Vom Wanderprediger zum Sohn Gottes

Doch "bleiben bei einer kritischen Analyse von den Zehn Geboten bestenfalls drei übrig, die mit den Prinzipien einer freiheitlichen Grundordnung zu vereinbaren sind. Viel höher ist dagegen die Zahl der Gebote, die explizit oder implizit einer solchen Ordnung widersprechen.

http://hpd.de/node/11241

Nun mag man werten, das mit den nur drei, sei zugespitzt formuliert.
(1) Du sollst nicht andere Götter haben neben mir.
Was bedeutet das in der Praxis – die Priesterherrschaft, das in den Staub drücken von Menschen zugunsten einer Funktionärsschicht, welche ihre imaginären Autoritätsanspruch, keineswegs authentisch bewiesen hat.
(2) Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen.
Was bedeutet das in der Praxis - Meinungsfreiheit sei dann nicht zulässig, wenn die Interessen der Religionsindustrie auf Ausbeutung der von ihr Betörten, tangiert werden.
(3) Du sollst den Feiertag heiligen
Welche Konsequenzen hat das?
Nun ist der Mensch keine Maschine, welche 24 Stunden lang, sieben Tage in der Woche, ohne Unterlass laufen könnte. Er braucht Ruhepausen um wieder Kraft zu sammeln. Er hat in der Regel auch einen Haushalt zu versorgen und anderes mehr. Werden diese zugebilligten Ruhepausen in "geordneter Form“ realisiert, ist dagegen nichts prinzipielles einzuwenden.
Als ein Beispiel nur. Was ist etwa mit Schichtarbeitern, welche aus wirtschaftlichen Zwängen auch gibt. Die sind schon mal gezwungen, ihren Lebensrythmus anders zu gestalten, als dies etwa kirchlichen Sonntagsrednern auf ihrer Kanzel möglich sein mag. Insofern ist die Dogmatisierung solcher Ruhepausen auf fest gelegte Zeiträume, an die nicht gerüttelt werden "darf“, alles andere als "hilfreich“. Hinter besagtem Gebot steht also auch blos der pure Egoismus der weltfremden Religionsindustrie.

Also wird man vielleicht, ja nach Interpretation, ein paar mehr Gebote, als nur drei positiv werten. Unbeschadet davon, dürfte es dennoch ein bemerkenswerter Denkanstoss sein.
Allerdings ist auch feststellbar: Die polemische Polarisierung "nur drei“ Gebote hätten heute noch Sinn, erfasst das Wesen der Religion, mit Sicherheit nicht. Religion ist für breite Volksschichten "Philosophieersatz“ im Stile der Balkenüberschriften einer bekannten Boulevard-Zeitung. Und im Kleingedruckten nach dieser Balkenüberschrift, wird man durch die inhaltliche Substanzlosigkeit förmlich "erschlagen“.
Auf diesem Level bewegt sich vielfach auch Religion.
"Gott ist ein guter Mann - ergo sind auch wir gute Menschen“, so die daraus vielfach abgeleitete Prämisse.
Wenn sie denn gute Menschen sein wollen, ist dagegen sicher nichts einzuwenden; und sollten sie es gar noch tatsächlich sein, um so besser. Benötigen sie dazu ihre religiösen Krücken – bitte schön: "Jedem Tierchen sein Pläsierchen“.
Das wiederum kann (oder sollte) kein Freibrief dafür sein, der Religion einen Totalitätsanspruch zu bewilligen.

Denn in Vergangenheit und Gegenwart, weisen nicht nur der Nazismus/Stalinismus Schattenseiten auf, sondern eben auch die Religion!
Beispiel: Die Wikipedia notiert über einen Herrn namens Wilhelm Stapel unter anderem:

"Seit 1931 trat Stapel für den Nationalsozialismus ein, den er mit einer christlich-protestantischen Grundlage in Einklang zu bringen versuchte.“

Obwohl ideologisch den Nazis durchaus nahestehend, wurde er dennoch zeit Lebens nie NSDAP-Mitglied.
Namentlich das Verhältnis der Nazis zur Religion war ein durchaus heikles. Für die Kirchen war der diesbezügliche Nazichefideologe Alfred Rosenberg, schon weit vor 1933 "ein rotes Tuch“.
Im Jahre 1931 publizierte jener Herr Stapel nun eine Schrift mit dem Titel:
"Sechs Kapitel über Christentum und Nationalsozialismus“.
In ihr mühte er sich, das angespannte Verhältnis zu den Kirchen, in salbungsvollen Worten zu "entschärfen“.
Wie diese "Entschärfung“ in der Praxis dann aussah, kann man beispielsweise seinen Sätzen entnehmen:

"Es wird also die Christlichkeit des Staates als solches abgelehnt, der Staat wird jedes religiöse Bekenntnis dulden. Aber diese liberale Art der Toleranz erfährt zwei Begrenzungen.
Erstens soll das "germanische Gefühl für Sittlichkeit und Moral” nicht verletzt werden. Das geht vor allem auf den Pazifismus. Einem christlichen Pazifismus wird keine Toleranz gewährt.“

Ein Satz, bei dem auch die Zeugen Jehovas schon im Jahre 1931 hätten hellhörig werden können, wenn sie denn zum "hören“ in der Lage gewesen wären, was wiederum berechtigt angezweifelt werden kann.
Weiter im Zitat:

"Zweitens soll der "jüdisch-materialistische Geist” bekämpft werden. Das geht auf den Marxismus. Zweifellos ist mit diesen Worten auch jedem christlichen Sozialismus, der die Lehren von Karl Marx in sich aufnimmt, die Toleranz gekündigt. Die Toleranz wird also nur einer nicht-pazifistischen und nicht-marxistischen Religion gewährt.“(S. 11)

Namentlich bezüglich seiner Anti-Pazifistischen Aussagen meint dann Herr Stapel noch mit den Worten nachlegen zu sollen:

"Keiner der Apostel und keiner der Reformatoren, die doch die Friedfertigkeit gepredigt haben, hat den Krieg als solches verdammt. Zwingli hat sogar in der Schlacht gestanden, Luther hat zum Bauernkrieg und später zum Türkenkriege - heute würde man in der Zeitungssprache sagen: "gehetzt” (S. 21)

Auch über solche Details solllten die "Gott ist ein guter Mann“-Philosophen, mal etwas tiefer nachdenken.

http://www.archive.org/details/Stapel-Wilhelm-Sechs-Kapitel-ueber-Christentum-und-Nationalsozialismus

Bayerns Grüne
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 10. April 2011 15:23
Vorab die Anmerkung.
Eine "Garantie" der Zugänglichkeit im Internet des nachgenannten Artikels der Evangelischen Wochenzeitung "Die Kirche" über einen "längeren" Zeitraum - ist angesichts der bisherigen Praxis jenes Blattes - eher unwahrscheinlich.
www.die-kirche.de/index.php?id=29&tx_ttnews[tt_news]=295&cHash=884743ea244dbfc12050318bd7d3bc1a

Jedenfalls gab es in deren Ausgabe vom 3. 4. 2011 (Nr. 14) auf deren Seite 1 einen Gastbeitrag. Das "Gast" muss dann wohl betont werden.
In einer redaktionellen Einleitung wird auf die Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bezug genommen. Und dabei insbesondere auf den Umstand verwiesen des dortigen guten Abschneidens der "Grünen"

In dieser Gemengelage lässt genanntes Blatt die Religionspolitische Sprecherin der Grünen im Bayrischen Landtag, Frau Ulrike Gote zu Wort kommen, und jener Beitrag trägt dann die Balkenüberschrift "Staat und Kirche klarer trennen."
Votum der Grünen dabei. Die Gleichbehandlung aller Teile der Religionsindustrie, egal welcher Couleur.
Eine solche Forderung ist im traditionellen Kirchenfilz-Land Bayern, schon fast als "revolutionär" zu nennen.
Nun muss man aber wohl hinzufügen. So stark, wie in den beiden anderen genannten Bundesländern sind die "Grünen" in Bayern halt nicht.
Insoweit kann ich dazu nicht den Kommentarsatz mir versagen.

Derzeit ein Muster ohne Wert.

Frau Gote verweist auch darauf:

"Bundesweit gehören rund 40 Prozent der Menschen – in manchen Bundesländern bis zu 80 Prozent – keiner der großen Kirchen an. Diese Differenzierung erfordert es, das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften an die gesellschaftlichen Realitäten anzupassen."
Weiter liest man in ihrem Beitrag auch die Sätze:
"In Bezug auf die christlichen Kirchen halten wir eine deutlichere Entflechtung vor allem in finanzrechtlichen Belangen für notwendig: Wir möchten mit den Kirchen eine Verhandlungslösung für die Dotationen (Zuwendungen) finden, die auch laut Verfassungsauftrag in Artikel 140 des Grundgesetzes abgelöst werden sollen. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage der Bischofsgehälter, die in Bayern aus dem Landeshaushalt finanziert werden."

Auch dazu kann ich mir den Kommentarsatz nicht ersparen:
Ja und nun? - Wieder ein Muster ohne Wert.
Oder wollen etwa die Grünen behaupten, sie hätten - wenigstens - dieses Ziel erreicht?
Ich jedenfalls kann es nicht sehen.

Ein weiterer "salbungsvoller" Satz von ihr:

"Wir erleben die Kirchen als wichtige Bündnispartner vom Eintreten für Frieden bis hin zu ethischen Fragen wie der Gentechnik. Eine weitergehende Entflechtung mündet für mich nicht im Laizismus: Wir fordern sie nur dort, wo sie notwendig ist."

So so; sie möchte als Teile der Religionsindustrie weiter "schöngeredet sehen".
Auch das Opus Dei?
Auch das Zölibat?
Auch die Konfrontationssituation im Fall der Fälle in Sachen Bluttransfusion, es auch zu der Konsequenz kommen zu lassen - lieber sterben denn Bluttransfusion?
Auch den Praxisgrundsatz als Schicksal hinzunehmen. Beteiligung an Wahlen prinzipiell Nein, egal welche Partei und wo auch immer.
Das islamische Kopftuch redet sie ja bereits "schön" (siehe weiter unten).
Solche Teile der Religionsindustrie wie etwa Scientology oder auch Zeugen Jehovas oder auch Opus Dei indes, kommen in ihrem genannten Beitrag - de facto - nicht mit vor - wie auch, für letztere wären wohl die salbungsvollen Worte:
"Bündnispartner vom Eintreten für Frieden bis hin zu ethischen Fragen wie der Gentechnik" kaum geeignet!

Wer sich namentlich freuen kann sollten die Grünen reale Bestimmungsmacht haben, dürfte der Islam sein, den sie ja auch namentlich mit erwähnt.
Da setzt sie sich schon mal vom CDU/CSU-Filz deutlich ab, der bei dieser Frage doch eher das Strickmuster verfolgt.
Radio Erwiwan sagt: Im Prinzip schon. Aber nur dann wenn Ostern, Pfingsten, Weihnachten in einem Schaltjahr noch dazu, auf einen Tag zusammenfällt.
Also beim Filz der großen Filzparteien (einschließlich CSPD) dürften die Islamisten wohl weniger zu erwarten haben.
Möglich, dass die Grünen auch auf diese Wählerklienten schielen, die andere Parteien eher "vernachlässigen".

Im Gegensatz zum Ansatz der de facto in der CSPD bedeutungslosen Laizisten (deren Ansatz mir in der Tat weit sinnvoller erscheint) verfolgt Frau Gote eher das Prinzip des "Pelz waschens ohne dabei nass zu werden".
Auch wenn die Grünen derzeit im Aufwind sein mögen, werden sie wohl kaum so stark werden, um eine Alleinherrschaft realisieren zu können. Sie sind letztendlich weiter auf Koalitionen angewiesen. Und da landet der Ansatz der Grünen eher im Bereich des zerredeten, des faktisch unwirksam werdenden.

Ich kreide es Frau Gote, das sei namentlich nochmals wiederholt, besonders negativ an, dass sie in ihren Reflexionen, zu den Themen etwa von Scientology und Zeugen Jehovas, eher nicht "Farbe bekennt".
Würde sie das nämlich tatsächlich tun, bedürfte ihre geschönte Weltsicht, wohl einer wesentlichen Korrektur.

Wer sonst nicht viel zu bieten hat, hat seit Bismarcks Tagen als Ersatz Religion zu offerieren. Ich kann nicht erkennen, dass die Grünen sich von dieser Linie unterscheiden würden.
Die staatliche Subventionierung der Religionsindustrie (und nur dieses Thema kann relevant sein.) Nicht aber ob einer wähnt, sein Elend nur in Religion ersäufen zu können.
Oder andere Ausgeflippte wähnen den Weg zum "Übermenschen" über die Schiene bestimmter Teile der Religionsindustrie zu finden).
Die diesbezügliche staatliche Subvention steht in merkwürdigen Kontrast, etwa zu der Knausrigkeit, welche sich in hiesigen Gefilden mit dem Begriff "Hartz IV" zu verbinden beliebt.

Wenn es schon nicht gelingt, diese Subventionierung der Religionsindustrie nennenswert zurückzufahren, obwohl dieser Luxus wahrlich nicht mehr zeitgemäß ist, dann muss schon die Frage der Verhinderung ihrer Ausweitung gestellt werden.
Ein exemplarisches Beispiel solcher Ausweitung stellen auch die ZJ-KdöR-Ambitionen dar. In Gesamtheit stellen auch die Grünen bei dieser Frage (aber nicht nur sie) beschämende Versager dar.
Ich kann nur hoffen, das sich die Situation nicht noch dergestalt zuspitzt, dass vielleicht bloß tumpe Neonazikreise den diesbezüglichen Rotstift anzusetzen bereit sind, dieweil die sogenannt demokratischen Filz-Filz-Filz-Superfilz-Parteien, wieder mal ihr klägliches Versagen unter Beweis stellen!

In einem Votum auf ihrer Webseite stellt sich Frau Gote gegen die Mehrheitsposition ihrer Partei, in dem "Kopftuchstreit".
Sie erteilt der These einer "neutralen" Schule eine Absage.
Solcherlei Aussagen sind dann in letzter Konsequenz, auch "Wasser auf die Mühlen der Zeugen Jehovas". Nicht das die nun unbedingt mit den Islamisten in Sachen Kopftuch wetteifern wollten. Das wohl weniger. Dafür um so mehr auch das Schulwesen als Missionsobjekt zu mißbrauchen. Und bei letzterem haben die Zeugen garantiert keine Skrupel.

In Sonderheit würde ich eine Klärung des Verhältnisses Grüne zu den Zeugen Jehovas als erforderlich ansehen.
Die Anhörung etwa in der Bremischen Bürgerschaft, könnte Material dafür liefern. Sehe ich mir die Webseite der Frau Gote an, herrscht bei ihr zum genannten Thema Bremen; auch zum Thema Zeugen Jehovas generell, das grosse Schweigen.
Ein bisschen zuviel Schweigen, für einen Religionspolitischen Sprecher.
.
Auch wenn sie denn die Gutsherren-Entscheidung der bayrischen Regierung, aufgrund der Machtverhältnisse, nicht verhindern konnte, bestände zumindest die Option, eine oppositionelle Stellungnahme dazu, zu Protokoll zu geben.
Auch davon hat man nichts vernommen.
Und ich unterstelle deshalb nichts vernommen, dieweil für Frau Gote auch die grössten Menschenrechtsverletzer, allesamt gut sind. Stören tun sie allenfalls die staatlich bezahlten Bischofsgehälter. Ist dieser Makel dann irgendwann mal beseitigt, ist auch die Welt für Frau Gote auf dem Religionssektor wieder "heil" dieweil der Schein gewahrt ist (dann).

Nun kann man wie bereits gesagt, die Grünen in Bayern nicht für das "durchwinken" des dortigen ZJ-KdöR-Anspruch haftbar machen (dieweil sie ja nicht an der Regierung derzeit beteiligt sind).

Aber wofür man sie sehr wohl mit haftbar machen kann, (zumindest ich mache es) ist ihr großes große Schweigen zum genannten Thema. Vielleicht auch mangels eigener Beschäftigung mit der Thematik.
Von Rücktrittsforderungen an die Adresse katholischer Bischöfe, kann man zwar bei ihr auch Kenntnis nehmen.
Was sie an der Catholica kritisiert, "gleich sie wieder durch Lobbyismus" zugunsten der Islamisten aus.
Selbige mögen in Bayern einen schwereren Stand als andernorts haben. Typische Gutsherrenmentalität, eben zugunsten der Catholica.
Fallweise auch dann der sich ähnliche Rechte einklagenden, wie eben die Zeugen Jehovas.

Mit ihren derzeit rund 10% Wähleranteil haben die Grünen in Bayern ohnehin noch nicht den Grad erreicht, dass sie wirklich was - außer Deklarationen - bewegen könnten. Aber es wird ja wohl noch weitere Wahlen geben. Etwa in diesem Jahr auch noch in Berlin.
Nun ist Frau Gote sicherlich nicht für Berlin zuständig. Aber das sage ich auch. Die eine "bremische Schwalbe" macht noch lange keinen Sommer, zumal sie zu allem Überfluss nicht besiegelt ist.
Für mich stellt sich sehr wohl persönlich die Frage der Wahlentscheidung im Herbst dieses Jahres in Berlin.
Da bin ich dann "ganz hin- und hergerissen" Von einer Grostadtregion erwarte ich nicht unbedingt, dass die ein sonderliches Interesse an der ZJ-Frage hätte. Das mag andernorts vielleicht stärker ausgeprägt sein (wenn überhaupt). Aber gesetzt die Grünen werden auch in Berlin stärker. Was folgt dann?

Eventuell ein Koalition mit der hiesigen CDU? Der Frau Künast würde ich diesbezügliche Ambitionen sehr wohl zutrauen.
Sollte sich diese Option anbahnen, dann werde ich es wohl vorziehen, meine Stimme nicht den Grünen zu geben (von einigen anderen erst gar nicht zu reden). Auch auf die Gefahr hin, bloß noch die Option einer unter 5% Partei zu haben (etwa einer welche das Thema Internet besonders favorisiert).
Jedenfalls können die Grünen, in ihrem derzeitigen Darstellungsradius, mich nicht überzeugen!
Schaun wir mal wie das sich so weiter entwickelt.

Zu letzterem, siehe:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,109899,111327#msg-111327

Um auf "Die Kirche" zurückzukommen.
Aber die Motivation für diesen Gastbeitrag seitens der Zeitung "Die Kirche" dürfte schon klar sein.
Die Laizisten aus der CSPD dürften wohl in der "Die Kirche" kaum, auch die Chance zu einem Gastbeitrag bekommen.
Dabei wirkt natürlich mit entscheidend hinein, dass die ignorante SPD-Führung der nur erneut das Wort Kurt Tucholskys unter die Nase zu reiben wäre, nichts von ihren Laizisten wissen will.
Ich kann nur hoffen. Es gibt zwei Alternativen in dieser Gememengelage.
Entweder die ignorante SPD-Führung ändert ihre Position dazu (wonach es keineswegs aussieht), oder der Wähler straft sie noch weiter ab, in Richtung schon jetzt zu beobachtender Bedeutungslosigkeit.
Zitat von Karl Marx in "Das Kapital":

Die Kirche von England
(als Beispiel) verzichtet eher auf 38 ihrer 39 Glaubensartikel, als denn auf ein 39ten Teil ihrer finanziellen Einkünfte.

Datum: 04. April 2011 12:13
Aus einem andernorts gelesen Votum vom 30. 3:

"Aus der Wahlanalyse des Willy-Brandt-Hauses
(Infratest-dimap) zu den Landtagswahlen vom vergangenen Sonntag geht hervor,
dass Bündnis90/Die Grünen bei den konfessionslosen Wählern in Baden-Württemberg
15 Prozentpunkte und in Rheinland-Pfalz 16 Prozentpunkte zugelegt haben. Zur SPD
sage ich in diesem Zusammenhang besser nichts..."

In der Tat! Der dieses Votum schrieb, gehört selber zur SPD.
Namentlich seinen letzten Satz kann man dann ja nur unterstreichen.
Zu der "Pfarrerpartei" CSPD im positiven Sinne "viel" zu sagen, wäre wohl vergebliche Liebesmüh!

In FDP-Kreisen sollen dann ja wohl personelle Konsequenzen anstehen (kaum aus freiwilligen Gründen).
Eine Freiwilligkeit kann auch der CSPD nicht unterstellt werden. Der Zug mit Ziel "abwärts" wird wohl seine Eigendynamik entwickeln (oder entwickeln müssen).

Das Lied vom Kompromiß
Manche tanzen manchmal wohl ein Tänzchen immer um den heißen Brei herum, kleine Schweine mit dem Ringelschwänzchen, Bullen mit erschrecklichem Gebrumm.
Freundlich schaun die Schwarzen und die Roten, die sich früher feindlich oft bedrohten. Jeder wartet, wer zuerst es wagt, bis der eine zu dem andern sagt:
"Schließen wir nen kleinen Kompromiß! Davon hat man keine Kümmernis. Einerseits - und andrerseits -, so ein Ding hat manchen Reiz...
Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß: Schließen wir nen kleinen Kompromiß! Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß: Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Seit November klingt nun dies Gavottchen. Früher tanzte man die Carmagnole. Doch Germania, das Erzkokottchen, wünscht, daß diesen Tanz der Teufel hol.
Rechts wird ganz wie früher lang gefackelt, links kommt Papa Ebert angewackelt. Wasch den Pelz, doch mache mich nicht naß! Und man sagt: "Du, Ebert, weißt du was:
"Schließen wir nen kleinen Kompromiß! Davon hat man keine Kümmernis. Einerseits - und andrerseits -, so ein Ding hat manchen Reiz...
Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß: Schließen wir nen kleinen Kompromiß! Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß: Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Seit November tanzt man Menuettchen, wo man schlagen, brennen, stürzen sollt. Heiter liegt der Bürger in dem Bettchen, die Regierung säuselt gar so hold.
Sind die alten Herrn auch rot bebändert, deshalb hat sich nichts bei uns geändert. Kommts, daß Ebert hin nach Holland geht, spricht er dort zu seiner Majestät:
"Schließen wir nen kleinen Kompromiß! Davon hat man keine Kümmernis. Einerseits - und andrerseits -, so ein Ding hat manchen Reiz...
Und durch Deutschland geht ein tiefer Riß. Dafür gibt es keinen Kompromiß! Und durch Deutschland geht ein tiefer Riß. Dafür gibt es keinen Kompromiß!

Kurt Tucholsky

Exkurs:

Historische Beispiele, was die opportunistische CSPD, die nur ihr Opportunismus und ansonsten (fast) nichts interessiert, alles nicht wissen will.

Beispiel Tertullian

Alfred Adam bescheinigt in seinem "Lehrbuch der Dogmengeschichte":

"Der zweite große Theologe der frühkatholischen Zeit ist Tertullian."

Karlheinz Deschner meint in seinem "Und abermals krähte der Hahn" ebenfalls, er sei

"der erste große lateinische Kirchenschriftsteller, der Schöpfer des institutionellen Kirchenbegriffs."

Und weiter Deschner, die Kirche sei

"für ihn nicht mehr nur eine Heils-, sondern auch eine Gesetzesanstalt, eine Institution der Disziplin, ja "ein militärischer Verband".

Nicht mit Unrecht habe man daher Tertullian den

"Begründer des Katholizismus genannt."

Aber:

"zu den zahlreichen Paradoxien der Kirchengeschichte gehört es, daß Tertullian kein Katholik geblieben ist. Er erkannte die Gefahr der durch Ihn begründeten institutionellen Kirchenauffassung und schwor der Orthodoxie im Alter ab. Er ging ins Lager der Montanisten über, aus dem rabiaten Ketzerbekämpfer wurde ein begeisterter Ketzer, aus dem fanatischen Verteidiger kirchlicher Traditionen ein glühender Gegner derselben."

Zum ideologischen Umfeld des Übertritts zu den Montanisten, gehört dann wohl auch das, was Martin Robbe in seinem

"Der Ursprung des Christentums" wie folgt zusammenfasst:

"Auch an anderen Orten lebte die Erwartung des baldigen Weltendes auf. In der Landschaft Pontus verkündete ein Bischof seiner Gemeinde die ihm zuteil gewordene Offenbarung, daß das Weltgericht innerhalb eines Jahres kommen werde, woraufhin alle ihr Hab und Gut verschleuderten, die Äcker brachliegen ließen und in Furcht und Zittern den jüngsten Tag erwarteten. In Syrien zog ein Bischof mit seiner Gemeinde in die Wüste, um den wiederkommenden Christus zu empfangen; sie verirrten sich, und nur eine Polizeistreife rettete sie vor dem Hungertode. Montanus und seine Gefährtinnen galten bei ihren Anhängern, deren Zahl trotz der Angriffe der offiziellen Kirche rasch wuchs, als die letzten und endgültigen Träger göttlicher Offenbarung. Sie sollten die Gläubigen unmittelbar in das neue Jerusalem führen, das als die Verwirklichung der himmlischen Ordnung verstanden wurde."

Und weiter Robbe:

"Die Montanisten setzten die Linie fort, die über die Essener zu den Begründern des Christentums geführt hatte. Aber bereits ihre Zeit und noch entschiedener die Nachwelt hat sie als Ketzer verurteilt, obgleich die offizielle Kirche den Montanisten entscheidende Grundzüge ihres Lehrgebäudes verdankt."

Also befand vor langen, langen Jahren Herr Tertullian (etwa 160 - 220 u. Z.):

 

 

dass die "wiedererweckten Heiligen auf dem Boden gesammelt würden, auf dem sie einst leiden mussten."

Diese seine Aussage wird etwa dem Jahre 207 zugeordnet, als er es vorzog dem Hauptstrom des Christentums,

dem er als Offiziersohn seit etwa 190 zugehörig war, doch wieder den Laufpass zu geben, zugunsten einer radikaleren Gruppe,

den Montanisten.
Über letztere notiert die Wikipedia unter anderem:

"In der phrygischen Ortschaft Pepuza würde das neue Jerusalem vom Himmel herabkommen, und hier sollte man auch gemeinsam den Anbruch des Tausendjährigen Reiches ...erwarten."

Diese These also hat es also auch Herrn Tertullian in seinen späteren Jahren angetan.
In seiner Schrift "Die Prozeßeinreden gegen die Häretiker" hatte er selbst noch kräftigst, auch gegen Montanus gewettert,

was aber nun, zum "Schnee von gestern" wurde.
In seiner Vor-Montanistischen Zeit, vertrat offenbar auch Tertullian andere Thesen.
Beleg dafür auch die Aussage in seiner Schrift
"Über die Auferstehung des Fleisches":

"Weil der Herr selbst in seinem Befehl, in der Stimme des Erzengels und in der Posaune Gottes herabsteigen wird vom Himmel und die in Christus Gestorbenen zuerst auferstehen werden. Dann werden wir, die wir noch leben, zugleich mit ihnen in die Wolken emporgehoben werden, Christus entgegen in die Luft, und so werden wir immerdar bei dem Herrn sein." ... Wo hat man sonst schon die Stimme eines Erzengels oder eine Posaune Gottes gehört, als nur in den Kammern der Häretiker?"

Pech für Herrn Tertullian, als Wanderer zwischen den Welten, dass sein "Nachruhm" dieserhalb etwas lädiert ist.

Christliche Kreise rechnen Herrn Tertullian, namentlich auch wegen seiner Schrift "Apologeticum" als zu ihren frühen "Sternen" gehörend.
Allerdings dann wohl nicht "alle" christlichen Kreise.
Zitat Wikipedia:

"In der Orthodoxen Kirche wird Tertullian teilweise als Quelle einer unguten theologischen Tendenz angesehen, die sich in Augustinus von Hippo fortsetzte und 1054 schließlich zum Bruch zwischen West- und Ostkirche führte."

Neben verschiedenen anderen "Verdiensten" darf Herr Tertullian sich wiederum nach der Wikipedia zitiert, auch dieses "Verdienst" zurechnen:

"Seine Thesen hatten auch Einfluss auf das Verschwinden des Theaterspiels aus Westeuropa im Frühmittelalter."

Kann man vielleicht sogar verstehen. Die Religionsindustrie liefert ja selbst genug Theater. Das muss halt die Konkurrenz "weggebissen" werden.

In seiner Schrift "Über die Schauspiele" postulierte Tertullian beispielsweise:

"Wenn wir in das Taufwasser hineinsteigen und, die Worte seines Gesetzes nachsprechend, den christlichen Glauben bekennen, so beteuern wir mit unserm eigenen Munde, dem Teufel, seiner Pracht und seinen Engeln entsagt zu haben."

Jenes von ihm postulierte Entsagen möchte er halt auf die Schauspiele mit angewendet wissen.
Mag man solcherart Argumentation auch als gewagt ansehen. Wie man sah fand er durchaus diesbezügliche Wiederkäuer.

Er meint zur Stützung seiner These auch noch anführen zu sollen:

"Das Theater ist eigentlich ein Heiligtum der Venus. In dieser Eigenschaft ist überhaupt erst diese Art von Bauwerken in die Welt eingeführt."

Und weiter in seiner kruden Philosophie:

"Aber Venus und Bacchus halten zusammen; sie sind ja beide böse Geister der Trunkenheit und Wollust, die miteinander in einer Verabredung und Verschwörung stehen. Daher ist das Theater der Venus auch ein Haus des Bacchus oder Liber."

Das alles will er dann auch noch auf den Sport übertragen wissen, und meint zu ihm:

"Ihrem Ursprunge nach sind sie (Wettkämpfe oder Sport) mit den Spielen verwandt."

Einen Kernsatz seiner Ausführungen kann man wohl in dem Satze sehen:

"Kein Schauspiel geht vor sich ohne starke geistige Erregung."

Genau, da dürfte "der Hund begraben liegen". Besagte "starke geistige Erregung", möchte er vorrangig für die eigene

Aberglaubensform kanalisiert wissen. Ergo muss diesbezügliche Konkurrenz "weggebissen" werden, in seiner Sicht.
Gemessen an diesem Hauptargument rangiert der von ihm auch vorgebrachte Vorhalt, eher zu einem Nebenargument:

"Wird uns nicht ebenso befohlen, jegliche Schamlosigkeit fernzuhalten? Auch hierin liegt für uns ein Verbot des Theaters, welches die Heimat und der Tummelplatz der Schamlosigkeit ist."

Auch dieser Satz sei noch zitiert, was er denn so als Alternative wähnt anpreisen zu sollen:

"Deine Zirkusspiele seien: Betrachte den Lauf der Welt, zähle die flüchtig dahineilenden Stunden und Zeiten, erwarte den Wendepunkt der Vollendung, verteidige die kirchlichen Genossenschaften, erwache beim Signal Gottes, erhebe dich bei der Posaune des Engels, setze deinen Ruhm in die Palme des Martyriums! ...
Welches Schauspiel für uns ist demnächst die Wiederkunft des Herrn, an den man dann glauben wird, der dann erhöht ist und triumphiert!"

Die Märtyrer haben es ihm dann wohl im besonderen angetan. Eine eigens "An die Märtyrer" betitelte Schrift,

beginnt dann schon mal mit der Einleitung:

"Mit der leiblichen Nahrung, welche Euch unsere Herrin und Mutter, die Kirche, aus ihrem Schoße sowie einzelne Eurer Mitbrüder aus ihren Privatmitteln in den Kerker bringen, empfanget, Gebenedeite, die Ihr zu Blutzeugen ausersehen seid, auch eine Gabe von mir zur Stärkung des Geistes."

Zu seiner von ihm postulierten "Geistesstärkung" sollen dann wohl auch nachfolgende Beispiele beitragen:

"Mucius verbrannte seine rechte Hand auf dem Opferaltar, damit diese seine Tat berühmt werde. Etwas Geringeres war es, was die Philosophen taten: Heraklit, der sich den Leib mit Kuhmist bestrich und sich verbrannte, ebenso Empedokles, der in die Flammen des Berges Ätna hinabsprang, und Peregrinus, der vor nicht langer Zeit sich dem Scheiterhaufen überlieferte, da ja auch schon Frauen die Feuerflammen verachtet haben, nämlich Dido, als sie, nachdem sie einen andern geliebt, zum Heiraten gezwungen wurde, und die Gattin des Hasdrubal, welche, als Karthago schon in Flammen stand, mit ihren Kindern in das Feuermeer ihrer brennenden Vaterstadt eilte, um nicht ihren Mann vor Scipio als einen um Gnade Flehenden sehen zu müssen, Regulus, der von den Karthagern gefangene römische Feldherr, wollte nicht, er als einzelner, gegen viele kriegsgefangene Karthager ausgetauscht werden, sondern zog es vor, sich den Feinden zurückgeben zu lassen, und erduldete, in eine Art Kasten gepreßt und von außen allseitig mit Nägeln durchbohrt, ebenso viele Kreuzesqualen. Was die wilden Tiere anlangt, so hat ein Weib sehr danach begehrt und noch nach schlimmeren als Stier und wilder Bär, nämlich Nattern, welche Kleopatra sich ansetzte, um nicht in die Hände ihres Feindes zu fallen. Indessen die Furcht vor dem Tode ist nicht so groß als die vor der Folter."

Sein Rigorismus kommt auch in seiner Schrift "Über das Fliehen in der Verfolgung" zum Ausdruck,

welche er grundsätzlich verneint, als mit Gottes Zulassung deutet, und auch etwa Vermeidung, etwa via Bestechungsversuche, verneint.
Im Kontrast dazu läßt das Verhalten von Zeugen Jehovas, in der Wehrdienstfrage in Mexiko, dann wohl grüssen.

Herr Tertullian hatte auch noch eine ganze Reihe anderer "Events" auf Lager. Wie z. B. dieses:

"Sein Verbot der Wiederheirat nach dem Tod des Partners".

In seiner wohl der Montanischen Phase zuortbaren Schrift "Über die einmalige Ehe",

meint er diese unter anderem wie folgt begründen zu sollen:

"Hat indes der Herr vorbereitende Aussprüche getan. Wenn er nämlich sagt: "Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es noch nicht tragen; wenn aber der Heilige Geist kommt, der wird euch in alle Wahrheit einführen", so gibt er hinlänglich zum voraus zu verstehen, daß derselbe manches bringen werde, was, weil früher noch nicht gesagt, für neu und manchmal als drückende Last - eben darum war es noch nicht bekannt gegeben - würde gelten können."

Vielleicht darf man auch diese These seinem vielgepriesenen Lobgesang auf das Märtyrertum, im weiteren Sinne zuordnen.

Letztendlich wohl auch dem Bereich der Endzeit-Naherwartung zuschlagbar, welche bei den Montanisten besonders hoch im Kurs stand.

Dafür steht dann wohl auch sein Satz:

"Wenn wir aber an eine Auferstehung der Toten glauben, so bleiben wir sicher denen verpflichtet, mit welchen wir auferstehen werden, um gegenseitige Rechenschaft abzulegen."

In seiner Schrift "Über die Aufforderung zur Keuschheit" kann man von ihm auch die markigen Worte vernehmen:

"Es kommt auch vor, daß Christen, für die es doch kein Morgen gibt, auf Nachkommenschaft bedacht sind. Leibeserben sollte der Knecht Gottes sich wüschen, er, der sich selbst zum Enterbten vor der Welt gemacht hat!? ... Die Christen vor die Löwen! Solche Rufe sind es, welche die zu hören wünschen, die nach Kindern verlangen."

In "Die zwei Bücher an seine Frau" liest man dann:

"Ich (Tertullian) schreibe Dir (seiner Gattin) also vor, nach meinem Hinscheiden mit aller Enthaltsamkeit, deren Du fähig bist, jeder ehelichen Verbindung zu entsagen."

Angesichts solcher Thesen ist es dann in der Tat nicht mehr weit, zu der eines Herrn Rutherford, mit dem Heiraten bis "nach" Harmagedon zu warten.

Markant auch seine Forderung in:
"Über die Verschleierung der Jungfrauen"

"Will ich nun auch ... den Beweis führen, dass sich unsere Jungfrauen von dem Zeitpunkt an, wo sie die Grenze dieser ihrer Alterstufe überschritten haben, verschleiern müssen."

Und da fühlen sich mancherlei christliche Pharisäer der Neuzeit, auch dazu berufen, mit dem Finger auf islamistische Kreise hinzuzeigen.
Soll man über letzteres nun weinen? Oder doch lieber lachen?
Auch dieses Argument findet man bei ihm, wer denn vielleicht damit liebäugelt, seinen Rigorismus so nicht zu befolgen:

"Es werden Euch die heidnischen Frauen Arabiens beschämen, welche nicht bloss ihr Haupt, sondern auch das ganze Gesicht derart verhüllen, dass es ihnen genügt, wenn sie ein einziges Auge frei haben und die lieber das Licht nur halb geniessen, als ihr ganzes Antlitz prostituieren."

Der im Englischsprachigen Raum zum Thema Zeugen Jehovas publizierende James Beverly, meint jedenfalls ausrufen zu sollen;

"Lest in einer ruhigen Minute einmal nach, was er (Tertullian) "Über die Kleidung der Frauen" und "Bescheidenheit" schrieb und stellt dann fest, wie sehr manche unserer Redner ihm und nicht Jesus oder Paulus gleichen."

In seiner Schrift "Über den weiblichen Putz", kann man etwa den "argumentativem" Satz lesen:

"Konnte er (Gott) nicht auch purpurrote oder stahlblaue Schafe erschaffen? Wenn er es vermochte [und nicht tat], so hat er es eben nicht gewollt; was Gott aber nicht machen wollte, das darf man auch nicht machen."

Weiter meinte Herr Tertullian:

"Zur vollkommenen, d.h. christlichen Sittlichkeit, müßt Ihr wissen, gehört, daß man nicht nur niemals wünsche, ein Gegenstand des Verlangens zu werden, sondern dies sogar verabscheue."

Dann war er wohl selbst, in seiner Lesart, solch ein "vollkommenes" Exemplar. Jedenfalls Grund zum Abscheu lieferte er übergenug.
Alsbald weis er weiter zu belehren:

"Denn er ist es, gegen den diejenigen fehlen, welche sich die Haut mit Salben einreiben, die Wangen durch Schminke entstellen, die Augenbrauen durch Schwärze verlängern. Natürlich, ihnen mißfällt das Gebilde Gottes; natürlich, sie bekritteln sich damit selbst und tadeln den Schöpfer aller Dinge.
Die Mittel dazu entlehnen sie natürlich von einem rivalisierenden Künstler; der aber ist der Teufel."

Weiter fragt er:

"Ist das die Unverweslichkeit, mit der wir fürs neue Haus des Herrn überkleidet werden sollen, welche durch die Dreieinigkeit uns verheißen ist?"

Hier also kommt sie mit vor, die These von der Dreieinigkeit, das nur so am Rande mit notiert.
Der Kirchenhistoriker Nigg bescheinigt ihm desweiteren:

"Während noch Tertullian die einschneidende Frage aufwarf, "was haben Jerusalem und Athen miteinander zu tun?", hielt Origenes das Studium der griechischen Philosophie "auch für sich selbst für sehr notwendig", so daß "er sich ständig mit Plato beschäftigte".

Bemerkenswert empfand ich in einem katholischen Zeitschriften-Aufsatz (Klerusblatt 1953, Aufsatz von einem Herrn Raimund Vatter)

 auch die Angabe:

"In ähnlicher Weise fertigen die Zeugen Jehovas die Schrifttexte ab, die von katholischer Seite zum Beweis des Dogmas von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit angeführt werden. Sie sind nach ihrer Meinung von den Religionisten in die Schrift eingeschmuggelt oder aber falsch ausgelegt worden.
Ein Religionist namens Tertullian und ein Geistlicher namens Theophilus haben die Lehre von der Dreieinigkeit erfunden."

Nun kann und möchte ich mich nicht in das Gebiet der Dreieinigkeitslehre - diesem theologischen Schrott

aus dem verschimmelten Hinterhofkeller - verirren. Ich muss also schon die Verantwortung für die zitierte Aussage,

den katholischen Herrschaften selbst überlassen.
Sollte sie indes zutreffend sein, hätte besagter Herr Tertullian wohl auch eine "Aktie"

an der von den Zeugen Jehovas bekanntermaßen, nicht geliebten Dreieinigkeitslehre.
Möglicherweise muss man seine Schrift "Gegen Praxeas" als eine polemische

namentlich zum Thema Dreieinigkeitslehre ansehen, etwa wenn darin einleitend die Sätze zum besten gegeben werden:

"Der Teufel hat die Wahrheit auf gar verschiedene Weise bekämpft. Er liebt es manchmal, sie durch Verteidigen zu schädigen. Er behauptet einen einzigen Herrgott, allmächtigen Schöpfer der Welt ---- um in betreff dieses einzigen eine Häresie hervorzurufen, und sagt, der Vater selbst sei in die Jungfrau herabgestiegen, aus ihr geboren, habe gelitten, mit einem Wort, er selbst sei Jesus Christus."

Oder auch den nebulösen Satz in selbiger Schrift:

"Wenn Dich in der Trinität noch immer die Mehrzahl ärgert, weil sie zur einfachen Einheit nicht passe, so frage ich, wie kann der Einzige und Einpersönliche in der Mehrheit sprechen: "Lasset uns den Menschen machen nach unserm Bilde und Gleichnisse", da er doch hätte sagen müssen: Ich will den Menschen machen nach meinem Bilde und Gleichnisse!?"

Weiter meint er postulieren zu sollen:

"Aber in der Weise an die Einheit Gottes zu glauben, dass man ihm keinen Sohn und dem Sohne keinen hl. Geist beigeben will, das entspricht dem Glauben der Juden. Was für einen Unterschied zwischen ihnen und uns gäbe es denn sonst noch, wenn nicht diesen?"

Ergo kann die Trinitätslehre in der Motivation ihrer ersten Macher, als Abgrenzungselement gegenüber dem Judentum gesehen werden.

Er redet desweiteren in dieser Schrift von "gewissen Häretikern" mit denen er sich halt auseinandersetzt,

und nennt dabei auch ausdrücklich die Marcioniten.

Noch an einer weiteren von den Zeugen Jehovas nicht geliebten Lehre, hat er dann wohl einen Anteil.
In dem 1916 erschienenen Buch von Siegmund Linde, "Der vermeintliche Opfertod Jesu im Lichte der Evangelien." (S. 23, 24)  liest man auch die Sätze:

"Im Orient und in Griechenland existieren die Worte Kreuz und Kreuzigung nicht; überall hieß es 'an den Pfahl hängen'. ... Der Erfinder des festgefügten Kreuzes mit Querbalken ist Tertullian, der absolut wollte, dass Jesus nicht wie die vielen Tausende seiner Leidensgenossen an den einfachen Baum oder Marterpfahl gebunden wurde, sondern auf besondere Art gekreuzigt sein müsse."

Auch und besonders, beim Thema Wehrdienst, ist Herr Tertullian dann in die Geschichte eingegangen, wofür auch die Einschätzung steht:

"Kein christlicher Schriftsteller des Altertums hat so scharf den Militarismus bekämpft, wie dieser temperamentvolle Apologet, der selbst Offizierssohn war."

Diese Position soll nach Meinhold dann aber erst in seiner Montanistischen Phase akut geworden sein. Zur Erinnerung nochmals. Das war jener weltfremde Verein, welcher da auf seine wundersame Entrückung in Pepuzia wartete. Und wenn sie dann nicht gestorben sind (was wohl inzwischen doch der Fall sein dürfte), dann warten sie noch heute.
Da passt dann wohl Herr Tertullian als verschärfender Ideenlieferant mit hinzu.
Zitat Peter Meinhold:

"Tertullian ... der in seiner katholischen Zeit zwar das Vorhandensein christlicher Soldaten im Heer zur Verteidigung des Christentums benutzt, aber nach seiner Trennung von der katholischen Kirche und in seiner montanistischen Zeit auf das schärfste den christlichen Soldaten verurteilt. Man kann, so spricht er in der Schrift "Vom Kranze des Soldaten" aus, überhaupt keinem ändern Herrn den Fahneneid leisten als Christus allein."

Sieht man sich seine genannte Schrift "Vom Kranze des Soldaten" näher an, bleibt ein eher zwiespältiger Eindruck zurück.
Einleitend meint er folgende Episode zum besten geben zu sollen, die auch zugleich das Hauptgerüst seiner Ausführungen darstellt:

"Kürzlich trug es sich zu, daß die von unsern erhabensten Kaisern bewilligte Geldspende im Lager zur Auszahlung kam. Die Soldaten traten mit Lorbeer bekränzt hinzu. Einer, mehr ein Soldat Gottes und standhafter als seine übrigen Kameraden, die sich vermaßen, zweien Herren dienen zu können, stach, als der einzige im bloßen Kopfe, den Kranz in der müßigen Hand, rühmlich von den andern ab, indem er schon in dieser Taktik den Christen kundgab."

Namentlich genannter Lorberkranz als ein für ihn "Stein des Anstoßes" hat es ihm besonders angetan.
Über selbigem schreibt er dann noch:

"Ich will zuerst über den Kranz selbst sprechen. Lorbeerkränze wie der in Rede stehende sind dem Apollo und dem Bacchus heilig".

Ergo ortet er das ganze dem von ihm verabscheuten "Götzendienst" zu.
Auch wenn er sich desweiteren zu der These durchringt, man könne und solle nicht zwei Herren dienen.

Und als solch einen Konfliktfall den Soldatenstand bewertet, so hat er dennoch durch seine eigenen Ausführungen eingeräumt,

das es sehr wohl Christen in der kaiserlichen Armee gab.
Er hätte es nun gerne, die würden alle ein ähnliches Spektakulum der Verweigerung des Anlegens von Lorberkränzen veranstalten.
Da es nun solch einen zu seiner Kenntnis gelangten Fall gab, fühlt er sich bemüßigt,  diesen und dessen Folgewirkungen dann noch mit den Sätzen zu kommentieren:

"bekränzt durch die Anwartschaft des Martyriums, so erwartet er (sein Fallbeispiel) im Kerker die Spende Christi."

So so! Weiter sein Kommentar:

"Da werden denn nun Urteile über ihn laut - ich weiß nicht einmal, waren es solche von Christen; denn die der Heiden klangen nicht anders.

Wahrhaftig, es fehlt weiter nichts mehr, als daß sie noch darauf ausgehen, auch das Martyrium abzuschaffen."

Ergo Abschaffung des Märtyriums ist für ihn offenbar das eigentliche Schreckgespenst!

Nun hat also der "Wachtturm" vom 15. 7. 1961 in einem Artikel zum Thema Blut, erneut Herrn Tertullian entdeckt.

Kaum verwunderlicherweise hat es dem WT auch angetan, dass Herr Tertullian sich auch wörtlich gegen das Essen von Blutwurst aussprach.

Was Herr Terullian dann noch so "alles auf dem Kasten hat" wovon vorstehend einiges genannt wurde, darüber indes, redet der WT nicht.
Und was die Tertullian'sche Aussage, keine Blutwurst zu essen, anbelangt, hat sie Herbert Weber in seiner ZJ-Dissertation  wohl zutreffend charakterisiert mit der Wertung:

"Die Grundlage der Praxis auf die sich Tertullian ... beruft, ist folgende: Blutopfer waren bei den Römern üblich. Blut hatte bei den Römern eine magische Bedeutung. Um sich von diesen abscheulichen Praktiken zu distanzieren, lehnten manche Christen jeden Blutgenuss ab. Interessant ist dabei, dass es sich nie auf ihre Heilige Schrift beriefen. Es gibt auch keine Hinweis, dass Christen wegen Blutgenuss vor ein Rechtskomitee zitiert wurden."

WTG-Kreise werden Weber vielleicht mit den bekannten Bibelstellen zum Thema Blut widersprechen.

Gleichwohl hat Weber richtig festgestellt. Just auf jene Bibelstellen beruft Tertullian sich eben nicht.
Wie immer man sich in diesem Streit auch positioniert, bleibt desweiteren der Umstand bestehen,  dass WTG-Kreise sich in Sachen Tertullian nur die vermeintlichen "Rosinen" herauspicken.
Zusammenfassend kann man sich bei diesem Thema auch der Wertung von Holbach anschließen:

"Dann höre man sich an, was die ersten Kirchenväter sagen, und man wird sehen, daß ihre Moral mit der Erhaltung und Macht eines Staates völlig unvereinbar ist.
Man wird erfahren, daß nach Lactantius kein Mensch Soldat sein darf, daß nach dem heiligen Justinus kein Mensch sich verheiraten darf, daß nach Tertullian kein Mensch Beamter sein darf, daß nach dem heiligen Chrysostomus niemand Handel treiben, daß vielen anderen zufolge niemand studieren soll. Vereinigt man schließlich diese Grundsätze mit denen des Welterlösers, so wird sich daraus ergeben, daß ein Christ, der nach Vollkommenheit strebt, wie er soll, das nutzloseste Glied seines Landes, seiner Familie und seiner ganzen Umgebung ist. Er ist ein müßiger Grübler, der nur ans Jenseits denkt, mit den Interessen dieser Erde nichts gemein hat und nichts inniger ersehnt, als sie schnell zu verlassen."

Siehe auch:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tertullian

http://www.tertullian.org/articles/kempten_bkv/index.htm

Zum fallweisen weiterlesen "bei Bedarf" aus der Unmenge einschlägiger Texte, siehe unter anderem:

http://www.unifr.ch/bkv/awerk.htm

Historisches Beispiel Nummer zwei

"In die Elbe werfen"

Man schrieb das Jahr 1934. Der Stern der sogenannten "Deutschen Christen" in Hitlerdeutschland, war bereits mächtig im Sinken begriffen.

Hitler hatte sie zwar 1933 noch als politische Mehrheitsbeschaffer benötigt. Das aber war nun schon Vergangenheit. Einige seiner Mitkämpfer - etwa Alfred Rosenberg - waren über die zeitweilige Protegierung der "Deutschen Christen", ohnehin nicht sonderlich glücklich.

Sie ordneten sich allenfalls der Parteiräson unter.
Als besagte Parteiräson dieses nicht mehr zwingend erforderte, pflegten sie dann aus ihrem Herzen auch

nicht länger eine Mördergrube mehr zu machen.
Hätten besagte "Deutsche Christen" weiter "Erfolge" eingefahren, sähe es vielleicht anders aus.

Aber das Jahr 1934 war auch eines ihrer Misserfolgsjahre.
Ein hehres Ziel der "Deutschen Christen", die Schaffung einer Art protestantischen Einheitskirche.

Und mit den dabei Widerstrebenden ging man garantiert nicht fein um.

Das mussten dann auch die evangelischen Bischöfe von Württemberg und Bayern erfahren, als sie mittels eines von den "Deutschen Christen" organisierten Rollkommandos ihrer Ämter enthoben und sogar unter Hausarrest gestellt wurden.
Hitler höchstpersönlich erlöste sie aus dieser mißlichen Lage, obwohl damit die "Deutschen Christen"

mit ihrer gescheiterten Politik vor aller Welt als blamiert da standen. Das tat Hitler sicherlich nicht,

weil er nun ein Fan der Bekennenden Kirche geworden wäre. Das war er mit Sicherheit nicht. Er wollte eigentlich nur eines: Ruhe im Land.
Und er musste aber auch sehen, mit der ersehnten Ruhe wird es nichts, machen die "Deutschen Christen" weiter so wie bisher.

Er befand sich nun in der Zwangslage des "Zauberlehrlings", der die "Geister die er rief - auch nicht mehr los wurde."

In dieser Gemengelage befand die NSDAP, die Zeiten der Protegierung einer bestimmten Religion,

eben der "Deutschen Christen" seien nunmehr vorbei. Und Konkurrenz könne das "Geschäft beleben".
Ergo schlug nun die Stunde der Konkurrenz, in die Geschichte besonders unter dem Begriff "Deutschglauben" eingegangen.

Selbige machten der Kirche, sowohl der "Bekennenden Kirche" als auch den "Deutschen Christen" arg zu schaffen,

als sie zwar einerseits "Religion" sein wollten, andererseits aber nicht unbedingt "christliche Religion".
Und da die NSDAP sich in diesen Disputen auf die Position eines vermeintlich "neutralen Zuschauers" zurück gezogen hatte,

war der Frust in den konventionellen christlichen Kreisen, darüber nicht zu übersehen.
Eine ganze Reihe zeitgenössischer Publikationen kündet auch davon.
Einer der da so mit publizierte, Johannes Witte sein Name. Personengleich Professor für Allg. Religionsgeschichte und Missionswissenschaft

an der Universität Berlin, publizierte 1934 im Verlag des Evangelischen Preßverband für Deutschland eine Schrift mit dem

aus heutiger Sicht eher etwas sperrigen Titel "Der Weltheiland und das artgemäße Christentum".

Aber die Tendenz in ihr war schon klar. Auch Witte sah sich nun durch die Deutschgläubigen herausgefordert.
Als gestandener Professor sucht er nun in ausgewählten Worten "ihnen das Wasser abzugraben".

Ob es gelang oder nicht, sei mal völlig dahingestellt.
Ein Satz nur aus der Charakteristik von Witte;

"Hauer, Bergmann und Rosenberg lassen also Christus irgendwie als religiösen Heros gelten, der uns in manchem anregen kann.

Aber dieser ihr Christus ist nicht der Christus des Neuen Testaments, und das Christentum lehnen sie ab.

Auch sie fordern einen deutschen, artgemäßen Glauben, der mit biblischen, christlichen Glauben nichts gemein hat." (S. 5).

Das war also die Sachlage, wie sie sich auch ihm darstellte.
Damit hatte Witte aber noch kein Rezept geliefert, wie er denn wähnte, nun den "Deutschgläubigen" das "Wasser abdrehen zu können".
Seinen diesbezüglichen Vorstellungen kann man etwa auf Seite 44 seiner Ausführungen begegnen.
Da liest man dann einige Sätze, welche man heutzutage aus Theologenmund eher wenig bis nicht zu hören bekommt.
Etwa den:  Aber im übrigen ist für Luther die Bibel durchaus ein menschliches Buch mit vielen menschlichen Irrtümern.

Luthers Urteile über den Jakobusbrief   (er sei eine stroherne Epistel)

und über die Offenbarung Johannis  (er würfe sie am liebsten in die Elbe)

sind bekannt. Von den Büchern der Chronika sagt er,
sie seien nichts als ein Kalender der Juden, die Königsbücher demgegenüber viel glaubwürdiger.

Die Propheten hätten oftmals geirrt, Jesaias habe viel durcheinander gemengt

.Und dazu kommentiert Witte dann seinerseits:

Diese geniale Haltung Luthers zur Bibel verstanden nicht einmal seine eigenen, damaligen Mitarbeiter ganz.

Luther klagt darüber, daß diese aus der Bibel einen papiernen Papst machten. So kam die unheilvolle Verbalinspiration auf, die Lehre, daß jedes Wort der Bibel in gleicher Weise vom Heiligen Geist eingegeben worden sei. Diese Lehre wirkt bis heute in der Kirche verderblich nach.

Hört hört! Mag man dazu nur sagen.
Weiter Witte:

Die Kirche wagt selbst heute noch nicht, die wahrhaft deutsche, lutherische Bibelauffassung freimütig zu verkündigen.

So trifft denn die Pfarrer der schwere Vorwurf, sie sagten nicht ehrlich, was sie dächten, aus Furcht vor gewissen "Frommen"!
Unsere Theologen lernen heute auf der Universität alle eine Bibelauffassung, die nicht die Verbalinspiration vertritt,

aber leider sagen das viele als Pfarrer ihren Gemeinden dann so nicht.

Und zur "Auflockerung" seines Textes merkt Witte dann noch an:

Einer meiner Lehrer, ein positiver Theologe, hat als Professor uns Studenten ein richtiges, geschichtliches Verständnis der Bibel gelehrt.

Aber er hat uns zugleich gemahnt, wir dürften das später als Pfarrer unseren Gemeinden so nicht sagen.

Die Gemeinden seien dazu noch nicht reif!

Dazu kommentiert er:

Das ist ein verhängnisvoller Standpunkt. Wann sollen denn unsere Gemeinden die Wahrheit Luthers über die Bibel erfahren?
Heute, 400 Jahre nach der Reformation sollten sie dafür noch nicht reif sein?
Christen mit so hoher Schulbildung und kultureller Reife, wie es die Deutschen heute sind?!
Sie erfahren es ja doch. Denn die Ergebnisse der geschichtlichen Erforschung der Bibel  durch unsere deutsche wissenschaftliche Theologie sind ja doch längst in weitestem Kreisen bekannt geworden. Aber da viele Pfarrer sie ihren Gemeinden nicht gesagt haben,  sind unfromme Menschen gekommen und haben respektlos und höhnisch die "Menschlichkeiten"  der Bibel in unserem Volke bekannt gemacht.

Und in Hinblick auf die von ihm wahrgenommene Konkurrenz der "Deutschgläubigen" ist sein Kommentar dann

So rächt sich das heute bitter, daß die Kirchen nicht längst die wirkliche lutherische Bibelauffassung und  die völlig gesicherten Ergebnisse der modernen, wissenschaftlichen Bibelforschung den Gemeinden  in der breitesten Öffentlichkeit bekannt gegeben haben.

Nun kann es nicht meine Aufgabe sein zu bewerten, ob da jener Theologieprofessor korrekt oder weniger korrekt zitiert hat.

Für letzteren Umstand scheint zu sprechen, dass Luther mit seiner markigen Aussage eher auch auf das apokalyptisch gestimmte Buch Esra  bezug nahm.
Man vergleiche beispielsweise den Snippet-Text der Google-Buch-Suche. Etwa dieses Detailzitat aus einem 1976 erschienen Buch:

"Im wesentlichen sind es drei Gründe, die zur Ablehnung der Offenbarung des Johannes bei Luther führen: Einmal seien die ...  Esra gleichstellt, das er - wie er einmal in den Tischreden sagte - am liebsten »in die Elbe« werfen würde. ..."

Siegfried Schulz: Die Mitte der Schrift: d. Frühkatholizismus im Neuen Testament als ...
http://www.google.de/search?num=100&hl=de&newwindow=1&tbo=1&tbm=bks&q=Luther+Offenbarung+

Elbe+werfen&btnG=Suche&aq=f&aqi=&aql=&oq=
Gunkel notiert zum Thema

Das wegwerfende Urteil Luthers, der den Träumer bekanntlich in die Elbe werfen wollte, erklärt sich daraus,  daß es sich für Luther darum handelte, ob er die Offenbarungen des Buches glauben solle oder nicht.

Hermann Gunkel: "Der Prophet Esra (IV Esra)"
Luther überträgt seine Negativwertung offenbar auch auf die Offenbarung Johannes,  unabhängig davon ob das drastische Zitat von "in die Elbe werfen" mit verwandt wurde oder nicht.
Man kann sich also auf den Faktor der Negativwertung beschränken, worüber in der Tat nachzudenken wäre!
In späteren Jahren, namentlich nach Kriegsausbruch, traten diese Dispute etwas zurück. Nach Kriegsende waren es besonders die Amerikaner, welche ihrem Hätschelkind Religion neues Leben einhauchten.
Diese Phase hat Witte dann ja nicht mehr miterlebt. Sein Todesjahr wird mit 1945 genannt.
Zurückkehrend zur Nazizeit.
Ohne Zweifel praktizierten die Deutschgläubigen ein ziemlich aggressives Auftreten. Das ging dann bis zu der lautstark verkündeten Forderung Staatskirche, möglichst noch alleinige Staatskirche, in Deutschland werden zu wollen. Damit hatten sie dann ja etliche andere kirchliche Kreise aufgeschreckt, die selbiges auch werden wollten (teilweise in der Geschichte auch schon mal waren).
Es verwundert daher durchaus nicht, dass die katholische Kirche mit zu den so Aufgeschreckten gehört, und ihrerseits "gegenzusteuern" sucht. Ein Beispiel dafür lieferte auch der katholische Bischof Conrad Gröber in seiner 1935 erschienenen Schrift mit dem Titel:
Nationalkirche? Ein aufklärendes Wort zur Wahrung des konfessionellen Friedens"
Gröber zieht sich in der, eher auf die "weinerliche" Position zurück.
Schon einleitend sieht er sich zu der Feststellung veranlaßt:

"Es liegt wie eine dunkle Ahnung über dem deutschen katholischen Volk. Die Auseinandersetzungen  in der protestantischen deutschen Kirche beklemmen mit ihren auffälligen Vorgängen und unsicheren Zielen auch uns. Manche vermuten und befürchten bereits, daß es nur ein Anfang ist, aber noch lange kein Ende. Ob nicht auch die Katholiken in absehbarer Zeit unter die rollende Walze der religiösen Gleichschaltung geraten?" (S. 1)

Oder auch diese Feststellung:

"In Wirklichkeit gehen also die derzeitigen Bestrebungen nach einer Kirche nationalbegrenzter Art nicht von Christlichen Grundlagen aus,  sondern von Gesichtspunkten die dem Christentum geradezu wesenhaft widersprechen. Es legt sich sogar bei den Christen beider Konfessionen der Gedanke in recht schmerzlicher Nähe, daß auch eine christliche Nationalkirche nicht etwa ein Endziel sondern nur eine Zwischenstation zu einem noch verkappten Endziel darstelle, das vom Christentum überhaupt nichts mehr weiß, oder höchstens eine trügerische Schule ist ohne eigentlichen christlichen Kern. Sollte vielleicht hier der verächtliche halbwahre Satz des alten Materialisten Ludwig Feuerbach vom Jahre 1848 nachklingen:
"Der Heide ist Patriot, der Christ Kosmopolit"?
(S. 30)

In seiner Bestandsbeschreíbung, dürfte Gröber weitgehend mit anderen christlichen Kritikern der "Deutschgläubigen" übereinstimmen.

Aber die "Gretchenfrage" ist nun auch für ihn, wie diesen denn "das Wasser abgedreht werden kann." Welchen Weg der Kritiker Witte dabei favorisierte, wurde bereits ausgeführt. Hier aber setzt Gröber andere Akzente, die schon weiter oben mit der Vokabel "weinerlich" umschrieben wurden. Er hält es eher mit dem Grundsatz, sich den Nazis als der "bessere Partner" anzudienen.
Dafür stehen dann auch seine Aussagen:

"Oder haben wir sonst einmal der staatlichen Autorität den schuldigen Gehorsam verweigert? Wer diesen Einwand erhebt,  der kennt das Wesen und die Vorschriften unserer Kirche, die Geschichte der deutschen Katholiken und die Kundgebungen des führenden deutschen Episkopates in den vergangenen Jahrzehnten bis in die letzten Wochen hinein nicht." (S. 61).

Und weiter Gröber:

"Weder im ungerechten Kulturkampf noch später sind wir Staatsfeinde und Umstürzler gewesen.

Es gibt sogar einen von der Kirche verurteilten Satz, daß es gestattet sei, den rechtmäßigen Fürsten den Gehorsam zu verweigern oder ein vom Staatsoberhaupt erlassenes Gesetz auch ohne rechtmäßigen Grund zu boykottieren.
Oder haben wir Katholiken etwa die Volkswirtschaft in Trägheit oder durch Mangel an strebsamer Initiative unterbunden, das öffentliche Vermögen verkürzt und verschlendert, die sozialen Grundsätze der Gerechtigkeit und Nächstenliebe verletzt, die Ehen theoretisch und praktisch unterwühlt und den Kindersegen der Familien verhindert oder gemindert? Die Statistik gibt hier eine eindeutige und nicht ruhmlose Antwort."
(S. 62)

In diesem Stile entwickelt er dann noch einige weitere Gedankengänge, die alle in dem de facto-Ausruf gipfeln. Eigentlich müssten uns doch die Nazis als die "besseren Partner" ansehen. Dieweil das eben so nicht sei, darin sieht er eine gewisse Tragik, die aufzulösen auch er sich bemüht.
Und siehe da, sogar die Zeugen Jehovas baut er unter deren Vorgängernamen Bibelforscher noch mit in seine Argumentation ein.
Mit dem diesbezüglichen Zitat (S. 65), mag denn diese Betrachtung ihr Ende finden:

" Aber vielleicht liegt in unserem ganzen Glaubens- und Kirchenwesen etwa, wogegen man einschreiten muß,  wie etwa gegen die Bibelforscher und ähnliche verbotene Sekten. Demgegenüber stellen wir öffentlich fest, daß es bis jetzt noch niemandem gelang, eine unserer Glaubens- und Sittenlehren als volksfeindlich zu brandmarken."

Exkurs Deutschglauben:
"Götterdämmerung"
Franz von Papen (welcher es im Naziregime zeitweilig bis zu seiner "Marburger Rede", welche bürgerliche Freiheiten einforderte, die jenes Regime eben nicht gewährte).
Papen der also zeitweilig im Naziregime den Posten des Vizekanzlers bekleidete, in seinem Buch "Der Wahrheit eine Gasse":

"Ich hatte den Eindruck, daß in vielen Dingen, so vor allem in seinem Verhältnis zu den christlichen Kirchen, der beständige Druck seiner radikalen Umgebung - insbesondere von Goebbels - langsam eine Meinungsänderung bei ihm (Hitler) hervorrufe.
Wenn ich damals mit ihm über Rosenberg und dessen "Mythos" sprach, machte er diesen Apostel eines neuen Glaubens so lächerlich, daß mir schien, von dieser Seite werde nie eine Gefahr drohen.
Bereitwilligst unterstützte er meine Anregungen, die Rechte der christlichen Kirchen durch Sonderverträge sicherzustellen.

Er tat es in Kenntnis des entschiedenen Widerstandes zahlreicher Parteifreunde gegen jedes Privileg für die Kirche. Er wußte auch, daß dieser Widerstand um so stärker werden würde, je weiter er den Kreis der jetzt in Massen zu ihm stoßenden "bekehrten" Sozialdemokraten und Kommunisten zog. So gelangte ich zu der Überzeugung, man werde ihn in kirchlichen Fragen von dem radikalen Parteiklüngel trennen können."

Die Geschichte hat dann die Antwort gegeben, was v. Papen als seine "Überzeugung" bezeichnet, trat je länger, je mehr, nicht ein.
Zeitweiliges taktieren, wurde alsbald dem "Müllhaufen" überantwortet. Lediglich, das Bestreben, nach Ausbruch des Weltkrieges, eine Art inneren Burgfrieden zu bewahren, verhinderte eine noch weitere Verschärfung.
Weiteres Zitat bei v. Papen:

"Nach meinem Abschied aus dem Kabinett habe ich von Zeit zu Zeit gewisse Fälle regeln können,  aber nachdem Bormann Leiter der Parteikanzlei geworden war und Hitler mehr und mehr überzeugt schien, es müsse das Christentum ausrotten, war ich machtlos."

Bormann, nach dem Englandflug des Rudolf Hess, faktisch dessen Position erbend.
http://de.wikipedia.org/wiki/Marburger_Rede
( Es gibt sie auch in den Dokumentarbänden des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses. Dies nur als Hinweis,  dieweil die Wikipedia da nur einen Quellenbeleg aus einem rechtsradikalen Verlag führt. Zumindest ich habe sie mal in den IMT-Bänden eingesehen.- Bibliotheksbestände).

Beispiel Nummer drei, etwas mehr in die Gegenwart zurückkehrend.

Einem Grundsatzartikel, der letztendlich auch zu folgenschweren Konsequenzen, nicht selten bitterster Art führte, begegnet man in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 1. 1957.
„Wie wahre Christen die Politik ansehen" betitelt.
Einige Auszüge aus ihm. Genannter WT meint:
„Das Lehrbuch des Christentums, die Bibel, sagt uns, warum jene Christen die Politik mieden. Es zeigt, daß ein Grundprinzip des Christentums die Absonderung von der Welt ist; und die ersten Christen änderten ihr Leben, um diesem Erfordernis für die rechte Anbetung nachzukommen. Der biblische Schreiber Jakobus sagt: 'Die Form der Anbetung, die rein und unbefleckt ist vom Standpunkte unseres Gottes und Vaters aus, ist diese: für Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sorgen und sich von der Welt unbefleckt zu erhalten.' 'Ehebrecherinnen! wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer immer daher ein Freund der Welt sein will, macht sich selbst zu einem Feinde Gottes.' Politik zu betreiben würde bedeuten, Freundschaft mit der Welt zu bekunden. Und Freundschaft mit der Welt bedeutet, sich zu einem Feinde Gottes zu machen. Das ist der Grund, weshalb die ersten Christen Politik mieden."

Bevor weiteres aus genannter WT-Ausgabe zitiert wird, mag es in der Tat angebracht einen Exkurs einzulegen. Und dieser Exkurs könnte die Überschrift tragen:

Die einzigste Partei, die derzeit in diesem Lande noch echte Zuwächse erzielt, aus dem Bereich jener Parteien, die sich irgendwann in ihrer Geschichte mal als vermeintliche „Volksparteien" sonnten. Die einzigste Partei aus diesem Spektrum ist die Partei der „Politikverdrossenen". Diejenigen, die da „die Schnauze voll haben", von „denen da oben", mit ihrer nicht selten, wie es der „Michel empfindet". Selbstbedienungsmentalität.

Man kannte diese Politikverdrossenheit schon am Ende der Weimarer-Republikzeit. Dieser Staat steht gefährlich nahe, an einer ähnlichen Tendenzwende. Zu den in ihrer Selbstinterpretation „Volksparteien" gehört unter anderem (nicht nur, aber auch) die SPD

In Heft 44/2006 (S. 28) brachte der „Spiegel" unter der Überschrift „Anschluss verloren" mal ein paar Fakten, basierend auf einer internen Analyse der SPD. Selbige zwar unter Verschluss gehalten; was jedoch für findige Journalisten keine Hinderungsbarriere war, ihren Inhalt kennen zu lernen. Danach habe die SPD seit 1990 fast 37 Prozent ihrer Mitglieder verloren.

Weiteres Zitat daraus:
„Und mit Zuwachs ist vorläufig kaum zu rechnen. Im Gegenteil, die Bereitschaft, für die Partei einzustehen und neue Mitglieder anzuwerben, hat dramatisch nachgelassen. Ohnehin gelten nur 10 bis 20 Prozent der Mitglieder als 'aktiv' …
Die soziale Struktur der Partei verändert sich rasant: Im Jahre 2005, so weist die Analyse aus, sind nur noch 1406 Arbeiter in die SPD eingetreten (6,94 Prozent der Neuzugänge). Zum Vergleich: Laut Statistischen Bundesamt waren 2004 in Deutschland 13,5 Prozent der Bevölkerung Arbeiter. Auch Frauen bleiben eine Minderheit …"

Ich bin mir sicher. Ein ähnlich düstereres Szenario könnte man auch bezüglich anderer vermeintlicher „Volksparteien" zeichnen. Das ist praktisch die Gesamtgesellschaftliche „Gemengelage" in der auch die vorgenannte WTG-Doktrin mit hineinwirkt. Nicht dass sie von ihr wesentlich verursacht wäre. Das mit Sicherheit nicht. Aber skizzierte Ressentiments werden von ihr mit gestützt, wenn nicht gar - unterm Strich - gefördert.

Nun gehört es mit zu den Freiheitsrechten dieses Landes, auch solch einer Option frönen zu können. Das war in der Geschichte Deutschlands nicht immer so. Man denke nur an die Stichworte Hitlerdeutschland und Ostdeutschland, und dann wird dem Sachkundigen klar, welch enormes Konfliktpotential - gerade und besonders - der Politikversagungs-Grundsatz der Zeugen Jehovas, dort zur Folge hatte. Er war mit hoher Wahrscheinlichkeit, sogar der Hauptkonflikt, dem sich alles andere marginal als Folgewirkung unterordnete.

Es ist richtig, wie der WT ausführt, dass die Urchristen einer ähnlichen Politikversagung folgten. Damals wie heute, wirkte insbesondere der Grundsatz latenter Endzeit-Naherwartung als Hauptkatalysator dabei.
Indes ist auch richtig. Das mit der Endzeit-Naherwartung wurde schon damals nichts. Die sich etablierende Kirche musste sich arrangieren und sie hat sich arrangiert; allerspätestens zu Zeiten Konstantins des Großen. Jene Kreise, die diesen Paradigmawechsel nicht mittragen glaubten zu können, gerieten zusehends ins Abseits und atomisierten sich (was nicht ausschloss, das es von Zeit zu Zeit gewisse „Neuaufbrüche" vermeintlicherweise zum Urchristentum hin, gab). Sofern sie nicht von der Majorität gewaltsam unterdrückt wurden, ist ihre organisatorisch-etablierte Form, eigentlich - mehr oder weniger - erst in den letzten zwei Jahrhunderten wieder möglich geworden. Und zu ihnen gehören fraglos auch die Zeugen Jehovas.

Angesichts ihrer Konstantinischen Wende als „Körperschaft des öffentlichen Rechts" muss jedoch auch die Frage gestattet sein, wieweit sie - inzwischen - auf ihrem Verweltlichungswege fortgeschritten sind.
Sicherlich kann man die Zeugen Jehovas - noch - nicht mit anderen verweltlichten Kirchenformen auf eine Stufe stellen. Es gibt da durchaus noch wesentliche Unterschiede. Ein solcher Unterschied ist zum Beispiel, dass im Falle der Zeugen Jehovas, die zitierte Aussage des Jakobus: „für Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sorgen", sich weiterhin als Farce, als Blasphemie erweist.

Andere verweltlichte Kirchenformen haben ein durchaus beachtliches Engagement, man mag es Caritas oder Diakonie oder sonstwie nennen, entwickelt. Nicht so die Zeugen Jehovas.

Treppenwitz der Geschichte, dass ihre „Königreichssaal-Baukolonnen" (unter der internen Bezeichnung „Bauregionen" laufend,) gegenüber den staatlichen Organen gar noch als quasi „karitativ" verkauft werden. Die mögen in der Tat mal karitativ tätig werden (etwa bei der Elbeflut vor einigen Jahren). Dann aber auch mit vorrangiger Orientierung auf die eigene Binnenstruktur. Kaum aber im Sinne genereller Hilfsbereitschaft, ohne Ansehen des Glaubens und der Person. An diesem grundsätzlichen Manko ändert auch der Umstand nicht viel, dass man gelegentlich Pressemeldungen zu Gesicht bekommt, bei irgendwelchen örtlichen Putzaktionen, beteiligten sich "in Eintracht" (neben Kleingärtnervereinen, Sportvereinen, Schulklasssen usw,) auch Zeugen Jehovas als örtliche Gruppe. Da darf man wohl auch nicht den das Image steigernden Charakter einer solchen Zeitungsmeldung übersehen, wenn darin eben auch die Zeugen Jehovas mit aufgezählt werden.

Dieses schmähliche Versagen der Zeugen Jehovas auf karitativem Gebiete hat System. Kaum eine andere Religionsgemeinschaft praktiziert ein so ausgefeiltes Klinkenputzersystem wie die Zeugen Jehovas. Wer sich auf diesem Sektor bei den Zeugen Jehovas hervortut, der ist „dort etwas". Wer es so nicht macht, wird nicht selten - intern - „als der letzte Dreck" behandelt. Es ist nun mal so. Im „melken" verstehen sich auch andere Religionsgemeinschaften (und das nicht zu knapp). Andernorts liegt aber doch eher der Akzent mehr auf das „fiskalische Melken". Nun kann nur solange „gemolken" werden, wie eine gewisse Substanz dafür vorhanden ist. Ist die nicht mehr vorhanden, kommt der Zeitpunkt wo es heißt: „Nichts geht mehr". Auch die Klinkenputzertätigkeit verlangt den Zeugen einiges ab. Viel sogar. Würde es nun eine aktive karitative Tätigkeit in organisierter Form (und nicht nur von der Dauer des Lebens einer „Eintagsfliege" geben), würde sich bald herausstellen. Der „Melkanspruch" ist zu hoch. Eines muss zurücktreten. Entweder der Klinkenputzer-Anspruch. Oder eben die karitativen Aspekte.

Die Führung der Zeugen Jehovas hat sich bis heute - im Einklang mit der generellen USA-Politik -, die für ihre fiskalischen Interessen, gegebenenfalls auch über buchstäbliche Leichen marschiert, zu einer ähnlichen Politik entschieden.
Das ist das eigentlich tragische an den praktischen Auswirkungen dieser Zeugen Jehovas-Doktrin.

Was zu diesem Thema zu kommentieren wäre, wurde bereits vorstehend kommentiert. Nachstehend (da es sich ohne Zweifel um ein Kardinaldokument handelt) noch einige weitere (unkommentierte) Auszüge aus diesem WT-Artikel:

„Doch warum sollten wahre Christen die Politik meiden, wenn sie anscheinend viel tun könnten, um die Welt zu verbessern? Laut Bibel geht die Antwort dahin, daß wahre Christen weder die Demokratie, den Sozialismus, Kommunismus, noch irgendeine andere menschliche Regierungsform als Heilmittel für die Weltbedrängnis befürworten oder predigen.

Was Christen predigen, ist eine himmlischer Herrschaft, das Königreich Gottes, und dieses Reich ist kein Teil dieser Welt.

Die Urchristen waren sorgsam darauf bedacht, sich nicht in Politik einzumischen. Sie wußten, daß Gottes Königreich dazu bestimmt ist, alle politischen Herrschaften zu vernichten, und daß jene, die Politik treiben, Feinde Gottes sind und dadurch zur Vernichtung in Betracht kommen. Kraftvoll predigten die ersten Christen die Königreichshoffnung der Welt. Sie wiesen auf die äußerste Nutzlosigkeit hin, auf menschliche Herrscher zu vertrauen.

Wahre Christen zeigen also, daß sie Nachfolger Christi sind, indem sie nicht versuchen, diese Welt zusammenzuflicken oder sie durch Politik zu verbessern, sondern indem sie die gute Botschaft vom Königreich, daß diese Welt vernichten wird verkündigen.


Ungeachtet wie viele Stimmen für die Herrscher dieses bösen Systems der Dinge abgegeben werden, ist es zum Untergang verurteilt. Kein noch so großer politischer Feldzug, keine Zahl der Namenschristen, die sich mit Politik befassen, und keines der vielen Gebete für diese Welt, die Geistliche oder Politiker sprechen mögen, wird sie vor der sicheren Vernichtung bewahren. Heute halten sich die christlichen Zeugen Jehovas, so wie die Zeugen Jehovas in den frühen Tagen des Christentums, von der Welt unbefleckt. Aus Gewissensgründen stehen sie davon ab, an der Politik dieser Welt teilzunehmen, ja selbst an Wahlen. Sie wissen, daß die politische Beteiligung nicht nur zu nichts führen würde, sondern ihnen sogar Gottes Mißbilligung eintrüge.

Bei einer Gelegenheit wollte die Bevölkerung von Galiläa Jesus in die Politik hineindrängen. Das Volk sah, daß Jesus ein gerechter und weiser Mann war, und erkannte, welch idealer politischer Herrscher er wäre. Wie reagierte Jesus auf die Wahl der Volksmenge? 'Da nun Jesus erkannte, daß sie kommen und ihn ergreifen wollten, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück.' … Jesus wollte nichts mit Politik zu tun haben. Die Haltung jener Volksmenge gibt uns einen Begriff von dem, was die Massen heute mit dem Christentum zu tun versuchen. Jene Leute waren nicht ernsthaft daran interessiert, nach dem Christentum zu leben. Aber sicherlich wären sie sehr an den Nebenprodukten des Christentums interessiert, schwerlich am Christentum selbst. Sie folgerten: Wenn er uns Brot und Fische und bessere Häuser, kürzere Arbeitszeit, höhere Löhne, leichtere Arbeitsverhältnisse und etwas mehr Muße verschafft, dann wollen wir ihm folgen und ihn zu unserem Herrscher machen. Sie wollten, daß Jesus zugunsten ihrer selbstsüchtigen Zwecke König werde."


Angesichts der nicht zu übersehenden Tendenzen in Hitlerdeutschland und Ostdeutschland, und angesichts dessen, dass es einige vielleicht mal wieder geben mag, die im erzwingen wollen, solcher Tendenzen ihr (fragwürdiges) „Heil" sehen, sei noch ein anderer Kommentar gestattet.

Wie man weis „ist nichts unmöglich". Purzelbäume kennt die Geschichte vielerlei.

Gesetzt den Fall, es gäbe irgendwann mal auch bei den Zeugen Jehovas in der Politikfrage einen weiteren Purzelbaum. Was wäre wohl seine Konsequenzen? Ich für meinen Teil wäre jedenfalls darauf nicht sonderlich erpicht. Und den Grund dafür hatte ich schon mal wie folgt zusammengefasst. Angesichts der mentalen Befindlichkeit der Zeugen Jehovas, ist wohl begründet davon auszugehen, dass in einem solchen Falle, Parteien, wie etwa die PCB (Partei Bibeltreuer Christen) im besonderen, Nutznießer davon wären.

Ein Kommentar zu letzterer:
Ihr Vorsitzender war zeitweilig ein gewisser Gerhard Heinzmann. Gibt man seinen Namen als Suchbegriff etwa bei Google ein, wird man auch dergestalt fündig, dass etwa Homosexuelle von diesem Herrn mit Sicherheit nichts zu erwarten hätten, jedenfalls nichts Gutes für sie.

Was für die Nazis die Juden, dass sind für Herrn Heinzmann die Homosexuellen.
Herr Heinzmann ist nicht umsonst bewusster Politiker. Eine seiner Forderungen. Freikirchen mögen in finanzieller Hinsicht den Großkirchen staatlicherseits gleichgestellt werden. Eine ähnliche Forderung kennen wir schon. Gleiches reklamieren auch die Zeugen Jehovas für sich.

Nur, die möchte der Herr Heinzmann bei dieser Art von Förderung wohl doch nicht mit einbezogen wissen, weil hinter selbigen in seiner Lesart der Satan steht.

So schreibt Herr Heinzmann in einem von ihm 1988 verfassten Büchlein
über die Zeugen Jehovas etwa auf S. 87:

„Daß es Satan selber ist, der durch seine Handlanger das Wort Gottes verdreht. Wo er die Menschen nicht durch blanken Atheismus, der totalen Leugnung der Existenz Gottes auf seine Seite ziehen kann, versucht er es durch religiöse Irrlehren und Halbwahrheiten."

Die Heinzmann und Co verstehen sich als „wiedergeborene" Christen. Dieser Vokabel begegnet man auch in seiner Schrift. Erzürnen tut sie besonders wie sich die Zeugen Jehovas zu der Frage stellen; ob es ein Leben nach dem Tode gäbe.
„Gibt es ein Leben nach dem Tode? Zu diesem für uns alle so wichtigen Thema lehrt die 'Neue-Welt-Gesellschaft', daß es überhaupt keine Existenz nach dem Tode gibt." (S. 23).

Als Antwort darauf belehrt sie Heinzmann:
„Jetzt, hier und heute, in diesem Leben muß der Mensch wählen, wie er die Ewigkeit zubringen will. Statt für immer beim Teufel im Feuersee zu landen (Offenbarung 20, 10.15), gilt, sich rechtzeitig für Jesus und Sein Reich zu entscheiden." (S. 27).

Wie seine Gesinnungsgenossen Wim Malgo oder Hal Lindsey etwa; glaubt auch Heinzmann prophetisches aus der Bibel herauslesen zu können. So verkündigt er etwa vollmundig:
„Lukas 21, 24: '… Und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt ist.' Erst im Jahre 1967 erfüllte sich dieses Wort Jesu."

Im Klartext als Resultat eines arabisch-israelischen Krieges, den man dieser Logik gemäß dann ja wohl als „Gottgewollt" oder nötig betrachten soll.
Von noch mehr solcher Art Glaubensgewissheiten strotz nur so sein Buch.

Persönlich erinnere ich mich an die 4000-Mann-Partei des Herrn Heinzmann auch noch dergestalt, dass er kurz nach dem Mauerfall, Anfang der 1990er Jahre im vormaligen Ostberlin eine massive Demonstration seiner Anhängerschaft in der „Straße Unter den Linden" veranstalten ließ. Das ist jene Straße in Berlin, zu deren Anrainern unter anderem die Berliner Humboldt-Universität sowie auch die Staatsbibliothek gehören. Da ich in letzterer an jenem Tage auch im dortigen Lesesaal war, habe ich das Heinzmann-Spektakel hautnah miterlebt. Miterlebt, wie in dieser mit Lautsprecherwagen reichlich bestückten Demonstration im „atheistischen Ostberlin" immer wieder die unverblümte Forderung nach politischer Macht für ihn und seinesgleichen skandiert wurde.

Ich habe zwar nicht die Machtergreifung der Nazis am 30. 1. 1933 in Berlin persönlich miterlebt; dieweil ich da noch zu den Ungeborenen gehörte. Gleichwohl ist mir jenes Nazispektakel aus der Literatur, mit seinen Fackelzügen usw. durchaus geläufig. Beim erleben der Heinzmann-Demonstration drängte sich mir die Emotion auf. Das wiederholt sich in diesem Augenblick, nur unter anderen Vorzeichen.

In dem 1988 erschienenen Heinzmann-Buch „Lehren die Zeugen Jehovas die Wahrheit? Fragen und Antworten" ist noch nicht von der PCB die Rede. Als Mitherausgeber wird die „Internationale Zigeunermission" genannt. Offenbar war Herr Heinzmann zum Zeitpunkt des Schreibens seines genannten Buches, noch nicht Parteivorsitzender der PCB. Er ist es aber danach noch geworden.

Es war weiter davon die Rede, dass es auch eine spektakuläre Veranstaltung in Berlin gegeben habe, die durchaus in Kontext zu diesen Kreisen stand.

Die fand am 24. 6. 1994 statt und nannte sich formal „Marsch für Jesus". Ihre Veranstalter wollen (glaubt man ihren eigenen Zahlenangaben) dabei rund 50 000 mobilisiert haben. Die PCB hingegen beziffert ihre engere Mitgliederzahl auf rund 4 000. Daraus ist ersichtlich, dass bei diesem Marsch sehr wohl verschiedene, gleichwohl durchaus geistesverwandte Kreise mitgewirkt haben.

Zur Vorgeschichte dieser „Jesusmärsche" zitierte der „Materialdienst der EZW" (1994 S. 176) einmal:

„Spektakulär war die Organisation der 'Gebetsexpedition 93 Berlin-Moskau. Eine größere Gruppe von Christen aus Europa zog eine 'Gebetsschneise der Erweckung durch Osteuropa', nachdem bereits am 23. Mai 1992 durch die Ankunft des Gebetsmarsches London - Berlin in der deutschen Hauptstadt ein 'historischer Tag der Kirchengeschichte in Deutschland' konstatiert worden war."

Der MD kommentiert weiter:

„Gerade die Jesus-Marsch-Bewegung zeigt eine eigenartige heilsgeschichtliche Gesamtstrategie im Sinne einer fragwürdigen geschichtsphilosophischen Vereinnahmung der geistlichen Gesamtsituation Problematisch bleibt der Stil und die Einordnung in ein übergeordnetes 'prophetisch' angesagtes Zeitschema, das Gottes Plan ansagen will. Ob die tägliche Arbeit der christlichen Gemeinden - insbesondere des Ostens - durch solche spektakulären Aktionen gefördert wird, ist mehr als fraglich."

Zur genannten Berliner Veranstaltung notierte die gleiche Zeitschrift noch (MD 1973 S. 300f.)

„Auf dem langen Weg wurde die Jesus-Marsch-Liturgie über einen UKW-Sender übertragen und mit Hilfe von über 40 Übertragungsfahrzeugen für alle Marschierenden hörbar gemacht. Zur Liturgie, die auf der langen Marschstrecke mehrfach wiederholt wurde, gehörten zahlreiche Proklamationen zur Verbindlichkeit und Gültigkeit der Heiligen Schrift, mit dem Ziel der 'Wiederherstellung des Wortes Gottes in Deutschland' (in Anknüpfung an die Verpflichtung des Volkes Israel auf das wiedergefundene Gesetzbuch unter dem König Josia, 2. Chr. 34).

Die unmittelbare Kommentierung dieser Aktion lautete sinngemäß so: 'In der unsichtbaren Welt geschieht etwas. Dies ist ein historischer Moment, der in die Geschichte Deutschlands eingehen wird.' Dann wurde gefragt: 'Wollt ihr eine neue Reformation in Deutschland?' Und alle riefen 'Ja' und 'Halleluja'. Die sicher begrüßenswerte Absicht, die Vergangenheit zu erinnern und 'neue Akzente' zu setzen, wurde durch vereinnahmende Sprachformen und eine missverständliche Betonung des göttlichen Handelns mit Deutschland eher ins Gegenteil verkehrt. Nach einer Gebetszeit ging es dann weiter mit der Praxis des geistlichen Kampfes: 'Im Namen Jesu zerbrechen wir die Ketten, die böse und teuflische Macht über Deutschland gelegt haben. Jesus ist Herr über Deutschland.' Mit Halleluja- und Amen-Rufen sowie weiteren prophetischen Proklamationen endete dieser Veranstaltungsteil."


Kommentierend vermerkt Herr Hempelmann von der EZW weiter an:
„Überschritten wurde das charismatische Frömmigkeitsspektrum - etwa in Richtung evangelikale Bewegung - beim Jesus-Marsch nicht wesentlich. Hierin unterscheidet sich die Jesus-Marsch-Bewegung in Deutschland durchaus von entsprechenden Initiativen im internationalen Bereich. Zugleich muß gesehen werden, daß sich viele Charismatiker - auch in Deutschland - zugleich als Evangelikale verstehen, was angesichts der breiten Überschneidung beider Bewegungen durchaus verständlich ist ....

Die Jesus-Marsch-Bewegung ist Ausdruck von charismatischen Allianzen mit konfessionsübergreifender Struktur. Das ist fraglos eine seit einigen Jahren zu beobachtende neue Entwicklung: Pfingstler, die sich von der Pfingsterweckung der Azusa-Street her verstehen, innerkirchliche Erneuerungsgruppen, Neupfingstler und Charismatiker

aus freien Werken und unabhängigen charismatischen Gemeinden schließen sich 'in Liebe und Einheit vor Gott für unsere Nation' zusammen und starten eine Versuchskoalition. Wie bedeutsam und geschichtswirksam diese Koalition sein wird, weiß niemand im voraus. Ausgangspunkt und Grundlage der Einheit der konfessionell Verschiedenen ist die gemeinsame Erfahrung des Heiligen Geistes in der Geistestaufe bzw. in der Erfüllung mit dem Heiligen Geist und der Praxis der Charismen. Gleichartige Glaubenserfahrungen erweisen sich dabei als wichtiger als konfessionelle Bindungen, die zwar nicht aufgehoben, aber relativiert werden. Weitreichende gegenseitige Anerkennung und Kooperation wird gesucht.

Hinter irritierenden Sprachformen stehen z. T. inhaltliche Akzentuierungen, die zu kritischen Fragen Anlaß geben. Dabei geht es nicht nur um die Sieges- und Kriegsmetaphorik oder die starke Identifikation der Bewegung mit dem Wirken des Heiligen Geistes. Wer anfängt einzelne Aussagen, die im Zusammenhang der Jesus-Märsche von den Verantwortlichen gemacht wurden, näher zu analysieren, begegnet Tendenzen der Anpassung an die remythologisierenden Trends der religiösen Alternativszene. Jedenfalls sind Aussagen und Praktiken der Jesus-Marsch-Bewegung gegen solche Deutungen nicht ohne weiteres zu schützen:


Proklamationen werden als Machtworte aufgefaßt, die Wirklichkeit schaffen und verändern nach dem Motto: 'Glaube es, proklamiere es und du hast es.' Eigene Vorstellungen und Wünsche werden in prophetischen Proklamationen konzentriert und mit Hilfe des Glaubens an die Macht der Gedanken zu verwirklichen gesucht."

Aus der genannten Zeitschrift sei zum Abschluss auch noch aus einem Abschnitt über die „Partei Bibeltreuer Christen" zitiert (MD 1994 S. 235f.):

„Die im November 1989 gegründete Partei ist von ihrem Entstehungshintergrund wie von ihrer Programmatik einem 'pfingstlich-evangelikalen' Glaubensverständnis zuzuordnen. Ihre Gründung geht auf die Initiative des Leiters der 'Internationalen Zigeunermission e. V.' Pastor Gerhard Heinzmann, zurück, der auch Parteivorsitzender ist. In der Präambel des auf dem Gründungsparteitag verabschiedeten Programms wird das Hauptziel der Partei benannt: 'Die PBC sieht ihr Ziel darin, Gottes ewig gültiges Wort für die Menschen aller Völker, Rassen und Hautfarben in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen.'

Daß die PBC damit eher ein missionarisches als ein politisches Ziel verfolgt, verdeutlicht der Vorsitzende Heinzmann in einem Rundschreiben der Zigeunermission vom November 1989:

'Da in unseren Missionskassen sowieso nie Geld ist, können wir aber vor den großen Wahlen, zu den besten Sendezeiten, völlig kostenlos über Rundfunk und Fernsehen, auf allen Kanälen, Millionen Menschen in unserem Land erreichen.' Diese Möglichkeit blieb der PBC bei den ersten gesamtdeutschen Wahlen 1990 versagt, da der Bundeswahlausschuß die Partei nicht zur Wahlteilnahme zuließ. Daher konnte die Partei bisher noch nicht auf Bundesebene antreten.

Drei Punkte seien hier herausgestellt, die die PBC von den anderen Parteien unterscheidet: die größere Professionalität im Erscheinungsbild, die Betonung des Kampfes gegen Okkultismus und Wahrsagerei und die zentrale Rolle, die der Beziehung zu Israel beigemessen wird. Die beiden letzten Punkte weisen deutlich auf den theologischen Hintergrund der Partei hin: 'Okkultismus' und 'Israel' sind wichtige Themen in Teilen des evangelikalen Spektrums. Das Verständnis weltpolitischer Zusammenhänge scheint bei der PBC durch eine endzeitlich-prophetische Sichtweise bestimmt zu sein, eine Perspektive, die, zumindest in ihrer populären Form, mehr als problematisch ist."


Eine Internetrecherche zum Thema Heinzmann ist auch noch zu entnehmen; dass ein örtlicher Vorsitzender dieser Partei, der sie in seinem regionalen Bereich mit begründet hat, nach einiger Zeit aus ihr ausgetreten und dafür in die CDU eingetreten ist. Motivierend für seinen Schritt war für ihn auch die Erkenntnis, dass die Gestaltungsmöglichkeiten via PCB nur mal sehr eingeschränkt sind. Der Betreffende, der seine prinzipielle Geisteshaltung ja wohl kaum revidiert haben dürfte, sieht in der größeren CDU bessere Entfaltungsmöglichkeiten.

Eine ähnliche Erfahrung machte ja schon so mancher, oder macht sie noch, der mit einer der kleineren Parteien sympathisiert. Dies soll hier auch nicht weiter zur Disposition stehen. Interessant ist es aber schon, was in der „Nach-PCB-Zeit" da so zu folgen pflegt. Die Assimilierung in der CDU. …

Man muss keineswegs Zeuge Jehovas sein, um ein gewisses Maß an Politikverdrossenheit zu haben, und daraus ableitend vielleicht gar zu sagen. Ich wähle „die" nicht. Dies alles ist nachvollziehbar, obwohl es andererseits auch nichts zur Lösung anstehender Probleme beiträgt.

Jeder Nichtwähler überlässt somit anderen, die realen Machtverhältnisse zu gestalten. Er entmündigt sich faktisch selbst. Ob das anderen überlassen, mit seinen ureigensten Interessen wirklich übereinstimmt, mag man mehr als berechtigt anzweifeln.

Bei den Zeugen Jehovas haben wir jedoch den Fall, dass hier aus „dogmatischen" Gründen eine prinzipielle Wahlverweigerung vorliegt. Dies kann und muss man kritisch hinterfragen. Damit ist nun überhaupt noch nicht gesagt (dies mal als Sandkastenspiel) würden Zeugen Jehovas generell mitwählen, ob sie denn zu einem „Zünglein an der Waage" werden könnten. Ich befürchte eher nein. Die sind doch, ich formuliere das jetzt mal krass, politisch so dumm gehalten und erzogen, dass sie auch noch bei einer Wahlfreigabe „ihre eigenen Metzger wählen" würden. Von mir aus, kann der Haufen Zeugen Jehovas, durchaus weiterhin zu den Nichtwählern gehören. Ich meine zu wissen, wo meine Interessen am allerwenigsten vertreten werden. Und 100 000 Stimmen von 160 000 beispielsweise für eine „Partei Bibeltreuer Christen". Darauf kann ich dankend verzichten! Dann mögen sie ruhig weiter Nichtwähler bleiben

Fallbeispiel Marinic

Ungehorsame Kinder in den Holzschuppen

 

ZurIndexseite