Horst Hartmann


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 05. Juli 2001 23:24:19:

Wie die Bilder sich doch gleichen
In seinem Buch: "In der Welt, aber nicht von der Welt. Die Gotteskinder der Neuapostolischen Kirche" (ISBN 3-8311-0499-9) schreibt Horst Hartmann über seine Kindheitserfahrungen, die in diesem Fall durch die NAK geprägt wurden:
"Während der Predigten in unserem … Kirchenraum … hörte ich ständig, dass ich ein Auserwählten sei, auf der Straße musste ich jedoch zu meinem Leidwesen zur Kenntnis (nehmen), dass ich eigentlich ein Ausgegrenzter war. Und diese Last war für mich eine große Bürde, an der ich schwer zu tragen hatte und die ich mit niemanden teilen konnte, da ich unter den gleichaltrigen Jungen in unserem Dorf zu meinem Leidwesen der einzige Auserwählte war, doch diese Sonderstellung empfand ich nie als solche." (S. 7)

Die Gesellschaftspolitische Relevanz der NAK (und Hinzufügung auch der ZJ) umreißt Hartmann mit den Worten:
"In den täglichen Auseinandersetzungen mit den gesellschaftlichen Zwängen und Nöten, beim Kampf um die Erhaltung des Weltfriedens für sich und kommende Generationen trägt die Neuapostolische Kirche (NAK) nicht die gleiche Last wie viele andere gesellschaftliche Kräfte. Unterdrückung, Krieg, Not und Katastrophen liefern nach eigenem Glaubensverständnis nur den zeitgeschichtlichen Tatbeweis der kundgewordenen Unfähigkeit und Hilflosigkeit aller Völker dieser Erde, aus sich selbst befriedigende Erdenzustände zu schaffen. … Ein solcher Standpunkt wird jedoch verständlich, wenn man weiß, dass durch die genannten Ereignisse eine 'Ausreife der Menschen- und Erdenzustände' erfolgen soll, die der Wiederkunft des Herrn auf dieser Erde vorausgehen muss. Und wenn die Zeiten nicht schlecht sind, dann muss man sie eben schlecht reden, denn nur schlechte Zeiten sind - so unlogisch das Außenstehenden auch erscheinen mag - wirklich gute Zeiten für die NAK, sie bilden den ertragreichen Nährboden für vielerlei Ängste aus denen wiederum der neuapostolische Glaubensgehorsam geboren wird." (S. 9)

Zu Hartmann noch die Anmerkung. Wie man seinem Buch entnehmen kann, wollte er (wohnhaft in Rostock) bereits zu DDR-Zeiten ein kritisches Manuskript über die NAK veröffentlichen. Er reichte es beim Union-Verlag ein (Verlag der DDR-CDU, faktisch aber (leider) der einzigste DDR-Verlag, der für solche Themen überhaupt in Frage kam). Er erhielt eine Absage mit der sinnigen Bemerkung, Kritik könne nur von der betreffenden Religionsgemeinschaft selbst erfolgen; jedoch nicht von "außerhalb". Im Hintergrund bei dieser Entscheidung stand die DDR-kirchenpolitische Prämisse, ihr Land als das "Land von Milch und Honig" zu verkaufen. Offene Diskussionen über anstehende Probleme waren in diesem Staat grundsätzlich (auch auf anderen Ebenen) unerwünscht und wurden nicht geduldet. So schützte ein totalitäres Regime das andere in seinem Machtbereich.

Hartmann schätzt für die NAK der letzten Jahre einen effektiven Mitgliederrückgang (in Deutschland) von 8 % ein, der sich aber noch nicht in den geschönten offiziellen Zahlen niederschlägt. Dem finanziellen Aspekt (auch die NAK ist "vom Stamme nimm"), widmet er auch wesentliche Ausführungen. Auch die Schrift von Hartmann belegt die schon früher getätigte Feststellung einer gewissen Kongruenz zwischen NAK und ZJ.

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