Geschrieben von Drahbeck am 08. Oktober 2003 15:21:18: Als Antwort auf: und wieder hat Herr de Ruiter einen Fan weniger geschrieben von D. am
11. Mai 2003 14:20:00:
In zwei Punkten ist die WTG besonders empfindlich. Einmal wenn es um Money geht (die
KdöR-Frage steht auch dafür.) Und zum zweiten wenn ihr Totalitarismus beim Namen benannt
wird.
Am Beispiel der DDR-Publizistik bezüglich der Zeugen Jehovas, lässt sich die
WTG-Strategie auch erkennen. Sie und Herr Kohl kennen da nur eine Divise: aussitzen.
Die gesamte DDR-Zeit über gab es keine nennenswerte Stellungnahme der WTG zur
DDR-Publizistik über sie, die seit 1961 im besonderen nachweisbar ist. Das kam erst
später, als es den DDR-Staat nicht mehr gab. Und auch da zog man es vor vielfach
Außenstehende" mit entsprechendem Material zu füttern".
Kaum ein kritisches Buch zur WTG, findet sich in deren Literatur reflektiert. Das gilt
auch für die alte BRD. Im besonderen machten (den Fall Pape beiseite lassend), da zwei
Fälle als Ausnahme von dieser Regel, von sich reden. Einmal und im besonderen der Fall
Türk. Den wollte die WTG in der Tat gerichtlich in die Knie zwingen. Und wie sieht das
Endergebnis aus? Türk darf noch heute sein Buch unverändert verbreiten lassen, was er
dann ja auch tut.
Aber schon bei der Auseinandersetzung zwischen Türk und der WTG offenbarten sich die
beiden eingangs genannten Punkte. Darauf suchten sich die WTG-Anwälte in der Tat gezielt
einzuschießen". Rechtsanwälte wissen (in der Regel) auch, wo es sinnlos ist,
einen Streit vom Zaune zu brechen (es sei denn sie haben einen fanatischen und
zahlungskräftigen Klienten. Dann vergessen sie auch schon mal ihre eigenen Einsichten).
Der zweite Fall, der des Herrn Langel. Der muss sich allerdings vorhalten lassen, in
einigen Punkten ziemlich oberflächlich gewesen zu sein. Und das erkannten die
WTG-Advokaten auch und setzten an diesen Punkten dann auch an. Aber Langel's Schrift
enthielt für die WTG sicherlich noch ein paar mehr nicht gerade wohlschmeckende
Kröten". Darüber sehen dann die Herren Anwälte großzügig hinweg. Im klaren
Bewusstsein dessen; sich lieber nur auf das zu konzentrieren, wo man sich erhoffen kann,
einen gerichtlichen Sieg zu erringen.
Auch ja, dann gab es da noch ein paar weitere Autoren kritischer Literatur über die
WTG, die da auch schon mal mit Unterlassungserklärungen" oder
Berichtigungsverlangen" traktiert wurden; mit unterschiedlichem Ausgang. Aber
in diesen Fällen vermied es die WTG einen zweiten Fall Türk daraus werden zu lassen.
Dann gab es da mal vor einiger Zeit, (um drei Ecken herum) die Meldung, der Verlag des
de Ruiter-Buches sei von der WTG auch bedrängt worden. Nähere Einzelheiten dazu erfuhr
man allerdings nicht. Und offizielle Presseverlautbarungen dazu gab es auch nicht. So
wusste man bislang auch nicht so recht, was denn aus dieser Sache geworden sei.
Der Schleier diesbezüglich lüftet sich jetzt etwas.
Das Buch des de Ruiter erschien im deutschen erstmalig im Jahre 1995. Klammheimlich
(ohne Belegexemplare an die Deutsche Bibliothek, die einen gesetzlichen Anspruch darauf
hat), gab es dann im Jahre 2002 einen Neudruck desgleichen Buches. Die ISBN blieb
unverändert; obwohl dass eigentlich nicht ganz korrekt gehandhabt ist.
Im Impressum findet sich auch die Angabe: Redaktionsschluss 1994. Also das Buch wurde
nicht grundlegend überarbeitet. Es handelt sich somit nur um einen Nachdruck.
Indes ist das nicht ganz korrekt. Es gab Veränderungen. Namentlich die ersatzlose
Streichung einiger Textpassagen gegenüber die Auflage von 1995. Und die gestrichenen
Passagen offenbaren ganz offensichtlich die Handschrift der WTG. Der Verlag ist somit
einem offenbaren WTG-Verlangen nachgekommen.
Analysiert man die gestrichenen Textpassagen, entsprechen sie genau den eingangs
genannten zwei Punkten. Ich habe Herrn de Ruiter diesbezüglich nicht zu verteidigen. Er
hat diesbezüglich ähnlich fahrlässig wie Herr Langel gehandelt. Man kennt ja die alte
Leier. Bei den Zeugen Jehovas ist nichts verboten. Unterhalb dieser Schwelle gibt es
allerdings eingeschliffene Mechanismen, die einen ähnlichen Effekt erzielen. Auch wenn
man das de jure nicht als formales Verbot bezeichnen kann. Das offenbart sich auch jetzt
wieder im Falle de Ruiter.
Nachstehend zur Veranschaulichung, die in der Ausgabe 2002 ersatzlos gestrichenen
Textpassagen:
S. 18:
Die Watchtower Bible and Tract Society of New York ist eine Gesellschaft mit vielen in ihr
aufgegangenen anderen Betrieben. Die Wachtturm-Führung in Brooklyn behauptet zwar, es
werde kein gewinnbringendes Unternehmen angestrebt, und wirklich sieht es so aus, als
seien die Produkte der Wachtturm-Gesellschaft sehr preisgünstig. Trotzdem weiß jeder im
Verlagsbereich Tätige, daß der Verkaufserlös ihrer Erzeugnisse die Produktionskosten
erheblich übersteigt. Auf Grund der minderwertigen Qualität des Papiers, freiwilliger
Arbeiter, der kostenlosen Nutzung von Autorenrechten und mittels mehr als 4,5 Millionen
Verkäufern (Zeugen Jehovas), die im Verlauf des Jahres 1992 über eine Milliarde Stunden
dem Verkauf von Literatur widmeten, können die Kosten sehr niedrig gehalten werden. Als
religiöse Organisation profitiert die Gesellschaft auch von der Steuerfreiheit.
In Auflage 2002 ersatzlos gestrichen.
S. 19:
Gemäß dem Finanzbericht über die Wachtturm-Gesellschaft in England verfügt die
Organisation gleichwohl dank des Verkaufs von Literatur über enorme Bankkonten auf der
ganzen Welt. Die Fakten zeigen, daß das, was an Beiträgen eingeht, recht gering im
Vergleich zu dem ist, was mit dem Verkauf von Lesestoff erwirtschaftet wird. Die Daten
über die jährliche Auszahlung in England beweisen, daß die Länder-Zentralen
alljährlich Millionen an den Welt-Hauptsitz in Brooklyn überweisen.
2202 ersatzlos gestrichen.
S. 20:
In der letzten Zeit hat die Wachtturm-Führung eine neue Einnahmequelle ausgemacht: das
Geschäft mit den Versicherungen. Die Wachtturm-Gesellschaft erleichtert ihren Anhängern
den Abschluß jeglicher Art von Versicherung, insbesondere für die Tausende von
Königreich-Sälen.
2002 ersatzlos gestrichen.
S. 38:
Auch dürfen sie keinen Geburtstag feiern, kein Neujahr, auf keine Hochzeiten - nicht
einmal die von Familienangehörigen - gehen, es sei denn, es handelt sich um eine
Eheschließung zwischen zwei Zeugen Jehovas. Außerdem dürfen sie keinen Sport treiben,
da das Nationalgefühle wecken könnte. Ferner ist es ihnen untersagt, an Lotterien oder
Glücksspielen teilzunehmen, Bettlern Almosen zu geben, den Tod ihrer Lieben zu betrauern,
Militärdienst zu leisten, eine Bluttransfusion zuzulassen, zu rauchen ... und so könnten
wir noch vieles aufzählen.
Es ist erstaunlich, daß die Zeugen Jehovas den jungen Leuten verbieten, an
außerschulischen Aktivitäten wie z. B. Schülertreffen, Sport, Paraden, Schulfesten und
Theateraufführungen teilzunehmen. Sie treiben es sogar so weit, sie von einem
Universitätsstudium abzuhalten. Die Leitung in Brooklyn hat die jungen Leute der Sekte
über mehr als 100 Jahre stets dazu gedrängt, die Schule nach der Erfüllung der
Mindestschulpflicht zu verlassen, einzig und allein zu dem Zweck, sie als Verkäufer ihrer
Literatur und anderer von der Sekte hergestellter Artikel einzusetzen. Als Folge davon
haben die meisten von ihnen keinen Beruf erlernt. Ein großer Teil von ihnen kommt ohne
finanzielle Hilfe der Eltern gar nicht aus.
Doch dann ist der Leitenden Körperschaft aufgefallen, daß viele andere
Zeugen" Jobs annehmen und täglich lange Stunden hindurch arbeiten mußten, so
ihre Kräfte verbrauchten und darum nicht mehr auf der Straße stehen konnten, um die
Publikationen der Gesellschaft zu verkaufen. Mithin ist es nicht verwunderlich, daß die
Sekte endlich eine andere Haltung zur schulischen Ausbildung eingenommen hat. Damit die
jungen Leute wirtschaftlich unabhängig sind und gleichzeitig als Straßenverkäufer
dienen können, haben sie kürzlich den Eltern geraten, sich doch mit dem Für und Wider
des Besuchs einer höheren Schule auseinanderzusetzen. Auch fordern sie jetzt alle
Anhänger auf, jene aus ihren Reihen, die zum eigenen Nutzen weiter de Schule besuchen
möchten, nicht zu kritisieren.
Der Wachtturm, 1. November 1992.
2002 ersatzlos gestrichen.
Unabhängig von den durch die WTG erreichten und vorstehend genannten Veränderungen an
dem de Ruiter-Buch, muss ich meine grundsätzliche Ablehnung dieser Publikation in vollem
Umfange aufrecht erhalten. Man muss die Gesamtkonzeption des Buches im Auge haben. Seine
Hauptargumente - weiter von welchen Gewährsleuten er abhängig ist.
Um es glashart zu sagen. In diesem Lande regen sich in der Tat auch von Zeit zu Zeit die
Rechtsradikalen (schlimm genug). Aber sie sind doch genötigt relativ vorsichtig zu
taktieren. Ein Beispiel. Hitlers Elaborat Mein Kampf" ist in den Jahren nach
1945 nie mehr in diesem Lande verlegt worden. Der Freistaat Bayern, als der derzeitige
de-jure-Rechte-Inhaber dafür, hat bisher auch nie eine Erlaubnis dafür gegeben.
Anders in den USA. Dort kann jeder die schlimmsten Nazischinken sich noch heute ohne
Probleme besorgen. Und noch schlimmer. Der ganze Nazimist wird dort von nicht geringen
Kreisen aktiv konsumiert. Ich rede nicht von Wissenschaftlern. Ich rede von sogenannten
Otto Normalverbrauchern". Einer der das auch tat in den Staaten",
ein gewisser Herr Springmeier, von dem de Ruiter in etlichen Bereichen inhaltlich
abhängig ist. Über die Schiene USA-Springmeier-de Ruiter, wird hier Nazimist serviert.
Etwa mit der kritiklosen Rezeption der Antisemitenbibel Protokolle der Weisen von
Zion"; mit der kritiklosen Kolportierung der Nazi-Freimaurerthesen; mit der
kritiklosen Hochjublung" besonders zu verurteilender Pamphlet-Schriftsteller
aus den zwanziger und dreißiger Jahren, bei de Ruiter. Etwa den Lienhardt" und
Fleischhauer. Die Liste könnte noch um etliches verlängert werden.
Es ist ein Skandal, dass dieser katholische Verlag, der die de Ruiter-Pamphlete
herausgibt, von der offiziellen katholischen Amtskirche (trotz anders lautender verbaler
Aussagen); immer noch mit Samthandschuhen angefasst wird.
Letztendlich mache ich daher die katholische Amtskirche für dieses verhinderte Nazinest
publizistisch mit verantwortlich.
Es gab nicht nur Vorwürfe in Sachen des Verhaltens der Catholica beim Hitler'schen
Holocaust. Jene Catholica duldet noch heute verhinderte Schreibtischtäter in ihren
Reihen!
Dann gilt es noch eine weitere Anmerkung zur Ausgabe 2002 des de Ruiter-Buches zu
machen. Es ist im Anhang wieder vollgefüllt mit Reklame bezüglich weiterer Publikationen
aus diesem Verlag. Ein solcher Reklametext sei noch im vollen Wortlaut zitiert:
The Watchtower Society - Die Zeugen Jehovas zwischen US-Politik, Zionismus und
Freimaurerei
Die neue erheblich erweiterte und aktualisierte Ausgabe des 1989 in spanisch geschriebenen
Buches Die geheime Macht hinter den Zeugen Jehovas" des Sektenexperten Robin de
Riter ist da.
Schon vieles ist über die Wachtturm-Gesellschaft und ihre Anhänger geschrieben worden.
Es gibt aber nur wenige Schriftsteller, die sich bemüht haben, die geheime Macht, die
hinter dieser pseudoreligiösen Organisation steht, zu demaskieren. Was am meisten
überrascht ist, daß viele der eigenen Führungskräfte der Sekte nicht wissen, wer an
den Schalthebeln im Hintergrund sitzt. Genausowenig sind sie eingeweiht in die
tatsächliche Rolle, die die Wachtturm-Gesellschaft weltweit spielt. Es scheint
unmöglich, in die Geheimnisse einzudringen, die nur wenigen Mitgliedern in der
Führungsspitze bekannt sind.
Existiert dennoch eine Methode, mit der es möglich ist, bis an den Ort des Geheimnisses
der Geheimnisse vorzudringen? Seit kurzem wahrt die WTG nach außen den Schein, daß sie
sich von ihrem eisernen Verbot von Bluttransfusionen verabschiedet hat. Hat sich für die
Zeugen Jehovas wirklich etwas geändert? Wieso ist die Wachtturm-Gesellschaft so
interessiert, als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt zu werden? Während den
Zeugen Jehovas noch gelehrt wird, sie sollen als wahre Christen" getrennt von
der Welt halten, sucht die Leitung der Wachtturm-Gesellschaft in den USA die Anerkennung
bekannter Politiker. Wieso wurde 1997 die Wachtturm-Gesellschaft durch die amerikanische
Regierung ausgewählt, um vor der chinesischen Regierung über Umweltbewußtsein zu
sprechen? Wie ist es möglich, daß die WTG auf eigenen Antrag hin ab 1992 als
nichtstaatliche Organisation (NGO) mit den Vereinten Nationen assoziiert ist? Augenzeugen
berichten sogar, daß der Präsident der Wachtturm-Gesellschaft mit einem Diplomatenpaß
durch die Welt reist. Wer leitet die Organisation im Hintergrund? Welches sind ihre
Geheimnisse? Das sind alles Fragen, die der Leser zweifelsfrei selbst beantworten kann,
sobald er diese interessante Studie gelesen hat.
Ebenfalls erhältlich in spanischer und holländischer Sprache.
Was soll man nun dazu sagen?
Zum ersten. Zum formalen:
Sämtliche Verlagsreklamen im genannten Buch sind mit konkreten Preisangaben in Euro
ausgewiesen. Mit einer einzigen Ausnahme. Eben jene zitierte Verlagsreklame enthält keine
Preisangabe. Das alles nährt den Verdacht, dass es sich um ein über das Planungsstadium
noch nicht hinausgekommenes Buch (im Deutschen) handelt.
Zweitens. Die Deutsche Bibliothek besitzt für ihre Bibliographierungsaufgaben, einen
gesetzlichen Anspruch auf die nicht zeitverzögerte Zustellung aller Neuerscheinungen,
aller Verlage. Vorstehendes ist dort bis heute nicht verzeichnet.
Drittens. Auch das Verzeichnis der Buchhändlervereinigung weist es nicht nach. Dort kann
man auch gezielt recherchieren, was für Titel ein Verlag jeweils im Angebot hat. Diese
Recherche ergab: Auch dort nicht nachweisbar.
Man weiss weiter, aufgrund der Internetkonkurrenz, dass einige Verlage es sich
dreimal überlegen", was und zu welchem Preis sie denn neu in den Markt zu
geben gedenken. (Siehe Beispiel zweites G.-Buch. Bis heute nicht erschienen).
Möglicherweise könnte vorstehendes auch aus diesem Grunde noch ins stolpern
gelangen".
Zum Inhaltlichen. Es ist bekannt, dass der de Ruiter auch Internetnutzer ist. Die
ZJ-spezifischen Themen der letzten Jahre dort, hat er sicherlich mit verfolgt, wie das
auch vorstehender Text deutlich macht. Da findet sich etliches wieder, was einschlägige
Internetnutzer schon alles wissen, ohne dazu eines Herrn de Ruiter zu bedürfen.
Seine eigenständige Leistung dabei ist offenbar wieder die, das ganze mit seinen
Verschwörungs- und Nazithesen zu vermengen und so letztendlich ein ungenießbares Gebräu
zu erzeugen.
Es wäre wirklich nicht schade, sollte es dazu kommen, dass dieses de Ruiter-Projekt
einen unsanften Tod erleidet. Je eher, je besser. Der Sozialdemokrat August Bebel, musste
sich schon in den 1890er Jahren mit dem damaligen erstarken von Antisemitemparteien
auseinandersetzen. Er fand eine griffige Formel dafür.
Antisemitismus sei, so sagte er der Sozialismus des dummen Kerls".
Zu dieser Einschätzung habe ich in der Tat nichts weiter hinzuzufügen.
Siehe auch:
TheoeriederVerschwoerung
de Ruiter |