Moldawien


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 28. Februar 2004 15:28:46:

Kürzlich brachte die ORF-Kirchenfunksendung "Orientierung", die auch über den Fernsehsender 3Sat ausgestrahlt wird, ein Bericht aus Moldawien. Insbesondere thematisiert, der organisierte Frauenhandel. Die wirtschaftliche Notlage ausnutzend, werden Frauen von organisierten Banden, unter fadenscheinigen Versprechungen ins Ausland gelockt und landen nicht selten in Bordellen. Und zu den Mafiaähnlichen Strukturen trägt auch noch die Verwaltungsbürokratie, faktisch, in diesem Lande mit bei. Soweit der Bericht der "Orientierung".

Schon Russell hatte einen Fuß in Moldawien gesetzt. Auf einer seiner Weltreisen machte er in deren Hauptstadt Kischinjow Station. Gast dort bei Joseph Rabinowitsch. Auf den Fall Rabinowitsch gehe ich in der "Geschichte der ZJ" (S. 123f.) näher ein

In ihrem 2004er Jahrbuch widmet die WTG auch Moldawien einen eigenen Bericht.
Jenes Land eine bewegte Geschichte habend, nach dem ersten Weltkrieg zu Rumänien gehörend. In den Wirren des zweiten Weltkrieges, Spielball. Mal sowjetisch besetzt. Dann wieder faschistisch besetzt. Schließlich nach Ende des Krieges sowjetisch als sogenannt "Moldawische SSR".

Was die Zeugen Jehovas anbelangt, erwischten sie auch die Deportationen nach Sibirien. Gleichwohl vermochte der KGB das Zeugen Jehovas-Problem, auch in Moldawien, nicht zu lösen. Erwähnt wird eine von ihm verfasste Broschüre mit dem Titel "Doppelter Boden", in der man aus KGB-Sicht, gegen den vermeintlichen Antikommunismus der Zeugen Jehovas polemisiert. Auch aus dem Konik-Buch wusste man bereits, dass Moldawien zu Sowjetzeiten eine relative Hochburg der Zeugen Jehovas war.

Das Jahrbuch räumt ein, dass KGB-Spaltungsversuche einen verhältnismäßigen Erfolg hatten. Zeitweise sei die Mehrzahl der im Sinne der Zeugen Jehovas beeinflußten, auf der Linie der KGB-gesteuerten Opposition gewesen. Diese "Opposition" existiert ja heute noch, besonders in Rumänien; und bietet auf ihrer Webseite, noch das Buch als Ausläufer aus der Rutherford-Ära, "Die Wahrheit wird euch frei machen", als "seligmachende Wahrheit" feil.

Mitte der 1980er Jahre, mit Beginn der Gorbatschow-Ära, konnte die WTG verlorenes Terrain wieder wett machen und hat seit diesem Zeitpunkt die dortigen Zeugen Jehovas mehr oder weniger wieder fest im Griff.

Um auf die eingangs genannten miserablen wirtschaftlichen Bedingungen zurückzukommen. Die spiegeln sich auch darin wieder, dass im Jahre 2003 auf 229 Einwohner, ein Zeuge Jehovas kam. Dies ist zumindest für europäische Verhältnisse ein Spitzenwert.

Der KGB ist in Sachen Zeugen Jehovas auch in Moldawien gescheitert, auf der ganzen Linie. Formal gab das sowjetische System ja vor, "kommunistisch" zu sein. Würde es die Religionstheorie von Marx wirklich in seiner Kernaussage akzeptieren, könnte klar sein. Je mieser die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen - umso mehr "blüht" der religiöse Weizen. Aber genau dass wollten diese Herrschaften ja nicht wahrhaben. In ihrer Lesart hatten sie ja bereits das "Paradies" errichtet, und darin störten eben die destruktiven Zeugen Jehovas.

Es ist sicherlich richtig. Bei miserablen Wirtschaftsbedingungen blüht nicht nur die Religion. Es blüht auch, nicht zuletzt die Wirtschaftsmafia. Auch am Beispiel Moldawien deutlich. Es ist ein Teufelskreis, der sich da offenbart. Jede dieser "Mafiaorganisationen" spricht eine bestimmte Klientel an.

Egal, ob religiöse oder wirtschaftliche Mafia. Je mehr ihr blühen sichtbar. Um so mehr ist dies auch ein Beleg des Verwesungszustandes einer Gesellschaft, die solche Blüten zeitigt.


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