Re: Tagebuch eines Toten - Glückselig die Toten


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 21. Dezember 2007 00:03:

Als Antwort auf: Re: Tagebuch eines Toten - Unter Christi „Kreuz und Krone“ Banner geschrieben von + am 20. Dezember 2007 00:25:

Liebster Sohn Nummer eins!

Es betrübt mich Dir diese Zeilen schreiben zu müssen.
Deine Frau hat die Scheidung eingereicht und zu Bruder Johann gezogen.
Albert hat sie mitgenommen.
Ach Bruno – wie gern hätte ich Dir erfreulichere Nachrichten geschickt.
Du bist der letzte der mir geblieben ist
Komm bald gesund heim.

Deine Dich innigst liebende Mutter.

Liebster Sohn Nummer Eins!

Die Not und das Durcheinander werden immer größer.
Ich versuche vor allem die Lebensmittel gut zu bevorraten und dem Zugriff der Beamten zu entziehen.
Wir hatten eine Hausdurchsuchung im Dorf und auf unserem Hof.
Am Freitag war wieder große Reiserei hier, eine Herde von Soldaten.
Sie haben überall wieder gesucht, im Keller, auf allen Zimmern, im Hof, in den Mühlen überall, aber wo wir es versteckt hatten, haben sie nicht gesucht.
Haben sie auch nichts gefunden so nahmen sie alle Tiere mit.

Jetzt kann man auch nicht mehr von allerhand mitgeben, jetzt muss man an erster Stelle für sich und Kinder sorgen.
Es vergeht kein Tag an dem wir nicht viel angebettelt werden von Verwandten und Bekannten.

Regen, Schnee, Kälte.
An manchen Tagen sterben hier ganze Kompanien an der Kälte.
Alles vermodert.
Keinen trockenen Fetzen am Leibe.
Die Finger erfrieren an den Waffen und Werkzeugen.
Den Rest erledigen Durchfall und Typhus.
Aber nichts ist die Kälte hier draußen gegen der Kälte in meinem Herzen.

Ich zählte siebzehn Tage, bevor meine Stiefel wieder trockene Erde berührten.
Nach langer Regenzeit ein ziemlich klarer Sonntag!
Nach dem Mittagessen werden wir sturmtruppmäßig ausgerüstet.
Statt der Halbstiefel tragen wir jetzt gute Schnürschuhe, dazu Wickelgamaschen.
Dann müssen wir den spitzen, mit grauem Tuch überzogenen Helm abgeben und erhalten den neuesten Stahlhelm, den wir zum allererstenmal hier sehen.
In diesen neuen „Siegfriedhelmen“, wie er genannt wurde, sehen wir aus wie die alten Germanen.
Olt. v. Hohenhorst erzählt uns, daß das aktive SB Rohr diesen Stahlhelm schon seit einigen Wochen trage.
Ferner werden wir noch mit Gasmasken ausgerüstet.
In einer Rauchkammer werden dieselben sogleich geprüft.
Die Gasmaske über das Gesicht gestülpt, stehen wir dann mitten im Qualm und probieren, ob sie auch dicht anschließt.

Dann empfangen wir noch das Gewehr 98 sowie Dolch und Drahtschere.
Abends 06.00 müssen wir feldmarschmäßig antreten.
Ein General kommt im Auto angefahren und besichtigt uns.
Nachdem er uns gründlich gemustert hat, gibt er uns bekannt, dass wir am nächsten Morgen nach der Front abtransportiert werden sollen.
Wir legen uns sodann zeitig schlafen und träumen allerhand wirres Zeug zusammen, von Sturmangriffen durch dunkle Wälder, durch Eis und Schnee.

Mit hellem Sonnenschein zieht der Angriffstag von Verdun, herauf.
An diesem Montage, morgens 08.00, wird der Befehl zum Großangriff gegeben.
Unsere gesamte Artillerie an der Nordfront von Verdun legt wie mit einem Schlage ihr Feuer auf frz. Hauptstellungen, auf die Forts und auf Verdun.
Den ganzen Tag über rollt der unheimliche Kanonendonner und rauschend und gurgelnd ziehen Tausende von schweren Geschossen ihre Bahnen, über unsere sturmbereite Infanterie hinweg.

Ein Artilleriefeuer.
Ein Artilleriefeuer, wie es in diesem Weltkrieg bisher nicht gesehen worden ist! (1.300 Geschütze).
An diesem Montagmorgen rüstet sich unsere Res.-Sturmabteilung in Beuveille bei Charency zum Abtransport.
Gerade in der Zeit, als wir feldmarschmäßig mit der Bahn nach Montmédy fahren, bricht an der Front die riesige Artillerievorbereitung los.
In Montmédy haben wir 2 Stunden Aufenthalt und lauschen der Artillerieschlacht.
In Montmédy zittern die Fensterscheiben.

Gegen Mittag wurden wir dann auf einer Schmalspurbahn in südlicher Richtung nach dem halbzerschossenen Städtchen Damvillers befördert.
In Damvillers, welches von Reservetruppen wimmelt, werden wir in einen halbzerfallenen Hause notdürftig untergebracht.
Draußen in der Luft heulen die Granaten.

Was mit uns wird, wissen wir noch nicht.
Seit morgens 08.00 heult und kracht es schon, so auch den ganzen Nachmittag.
Nachmittags ½ 2.00 wird die vordere franz. Stellung unter deutsches Minenfeuer genommen.
Hoch spritzt es auf, wo die Zentnerminen einschlagen!
Wie wird da dem armen Franzmann zumute sein?
Nachmittags 04.00 steigert sich das dte. Art.feuer zu einem orkanartigen Trommelfeuer.
Vor unseren Blicken tut sich sich eine Feuerwand auf.
Wir sehen von der Côte d'Horgne herab, wie die feindliche Stellung in eine riesige Wolke von Feuer, Rauch und Staub gehüllt ist.
Ganz unheimlich wird es uns zu Mute, wenn wir daran denken, in solchem Höllenfeuer zuzubringen.
Das Trommelfeuer hält 1 Std. an.
Punkt 05.00 nachm. gehen die Sturmtruppen zum Angriff vor, kurz darauf läßt das Minenfeuer nach.
Wird dieser Angriff auf die stark befestigte Verdunfront gelingen?

Liebste Mamutschka!

Weißt Du, ich sage mir, ich hatte den Tod in der Tasche, im Brotbeutel, ich hab ihn nur nicht rausgelassen.
Glückselig die Toten, die im Herrn sterben von nun an.
Wenn auch einige unserer Lieben ihren Lauf vollenden durften so durften sie doch ihre Verwandlung erfahren.
Ein gehen zur Herrlichkeit.
Wir trauern nicht wie diejenigen, die keine Hoffnung haben, sondern unsere Herzen sind mit Freude erfüllt in der glücklichen Hoffnung, die wir haben.

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Wachtturm Oktober 1915

Seite 152

BFile0003-8.jpg (52103 Byte)

Seite 159 Amerikaner beten für Deutsche Soldaten

Seite 160

Watchtower 1 Juni 1918 Seite 173 / 174

Den 30 Mai erklärt die Kirche der Zeugen Jehovas für den Tag des Kriegsgebetes.
Für den verheißenen glorreichen Ausgang des Krieges…
…thanksgiving to God for the promised glorious, outcome of the war…

…und natürlich Freiheit für Rutherford.
„…Freiheit auszurufen den Gefangengenommenen und das weite Öffnen [der Augen] selbst den Gefangenen“
(Jesaja 61:1)

Erwachet 8. 2.1971

Seite 12

…daß Jesus keine Kirche ins Leben rief …die „Kriegsgebete“ sprach…

In einer dreiteiligen Sonderserie über den ersten Weltkrieg
Erwachet 8.12.1983 Seite 11
Erwachet 22.12.1983 Seite 20
Erwachet 8.1.1984 Seite 12
erwähnt die Wachtturm Gesellschaft ihre Beteiligung und Mitschuld in diesem Krieg mit keinem einzigen Wort.

Wachtturm 1. 3.1994

Seite 10-11 Abs. 12

Welch entsetzliche Folgen die Irrlehren der Geistlichkeit gehabt haben!

 


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