Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Weltmenschen

Da passte kürzlich einem offensichtlichen Zeugen Jehovas die Bezeichnung "Weltmenschen" in einem Artikel der "Wikipedia" über die Zeugen Jehovas nicht. Gemäß der Schönrednertechnologie der einige von ihnen unterliegen, wollte er das durch "Andersgläubige" ersetzt wissen. Ihm ist dabei allerdings entgangen, dass beispielsweise in dem WTG-Buch "Jehovas Zeugen. Verkünder des Königreiches Gottes" im 14. Kapitel auch diese Abgrenzungsvokabel Verwendung findet, wenn da konstatiert wird:

"Wer wirklich das anwandte, was er aus der Bibel lernte, suchte nicht ... Gemeinschaft mit Weltmenschen." Allein im "Wachtturm" der Jahre 1970 bis 1997 wird diese Vokabel laut WTG CD-ROM 165 mal nachgewiesen. In etlichen anderen WTG-Publikationen ebenfalls. So noch 1999 in einem vor den "Gefahren des Internets" warnenden Artikel im "Königreichsdienst". Ob die WTG im Hinblick auf ihre KdöR-Ambitionen diesen Begriff nunmehr tatsächlich beiseite legt? Dafür würde ich jedenfalls die Hand nicht ins Feuer legen wollen. Auch ist es unbestreitbar, dass er im alltäglichen Sprachgebrauch bei den Zeugen Jehovas nach wie vor, heimisch ist.

Es war wohl, wie so vieles andere auch, letztendlich Rutherford zuzuschreiben, dass diese Vokabel bei den Zeugen Jehovas fröhlichen Urstand feiert. Rutherford legte ja besonderen Wert auf die Abgrenzungsstrategie, und dabei legte er sich keinerlei Hemmnisse in der Stigmatisierung jener auf, die nicht mit ihm übereinstimmten. Einem Beispiel dafür kann man auch in seiner 1940 erschienenen Broschüre "Gottesherrschaft" begegnen. Schon in den allerersten Zeilen taucht diese Vokabel auf.

Zitat: "Alle Welt ist zittrig. Weltmenschen fürchten sich ..."

In seiner Stigmatisierungstendenz geht er weiter und äußert:

"Jede Regierung der Erde ist ein Teil der irdischen Organisation des 'Gottes dieser Welt'. Das ist Satan ..."

Wahrlich ein aussagekräftiger Spruch. Besonders geeignet jenen unter die Nazi gerieben zu werden, welche der WTG KdöR-Status zubilligen wollen.

Nützliche Idioten gibt es offenbar in Vergangenheit und Gegenwart!

Exkurs:

Erziehung zum Außenseitertum
Adressiert an die Jugendlichen widmet sich ein sechs Druckseiten umfassender Artikel im „Wachtturm" vom 1. 11. 1964 wieder mal der WTG-typischen Erziehung zum Außenseitertum.
Gelegentlich ist von WTG-Kritikern auch schon mal die Vokabel verwandt worden, was denn so alles bei den Zeugen Jehovas verboten sei.
Nun ist es in der Tat so, de jure Verbote im strengen Wortsinne, lassen sich nicht nachweisen. Aber unterhalb dieser Schwelle, gibt es durchaus etliche von der WTG forcierte Mechanismen, welche in der Endwirkung, durchaus mit Verboten vergleichbar sind. Auch der genannte WT-Artikel strotzt förmlich davon.
Zu den Mechanismen unterhalb von de jure-Verboten, welche die WTG nutzt, gehört auch das Miesmachen von Verhaltensweisen. Genau dieser Technologie begegnet man in diesem Artikel.
Dazu gehören dann auch solche Sätze im WT-Artikel wie:

 
Zitat
„Selbstverständlich könnt ihr nicht vollständig vermeiden, mit Ungläubigen in Berührung zu kommen ... Sobald aber die Glocke ertönt, die euch das Ende des täglichen Unterrichts ankündigt, braucht ihr euch nicht noch lange in dieser Gesellschaft aufzuhalten, als ob ihr euch in ihr wohlfühltet."

Nicht unerwartet wird auch etwa das Weihnachtsfest, sofern es im Schul-Stundenplan Eingang gefunden hat, mies gemacht und nahegelegt, alle Anstrengungen zu unternehmen, sich davon dispensieren zu lassen.
Auch das Thema Geburtstage, ist dann für den WT solch ein heikles Thema. Auch da wird nahelegt:

Zitat
„Ein Zeuge Jehovas würde um Befreiung ersuchen. Würde seinem Gesuch nicht entsprochen, so könnte er während der Feier einfach ruhig dasitzen, ohne sich zu beteiligen."

Sportliche Aktivitäten werden mit einem ähnlichen Stigma belegt. Ein Minimum das im regulären Stundenplan enthalten ist, wird zwar hingenommen, aber schon wenn es den Grad erreichen sollte, etwa von Schülermannschaften, erhebt die WTG den ablehnenden Finger.
Die WT-Belehrung dazu lautet dann unter anderm:

Zitat
„Denke daran, daß der Apostel Paulus dem jungen Timotheus schrieb: 'Die Leibesübung ist zu wenigem nützlich ... Da ein 'wenig' Leibesübung im Schulplan eingeschlossen ist und dein Lebensziel nicht darin besteht, eine Sportgröße zu werden ..."

Und weiter die WT-Belehrung:
 

Zitat
„Demnach solltest du bei Sport und Spiel außerhalb der Schule nicht mit weltlichen Jugendlichen zusammen sein."

Arbeitsgemeinschaften und Schülerclubs erhalten ebenfalls eine eher abwertende Bewertung seitens der WTG.
Insonderheit sollte sein Hauptmerkmal die Pflege von Geselligkeit sein.
Dazu auch die WT-Belehrung:

Zitat
„Selbst wenn es sich um einen Hobby-Klub handeln würde, müßte man sich fragen, ob es ratsam wäre ein Hobby in Verbindung mit Weltmenschen zu pflegen."

Schülerbälle etwa erhalten eine prinzipielle Negativbewertung. Dazu meint der WT zu wissen:

Zitat
„Viele Schulbälle sind schon zu einem öffentlichen Ärgernis geworden."

Daher die WT-Konsequenz:

Zitat
„Jehovas Zeugen nehmen daher an Schulbällen nicht teil."
Auch Musikangebote, insonderheit Schulorchester finden das Mißfallen der WTG, denn dort könnte ja - beispielsweise - etwa Nationalhymnen oder ähnliches, in Erscheinung treten.
Weitaus relevanter in diesem Kontext ist indes die Sorge der WTG, welche sie in dem Satz zusammenfaßt:
Zitat
„Müßtet ihr vielleicht wegen der Proben die Zusammenkünfte versäumen oder hättet ihr vielleicht weniger Zeit für den Predigtdienst ..."

Ergo die WTG will nur ihre eigenen egoistischen Interessen gewahrt sehen und sonst nichts!
 

Das Thema Sport

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