Re: Wundergläubige


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 16. Dezember 2002 18:03:11:

Als Antwort auf: Re: Wundergläubige geschrieben von Ibrahim am 16. Dezember 2002 12:27:20:

Es ist schon bemerkenswert, wie sich die Argumentation der Wundergläubigen doch gleicht. Ein Beispiel von islamischer Seite wurde uns hier ja frei Haus geliefert. Jüdischerseits versuchte etwa Michael Drosin in seinem Buch „Der Bibel-Code" die gleiche These „schmackhaft" zu machen, lediglich mit dem Unterschied, dass er natürlich nicht den Koran bemühte.
Wen wundert es eigentlich, dass auch schon die WTG auf diesem verstimmten Klavier gespielt hat? Deren Jaultöne sind natürlich für die Gläubigen dass nicht, sondern Ausdruck „höchster Vollendung". Man muss wahrhaftig gläubig sein, um sich solche Thesen zu eigen zu machen. Für die ratio sind sie jedenfalls höchst ungeeignet.
In ihrer Zeitschrift „Trost" angefangen in der Ausgabe vom 15. 1. 1943, in Fortsetzungen sich hinziehend bis zur Ausgabe vom 15. März 1943, offerierte auch die WTG einmal solch einen Gläubigen namems Iwan Panin. Der wusste auch die wunderbare Mär zu berichten, die unser islamischer Freund glaubt aus seiner Sicht auch offerieren zu sollen. Der eine biegt den Koran mit der Brechstange zurecht; der andere tat das gleiche mit der Bibel. Unglaubwürdig sind sie allesamt, auch wenn sie sich subjektiv im Besitz der „reinen Wahrheit" wähnen.
Nachstehend sei aus vorgenannten Anlass einmal dokumentiert, was die WTG seinerzeit glaubte in Sachen Panin ihrem staunenden Publikum offerieren zu können.
Manege frei zur Zirkusvorstellung:

Übermenschliche Geschicklichkeit
Biblische Zahlen
Folgende Darlegungen, die in verstaubten Broschüren aufgefunden wurden, sind nur für solche Leser bestimmt, welche Zahlenspiele lieben oder Lust haben an einem „wissenschaftlichen Beweis für die Inspiration der Bibel".
Als vor Jahren in einer der gelesensten Zeitung New-Yorks ein Ungläubiger die Bibelgläubigen aufforderte „Tatsachen" vorzubringen, die dafür sprechen, daß die Bibel von Gott eingegeben sei, meldete sich ein gewisser Iwan Panin und verwies auf viele schier unglaubliche Eigentümlichkeiten des biblischen Textes. Sie beziehen sich natürlich auf den Urtext, von welchem wir teilweise sehr treue Abschriften haben. Aber auch einige andere verwunderliche Merkwürdigkeiten finden sich in Panins Arbeiten über die Schreiber der Bibel und die Zahl der Bücher, die jeder ohne Urtext noch heute nachprüfen kann. Hier folgen einige Beispiele, die zu denken geben:
„Die 17 ersten Verse des Neuen Testamentes enthalten das Geschlechtsregister Jesu Christi. Dieses Register zerfällt in zwei Teile. Vers 1-11 enthält die Geschlechter von Abraham bis auf die babylonische Gefangenschaft. Von Vers 12-17 finden wir das Geschlechtsregister von der Gefangenschaft bis auf Christus. (Wer den Vers 17 nicht kennt, lese ihn zunächst einmal nachdenklich durch, bevor er hier weiterliest!)
Es werden in den ersten elf Versen im ganzen 49 Wörter gebraucht, das sind 7 mal 7. Davon sind 42 Hauptwörter (6 mal 7), und die übrigen 7 sind keine Hauptwörter. Aus den 42 Hauptwörtern sind 35 (also 5 mal 7) Eigennamen, und 7 sind gewöhnliche Hauptwörter. Von den 35 Eigennamen sind 28 (oder 4 mal 7) männliche Vorfahren Jesu, die übrigen 7 nicht."
Anmerkung: Selbst in der deutschen Übersetzung kann man die 7 Hauptwörter nachzählen (Buch, Geschlecht, Sohn, Brüder, König, Zeit, Wegführung; in Vers 6 fehlt „Weib" im Urtext, darum in genauen Übersetzungen klein gedruckt.) Auch die 7 Eigennamen von den 35, welche nicht männliche Vorfahren Jesu waren, kann man in der Elberfelder Bibel abzählen. (Jesus, Zara, Tamar, Rahab, Ruth, Uria, Babylon.)
Die im Text von Matthäus 1: 17 erwähnten dreimal 14 Geschlechter sind also nicht die einzige Eigentümlichkeit aus der Siebenerreihe dieses Geschlechtsregisters. Der Verfasser Panin zeigt dann noch weiter, was wir ohne griechischen Text nicht prüfen können, daß auch die 49 Wörter, wenn in alphabetischer Folge geordnet, wiederum Gruppen von je sieben oder Vielfache von sieben bilden. Sogar die Buchstabenzahl der 49 Wörter zusammen ist ein Vielfaches von sieben, ebenso jeweils die Buchstabenzahl
der Wortgruppen mit gleichen Anfangsbuchstaben.
Wenn jemand einen vernünftigen Text von ähnlicher Art in irgendeiner Sprache schreiben könnte, so daß die Zahl der Worte, der Wortarten, der Buchstaben, der alphabetisch geordneten Wortgruppen immer Vielfache von sieben sind, ähnlich den Eigentümlichkeiten des biblischen Textes, so würde dies offenbar eine monate- oder jahrelange Arbeit erfordern.
Aber obige Eigentümlichkeiten sind nicht die einzigen. Es gibt nicht nur in der Anzahl der Buchstaben und Wörter solche Regelmäßigkeiten es gibt noch dutzendemal soviel anderer kniffliger Einzelheiten. Panin fährt weiter:
„Nur einen Zug möchte ich noch hervorheben: Die Griechen hatten keine Zahlen, sondern brauchten statt derselben ihre Buchstaben. So stand alpha für eins, Beta für zwei usw. Auf diese Weise bildet jedes griechische Wort eine gewisse Zahlensumme, die sich ergibt aus der Zusammenzählung der einzelnen Buchstaben."
Es ergibt sich dann nach Panins Zählung, daß auch die Gesamtsumme aller Zahlenwerte der Wörter des Geschlechtsregisters wieder ein Vielfaches von sieben ist, ebenso die Summe der Zahlwerte der Wörter, welche nach dem Alphabeth geordnet sind. Das „trockene oder wenigsagende Geschlechtsregister" zu Beginn des Neuen Testamentes ist also offenbar aufgebaut auf einem kunstvollen Plan von sieben.
Anscheinend ist jeder große oder kleine Abschnitt der Schrift so ein zahlenmäßiges Kunstwerk, ähnlich dem Kristallgefüge der Schneeflocken: ohne „praktischen Wert" und doch verrät es einen genialen Meister. Hier sei noch so ein Beispiel erwähnt nach Panin :
„In dem nun folgenden Abschnitt, Matthäus 1: 18-25, wird uns die Geburt Jesu berichtet. Der Bericht enthält (griechisch) 161 Wörter (also 23 mal 7). Es werden 77 verschiedene Wörter gebraucht (11 mal 7) ; in 105 verschiedenen Wortformen (15 mal 7). Der Engel, der zu Joseph redet, gebraucht von den 77 Wörtern 28 (also 4 mal 7), er läßt 49 unbenützt (7 mal 7). Von den 105 Wortformen bedient sich der Engel nur 35 (5 mal 7), 70 (10 mal 7) läßt er unbenützt. Alphabetisch sind die 77 Wörter wieder nach Siebenergruppen geordnet, ebenso die 105 Formen, sowie die Häufigkeit des Vorkommens der 161 Wörter im ganzen."
Die Summe der Zahlenwerte der 77 Wörter und der 105 Wortformen ist wiederum ein Vielfaches von sieben, ebenso die Zahlwertsummen der alphabetisch geordneten Gruppen.
Wer glaubt, daß er einen solchen Bericht mit einer Engelrede schreiben könne, mit obigen Eigentümlichkeiten der Siebenerreihen, den wird ein Versuch belehren, daß er nach einem Jahr noch nicht damit fertig wird. Matthäus hat wohl kaum einen Tag daran geschrieben.
„Unter all den Hunderten von Abschnitten im Evangelium ist nun aber keiner, der nicht dieselben zahlenmäßigen Eigentümlichkeiten an sich trüge. Nur wächst mit jedem neu hinzukommenden Paragraph die Schwierigkeit der Kombination. Denn Matthäus versteht es, seine Abschnitte so zu schreiben, daß er beständig neue Zahlenkombinationen hervorruft, sowohl mit dem, was er schon vorher geschrieben hat, als was noch folgt. So bringt er es z. B. fertig, in seinem letzten Kapitel grade sieben neue Wörter zu gebrauchen, die er in seinem ganzen Evangelium vorher noch nicht gebraucht hat, oder er gebraucht genau 140 Wörter (20 mal 7), die im ganzen übrigen Neuen Testament nicht vorkommen."
Dabei wußte er ja noch nicht, welche Wörter die andern und spätem Schreiber benützen werden. Kein Mensch kann so etwas schreiben. Aber Matthäus hat es getan, und das bedeutet einfach ein Wunder. Er steht vor uns als ein ganz unbegreiflich literarisch-mathematischer Wundermensch.
Auch bei Markus, Lukas und den übrigen Schreibern findet Panin immer wieder dieselben eigentümlichen Gruppen und Werte und Siebenerreihen.
Panin forderte die Kritiker der Bibel auf, seine Angaben zu prüfen und in der genannten Zeitung menschlich zu erklären. Eine Kommission von neun Sachverständigen trat zusammen, drei Universitätsrektoren, zwei theologische Professoren, drei Geistliche verschiedener Benennungen und ein Zeitungsherausgeber. Die Herren waren nicht imstande, den Tatsachen etwas anzuhaben, aber sie haben ihre Angriffe auf die „unzuverläsige und unglaubwürdige Bibel" noch nicht widerrufen.
Kein vernünftiger Mensch kann im Ernst denken, daß es sich bei solchen eigentümlichen Tatsachen um Zufall handle.
Im Gegensatz zu obigen Beispielen, die man nur am griechischen Urtext prüfen kann, gibt Panin in einem andern Büchlein noch eine Fülle von Beispielen ganz anderer Art, die man auch mit jeder Bibel in beliebigen Sprachen nachprüfen kann. So ist es möglich, die Namen der Schreiber jener Bücher der Schrift zu ermitteln, die nicht selbst sagen, wer ihr Schreiber sei. Oder es läßt sich beweisen, daß die Apokryphen nicht zur Heiligen Schrift gehören. Die Aussage Jesu vom Jota oder Strichlein, das nicht vergehen wird, bekommt so noch eine neue und äußerst interessante Bedeutung.

Vorstehendes ist nur der Text aus dem „Trost" vom 15. 1. 43. In den genannten Fortsetzungen geht es im gleichem Stil weiter. Den Aufwand das auch hier einzuscannen erspare ich mir. Diese Thesen sind nicht meine Thesen. Wer sie denn glauben will und begierig ist weiteres im gleichen Stil zu lesen, der muss sich schon selber darum bemühen. Aber vielleicht wird seine Wachtturmgesellschaft ihm irgendwann dieses neue alte Licht wieder offerieren. Bisher war dies nach 1945 wohl noch nicht der Fall. Aber was nicht ist, kann ja möglicherweise noch werden.

Schlusswort. Wenn es mit dem auslegen nicht mehr so recht klappt, dann wird eben etwas untergelegt!

Zeitgeschichte vor siebzig Jahren
Etwa zwei Druckseiten ist „Trost" (in Fortsetzung) sein Jubelbericht über den Ivan Panin, in der Ausgabe vom 1. 2. 1943 wert, was schon ein gewisses Indiz dafür ist, welchem Stellenwert man ihm denn beimisst. Bereits in der vorangegangenen „Trost"-Ausgabe, begann ja dieser Panin-Bericht.

Im alten Infolink-Forum meinte am 23. 2. 1999 der User „LuckyX" einmal, dass die WTG in den 20er mit dem Ivan Panin (laut „Trost" vom 1, 2. 1943 selbiger in Toronto, Kanada) zusammenarbeiten wollte, ihn dann jedoch fallen ließ, als Johnson, in London in Ungnade fiel.

Am 14. 4. 1999 schrieb selbiger User nochmals in Sachen Panin:

Zitat
„Weniger zu Ihrer (der ZJ) Freude aber meinte er, die Worte am Kreuz zum Schächer seien infolge der zusammenhängende Zahlenblöcke eindeutig :
Wahrlich, ich sage Dir, heute wirst Du mit mir im Paradiese sein (und nicht wie ZJ behaupten: Heute sage ich Dir, Du wirst .. (in einer fernen Zukunft) mit mir im Paradiese sein).

Und weiter:

Zitat
„Die WTG hatte mit ihm in den Zwanziger Jahren zusammengearbeitet, Kontaktmann war der Londoner Zweigdiener Johnson. Als dieser in Ungnade fiel (man hatte ihm später Unregelmäßigkeiten nachgesagt, ein altes und probates WT-Mittel, unliebsame Ex-Mitarbeiter zu verunglimpfen), endete auch diese Zusammenarbeit. Man findet einige Hinweise auf Panin unter folgender URL :

cs.anu.edu.au/people/Brendan.McKay/dilugim/panin.html
(Offenbar noch heute aufrufbar).

Vorstehende Webseite kommentierte genannter User dann noch mit den Worten:

Zitat
„Allerdings ist der Autor dieser Page ein recht heller Kopf, ein Mathematiker an einer australischen Universität und macht keinen Hehl aus seiner Meinung, wonach das letztlich großer Humbug sei.
Ein Link auf seiner Page verweist auf einen amüsante Satire (Anmerkungen von Besucher 6006), man kann da schon schmunzeln.

cs.anu.edu.au/people/Brendan.McKay/dilugim/vis6006.html

Zitat
Schließlich weist er nach, daß ähnliche Muster sich auch aus anderem Schrifttum destillieren lassen, z.B. den Schriften von Edgar Allen Poe, der ja eher dem Absurden und Okkulten zugetan war.

cs.anu.edu.au/people/Brendan.McKay/dilugim/poe.html

Zitat
Ein Verlag "Die Fundgrube" hatte in den Sechziger Jahren Panins Schriften vertrieben und sie wurden von ZJ sehr geschätzt, wenn es darum ging, anderen zu "beweisen", daß die Bibel Gottes Wort sei. Man hatte sogar aufgrund der Zahlenstrukturen eine "korrigierte" Bibel rekonstruiert, dergestalt daß die Zahlenstrukturen auch dort auftauchten, wo sie nicht vorhanden waren (d.h. verloren gegangen sein mußten). Der Name Jhwh hatte dabei allerdings keinen Platz im neuen Testament.
Aber so etwas konnte man ja verdrängen, brauchbar war der Panin ja trotzdem. Und wo er der WTG Lehre widersprach, hatte diese ja sowieso und ganz automatisch recht, aufgrund höherer Einsichten sozusagen."

Soweit es Deutschsprachige Quellen betrifft, sind mir für diese Aussagen dort kein näheren Quellenbelege bekannt.
Die Haupt"wirksamkeit" des Panin lag wohl im Englischsprachigem Raum.
Fest steht jedoch, dass eben „Trost" im Jahre 1943 diesen Panin im besonderen herausstellte, und sich damals auch dessen Thesen zu eigen machte.

Was den mit genannten „Verlag Fundgrube" anbelangt, selbiger in Deutschland in einer Ortschaft mit dem sinnigen Namen „Post Warngau" angesiedelt, so veröffentlichte selbiger mal von diesem Panin eine Schrift mit dem Bandwurmtitel:
„Die entscheidende Entdeckung aller Zeiten der unwiderleglich exakt wissenschaftlich-mathematische Beweis der Existenz Gottes und des Urtextes seiner Schriften durch die Feststellung, daß Gott jeden Buchstaben des Urtextes mit einer Zahl versiegelt hat."

Offenbar hat man zeitgenössisch solcherart „entscheidende Entdeckung" eben nur in „Post Warngau" zu würdigen gewusst; respektive - auch - bei den Zeugen Jehovas.

In genannter Schrift kann man z. B. die markigen Sätze lesen:

Zitat
„Der Ivan Panin, der diese Entdeckung der Zahlenversiegelung der Bibel machen durfte, war früher selbst ein Gottesleugner, weshalb sein Werk um so großartiger ist" (S. 3)

Und damit auch alle sonstigen Kaffesatzleser, Astrologen und was es da sonst noch alles so an einschlägigen Dummheits-Verkäufer gibt, ehrfurchtsvoll vor diesem Panin in die Kniee gehen mögen, heißt es weiter in dieser Schrift:

Zitat
Zum Schlusse findet sich noch eine übernatürliche Bekräftigung der Richtigkeit der Zahlenwerte des hebr. und griech. Alphabets in den beiden Tatsachen:
Der Zahlenwerte des Alt-hebräischen Alphabets, in dem das A. T. geschrieben ist - 1455 - ist gleich der Anzahl der Jahre, die das israelische Volk 'unter dem Gesetz' verbrachte - d. i. vom Auszug aus Ägypten im Jahre 2537 bis zur Kreuzigung Christi im Jahre 4037;
Der Zahlenwert des Koine griechischen Alphabets, in den das N.T. geschrieben ist - 3999 - ist gleich der Anzahl der Jahre, die seit Erschaffung des ersten Menschen bis zur Geburt Jesu Christi, des Menschensohnes, vergangen sind. 'Wer Ohren hat zu hören, der höre!'"(S. 13).

Na ja, wer denn einstmals aus den Maßen der Pyramide zu Gizeh, unter Verwendung eines eigens kreierten „Pyramidenzolls" die erstaunlichsten Dinge herauslas;wobei sich dann noch die Maße jenes „Pyramidenzolls" in die unterschiedlichen Auflagen von Band 3 „Schriftstudien" veränderten Über den braucht man sich dann wohl nicht mehr zu wundern, ordnet er auch einen Panin mit in seine Ahnengalerie ein.

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