Re: Im Zeitspiegel

Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 26. Januar 2008 04:45:

Als Antwort auf: Re: Im Zeitspiegel geschrieben von Drahbeck am 19. Januar 2008 07:27:31:

Eine zwar knappe, dennoch bemerkenswerte Meldung aus der „Freiburger Zeitung" vom 26. 1. 1928, die ich ehrlich gesagt, dort zu allerletzt erwartet hätte.
Warum zu „allerletzt"? Nun, die Gegend um Freiburg darf man doch wohl als eine Gegend einschätzen, wo die katholische Kirche sicherlich nicht schwach ist. Andere Kirchen wohl auch nicht.
Und just einem der bedeutenden geschichtlichen Kirchenkritiker, ein „rotes Tuch" sowohl für die katholische als auch die protestantische Kirche, erweist besagte „Freiburger Zeitung" ihre Reverenz.

Nun ja. Vor 120 Jahren geboren. Da kann er wohl nicht mehr viel „Schaden" anrichten für die Kirchen. Es reicht ja auch so, dass seine Werke nicht mehr neu gedruckt, und vor allem Auge und Ohr des Volkes nicht mehr erreichen.
So gesehen, kann man dann ja bequem, noch einem vor 120 Jahren geborenen, vormaligen Kirchenkritiker „taufen".
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Man vergleiche zum Thema auch:
Auch Albert Schweitzer hat sich mit ihm auseinandergesetzt

Eine inhaltliche Referierung zu David Friedrich Strauss gibt es in der „Freiburger Zeitung" nicht. Heutzutage kann man sich ja in Sachen Religionskritik, vielfältig sachkundig machen, so man den „will". Dabei ist dann in der Tat das Wörtchen „will" das entscheidende, weil eben jenes viele, denen man das empfehlen möchte, just jenes eben
n i c h t wollen.
Gesetzt den Fall, es gäbe tatsächlich solche, die vorgenannte Hürde überwinden. Und die beschäftigen sich auch mit vorgenanntem Strauss. Da sie ja nun schon einige Kenntnisse in Sachen Religionskritik besitzen (wie gesagt als hypothetischer Fall), wird sich bei ihnen doch eher der Eindruck einstellen.
Und weshalb diese ganze Aufregung? Was ist denn das, was da so „vom Hocker reißen soll?"

Auf der Suche nach einem Vergleich, würde ich versuchen das wie folgt zu umschreiben. Wiederum mittels eines „hypothetischen Falles". Gesetzt der Fall, ein „strammer Zeuge Jehovas", hat noch nie in seinem Leben etwas davon gehört und gelesen, dass etwa die WTG-Endzeitdaten 1914, 1925, 1975 usw. kritisch, sehr kritisch, bewertet werden können. Und dann tritt der „Quantensprung" ein. Vielleicht zum ersten Male in seinem Leben, lernt er konzentriert einschlägige Argumente und Belege kennen. Das muss er dann wohl halt erst mal „verdauen".
Sieht derselbe sich dann vorgenannte Argumente zum zweiten und dritten mal, nochmals umfänglich an, ist ja für ihn der „Neuigkeitswert" bereits weg. Er kennt das ja bereits ...

Meines Erachtens muss Strauss ähnlich eingeschätzt werden. Für sich allein sind seine einzelnen Thesen wohl nicht so „umwerfend". Da haben andere wohl tiefgründigeres schon formuliert. Die „Wirkung" die Strauss im besonderen erzielte lag wohl in der Befindlichkeit seiner Zeitgenossen. Die nämlich befanden sich auf demselben „Level" wie der als Vergleiche bemühte Zeuge Jehovas, der zum ersten Male in seinem Leben erfährt, die WTG-Endzeitdaten können auch kritisch bewertet werden. Es war also insbesondere, das „zum ersten Male aussprechen", was die besondere zeitgenössische Wirkung von Strauss ausmachte.

Da blieb in der Tat einigen kirchlichen Dogmatikern, „die Luft weg" (zumindest damals).
Allerdings, auch die kirchlichen Dogmatiker „passten sich an". Die Theologie-Geschichte lief von nun an, zunehmend in die Richtung „liberale Theologie". „Gott einen guten Mann sein lassen", so der Haupttenor der „liberalen Theologie". Ach, da gab es früher Dogmen, und um die wurden gar schon Kriege geführt?!
Für die „liberale Theologie" nun auf einmal „völlig unwichtig", „nebensächlich". Der „liberalen Theologie" ging und geht es ja nur um eines, um das „weiterlaufen lassen ihres Ladens". Da verleugnet man halt auch die eigene Geschichte und das allerkräftigst.

Nun gab und gibt es aber auch wiederum zur „liberalen Theologie" Gegenströmungen. Eine dieser Gegenströmungen etwa der Neuzeit, firmierte auch mit dem Schlagwort „kein anderes Evangelium". Wer sich denn für einen bornierten Vertreter solcher Gegenströmungen näher interessieren will, der intereressiere sich mal für den Herrn Lothar Gassmann und seine Jünger näher. Dann begegnet er einem besonders „prächtigem" Exemplar dieser Gegenströmung.

Letztendlich muss auch die frühe Russell-Bewegung diesem Bereich der Gegenströmung zugeordnet werden. Die Religionskritik, auch die eines D. F. Strauss ist an ihr als „nicht existent" vorbeigerauscht. Insofern bestehen da erhebliche Wissensdefizite. In Vergangenhert und Gegenwart.

Ein zeitgenössisch Epochemachendes Strauss-Buch mit den vorgenannten Einschränkungen sein „Der alte und der neue Glaube"
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Was da besonders „wirkte" waren vielleicht schon die Kapitel-Überschriften in ihm:
„Sind wir noch Christen?
„Haben wir noch Religion"
„Wie begreifen wir die Welt"
„Wie ordnen wir unser Leben?"
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Dann vielleicht noch seine Schlussworte (S. 116) aus selbigem. Die Kunst der Formulierung, „dass in der Kürze die Würze" liegt, ist ihm meines Erachtens nicht gegeben. Er argumentiert weitschweifig, einen mageren Inhaltskern, mit vielen Worten darlegend.
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Epochemachend, zumindest für seine Zeitgenossen, war ohne Zweifel auch sein „Das Leben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet".
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Wer sich aber für Strauss näher „interessieren" sollte, ist meines Erachtens weitaus besser mit den theologischen Werken Albert Schweitzers, insbesondere dessen "Geschichte der Leben Jesu Forschung" bedient.

Man vergleiche auch:
Presseartikel anlässlich seines 200. Geburtstages.


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