erhielt der „Morgen" wieder einen Einschreibebrief der Rechtsanwälte, in welchem nochmals mit Klage gedroht wird, auf die ich ja so sehnlichst gewartet habe, um den Herrschaften vor Gericht die Beweise ihrer „Harmlosigkeit" unter die Nase halten zu können und gleichzeitig weiteren Verdächtigungen durch Gerichtsurteil ein Ende zu machen.
Wiederum ließ ich die Frist von acht Tagen, die mir für den Widerruf eingeräumt wurde, verstreichen, und brachte am 3. Oktober 1923 einen Zeitungsartikel, den jeder, selbst mit einem einfachen Denkvermögen Bedachte als eine direkte Herausforderung zur Klage ansehen muß. ... Man klagte nicht. Die gesetzliche Frist zur Klageerhebung verging, man ließ sie verstreichen ..."

Also Bomsdorff-Bergen direkt wurde WTG-seitig nicht tangiert. Anders hingegen sein Buchverleger, in dessen Verlag, Bomsdorff-Bergen seine Thematik in einem Buche auch mit abhandelte.
Über letzteren vernimmt man dann in der Darstellung des v. Bomsdorff-Bergen:
„Ich habe mich in meinem Verleger arg getäuscht. Ich wußte nicht, daß er wiederholt vorbestraft war.
Es kommt noch besser: Der Herr Verleger schloß mit dem Rechtsbeistand der sog. „Ernsten Bibelforscher" vor der Gerichtsverhandlung einen Vergleich, in dem er hinter dem Rücken des Autors den Inhalt jenes Briefes wiederrief."

Auch der Mit-Interviewte Arzt Dr. Fehrmann kommentierte dann in der MKZ jenen Verleger-Vergleich mit den Sätzen:
„Es ist bezeichnend, daß der Verleger aus eigenen Stücken referiert hat, ohne den Autor auch nur anzufragen oder zu benachrichtigen, trotzdem ihm seine Adresse bekannt war, und daß der Verleger keine Entschädigung, nicht einmal Gerichtskosten bezahlen mußte, sondern diese von der „Internationalen Vereinigung „Ernster Bibelforscher" getragen wurden."

Der Hintergrund wird dann etwas deutlicher in der Form der Zitierung eines weiteren Presseartikels. Dazu liest man dann via MKZ:
„Am 6. Oktober 1924 erhielt der Autor Kenntnis von folgendem Inserat im Oltener Tageblatt.
„ ... Um der Ehre der von ihr vertretenen Wahrheit willen sah sich die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher genötigt, gegen den oben genannten Verleger beim Bezirksgericht Zürich Klage wegen Ehrverletzung durch die Presse einzureichen ... Am 31. Mai kam folgender Vergleich zustande:
In der heutigen Verhandlung vor dem Untersuchungsrichten widerruft der Verlag L. Keller-Zoller die Veröffentlichung über die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher auf Seite 141 bis 144 in der Broschüre „Ein Weltbetrug ..." und erklärt, gegen die gerichtliche Beschlagnahme dieser Broschüre, des Leitsatzes oder der Druckplatten nichts einwenden zu können.
Der Verlag verpflichtet sich, die eingeklagten Äußerungen nicht in gleicher oder ähnlicher Form zu veröffentlichen. Gestützt auf diese Erklärung ziehen die Ankläger die Anklage zurück.
Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher
Zentraleurop. Büro Zürich.

Weiter im Kommentar von Bomsdorff-Bergen via MKZ dazu:
„In dem Protokoll jener Vereinbarung ist die Stelle enthalten, daß ich (Buchverleger Keller-Zoller) zu dem Vergleich nur die Hand biete, weil durch Unterschlagung des sog. Freimaurerbriefes mir die Möglichkeit einer richtigen Beweisführung genommen ist, was für mich den Grund bildet zur Verständigung mit den Ernsten Bibelforschern. Die Ernsten Bibelforscher haben auch die Kosten des gegen mich eingeleiteten Verfahrens übernommen. Die Ernsten Bibelforscher, so konstatiert der Verleger weiter, machten nachher breitspurige Veröffentlichungen, ließen aber jene Protokollstelle mit Absicht unerwähnt."

Damit wähnte dann die WTG jene Äffäre „ausgestanden" zu haben. Auf der justiziablen Ebene, vielleicht. In moralischer Sicht wohl kaum!
Eine Zusammenfassende Referierung des gesamten Komplexes hat dann auch Jonak in seinem ZJ-Buch noch offeriert.
In der gedruckten Buchausgabe etwa ab Seite 41.
In meiner eigenen Onlinestellung einiger Auszüge aus dem Jonak-Buch habe ich diese Passage allerdings nicht mit übernommen.
Der Grund ist halt eben, die Überbewertung, die Bibelforscher seien von Freimaurer/Juden fremdfinanziert, kann ich so nicht teilen.
Eine Anschubfinanzierung mag es vielleicht gegeben haben. Auch die Rockefellers und Co pflegten in Sachen Religion zu investieren. Jedoch florierende Geschäftsunternehmen pflegen sich auf lange Sicht selbst zu tragen.
Dieses wirtschaftliche sich Selbsttragen können, muß man fairerweise auch der WTG zugestehen.
Siehe zum Thema unter anderem auch:
Mysnip.128044
Mysnip.113818.

„Weil's wahr ist"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 14. Mai 2015 00:28
Im Zeitspiegel
Eine bemerkenswerte Demaskierung (in Teilen kann man sogar von einer Selbstdemaskierung sprechen), des Herbert von Bomsdorff-Bergen, kann man auch dem Jahrgang 1925 der „Monistischen Monatshefte" entnehmen (S. 386f.)
Zum Monistenbund erst mal die Anmerkung, er stellte in den 1920er Jahren den eher bürgerlichen Flügel der Freidenkerszene dar. Die war ja alles andere als ein „monolithischer" Block und reichte von den „Freireligiösen" (den „Zahnlosen", wie selbst andere aus dem Freidenkermilieu sinngemäß feststellten), bis eben zu jenen Monisten. Letztere zeichnete auch aus, von Herkunft vielfach den „besseren Kreisen" (und sei es nur finanziell besser) zuzugehören. Aufgrund dieser sozialen Stellung oftmals in der Gefahr, auf den „Pöbel" herablassend zu blicken. Und in der Folge dieser Gemengelage auch eigene Organisationsformen zu praktizieren, die sie vom „Pöbel" (ihrer Meinung nach) abgrenzten.
Was die nicht besseren und eben die „besseren" Kreise in dem Falle doch vereinte, war ihre beiderseitige Kirchenkritische Einstellung.
Eine charakteristische Kommentierung des Monistenbundes, konnte man auch in der zeitgenössischen Zeitschrift „Der Atheist" (Jahrgang 1920 S. 139 ) lesen, die als erstes mal zitiert werden soll. Unter der Überschrift „Spät kommt ihr, doch ihr kommt" wurde dort von Hugo Efferoth kommentiert:
„Der deutsche Monistenbund (hat) ... seine diesjährige Hauptversammlung abgehalten. Die Tagung beschäftigte sich, wie ein der Presse zugestellter Bericht ... besagt, hauptsächlich mit der Festlegung neuer Richtlinien für den Bund.
Worauf es ankommt, das ist der unendlich symptomatische Satz:
„ ... Ist es unsere Pflicht, uns mit den Prinzipien des Sozialismus vertraut zu machen."
In diesem Satz liegt eine Welt von Trennung, von Unverständnis, von Todfeindschaft gerade in den für uns entscheidenden Fragen. Eine geistige Elite des Bürgertums entdeckt nun, ausgerechnet im Jahre des Heils 1920, ihre Pflicht, sich mit den Prinzipien des Sozialismus vertraut zu machen. ... Wenn das am grünen Holze geschieht, was wird dann erst am dürren geschehen.
Früher hat man im Monistenbund bis in die letzten Tage hinein Jahrzehnte lang Häckel zugejubelt, der den Darwinismus und das Prinzip des Kampfes ums Dasein und der Auswahl der Tüchtigsten in brutalster Weise gegen das Proletariat und seine Ideen zu kehren suchte. In einer Weise, die den politisch-geschichtlichen Kenntnissen ebensowenig wie der wissenschaftlichen Unvoreingenommenheit des Gelehrten wahrhaftig Ehre machte.
Heute gesteht man in diesen selben Kreisen, daß man das, was man bekämpft hat, eigentlich noch gar nicht studiert hat.
Ist das nicht also geradezu klassenkämpferischer Katholizismus gewesen, dem man da gehuldigt hat?
Ist das nicht ein Standardbeispiel einer geradezu römischen Antimodernistenhatz, die die bürgerlichen Freidenker einfach von ihren großen Gegnern am Tiber abgeguckt haben?
Hier klafft der Gegensatz zwischen uns und jenen ... es ist sozialistisches, es wird nicht gelesen.
Es ist Karl Marx und den übersieht geflissentlich selbst ein freidenkerischer bürgerlicher Professor.
Wer ihn aber liest, muß zuerst auf dem Vereinswege dazu in aller Form aufgefordert werden. Die Monisten haben selbst aufgedeckt, was uns von ihnen trennt."

Trotz dieser Divergenzen, verdient ein weiter oben Seitenmäßig nachgewiesener Artikel der „Monistischen Monatshefte" eine positive Bewertung.
Sein Verfasser offenbar in der Süddeutschen Stadt Ulm wohnhaft, entdeckte in einer Kirchenzeitung vom 10. 7. 1925, einen von Herbert v. Bomsdorff-Bergen verfassten Artikel. Er referiert dann die Ausführungen des Bomsdorff in diesen Artikel mit den Detailangaben:
„Die Sekten haben im Plan der Weltfreimaurerei eine dreifache Aufgabe.
(In einer Fußnote wird den verirrten Schäflein gütlich zugeredet:
„Ausdrücklich sei konstatiert, daß von diesem Plan, der nur den Eingeweihten des innersten Kreises in allen Teilen bekannt ist, die wenigsten Brüder eine Ahnung haben, denn sonst wäre es unmöglich, daß der Weltfreimaurerei christliche, nationalgesinnte, durchaus ehrenhafte (!) Männer angehören könnten!")

Also liegt Bomsdorff-Bergen voll auf der Linie der Weltverschwörungsapostel.
Nachdem der Autor in den „Monistischen Monatsheften" sich nun die Ausführungen des Bomsdorff-Bergen einverleibt hatte, sucht er als Schlußresümee zusammenzufassen, was er den von dergestalt von Bomsdorff-Bergen „gelernt" habe.
Das ist offenbar dieses:
„Diese verflixten jüdischen Freimaurer, denen leider auch „christlich nationalgesinnte" also „ehrenhafte" Männer angehören, sind an allem schuld. An dem jüdischen Kapitalismus, an dem jüdischen Sozialismus, an dem Weltkrieg, an dem Dolchstoß und an der Inflation."

Und wie sieht es nun mit der Begründung für diese These nach Bomsdorff-Bergen aus:
Dazu konnte der Referent dann nur die sinngemäße Feststellung wiedergeben:
„Warum? Weils wahr ist."

So „einfach" ist das also, heißt man nur v. Bomsdorff-Bergen!

Bomsdorff-Bergen und weiteres

Zeitspiegel 9

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