Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Der Fall

überarbeitete Fassung, Mai 2005

1.) Der "Marktwert" G. Y. in der Sektenszene

2.)  G. Y.und die Scientology

3.) G. Y. und ihre Zeugen Jehovas bezüglichen Referate

4.) Die Verteidigung von A. G.

5)  G. Y.offenbar nicht "optimale" wirtschaftliche Situation

6) G. Y Zeugen Jehovas bezügliche Publizistik

7) Detail's der G. Y. schen Ausführungen über Gebhard

8) Übrigens

1.) Der "Marktwert" von G. Y. in der Sektenszene

In Kreisen der Zeugen Jehovas ist der Name G. Y. durchaus ein Begriff. Er ist es auch andernorts. Die konfessionkundliche Zeitschrift "Berliner Dialog" beispielsweise, notierte in einem Eigenbericht, dass Frau G. Y. zu den eingeladenen Festrednern anlässlich des 80. Geburtstages des Sektengründers Moon (Vereinigungskirche) gehörte. Wenn irgendwo kritisches über die Scientology-"Kirche" verlautbart wird, beispielsweise auf der Webseite von Ingo Heinemann, kann man fast sicher sein, dass ihr Name  dabei auch mit genannt wird.
Soweit es G. Y.'s Moon-Referenz anbelangt, war dies für mich Anlass mal einige diesbezügliche Fakten zusammenzufassen, um zu verdeutlichen, wessen Geschäfte da Frau G. Y. auch mit betreibt. Desweiteren habe ich auf meiner Webseite mich schon verschiedentlich zu Frau G. Y. geäußert. In etwas überarbeiteter Form, fasse ich die diesbezüglichen Texte hier nochmals zusammen.

In Diskussionsbeiträgen im "Infolink-Forum" wurden die folgenden Meinungen vertreten:

Von Christel am Donnerstag, den 13. Dezember, 2001 - 10:08:
Was ist eine Religionswissenschaftlerin? Was muß man vorweisen, um sich so bezeichnen zu können? Oder darf das jeder? Ist es kein geschützter Titel?
Wer ist Frau G. Y. wirklich? Wenn das eine nicht stimmt, was stimmt dann?
Irdendwie ist mir das alles recht fragwürdig?

Von FGSchlueter am Donnerstag, den 13. Dezember, 2001 - 14:07:
Das hat mich auch mal interessiert und ich habe folgendes herausgefunden.

 G. Y.studierte Orientalistik (u.a. an der FU Berlin) und beschäftigt sich vornehmlich mit den Religionen des Nahen Ostens. Ihr spezielles Fachgebiet sind die Assyrer (Christen) und der Holocaust in der Türkei (Anfang des 20. Jh.). Dazu hat sie auch anerkannte Standardwerke publiziert ("Ein vergessener Holocaust", "Assyrer heute"). Ebenso bedeutsam ist ihre Broschüre "Weltreligionen in Berlin", die ca. 1993 erstmals erschien und inzwischen ist die 3. Auflage auch schon wieder vergriffen. Auftraggeber dafür war übrigens der Berliner Senat.

Der Dr.-Titel wurde ihr angeblich von der Universität Haifa (Israel) verliehen. Inwieweit der in Deutschland "einfach so" geführt werden darf, ist mir nicht bekannt. Der "offizielle" Titel von Frau  G. Y.in Deutschland ist "Ph. D.".

Es hat mir den Anschein, daß deren Engagement und auch ihr Einfluß für die ZJ und auch Scientology reichlich überbewertet wird. Wesentlich stärker macht sie sich für die assyrischen Christen (s.o.), die Sikhs und andere Minderheiten-Religionen. In meinem Bekanntenkreis wurde ein eigentlich linientreuer Bruder "zurechtgewiesen", weil er sich erlaubt hatte, einem anderen Bruder das G. Y.-Buch "Im Visier der Stasi" auszuleihen und ihn auf die Spitzel in den eigenen Reihen aufmerksam zu machen. Der Kreisaufseher hat diesen Bruder sogar bei einer Ansprache als einen "Quertreiber" bezeichnet, der "pseudowissenschaftliche Hetz- und Schundliteratur" liest und propagiert. Also scheint  G. Y.doch nicht so 100 % "auf der WTG-Linie" zu liegen.

Heute führt sie einen Doktortitel. Eine Dissertation von ihr konnte ich weder in den Bibliothekskatalogen der Freien Universität, noch in denen der Deutschen Bibliothek ermitteln. Oder welche ihrer Publikationen will sie als solche verstanden wissen? In ihrer Publikation "Journalismus bei den Assyrern" findet sich ein undeutlicher Hinweis. Da ist auch von einer "Bibliografie zur Forschungsgeschichte der neuaramäischen Dialekte und der modernen assyrischen Schriftsprache (zur Dissertation Forschungsgeschichte der neuaramäischen Dialekte). Reihe: Materialien zur Kulturgeschichte der Assyrer im 19. und 20. Jahrhundert, Band 2" die Rede. Einen Bibliotheksnachweis dafür konnte ich nicht ermitteln. Andere promovierte Autoren machen aus Nachweisen über ihre Dissertation kein Hehl. Soweit mir bekannt ist, wird die Aushändigung der Promotionsurkunde in der  Regel auch davon abhängig gemacht, dass der Promovent seine Dissertation in Buchform vorlegt und auch den wissenschaftlichen Bibliotheken, namentlich den Universitätsbibliotheken zur Verfügung stellt. Von vierzig und mehr Exemplaren ist die Rede, die der Promovent vor Aushändigung seiner Urkunde, abzuliefern hat. Offenbar gilt das aber nicht für G. Y. 

Im InfoLink-Diskussionsforum, wurde am 2. 3. 2001 auch die seinerzeitige Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Wewelsburg angesprochen. Über etliche andere solcher Veranstaltungen, etwa in Bautzen, Waldheim, Bremen, Mauthausen und andere Orte, liegen seitens einer den Zeugen Jehovas zuzuordnenden Firma Videoaufzeichnungen vor, die über eine gleichfalls den Zeugen Jehovas zuzuordnende Versandbuchhandlung aus München, auch in der Öffentlichkeit vertrieben werden. Nicht so über die Wewelsburg-Veranstaltung, die aber offenbar auch auf Video aufgezeichnet wurde. Der Grund dafür ist wohl darin zu sehen, dass dort auch der Zeugen Jehovas-Aussteiger Günther Pape auftrat, der auch einige kritische Rückfragen bezüglich der Rolle von Jehovas Zeugen in der Wewelsburg in der NS-Zeit artikulierte. Ferner war dort auch der Theologe Dietrich Hellmund anwesend. Letzterer ausgewiesen durch eine Dissertation über die Zeugen Jehovas.

Gerd Borchers-Schreiber berichtet nun, bezugnehmend auf eine persönliche Information von Hellmund; wie dort der Pressesprecher der USA-WTG, James L. Pellechia, namentlich Hellmund persönlich ansprach, und versuchte seiner Darstellung der Zeugen Jehovas zu widersprechen. Hellmund indes konterte dem postwendend. Dann wird vermerkt:

"Der Brooklynmann kam zu Hellmund und fragte höflich, ob er ihn zum Abendessen einladen dürfe. Hellmund sagte zu und so gab es ein Essen in einem besseren Lokal, die Frau des Pressesprechers ist geborene Deutsche, es soll ein recht harmonischer Abend gewesen sein, mit sehr offenen Gesprächen"

Zu vorstehendem merkte Stephan E. W., bezugnehmend auf seine Detailkenntnisse noch an: "Was das Abendessen in einem 'besseren Restaurant' angeht: G. Y., die professionelle Sekten-Apologetin, bemerkte damals zu einem ZJ-Aussteiger, der sie darauf angesprochen hatte, warum sie sich so für die WTG stark mache: 'Von all den Sekten, die ich kenne, zahlt die Wachtturm-Gesellschaft am besten. Und die Hotels sind auch die besten.'"

In ihrem 1997 in Heidelberg in deutscher Übersetzung erschienenen Buch "Sekten. Wie Menschen ihre Freiheit verlieren und wiedergewinnen können", schreibt Margaret Thaler Singer unter Bezugnahme auf den Fall Eillen Barker (Großbritannien):

"Unter den Sozialwissenschaftlerm gibt es eine kleine Gruppe von Claqueren, die zu Apologeten von  Sekten geworden sind. Einige haben auf Kosten von großen und reichen Sekten an exotischen Plätzen  Urlaub gemacht; andere fürchten sich davor, kritische Ergebnisse zu veröffentlichen, weil Sekten ihre Forschungsprojekte und Reisen zu Fachkonferenzen bezahlt haben."

Offenbar ist der genannte Fall Barker, der Tendenz nach, kein "Einzelfall"!

2.) G. Y. und die Scientology

Bezüglich des Engagements von G. Y. in Sachen Scientology, konnte man im Internet beispielsweise die nachfolgende PRESSEMITTEILUNG lesen (gekürzt wiedergegeben):

10.08.1998

"ABSCHLUßVERANSTALTUNG ZUM EUROPÄISCHEN MARATHON FÜR RELIGIONSFREIHEIT" IN FRANKFURT MIT TAUSENDEN VON MENSCHEN REPRÄSENTANTEN VON RELIGIÖSEN MINDERHEITEN WOLLEN VON DER BUNDES REGIERUNG TATEN GEGEN DISKRIMINIERUNG SEHEN
(FRANKFURT) Frankfurt war das Ziel eines von Scientologen organisierten 3.000 km langen "Europäischen Marathons für Religionsfreiheit" zu Ehren des 50. Jahrestags der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte". Nach einem Lauf durch acht  europäische Länder forderten Religionsrepräsentanten aus dem In- und Ausland bei der Abschlußveranstaltung vor Tausenden von Menschen an der Frankfurter Alten Oper von der Bundesregierung "endlich Taten gegen religiöse Diskriminierung in Deutschland". Die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" muß eingehalten werden, verlangten Redner von religiösen Minderheiten und Menschenrechtsorganisationen. Bloße Lippenbekenntnisse reichten dazu nicht aus.
Erst am Freitag hatten über 50 Abgeordnete des amerikanischen Repräsentantenhauses eine neue Resolution eingebracht, die  Bonn wegen Diskriminierung aus religiösen Gründen kritisiert.

Ausgelaugt nach ihrem über 3.000 km langen Lauf durch acht europäische Länder trafen Ultra-Marathon-Läufer in der  glühenden Mittagshitze an ihrem Zielort in der Frankfurter City ein. Sie trugen die Flaggen ihrer Herkunftsländer und  überbrachten als Repräsentanten des "Europäischen Marathons für Religionsfreiheit" eine symbolische "Fackel der Freiheit", die sie während der ganzen Strecke mit sich führten. Auf einer großen Bühne an der Frankfurter Alten Oper wurden sie von über 20 Vertretern von verschiedenen Religionsgemeinschaften und Menschenrechtsorganisationen willkommen geheißen. Mehrere Tausend Menschen nahmen an der Abschlußveranstaltung teil.
Die Läufer präsentierten auf der Bühne eine Proklamation zu Ehren des 50. Jahrestags der "Allgemeinen Erklärung der  Menschenrechte". Während des sechs Wochen langen Laufs durch acht europäische Länder wurde die Proklamation von  Hunderten von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterzeichnet. Darin wird Deutschland aufgerufen, "als die führende  Nation in Europa, ehrliche und wirksame Anstrengungen zu unternehmen, um allen Formen der religiösen Diskriminierung  innerhalb ihrer Grenzen ein Ende zu setzen, wohl wissend, daß in neunzehn offiziellen Berichten von Regierungen und  Menschenrechtsorganisationen ein Klima der Intoleranz in Deutschland festgestellt wurde".  Bei der interreligiösen Abschlußveranstaltung unterstützten Repräsentanten von Religionen und Menschenrechtsorganisation aus dem In- und Ausland in Ansprachen diese Forderung. Zu den Hauptrednern zählten der Amerikaner Irving Sarnoff, Gründer der Vereinigung "Friends of the United Nations", der die Läufer des "Europäischen Marathons für Religionsfreiheit" auf dem zweiten Teil ihrer Strecke selbst durch die Länder Schweiz, Italien, Österreich nach Frankfurt begleitete, um seine Unterstützung zum Ausdruck zu bringen.

Zu den weiteren Hauptrednern zählten die Berliner Religionswissenschaftlerin Dr.  G. Y., ... Kurt Weiland, Vorstandsmitglied der Scientology Kirche International mit Sitz in Los Angeles. ...  Neben Songs zum Thema Religionsfreiheit, bildete die Enthüllung einer vier Meter hohen Marmor-Skulptur in Form einer  Friedenstaube den optischen Abschluß der Veranstaltung.
Für den Inhalt und weitere Informationen: Georg Stoffel, Scientology Kirche Deutschland."

Bezüglich ihres Engagements für Scientology wäre beispielsweise zu vergleichen, die Zeitschrift "Berliner Dialog" (2/98 S. 11; ebenfalls Heft 1/99 S. 30).

In seinem Buch "Sekten. 99 Fragen" (München 1999), hat der Journalist Ulrich Rausch auf den  Seiten 61, 62 einmal die hochtotalitären Aspekte von Scientology zusammengestellt. Verteidiger dieses Totalitarismus ist aber auch die G. Y.. Auch ein bezeichnendes Schlaglicht. Übrigens weisen auch Scientology-Kritiker auf die Fragwürdigkeiten der Frau G. Y. hin. Ingo Heinemann etwa schreibt auf seiner Webseite:

"Die Scientology-Organisation benutzt gern Wissenschafter zu Zwecken der PR und damit der Werbung. Wissenschaftler gelten als neutral und besonders glaubwürdig. Beispiel: G. Y. ... gehört zu denen, die Louis J. West in seinem Vortrag über "Die Kulte als Problem der öffentlichen Gesundheit" ... als "seltsame Bundesgenossen der Kulte" bezeichnet hat. ... Bei G. Y. ... läßt sich das leicht nachprüfen. Man suche in deren Äußerungen über die Scientology-Organisation nach Angeboten, Preisen, Gefahren und Schäden. Frau G. Y. mag ein solches Vokabular fremd sein."

Die Feststellung von Heinemann lässt sich übrigens auch auf ihre analoge Publizistik zu den Zeugen Jehovas übertragen. Auch Heinemann bemerkt in der weiteren Abfolge seiner Ausführungen: "Noch nicht einmal der Doktortitel ist verifizierbar".

Ein Kommentar von Heinemann zu G. Y. sei noch zitiert:

"Es ist unerfindlich, wieso mit dem Verzicht auf Bewertung dem Recht auf freie Ausübung des Glaubens  Rechnung getragen werden soll. Verständlich wird das allenfalls, wenn Bewertung mit Kritik gleichgestellt und angenommen wird, dass Kritik unerwünscht ist. Allerdings bedeutet Verzicht auf Bewertung auch Verzicht auf wissenschaftliche Arbeit. ... Unverständlich jedoch, dass die angebliche Wissenschaftlerin Bewertung als 'schulmeisterlich' einstuft. Gemessen an den ... Maßstäben ... ist  G. Y. kaum als Wissenschaftlerin anzusehen. Denn zur '...Ausrichtung des Handelns an wissenschaftlichen Ergebnissen' gehört nun einmal auch die Bewertung."

3.) G. Y. und ihre Zeugen Jehovas bezüglichen Referate

Bezüglich eines G. Y.-Referates vom Mai 2001 in Dresden konnte man via einem Pressebericht aus den "Dresdner Neuesten Nachrichten" lesen:

"Diese Glaubensgemeinschaft ließ sich nicht integrieren"
Vor fast genau 50 Jahren läutete das Bezirksgericht Dresden eine neue Prozess-Serie und Verfolgungswelle gegen die Zeugen Jehovas ein, die mit hohen Haftstrafen für die angeklagten Mitglieder dieser von der DDR-Führung stets mit Misstrauen betrachteten Religionsgemeinschaft endeten. Die Verhandlung gipfelte am 4. August 1966 mit der Verurteilung des Hauptangeklagten L. zu zwölf und seiner beiden Glaubensgenossen zu je acht Jahren Zuchthaus. Die Vorarbeit für diese Farce lieferte, das ist aus den Akten inzwischen belegt, die Staatssicherheit, welche die Führungsspitze der Zeugen Jehovas zuvor systematisch mit Spitzeln durchsetzt hatte.
Warum aber verfolgten Partei und Staat diese Gemeinschaft, die selbst vor dem Verbot 1950 höchstens 25000 direkte Anhänger in der DDR umfasste, so hart? "Die antiweltliche Haltung, der absolute Anspruch der Jehovas Zeugen, eine neue Welt zu schaffen, stand in direkter Rivalität zum Gesellschaftssystem der DDR", glaubt Religionswissenschaftlerin G. Y., die sich seit fünf Jahren durch die einschlägigen Akten der Staatssicherheit gräbt. "Diese Glaubensgemeinschaft ließ sich einfach nicht integrieren." Bei einem Vortrag in der Dresdner Außenstelle der "Gauck-Behörde" konstatierte sie eine "Sonderrolle" der Zeugen in Ostdeutschland. So sei in der Hauptabteilung XX/4 eines von sechs Referaten der Kirchenabteilung ausschließlich der Observation nur dieser Gemeinschaft gewidmet gewesen, erst Ende 1989 sei hier die letzte Akte geschlossen worden.
"Religiöse Tarnorganisation"
Es waren wohl auch äußerliche Angriffspunkte, welche die Zeugen Jehovas sozialistischen Eiferern boten. So wurde die straff geführte Gemeinschaft von den USA aus geleitet, Anlaufpunkt für die ostdeutschen Mitglieder war lange Westberlin. Ende der 40er Jahre konstruierten Geheimdienst und Politbüro daraus den Vorwurf, die Zeugen seien keine Kirche, sondern eine "religiöse Tarnorganisation" des US-amerikanischen Imperialismus. Und: Schon die "Sowjets konnten den Missionseifer der Zeugen Jehovas nicht verstehen, und daher war es oft der Laune der Ortskommandanten überlassen, ob sie Vorträge genehmigten und ob die öffentliche Verkündung von Haus zu Haus erlaubt wurde", beschreibt der Kieler Jurist Hans-Hermann D. die Probleme schon kurz nach Kriegsende.
In Sachsen folgten bereits 1946 temporäre Verbote, das DDR-weite Verbot kam dann 1950. 400 Prediger wurden innerhalb von zwei Stunden verhaftet. In einem großen Schauprozess verurteilte das Oberste Gericht in Berlin mehrere Verhaftete zu teils lebenslangem Zuchthaus wegen Spionage, Kriegs- und Boykotthetze. Daran schloss sich eine ganze Verhandlungsserie mit ähnlichen Urteilen im ganzen Land an. In der Regel konstruierten die Ankläger den Spionagevorwurf aus den - später auch teils konspirativen - Verbindungen der Zeugen Jehovas in den Westen.
Die Kriegshetze leiteten die Ankläger u.a. aus dem Umstand ab, dass die Zeugen den damals kursierenden Stockholmer Friedensappell zur Ächtung der Atombombe nicht unterschreiben wollten. Der Hintergrund für diese Weigerung waren jedoch einerseits die Endzeiterwartungen der Gläubigen, die durchaus mit einem Atomkrieg verknüpft sein könnten, vor allem aber die Ablehnung jeglicher Waffen, also nicht nur der Atombombe. Zudem standen die Zeugen Jehovas dem Staat strikt neutral gegenüber, was damit einher ging, dass sie nicht wählen gingen und den Wehrdienst verweigerten. Dies zog ab den 60er Jahren regelmäßig Verurteilungen von Gläubigen nach sich.
Stasi lancierte Gegenorganisation
In diese Zeit fällt auch ein Richtungswechsel in der Stasi: Oberstes Ziel war nun die "Zersetzung" der Gemeinschaft, zum einen von innen über eingeschleuste Spitzel, aber auch durch den Aufbau von "Konkurrenzorganisationen". 1957 warb die Stasi den ehemaligen Zeugen Jehovas B. und dessen Sohn an. Der baute dann im Auftrag des Geheimdienstes eine "Vereinigung freistehender Christen" auf, die mit "Nachdenkliches aus dem Leben und Christentum" sogar eine eigene Zeitschrift herausgeben durfte - "Ein in der DDR damals einmaliger Vorgang, der schon hätte stutzig machen müssen", meint Religionswissenschaftlerin G. Y. heute. War die Organisation für B. ein Ausdruck seines persönlichen "Hasses" auf die ehemaligen Glaubensbrüder, war sie für die Stasi ein Instrument der Verunsicherung der Zeugen Jehovas.
Ein nennenswerter Erfolg blieb zwar aus, aber nach dem Tod B.s bei einem Autounfall nahm der Geheimdienst trotzdem mit der "Christlichen Verantwortung" einen zweiten Anlauf ab 1959. Der in der Haft "umgedrehte" Zeuge Jehovas M. versandte über eine gleichnamige, offiziell zugelassene, Zeitschrift Schmähbriefe gegen die Glaubensgemeinschaft und setzte sich vermeintlich wissenschaftlich mit ihr auseinander. Auch in diesem Fall gelang die erwünschte Spaltung der Zeugen Jehovas nicht, obwohl bis zum Ende der DDR 2000 Exemplare dieser Zeitschrift erschienen. Trotz des ganzen Aufwandes, so G. Y., sei es dem Staat nicht gelungen, die Gemeinschaft zu zerschlagen, statt dessen überlebte sie nicht nur den Nationalsozialismus, sondern auch die DDR.
Heiko Weckbrodt

Über ein G. Y. -Referat in Gera wurde in der "Ostthüriner Zeitung" verlautbart:
Gera war das Auge des Taifuns
Gera (OTZ/eig). "Gera war das Auge des Taifuns". So charakterisierte Religionswissenschaftlerin Dr. G. Y. aus Berlin vorgestern die Rolle der Geraer Dienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit bei der Verfolgung der Zeugen Jehovas.
Am Beispiel des Geraers Willy Müller (1893 bis 1973) stellte sie den ca. 100 Zuhörern dar, welche Methoden die Stasi einsetzte, um die Religionsgemeinschaft zu unterwandern. Dass es letztlich nicht gelang, beweisen Zahlen. Zur Zeit des Verbots 1950 gab es 16 000 Zeugen Jehovas, am Ende der DDR 21 000. Müller gehörte zu jenen 2 400, die nach meist politischen Prozessen Gefängnisstrafen verbüßen mussten. Acht Jahre Zuchthaus hatte er überstanden, doch nach der zweiten Verhaftung ließ er sich "umdrehen". Er wurde IM Rolf. Die Stasi machte ihn zum Gründer der Studiengruppe "Christliche Verantwortung" und zum Herausgeber der ab 1965 erscheinenden gleichnamigen Zeitschrift, die die Stasi an alle Zeugen Jehovas verteilte. Die großen Kirchen hätten diese Publikation als authentische Aussagen der Zeugen Jehovas gesehen und seien ihrerseits gegen sie vorgegangen, so die Forscherin. Details zu Müllers Aufgaben schildert Dr. G. Y. in der repräsentativen Dokumentation "Im Visier der Stasi", in der 88 Dokumente zu Willy Müller zu finden sind. Selbst über seine Beerdigung gab es noch einen IM-Bericht. Dr. G. Y. bat, mit Nachsicht den Müllerschen Weg zu lesen. "Er war einer der wenigen Zeugen, die nicht standgehalten haben", sagte sie und betonte: "In einem totalitären System gibt es nicht nur Helden oder Verräter".
Die Zeugen Jehovas waren Opfer in der Nazizeit und in der DDR. Auch heute spüren Geraer Brüder - hier leben über 300 Zeugen Jehovas - Skepsis. Ihre politische Neutralität, sie äußert sich in der Kriegsdienstverweigerung und der Nichtteilnahme an Wahlen, sei selbst dem demokratischen Staat suspekt. Noch sei das Körperschaftsrecht nicht verbrieft, doch es gebe ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, erinnerte die Referentin. "Es überrascht mich, dass jemand öffentlich auftritt und uns so sieht wie wir sind. Das tut mir direkt gut und ich möchte sie ermuntern, so weiter zu machen", sagte der Geraer Friedhold Beese.
http://www.otz.de/free/otz.lokales-artikel-000.html?region=Gera&news_id=2038819

Offensichtlich war es in den letzten Jahren besonders die Bundesbehörde für die Unterlagen des ehemaligen MfS der DDR, die G. Y.  eine entsprechende Plattform bot. Weniger wohl direkt die offiziellen juristischen Körperschaften der Zeugen Jehovas. Sollten letztere (was in früheren Jahren durchaus nachweisbar der Fall war)  G. Y. direkt einladen, stellt sich unwillkürlich die Frage nach der sich dabei offenbarenden "Sektenallianz" von Vereinigungskirche-Scientology und Zeugen Jehovas.

Das war nicht immer so, besonders in den letzten Jahren des vorhergehenden Jahrzehnts, wurde G. Y. auch verschiedentlich von den Zeugen Jehovas direkt eingeladen, und hat auf Veranstaltungen von ihnen referiert.

 

G. Y. läßt sich von den Zeugen Jehovas feiern ...

 

Aber fangen wir etwas systematischer an. Das erste mal wo mir der Name G. Y. unangenehm aufgestoßen ist, war bereits im Jahre 1996. Just zu jenem Zeitpunkt las ich von Frau G. Y. in Heft 1/96 der seinerzeitigen religionswissenschaftlichen Zeitschrift "Spirita" einen Aufsatz, worin sie unter Bezugnahme auf das Buch von Kurt-Helmuth Eimuth die geradezu abenteuerliche These auf den Ententeich setzte, den Zeugen Jehovas drohe nun in Deutschland die "dritte Verfolgung". Nach dem Hitlerregime und der DDR.

In einem persönlichen  Schreiben hat der Verfasser dieser Zeilen Dr. G. Y. darauf hingewiesen, dass er eine solche Bewertung für überzogen hält. Wenn die Zeugen Jehovas, nicht zuletzt aus den Reihen ehemaliger Mitglieder, scharfe Kritik erfahren, dann ist das keinesfalls vergleichbar mit von regierungsstaatlicher Seite veranlasster Repression in Hitlerdeutschland und der DDR.

Ein solches Urteil a la G. Y. ist nur erklärbar aus dem nicht zur Kenntnis nehmen oder nicht zur  Kenntnis nehmen wollen, diverser veröffentlichter Berichte über die totalitäre Innenstruktur der   Zeugen Jehovas. Es gab nicht nur nazistische und kommunistische Verzerrungen in der Darstellung der Zeugen Jehovas. Es gibt solche - unter anderen Vorzeichen - auch noch in der Gegenwart. Der Schreiber dieser Zeilen gehört keiner Kirche an. Aber er würde dem Beauftragten den Bremischen Landeskirche für Sekten - und Weltanschauungsfragen, Helmut Langel bestätigen, dass er in seiner Schrift „Destruktive Kulte in Bremen", Band 5 „Die Zeugen Jehovas" (Bremen 1996), diesen Punkt betreffend, die notwendige  Ausgewogenheit gewahrt hat.

Langel beschreibt respektvoll sowohl das widerständige Verhalten der Zeugen Jehovas im NS-Regime und zugleich auch die totalitäre Innenstruktur der Zeugen Jehovas in der Gegenwart. Diese Ausgewogenheit ist in der G. Y.'schen Darstellung nicht enthalten. Man hat bei letzterer eher den Eindruck, dass eine ohne Zweifel zwischen Theologen und Religionswissenschaftlern vorhandene Rivalität, bei ihr unzulässig durchschlägt.

4.) Die Verteidigung von A. G.

Da hat sich im Gästebuch dieser Webseite auch ein Herr A. G. aus Berlin eingetragen. Seines Zeichens, leiblicher Sohn von Frau Dr. G. Y.. Herr G. machte es zur Auflage, dass sein Brief ungekürzt veröffentlicht wird. Dem wurde entsprochen. Auch wurde der Gepflogenheit von Gästebüchern entsprochen, nur in Ausnahmefälle die Worte der Gäste zu kommentieren. Also auch einen Kommentar dazu gibt es an der fraglichen Stelle im Gästebuch nicht. Dennoch, ganz unkommentiert möchte ich die Sache nicht lassen. Vorab erst mal der Text des Schreibens von Herrn G.:

werter herr gebhard!
ihre berufung, gegen die verbreitung der zeugen jehovas vorzugehen kann ich gut nachvollziehen und es treffen meiner meinung nach auch alle eigenschaften einer sekte auf diese glaubensgemeinschaft zu von der unfehlbarkeit über die totalität und vom fast pathologischen gemeinschaftssinn, der dem einzelnen kaum individualität läßt. aber was ist ihr problem mit frau G. Y.?
ich habe mehrere ihrer bücher gelesen und kann beim besten willen nicht nachvollziehen, wie sie ihre objektivität in frage stellen können. ihr hauptvorwurf scheint doch der zu sein, daß sie auftragskommunikation entwickelt, d.h. sie erstellt dossiers für zahlende kunden und daß auf juristische und historische fakten basierend. sie selbst forcieren ihre eigene meinung, indem sie über die auswahl ihrer quellen und zitate entscheiden, machen diese vorgehensweise aber frau  G. Y.zum vorwurf.

ob scientologen oder daimler benz, ob zeugen jehovas oder mauerschützen, welchen anwalt dieser interessengruppen wollen sie den heute noch mit einer moralkeule erschlagen. das frau  G. Y.meine leibliche mutter ist, die unter völlig anderen umständen als sie es beschreiben, die ddr verlassen hat beeinträchtigt meine objektivität nicht. ich bin nämlich von ddr-behörden zwangsadoptiert worden und also nicht bei ihr aufgewachsen. die wahren umstände sind bereits von diversen journalisten recherchiert worden (washington post, cnn bis wdr bis spiegel tv) und auch ich habe meine stasiakte gründlich gelesen. stellt sich also die frage, was bezwecken sie mit ihren persönlichem kleinkrieg?

wollen sie ihrem ziel, die strukturen der zeugen jehovas aufzuzeigen und die totalitären einflüsse dieser sekte näherkommen, dann würde ich ihnen empfehlen moralistische bedenken in den hintergrund zu stellen und bei dem zu bleiben, was sie genau wissen. wenn sie also frau G. Y. erst die religionswissenschaftliche kompetenz aberkennen und dann einige zeilen später zum vorwurf machen wie in ihrem text zu ihrem buch "weltreligionen in berlin", dann verspielen sie eventuell ihre glaubwürdigkeit. und daß wäre schade, weil ich ihre seite sehr interessant finde.

sollten sie aber nich von ihrer rolle des moralapostels lassen können, dann widmen sie doch einen teil ihrer zeit auch anderen "ehrlosen" werbeagenturen rechtsanwälten, politikern, krankenversicherungen, journalisten, autoverkäufern, staubsaugervertretern oder gleich der ganzen demokratie, die ja genau daß garantiert, was sie anprangern. das meine ich ohne jeden zynismus, denn schließlich bin ich gerade bei der vorbereitung einer kritischen diplomarbeit zum thema wahlkampf der hessen cdu unter roland koch. nur eins weiß ich jetzt schon, moral oder das was sie darunter verstehen wird mir dabei kein stück helfen. grüße von arne grahm

p.s. ich bin mit einer sinnentstellenden (auszugsweisen) veröffentlichung dieses briefes nicht einverstanden und hoffe bei diesem punkt auf ihre moral.

Dazu meine Anmerkung. Die familiären Verhältnisse von Frau G. Y. sind mir in der Tat im Detail nicht bekannt. Daher war obiges Schreiben durchaus eine gewisse Überraschung. Auch behaupte ich nicht, die Details des Wechsels von Frau  G. Y.von Ost nach West (vor der deutschen Wiedervereinigung) zu kennen. Ich weiß nur, dass Frau G. Y. selbst auf öffentlichen Veranstaltungen diesen eingeräumt, ja fast sich seiner auch gerühmt hat. Die entsprechende Videoaufzeichnung darüber, habe ich selbst gesehen. Unabhängig von der von Herrn G. konzedierten Objektivität, ist es meines Erachtens evident, dass er auf Grund seiner persönlichen Familiengeschichte, durchaus Partei ist. Partei für G. Y.

Nun ist Scientology nicht unbedingt mein Hauptthema. Aber selbstredend nehme ich diesbezügliche Veröffentlichungen auch zur Kenntnis. Und ein Eindruck hat sich bei mir dabei immer wieder verfestigt. Für Geld geht Scientology über Leichen. Und einer der von diesen "Leichen" mit partizipiert, ist offenbar auch Frau G. Y.

Ich verkenne nicht die prekäre Situation, in der sich Religionswissenschaftler in diesem Lande befinden. Die erdrückende Dominanz der Kirchen auf den lukrativen Stellen an den staatlichen Universitäten, läßt ihnen vielfach nur die Alternative des "freien Marktes". Das heißt zahlungskräftigen und willigen Kunden zu Diensten zu sein. Genau das offenbart sich im besonderem Maße am Fall G. Y.

Damit ist aber für mich der Punkt gekommen, wo aus "Rivalen" "Feinde" werden (relativ gesehen). Herr G. verweist auf seine Familiengeschichte (Zwangsadoption). Nun auch ich und andere ehemalige ZJ haben eine Familiengeschichte. Wir wissen namentlich den erzieherischen Einfluss der WTG in allen seinen Facetten zu würdigen. Und da kommt die (ich formuliere das jetzt glashart) Feindin  G. Y. und will uns das in der genannten "Spirita" madig machen. Will schwarz für weiß erklären.

Herr G. verweist auf das Beispiel des CDU-Politikers Roland Koch. Und da gebe ich ihm in seiner Einschätzung recht. Von Moral kann man da wirklich nicht reden. Nur, die Zeugen Jehovas treten gerade mit dem Anspruch auf, eine "moralische Alternative" sein zu wollen. Insider wissen um die Brüchigkeit dieser Behauptungen. Ich erwarte nicht, zu einem Konsens mit Herrn G. zu gelangen. Manchmal ist schon einiges dadurch gewonnen, vorhandene Dissense auch als solche zu benennen.

Anlässlich des 40. Jahrestages des Baues der Berliner Mauer, veröffentlichte die "Berliner Zeitung" einige themenbezogene Beiträge zur deutsch-deutschen Teilung. Es ergab sich, dass dabei auch der Aspekt Zwangsadoptionen in der DDR, als thematisierenswert angesehen wurde. Dabei kam der Name G. Y. mit ins Gespräch, dieweil sie als Leiterin einer entsprechenden Kampagne, Mitte der 90er Jahre in der alten BRD, in Erscheinung getreten war. Eine persönliche Betroffenheit, kann man Frau G. Y. diesbezüglich sicherlich nicht absprechen. In der Ausgabe vom 11. 8. 2001 wurde weiteres über ihren Fall berichtet.

Daraus konnte man entnehmen, dass G. Y. im August 1968 die DDR auf dem Fluchtwege verlassen hatte. "Nachdem ihr Freund, der Vater ihres Kindes, ein griechischer Student aus West-Berlin, wegen angeblicher Spionage in der DDR verhaftet worden war. Gabriele Püschel wurde gewarnt: Auch gegen sie laufe ein Haftbefehl." Ihr Sohn blieb zurück, zunächst bei ihren Eltern. Er wurde vom DDR-Staat dann zur Zwangsadapotion freigegeben, kam in eine Familie G., deren Namen er annahm.
A. G. seinerseits, verließ mit 17 Jahren das Elternhaus seiner Adoptiveltern. Sein Lebensweg schlug zunehmend "nichtbürgerliche" Konditionen ein. Anders formuliert. Der gleiche Lebensweg unter westlichen Bedingungen, hätte ihn vielleicht dort schon eher in ein "Gestrandetenmilieu" verfrachtet. Nur mit dem Unterschied, dass die westlichen Bedingungen härter sein können, inklusive Obdachlosigkeit und ähnlicher hiesiger "Errrungenschaften"

Zurückzukommen auf G.. Er stellte noch vor dem Mauerfall einen Ausreiseantrag und war seit 1988 auch nunmehr im Westen. Die Neukontaktaufnahme zu seiner leiblichen Mutter gestaltet sich keinesfalls problemlos. Er nabelte sich alsbald auch von ihr wieder ab. Zitat G.:
"Das Gefühl, dass jetzt alles gut ist, nachdem ich meine leibliche Mutter wiedergefunden habe, das hat  sich niemals eingestellt", sagt Arne. "Uns fehlen zwanzig Jahre Alltag, Geburtstage, Weihnachten feiern - alles, was Nähe ausmacht", sagt G. Y.. "In diesem Punkt hat Gabriele verloren", sagt Arne. Und weiter: "Ich wollte diese Frau nicht in mein Leben lassen mit ihrem grenzenlosen Hass auf das DDR-System. Sie sollte ihren Hass nicht an mich weitergeben", begründet A. seinen Rückzug.

Soweit es sich hier um private persönliche Probleme handelt, können die in der Tat nicht der Maßstab sein, an den G. Y. zu messen ist. Deutsch-deutsch Tragödien sind offenbar auch andernorts nachweisbar. Und durch G. Y.'s Initiative in Sachen Kampagne gegen Zwangsadoptionen der DDR wird deutlich, dass hier instrumentalisiert wurde und sie sehr wohl bewusst ihren politischen Part dabei spielte.

Siehe zu diesem Aspekt die "Berliner Zeitung" vom 11./12. August 2001 Seite 3

www.berliner-zeitung.de/archiv/eine-frau-flieht-und-laesst-ihr-kind-im-osten-zurueck--der-junge-wird-zwangsadoptiert--fast-20-jahre-spaeter-trifft-er-seine-mutter---und-findet-nicht-zu-ihr-arne-ist-nicht-aristoteles,10810590,9926684.html

Mit zum Kontext gehörend auch die Ausgabe vom  7. September 2001

www.berliner-zeitung.de/archiv/gegendarstellung,10810590,9933920.html

www.welt.de/kultur/article157077/Rabeneltern-Ueber-die-Kinder-der-DDR-Fluechtlinge.html

Ein anderer Satz erscheint mir in diesem Artikel weit bedeutender. Lapidar beschreibt  G. Y. beim  Bericht über die missglückte Familienzusammenführung sich mit den Worten:
"Ich bin nun einmal leistungsorientiert", sagt die Mutter. Sie kann mit A. Lebenseinstellung nichts anfangen.

Ich würde gerne für G. Y.'s Wort vom "leistungsorientiert sein" eine andere Vokabel einsetzen. Und zwar würde ich dieses "leistungsorientiert sein" im Falle  G. Y.wie folgt beschreiben:
"Wessen Brot ich esse - dessen Lied ich sing"!


5) G. Y.'s offenbar nicht "optimale" wirtschaftliche Situation

Wovon lebt ein Religionswissenschaftler eigentlich? Wen man die Diskussion verfolgt, die sich auch in deren früheren faktischen "Zentralorgan", der Zeitschrift "Spirita" niederschlägt (inzwischen aus kommerziellen Gründen: Erscheinen eingestellt), dann kann man sagen: Die beruflich-kommerziellen Chancen dieses Berufsstandes sind nicht gerade "rosig". Dies manifestiert sich auch in der "Spirita", die so ziemlich regelmäßig in ihren Spalten, auch bezahlte Inserate für Bücherangebote der Religionsgemeinschaft "Universelles Leben" veröffentlichte

Wer sich mit dieser besonders im Würzburger Raum vertretenen Gruppe mal näher beschäftigt hat, der wird wissen, dass sie nicht unumstritten ist.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass diese Inserate in der "Spirita", dem "Universellen Leben" einen nennenswerten finanziellen "Erfolg" brachten. Dazu sind die jeweiligen Klientel zu weit von einander getrennt. Aber sicher einen Sinn hatten diese Inserate schon: Es geht um die Imageaufwertung. Die Kirchen kritisieren das "Universelle Leben" scharf. Und da ist es gewissermaßen "Balsam für die Seele", die eigenen Buchinserate ständig in einer Zeitschrift vorzufinden, die von ihrem Anspruch her, Religionswissenschaftlich sein will.

Auch der "Spirita"-Redaktion war diese Widersprüchlichkeit sehr wohl bewusst. Man hat dort auf  entsprechende Anfragen auch immer eindeutig erklärt. Wir übernehmen diese Inserate nur aus  kommerziellen Gründen. Wir müssen uns finanziell nach der Decke strecken und können es uns nicht  leisten, einen zahlungskräftigen und willigen Anzeigenkunden zu verprellen. Dieses Schlaglicht sagt  einiges aus, über die Situation der Religionswissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland.

Verfolgt man den redaktionellen Inhalt der "Spirita", so ist die permanente Klage über die schlechten beruflichen Chancen dieser Berufsgruppe nicht zu übersehen. Man beklagt, dass die paar universitäre Lehrstühle, die es diesbezüglich in Deutschland gibt, kaum eine Chance für den Nachwuchs bieten. Kommt es dort, zu äußerst seltenen Vakanzen, ist der Konkurrenzdruck um die wenigen, äußerst raren Stellen, sehr groß. Jungen Menschen, die sich entschließen, eine universitäres Studium der Religionswissenschaft zu beginnen, wird daher von ihren Hochschullehrern von vornherein dargelegt, dass sie sich darauf einrichten mögen, in eventuell völlig berufsfremden Zweigen, später eine berufliche Existenz sich aufzubauen.

Eines sollte man noch hinzufügen. In Deutschland haben die Großkirchen nach wie vor das Monopol an den Universitäten, was den Bereich Religion betrifft. Wer sich auf das Wagnis einlässt, sich sachlich unabhängig von ihnen, um eine objektive Beschäftigung mit Religionen zu bemühen, der hat, wie vorher beschrieben, ziemlich schlechte Karten.

Die "Spirita" ging auch mal praktischen Beispielen nach. Sie machte darauf aufmerksam, dass für etliche die einzige Chance der "freie Markt" ist. Das heißt, die Aspiranten sollten sich bemühen, publikumswirksame Manuskripte zu verfassen, um sie bei geeigneten Buchverlagen usw. unterzubringen.
Wer schon selbst mal ein wissenschaftliches Buch geschrieben hat, der wird wissen, dass es mit der "Publikumswirksamkeit" so ein "Ding für sich ist".

Verlage sind in erster Linie Kaufleute. Sie möchten aus wissenschaftlichen Texten, entsprechenden kommerziellen Gewinn ziehen. Das gelingt nur sehr selten, in Ausnahmefällen. Wer die wissenschaftliche Literatur verfolgt, der wird weiter wissen, dass etliche Publikationen dieses Genres nur deshalb erscheinen können, weil diese oder jene Institution sie finanziell unterstützt. Man ist also von einer kommerziellen Gewinnsituation weit entfernt.

In der Überschrift dieses Beitrages ist von einer Frau Dr. G. Y. die Rede. Wer sich mit ihrem Fall etwas näher befasst hat, der wird wissen, dass auch sie zu der Berufsgruppe der Religionswissenschaftler gehört. Jedenfalls wird von den Zeugen Jehovas für sie diese Bezeichnung mit verwendet. Wenn man sich ihre Vita ansieht, dann kann man allerdings gewisse Zweifel haben, ob  Religionswissenschaft wirklich ihr Schwerpunkt ist.

Im Jahre 1970 begann sie an der Freien Universität Berlin (West) ein Studium der Iranischen Philologie, Islamistik, Arabistik und Semitistik. Ob eine solche Ausbildung nun besonders befähigt sich zum Thema Zeugen Jehovas zu äußern, mag man bezweifeln.

Es gab auch eine Meldung, dass Frau G. Y. gegenwärtig nicht mehr der FU angehört und dass sie nicht berechtigt ist, in deren Namen Erklärungen abzugeben. Also mit anderen Worten: Auch Frau G. Y. ist es bis heute nicht gelungen, einen dauerhaft besoldeten Posten an einer staatlichen Universität zu ergattern. Auch sie ist mehr oder weniger auf den "freien Markt" angewiesen. Verständlich, dass sie sich da auch schon mal mit Themen beschäftigt, die nicht unbedingt im engeren Zusammenhang zur Religionswissenschaft stehen.

Ein solches Thema war für sie der Fall eines nordamerikanischen Wissenschaftlers, der seine Mitmenschen mit Briefbomben terrorisierte. Seinem Fall ist sie näher nachgegangen, und hat über diesen sogenannten "Unabomber" sogar ein Buchmanuskript beim Berliner Chr. Links-Verlag im Jahre 1997 platzieren können.

Offenbar hat der Verlag jedoch, wohl aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus, "kalte Füße" bekommen und dieses vorangekündigte Buch dann doch nicht veröffentlicht.

Zumindest hatte Frau G. Y. dazu schon mal einen Zeitungsartikel in der „Berliner Morgenpost" vom 21. 1. 98 veröffentlicht.

Frau  G. Y. war im Internet auch mit einer eigenen Homepage vertreten. Also man konnte ohne Wenn und Aber sagen, dass sie vom optischen Eindruck her professionell gemacht war. Aber es ist auch deutlich, dass sie sich dazu der Hilfe eines entsprechender Profis bediente, der dann so ziemlich regelmäßig auf diesen Seiten namentlich genannt wurde. Offensichtlich ist der Löwenanteil ihrer dortigen Beiträge im Jahre 1997 erstellt worden. Von etwaigen Aktualisierungen hat man danach so gut wie nichts registriert.

Einschlägige Suchmaschinen weisen sie heute nicht mehr aus. Cirka im April 2000 (spätestens) wurde sie offenbar wieder vom Netz genommen. "Numinos Einheit in der Vielfalt. Weltreligionen. Religionen der Welt" nannte sie ihre Seite. Schon in ihrer Einleitung vermerkt sie, dass sie die dargestellten Religionen anhand ihrer Selbstdarstellungen vorstellt. "Auf eine Bewertung in irgend einer Form wurde absichtlich verzichtet."

Man sieht, G. Y. hat ihre Lektionen der freien Marktwirtschaft gelernt. Sie bietet also ein Forum für Selbstdarstellungen feil. Sicher wird der eine oder andere, der sich von unbotmäßigen Kritikern bedrängt fühlt, ein solches Angebot mit "Kusshand" wahrnehmen.

Sie untergliederte  dann die in ihrem Blickfeld befindlichen Religionen in verschiedene Haupt- und Untergruppierungen. Als da sind: "Judentum, Christentum, Konfessionelle Freikirchen, Glaubensgemeinschaften, Orthodoxe Kirchen, Orientalische Kirchen, Auslandsgemeinden, Islam, Buddhismus, Hinduismus" und so weiter. Auffällig ist schon mal, dass der Begriff "Sekten", in ihrem Vokabular prinzipiell nicht vorkommt. Die dort von den Großkirchen eingeordneten Gruppierungen sind bei G. Y. als Glaubensgemeinschaften bzw. Konfessionelle Freikirchen klassifiziert. Nun kann ich diese Abgrenzung von den Großkirchen, durchaus nachvollziehen im verbalen, aber nicht im praktischen Sinne.

Weiter auffällig ist, dass eine ganze Reihe von nennen wir's mal so - kirchlichen Namen - die in der Auflistung von G. Y. erscheinen, bei ihr inhaltlich überhaupt nicht dargestellt werden. Ihre Auflistung gleicht eher einem "Schweizer Käse" mit sehr vielen Löchern!

Aber mehr noch: In ihrer Auflistung vermisst man auch Namen, wo man sich gerade aus dem Munde von G. Y., nähere Informationen erwünscht hätte. Ein solcher Fall liegt gerade bei der "Scientology-Kirche" vor, die in G. Y.'s Auflistung überhaupt nicht erscheint! Man weiß aber aus anderen Informationsquellen, dass gerade in der freien Marktwirtschaft von Scientology die Dienste von G. Y. in Anspruch genommen wurden. Man darf weiter unterstellen - angesichts der Zahlungskräftigkeit dieses Klienten - sicherlich nicht zum pekuniären Schaden von G. Y.

Die von G. Y. dargestellten Religionen lassen sich im Prinzip auf zwei Hauptgruppen eingrenzen. Einmal die Nichtchristlichen Religionen und zum anderen die sogenannten Glaubensgemeinschaften.

Auffällig, dass G. Y. hierbei wiederum ihren Schwerpunkt bei den Nichtchristlichen Religionen hat. Neben Judentum, Islam, Hinduismus und Bahai, mit denen der durchschnittliche Laie sicher auch etwas anzufangen weiß, denn aber auch noch einige speziellere Gruppen, alsda bei G. Y. wären: Sikh-Religion, Sufismus, Ahmadiyya-Bewegung, Aleviten, Drusen, Jainismus und Jesiden. Es ist offensichtlich, dass mit den letzteren Namen G. Y.'s religionswissenschaftliche Ausbildung durchschlägt. Denn außer einigen speziellen Fachleuten, werden viele mit einigen der genannten Namen, nicht sonderliches anzufangen wissen.

Auch die Rubrik Glaubensgemeinschaft gleicht einem löchrigen Schweizer Käse. Immerhin sind dort aber solche Namen vertreten wie: Neuapostolische Kirche, Apostelamt Jesu Christi, Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen), Neue Kirche (Swedenborgianer), Christliche Wissenschaft und nicht zuletzt, Jehovas Zeugen.

Damit kommen wir zu einem etwas aktuelleren Bezug. Die Scientology-Kirche befand sich vor einigen Jahren noch in allerhand Presseschlagzeilen. In letzter Zeit ist es eigentlich etwas stiller um sie geworden. Eine Schlagzeile vor einiger Zeit die mir noch in Erinnerung ist, war die aus der Zeitschrift "Focus", dass der Scientology ihr Hamburger Bürogebäude gekündigt worden sei. Besitzer selbigen sei ein Scientologe, der jetzt wohl nicht mehr viel von ihnen wissen will. Es wurde verlautbart, Scientology hätte inzwischen horrende, nichtbezahlte Mietschulden. "Focus" will weiter wissen, dass die astronomischen Mitgliedszahlen von deutschen Mitgliedern weit überhöht gewesen seien.

Mit anderen Worten: Der Stern von Scientology steht nicht mehr im "vollen Glanz". Offenbar auch für G. Y. hat das so ihre Rückwirkungen gehabt. Wo pekuniär nichts mehr zu verdienen ist, verflacht allmählich das Interesse. Und so ist denn auch zu registrieren, dass außer den nun schon ein paar Jahre alten Meldungen über die Geschäftsverbindungen zwischen G. Y. und der Scientology, kaum neue in Bezug auf Deutschland, hinzugekommen sind (den Sonderfall Russland einmal ausgeklammert).

Aber offensichtlich hat sich für G. Y. in der freien Marktwirtschaft ein neuer adäquater Ersatz aufgetan. Und der heißt Zeugen Jehovas. Selbstdarstellungen durch den Mund von sogenannten Religionswissenschaftlern souffliert zu bekommen - genau das ist es doch, wonach man so giert. Da kann das "Universelle Leben" mit seinen unbeachteten Buchinseraten in der Tat einpacken. Die Zeugen Jehovas sind da weit cleverer.

Zu den Texten auf G. Y.'s Homepage wird man sagen können, dass sie im Prinzip nur bessere   Lexikondarstellungen repräsentieren. Wer an Informationen im Lexikonstil zu den von G. Y.  dargestellten Themen interessiert ist, der war bei G. Y. sicher nicht schlecht bedient. In normalen  Lexikas findet man auch kaum darüber hinausgehende Informationen. Wer jedoch an Hintergründen und Zusatzinformationen. Und wer an Hinterfragungen von Selbstdarstellungen interessiert ist, der sollte sich tunlichst um anderweitige Zusatzinformationen bemühen.

6) G. Y.'s Zeugen Jehovas bezügliche Publizistik

G. Y. hat schon, bevor sie von der WTG eingespannt wurde, von sich reden gemacht. Und zwar sang sie für Scientology das Lied von der „verfolgten Religion". Von den horrenden Kursuspreisen der Scientology sang sie meines Wissens nicht.
Für die WTG stellt sie „Persilscheine" aus, die das Verhalten anlässlich der Berlin-Wilmersdorfer Erklärung vom Juni 1933 bagatellisieren. Das Rutherford, wie mir aus Aktenstudium bekannt ist, der „nationalen Regierung" über seine deutschen Statthalter das Angebot unterbreiten lies, persönlich Rede und Antwort stehen zu wollen, da ja zwischen den Zielen der „nationalen Regierung" und den den Zeugen Jehovas im Jahre 1933 keine Gegensätze bestünden, und die missliche Verbotslage lediglich als Ausdruck der Konkurrenz der „politischen Religionen" zu deuten sei. Also nur auf vermeintlichen „Missverständnissen" beruhe, darüber redet G. Y. nicht.

G. Y. redet auch nicht darüber, dass die alten Bibelforscher mit dem Machtantritt Rutherfords von „Charakterentwickler" zu Bücherverkäufer umfunktioniert wurden.
Sie redet desweiteren auch nicht davon, dass Rutherford der Naziregierung mitteilen lies, dass der erfolgte Austritt aus dem Völkerbund durch Nazideutschland auch die Akklamation der Rutherford-Zeugen Jehovas fand, da letztere den Völkerbund als „politischen Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden" (vermeintlicherweise) meinten ebenfalls ablehnen zu können. Man also durchaus einige Punkte hervorhob, wo man mit den Nazis übereinstimmte.

Man weiß, dass diese Offerten nichts nützten. Man weiß das ab 1934 auf Konfrontation geschaltet  wurde. Jene Apologeten, für die G. Y. stellvertretend genannt wurde, sind sich auch nicht zu schade sich für die „Körperschaft des öffentlichen Rechts"-Kampagne einspannen zu lassen. Über das Staatsverständnis der Rutherford-ZJ, mit der 1929 umfunktionierten Obrigkeitslehre indes verlieren sie kein Wort.

So wie Scientology „zweigleisig" fährt. Auf der einen Seite werden alle möglichen Hilfstruppen aktiviert - auf der anderen Seite wird gegen die Kritiker der schärfste Terror inszeniert, so kann man auch im Falle der WTG eine zunehmende Zweigleisigkeit registrieren. Noch ist nicht jenes Ausmaß erreicht, wie im Falle der Scientology. Ich sage nur noch einmal noch ....

Ab Mai 99 wurde dann von G. Y., mit tatkräftiger Unterstützung der Zeugen Jehovas, ein neues Buch verbreitet. Titel „Jehovas Zeugen. Opfer unter zwei deutschen Diktaturen". Der Titel machte sich für die Befindlichkeit der Zeugen Jehovas gut, und so findet er sich denn mittlerweile in den allermeisten Zeugen Jehovas-Haushalten. Damit dem so sei, wurden auch eigens dazu Staffelpreise eingeführt. Je mehr der jeweilige Interessent abnahm, um so billiger wurde das einzelne Exemplar.

In ihrem ZJ-Buch kommt Frau G. Y. auch auf den Fall Erich Frost zu sprechen (S. 96, 97). Die Analyse ihrer diesbezüglichen Ausführungen ergibt, dass sie dazu keine eigenen Archivstudien getätigt hat. Sie verbreitet lediglich, dass, was Waldemar H. dazu meinte in einem Vortrag sagen zu sollen.

Ich stelle weiter fest, dass H. sich in seinen Ausführungen - von der Sache her berechtigt - auch mit dem Fall Manfred Gebhard auseinandersetzt. Er hielt es aber bezeichnenderweise nicht für nötig, letzteren mal in irgendeiner Form zu kontaktieren. Aber dennoch verbreitet er dezidierte Meinungen dazu.

Wenn also von G. Y. und ihrem Buch die Rede ist, dann verwende ich jetzt die Formulierung  G. Y./H., weil das von der Sache zutreffender ist. G. Y./H. kommen auch auf den Fall Erich  Frost dergestalt zu sprechen, dass sie die Meinung vertreten, der Artikel aus dem Jahre 1961 des   Hamburger Magazins „Der Spiegel", sei letzterem von der Stasi zugespielt worden. Sie verweisen auch darauf, dass die Stasi, die über alles und jedes „Operative Vorgänge" anlegte, selbiges auch im Fall Frost tat. Im Prinzip tendiere ich zu der gleichen Einschätzung, dass die Materialien über Frost dem „Spiegel" über Mittelsmänner von der Stasi zugespielt wurden.

G. Y./H. hätten ja nun die Möglichkeit gehabt, wenigstens den Versuch mal zu unternehmen, den „Spiegel" aufzufordern, mitzuteilen, woher er seine Informationen von 1961 bezogen habe. Ob der „Spiegel", dem nachkommen würde, ist die andere Frage. Aber immerhin könnte man dann definitiv erklären, der „Spiegel" verweigert noch heute die Auskunft. G. Y./H. haben, dass jedoch für diese Publikation nicht getan und setzen somit eine Meinungsäußerung mit Tatsachenfeststellung gleich!

Auch Dr. Hellmund hatte in einem Beitrag des Hesse-Buches die Unterstellung des ZJ-Informationsdienstes, die Frostprotokolle könnten eine Fälschung der Stasi sein, indirekt kolportiert. Er zog sich diesbezüglich auf die Wendung zurück, dass dies nicht beweisbar sei oder bewiesen ist. Dazu merke ich an, dass ich im Rahmen von Archivstudien diese Archivalien sehr wohl   eingesehen habe. Sie sind existent. Wer dabei von einer Fälschung spricht, der ist beweispflichtig. Aber weder der ZJ-Informationsdienst noch G. Y./H. haben einen solchen Beweis erbracht.

Zur Klärung der Begrifflichkeit ist noch hinzuzufügen, dass streng unterschieden werden muss, zwischen dem eigentlichen Vernehmungsprotokolletext und seiner Interpretation. Das in der Interpretation die DDR zu weit gegangen ist, steht für mich auch einwandfrei fest. Das ändert aber nichts an der Tatsache der Existenz dieser Protokolle.

G. Y./H. hingegen stellen die unbewiesene Behauptung auf (S. 97): „Der 'Operative Vorgang' Erich Frost beweist, dass die DDR sogar Gestapo-Akten des brutalen, mörderischen Nazigeheimdienstes manipulierte…" Dies ist wieder eine Wertung, die nicht mit den tatsächlichen Fakten übereinstimmt.

Wenn man zurecht brandmarkt, dass Frost mit der publizistischen Verwertung dieser Akten „fertig gemacht" werden sollte, dann ist dies eine ehrenwerte Richtigstellung. Dennoch ist die Vokabel „manipulierte" in diesem Zusammenhang unangemessen. Letzteres Wort erweckt die Assoziation, als wenn die Stasi die in den Frostprotokollen ausgeführten Details ja vielleicht selbst erfunden habe, was mitnichten zutreffend ist. Das zitierte Beispiel Hellmund belegt, dass man in Zeugenkreisen gerne eine solche Illusion glauben möchte. Glauben und Wissen sind indes zweierlei!

G. Y./H. meinen noch darüber hinausgehend den Zeigefinger erheben zu sollen, indem sie die Forderung aufstellen, dass diejenigen „die einst der gefälschten Propaganda der DDR-Geheimdienstes erlegen waren und zur Verbreitung der Unwahrheit beigetragen haben" nunmehr sich die Sicht der Zeugen aneignen sollten und ihre damaligen Darstelllungen bitte gefälligst widerrufen mögen.

Ich befinde mich in der glücklichen Lage, dass in der dazugehörigen Fußnote bei G. Y./H. ausdrücklich auf den „Materialdienst der EZW" mit einem Artikel seines seinerzeitigen Leiters, Kurt Hutten, aus dem Jahre 1961 Bezug genommen wird. Wenn G. Y./H. also auch fordern, dass die DDR-Interpretationen widerrufen werden sollten, dann sage ich: Ihr habt recht. Ich für meinen Teil widerrufe die DDR-Interpretationen. Ich bekenne auch, dass ich diesbezüglich mit verstrickt bin. Aber ihr habt nun - den für mich willkommenen Fehler gemacht - auch Hutten zum Widerruf aufzurufen (respektive dessen Nachfolger). Dann ist das euer Fehler.

Hutten hat nichts zu widerrufen! Zu widerrufen hättet ihr indessen eure Verleumdung von Hutten, indem ihr auch in Bezug auf seine Person die Vokabeln „gefälschte Propaganda" und „Verbreitung der Unwahrheit" verwendet. Kurt Hutten hatte im Jahre 1961 auch den Artikel des „Spiegel" über Erich Frost registriert. Im „Materialdienst" hat er dann (S. 239, 240) darüber referiert, angereichert mit einigen zusätzlichen Informationen.

Im seinerzeitigen „Materialdienst" konnte man lesen:
Erich Frosts Gedächtnislücke
„Der seinerzeitige deutsche 'Zweigdiener' Erich Frost erzählte im 'Wachtturm' (13, 1. Juli 1961), wohl im Blick auf den bevorstehenden Kongress der Zeugen Jehovas in Hamburg, von seinem und seiner Glaubensgenossen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Er berichtete von der Besetzung der Zentrale in Magdeburg durch die Polizei 1933, von den Resolutionen gegen Hitler, vom Verbot der Organisationen, von der Untergrundtätigkeit, von seinen wiederholten Verhaftungen und Misshandlungen und seiner Einweisung in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Es ist alles in allem der Bericht von einem heldenhaften Widerstand, dem man den Respekt nicht versagen kann.

Nur an einem Punkt hat sich bei Frost eine Gedächtnislücke eingestellt, auf die der 'Spiegel' (30, 19. 7. 1961) aufmerksam macht. Frost erzählt, wie er am 21. März 1937 morgens 2 Uhr durch zehn Leute der Gestapo aus dem Schlaf geholt wurde. 'Binnen weniger Sekunden lasse ich ein dünnes Papierröllchen mit wichtigen Aufzeichnungen in der Matratze der Bettcouch verschwinden … Das Papierröllchen wurde nie gefunden', und auch Folterqualen konnten ihm sein Geheimnis nicht entreißen: 'Mehr als einmal schlug man mich, bis ich bewusstlos war, überschüttere mich dann mit Wasser, um mich wieder zum Bewusstsein zu bringen. Bald konnte ich nicht mehr liegen und nicht mehr sitzen. Von Freitag bis Montag aß und trank ich kaum etwas, rief aber unablässig Jehova um Hilfe an, damit ich um der Brüder willen schweigen könnte.' Und Frost schreibt, er habe tatsächlich schweigen können: 'Die Brüder waren nicht in das Netz geraten, das die Polizei gelegt hat.'

Der 'Spiegel' bemerkte dazu: 'Im Haftbuch Nr. 292 des Geheimen Staatspolizeiamtes in Berlin, Dienststelle II B 2 steht es freilich anders. Nach den noch vorhandenen Verhör-Protokollen, die von Frost unterschrieben sind, hat nämlich der Jehova-Reichsdiener am 2.,15.,20, 21.,24.,26. und 29. April 1937 ausführlich über seine Gefolgsleute berichtet. Frost schilderte - laut Verhör-Protokoll - detailliert die Tätigkeit seiner Organisation und verriet auch zwei Treffpunkte seiner Funktionäre: 'der (Berliner) Stadtbahnsteig Alexanderplatz' und 'bei Reiche in Zeuthen-Niersdorf, Lange Straße 5.' Schließlich nannte er - laut Verhör-Protokoll auch noch die Namen seiner Bezirksdiener', insgesamt acht aus allen Teilen Deutschlands, von denen damals erst einer bereits verhaftet war, während die anderen später ihre Freiheit verloren."

Bereits im Dezember 1999 wurde mit Subskriptionsrabbat von einem dem Umfeld der Zeugen Jehovas zuzuordnenden Verlag ein weiteres von G. Y. herausgegebenes Buch vorangekündigt, mit voraussichtlichem Erscheinungstermin März 2000. "Im Visier der Stasi - Jehovas Zeugen in der DDR" nennt sich jene Schrift. In deren Prospekt wurde unter anderem behauptet, dass der Gründer des  Blattes "Christliche Verantwortung", Willy Müller aus Gera, der schon in der Zeit des Ersten Weltkrieges in der Zeugen Jehovas-Zeitschrift "Der Wachtturm" namentlich auftaucht. Das besagter Müller "beim MfS als IM beschäftigt war".

Eine "tolle" Formulierung für einen Altersrentner, der in seiner Rentnerzeit in Sachen "Christliche Verantwortung" tätig war.

Nachdem jenes Buch nun vorliegt, bekommt die Sache ein differenzierteres Gesicht. So war Müller mehrmals für die WTG-Interessen inhaftiert. Hart hat es ihn auch getroffen, dass in diesem Zusammenhang sein in den 1920-er Jahren, unter großen Opfern erstelltes Siedlungshaus, der ersatzlosen Beschlagnahmung durch den DDR-Staat anheimfiel. Nach der Haftentlassung wurde er in ein Loch von Einzimmerwohnung gesteckt.

G. Y. meint nun süffisant auch darauf verweisen zu können, dass er später mit Hilfe der Stasi eine Zweizimmerwohnung bekam. Ich bezweifle, ob die  G. Y. je gewillt gewesen wäre, in jene Wohnung einzuziehen. Denn zu deren "Errungenschaften" gehörte unter anderem das Nichtvorhandensein von Wasserspülung im WC (Plumpsclou). Aber sicher ist einzuräumen, dass man auch Müller gewisse  Vorhaltungen machen kann. Prompt wurde denn auch postwendend ventiliert, dass Müller über einige Jahre von der Stasi finanzielle Zuwendungen kassiert hat.

Gemessen an dem Vermögensverlust durch Beschlagnahmung seines Hauses indes erweisen sich diese "Zuwendungen" als Klacks. Zudem erbrachte Müller eine reale Gegenleistung dafür (sein erheblicher Zeiteinsatz). Aber es ist einzuräumen, dass ein solcher Vorwurf sich in der heutigen Zeit gut macht, denn über finanzielle Zuwendungen des Verfassungsschutzes und ähnlicher Dienste in diesem Lande, pflegt man ja im allgemeinen nicht zu reden. Kann man aber so etwas in der "DDR"-Geschichte nachweisen, dann kann man natürlich bequem jetzt den "Oberlehrer" spielen, wie es die Phärisäer zu allen Zeiten zu tun pflegten. Die Bibelstelle Johannes 8:7 hat es für diese Leute ohnehin nie gegeben.

Erst kürzlich ging durch die Presse die Mitteilung, dass für diejenigen, die aus politischen Gründen in "DDR"-Gefängnissen einsitzen müssten, seitens der Bundesrepublik Deutschland der Entschädigungsbeitrag pro Monat Haft erhöht wurde. Sicher sind auch etliche Zeugen Jehovas davon Nutznießer. Es sei ihnen gegönnt. Aber vielleicht hätten Sie auch mal die Freundlichkeit den gleichen Grundsatz auch auf dem Müller zu übertragen. Nur mit dem Unterschied, dass er nicht von der BRD, wohl aber von der "DDR" auf diese Art und Weise eine Entschädigung bekam?

Die Vorwürfe gegen Müller sind nicht neu. Schon in Heft 4/1995 der Zeitschrift "Materialdienst der EZW" hatte Falko Schilling den Fall Müller angesprochen. Ein sachlicher Fehler ist Schilling darin allerdings unterlaufen. Er unterstellt, dass Müller (1893 geboren) erst 1920 zu den Bibelforschern gestoßen sei. G. Y. gar, will unter Bezugnahme auf das Stasi-Anwerbungsprotokoll wissen, dass Müller erst 1946 als Zeuge Jehovas getauft wurde. Sieht man sich jene Stasidokumente indes näher an, so kann man sagen, dass deren Verfasser nicht gerade durch sonderliche "Sachkenntnis" "brillieren".

Auch die Stasi, die offenbar nicht über ihren Tellerrand hinauszusehen vermag, muss einräumen, dass Müller schon in den Zwanziger Jahren mit den Bibelforschern sympathisierte. An einer Stelle findet sich auch der Hinweis, dass Müller in der NS-Zeit den Hitlergruß und ähnliches vermied. Wie dies, wenn er angeblich erst 1946 getauft worden sein soll? Ich stehe dieser Stasidatierung aus gewichtigen Gründen ziemlich skeptisch gegenüber. Bei Auswertung der Jahrgänge des "Wachtturms" bin ich hingegen darauf gestoßen, dass schon in der Zeit des Ersten Weltkrieges ein veröffentlichter Leserbrief im "Wachtturm" von Willy Müller nachweisbar ist. Egal ob zu diesem Zeitpunkt oder erst 1920 - man kann gesichert sagen, dass sein gesamter Lebenslauf schon relativ früh durch die Bibelforscher mitbestimmt wurde.

Wie erging es nun Müller in der "DDR"? Dazu führt Schilling aus, dass er ab 1946 "im östlichen Thüringen Gruppendiener ist, er wird am 26. 9. 1950 in Gera verhaftet. Die Ermittlungen ergeben, dass Müller in bestimmte ZJ-Interna nicht eingeweiht ist, die das MfS für wichtig hält. So kommt er bereits zwei Tage später wieder frei. Schon zu diesem Zeitpunkt erklärt aber das MfS Gera seine Absicht, 'Müller für uns zu gewinnen'. Zwei Jahre später verhaftet das MfS den Gruppendiener Müller erneut. Zusammen mit weiteren ZJ der Gruppe Gera wird er am 16. 1. 1953 vor dem Bezirksgericht Gera angeklagt und wegen illegaler Tätigkeit für die ZJ ('Boykott- und Kriegshetze') zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Über vier Jahre muss Müller im Gefängnis verbringen, ehe er am 21. 1. 1957 vorzeitig aus der Haft entlassen wird. Er bleibt aktiver ZJ. Von einem 'Geheimen Informator' (GI) erfährt das MfS, dass Müller jetzt als Hilfsgruppendiener der Gruppe Gera-Nord tätig ist. Daraufhin kommt es am 11. 3. 1959 zur dritten Verhaftung Müllers. In der Untersuchungshaft gelingt es dem MfS, Müller als 'Geheimen Mitarbeiter' anzuwerben. Man konnte dabei an gewisse kritische Vorbehalte W. Müllers gegen die Wachtturm-Gesellschaft (WTG) anknüpfen, zudem hatte er mit einer zweiten Verurteilung zu rechnen. In mehreren Erklärungen legt Müller - vermutlich auf Weisung des MfS - seine Kritik schriftlich dar. 'Verpflichtung' und 'Schweigeverpflichtung' vom 29. 5. 59 beinhalten die Ziele der konspirativen Zusammenarbeit zwischen ihm und dem MfS. Müller selbst wählt sich den Decknamen 'Rolf'. Erst nach dieser Anwerbung entlässt ihn das MfS Ende Mai 1959 aus der Haft.

Müller soll unter den Geraer ZJ in MfS-Auftrag eine wirkungsvolle Opposition schaffen, deren 'Hauptziel' es sein muss, 'den vorhandenen Widerspruch (von ZJ) zur Zentrale zu vergrößern und die Mitglieder von der Zentrale zu trennen.' In der folgenden Zeit erhält der GM 'Rolf' den Auftrag, Ausarbeitungen zu verfassen. Sie sollen den angeblichen Missbrauch der ZJ in der DDR durch die Führung der WTG/ZJ anprangern. Themenstellung und redaktionelle Bearbeitung der Schreiben erfolgt durch die Hauptabteilung (HA) XX/4 Berlin. Sie liefert ein Gerüst, in das 'Rolf' die biblischen Begründungen einflicht. Die 'Müller-Briefe' werden an Hunderte von ZJ in der DDR versandt. Das Adressenmaterial liefert das MfS, den Versand betreibt Müller selbst.

Mit GM 'Rolf', den das MfS Gera ab 1960 als 'ehrlich und zuverlässig' einschätzt, finden in den beiden ersten Jahren (1959/60) regelmäßige mehrstündige Treffs statt, die oft gemeinsam von Offizieren der HA XX/4 Berlin und Gera geleitet werden. Seinen Auftraggebern berichtet 'Rolf' ausführlich und vor allem namentlich die Reaktionen von ZJ auf die Briefaktionen. Nach über zehn Jahren, im Frühjahr 1970, bricht das MfS die Zusammenarbeit mit Müller ab. Aufgrund des hohen Alters des GM 'Rolf' sieht der Führungsoffizier die Konspiration gefährdet. Im 'Bericht zum Abschluß des IM-Vorganges 'Rolf' würdigt das MfS die aus seiner Sicht erfolgreiche Arbeit Müllers. 1965 erhält er die 'Verdienstmedaille der NVA in Silber'. Die monatlichen Zuwendungen von 'Rolf' betrugen von 1963 bis 1967 250,- Mark und von 1967 bis Februar 1970 350,- Mark, zusätzlich wurden 'Unkosten' bezahlt."

Soweit Falko Schilling. Zu den Ausführungen von Schilling hätte ich meinerseits noch eine Korrektur anzubringen. Es ist davon die Rede gewesen, dass seitens des MfS im Frühjahr 1970 die Verbindungen zu Müller gekappt wurden. Die tatsächlichen Gründe dafür werden jedoch nicht genannt. Bereits im Dezember 1969 erschien das "DDR" ZJ-Buch meiner Erinnerung nach in den Schaufenstern von  "DDR"-Buchhandlungen. Müller war von dieser Sachlage genauso überrascht, wie auch andere. Eine vorherige Kenntnis davon hatte er nicht. Müller verstand sich in seinem Selbstverständnis als "tief religiös". Auch ihn hat das Uraniabuch aufs unangenehmste berührt. Und er hat aus seinem Missbehagen kein Hehl gemacht.

Gerade aber das MfS war es doch, dass sich auf dieses Pamphlet sehr viel einbildete. Und da haben die "der Herr im Hause sind wir"-Funktionäre den Müller kurzerhand kaltgestellt. Schon die Ausgabe vom Mai 1970 (Nr. 32) war die letzte Ausgabe der "Christlichen Verantwortung", wo der Name des Willy Müller auftaucht. Er wurde (wieder in der "Herr im Hause sind wir"-Manier) durch eine neue Kreatur namens Wolfgang Daum ersetzt, die vorher auch keiner kannte, und bei dem mir persönlich, nachdem ich ihn dann kennenlernte buchstäblich die "Haare zu Berge standen", wie man eine solch problembeladene Figur auf einen verantwortlichen Redakteursposten setzen konnte. Aber wahrscheinlich habe ich das damals grundlegend verkehrt gesehen. Er war auch nur als Marionette vorgesehen, und da braucht man in der Tat keine besonderen Fähigkeiten zu haben.

Allerdings, dies danke ich D., gibt es jetzt auch näheren Aufschluss über den "Wolfgang Daum" alias "Heini Turner" alias Karl-Heinz Simdorn. Im gegenüber fühlte die Stasi wohl eine Art Versorgungsschuld für frühere "Leistungen" in ihrem Auftrag. So haben sie ihn postwendend, als sie den Müller kalt abservierten, auf diesen Posten gesetzt. Zugleich begann sich ab jenem Zeitpunkt, die Sache fest zu institutionalisieren, denn Daum war bereits auf fester Gehaltsbasis in dieses Stasigeschäft integriert. Allerdings mussten die Auftraggeber alsbald erkennen, dass er für diese Aufgabe, eine faktische Niete war, ersichtlich auch an der langen Pause zwischen der letzten Müller-CV-Nummer und der nachfolgenden unter der Ägide Daum.

Um auf Müller zurückzukommen. In dem Kapitel "Ach ja - und in der DDR lebte auch ein Paul Balzereit", habe ich mich auch zu Müller schon meinerseits geäußert. In meinen Augen ist er eine tragische Figur. Ich habe ihm ein gewisses Maß an Naivität bescheinigt und halte dieses Urteil voll aufrecht. Übrigens findet man diese Einschätzung auch durch die bei G. Y. abgedruckten Dokumente bestätigt.

Nur finde ich es bezeichnend, wenn nun gerade aus der Ecke jener, die auch nach staatlichen Geldern gieren, als "Körperschaft des öffentlichen Rechts" jene Fakten aus der Biographie des Müller betont werden, die einen finanziellen Background haben, zugleich jedoch über die Jahre, die er für die WTG in "DDR"-Gefängnissen saß, bagatellisiert werden.

In dem genannten Buchprospekt wurde auch ausgeführt: "In dem vorliegenden Band wird auch die Rolle von ehemaligen Zeugen Jehovas wie … Manfred Gebhard (und andere) beleuchtet. Sie waren willige Erfüllungsgehilfen der SED-Diktatur und unterstützten die Arbeit des MfS". Prompt wurde auch dazu, wie schon im Falle Müller weiteres über Mittelsmänner, die man mit entsprechenden Unterlagen spickte, ventiliert. Da ich meine Stasiakte durch Einsichtnahme in der Gauckbehörde kenne, sind mir auch die Anwürfe des Herrn Oskar Herbrich gegen meine Person bekannt. Herbrich war der für die Zeugen Jehovas zuständige MfS-Hauptfunktionär in deren Berliner Hauptzentrale. Herbrich lies sich desweiteren, bereits im Jahre 1971 für das "DDR"-ZJ-Buch von seinen Vorgesetzten auszeichnen.

Ich unterstelle mal - bis zum Beweis des Gegenteils - dass er dabei auch entsprechende finanzielle Mittel, zusammen mit dieser Auszeichnung kassiert haben dürfte. Herbrich bedenkt nun in seinem MfS-Schlussbericht, den Gebhard mit einigen Formulierungen, die ins persönliche gehen, die man wohl kaum als "Lob" bezeichnen kann. Er vermerkt auch weiter, dass der IM-Vorgang wegen der nicht mehr vorhandenen Bereitschaft des Gebhard, zu weiterer Zusammenarbeit, eingestellt wurde. Ich habe in meiner Antwort darauf, die ja jetzt möglich ist, den Herbrich als "Schmarotzer" tituliert. Er kassierte für das Uraniabuch lediglich deshalb, weil er in der MfS-Hierarchie den entsprechenden Drückerposten besetzte. Die eigentliche Arbeit, wie fragwürdig sie auch immer gewesen sein mag, haben indes andere geleistet.

Dem Schmarotzer Herbrich war auch bekannt, dass ich schon zu "DDR"-Zeiten auf Eigeninitiative, zu der seinesgleichen mehr blockierten, denn "halfen", umfängliche wissenschaftliche Studien zum Thema durchführte. Er hatte sich wohl vorgestellt, vielleicht bei einem noch zu "DDR"-Zeiten eventuell dazu vorliegendem verwertbaren Ergebnis, auch dabei erneut schmarotzen zu können. Dazu ist es nicht gekommen. Gekommen ist es aber dazu, dass auch der Gebhard dem Herbrich dann noch die berüchtigten Stasizersetzungsmassnahmen verdanken durfte.

Es ist weiter bezeichnend, dass zu dem in diesem Zusammenhang am meisten genannten "DDR"-Buch zu den Zeugen Jehovas. Es ist bezeichnend, dass die G. Y. in ihrer vorangehenden Schrift selbst darüber berichtet, nebst G. und auch W., dass der Verfassernamen für jene Schrift auf einer Überrumplungsstrategie der "DDR" beruht. Auf meiner Homepage ist das alles nachlesbar. Ich hatte ein eigenes Manuskript bei einem Ostberliner Verlag nach meiner Trennung von den ZJ eingereicht, und letztendlich auf diese Art und Weise meine Art der Vergangenheitsbewältigung mit den ZJ artikuliert. Es wurde abgelehnt und dafür mir das Kuckucksei Uraniabuch untergeschoben. All das ist schon seit geraumer Zeit auch auf meiner Homepage nachzulesen.

Das ganze würde ich noch in einen anderen Vergleich setzen wollen.
In der freiheitlichen Bundesrepublik, hat sich beispielsweise aufgrund von Privatinitiative unter anderem im Internet die dort mit am bekanntesten kritische Seite zu den Zeugen Jehovas, namens InfoLink entwickelt. Wer zum Thema Zeugen Jehovas im Internet surft, der weiß, dass es noch etliche andere Seiten von Ex-ZJ im Internet gibt. Er weiß auch, dass Ex-ZJs auch mit einigen selbstverfassten Büchern, auf dem Buchmarkt vertreten sind. Hier muss die WTG ihren Kritikern also zähneknirschend zubilligen, dass sie sich auch öffentlich artikulieren. Für die seinerzeitige "DDR" hingegen will sie das nicht gelten lassen.

Es ist wahr, in der "DDR" wurde alles und jedes gegängelt. Die dortige Publizistik zu den Zeugen   Jehovas war keine freie, sondern eine zensierte und staatlich kanalisierte. Es ist auch wahr, dass es an der "Christlichen Verantwortung" etliches zu kritisieren gibt. Ich bin der letzte, der das bestreiten wollte. Ich habe mich daher auch schon relativ frühzeitig in Etappen von ihr gelöst. Ende 1972 Einstellung der Mitarbeit für die Geraer "Christliche Verantwortung" und 1976 auch Einstellung der bis dahin noch erschienenen Vervielfältigung "Gespräche und Kommentare" von der insgesamt 20 Folgen  erschienen. Von der "Christlichen Verantwortung" hingegen 264 Ausgaben.

Von der G. Y. erwarte ich keine gerechte Beurteilung. Ihre schon vorliegende Pamphlete verdeutlichen zur Genüge, was von diesem Schreiberling im Solde der WTG zu erwarten ist. Wer mich gerecht beurteilen will, dem möchte ich anheimstellen dies anhand der Texte auf meiner Homepage zu tun; sowie auch meiner umfänglichen "Geschichte der Zeugen Jehovas". Zu diesen Texten stehe ich allerdings. Auf diese Texte geht das G. Y.-Buch indes nicht ein.

Vielleicht noch ein Schlaglicht zu G. Y.. In ihrem zuerst erschienenen Buch "Jehovas Zeugen. Opfer unter zwei deutschen Diktaturen", lässt sie nicht nur ExZJs schlecht wegkommen. Auch den Kirchen ergeht es nicht viel besser. Ein Beispiel S. 94. Dort unterstellt die G. Y., dass die "Christliche Verantwortung" auch von kirchlichen Stellen verbreitet wurde. Eine glatte Lüge! Kirchliche Stellen haben die zwar auch erhalten und gelesen, aber nicht von sich aus ungebührlich weiter verbreitet. H. auf den sie sich dabei offenbar stützt, verweist als Quelle auf eine 1998er Webseite (Heute nicht mehr existierend "Sachsen-Info"). Dieser Webmaster hatte diese Behauptung, ohne Ross und Reiter zu nennen, in die Welt gesetzt. Er ist nachprüfbare Beweise dafür bis heute schuldig geblieben. Desweiteren darf man zu diesem Stefan T... durchaus noch hinzufügen. Er hatte auch keine Skrupel einen Beitrag von sich in einer deutschsprachigen Veröffentlichung eines Rechtsradikalen aus Südafrika veröffentlichen zu lassen.

Siehe dazu: /T....htm

G. Y.'s Oberflächlichkeit sei an einem weiteren kleinen Beispiel demonstriert.

In ihrem 1999er Buch "Jehovas Zeugen. Opfer unter zwei deutschen Diktaturen", schreibt sie auf S. 146 (FN 158):

"Ulrich Fleischhauer, Mitarbeiter beim 'Stürmer' schrieb in seinem antisemitischen Buch 'Jüdische Bekenntnisse aus allen Zeiten und Ländern, (194l): 'nur scheinbar arbeiten sie (die ernsten Bibelforscher) auf religiösem Gebiet... in Wirklichkeit aber sind sie eine Klassenkampforganisation, die unter dem Scheine christlicher Frömmigkeit ausschließlich   politische, und zwar weltrevolutionäre Ziele verfolgt.' zit. nach Manfred Gebhard, Dr. Hans Jonak von Freyenwald Ein faschistischer Apologet gegen die Zeugen Jehovas. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung l (1997), S. 20-39"

Ihre hierbei vorgenommene Personenverwechslung, kann nur so gedeutet werden. Genannten Aufsatz hat sie nur sehr flüchtig überflogen. Wäre es anders, wusste sie: Nicht Fleischhauer, sondern Jonak schrieb das zitierte Buch.

Weiter bemerkt die G. Y., dass seitens des MfS kirchlichen Stellen Unterstützung bei der Erarbeitung kirchlicher Werke mit Bezugnahme auf die ZJ gewährt wurde.

Da hat die G. Y. in der Tat mal den Nagel auf den Kopf getroffen. Ein solcher Fall ist aus meiner Sicht im Falle des Theologieprofessors Helmut O. gegeben. Ich habe die Ausführungen von O. zu den ZJ genau gelesen und auch sorgsam die Indizien registriert, die in diese Richtung weisen.

Aber jetzt kommt die unzulässige Verallgemeinerung bei G. Y.. Im nächsten Satz sagt sie: "Noch 1988 wird in einem 'Handbuch der Religionsgemeinschaften der DDR' die Legende einer Oppositionsgruppe, die sich von den verbotenen Zeugen Jehovas abgespalten hätte, als Desinformation weitergesponnen." Dazu ist eine Anmerkungsnummer hinzugefügt, aus der ersichtlich ist, welches "Handbuch" gemeint ist. Wer aber jene Anmerkungsnummer nicht ausdrücklich nachschlägt, der muss bei der Lektüre des G. Y.'schen Haupttextes den Eindruck gewinnen, dass besagte Desinformation in einer kirchlichen Publikation enthalten sei. Letzteres ist eindeutig nicht der Fall. Das besagte "Handbuch" wurde von zwei SED-Mitgliedern verfasst und auch der sonstige Background zu Müntz/Wachowitz ist eindeutig im SED-Umfeld anzusiedeln.

Die G. Y. hat ein bedeutsames Stichwort geliefert: Desinformation. Sie hat ihr eigenes Wirken damit zutreffend charakterisiert!

Zu dem G. Y.-Buch "Im Visier der Stasi" notierte ich: Wie kaum anders zu erwarten, widmet sich darin H. der als der eigentliche Hauptautor anzusprechen ist, während G. Y. als Herausgeber, primär eine Art "Vermarkter" ist, wiederum dem Uraniabuch. Seine Interpretation erweist sich als tendenziös. Festzuhalten ist: Auf dem äußeren Umschlag und dem Buchrücken des Uraniabuches erschien keinerlei Verfassername. Dies ist im allgemeinen ansonsten bei Büchern so nicht üblich. Lediglich im Buchinneren wurde Manfred Gebhard genannt "Bearbeitet und herausgegeben von Manfred Gebhard".

In der Tat war der mögliche "Bearbeitungsanteil" gering. Aber schon damals (1970) konnte man aus dieser Formulierung entnehmen, dass hier kein klassisches Autorenwerk vorliegt, sondern eine Herausgabe.

Das Corona-Buch zitiert auch die Stellungnahme des Dr. Pietz in den "Sektenkundlichen Mitteilungen", der schon zeitgenössisch klar aussprach, dass da mehrere an diesem Buch tätig waren. Der Herausgeber hat diese Feststellung zu keinem Zeitpunkt dementiert, somit indirekt ihren Wahrheitsgehalt bestätigt. Nach 1989 hat Detlef G. als erster es angesprochen, dass die eigentlichen Autoren andere Namen tragen. In seinem Text verwendet G a r b e auch die Formulierung, dass dem Buch ein Manuskript des Herausgebers zugrunde lag. Daran peitscht H. sich nun hoch. Diese Formulierung hat G. in die Welt gesetzt - nicht ich.

Fakt ist, und das habe ich schon früher klar ausgesprochen. Ich hatte ein eigenes Manuskript erstellt - welches vom Unionverlag via "Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel" abgelehnt wurde. Mein Manuskript hatte sachlich mit dem Uraniabuch nichts zu tun. Insofern hat G. unkorrekt formuliert. Da ich aber wie gesagt, auch ein Manuskript mal geschrieben hatte, sah ich keinen dringenden  Handlungsbedarf, G. unbedingt auch in diesem Detail öffentlich zu widersprechen, zumal ja außer dem Herausgebernamen, im Uraniabuch keine weiteren Namen genannt wurden. Im übrigen ist diese Sachlage aus meinen Darstellungen durchaus klar erkennbar, es sei denn man will sie nicht erkennen um der eigenen Legendenbildung willen.

Das zwischenzeitlich von mir auch ein eigenes umfängliches Buch zur "Geschichte der Zeugen Jehovas" vorliegt, halten G. Y./H. auch nicht der Erwähnung wert. Es stört offensichtlich ihr Zerrbild von dem Gebhard der nicht in der Lage sei, eigenständiges zu schreiben.

G. Y. vermerkt in ihrer Einleitung: "Der Kommunismus hat - das ist die Wahrheit - mit dem Faschismus die totalitäre Staatsidee gemeinsam, aber er will doch wahrhaben, und wir möchten es mit ihm wahrhaben, daß sein Totalitarismus sich von dem faschistischen himmelweit unterscheidet." Ein interessanter Satz, den auch ich unterschreiben kann. Nur, und jetzt kommt das große Aber: Es gibt noch ein paar mehr Totalitarismen. Über die redet G. Y. dann allerdings nicht mehr in dieser Form. Einem dieser ist sie durch besondere Liebedienerei verpflichtet. Der Titel des Buches, die darin genannte Gemeinschaft und Herausgebername sind in der Tat ein bemerkenswertes Synonym.

Ein Beispiel der Liebedienerei G. Y.'s. In ihrer Einleitung Anmerkung Nr. 16 vermerkt sie: "In der vom MfS erarbeiteten 'Dokumentation' Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft' (Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin, S. 234f.) für die Manfred Gebhard … seinen Namen hergab, wird u. a. manipulativ aus dem Artikel "Die Menschheit am Scheidewege" zitiert der am 8. 12. 1948 in der Zeitschrift Erwachet! veröffentlicht wurde.  Allerdings wurde hier nur der Abschnitt zitiert, aus dem sich 'Antikommunismus' extrahieren ließ…"

Dazu stelle ich fest. Wer hier und heute manipuliert, ist so ausgemacht noch nicht. Das die Namensnennung im Uraniabuch auf einer Überrumplungsstrategie der Stasi beruhte lässt die G. Y. selbstredend geflissentlich unter dem Tisch fallen. Aber noch weit größer ist ihre Unverfrorenheit, diese Kritik an diesen manipulativen Darstellungen als ihre "eigene" Erkenntnis zu verkaufen.

Zu der Zeit, wo die  G. Y.schon im sicheren pluralistischen Westen lebte. Zu der Zeit, wo die G. Y. also in Sicherheit saß, hatte ich an dem Dieter Pape (unter anderem mit Kopienversand an die Behörde des Staatssekretärs für Kirchenfragen der DDR), ein Schreiben vom 2. 1. 1985 gesandt, in der gezielt gerade jene Fälle mit angesprochen wurde. Angesichts ihres guten Drahtes zum Geschichtsarchiv der WTG, dürfte ihr jenes Schreiben nicht unbekannt sein, den deren Leiter, der Herr W. beliebte daraus auch schon tendenziös zu zitieren.

Während die G. Y. also im Westen saß, habe ich es auf mich genommen, als Antwort darauf, mit den berüchtigten Zersetzungsmaßnmahmen der Stasi bedacht zu werden. Im Übrigen, die G. Y. kann sich nicht herausreden. Sie kenne jenes Schreiben nicht. Sie kann es jederzeit im Internet nachlesen. Aber dennoch ist dieser Fall typisch - für ihre Unverfrorenheit!

Ein Schwerpunkt, wenn nicht gar der Schwerpunkt des Corona-Buches ist die Auseinandersetzung mit dem Komplex der sogenannten "Christlichen Verantwortung". Nun ist einzuräumen, dass dies sicher ein gewichtiges Thema ist, zumal jenes Blatt (leicht abgewandelt) sogar einige wenige Jahre, in neuer (katholischer) Trägerschaft, die politische Zäsur von 1989 überlebte. Also um es kurz zu sagen: Die katholische Kirche ist nicht das, was ich zu "verteidigen" gedenke. Wer in dieser Kirche von Kindheit an groß geworden ist, wird ihr sicherlich positive Aspekte abgewinnen. Das ist dann seine Angelegenheit - nicht die meinige. Vermag ich auch nicht die Zeugenthesen zu teilen, für ihre Kritik am Katholizismus habe ich sehr wohl, partielles Verständnis. Mir wird keiner berechtigt "Liebedienerei" gegenüber der katholischen Kirche nachsagen können. Man vergleiche nur mein Buchkapitel "Anti-Bibelforscherkoryphäen in Aktion" und es wird erkennbar, dass ich sehr wohl dort kritikwürdiges beim Namen benenne.

Dennoch konzediere ich auch der katholischen Kirche (die hier stellvertretend auch für andere genannt sei), dass sie einen berechtigten Anspruch hat, sich kritisch mit den Zeugen Jehovas auseinanderzusetzen. Auch in institutionalisierter Form; auch in der Form von "Undergroundkontakten" zu solch kritisch zu bewertenden Projekten wie der CV. Man lese zum Beispiel in dem neuen WTG-Buch (im Jahre 2000 erschienen) "Die Prophezeiung Jesajas" auf der Seite 347 die folgenden Ausführungen:

"Ähnliche Verhältnisse werden ohne Frage in naher Zukunft eintreten, wenn die Nationen die Religion angreifen. Wie in Hiskias Tagen wird Widerstand gegen die Vernichtungsstreitkräfte vergeblich sein.  Die 'Helden' der Christenheit - ihre Politiker, Finanzaristrokraten und sonstigen einflussreichen Leute - werden ihr nicht zu Hilfe kommen können. Über politische und finanzielle 'Bündnisse' oder Abkommen, die zum Schutz der Interessen der Christenheit geschlossen wurden, wird man sich hinwegsetzen ... Verzweifelte Versuche, auf diplomatischem Wege die Vernichtung abzuwenden, werden fehlschlagen. Da man das Eigentum und die Kapitalanlagen der Christenheit beschlagnahmen beziehungsweise zerstören wird, wird dem geschäftlichen Treiben ein Ende gesetzt. Wer gegenüber der Christenheit noch freundlich gesinnt ist, wird kaum mehr tun können als aus sicherer Entfernung ihr Hinscheiden zu betrauern ... Wird das wahre Christentum zusammen mit dem falschen hinweggefegt werden? Nein ..."

Man fragt sich bei dieser Lektüre nur eins: Ist Rutherford hier wieder auferstanden? Weiß in der WTG die "rechte Hand nicht, was die Linke tut"? Hat jener eben zitierte WTG-Schreiber überhaupt einen Überblick über die Geschäfte mit "Babylon der Großen", die seine deutschen Statthalter zum Beispiel betreiben (Stellvertretend seien nur die Namen B. und  G. Y.genannt - die durch dieses neue WTG-Buch in der Tat konterkariert werden.)

In diesem Kontext erweisen sich die Krokodilstränen, beispielsweise des Herrn H., über die "Instrumentalisierung der Kirchen durch das 'christliche' MfS-Organ" als deplatziert. Der "Wahrheits"-anspruch der WTG-Apologeten (Stichwort Endzeitspekulationen 1799 bis zur Gegenwart) erweist sich also genauso verlogen und unglaubwürdig, wie auch anderswo.

Wenn solche "Rutherfordthesen" wieder fröhlichen Urstand feiern, dann allerdings haben die Kirchen ein Recht, gegen sie sich zur Wehr zu setzen. Die Selters-Funktionäre haben auch keine Skrupel, die unmoralischsten Koalitionen einzugehen. Warum sollten da die Kirchen besser sein?

H. geht im Einzelnen auch auf die innerkirchliche Periodika "Nur zum kirchlichen Dienstgebrauch", namens "Sektenkundliche Mitteilungen" ein. Er unterstellt weiter, dass deren Redakteur, Dr. Pietz, den Gebhard erst auf einer Tagung des Trägervereines "Evangelischer Bund" kennengelernt hätte. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Kontakt zwischen Gebhard und Pietz bestand schon vor jener Tagung. Pietz, zugleich Leiter der kirchlichen Predigerschule "Paulinium" war es, der auch die umstrittene Einladung des Gebhard zu jener Tagung in Szene gesetzt hatte.

In dem Vorgespräch mit Pietz hatte ich sehr wohl den Eindruck, als wolle er auf indirektem Wege offerieren, ich könnte doch auch eine "kirchliche Laufbahn" nunmehr einschlagen, was aufgrund meiner bisherigen Lebenserfahrungen für mich unakzeptabel war und ist. Ostentativ verwies Pietz auf den Fall eines ehemaligen "Siebenten-Tags-Adventisten", der die Kurse seiner Schule besucht hatte und nunmehr als Diakon in der Evangelischen Kirche arbeite und der gleichzeitig zu jener Tagung mit eingeladen war.

Spätestens durch mein Referat auf jener Tagung wurde allerdings auch Pietz klar, dass dieses theoretische Denkmodell ein klassische Sackgasse war, die es wieder zu vergessen gilt. Zur Konzeption der "Sektenkundlichen Mitteilungen" gilt es hinzuzufügen, dass es ein klassisches "Dokumentationsblatt" ohne Kommentarcharakter war. Es wurden lediglich Texte zitiert, jedoch ohne sie zu kommentieren. Die redaktionelle Meinung von Pietz konnte man bestenfalls dadurch eruieren indem man verglich, was wurde aus der Fülle des Materials ausgewählt, was wurde weggelassen. Im übrigen war ihre Thematik nicht nur auf die Zeugen Jehovas begrenzt, sondern umfasste auch andere, wie beispielsweise, die Siebten-Tags-Adventisten, die Neuapostolische Kirche, die Christengemeinschaft, die Johannische Kirche und andere mehr. Indem H. besonders auf jene "Sektenkundlichen Mitteilungen" herumreitet, macht er sich einer Überzeichnung der Sachlage schuldig.

Analog kommt H. auch auf den Fall der Zeitschrift "Kirche im Sozialismus" zu sprechen. Folgt man der Intention von H., so dürften Kirchenvertreter sich prinzipiell überhaupt nicht zum Thema Zeugen Jehovas äußern. Sie hätten "stumm wie ein Karpfen" zu sein, wie dies beispielsweise Albert Schweitzer, im Kontext seiner Erkenntnisse über die eschatologischen Grundwurzeln des Christentums, von der Evangelischen Kirche seiner Tage, gezwungen wurde. Wären die Kirchenvertreter den Zeugen Jehovas gegenüber auch "stumm wie ein Karpfen" gewesen, hätten sie vielleicht noch die Billigung des H. erringen können. Da dem aber offensichtlich nicht so war und sie partiell auch Bündnispartner "mit einem geschlossenen Auge" in Kauf nahmen, erregen sie sein Missfallen, was er auch mit der Erwähnung des Falles Christian Pietsch zum Ausdruck bringt. Die WTG-Apologeten sind offenbar zu einer kritischen Selbstreflektion nicht willens und in der Lage!

Abschließend noch der Hinweis: Da das Thema "Christliche Verantwortung" in diesem G. Y.-Buch so   dezidiert "hochgekocht" wird. Es besteht die Möglichkeit, die Texte der CV (wird sukzessive erweitert) sich selbst im Internet im Detail anzusehen.

"Sie waren willige Erfüllungsgehilfen der SED Diktatur und unterstützten die Arbeit des MfS"   behauptet Frau G. Y., die dereinst ihre Jugend auch im kommunistischen Machtbereich verlebt hat. Sie hat ihre Studien offenbar auch an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin begonnen. ... Wie war das eigentlich mit der Übersiedlung nach West-Berlin? Hat Sie dazu auch ein Bundesnotaufnahmeverfahren absolviert? Hat sie in diesem Verfahren den westlichen staatlichen Behörden mit geheimdienstlichem Charakter, bei deren obligaten Befragungen Rede und Antwort gestanden?

Die "Gesellschaft für Menschenrechte" ist eine westliche Organisation, die den Kommunisten "schwer auf den Magen schlug". Heute weiß man mehr über sie. Unter anderem das westliche Geheimdienste sehr wohl in ihr mitmischten. Im gleichem Atemzug, in dem eine Dissertation diesen Fakt ansprach, wurde auch vermerkt, dass bei der "Gesellschaft für bedrohte Völker", eine ähnliche Sachlage bestehe. Zwar seien sich die "Gesellschaft für Menschenrechte" und die "Gesellschaft für bedrohte Völker" gegenseitig nicht grün, und haben auch eine unterschiedliche Entwicklung. Allein ihre Sponsoren im Hintergrund sind im westlichen Geheimdienstmilieu anzusiedeln. In letzterer "Gesellschaft für bedrohte Völker" ist übrigens auch Frau G. Y. anzutreffen.

Frau G. Y. hat auf diese Art und Weise ihre Art von politischer Entscheidung getroffen. Anderen, mit anderer Biographie und Lebenserfahrung, will sie deren politische "Entscheidung" offensichtlich jedoch madig machen. Zweierlei Maß!

In ihrer mit maßgeblicher Unterstützung der Ausländerbeauftragten des Berliner Senats 1993 veröffentlichten Schrift über "Weltreligionen in Berlin" äußerst sie sich zum Beispiel relativ verständnisvoll über die Russisch-orthodoxe Kirche. Zitat: "Die gesamte Kirchenhierarchie stand unter strenger Kontrolle der Sowjetregierung und ließ sich auch für politische Zwecke benutzen. Wollte sie überleben, so blieb wohl kein anderer Weg."

Dieses Verständnisbereitschaft gilt dann aber nach G. Y. nicht mehr für ehemalige Zeugen Jehovas, die von der DDR auch instrumentalisiert wurden. Zweierlei Maß!

Frau G. Y. muss sich auch vorhalten lassen. Schon früher keine Skrupel gehabt zu haben sich für totalitäre Organisationen vereinnahmen zu lassen. Ihr Engagement für die Scientology ist ein Beispiel dafür. Und jetzt eben auch für die Zeugen Jehovas.

Vergleicht man ihren Beitrag in dem Sammelband „Am mutigsten waren immer wieder die Zeugen Jehovas", Hrsg. von Hans Hesse, Bremen 1998, so wird man hinzufügen können, dass er sich im verkünden bestimmter Thesen erschöpft, ohne wissenschaftlich eigenständig neues mitzuteilen, im Gegensatz zu etlichen anderen Beiträgen in diesem Band. Offensichtlich sind diese Thesen und wohl nicht zuletzt die gewählte Berufsbezeichnung für die Wachtturmgesellschaft aber der ausschlaggebende Faktor um sie immer wieder aufs Neue zu vermarkten.

7) Detail's der G. Y.'schen Ausführungen über Gebhard

Eine Veranstaltung der Zeugen Jehovas am 15. 3. 2000 in der Gedenkstätte Bautzen, mit  G. Y. als Referentin wurde übrigens von der rechrspopulistischen Zeitung "Junge Freiheit" vorangekündigt. Über eine Vorankündigung in Presseorganen mit anderer Tendenz, dieser Veranstaltung, ist mir indes nichts bekannt geworden. Gleichwohl kann man das nicht der Referentin anlasten, die auf diesen Umstand sicherlich wenig Einfluss hatte.

In dieser Veranstaltung kam sie übrigens mit auf Gebhard zu sprechen, der, man ahnt es schon, dabei nicht sonderlich "gut" wegkam.

"Die Revolution entlässt ihre Kinder", titelte Wolfgang Leonhard mal sein DDR-Buch. Er zeigt darin, wie er vom orthodoxen Kommunisten später zum Gegenteil dessen wurde. Das es auch noch genügend analoge ähnliche Fälle gab, ohne dass die Betreffenden je "orthodoxe Kommunisten" waren, aber in ihrer Konfliktlage ähnliche Entwicklungen durchmachten, gehört auch mit zu den Tragödien der deutschen Geschichte deren Kenntnisnahme die Ignorantin verweigert.

Die G. Y. gedenkt auch nicht, nunmehr selbst Zeugin Jehovas zu werden. Mit Ihnen Geschäfte machen - ja nur zu gerne - aber sich selbst deren Anforderungen im Detail unterordnen. Nee, dass ist offenbar auch nicht ihr Geschmack. Da ist jedenfalls in diesem Punkt, der Helmut-Dieter Hartmann (auch ein Lobsänger der ZJ) ehrlicher. Er hat sich ihnen jedenfalls letztlich voll angeschlossen.

Am 7. 3. 1990 tauchte im seinerzeitigen Amt für Kirchenfragen der DDR eine 9 köpfige Delegation auf. Man war dort nicht "unvorbereitet", dass es jedoch gleich 9 Mann sein würden, war auch für die dortigen beiden Mitarbeiter der Rechtsabteilung G. Behncke und G. Bein eine Überraschung. Jedenfalls kann man das so interpretieren, wenn man noch heute ihr dazu abgefasstes Protokoll liest.

Diese Delegation war durchaus "hochrangig" besetzt. Ihr Leiter war ein gewisser Milton G. Henschel (den hiesigen Lesern ja kein "Unbekannter"). Man findet noch ein paar andere interessante Namen von Delegationsteilnehmern, die dem Sachkenner durchaus etwas zu sagen vermögen. Als da zum Beispiel waren:

Willi Pohl; Karl-Heinz Hartkopf; Helmut Martin; Rolf Hintermeyer, Hermann Laube, Wolfgang Meise, Egon R., Horst Sch..

Von diesen genannten Namen waren die Herren: Martin, Hintermeyer, Laube, Meise, R. und Sch., geographisch der DDR zuzuordnen. Wenige Tage später, am 14. 3. 1990, wurde von den genannten Herren mit geographischem DDR-Bezug ein "Gründungsprotokoll der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in der DDR" verfasst. Zu den Besonderheiten dieses Gründungsprotokolles gehört auch, dass die damaligen postalischen Anschriften der Gründungsmitglieder mit namentlich genannt wurden. Allerdings, sei hier nur eine Adresse eines Gründungsmitgliedes namentlich wiedergegeben:
Hermann Laube, wohnhaft in Zittau-Eichgraben, Am Mühlberg 2 (die dazugehörige Postleitzahl wurde weggelassen, da die sich im nachhinein ohnehin verändert hat).

Die Entwicklung ging weiter: Am 14. 10. 1999, wurde beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, ein Neueintrag in das Vereinsregister vorgenommen, der nunmehrigen Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in Deutschland. Von den auch dort namentlich genannten zwölf Herren, sind sieben, geographisch der alten Bundesrepublik zuzuordnen: Pohl, Rudtke, Mitrega, Kelsey, Anstadt, Fabian, Templeton.

Interessant dabei wiederum, dass auch die im 1990-er Gründungsprotokoll genannten Herren mit geographischem DDR-Bezug, weiterhin auftauchen, mit einer Ausnahme allerdings. Der Name des Hermann Laube, ist ersatzlos verschwunden. Man weiß in der Zwischenzeit auch warum, weshalb und wieso. Jedenfalls wäre es durchaus ein Thema gewesen, dass es verdient hätte im G. Y. II-Buch ausführlicher angesprochen zu werden. Kritische Punkte der Kritikerszene mit Bezug zur "DDR" werden durchaus genüsslich aufbereitet dem Publikum serviert. Es macht sich ja in der heutigen Zeit gut, diesbezüglich den Zeigefinger zu erheben. Das war ja immer schon eine Spezialität der Pharisäer und (in diesem Fall auch) PharisäerInnen, die es offenbar zu allen Zeiten gibt. Da letztere sehr einseitig die Sachlage darstellen, sei hier zum Abschluss nochmals wiederholt, was es im Fall Laube zu berichten gibt.

Es ist bezeichnend, dass die „Aussitzerorganisation" der Zeugen Jehovas nur beiläufig zu dem Stasifall „Hans Voss" diesem hochkarätigen Fall der Zusammenarbeit zwischen Leitungsmitgliedern der Zeugen Jehovas und der Stasi, in diesem Buch Stellung genommen hat.

Immerhin hatte selbst B. (sicherlich kein Freund der Kritiker von Jehovas Zeugen) seinerzeit eingeräumt, das bei besagtem "Hans Voss", das Kuriermaterial der Zeugen Jehovas in der DDR, auch der Stasi zugänglich wurde. Das es sich beim Fall „Hans Voss" nicht nur um einen „kleinen Fisch" handelt, wird auch daraus deutlich, dass in der seinerzeit vom Neuen Forum im Jahre 1992 herausgebrachten Dokumentation von Tina Krone und Reinhard Schult (Hrsg.) Mit dem Titel: „Seid untertan der Obrigkeit. Originaldokumente der Stasi-Kirchenabteilung XX/4" , auf der Titelseite unter anderem auch der IMB „Hans Voss" zusammen mit seinem MfS-Führungsoffizier Oskar Herbrich genannt wird. Auf dem gleichen Titelblatt wird auch der ZJ „Robert" noch genannt. Sicherlich, wird man die derart Genannten, schon in die Kategorie der „ernsthafteren" Fälle einstufen dürfen.

Nachdem der Fall "Voss" alias Laube ruchbar wurde, wurde er klammheimlich, ohne nähere Begründung für die Öffentlichkeit seines Postens enthoben. Also auch hierbei war bei den Zeugen Jehovas, wie auch so auf vielen anderen Gebieten, das „große unter den Teppich kehren" angesagt. Offenbar klappte es dabei mit der Kommunikation zwischen Selters und Brooklyn nicht sonderlich. Denn noch im "Jahrbuch 1999 der Zeugen Jehovas" (S. 82), wurde über besagtem Hermann Laube eine Story veröffentlicht, die wohl den lesenden Zeugen Jehovas die "Tränen der Rührung" in die Augen locken soll. Da ist davon die Rede, dass Laube bei einem Angehörigen der DDR-Polizei Predigtdienst ausübte. Und o Wunder - sogar dieser Polizist wurde schließlich Zeuge Jehovas. Falls der Herr Herbrich mal jenen Bericht lesen sollte, dürfte er aus seiner Insiderkenntnis, mutmaßlich in einen Lachkrampf über diese rührselige Geschichte geraten. Man weiß zwischenzeitlich noch mehr.

Als Anfang der achtziger Jahre die Pläne der Zeugen Jehovas spruchreif wurden, von Wiesbaden in ein neu zu errichtendes Objekt nach Selters umzuziehen, legte die Stasi, die darüber zutiefst beunruhigt war, einen neuen Aktenvorgang an mit dem bezeichnenden Titel „Sumpf". Darin sind etliche Stasidokumente, höchst unterschiedlicher „Qualität" zu den Zeugen Jehovas, sozusagen in einer Art Sammelordner untergebracht. Es gibt da auch einen Vorgang, der ein bezeichnendes Licht auf die Stasiinfiltration hoher ZJ-Funktionärschargen in der DDR wirft. Der Stasimajor Oskar Herbrich, zuständig für die Zeugen Jehovas in der Berliner Stasi-Hauptzentrale, verfasste am 27. 6. 1983 einen „Bericht über die Tätigkeit der Organisation 'Z. J.'" Eingeleitet wird der Text: „Inoffiziell konnten aus der Konspiration der Organisation 'Z. J.' folgende Informationen erarbeitet werden."

Nach einer Information über den inzwischen angelaufenen Druckereibetrieb in Selters usw. wird dann allmählich zu den DDR Zeugen Jehovas übergeleitet:

„Mitarbeiter des Ostbüros der 'Z. J.' In Wiesbaden/BRD verweisen in einer Instruktion an die Spitzenfunktionäre der 'Z. J.' in der DDR darauf, daß 1983 kein Bezirkskongreß der 'Z. J.' In Berlin-West stattfindet und betonen, daß 'Z. J.' in der DDR auf die Bezirkskongresse der 'Z.J.' in der BRD orientiert werden sollten. Das Ostbüro informiert weiter dazu, daß die 'Z. J.' in Berlin-West am Bezirkskongreß in München (I. 28. - 31. 07. 1983 und II. 04. - 07. 08. 1983) teilnehmen. Sie planen für die DDR-Bürger, denen eine Ausreise nur nach Berlin-West möglich sei, Voraussetzungen zu schaffen, daß sie von Berlin-West nach München ausgeflogen würden. Diese DDR-Bürger müßten jedoch rechtzeitig dem Ostbüro mitgeteilt werden um von ihnen weiteres veranlassen zu können. …

Zur Verstärkung des Einflusses des Ostbüros der 'Z. J.' in Wiesbaden/BRD auf die Organisation 'Z. J.' in der DDR planen sie, weitere Materialien in die DDR zu schleusen. So werde der Dünndruck von 5.000 Exemplaren des Buches 'Organisiert unseren Dienst durchzuführen' vorbereitet. Die Verteilung dieser Bücher in der DDR soll an alle Ältesten und Dienstamtgehilfen der 'Z. J.' erfolgen. Dieses Buch in Dünndruck soll nur eine Auswahl des Originalbuches enthalten, was zur Verwendung für die illegale der 'Z. J.' zutreffe. Sämtliche überörtlichen Funktionäre der 'Z. J.' in der DDR sollen davon die Originalbücher erhalten. …"

Herbrich schließt seinen Text mit der Anmerkung: „Da Quellengefährdung, keine Auswertung möglich." Womit er zum Ausdruck bringt; seine Information stammt von hochrangigen Zeugen Jehovas selbst, zum Beispiel vom „Hans Voss". Diese mimten jedoch nach außen weiterhin den „treuen Zeugen Jehovas", und Herbrich ist zum Zeitpunkt der Abfassung seines Schreibens nicht an deren Demaskierung interessiert. Er möchte ja diese „Kuh" auch weiterhin kräftig melken, was ihm offenbar auch gelungen ist! Die Frage bleibt offen. Über wen besteht mehr Diskussionsbedarf. Über jene Ex-ZJ, die aus ihrer Ablehnung der WTG noch nie einen Hehl gemacht hatten, in Vergangenheit und Gegenwart. Oder jene Zeugen Jehovas, die es gar bis ins Präsidium der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas der DDR brachten, dabei in Stasi-Zeiten durchaus mit letzterer zusammenarbeiteten. Eine "Freiwilligkeit" sei dabei in keinem Fall unterstellt.

In dem neuen G. Y.-Buch findet sich allerdings auch die Erwähnung des Falles Wolfgang Kirchhoff, ausgezeichnet im Jahre 1977 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Bronze der DDR. Wofür war der DDR-Staat wohl bereit eine solch hohe Auszeichnung zu gewähren? Die Antwort bleibt das G. Y.-Buch (wenn auch an versteckter Stelle) nicht schuldig. Er lieferte der Stasi unter anderem die Namen die DDR-Leitung der Zeugen Jehovas, was letzterer wiederum die letzte größere Verhaftungsaktion in den 60-er Jahren ermöglichte. Eine solche "Heldenleistung" war dem DDR-Staat schon mal eine hohe Auszeichnung wert. Es ist zu registrieren, dass im G. Y.-Buch jener Fall knapp erwähnt wird, obwohl man sich die gleiche Ausführlichkeit gewünscht hätte, die dort der Kritikerszene zuteil wurde. Nur eines sollte man noch hinzufügen. Jener Messerlieferer konnte seine Tat nur vollbringen, weil es ihm zuvor gelungen war, in höchste Führungspositionen innerhalb der DDR Zeugen Jehovas-Organisation aufzusteigen!

Die Zeugen Jehovas meinen den Kritikern ihrer Organisation das Recht absprechen zu können, über "Verrat, Denunziation und Erpressung", die es in der Geschichte ihrer Organisation auch gegeben hat, zu sprechen. Nun ist ohne Zweifel einzuräumen, dass genannte Fakten in der Regel von Außenstehender Seite (sprich: staatlichen Repressionsorganen) initiiert wurden. Wie war das eigentlich bei den Kommunisten im NS-Regime. Wer sich mit dieser Frage näher beschäftigt, der wird eine überraschende Entdeckung machen. Dem Naziregime ist es auch gelungen, bei "einzelnen" Kommunisten in der NS-Zeit Vorgänge auszulösen, die man durchaus mit den Vokabeln "Verrat, Denunziation und Erpressung" umschreiben kann. (Man vergleiche dazu beispielsweise: Marion Detjen "Zum Saatsfeind ernannt", München 1998 S. 36).

Die offizielle DDR-Geschichtsschreibung ist auf diese Vorgänge in der Regel nicht eingegangen. Und wenn doch, so in herunter spielenden Nebensätzen. Genau die gleiche Sachlage ist bei den Zeugen Jehovas zu registrieren. Das ihnen unbequeme wird heruntergespielt. Den Kritikern, die das dennoch thematisieren wird (wenn der Versuch ihnen einen "Maulkorb" zu verpassen nicht fruchtet), auf der persönlichen Ebene "geantwortet". Es ist offensichtlich, dass auch die Kritiker eine Biographie haben. Die Frage ist jedoch, ob der Betreffende sich dazu bekennt oder sie abstreitet. Hierbei dürfte evident sein, dass das apologetische Bemühen bei den Zeugen Jehovas weit ausgeprägter ist.

Es erweist sich manchmal durchaus als interessant gewisse Vergleiche anzustellen. Man wird vielleicht konzedieren, dass dies für zeitgeschichtlich handelnde Personen im besonderen zutrifft. Außenstehende nehmen solche Details vielleicht nicht so wahr. Gehört man selbst zu den Handelnden mag man es durchaus anders sehen. Daher sei es gestattet auch mal in eigener Sache dazu etwas zu sagen.

Da gibt es eine den Zeugen Jehovas zuzuordnende Firma die sich "Rhein-Mosel-TV" nennt. Im besonderen vertreibt selbige auch diverse Videos die von den Zeugen Jehovas ausgerichteten "Standhaft"-Veranstaltungen gewidmet sind. Unter anderem auch eine zweiteilige Video-Ausgabe über in Dresden durchgeführten Veranstaltungen. Leider sind letztere nicht genau datumsmäßig ausgewiesen. Auch erweist sich einiges als "Zusammenschnitt". Das heißt es fehlen durchaus Passagen, wenn man als Kriterium eine vollständige Dokumentation ansetzen würde. Aber das soll nicht das Kriterium sein. Es geht also nur um das, was auf diesen Videos tatsächlich dargestellt wird.

Das erste Video ist offensichtlich dem Oktober 1998 terminlich zuzuordnen. Sonderlich aussagekräftig ist es sicherlich nicht, bietet es doch in hohem Maße nur Grußworte von Honoratioren. Aber ein Interview das darin enthalten, sei doch noch namentlich genannt. Und zwar das mit dem Zeugen Jehovas Werner Liebig. Liebig berichtet darin über seine Erfahrungen und Eindrücke während seiner ersten Verhaftung im Jahre 1950. Sicherlich, sachlich geschildert. Nichts nennenswertes was an diesen Ausführungen zu beanstanden wäre. Da nun Liebig aber nun schon mal vor der Kamera stand, hätte man sich gewünscht, dass er auch noch über seine zweite Verhaftung in der DDR im Jahre 1965 geredet hätte. Nichts von alledem. Fehlanzeige. Schade, eine große Chance wurde vertan!

Das zweite Dresden-Video indessen erscheint mir persönlich durchaus bedeutsamer. Namentlich ragt es durch zwei darin enthaltene Referate heraus. Einmal durch das Referat von Hans-Hermann D., der auf den Fall Paul Großmann zu sprechen kam. Großmann im Naziregime insgesamt neun Jahre in Haft, unterschrieb am Ende seiner "regulären" Haftzeit die berüchtigte Abschwörungserklärung, widerrief diese Unterschrift und kam wie viele andere anschließend ins KZ, dass er bis zum bitteren Ende durchleiden musste.

Nach 1945 wird er einer der führendsten WTG-Funktionäre im ostdeutschen Bereich und war der erste prominente Zeuge Jehovas, der schon vor dem offiziellen Verbot in Ostdeutschland vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet, später dem DDR-Geheimdienst überstellt, 1951 in einer Geheim-Gerichtsverhandlung zu lebenslänglich verurteilt und 1955 im Gefängnis, umgekommen ist. Wirklich beeindruckend, was D. an Details zu diesem Fall darlegt. Soweit es die eigentliche Faktendarstellung anbelangt, habe ich da auch keinen weiteren Streit mit D.. Soweit es die ....

Das zweite Referat. Schon das äußerliche Ambiente macht deutlich, dass es sich hierbei um zwei verschiedene Veranstaltungen gehandelt hat. Die Referentin: G. Y.. Schon einleitend merkt sie an, dass sie ihr Referat noch veröffentlichen will. Mit anderen Worten. Es war noch vor ihrem im April 1999 erschienenen Buch "Jehovas Zeugen. Opfer unter zwei Diktaturen". Aus gewissen Details indes ist ersichtlich, dass es kurz vor dem April 99 gehalten worden sein muss. Sie kommt darin (wie kaum anders zu erwarten) auch auf das DDR-Buch von 1970 über die Zeugen Jehovas zu sprechen. Auch in ihrem genannten Buch findet man auf den Seiten 96 - 99 entsprechende Ausführungen. Indes in einigem stimmen Referat und Buch überein. In einigem anderem nicht.

So liest man sowohl in Referat als auch Buch den Satz:

"Der vermeintliche Autor, Manfred Gebhard, hat sich einige Jahre später in einem jahrelangen Briefwechsel mit dem Staatssekretariat für Kirchenfragen - das er zutreffend eine 'Filiale der Staatssicherheit' nennt - immer wieder von diesem 'Machwerk' distanziert."

Weiter:

"1976 kam es dann offenbar zum Bruch mit dem zuständigen 'Staatssekretariat für Kirchenfragen', dem als Dienststelle des MfS die Kontrolle über Kirchen und Religionsgemeinschaften in der DDR unterstand. Da Gebhard in den 80-er Jahren unzählige Beschwerdebriefe an den Hauptabteilungsleiter dieser Behörde richtete, die alle im Zusammenhang mit dem Urania-Buch stehen, andererseits Gesprächsvermerke dieser Dienststelle mit Gebhard in den Stasi-Akten vorhanden sind, ergibt sich daraus ein ziemlich klares Bild …"

Hier schon formuliert  G. Y.und ihr Gewährsmann Waldemar H., unkorrekt.

Gebhard hat sich 1976 endgültig von der "Christlichen Verantwortung" getrennt. Einen Kontakt zum Staatssekretariat für Kirchenfragen hatte Gebhard zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der sollte sich erst aus einer anderen Notwendigkeit heraus ergeben. Und zwar folgender.

Gebhard hatte die "Frechheit", nach seinem Bruch mit der "Christlichen Verantwortung", die Bestände der Berliner Staatsbibliothek, die auch über etliches zum Thema Zeugen Jehovas verfügt, in seiner Freizeit, namentlich auch seinem jeweiligen Jahresurlaub, zu nutzen. Theoretisch handelt es sich hier um eine öffentliche Bibliothek. Praktisch hingegen gab es dort auch ein sehr ausgeklügeltes Zensursystem. Schon bald wurde dem Gebhard die unterschiedlichen Stufen dieser Zensur deutlich, an den entsprechenden Zusätzen zu den Signaturen.

So gab es Bücher die man ohne größere Probleme zur Einsichtnahme in den Lesesaal bestellen konnte. Dann gewisse Bücher mit dem Signaturzusatz "W". Nur für wissenschaftliche Zwecke. Noch kritischer hingegen waren die Bücher mit dem Signaturzusatz "ASF" (respektive einem Blaukreuz für Bestände vor 1945). Die konnte man nämlich auch nicht in den Lesesaal bekommen, sondern nur in einem ganz speziellen, der ASF-Abteilung. Und unabdingbare Voraussetzung für letztere Kategorie war eine amtliche Bescheinigung.

Es sollte aber noch ganz anders kommen. Gebhard wagte sich als erstes an jene Bücher ohne die fraglichen inkriminierenden Zusätze. Da sich das ganze in seiner Urlaubszeit also konzentriert in einem relativ kurzen Zeitraum abspielte, wurde er schon dabei nach ganz kurzer Zeit "auffällig". Dabei handelte es sich zwar um Bücher vor 1945, aber ohne Einschränkungssignatur. Eines Tages bekam er anstelle der bestellten Bücher in der Buchausgabe nur eine mündliche Aufforderung, bei der stellvertretenden Leiterin der Benutzungsabteilung vorzusprechen. Da saß er nun in der Klemme: "Was tun sprach Zeus?" Ging er dort nicht hin, konnte er das Kapitel Stabi einmal schon "auffällig" geworden, wohl endgültig in den Rauch schreiben. Also ward der Canossagang angetreten.

Wie kaum anders zu erwarten, wurde Gebhard nun mit der Aufforderung konfrontiert, eine "amtliche Bescheinigung" vorzulegen. Die aber hatte er nicht. Es half ihm auch nichts, dass er sich darauf berief, diese Titel seien doch Signaturmäßig nicht eingeschränkt. Antwort. Wir sind eine wissenschaftliche Bibliothek und keine "Unterhaltungsbibliothek". Demzufolge auch solche Einschränkungen.

Der nächste Schritt von Gebhard: Anfertigung einer eigenen schriftlichen Erklärung, dass er sehr wohl wissenschaftlich daran interessiert sei mit Verweis unter anderem auch auf das Uraniabuch.

Mit saurer Miene, weil es immer noch keine amtliche Bescheinigung war, nahm besagte Frau Fizia das zur Kenntnis, und zog vorgenannte Restriktionen erst mal zurück.

Nach zwei, drei Jahren wurden die potentiellen Bestellmöglichkeiten der nicht "eingeschränkten" Literatur immer rarer. Immer brennender erwies sich das Problem: Wie komme ich an Titel heran wie z. B. das Buch von Franz Zürcher "Kreuzzug gegen das Christentum"? Eindeutig der ASF-Abteilung zugeordnet.

Mit dem Mut des "Tollkühnen" kreuzte Gebhard also eines Tages in besagter ASF-Abteilung auf und wollte dort entsprechende Bestellungen aufgeben. Wahrscheinlich haben die dort Bedientesten wohl nicht ganz zu unrecht das Gefühl gehabt, der "tickt wohl nicht ganz richtig"; ein solches Anliegen ohne gleichzeitige amtliche Bescheinigung vorzutragen.

Auch für sie hieß nun die Parole "Was tun Zeus?"

Ihr "Zeus" hieß amtlich "Direktor der Benutzungsabteilung", der musste ohnehin alle dort getätigten Bestellungen gegenzeichnen. Also wird Gebhard dorthin geschickt. In einem langen Disput wurden schließlich das Zürcher-Buch und noch ein paar andere adäquate Sachen für den nächsten Tag, ausnahmsweise ohne amtliche Bescheinigung genehmigt.

Der nächste Tag fing damit an, auf der gesamten Fahrt von meiner Wohnung zur Staatsbibliothek in geradezu offen provokativer Form "Begleitung" durch Oberservationsfahrzeuge der Staatssicherheit zu erhalten. Das höhnische Grinsen eines der Observierer am Fahrtende ist mir bleibend im Gedächtnis geblieben.

Einige wenige ASF-Bücher hatte ich nun diesergestalt losgeeist. Gleichzeitig aber war ich auch auf den "Geschmack nach mehr gekommen". Und perspektivisch ergab sich daraus die Notwendigkeit unbedingt eine "amtliche Bescheinigung" doch noch zu erhalten. So erklärt sich der Beginn meiner Kontaktaufnahme zum Staatssekretariat für Kirchenfragen.

Rückblickend habe ich festzustellen.

Die gewünschten offiziellen Bescheinigungen habe ich von dort nie erhalten. Ich bin aber zugleich dort auch immer aufdringlicher geworden. Und habe mir dann die Freiheit genommen selbst Titellisten zusammenzustellen von ASF-Titeln, die ich einsehen wollte, habe die dann persönlich in der Benutzungsabteilung abgegeben, und mit saurer Miene des Direktors selbiger, auch genehmigt bekommen. Mit Sicherheit hätte ich diesen Schritt nicht gewagt, hätte ich nicht gewusst, zur gleichen Zeit, im Hintergrund, das Staatssekretariat für Kirchenfragen mit meinen Schreiben zu "bombardieren".

 G. Y.führte weiter aus (adäquat auch in ihrem Buch):

"Ich zitiere jetzt ein paar Sachen daraus, die Gebhard als angeblicher Autor (an das Staatssekretariat für Kirchenfragen) geschrieben hat:

'Es ist bekannt, daß ich von Herkunft und Erziehung aus den Reihen der Zeugen Jehovas stamme. Ich halte meine Feststellung aufrecht, nach wie vor in kritischer Distanz zu dieser Organisation zu stehen - allerdings aus anderen Motiven, als es bei den besoldeten 'Berufsgegnern der Zeugen' in der DDR der Fall ist. (…) Die gesamte Verbotsproblematik bedarf einer grundsätzlichen Neudiskussion - das Urania-Buch verdient eingestampft zu werden.'

Das ist ein Brief den er am 26. Dezember 84 schrieb.

An einen der tatsächlichen Verfasser des Buches schrieb Gebhard und zwar ist das ein Brief an Dieter Pape vom 2. 1. 1985:

'Ich werfe Ihnen Geschichtsklitterung übelster Art vor. Ich verweise als Beispiel dazu auf das Urania-Buch S. 239 (Zitierung des 'Erwachet!'-Artikels vom 22. Juli 1949). Sie sollten sich diesen Artikel im gesamten Zusammenhang einmal in Ruhe durchlesen, dann werden Sie feststellen, daß er das genaue Gegenteil von dem aussagt, als was er im Urania-Buch als 'Kronargument' zitiert wird. Die Zeugen hingegen haben in relativ objektiver Weise darin über die Hintergründe dieses Prozesses berichtet. Der Leser des Urania-Buches erfährt von diesem Sinnzusammenhang nicht den Bruchteil einer Silbe.'"

Auch mit diesem Zitat ist G. Y. unkorrekt. Es ist von einem Prozess die Rede. Deren kann es viele geben. Auch die fragliche genannte Seite des Uraniabuches macht den bestehenden Sachzusammenhang keineswegs deutlich. Deshalb sei in Ergänzung aus dem fraglichen Schreiben noch der entsprechende Passus zitiert:

"Als letzte Verteidigungslinie der Religion wurde von den westlichen Medien der Prozess um den Kardinal Mindszenty im Jahre 1949 dargestellt - darauf bezieht sich die Überschrift. Die Zeugen hingegen, haben in relativ objektiver Weise darin über die Hintergründe dieses Prozesses berichtet. Der Leser des Uraniabuches erfährt von diesem Sinnzusammenhang nicht den Bruchteil einer Silbe."

Also, mit anderen Worten: Kritik an einer Passage die den vorgeblichen "Antikommunismus" der Zeugen Jehovas "beweisen" soll. Wer nur auf G. Y.'s Darstellung angewiesen ist, der mag in der Tat vielleicht an andere Prozesse, etwa solche gegen die Zeugen Jehovas denken. Dies jedoch ist irreführend. G. Y. ist somit zu bescheinigen; unsauber zu zitieren.

Weiter geht's bei G. Y. mit dem Satz:

"Und ein letztes Zitat. An den Hauptabteilungsleiter im Staatsekretariat für Kirchenfragen, schrieb er 1985 auch im August:

"Es wäre einmal nicht uninteressant zu erfahren, wieviel Geld diese Herren für ihre betriebseigene Firma 'Christliche Verantwortung' investiert haben. Sicherlich dürften die rund 20 000 Mark, die seinerzeit das Uraniabuch diesen Herren einbrachte und die ihnen von mir vereinbarungsgemäß übergeben wurden - (die 3 000 Mark, die sie mir bewilligten, habe ich dann von ihnen zurückbekommen …) nur ein Bruchteil gewesen sein."

Letzteres Zitat kommentiert G. Y. dann noch in ihrem Referat mit dem Satz:

"Es kann also durchaus sein, dass Herr Gebhard nicht genügend Geld bekommen hat und sich darum von ihnen getrennt hat."

Als Direktbeteiligter ist es naturgemäß schwer gegen eine solche Unterstellung Widerspruch einzulegen. Dennoch meine ich mehr als genug Gründe zu haben, um dies zu tun. Es seien deshalb einige Ergänzungen hinzugefügt. Ich überlasse es aber dem Leser, welches Urteil er dann ziehen will. Jedenfalls auch formaljuristisch, bestand durch die übernommene Herausgeberschaft des Buches durchaus ein honorarwürdiger Tatbestand. Auch Frau  G. Y. pflegt in der Regel nicht ohne Honorar zu referieren.

Zum ersten macht dieses G. Y. Zitat aus meinem Schreiben vom 11. 8. 1985 in keiner Weise den Zusammenhang und wie es entstanden ist, deutlich.

Im Jahre 1985 erhielt ich eines Tages unangemeldeten Besuch. Selbst anwesend war ich an dem Tage nicht. Ich befand mich zur fraglichen Zeit noch im Lesesaal der Deutschen Staatsbibliothek. Der Besucher (der Herr Herbrich von der Stasi) hinterließ für mich, indem er es meiner Mutter übergab, ein Buchmanuskript. Und zwar das Buch des sowjetischen Autors Konik über die Zeugen Jehovas, als deutsche Manuskriptübersetzung.

Schon vorher hatte Herbrich einige Male versucht, mit mir wieder Kontakt aufzunehmen, wurde aber in der Regel von mir kalt bis aggressiv ablehnend behandelt.

Nun also dieses Manuskript. Selbstredend habe ich es umgehend gelesen. Und eines war auch mir klar. Jetzt heißt es so oder so: Farbe zu bekennen. Wie schon ausgeführt stand ich schon seit geraumer Zeit in einseitigem (d. h. nur von mir getätigten) Schriftverkehr mit dem Staatssekretariat für Kirchenfragen. Ich hatte dabei mit Sicherheit kein Blatt vor dem Mund genommen. Aber jenes Konik-Manuskript bewirkte nun eine Initialzündung. Gab es von mir schon vorher scharfe Briefe, so sollten die sich nun im Nachhinein als geradezu "zahm" erweisen. Jetzt wurde ich besonders aggressiv und in auch quantitätsmäßig umfangreicher Form. Konik war der Aufhänger und an ihm wurde nunmehr eines herausgearbeitet. Der Totalitätscharakter des kommunistischen Systems. Selbstredend - das war auch mir klar - landete das auch postwendend auf den Stasi-Schreibtischen. Damit habe ich mich dann selbst endgültig zu den "feindlich-negativen Kräften", wie es im Stasijargon so heißt, geortet. Und die Herbrich und Co zögerten denn auch nicht die sich daraus für sie ergebenden Konsequenzen zu ziehen. Als da sind, ihre berüchtigten Zersetzungsmaßnahmen, mit denen ich nun massiv "beglückt" wurde.

Noch eines gilt es hinzuzufügen. In der DDR herrschte permanente Mangelwirtschaft. Die hatte auch zur Folge, dass als ich mir Ende der 60-er Jahre eine Schreibmaschine zulegen wollte, ich eine solche nicht im regulären Handel bekommen konnte. Damals sprangen die Herbrich's und Co diesen Punkt betreffend helfend ein, was sich aber nun wiederum rächen sollte. Jedenfalls war das Thema Schreibmaschine dasjenige, dass nun Herbrich nutzte um sinngemäß die Annahme der Kriegserklärung zu verkünden. Darauf bezieht sich jenes Schreiben vom 11. 8. 85. Ich zitiere aus ihm mal auszugsweise noch einige weitere Passagen. Adressiert war das ganze an den Hauptabteilungsleiter Heinrich vom Staatssekretariat für Kirchenfragen:

"Besagter Herr (Herbrich) führte sich sinngemäß so ein, daß er den Auftrag habe, bei mir eine Schreibmaschine einzuziehen, die besagte Firma mir vor etlichen Jahren einmal leihweise zur Verfügung gestellt hatte. Ich habe diesem Ansinnen sofort auf der Stelle und ohne Widerrede stattgegeben. Dies fiel mir auch deshalb nicht schwer, weil ich mir schon vor einigen Jahren eine eigene Schreibmaschine gekauft hatte und vorgenannte Schreibmaschine schon mittlerweile an einigen 'Altersgebrechen' litt.

Wenn diese Reaktion für diese Herren eine Art 'Blitzableiter' sein sollte - dann bitte sehr! Das phrasenhafte Gerede, daß ich dafür eine neue Schreibmaschine bekommen könnte - ich müßte das dann natürlich entsprechend sagen - habe ich zur Kenntnis genommen und auch nicht zur Kenntnis genommen.

Meine Differenzen mit diesen Herren sitzen tiefer, als daß sie durch solch plumpen Manöver 'ausgeräumt' werden könnten. Es wäre einmal nicht uninteressant zu erfahren, wie viel Geld diese Herren für ihre betriebseigene Firma 'Christliche Verantwortung' investiert haben (aber dabei dürfte dann ja wohl wieder das große Schweigen herrschen). Sicherlich dürften die rund 20 000 Mark, die seinerzeit das Uraniabuch diesen Herren einbrachte und die ihnen von mir vereinbarungsgemäß übergeben wurden (die 3 000 Mark die sie mir bewilligten, habe ich dann von ihnen zurückbekommen und in gewißer Beziehung als Startgrundlage für meine Studien verwandt - wobei wenn ich nicht in dieses 'Geschäft' eingetreten wäre - mich heute finanziell um e t l i c h e s besser stehen könnte, wenn ich so handeln würde wie meine Berufskollegen, nämlich auch nach Feierabend Fliesenarbeiten auszuführen - die Nachfrage ist bis zum heutigen Tage noch ausreichend groß genug)."

Weiter geht es in G. Y.'s Referat (nicht in ihrem Buch) mit dem Satz:

"Ich habe übrigens in zwei Angelegenheiten mit Herrn Gebhard ein Fax geschrieben und habe versucht ihn dazu zu überreden, ob er nicht selber mal über die Zusammenhänge einen ausführlichen Bericht machen würde. Das würde uns dann ja alle sehr helfen. Und er hat dann gesagt. Ja, er arbeitet daran. Aber ich habe den Eindruck, er kommt selber dabei zu schlecht weg, so das man darauf wohl nicht hoffen kann."

Auch hierbei sagt Frau  G. Y.wieder nur die symbolische "Hälfte".

Ursächlich war. Gebhard hatte die Initiative ergriffen. Er hatte G. Y. per Fax seinen Aufsatz aus den "Beiträgen zur Geschichte der Arbeiterbewegung" über Hans Jonak v. Freyenwald zugesandt. Daraufhin antwortete  G. Y.gleichfalls per Fax am 16. 3. 1998 indem sie sich für diese Zusendung bedankte und auch anmerkte: "Ich habe viel neues und interessantes daraus erfahren offenbar haben Sie sich seit langem sehr intensiv und gründlich mit dieser Thematik befaßt. Ich finde es beeindruckend, daß Sie trotz Ihrer ehemaligen Zugehörigkeit zu dieser Glaubensgemeinschaft genügend kritische Distanz bewahrt haben und einen wichtigen historischen Beitrag zur Erforschung dieses bisher ziemlich vernachlässigten zeitgeschichtlichen Thema 'Jehovas Zeugen vor und während der NS-Zeit' geleistet haben."

Ihr Schreiben endet dann unter anderem mit dem Hinweis auf ihre Webseite namens "Numinos".

Rückblickend hat man festzustellen. G. Y. hat ihre Webseite wieder vom Netz genommen. Nicht zum Zeitpunkt dieses Schreibens, wohl aber seit dem zweiten Halbjahr 1999 ist hingegen Gebhard mit einer eigenen Webseite zum Thema im Internet präsent, und dort gibt es mit Sicherheit, auch quantitativ erheblich mehr Material zum Thema Zeugen Jehovas, nebst auch einem eigenen Buch dazu, als G. Y. je publiziert hat. Letztere ist zwar im Geschäft mit den Zeugen Jehovas involviert. Dies allein will unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten indes nichts besagen!

Davor schon, meinte Frau G. Y. auf einer "Standhaft"-Verananstaltung in Bautzen, Ende 1997 gleichfalls zwei "Trumpfe" präsentieren zu können. Einmal ein Gebhard-Schreiben an das Staatssekretariat für Kirchenfragen und zum zweiten, die 1950er Petition der Zeugen Jehovas an die DDR Regierung. Wie bei Trophäen üblich wurden sie stolz präsentiert. Auf dem Bild sieht man diese beiden "Trophäen", von G. Y. in einer durchsichtigen Plastikmappe mitgebracht. Vorderseite die 1950er Petition aus dem Wachtturm". Rückseite (sichtbar) das vorgenannte Gebhard Schreiben.

Laut Transkription erklärte  G. Y.dazu, damals in Bautzen unter anderem zum Thema Gebhard:

Dieses Buch [Uraniabuch] wird heute noch von Gegnern der Zeugen Jehovas zitiert. Gegner sind z. B. die Sektenbeauftragten der Kirchen aber auch des Staates, die benutzen dieses Buch um das als eine authentische Quelle für Gefährlichkeit, sogar Antisemitismus und solcherlei Dinge zu sehen. Und ich habe von einem Forscher [H.], der jetzt eine Arbeit schreibt über diese Bewegung z. B. die "Christliche Verantwortung" in der DDR ein Schriftstück bekommen, das habe ich auch mitgebracht, aus dem hervorgeht, dass der Autor Manfred Gebhard gar nicht der Autor dieses Buches war. Es st nämlich ein Brief, und er hat von diesen Briefen sehr viele geschrieben, die hat man zum Teil auch in der Gauckbehörde und zum Teil in anderen Archiven gefunden, Manfred Gebhard hat 1985 in einem seiner vielen Schreiben an das Staatssekretariat für Kirchenfragen, Hauptabteilung unter anderem geschrieben und da lese ich einfach mal daraus vor, weil ich mir denke, dass ist für Sie alle interessant

Es wäre einmal nicht uninteressant zu wissen zu erfahren, wieviel Geld diese Herren für ihre betriebseigene Firma "Christliche Verantwortung" investiert haben, Sicherlich dürfte die rund 20.000 Mark, die seinerzeit das Uraniabuch diesen Herren einbrachte und die ihnen von mir, vereinbarungsgemäß übergeben wurden, in Klammern (die dreitausend Mark die sie mir bewilligten habe ich dann von ihnen zurückbekommen und in gewisser Beziehung als Startgrundlage für meine Studien verwandt) Und dann führt er weiter aus:

Ich will das nicht alles vorlesen, weil mein Thema sonst zu kurz kommt

Dass es ihm leid tut, dass er von vielen Positionen abgerückt ist und seinen Namen dafür eigentlich nie hergeben sollen. Darüber wird noch eine Forschungsarbeit später ausführlich berichten. Nur, damit Sie sehen, wieviel Mühe sich die DDR die ganze Zeit hindurch gegeben hat, sich auch immer wieder und weiter mit den Zeugen Jehovas zu beschäftigen, und sie zu diskreditieren. Unter anderem ist dieses Buch später auch im Westen, für einen "Spiegel"-Artikel 1961 zitierbare Quelle gewesen [Gleichfalls unkorrekt. Wie der "Spiegel"-Artikel 1961 über Erich Frost erschien, gab es das Uraniabuch überhaupt noch nicht].

8. Übrigens

www.menschenrechtsbuero.de/pics/hrkonf2_180903.jpg

Übrigens, die Dame rechts im Bild auf dem von Scientology im Internet verbreiteten Foto von der Brüssler Veranstaltung.
Besagte Dame soll auf den Namen Gabriele Y. hören .

Hier noch mal die selbe Teilnehmerin. Diesmal in Bildmitte am Präsidiumstisch

www.menschenrechtsbuero.de/pics/hrkonf1_180903.jpg

 

G.Y. Tanskription auf einer Waldheim-Veranstaltung

G.Y.'s Moon-Referenz

Vortrag G. Y. htm (extern)

Scientology G. Y..htm (extern)

Cesnur htm (extern)

Moskau, Scientology, Russisch-Orthodoxe Kirche  (extern)

Kultur-Netz Die Brieffreundin des Unabombers  (extern)

Ingo Heinemann Scientology-Kritik (extern)

Regina Jung ... fundamentalistischer Einflüsse ...

G. Y., Hirch und Konsorten

Eine Klarstellung in eigener Sache

Eine ausgekippte Wundertüte - Umstrittene Friedensuni ...; in:

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1995/0612/kultur/0044/index.html  (extern)

Uraniabuch

Papebrief

Hans-Hermann Dirksen

Waldemar Hirch

Christian Pietsch

ProjektCV

FU-Distanzierung .htm (weiter unten in dieser Sammelrubrik) (extern)

Siehe auch die thematischen Notizen zu Yonan in „Berliner Dialog"

http://www.religio.de/dialog/199/16_29-30.htm (extern)

http://www.religio.de/dialog/100/20_29-30.htm (extern)

http://www.religio.de/dialog/497/497s27.html (extern)

(Seinerzeitiger) Corona-Verlag

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