Re: Nachhilfe


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 08. März 2004 20:20:51:

Als Antwort auf: Nachhilfe für Drahbeck geschrieben von Captain Terror am 08. März 2004 17:47:26:

Es gibt vielerlei politische (und achtbare Gründe) um Antikommunist zu sein. Dazu bedarf ich nicht des Hinweises auf das „Schwarzbuch des Kommunismus", dass ich nebengesagt durchaus schon gelesen habe. Man kann weiter gehen und sagen, Nolte hat es im „Historikerstreit" getan. Den Nazismus hätte es nicht gegeben, wäre nicht der Anlass des sowjetischen Terrorstaates mit motivierend gewesen. Insofern sind das „kommunizierende Röhren". Wenn man politischer Antikommunist sein will - bitte schön. Das steht jedem frei. Nur hätte ich mir gewünscht das eine solche Entscheidung nicht bloß von den Alt-Bundesrepublikanern (aus ihrem sicheren Hort) gefällt wird. Sondern dass jene lauten Schreihälse das mal an Ort und Stelle praktiziert hätten.

Wolf Biermann war solch eine rühmliche Ausnahme. Der ist von der alten BRD nach Ostdeutschland umgezogen. Stefan Heym ebenfalls, von den USA kommend in den Ostteil Deutschlands gezogen. Die haben im Gegensatz zu den Sonntagsrednern in der Praxis ihre sich daraus ergebenden Konflikte ausgestanden. Vor denen ziehe ich den Hut. Vor den billigen Sonntagsrednern indes nicht.
Im übrigen habe ich das Instrumentarium des DDR-Terrorstaates ab etwa 1985 noch am eigenen Leibe kennengelernt, und bedarf auch aus dieser Sicht keines Nachhilfeunterrichts Alt-Bundesrepublikanischer Geschäftemacher.

Im Naziregime die gleiche Problemlage. Die Zeugen „demonstrierten" mit ihren 1936er und 1937 Resolutionen. Und was hat ihnen diese Demonstration, inklusive der Demonstrationen, Wahlboykott eingebracht? Eingebracht hat es ihnen, dass die Gestapo eigene ZJ-bezügliche Referate bildete und sie in einem Umfang in die KZs beförderte, der unter anderer, taktischer Verhaltensweise, dieses Ausmaß vielleicht nicht angenommen hätte.
Auch andere waren über das NS-Regime keineswegs „glücklich" und sind zu der Einsicht gekommen, Widerstand ist vonnöten. Bloßes Demonstrieren a la ZJ ist in diesem Kontext wenig hilfreich. Dietrich Bonhoeffer, vor den ich diesbezüglich den Hut ziehe, hat versucht diesen Weg zu gehen. Meine Hochachtung gehört in diesem Vergleich Bonhoeffer, nicht aber der WTG.

Dann noch der Fall DDR. Über deren totalitäre Rahmenbedingungen haben noch ganz andere gestöhnt. Konnten sie die ändern? Wer es 1953 versuchte, sollte alsbald eines besseren belehrt werden. Wer etwa 1968 daran dachte, dem wurde mittels Nachhilfeunterricht Tschechoslowakei plastisch vor Augen geführt. Die Zeit ist immer noch nicht reif.
Es waren weitergehende Rahmenbedingungen notwendig. Die Absage von Gorbatschow an die Politik seiner Vorgänger beispielsweise. Darauf aufbauend, die Entscheidung Ungarns, seinen Grenzzaun nach Österreich zu demontieren. Ohne diese flankierenden Rahmenbedingungen, hätte es sicherlich keinen Mauerfall, und dadurch ausgelöst, Ende der DDR gegeben.

Wer zur Unzeit meint mit Demonstrationen etwas verändern zu können; der erreicht eher das Gegenteil. In diesem Kontext hätte ich mir gewünscht, die Zeugenführung hätte beispielsweise ähnlich agiert, wie die Leitung der Siebenten Tags Adventisten in der DDR. Manches Leid wäre erspart geblieben.

Und dann noch dies. Als erklärte Aussagen bewußten Antikommunismus, kann ich die zitierten WTG-Aussagen jederzeit akzeptieren. Nur als eines nicht. Als „Neutralität". Das war keine, dass war Parteilichkeit mit demonstrativem Charakter. Den Preis dafür hat man allerdings (jedenfalls nicht direkt) in Wiesbaden oder Brooklyn bezahlt. Dieses „Vorrecht" überließ man den dummen Schafen im Osten.


Adventisten

Parsimony.6223


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