Re: Weshalb ich den Amerikanern nicht zujuble


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 13. April 2003 11:31:04:

Als Antwort auf: Re: Weshalb ich den Amerikanern nicht zujuble geschrieben von Hans Werner am 13. April 2003 10:22:24:

>>Subjektive Impressionen. ...
Gerd meinte mich aus Nostalgiker einzustufen. Seine persönliche Meinung bleibt ihm unbenommen. Sehe ich mir etliche bei Infolink vertretene an (mit Ausnahme vielleicht des Bernd und vielleicht noch einiger anderer); so drängt sich mir jedenfalls der Eindruck auf . Der Mittelstand, sei es in der (alten) BRD oder in Österreich, ist dort besonders vertreten. Freiberufler etliche usw.

Wie hingegen war die Situation in der "DDR". Wer dort aktiver ZJ war, hatte allergrößte Schwierigkeiten, überhaupt einen Beruf erlernen zu dürfen. Etliche mussten als Ungelernte ins Berufsleben eintreten (mit den selbstredend damit verbundenen finanziellen Einbußen. Denn Ungelernte wurden auch in der "DDR" nicht gerade "fürstlich" bezahlt). An eine Universitätslaufbahn erst recht nicht zu denken. Dies alles aus politischen Gründen. Nicht aus Gründen individuellem Ungeeignetsein. Persönlich hatte ich vielleicht noch dahingehend Glück. Wie ich in dem Alter war wo es galt einen Beruf zu erlernen; da gab es neben den Staatsbetrieben auch noch einige kleinere Privatbetriebe mit Ausbildungserlaubnis. Auch das sollte sich in späteren Jahren noch ändern. Ich hatte also die Chance einen Handwerksberuf zu erlernen und brauchte mich nicht in das Heer der Ungelernten einzureihen.

Szenenwechsel: Fahre ich heutzutage mit dem Verkehrsmittel Berliner U-Bahn, könnte ich fast vorher eine Wette abschließen. Über was? Über das auftreten von Bettlern, die da ihr Sprüchlein heruntersagen: Sie seien obdachlos und man möge sie doch bitte unterstützen. Das ist kein "seltener" Vorgang. Das ist fast schon ein Standardereignis.
Obdachlos. Das jedenfalls wäre zu DDR-Zeiten kaum denkbar gewesen.

Ein Vergleichsbeispiel. Meine Wohnung ist zu DDR-Zeiten und auch heute unverändert die gleiche. Damals zahlte ich 55,50 DDR-Mark Miete. Heute rund 400 Euro (800 DM) runde Summen jetzt mal. Mein DDR-Einkommen lag damals vielleicht so um die 700 Ostmark Netto. Heute habe ich auch ein 700-Euro Einkommen dieweil mich die Arbeitslosigkeit zwischenzeitlich auch erwischt hat. Ich komme zwar über die Runden, dieweil ich in den Jahren davor sparsam war. Ohnedem würde ich es kaum können. Was hat sich in bezug Wohnqualität verändert? Sicherlich, das Haus wurde saniert. Ofenheizung gibt es nicht mehr. Jetzt Zentralheizung. Indes hatte mich das zu DDR-Zeiten auch nicht so übermäßig berührt; dieweil auf eigene Kosten installiert eine Gasheizung bestand (nicht von der Wohnungsgesellschaft bezahlt).

Die stinkenden "Trabants" hatten es Gerd auch angetan. Sicherlich der diesbezügliche Qualitätsschub ist unübersehbar. Nur die Kosten eben auch so ihren Preis. Den ersten "Trabant" den ich mal hatte bekam ich für rund 8000 Ostmark (Theoeretisch 1:1 wie beim geringen Sockelbetrag des 1990 Geldumtausches wären dies immerhin noch rund 4.000 Westmark). Der zweite "Trabant" kostete dann schon rund 12 000 Ostmark (6.000 Westmark nach der Milchmädchenrechnung).
Eine einfache Fahrt mit der Berliner S-Bahn (ohne Frage staatlich subventioniert) kostete damals 0,20 Ostmark. Heute zahle ich dafür 2,10 Euro (4,20 Westmark). Sicherlich dafür verlangte der DDR-Staat für einen Farbfernseher auch 6000 Ostmark. Heute kann ich denselben bei Aldi im Aktionsangebot für einen vergleichsweisen Spottpreis erwerben.
Ich frage mich nur, was nützt dem Obdachlosen es, dass er bei Aldi theoretisch einen billigen Farbfernseher kaufen könnte, wenn er denn etwas kaufen kann.

Diese Schere zwischen den die haben und denen die nicht, breitet sich unter den "glorreichen" Zuständen der US-Ägide weiter aus. Sie wird nicht geringer. Dieweil sie zum Grundprinzip jenes Systems gehört.

Allerdings kann ich mich wohl zum Schluss hier nur noch einmal wiederholen. Wenn man allerdings zum wirtschaftlichen Mittelstand gehört, dann kann man solches natürlich verächtlich beiseite tun. Es tangiert ja einem nicht direkt.


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