Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Mickey Spillane

Bereits im Jahre 1963 brachte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" (Nr. 20/1963 S. 86) die auf dem ersten Blick etwas unglaubwürdig erscheinende Meldung, dass der amerikanische Krimiautor Mickey Spillane, seit 1951 unangefochten Zeuge Jehovas sei. Jener Spillane über den mal vermerkt wurde: „Von seriösen Lexika wird er kaum verzeichnet, hält aber mengenmäßig mit Tolstoi, Gorki, Lenin und Jules Verne mit." Die Gesamtauflage seiner Schriften wurde auf 200 Millionen veranschlagt.

Im Zweiten Weltkrieg sei er "hochdekorierter Kampfflieger" gewesen, lässt sein deutscher Verlag wissen. Er lässt sich auch von Liebhabern seines Geschreibsels noch heute dergestalt zitieren, er sei "stolzer Besitzer einer Waffensammlung". Dann, im Jahre 1951, konvertierte er zu den Zeugen Jehovas. Cole geht in einem Nebensatz (S. 142) auch darauf ein. Wird Zeugen Jehovas, die beispielsweise als Zivilangestellte bei militärischen Behörden beschäftigt sind, nahegelegt (und das mit Nachdruck) Arbeitsverhältnisse dieser Art zu beenden, so gilt für den Schreibtischtäter Spillanne offenbar ein anderer Maßstab. Jedenfalls ist er noch nie mit einer Exkommunikation bedroht worden, obwohl er den Vertrieb seiner anrüchigen Schriften keineswegs zu stoppen gewillt ist und auch nach 1951 neue dieser Art hinzufügte.

In einem Interview sagt er von sich selbst, dass seine Motivation das Schreiben für Geld ist.

„Frage: Sie kokettieren immer gerne damit, dass Sie nur für Geld schreiben. …

Antwort Spillane: Wofür denn sonst? Würden Sie arbeiten, wenn man Sie nicht bezahlt? Geld ist ein Werkzeug, wie ein Hammer. Sie können damit ein Haus bauen, aber Sie können damit auch jemanden töten, es hängt davon ab, wie man es benutzt." (Vgl. „Zitty" Nr. 16/1995).

Bezeichnenderweise wurden einige Schriften des Spillane in der Bundesrepublik Deutschland auf den Index jugendgefährdender Schriften gesetzt. Andere wiederum wurden in der deutschen Übersetzung „entschärft" um so der Indexierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften zu entgehen.

Die diesbezügliche Sachlage lässt sich an seinem Roman „Ich der Richter" veranschaulichen. Darin konnte man lesen:

„Ich knallte ihm den Lauf meiner Pistole gegen die Kinnlade und legte den Knochen frei. Er ging zu Boden. Ich trat ihm in die Schnauze, und er spuckte Zähne und Blut. Er lag da und blubberte. Ich trat ihm noch einmal und er hörte auf zu blubbern."

In dem zitierten „Zitty"-Interview wurde er auch darauf angesprochen, dass er seit 1951 Zeuge Jehovas sei. Und er wurde weiter gefragt, ob er denn nie Kritik aus diesen Reihen über seine Bücher gehört habe? Seine lapidare Antwort darauf:

„Und ich bin Zeuge Jehovas, na und? Kennen Sie die überhaupt? Einige von uns sind konservativ, einige nicht. Das ist so wie überall, sie treffen alle Arten von Menschen."

Dieser Vorgang erinnert an eine andere Sachlage. Seitens der Zeugen Jehovas wurde verlautbart, dass der Neubau ihrer russischen Zentrale in St. Petersburg (ehemalige Sowjetunion), durch umfängliche ausländische Spendengelder finanziert wurde (die selbstredend zu einem späteren Zeitpunkt amortisiert in die Brooklyner Kassen zurückfließen sollen und werden, wie man das von der Finanzierung des Deutschen Werkes nach dem Ersten Weltkrieg bereits kennt).

Ein Spender wurde (ausnahmsweise) dabei auch namentlich genannt. Und der heißt: Michael Jackson. Sein Spendenbeitrag wurde auf 1, 5 Millionen US-Dollar veranschlagt. (Vgl. dazu: „Berliner Dialog" Nr. 3/1997 S. 4).

Letztgenannte Zeitschrift wurde von kompetenten Vertretern der Wachtturmgesellschaft auch damit „beehrt", vermeintliche „Falschdarstellungen" zu berichtigen. Zu den von der WTG nicht monierten Punkten gehört offenbar die Meldung über Jackson, womit auf indirektem Wege diese Sachlage bestätigt wird.

Die heuchlerische Praxis der Wachtturmgesellschaft in Sachen Spillane wird auch an einem Artikel in ihrer Zeitschrift "Erwachet!" (22. 7. 1952) deutlich. Damals war Spillane für das Image gut, von einem der sich "bekehrte". Wie diese "Bekehrung" in der Praxis aussah, wurde vorstehendem schon beschrieben. Nachstehend sei jener Artikel noch etwas näher zitiert:
Schriftsteller Spillane erneuert seinen Sinn.
Die "News" die Zeitung seiner Heimatstadt New burgh (New York), brachte in Fettdruck: "Spillane gibt das Schreiben erotischer Bücher auf und verlegt sich auf religiösen Stoff."
Am folgenden Tag verkündete die Pittsburger "Press": "Schriftsteller hört auf, sinnliche Bücher zu schreiben, schliesst sich Jehovas Zeugen an."
Andere Schlagzeilen im Lande herum lauteten: "Verfasser schlüpfriger Romane sieht Licht" und "Detektivromanschriftsteller Spillane glaubt, seine Bücher tragen zum sittlichen Bankrott bei." Was war geschehen?
Mickey Spillane, dessen sensualistische Novellen in allen Romanbüchereien Amerikas zu finden und in mehrere Sprachen übersetzt worden sind und für die sich auch Hollywood und die Television interessiert haben sollen, hat es plötzlich aufgegeben, seichtes Zeug zu schreiben. Seine fünf Bücher, die in vier Jahren herauskamen, gehörten zu den meistverkauften Büchern der vergangenen Jahrzehnte, denn es wurden von ihnen nicht weniger als 10 Millionen Exemplare abgesetzt. Das letzte Buch erreichte schon bei der ersten Auflage die Rekordzahl von 2 500 000 Exemplaren.
Warum diese Wandlung? Ein Zeuge Jehovas hatte in seiner Wohnung vorgesprochen und Frau Spillane das Buch "Gott bleibt wahrhaftig" zurückgelassen. Zuerst spottete der Schriftsteller nur darüber, dann aber entdeckte er, dass es sich bei dem, was gesagt wurde, um Wahrheit handelte. Die Broschüre "Evolution gegen die neue Welt" (engl.) zertrümmerte dann seinen Glauben an die Evolutionstheorie vollständig, wodurch in ihm der Drang nach mehr Erkenntnis geweckt wurde.
Nun hat Mickey Spillane, anstatt das berüchtigte Nachtleben seines Lieblingsdetektivs und dessen Freundin zu schildern, am 22. Februar der United Press folgende, recht beachtliche Erklärung abgegeben:
"Die Welt, in der wir leben, ist ein Narrenhaus voller verwirrender Probleme geworden, die man mit noch verwirrenderen und grösseren Problemen zu lösen sucht. Wir haben die Spinnweben heruntergeholt, ohne aber die Spinne zu töten. Aber es ist ein organisiertes Narrenhaus, und ich habe auch herausgefunden, wer der Organisator ist, warum es organisiert wurde und was der Ausgang sein wird.
Erforderlich ist nur etwas Studium und ein wenig Verständnis, aber dies führt zur Bibel, und deshalb sind die Menschen bereit, einen auszulachen oder gar einen Fanatiker zu nennen. Heute sind Millionen mit Jehovas Zeugen verbunden, die diese Wahrheiten kennenlernen und durch sie leben werden, und zwar nicht nur eine kleine Weile.
Was ich gewesen bin, was ich getan habe und die Art und Weise wie ich schrieb, veranlasste die Öffentlichkeit, die Kritiker und die Rubrikjournalisten, den Zeugen Jehovas dasselbe Stigma der Weltlichkeit aufzudrücken; aber ich möchte folgendes bekannt geben:
Ich habe, seit ich ein Verkündiger von Jehovas Königreich geworden bin, kein einziges Buch im alten Stil geschrieben. (Das letzte Buch, das gerade broschiert herausgekommen, aber gebunden schon eine Weile im Umlauf ist, schrieb Spillane, ehe er sich Jehovas Zeugen anschloss). Und auch dies möchte ich sagen: Es sind weitere Bücher im Entstehen begriffen, deren Inhalt aber nicht Verständnis für den sittlichen Bankrot dieser heutigen Generation zeigen und ihn entschuldigen wird. Ich habe umgesattelt und meine Handlungsweise geändert, um in Harmonie mit Jehovas Königreich und ein gutes Beispiel zu geben als ein Verkündiger der guten Botschaft seines Königreiches.
Angstvoll hat diese Welt den Schrei nach Führerschaft - aber wohin wurde sie geführt? Herrlichen Zeiten entgegen, nicht wahr? Im Verein mit Millionen andern habe ich die Lösung für das Problem gefunden, die die Welt verzweifelt sucht, und sie ist überraschender, als was du oder ich je hätte ausdenken können.
Das Königreich Gottes, um das so viele gebetet haben, wird nicht erst aufgerichtet werden müssen, sondern es ist hier! Der sichtbare Beweis dafür ist völlig überzeugend und er ist für alle sichtbar. Stelle die die Frage: Kannst du ewig in Glück auf Erden leben? und verschaffe die Klarheit, so wie ich mir Klarheit verschafft habe, und du wirst verstehen, warum ich umgesattelt habe. Gott sagt, es könne geschehen, dazu noch bald. Auch ist es einfach."
Der Grundsatz, dass der Sinn neugestaltet werden sollte, wenn man die Wahrheit kennen lernt, ist schon vor langer Zeit vom Apostel Paulus aufgestellt worden, der selbst zu den Freveltaten einer frevlerischen Welt (obschon auf eine andere Art) beigetragen hatte: "Und formet euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet umgewandelt, indem ihr euern Sinn neu gestaltet." (Römer 12:2, Neue-Welt-Übersetzung) Nur die Wahrheit wird jemand instand setzten, dies zu tun. Was not tut, ist mehr von der wahren Religion und nicht von derjenigen der alten Welt. Der Rat des Paulus, sich mehr von der wahren Erkenntnis anzueignen und den Sinn neuzugestalten, ist gut.
Alle, die dem alten System den Rücken kehren, erkennen dasselbe wie dieser Schriftsteller, nämlich, dass das, was sie verloren, mit dem, was sie gewonnen haben, den Vergleich nicht aushält.

Rückblickend hat man zu konstatieren, dass die vorstehend von Spillane auch geäußerte Behauptung: "Es sind weitere Bücher im Entstehen begriffen, deren Inhalt aber nicht Verständnis für den sittlichen Bankrott dieser heutigen Generation zeigen und ihn entschuldigen wird", sich als glatte Lüge erweist.
Mord, Totschlag, Prostituiertenmilieu, Glücksspielermilieu, zynische, menschenverachtende Sprache. Das sind die charakteristischen Merkmale, die sich durch alle Schriften Spillane's ungebrochen fortsetzt. Eine Ausnahme von dieser Regel ist nicht bekannt.

Wohin die "neue Richtung" führte, die Spillane nach seiner Bekehrung zum Zeugen Jehovas eingeschlagen haben will, macht sein 1951 erstmals in den USA erschienenes Opus "Regen in der Nacht" deutlich. Die Berliner Tasgeszeitung "Der Tagesspiegel", kommentierte dazu:

"Regen in der Nacht ist der Krimi der McCarthy-Ära und Mike Hammer (der Held des Spillane) einer der kältesten Krieger." In einem eigens hinzugefügtem Nachwort vermerkt die Übersetzerin gleichfalls: "Mit Regen in der Nacht veröffentlicht der ... Verlag jetzt den Krimi, der Spillane den Ruf als Kommunistenfresser eingebracht hat. Zu Recht, muß jede Leserin und jeder Leser atemringend - selbst nach fünfzig Jahren - sagen ... Regen in der Nacht gehört ohne Zweifel zu den Werken der Populärliteratur, die das gesellschaftliche Klima der US-amerikanischen McCarthy-Ära mit vorbereitet haben."

Noch im Jahre 1995 ließ Spillane sich in dieser Kontinuität von seinem deutschen Verlag nach hier einladen und wurde selbstredend entsprechend bei der Presse "herumgereicht". Da der deutsche Verlag mit Spillane auch ein entsprechend gutes Geschäft macht, lies man sich das schon mal etwas kosten. Ein Bericht der "Berliner Zeitung" vom 9. 3. 1998 vermerkt unter der Überschrift: "Ich, der Kraftmeier" über ihn:


"Seit den 50-er Jahren ist er im Geschäft. Er schreibt Sex & Crime, nichts anderes. Für seine Kritiker war er ein Menetekel. Er verderbe die Sitten und gefährde die Jugend, warnten sie. Einer nannte ihn einen 'gefährlichen Paranoiker'. Er wurde entschärft (statt 80 Leichen nur 40) und landete trotzdem auf dem Index. Sein Held Mike Hammer ist ein sadistischer Frauenhasser, ein lizensierter Killer und natürlich, ein rasender Kommunistenfresser."

Man wird wohl nicht fehl gehen in der Einschätzung, dass auch der unmoralische Spillane sich seine Duldung bei den Zeugen Jehovas durch staatliche Geldbeträge erkauft haben wird! In einer Einschätzung des Romanes "Ich der Richter", die sein deutscher Verlag im Jahre 1998 auch über das Internet verbreitete, findet sich auch der Satz:

"Gewiß, das liberale, humanistisch denkende Publikum ... läßt bei dieser Logik die Klappe runter, das Alte Testament in der Brooklyner Fassung gehört nun mal nicht zu seiner Nachtischlektüre. "

Letzteren Satz sollte man nochmal überdenken. In der Tat ist Spillanne von seinen Brooklyner Begünstigten, soweit nicht entfernt!

Stellt man sich so einen Zeugen Jehovas vor???

"Spillane bleibt ein Fall für die Hölle"; meinte einmal kommentierend, eine überregionale Zeitung!

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http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-47822247.html

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45143564.html

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