Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Der Fall Helmut Senger
gekürzt entnommen aus CV 92

Senger berichtet einleitend, dass er schon um 1950 erste Kontakte zu den Zeugen Jehovas hatte
Meine Kindheit und Jugend fielen in die Jahre, der Kriegs und Nachkriegszeit mit ihren Wirren und unsagbaren Problemen Ich wurde 1934 in Klein Döbbern bei Cottbus geboren und bin auch dort zur Schule gegangen. ...
Ich gehörte der evangelisch-lutherischen Kirche an und wurde durch Konfirmandenunterricht und andere gottesdienstliche und religiöse Unterweisung so zum Glauben an Gott, Christus und die Bibel geführt. Ich suchte auch manches Gespräch mit Angehörigen evangelischer Freikirchen in der Evangelischen Allianz, um in meiner höchst unvollkommenen Glaubenserkenntnis zu wachsen. Später habe ich noch Welzow geheiratet. Auf Grund meiner Arbeit im Tagebau Welzow erhielt ich eine Neubauwohnung in Hoyerswerda.

Es war um 1950, als ich durch Zeugen-Einsätze in Klein Döbbern, meinem Heimatdorf, auf die Zeugen Jehovas aufmerksam wurde. Sie kamen in Gruppen auf Fahrrädern ins Dorf. Ich erinnere mich, wie sie zu zweien in die Wohnhäuser kamen Einiges, was sie damals im Dorf verkündigten, blieb mir im Sinn. Wir würden ganz kurz vor der Schlacht vor Harmagedon, dem Weltende, stehen. Sie selbst stellten die geistige Arche dar. Jehova würde in ganz kurzer Zeit auf dieser Erde völlig andere Verhältnisse schaffen, wo Löwe und Lamm friedlich und vegetarisch leben würden. Sie wollten immer wiederkommen. Aber daraus wurde nichts. Viele Leute schlossen sich ein und wollten die Hunde loslassen, wie man früher ungebetene Hausierer fernhielt.

Ein öffentlicher Vortrag fand in Harnischdorf statt, wozu einige mit dem Auto aus Cottbus erschienen. Auch ich nahm als Interessierter daran teil. Damals wohnte in Harnischdarf ein Bruder H. Er lud mich nach Cottbus ein, wo er selbst zweimal wöchentlich hinging, Jetzt ist eine Betriebsgaststätte in diesem Saal. Aber ich hatte in dieser Zeit noch wenig religiöses Unterscheidungsvermögen. Dann kam das Verbot. Meine Mutter wünschte auch keinen Kontakt mehr, weil sie Angst um mich hatte. So verlor ich wieder die Verbindung.

Soweit ich mich erinnern kann, hatte Bruder H. damals erregende Sachen zu verkündigen. Die damalige politische Allianz De Gaulle - de Gasperi - Adenauer unter "Rom" waren die Wiederherstellung der Macht "Babylons". Auch sollten "drei unreine Geister" wie Frösche ausgehen und quaken. Das sind die, welche viel über Verständigung und Frieden reden mit dem Stockholmer Appell zur Achtung der Atomwaffen. Und Politik, Kapital und Religion sind die Pfeiler, auf die sich das Gebäude der UN stützt, worin auch Rußland sitzt. Ein Pfeiler, die Religion, wird in Kürze stürzen und damit kommt Harmagedon, das Weltende. Das kommt ganz unmittelbar. Das ist ganz nahe. Man hatte da gleich an einen neuen Weltkrieg gedacht, weil das doch praktisch vor sich gehen muß, wie sollte sonst der Weltuntergang praktisch kommen. Rußland würde den religiösen Pfeiler stürzen, damit es losgeht. Dazu werden Bücher angeboten wie "Gott bleibt wahrhaftig" oder "Die Wahrheit wird euch freimachen"', was ich später bei den Zeugen nicht mehr gesehen habe.

1955 bezeugte mir in Klein Döbbern ein Verkündiger, der mit Bruder H. in Verbindung stand, daß ein Feuerring um die Erde sei, der sich bis 1972 nähert. Er führt Harmagedon herbei wie einst der Wasserring die Sintflut, Ich erfuhr spater, daß sich dieser Verkündiger wieder abgewandt hat, weil sich als unwahr erwies, was man ihm beigebracht hatte, was er auch verkündigte. Ja, wer ein Gewissen hat, kann sich nur einmal dazu bringen lassen, vor den Menschen öffentlich Unwahrheiten zu verkündigen. Ich verstehe das heute.

Ich betrachtete das damals alles noch als Interessierter und wurde von den Zeugen auch so angesehen und vermerkt. Ungeachtet meines Glaubens war meine christliche, biblische Erkenntnis durch die Kirche aber so mangelhaft, daß ich für eine kritische Untersuchung und Prüfung der Zeugen-Verkündigung überhaupt keine Zurüstung hatte.

Nachdem ich noch Welzow gezogen war, kam ich seit 1965 wieder in Verbindung. Im Hause über mir wohnte Schwester N. Auch sie verkündigte den Feuerring, der bis 1972 niederkommt und Harmagedon bringt. Sie schickte den Gruppendiener aus Neupetershain, Bruder Z. zu mir. Er war Bahnunterhaltungsarbeiter. Er verkündigte besonders mit der Umweltverschmutzung, die immer mehr zunehme. Er zitierte Wissenschaftler und ihre Schriften, die errechnet hätten, daß bis 1985 jedes Leben auf der Erde ausgelöscht wird. Weil aber Jehova die Erde erhalten will, wird er die verderben, die die Erde verderben. Die Erdbevölkerung wird erhalten bleiben. Satan will den totalen Untergang.

Ich war als Interessierter immer noch zweifelnd gegenüber dieser Verkündigung. Die kirchlichen Bibelstunden, die ich noch besuchte, gaben mir kein Rüstzeug für eine Auseinandersetzung mit den Bibelauslegungen der Zeugen. Sie gaben auf viele Fragen überhaupt keine Antwort. Die Zeugen schienen in allen akuten Fragen überlegen zu sein.

Zögernd machte ich dann "Heimbibelstudium" bei Bruder Z. Es war ein Einzelstudium. Sie halten zu Beginn alle erst einmal auf Distanz und sind mißtrauisch, bis alle Verhältnisse des Interessierten auskundschaftet sind, was man gar nicht merkt. Bücher wie "Gott bleibt wahrhaftig", "Zum Predigtdienst befähigt" und "Ausgerüstet für jedes gute Werk" wurde mir zugänglich und bildeten, die Grundlage. Ich fand noch nichts dabei daß ich die Bibel hier nur durch die Wachtturmsicht erklärt bekam, nicht unmittelbar. Ich lernte die Bibel nur so verstehen und anwenden, wie sie die WTG verstanden und angewandt wissen wollte. Aber das merkt man durch die vielen Bibelzitate allgemein nicht. Ich erinnere mich noch, mit welchem Nachdruck gelehrt wurde, daß die Diener der Organisation der Zeugen nicht ordiniert werden wie Religionsgeistliche, sondern von Jehova selbst eingesetzt werden.

Die traditionelle kirchliche Unterweisung in Konfirmationsunterricht, Gottesdienst und Bibelstunde erschien mir mehr und mehr dürftiger gegenüber der Fülle und dem Anspruch, was mir die Zeugen als gläubigen Christen vorlegten. Ich fühlte, wie ich gar nicht in einem richtigen Verhältnis zu Gott stehen konnte mit meiner Kindertaufe. Ja, die Kirche hat den Glaubensgrund in mir gelegt, kein Zweifel. Aber die Zeugen bringen diesen Glauben in die bessere, richtige Form. Die Kirche unterrichtet in ihrem Konfirmandenunterricht und auch anders nicht genügend, sonst müßte sie zur richtigen biblischen Taufe führen. Hinzu kam, daß die "Adenauer-Babylon-Rom"Politik nicht mehr gelehrt wurde, in den "Heimbibelstudien" mit Bruder Z. gab es das nicht mehr. Die Zweifel schwanden immer mehr, die Kirche hat mich nur zu einem unfertigen Christen gemacht. Noch der Bibel muß man zur Erwachsenentaufe, zur Glaubenstaufe kommen. Die Erinnerungen an die früheren Gespräche mit freikirchlichen Christen, wo auch die Glaubenstaufe war, bestätigten mir das. Die Zeugen führen die Gläubigen also in ein Verhältnis zu Gott als Erwachsene, das jeder Christ erreichen sollte. So kam es, daß ich aus der Kirche austrat und mich im Juli 1972 in einem See bei Steinitz taufen ließ. ...

Nach der Taufe geht der Glaubenskampf erst richtig los ...
Eines Tages tauchte das Buch "Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" auf mit der Tabelle, wonach das Ende 1975 kommen sollte. Es erschien dann auch in einigen Abzügen Dann aber forderte es Bruder Z. wieder zurück. Einige Teile mußte ich verbrennen. Erst später begriff ich, daß man das Buch einfach wieder einzog. Ein ähnliches Schicksal erlebte das Buch "Babylon die Große ist gefallen" mit vielen veränderten Offenbarungsauslegungen und antikommunistischer Politik. Ich erfuhr auch von einem großen internationalen Kongreß, Bruder Z. verkündigte, daß es der letzte Kongreß vor Harmagedon sein könnte. Wie ich danach fest stellte, war es nicht der letzte Kongreß gewesen. Daß eine Änderung stattgefunden hatte in den WTG-Auslegungen, wurde mir noch nicht bekanntgegeben. Das bekam ich erst später in Hoyerswerda in die Hände. Bruder Z. sagte mir nur, daß zwar 1975 die 6000 Jahre Menschheitsgeschichte um sind, aber die Zeit noch fehlt, wo Adam die Frau zugeführt wurde, was sich noch um etwa zwei Jahre handeln könnte. Erst in etwa zwei Jahren nach 1975 ist also mit Harmagedon zu rechnen. Warum ließen sie mich nur halbe Wahrheiten wissen? Aber immer wieder verdrängte ich die Zweifel an der WTG. Wir leben auch in einer richtigen "Verantwortungslosigkeit", indem wir uns trösten, daß wir die WTG-Lehren nicht selbst zu verantworten haben. Sonst würden viele ganz anders an die WTG-Lehren herangehen.

Weswegen ich mir später besonders an den Kopf faßte, war das wegen meiner Tochter aus erster Ehe. Sie war 1959 geboren worden. Im Nachbarart Groß Döbbern wohnten die zwei Schwestern J. Sie brachten die WTG-Lehre, ich müsse versuchen, meine Tochter, die bei meiner ersten Frau geblieben war, zu den Zeugen zu bringen. Wenn auch meine jetzige Frau nicht glauben will und darum 1975 vernichtet wird, sollte ich wenigstens das Kind mit in die "neue Welt" nach 1975 mit hinübernehmen. Als ich damit bei meiner ersten Frau vorstellig wurde, war sie im höchsten Grade empört. Das genügte schon, daß sie mir sagten, nun würde meine Tochter schon auf irgendeine Weise 1975 von Jehova gerettet werden, weil ihre Mutter sich schuldig macht. Ich sagte darauf, aber so einfach wäre das nicht, ich habe noch für die Tochter bis 1977 Unterhaltskosten (Alimente) zu zahlen Das Kind wird erst 1977 volljährig. Im August 1977 würde das Ende der Zahlungsverpflichtung sein. Da erklärten sie mir, wie die WTG der ganzen Welt jetzt verkündigt, daß 1975 Harmagedon kommt, ich brauche also gar nicht bis 1977 zu warten, ich brauche nur noch bis 1975 zu zahlen, in der "neuen Welt" ab 1975 gibt es das nicht mehr. Es kam 1976. Es kam 1977. Es kommt 1978 und so weiter und so weiter. Jetzt ... kann ich nur nachfragen, wird von der WTG die ganze Welt nicht für naiv gehalten?

Die Annahme der WTG-Lehren in den Zusammenkünften, das Studium, und ihre Verbreitung ist eine Seite. Eine andere ist das Glaubensleben, das man unter den WTG-Lehren führen muß.
Meine Frau war streng gegen die WTG-Lehren und ist es immer geblieben. Bruder Z. war Inzwischen Rentner geworden Meine Frau arbeitete in Normalschicht (vormittags). Ich arbeitete in Wechselschicht. Da fand eben alles vormittags statt, wenn sie zur Arbeit war und ich frei hatte. Es wurde Buchstudium gemacht, Predigtdienstschulung (PDS) und die WT-Abzüge erhielt ich zum Selbststudium. Einiges hatte ich nach dem Studium zu verbrennen, vieles mußte ich zurückgeben So mußte ich meine Frau laufend hintergehen, hinters Licht führen, belügen und betrügen.

Bruder Z. predigte immer, daß ich meine Frau auch gewinnen könnte. Ich durfte tun, was andere sonst nicht tun dürfen, um meine Frau "über die Hintertreppe" zu kriegen. Ein Bruder Heinz hatte auch 10 Jahre eine ungläubige Frau gehabt und sie sei jetzt Schwester geworden. Ich durfte darum mit meiner Frau an der "weltlichen Lust" von Betriebsvergnügen teilnehmen. Was ich auch darum durfte, das Hintergehen, Tauschen, Lügen, Verbrennen, damit nichts in ihre Hände fällt, die Atmosphäre des Mißtrauens daraus, die Heuchelei und das Doppelspiel, das kann auf die Dauer in einer Ehe nicht gut gehen. Hinter allem war immer wieder eine Politik. Aber nie konnte das richtig zur Sprache kommen Die "Russenhetze" von Bruder H. mit der UN damals war mir auch so ein Kapitel gewesen. Sollte ich mir auf diese Weise meine Ehe kaputtmachen und zerstören lassen? Ich könnte mich ja auf Zeugen-Basis wiederverheiraten, wurde mir gesagt. ...

Es kam Ende 1974, wo wir nach Hoyerswerda umzogen. Hier wurde im Vergleich zu Welzow mit ganz anderen Mitteln gearbeitet. Ich wurde dem Gruppenleiter Bruder Z. zugeführt. Er war erst seit einiger Zeit wegen totaler Wehrdienstverweigerung aus dem Gefängnis entlassen. Hier wurde ich nicht mehr einzeln, sondern in einer Gruppe unterrichtet. Alle kamen aus einem "getrennten Haus". Das ist bemerkenswert! Alles Frauen. Zweimal die Woche wurden die Zusammenkünfte vereinbart, abends, bei Spätschicht und an freien Tagen. Ich wurde reichlich mit Material versorgt, Büchern und Zeitschriften. Weil aber Bruder Z. feststellte, daß meine Familie nicht für die Zeugen war, mußte ich das Material generell wieder zurückgeben. Es wurde woanders abgelegt, wo es "sicherer" war. Ich durfte auch manchmal das Studium der Gruppe leiten, wenn Bruder Z. verhindert war, z. B. im Urlaub und kein anderer Zeit hatte. Auf meine Frau durfte ich nicht mehr wie vorher Rücksicht nehmen. Ich mußte Ausreden erfinden und Lügen wie nie zuvor Sollte ich mit meiner Frau an einem ökonomisch-kulturellen Leistungsvergleich des Betriebes teilnehmen, dann mußte ich andere Sachen vortäuschen und vorlügen, die ich machen müßte. Ich durfte nun wegen meiner Frau keineswegs mehr "theokratisch kürzer treten".

Ich stellte auch fest, daß neue Bücher herauskamen. "Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt", "Wahrer Friede und Sicherheit, woher zu erwarten", "Das tausendjährige Königreich hat sich genaht" und "Rettung aus der Weltbedrängnis steht bevor".
Ich bemerkte einmal zu einem Bruder, wie wir reichlich mit Material versorgt werden. Da sagte seine Frau zu ihm, er sollte doch auch dafür sorgen, daß seine Gruppe mehr Material bekommt, da er nur einen WT zugeteilt bekommt. Dafür wurde ich sehr zurechtgewiesen. Wir sollten dankbar sein, daß wir soviel "Speise" haben, daß fast jeder seinen eigenen WT haben kann. Ja, die Gruppen in Neupetershain und Groß Döbbern waren gegenüber Hoyerswerda fast bis auf ein Viertel bis ein halbes Jahr mit WT und PDS zurück. Das bedeutet schon was, wenn sie ein halbes Jahr länger falsche Lehren verkündigen, weil die WTG sie geändert hat. Man führte darum ab 1975 verstärkt Zusatzversammlungen durch, mit Kongreßprogramm, wo man zugab, daß das Werk im Rückgang begriffen war und daß man doch mehr verkündigen gehen sollte. Nicht bloß Stunden zusammenbringen, bei denen nichts herauskommt.

Und jetzt stellte ich etwas fest, was später sehr entscheidend werden sollte. Als ich 1975 mit Bruder Z. in ein ausführliches Gespräch kam, versuchte er mich aufzuklären, daß ich doch sicherlich schon gemerkt hätte, daß Jehova neues Licht und seinem treuen und verständigen Sklaven (der WTG) neue Erkenntnisse gegeben habe. Das "Babylon"-Buch, sogar als Abzug, wurde verbrannt. Das Buch "Vom verlorenen zum wiederhergestellten Paradies" wurde durch das Buch "Auf den großen Lehrer hören" ersetzt. Und die Hauptsache sei, daß man Jehova auch über das Jahr 1975 hinaus dienen soll! Deshalb hätte man schon 1972 das Ältestenamt eingeführt. Einmal weil nun eine große Mehrung erfolge und zum Schutz gegen Spaltungen und falsche Lehren!

Auch aus den letzten Jahrbüchern könnte man einiges entnehmen Daß unter Russell, Rutherford und Knorr bis jetzt die Erkenntnis noch nicht so weit war. Daß wir erst jetzt richtig begreifen, daß und warum Jehova vieles unklar ließ, obgleich die Treuen von jeher in der Bibel forschten. Und gerade daher sei jetzt die Versammlung so wichtig.

Ich habe die Tragweite dieser "Aufklärung" anfangs gar nicht begriffen. Es wird einem flugs der bisherige Boden unter den Füßen weggezogen, ja weggerissen, so daß man gar nicht erst zu Fall kommen kann, weil man schon auf dem nächsten steht! Und stehen will man ja erst einmal. Und schon gehts weiter! Erst später kam die Besinnung.

Es kam der Tag, an dem mich Bruder Z. mit in den Verkündigungsdienst nahm. Nicht nur Gelegenheitszeugnis, sondern Neuverkündigung. Ich sollte feststellen, wie verkündigt wird. Aber die Leute zeigten alle Ablehnung. Viele waren gut unterrichtet. Man hielt uns vor, daß wir für 1975 den Weltuntergang gepredigt hätten, wir seien unglaubwürdig. Wir verkündigten z. B. wieder, wenn die Menschen Friede und Sicherheit sagen, wie 1975 mit der Helsinki-Konferenz, dann ist das das Zeichen einer bevorstehenden plötzlichen Vernichtung. Aber es kam nichts. Die Leute hatten doch recht. Ich dachte auch daran, daß ich nur bis 1975 Alimente zahlen sollte, weil dann das Weltende ist. Wie sollte ich bei solchen falschen Versprechungen vor die Menschen treten. So wurde ich zurückhaltend mit der Verkündigung. Ich möchte nicht wissen, was andere Zeugen Jehovas für Zweifel unterdrücken!

Wenn Heim, Zuhause und Familienverhältnisse in die Brüche gehen, dann muß man sich einmal fragen und prüfen, ob das die richtige Form der Anbetung ist. Unser Fernsehapparat war zur Reparatur. Ich mußte ihn zu einer Zeit abholen, als gerade eine Zusammenkunft angesetzt war. Man verlangte von mir, ich sollte mich als Mann zuhause durchsetzen Sie brauchten bei mir daheim nicht die Krimis gucken, wo Verbrechen gezeigt werden, oder die Liebesfilme, wo sie fremdgehen. Satan will uns bloß ablenken. Sollen sie doch den Apparat selber von der Reparatur holen, oder der Junge soll es tun, wenn er gucken will. Für die Zusammenkünfte müßte ich unbedingt "Wertschätzung zeigen". Erstens ist es meine Pflicht, mich um die Haushaltsgeräte zu kümmern und nicht Sache des Kindes. Dann ist das eine unerträgliche Einmischung und Aufhetzung gegen Frau und Kind. Wenn sie daheim nicht fernsehen sollen, müßte ich ihnen ja den Apparat wegnehmen. Das war zuviel.

Sie schafften es aber, mich aufzuhetzen, sonntagsmorgens die WTG-RIAS-Sendung vor meiner Familie im Radio anzustellen, um sie zu zwingen, sie anzuhören. Da hatten sie mehr "theokratische" Argumente. Das Ergebnis war ein furchtbarer Familienstreit. Danach "erbarmte" man sich, daß ich die Sendung nachträglich auf Tonband mitgeschnitten anhören konnte. Wenn man so etwas erlebt, dann stellt man sich einige Fragen.

Auch zu Weihnachten versuchten sie mich aufzuhetzen. Man hielt mir das Beispiel eines Bruders Ehrenfried vor Augen, dessen Frau auch nicht an die WTG-Lehren glaubte, und darauf bestand, zu Weihnachten in der Familie einen Weihnachtsbaum zu haben. Als sie nun den Weihnachtsbaum am letzten Tage anputzen oder schmecken wollte und er ihr die Weihnachtsbaumkugeln reichen sollte, habe er sie einfach absichtlich wie aus Versehen fallen lassen, damit sie entzwei gingen und der Weihnachtsbaum nicht mehr angeputzt und aufgestellt werden konnte. ...

Ein Dorn im Auge war ihnen auch meine Vorliebe für die Esperanto-Sprache, eine bekannte internationale Sprache. Auch dagegen gingen sie vor, um mir das auszutreiben. Ich hatte hierbei privat Bekannte in Polen und in der CSSR besucht, die katholisch waren. Sie mischten sich ein und sagten, es sei nutzlose nach Harmagedon werde wieder hebräisch-aramäisch gelehrt, aber in lateinischer Schrift. Woher sie das nur schon wissen! Als sei das Sprachenlernen nur noch Sache der WTG-Gileadschule in Brooklyn. Ich sollte alle von Arbeit und Familienpflichten freie Zeit in den WTG-Dienst stellen.

Als Musterbeispiel hielten sie mir die angeblich völlige wöchentliche Freizeitauslastung der Verkündiger in Westdeutschland vor Augen. Wollen sie das hier auch durchsetzen? 1. WT-Studium, 2. Buchstudium in den Häusern und eigenen Familien, 3. Heimstudien bei Interessierten, 4. Vorträge, 5. PDS-Teilnahme, 6. Selbststudium der WTG-Schriften, 7. Verkündigung, 8. Möglichst als Pionier mit Halbtagsarbeit Wer das konsequent befolgt, kommt zu keiner Besinnung mehr. Der pfeift ständig auf dem letzten Loch und hetzt den ganzen Tag an der Grenze des Möglichen und Erträglichen. Der geringste Einwand macht verdächtig: Dann hast du nicht genügend "Wertschätzung" und fast schon den kleinen Finger beim Satan.

Ich hatte festgestellt, wie zwanglos und frei es in anderen christlichen Gemeinden ist. Die Menschen kommen und gehen wie es ihnen ihre Umstände gestattet, ohne daß sie deswegen so moralisiert und gemaßregelt werden, wie es unter der WTG geschieht.

Einmal ist das Maß voll. Einmal läuft der Krug über. Einmal ist die Grenze erreicht. Im deutlichen Wissen um die falschen Lehren vor die Menschen treten müssen, am Beispiel der eigenen Tochter (Alimente) den 1975-Schwindel erleben, immerzu zuhause lügen, vertuschen, heucheln, hintergehen, verheimlichen und Doppelspiel treiben müssen, das unaufhörliche Aufhetzen der Familie, und die Erkenntnis, was für eine ungeheuerliche Schuld man auf sich geladen hat auch nur gegenüber einem einzigen Menschen mit der falschen Verkündigung von 1975 und den anderen WTG-Lehren, die sich nun nach 1975 eine um die andere als falsch erweisen und darum durch angeblich "neues Licht" ersetzt werden, und dazu sich bis zur letzten Freizeitstunde auspressen lassen - das ist unerträglich. ...

Ich erhielt, wie auch andere Zeugen, unverbindlich CV zugeschickt Ich tat es nicht, wie es alle tun sollen, nämlich CV ungelesen verbrennen. Ich las alles genau durch ...
Ende September 1976 habe ich mir den Mut gefaßt, den Ältesten in Hoyerswerda meine Meinung darzulegen. Ich führte Bruder Z. in der Gruppe alles vor Augen, was ich auf dem Herzen und erkannt hatte, was mir inzwischen klar geworden war. Besonders die falschen Endzeitverkündigungen Wie schon 1914 die Regierungen abtreten sollten, was gar nicht geht. Wie aus den Bibelforschern schriftwidrig Zeugen Jehovas gemacht wurden. Von den Jonadaben. Von der Obrigkeit, erst WTG, dann der Cäsar. Vom Ältestenamt, das gar kein neues Licht ist.

Was entgegneten sie mir? Sie taten alles, um mich wieder umzustimmen. Die WTG sei Jehovas Werk. Ich sollte doch nicht eine Beute Satans werden. Aber ich wollte nicht mehr bleiben und weiter Falsches verkündigen. Zum Schluß rügte mich Bruder Z., das alles hätte ich ihm zum Schluß der Schulung privat sagen können. Ja, die WTG verhindert wie sie kann, daß die Verkündiger selbst mitbekommen, was wirklich los ist. Privat nehmen sie alles entgegen und lassen es dann in den Akten verschwinden. Nur nichts ans Licht kommen lassen, daß es alle sehen! Bruder Z. konnte nichts überzeugend widerlegen. So drohte er mir zum Schluß mit Denunziation. er melde mich den "Brüdern", wenn ich nicht bereue, dann werde ich ausgeschlossen und vergessen.

So zog ich es vor, vom nächsten Studium fernzubleiben. Sofort hatten sie alles umorganisiert.
Ich schrieb an alle Bekannten in Hoyerswerda, in Groß Döbbern und Neupetershain
Was ich über die WTG festgestellt hatte und was für Schlußfolgerungen ich zog, schrieb ich nun an alle Bekannten in Hoyerswerda, Groß Döbbern und Neupetershain. Ich legte meine Erfahrungen dar. Ich legte auch dar, wie unter den anderen Christen Gottes Kinder sind, die z. B. nichts lehren und versprechen, was nicht eintrifft. Ich wollte, daß auch sie sich freimachen von falschen Lehren. Jesus hat schon nach seiner Himmelfahrt sein "Reich der Himmel" errichtet. Auch sind die 144 000 nur eine symbolische Zahl, weil es sonst alles buchstäblich Juden sein müßten, Christus ist der Eckstein und alle wahrhaft Gläubigen sind der Tempel. Dazu braucht man keinen Wachtturm. Die Zeugnisse der Reformation und des Pietismus z. B. sind echte christliche Zeugnisse gewesen, bis heute. Aber diese Wahrheiten wollte man nicht hören.

Man bezeichnete meinen Schritt, als wenn ein Hund zu seinem eigenen Gespei oder das Schwein zu seinem eigenen Kot zurückkehrt. Zu guterletzt hat man mir von einigen Stellen meine Zeugnisse wieder zurückgeschickt, man wünsche nicht mehr von mir belästigt zu werden. Als ob sie nicht gerade genug Leute mit ihren falschen Lehren belästigt haben. Sie werfen mir vor, zur "Babylon-Hure" zurückgekehrt zu sein. Sie merken gar nicht, wie sie selbst aufrichtige Christen, die doch nur anders an Gott und Christus glauben als die WTG will, belästigen und mit Kot bewerfen. ...

Zum Jahresende 1976 wurde ich überraschend von einem WTG-Ältesten aufgesucht, "Bruder Herbert". Er gab vor, sich nach den Gründen meines Weggangs von den Zeugen näher erkundigen zu wollen. Er stellte folgende Fragen:
1. Ob und wie lange ich 1976 noch von den WTG-Lehren überzeugt war, ob ich schon nebenbei Kontakt zu "anderer Religion" hatte.
2. Ob ich überzeugt war, als ich zu den Zeugen Jehovas ging
3. Ob ich freiwillig die Zeugen verließ oder irgendwie unter Druck gehandelt habe.
Diese Fragen zeigten deutlich die Taktik an, die ich zu erwarten hatte. Es ging ihnen nicht um die Gründe gegen die WTG, um die Fragen und Probleme, die mich bewegten. Die Richtigkeit oder Falschheit der WTG-Lehren würden sie nicht zur Diskussion stellen. Sie suchten nur den Zeitpunkt der "Untreue" gegenüber der WTG festzustellen, und wen oder was sie als - "schuldig" bezeichnen könnten. Reine Äußerlichkeiten. Die Hauptsache, daß man keinen falschen Lehren treu bleiben kann, wurde umgangen. ...

So ist mein Schritt freiwillig und ohne anderen Druck erfolgt Niemand hat auf mich Druck ausgeübt. Ich zeigte ihm zum Beweis auch andere religiöse Schriften freikirchlicher Gemeinden. Zum Schluß legte ich ihm die CV-Sonderausgabe 1975 mit dem Nachweis der Unglaubwürdigkeit der ganzen WTG-Endzeit auf den Tisch. Er wagte nur, ganz flüchtig hinzuschauen.

Er fragte dazu nur, ob ich CV zufällig geschickt bekomme oder ob ich darum gebeten hätte. Zufällig, sagte ich, aber ich bekomme es weiter und sammele es. Er meinte, ich hätte das Problem rechtzeitig mit meinem Gruppendiener Bruder Z. besprechen können, vielleicht hätte alles verhindert werden können. Was dachte er sich dabei? Begriff er die Tragweite nicht? Er stellte gar keinen Versuch an, etwas zu widerlegen, er wolle sich nur vergewissern, warum ich die Zeugen verließ.

Am 17. 1. 1977 wurde ich erneut von Bruder Z. aufgesucht. Er brachte mir eine Vorladung, in den nächsten Tagen zur "Ausssprache" zu kommen. Die Zeit sei zu kurz gewesen, als "Bruder Herbert" mich am Jahresende aufgesucht hatte. Das stimmte ganz offensichtlich nicht. Sie wollten sich informieren, um "Gerda" vorzubereiten....

Am 20. 1. 1977 ging ich nun zu Bruder Z. zu der "Aussprache" Aber da war natürlich nichts, er ging mit mir weiter zu "Bruder Herbert". Dort waren nun noch drei weitere Brüder anwesend, mir bisher unbekannt. So stand ich nun einer "Gerda", einem WT-Gemeinschaftsentzugs-Komitee von fünf Brüdern gegenüber, die das "Urteil" über mich zu fällen hatten, wenn ich nicht "bereue" und "widerrufe".

Sie hatten sich vorbereitet, das Verfahren durchzuführen. Sie legten mir die Schriftstellen 2. Joh. 9-11 und 1. Tim. 3:5-7 vor, die sie einfach für die infragestehenden widersprüchlichen WTG-Bibelauslegungen in Anspruch nahmen, und um mir meine Familienangehörigen vorzuwerfen, die keine Zeugen sind. Was die Familie angeht, so ist ein "getrenntes Haus" für den Christen kein Grund, daß man deswegen diskriminieren darf. Paulus hat dort an Timotheus überhaupt keine Argumente für Gemeinschaftsentzug gegeben, sondern nur für die Ernennung zum Aufseher. Man kann es nachlesen Und in 2. Johannes geht es darum, "in der Lehre des Christus" zu bleiben. Johannes konnte gar keine WTG-Lehren meinen, die es damals gar nicht gab. Um dem Komitee nachzuweisen, daß ich nicht gegen die Lehre Christi, sondern nur gegen die heutigen widerspruchsvollen WTG-Bibelauslegungen bin, legte ich ihnen die CV-Sonderausgabe vom August 1975 mit dem Nachweis dieser unglaubhaften WTG-Bibelauslegung offen auf den Tisch. Ich sagte dazu: Nur dann würde ich zu den Zeugen Jehovas zurückkehren, wenn das, was da in CV nachgewiesen ist, nicht stimmt. ...

Sie gingen auf kein einziges Argument von CV gegen die WTG konkret ein. Sie erklärten, man hätte in der DDR keine Gelegenheit, sich zu den Argumenten in CV zu äußern, weil das Verbot bestehe. Damit ist die Hilflosigkeit, Unfähigkeit und Furcht der WIG, es mit CV offen vor Zeugen aufzunehmen, zum Ausdruck gebracht. Denn die Erklärung ist von vorn bis hinten haltlos. Sie haben soviele Schriften, in Hoyerswerda selbst sind sie stolz, daß fast jeder seinen eigenen WT haben kann, in denen gegen jedes Argument von CV ausführlich Stellung genommen werden kann. Welche Lüge mit dem Verbot! Das ist nur ein Vorwand. Sie kümmern sich doch sonst nicht darum, und veröffentlichen, was sie wollen. Sie können sich darum äußern. Sie wollen nicht sich äußern. Sie fürchten CV und wollen verhindern, daß noch mehr danach greifen und es lesen.

Dann sagten sie, man sei gar nicht daran interessiert, CV zu lesen. Auch das ist nur ein Ausweichen vor den CV-Argumenten, eine Ablenkung für die Verkündiger. Die leitender Brüder sind nicht nur daran interessiert, sie müssen alle Veröffentlichungen über oder gegen die WTG lesen, weil sie die WTG darüber informieren müssen, wenn etwas irgendwo erscheint. Sie widersprochen sich auch selbst, denn sie gaben zu erkennen, daß sie wissen, was in CV veröffentlicht wird.

Sie sagten zum Schluß, sie brauchten CV auch nicht zu lesen, weit nur die WTG auferbauende Literatur liefere. Auch das sind Vorwände und Ablenkungen der Verkündiger von CV und Unwahrheit. CV bringt die Aufdeckung der WTG Widersprüche und christliche Auferbauung im Glauben. Sie wissen auch, daß die WTG nicht in erster Linie für die Glaubensauferbauung da ist, sondern um das "Ende" zu verkündigen, daß sich CV aber mit der Unglaubhaftigkeit dieser Endeverkündigung befaßt. Das Vorschieben der Auferbauung ist also auch unehrlich. Nicht Auferbauung, sondern das "Ende" steht zur Diskussion.

Die WTG verteidigten sie mit der Erklärung gegen CV, selbst die Bibel würde über Fehler berichten, die z. B. Moses, David und Petrus gemacht haben. Wenn CV also nur die Fehler der WTG abdruckt, dann würde CV hinter dem "theokratischen Fortschritt" hinterherhinken. Auch dies sind gefälschte Karten. Die Fehler und Irrlehren und falschen Voraussagungen und Prophezeiungen der WTG vom "Ende" lassen sich nicht mit den menschlichen Fehlern von Mose, David und Petrus rechtfertigen und verteidigen. Das sind grundverschiedene Dinge, die nur oberflächlich passen und deshalb nicht zutreffen. Man kann das nicht vergleichen. Aber sie gaben mit dieser Verteidigung zu, daß CV die Wahrheit über die Fehler der WTG bringt.

Ja, die Bibel berichtet über Fehler von Moses. David und Petrus und anderen. Warum ist es eine Irreführung, das mit der falschen Bibelauslegungen der WTG zu vergleichen? Damit wird ebenfalls abgelenkt.
Von Moses und anderen werden viele Fehler und Schwächen berichtet, von David sogar Verbrechen, an Bathsebas Ehemann. Aber sie waren deswegen keine falschen Propheten, die der Menschheit Prophezeiungen machen, die nicht eintreffen und eine widerspruchsvolle Bibelauslegung betreiben, die sie unglaubhaft macht.

Gerade Moses, den sie als "Kronzeugen" für die WTG-Verteidigung nennen, verurteilt schärfstens alle, die Verkündigungen machen, die nicht eintreffen, als falsche Propheten, als Vermessene. 5. Mose 18:20-22, was auf alle bisherigen Ende-Verkündigungen der WTG zutrifft. Sie haben falsche Karten in der Hand. ...

Es war dieselbe Methode, kein Eingehen auf die konkreten Tatsachen, sie wurden umgangen, nur ein pauschales Schlechtmachen.... Es stimmt, die freien Christen sind bei einem bestimmten Punkt stehengeblieben. Aber auch das zeugt nicht für sondern gegen die WTG und Zeugen Jehovas. Die freien Christen sind beim geschriebenen Wort Gottes stehengeblieben und haben nichts dazugemacht, wie die WTG mit den falschen Terminen, falschen Obrigkeit, und Jonadabverführungen weg von der neutestamentlichen Hoffnung. Sie gaben daraufhin zu, sich geirrt zu haben, aber das Licht werde immer heller. Sie tauschen sich selbst. Wenn man sich bei einer Sache geirrt hat und als falsch widerrufen muß, dann löscht man dieses verkündete Licht darüber wieder aus. Eine andere Erklärung ist dann kein Hellerwerden des Lichtes, das es gab, das wurde ja ausgelöscht. Es wird ein anderes Licht angezündet. Sie unterscheiden nicht zwischen Hellerwerden und neuem Licht. ...
Zum Beweis, daß sie nicht bei der Schrift geblieben sind, hielt ich ihnen den WT-Blutkult vor, wie sie Kinder durch Verweigerung von Transfusion opfern und dem Tod preisgeben. Sie entgegneten einfach, daß auch Leute durch Bluttransfusion gestorben sind.

Dazu müssen sie sich fragen lassen: Wenn ein Mensch durch Transfusion stirbt, die in der Absicht gegeben wurde, daß er um Leben bleiben möge, dann kann man ihn ruhigen Gewissens durch Verweigerung von Transfusion in den Tod gehen lassen und ins Jenseits befördern? Ist das nicht eine Rechtfertigung von fahrlässiger Tötung und versuchtem Mord und eine Verletzung des göttlichen Gebotes "Du sollst nicht töten"? Sie sind verantwortungslose juristische Dilettanten in ihren "Gerda"-Funktionen über ihre Brüder. ...

Als sie mit diesen Auseinandersetzungen begriffen hatten, daß ich mich den Ansprüchen der WTG nicht mehr beugen würde, stellten sie nochmals ihre Fragen. Ob ich freiwillig die Zeugen verließ oder unter Druck. Wielange ich schon an der WTG zweifelte und warum. Ich erklärte ihnen, daß ich freiwillig meinen christlichen Weg gehe. Ich habe 10 Jahre für die WTG verkündigt, weil ich ihr glaubte, wie schwer sie das auch machte. Seit 1976 aber habe ich begonnen, gegenzuverkündigen, um die Schuld an der Wahrheit, die ich unter der WTG auf mich geladen habe, wieder gutzumachen. Ich habe mich freiwillig CV angeschlossen, um jeden Zeugen Jehovas aufzuklären und Wege zu bahnen, sich anderen freien Christen anzuschließen. Ich wies nochmals auf die Irrtümer der WTG hin, die sie unglaubwürdig machen. Damit brachen sie ab. ...

Sie trafen nun über mich folgende Feststellungen. Ich würde die Religion, die ich früher für falsch ansah, nun wieder als richtig betrachten. Ich habe selbst zugegeben, Verbindung mit CV zu haben. Das Ziel von CV besteht darin, Zeugen Jehovas zum Abfall zu bewegen, sich diesen Religionen anzuschließen Unter Druck wurde ich nicht gestellt, es ist mein freiwilliger Entschluß. Darum müssen sie Gemeinschaftsentzug (GE) oder "Gerda" laut 2. Johannes 9-11 zur Anwendung bringen. Der endgültige Beschluß wird mir mündlich überbracht werden. ...

Es dauerte anderthalb Stunden. Ich verließ dann allein die Wohnung und meine fünf "Richter" blieben unter sich zurück. ...
Am 29. 1. 1977 überbrachte mir Bruder Z. mündlich die "Gerda", den Beschluß des Gemeinschaftsentzuges für mich. Im Auftrag dieses WTG-Komitees, das den WTG-Willen zu vollstrecken hat, erklärte er:

Indem ich selbst zugegeben habe, Zweifel an den Lehren zu haben, ohne die Aussprache mit den Brüdern zu suchen, hätte ich sie hinters Licht geführt. Ich hätte darüber hinaus versucht, die Brüder zum gleichen Schritt zu beeinflussen, was aber nicht gelang. Der Beschluß lautet darum,
1) Weder persönliche noch schriftliche Kontakte, alles wird ungelesen verbrannt, auch die CV-Schriften, die meinen Bericht enthalten und bringen.
2) Auch die Brüder in Welzow und Klein Döbbern halten sich an diesen Beschluß.
3) Sollte ich bereuen, dann kann ich mich an die Brüder wenden. Ansonsten habe ich kein Recht mehr, mit Zeugen Jehovas zu verkehren. Ich bin hinausgetan und vergessen.
Diesen Beschluß hätte ich selbst herbeigeführt. Als Bibelstelle soll ich Jakobus 1:2-8 und 5:7 nachlesen. Darin ist die Antwort begründet, warum auch die anderen meinem Beispiel nicht folgen. ...

Meine Zweifel an den WTG-Lehren bewertet der Beschluß nicht. Das wäre auch gefährliches Glatteis, da sie begründet sind. Sie werfen mir lediglich vor, daß ich darüber nicht die "Aussprache mit den Brüdern" gesucht hätte. Das stimmt und stimmt auch nicht. Sie wissen selbst, daß es für sie keine Kritik an den Ansprüchen der WTG und ihren Lehren gibt, die angeblich von Gott kommen. Wenn einer das anzweifelt, wie berechtigt und schriftbegründet das auch ist, dann braucht man gar nicht erst eine "Aussprache" suchen. Jede "Aussprache" wird dann nur gemacht, um die WTG-Ansprüche durchzusetzen oder den Betreffenden auszustoßen. Dennoch habe ich die Aussprache gesucht und herbeigeführt im September 1976. Das zahlt nur nicht, weil ich schon vorher meine Kritik geäußert habe, sie aber jede Freiheit der Kritik abgeschafft haben.

Ich zitiere noch dem WT vom 1. Juli 1957, "Respektiert Jehovas Organisation":
"Es mögen Dinge in der Organisation geschehen, die wir nicht verstehen. Die Diener mögen einer Handlungsweise folgen, die wir als unrichtig erachten. Deswegen Kritik zu üben, würde eine unvernünftige Haltung verraten . . .
Nur wenige von uns verstehen die Tatsachen bezüglich der Kernphysik, nicht war? Aber die Wasserstoffbombe beweist sicherlich, daß die Folgerungen ihrer Hersteller auf Tatsachen beruhen und daher richtig sind. Somit wären nicht so töricht, und würden die Explosion einer Wasserstoffbombe im eigenen Garten zulassen, nur weil wir ihre Wirkung nicht kennen! Nun kann sich aber eine unvernünftige, respektlose Haltung innerhalb der Familie Gottes ebenso unheilvoll auswirken, wie die Auslösung einer Wasserstoffbombe." (S. 408, 409)

Schon die erste Aussprache über meine Kritik an der WTG hat das bestätigt: Es gibt nur sich beugen und bedingungslos widerrufen oder ausgelöscht und vergessen werden.
Im Grunde genommen kann das nicht anders sein. Ein Werk mit solchen Widersprüchen, Irrtümern, weltweiten falschen Weltendeprophezeiungen und tödlich festgefahrenen Dogmen, wo selbst Menschenleben unbedeutend werden (Blutkult), kann nur mit solchem geistigen Terror zusammengehalten und weiterbetrieben werden. Ein solches Werk, schon mehrere Generationen hindurch, muß zu der Konsequenz kommen, jede Kritik mit der Angst vor der Gefahr gleich einer "Explosion einer Wasserstoffbombe im eigenen Garten" zu verteufeln und zu unterdrücken. Der christliche Grundsatz in Apostelgeschichte 17:11, mit der Schrift alles zu prüfen, ob es sich richtig verhält, ist mit einem solchen Werk nicht zu vereinbaren. Wird diese Grundfrage durch die zwangsläufig an der WTG aufkommende Kritik berührt und erreicht, dann ist es soweit. ...

Der Beschluß, alle Kontakte abzubrechen, alles Schriftliche von mir ungelesen zu verbrennen, ist nur die praktische Durchführung. Dem Vergessenen noch zu verbieten, mit keinem Zeugen Jehovas weiter zu verkehren, zeugt von dem Dilettantismus und Übereifer, mit dem die Ausführenden mitunter vorgehen. ...

Ich habe sogar sehr gründlich Jakobus 1:2-8 und 5:7 nachgelesen Jakobus 5:7 lehrt, daß Christen für die noch bevorstehende Wiederkunft Christi ausharren und Frucht bringen müssen. Das widerlegt die 1914-Wiederkunft von der WTG. Was wollen sie also mir damit sagen? ... So ist der ganze GE-Beschluß schriftgemäß gesehen völlig verfehlt. Er geht an der Sache vorbei. Es ist zwar schmerzlich, dieses erleben zu müssen, weil sehr wohl herzliche Beziehungen wie durch mittelalterliche Intoleranz zerstört werden Doch die WTG ist nicht "allein in der Wahrheit". ...

Der volle Text dieses Berichtes ist enthalten in: CV92

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