Heinzmann


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 02. September 2002 15:51:41:

Demnächst stehen in Deutschland wieder einmal Bundestagswahlen auf der Tagesordnung. In der Rubrik "Kleinere Parteien" wird man vielleicht auch wieder einer jener begegnen die sich da "Partei Bibeltreuer Christen" nennt. Ihr Vorsitzender ein gewisser Gerhard Heinzmann. Gibt man seinen Namen als Suchbegriff etwa bei Google ein, wird man auch dergestalt fündig, dass etwa Homosexuelle von diesem Herrn mit Sicherheit nichts zu erwarten hätten, jedenfalls nichts Gutes für sie. Was für die Nazis die Juden, dass sind für Herrn Heinzmann die Homosexuellen.

Herr Heinzmann ist nicht umsonst bewusster Politiker. Eine seiner Forderungen. Freikirchen mögen in finanzieller Hinsicht den Großkirchen staatlicherseits gleichgestellt werden. Eine ähnliche Forderung kennen wir schon. Gleiches reklamieren auch die Zeugen Jehovas für sich.

Nur, die möchte der Herr Heinzmann bei dieser Art von Förderung wohl doch nicht mit einbezogen wissen, weil hinter selbigen in seiner Lesart der Satan steht.
So schreibt Herr Heinzmann in einem von ihm 1988 verfassten Büchlein über die Zeugen Jehovas etwa auf S. 87:
"Daß es Satan selber ist, der durch seine Handlanger das Wort Gottes verdreht. Wo er die Menschen nicht durch blanken Atheismus, der totalen Leugnung der Existenz Gottes auf seine Seite ziehen kann, versucht er es durch religiöse Irrlehren und Halbwahrheiten."

Die Heinzmann und Co verstehen sich als "wiedergeborene" Christen. Dieser Vokabel begegnet man auch in seiner Schrift. Erzürnen tut sie besonders wie sich die Zeugen Jehovas zu der Frage stellen; ob es ein Leben nach dem Tode gäbe.
"Gibt es ein Leben nach dem Tode?
Zu diesem für uns alle so wichtigen Thema lehrt die 'Neue-Welt-Gesellschaft', daß es überhaupt keine Existenz nach dem Tode gibt." (S. 23).

Als Antwort darauf belehrt sie Heinzmann:

"Jetzt, hier und heute, in diesem Leben muß der Mensch wählen, wie er die Ewigkeit zubringen will. Statt für immer beim Teufel im Feuersee zu landen (Offenbarung 20, 10.15), gilt, sich rechtzeitig für Jesus und Sein Reich zu entscheiden." (S. 27).

Wie seine Gesinnungsgenossen Wim Malgo oder Hal Lindsey etwa; glaubt auch Heinzmann prophetisches aus der Bibel herauslesen zu können. So verkündigt er etwa vollmundig:
"Lukas 21, 24: '... Und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt ist.' Erst im Jahre 1967 erfüllte sich dieses Wort Jesu."

Im Klartext als Resultat eines arabisch-israelischen Krieges, den man dieser Logik gemäß dann ja wohl als "Gottgewollt" oder nötig betrachten soll.
Von noch mehr solcher Art Glaubensgewissheiten strotz nur so sein Buch.

Persönlich erinnere ich mich an die 4000-Mann-Partei des Herrn Heinzmann auch noch dergestalt, dass er kurz nach dem Mauerfall, Anfang der 1990er Jahre im vormaligen Ostberlin eine massive Demonsttration seiner Anhängerschaft in der "Straße Unter den Linden" veranstalten ließ. Das ist jene Straße in Berlin, zu deren Anrainern unter anderem die Berliner Humboldt-Universität sowie auch die Staatsbibliothek gehören. Da ich in letzterer an jenem Tage auch im dortigen Lesesaal war, habe ich das Heinzmann-Spektakel hautnah miterlebt. Miterlebt, wie in dieser mit Lautsprecherwagen reichlich bestückten Demonstration im "atheistischen Ostberlin" immer wieder die unverblümte Forderung nach politischer Macht für ihn und seinesgleichen skandiert wurde.

Ich habe zwar nicht die Machtergreifung der Nazis am 30. 1. 1933 in Berlin persönlich miterlebt; dieweil ich da noch zu den Ungeborenen gehörte. Gleichwohl ist mir jenes Nazispektakel aus der Literatur, mit seinen Fackelzügen usw. durchaus geläufig. Beim erleben der Heinzmann-Demonstration drängte sich mir die Emotion auf. Das wiederholt sich in diesem Augenblick, nur unter anderen Vorzeichen.

Mag ich auch bei der Frage nach der richtigen Wahlentscheidung "hin und hergerissen" sein. Das eine weiß ich jedenfalls mit Sicherheit. Die Heinzmann's und Co werden meine Stimme jedenfalls nicht bekommen!

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