Re: Adventisten


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 04. Dezember 2003 07:23:38:

Als Antwort auf: Adventisten geschrieben von Drahbeck am 23. November 2003 04:02:09:

Der "Stammbaum" der jetzigen Zeugen Jehovas lässt sich bekanntlich bis in die Vor-Russell-Zeit zurückverfolgen. William Miller, mit seinen Endzeitdaten für 1843/44 gilt es da zu allererst zu nennen. Jener Miller, den Russell noch in seinen "Schriftstudien" die Reverenz erwies. Miller wäre alleine nichts gewesen, hätte er nicht auch Mitstreiter gefunden. Als ein besonders wichtiger Mitstreiter erwies sich offenbar Josua V. Himes (1845-1895), der in den 1840er Jahren entsprechende Zeitschriftenpublikationen herausgab. Ohne die Verwendung dieses Mediums, hätte die Adventistenbewegung sich nicht konsolidieren können. Mit dem Crash der Nichterfüllung der Miller'schen Erwartungen, fand das ganze erstmal einen abrupten Abbruch. Auch Himes musste seine Zeitschriften einstellen.
Es dauerte immerhin bis 1849, bis in neuer personeller Konstellation, diesmal von James White, ein neues tragfähiges Zeitschriftenprojekt gestartet werden konnte.

Wichtig in diesem Umfeld erwies sich auch der 1796 geborene, methodistische Prediger George Storr. Er hatte schon in der Glanzzeit der Adventisten, den 1840er Jahren, verschiedentlich in deren Zeitschriften publiziert. Er hatte so seine Schwierigkeiten mit den Methodisten, weil er in der Amerika bewegenden Negersklavenfrage, sich nicht auf die Seite der Etablierten stellte. Das verzeihten die ihm nicht. Immerhin hatte er dann Anschluss an die Adventisten gefunden. Auch da war er nicht unumstritten. Vehement bestritt er die These einer "unsterblichen Seele". Diese These hat sich zwar später auch in Adventistenkreisen durchgesetzt. In der Anfangszeit war dies jedoch noch nicht der Fall.

Penton merkt zu Storr noch an:
"Während seiner Zugehörigkeit zu den Milleriten im Jahre 1843 fand Storr ein Blatt mit dem Namen Bible Examiner, das ab 1847 regelmäßig herausgegeben werden sollte. … Bis 1863 war der Bible Examiner so einflußreich geworden, daß seine Abonnenten zusammen mit Storr die Life and Advent Union bildeten. Man bat ihn darauf, ein wöchentlich erscheinendes Blatt herauszugeben, The Herald of Life and the Coming Kingdom. Der Examiner stellte dann sein Erscheinen ein."

Die Gruppe für die Storr stand, fieberte weiter Endzeitdaten zu. Als das Jahr 1848 durch Revolutionen in Europa von sich reden machte, glaubte man wieder einmal: "Es ist soweit". In den Nach-1840er Jahren war der Adventismus alles andere als ein "monolithischer Block". James White wurde schon genannt, der Stammvater der "Siebenten Tags Adventisten". Die Gruppe um Storr, noch existent, verlor zusehends an Bedeutung. Gleichwohl erlebte sie noch einen indirekten "Frühling", indem einer ihrer Jünger, N. H. Barbour nochmals aktiv wurde, und wichtig, sogar einen neuen Jünger, namens Charles T. Russell rekrutieren konnte.
Auch der Altersunterschied zwischen beiden, trug mit dazu bei, dass dieser Russell dann doch zusehends seine eigenen Wege ging. Das war in der Anfangszeit so noch nicht deutlich voraussehbar. So fanden sich schon in den Publikationsorganen des George Storr Abhandlungen über die Pyramiden, die Jünger Russell begierig aufnahm und weiter ausbaute.

1871 hat Storr dann mit der Life and Advent Union gebrochen. Letztendlich bewirkte dies eine zusätzliche Schwächung jener adventistischen Strömungen außerhalb der Siebenten Tags Adventisten, die immer mehr zum eigentlichen Erben der Millerbewegung wurden, sieht man von der "Enkelgründung" des C. T. Russell einmal ab. In Europa fassten die Adventisten zuerst in der Schweiz Fuß. Es gelang ihnen gar in Basel eine Druckerei ins Leben zu rufen. Ihre Betonung der Sabbatheiligung bereitete ihnen allerdings zusehends Schwierigkeiten. Auch das "Projekt Basel" war davon mitbetroffen. Ersatz schien sich in Deutschland in Hamburg aufzutun. Seit 1895 erschien dort die adventistische Zeitschrift "Herold der Wahrheit". Und es gelang Hamburg zusehends, auf Kosten von Basel, die adventistische Publizistik im deutschsprachigen Bereich bei sich zu konzentrieren.

Letztendlich ging es dabei auch um Sein oder Nichtsein, der die jeweiligen Stützpunkte beherrschenden adventistischen Missionare. In diesem auch internen "Grabenkampf" hatte damals wohl der in Hamburg ansässige L. R. Conradi die "besseren Karten". Und dies trotz der Tatsache, dass Basel eigentlich mal ein "Erstgeburtsrecht" hatte.

Was man von den Zeugen Jehovas auch kennt, die hohe Wertschätzung für das geschriebene Wort. Das machten davor schon die Adventisten so. Conradi beispielsweise, hat seinen Hamburger Verlag mit diversen Büchern bestückt, die seinen Namen trugen. Neben der "Stamm-Tante" Ellen G. White, wimmelte es im Hamburger Verlag nur so von Conradi-Titeln die über ein "Kolporteur-Heer", analog zu den Zeugen, auch versucht wurde "von Haus zu Haus" abzusetzen. Flankierend kam noch hinzu, dass es den adventistischen Führungskräften gelang, die Zahlung des "Zehnten", als obligat durchzusetzen. Damit gewappnet, konnte der Immobilienbesitz ausgeweitet werden.

Eines der wenigen Bücher aus dem Hamburger Verlag, dass nicht den Namen des Conradi trug, war zumindest in der Anfangszeit dass des J. N. Loughborough, das 1897 in deutscher Übersetzung erschien (zweite Auflage 1902). Im Anhang zur zweiten Auflage rühmt Conradi, dass es den Adventisten gelungen sei, sich in diesen fünf Jahren von (weltweit) 60.000 auf nunmehr 80.000 zu vermehren.

Wesentlich dabei erwies sich für die STA dabei auch das "abnabeln" von dem bereits genannten George Storr. Das was man aus der Sicht der Funktionäre an Georg Storr besonders kritisierte, findet man aus Seite 193 des Loughborough-Buches (Entstehung und Fortschritt der Siebenten-Tags-Adventisten, die darin offenbarte Hand Gottes
und eine kurze Schilderung der Advent-Bewegung von 1831 - 1844)

Dort liest man:
"Was jene, welche sich unter der Advent-Verkündigung von den Kirchen getrennt hielten, von Organisation hielten, zeigen folgende Worte von George Storrs aus dem 'Mitternachtsruf' vom 15. Febr. 1844:
'Gebt acht, daß ihr nicht danach trachtet, eine andere Gemeinschaft zu gründen. Jede durch menschliche Erfindung organisierte Gemeinschaft wird von dem Augenblick ihrer Organisation an ein Babylon. Gott hat seine Gemeinde durch die starken Bande der Liebe organisiert. Etwas Stärkeres gibt es nicht und wenn solche Bande nicht die Nachfolger Christi zusammenhalten, dann hören sie auf, seine Nachfolger zu sein und fallen selbstverständlich von dem Leibe ab.'

Bis 1853 fehlte den Siebenten-Tag-Adventisten jede Art von Organisation, nicht einmal ihre Gemeinden waren geordnet. Jede Person, die den Mut hatte, unter dem damals herrschenden Druck der Gegner die Wahrheit anzunehmen und ihr zu gehorchen, wurde der christlichen Liebe und Gemeinschaft würdig erfunden. Aber es kam auch eine Zeit in den Tagen der Apostel, da es notwendig wurde, das noch Mangelnde zu ordnen, es vollends anzurichten."

Man wird wohl sagen können, spätestens mit dem Machtantritt Rutherford's wiederholte sich das Spiel auch bei den Zeugen Jehovas. Der Götze Organisation steht über alles. Die Ideologie ist nur mittel zum Zweck. Und man hat auch keinerlei Skrupel dabei über die eigenen Ideologieleichen skrupellos zu marschieren!


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