Geschrieben von D. am 27. September 2003 19:17:11:
Notiert.
Fernsehsendung (Sender Phönix) über das Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde.
Der erste Anlaufpunkt von DDR-Flüchtlingen in Westberlin (Zeit vor 1989).
Standardmäßig dort Befragung durch fünf Geheimdienste (vier der westlichen Alliierten
und des westdeutschen Verfassungsschutz). Laut Auskunft eines solchen Leiters (nannte sich
"Sichtungsdienst", der Amerikaner) wurden bei allen fünf Diensten im Prinzip
die gleichen Fragen gestellt. Eine Frage z. B.. Können Sie etwas mitteilen was für den
Westen wichtig zu wissen wäre?
Es sei zeitlich unmöglich gewesen, alle fünf Sichtungen an einem Tag zu absolvieren.
Das zog sich über mehrere Tage hin. Und letztendlich wurden dann die Aussagen vor den
fünf Diensten, miteinander verglichen, ob sich da eventuelle Widersprüche usw.
feststellen ließen.
Nicht jeder, der diese Prozedur durchmachte erhielt allerdings auch die Anerkennung als
politischer Flüchtling. Die so Abgewiesenen bekamen lediglich eine "Duldung".
In der Praxis bedeutete dass keine wesentliche behördliche Unterstützung, etwa in Sachen
Wohnung, in Sachen Arbeit. Sie waren faktisch zu Sozialhilfeempfänger degradiert, und
mussten versuchen wie weiland Münchhausen sich selbst aus dem Sumpf herauszuziehen, was
nicht jeder schaffte.
Indes dürften wohl die Chancen für die Zeugen Jehovas unter den
Flüchtlingen, was die politische Anerkennung betrifft, verhältnismäßig gut gewesen
sein.
Aber auch für sie galt: Sichtung durch die fünf Geheimdienste. Die haben sicherlich
nicht bloß aus "langer Weile" gesichtet. Die verfolgten politische Ziele. Und
so mancher ist dann zum IM Made in Westen geworden.
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