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Geschrieben von Drahbeck am 01. November 2002 15:01:00: Als Antwort auf: Re: Talmud geschrieben von Drahbeck am 25. Oktober 2002 06:17:12: Ein Buch, dass man einigen Leuten auch mal empfehlen würde zu lesen.
Im gleichem Atemzug hat man wohl auch festzustellen, dass genau dieser Rat vergebliche
Liebesmüh ist. Diejenigen die es am bittersten nötig hätten, lesen lieber ihre
Verschwörungstheoretische "Literatur" und Webseiten. Zitieren auch aus diesem
Reservoir und wundern sich dann noch, wenn sie mal äußerst unsanft anecken. "Unbelehrbar? Antijüdische Agitation mit entstellten Talmudzitaten.
Antisemitische Aufwiegelung durch Verteufelung" betitelt Hannelore Noack ihr im Jahre
2001 erschienenes Buch. Es ist zugleich im Jahre 1999 von der Universität Paderborn als
Dissertation angenommen worden im Fachbereich Evangelische Theologie. ISBN: 3-935023-99-5. Auch Frau Noack schätzt die Sachlage so ein, dass die "Brandfackel" der jüngeren Neuzeit, das in den 1870er Jahren herausgekommene Buch des Katholiken August Rohling mit dem Titel "Der Talmudjude" war. Offenbar haben von dieser dubiösen "Quellschrift" ganze Heerscharen von antisemitischen Abschreibern und Unterabschreibern, partizipiert. Rohling indes wurde schon zeitgenössisch entschieden widersprochen; ohne dass er in der Lage oder willens war, diese Kritik auch zu beherzigen. Etwa, wenn Noack bezüglich Franz Delitzsch konstatiert: "Delitzsch hatte dem 'Talmudjuden'-Verfasser in seiner Gegenschrift darüberhinaus
attestiert, unfähig zu sein, den Talmud richtig zu übersetzen, und er hatte ihm
vorgeworfen, den nationalen Charakter des mosaischen Gesetzes zu verkennen und das
katholische Infallibitätsdogma in den Talmud hineinzulesen: '
Ich muß es nach wie
vor für eine geschichtswidrige und auf übelwollendem Mißverständnis beruhende
Unterstellung erklären, daß der Talmud in seiner Feststellung dessen, was im Verkehr mit
Götzendienern Rechtens ist, auf Christen ziele. Das Bild, welches vom Kultus und
Gesittung der Götzendiener entworfen wird, enthält nichts, was sich auf die Christen
beziehen ließe. Es sind Heiden gemeint, welche die Juden in dem römischen Reiche und
später in Babylonien unter der Sassaniden-Herrschaft vor Augen hatten
' Auf Seite 240 kommt die Autorin auch auf den antisemitischen Publizisten "Jens Jürgens" zu sprechen und merkt zu ihm an, dass es sich dabei "möglicherweise" um ein Pseudonym handele. Aufgrund eigener Forschungen kann ich diesen Punkt dahingehend präzisieren, nicht nur "möglicherweise", sondern nachgewiesenermaßen ein Pseudonym für den Namen Karl Weinländer. Weinländer trat noch unter anderen Pseudonymen auf. So auch als "Hans Lienhardt". Die Lienhardt-Schrift wiederum ist eine der ersten nennenswerten Hetzschriften nach 1918 auf deutschem Boden gegen die Bibelforscher (Zeugen Jehovas) Man vergleiche dazu "Geschichte der Zeugen Jehovas S. 129-133. So schließt sich auch hier der Kreis. Im weiteren Verlauf ihrer Ausführungen kommt die Autorin dann auch auf das wichtige
Kapitel "Protokolle der Weisen von Zion" zu sprechen. Den Namen Jonak v.
Freyenwald nennt sie dabei nur beiläufig. Diesen Aspekt betreffend, meine ich, eigene
ergänzende Forschungen dazu schon vorgelegt zu haben. Summa Summarum kann man sagen, dass in dieser Studie besonders eine der
neuzeitlichen Antisemitismuswurzeln namens August Rohling näher beleuchtet wird. Im
Anhang zum Buch werden noch weitere Dokumente zu Rohling publiziert. |