Re: Tagebuch eines Toten - Schützengraben


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 16. Dezember 2007 00:07:

Als Antwort auf: Re: Tagebuch eines Toten - Lazarett geschrieben von + am 15. Dezember 2007 00:01:

Mich erreichen mehre Briefe von zu Hause, die von den Gefallenen und Vermissten in der Gemeinde und in den Nachbardörfern, aber auch von vielen Todesfällen durch Krankheit und Unfall berichten.
Ihr lasst ja ziemlich Leute bei Euch sterben, wie kommt das?
Gibt's bei Euch denn auch so wenig Essen? Man soll's kaum glauben.
Was ist denn los, dass da so viele Leute sterben?
Ist es denn so schlecht? Soviel sterben doch nicht im Krieg.
Wie geht es Melanie, wie geht es meinem Kind?
Na, wie geht's denn dem Großvater?
Er wird doch hoffentlich bald wieder gesund sein?
Die alten Leute müssen aber auch jetzt im Krieg zuviel arbeiten, und wir sitzen hier im Krieg und wissen oft nicht, was wir anfangen sollen.
Ihr könntet doch jetzt sehr gut Hilfe gebrauchen....
So Gott will, dauert's auch nicht mehr allzu lange, bis ich komme.

Liebster Sohn Nummer 1!

Wir sind jetzt schlimm dran, Vater wird schon seid über einem Monat vermisst, der Großvater ist noch immer sehr krank, hat jetzt die 'rote' Ruhr, davon sind hier schon starke Leute gestorben.
Was sollen wir nur machen, Großvater wird noch lange arbeitsunfähig sein......
Wenn Du nun nicht viel Post erhältst, denkst Du als mal, wir hätten schlecht Zeit für zu schreiben, müssen dem Großvater immer aufwarten und im Heu und Feld ist so viel Arbeit.

Deine Dich immer aufs herzlichste liebende Mutter

Wieder liegt ein Großkampftag hinter uns.
Der Franzmann erlitt besonders schwere Verluste.
Wir liegen noch 2 Tage in Damloup, wo ich als Leichtverwundeter zunächst geschont werde.
Am Abend begegne ich in Damloup dem Btls.Kdr. Major Schönian mit Hptm. Gillhausen.
Sie fragen mich, wie es gestern war und geben mir noch bekannt, dass ich zum EK II eingereicht sei.
Welch eine bewahrende Kraft von unserer herrlichen Wahrheit ausgeht, kann ich täglich erfahren, sie bildet einen starken Schutz gegen die mannigfachen verderblichen Einflüsse hier draußen.
Die letzten Wochen haben uns hier eine schwere Unruhe gebracht und es sieht noch nicht zum Besten aus.
Den ganzen Jammer des Krieges habe ich wieder einmal so recht erkennen können, doch das Bewusstsein, dass die herrliche Zeit der Segnung und der Wiederherstellung so nahe ist, hat mir stets eine schöne, innere Ruhe gegeben.

Wie reich sind wir doch, und wie groß ist die Gnade unseres treuen Gottes und Vaters gegen uns, das Er uns die Augen des Verständnisses so rechzeitig geöffnet hat und wir nicht wie die arme Welt den kommenden Tagen mit qualvoller Unruhe und Besorgnis entgegenzusehen brauchen, dass wir nun inmitten des allgemeinen Elends mit froher Zuversicht und wahrem Herzensfrieden erfüllt sein können.

Der Franzmann gibt dauernd schweren „Zunder“.
Das Leben hier wird mehr und mehr zur Hölle.
Seid neusten finden zahlreiche Luftkämpfe statt.
Mehrere feindliche Flieger und Fesselballons werden abgeschossen.
Ein dter. Flieger muss bei Dieppe notlanden.

Um 05.00 nachmittags erhalte ich nähere Befehle wegen des Angriffs auf den Damloup-Rücken.
Der Sturm beginnt im heftigen feindlichen Feuer 07.30 abends.
Er gelingt.
Das Feuer ist sehr stark geworden.
Ich brülle Lt. Knoch zu, er solle mit seinem Zuge im Marschmarsch die Höhe gewinnen.
Knoch ist mit einem Satz draußen, rennt ein Stück, dreht sich um und ruft:

„Mir nach marschmarsch!“

Wie die Katzen stürzen die wackeren Kerle hinaus, statt eines Zuges springen zwei Züge.

Der Otl. ruft mir zu:
„Famoser Geist in der 12. Kp., da steckt Schneid drin!“
Mit einem Teil meiner Leute lege ich Relais zur Höhe, das Artilleriefeuer wird widerlich.
In Damloup ruft mich der Batls.Kdr. heran und befiehlt mir, die Kp. an den Westrand zu ziehen, um gegen einen Flankenangriff gesichert zu sein.
Ich erteile sofort Anordnungen, Lt. Knoch ist mir sehr behilflich.
Die Kp. gräbt sich sofort ein.
In einem Keller finde ich eine Menge Pioniergerät und Sandsäcke, die uns trefflich zustatten kommen.
Aber noch andere Schätze birgt dieser Keller.
Fleischkonserven und Schokolade in Mengen, Brote, Zwieback, Wäsche, Wein und Cognac.
Ich packe 5 Säcke voll und bringe diese, in franz. Uniformen gekleidet, in den Schützengraben.
Dort helle Freude.

So sind wir froh, als wir endlich in der Nacht abgelöst werden.
Gefahrvoll ist der Weg, aber wir erreichen alle Fort Douaumont.
Hier muss ich staunen über den großen Betrieb, der in dem Fort herrscht, trotzdem ja das Fort nur zum 5. Teil noch stehen soll.
Alles elektrisch erleuchtet, sieht es aus, als sei man in dem Tunnel eines großen Bahnhofes.
Stühle, Tische, Öfen, Holzbettgestelle, Fußböden und sogar Teppiche!.
Wir gehen durch das Fort, das jetzt viel Verwundete beherbergt und können oben noch Löcher unserer 42 cm Geschosse bewundern.
Der Unterstand ist etwa 10 Meter tief, zwanzig Stufen, uns sollte eigentlich vor schwerer Artillerie schützen.
Die schlechten hygienischen Bedingungen sind hier Frontalltag für die Soldaten.

Der Sturm soll beginnen, nachdem rechts von uns I.R.53 + 158 den Vaux-Berg gewonnen haben.
Der Sturm beginnt 08.30 vormittags.
Alles geht glatt.
Mit uns arbeiten 2 Kp. Sachsen vom I.R.105.
Kaum sind die ersten Mannschaften im Dorf, so erhalte ich den Befehl, mit meiner Kp. gleichfalls ins Dorf einzudringen und die Keller auszuräuchern, die noch voller schießender Franzosen sind.
Inzwischen waren Teile von uns schon auf halber Höhe des Damloup-Rückens, mussten aber umkehren, weil unsere Artillerie trotz dauernder Signale mit Leuchtkugeln hartnäckig zu kurz schoss.
Es war ein Jammer.
Vom Vaux-Berg und Damloup kommen lange Züge von Gefangenen, denen in ihrem eigenen Artilleriefeuer recht unbehaglich ist.
Mit der Kp. springe ich durch das Sperrfeuer den Weinberg hinab nach Damloup.
Meine Leute verteilen sich sofort und gehen mit großen Vergnügen an die Ausräucherung der Keller mit Handgranaten.
An mir vorbei tragen Franzosen die Leiche des gefallenen Führers 2./3 Lt. v. Machui.
Die Gefangenenzahl beträgt, wie wir später hören, 18 Offiziere und 502 Mann.
Unsere Verluste sind leicht.
Meine Gefechtsordonnanz Podguwski wird durch Kopfschuss schwer verwundet.

Liebe Geschwister in Christo!

Herzlichen Dank für die schöne Sendung, besonders für den schönen Brief: „An die Brüder im Felde“
Es war dies für mich ein besonderer Trost, da ich mich in der letzten Zeit sehr verlassen fühlte, indem ich lange Tage vergeblich versuchte die Ruhe in Gott inmitten der Unruhe der Welt wieder zu erlangen.
Ein Kamerad, der mich jedenfalls oft beobachtet hatte, dass ich morgens inmitten des Wirrwars die Bibel las, meinte, als ich auf der Wachtstube mich mit einigen Kameraden über den Liebesplan Gottes unterhielt, ich genösse wohl die Bibel zum Frühstück.
Dadurch dass ich die Ruhe die ich durch das Lesen des Wortes Gottes zu erlangen suchte lange nicht fand, kam ich auf den Gedanken, dass es wenig Zweck habe, inmitten des Gewühls überhaupt zu lesen.
Es ist nicht umsonst in Gottes Wort darauf aufmerksam gemacht, dass am „Ende“ sehr starke Prüfungen für die Jünger Jesu kommen würden und dadurch dass wir sie in anderer Weise erwartet hatten, trafen sie uns etwas unvorbereitet.
Aber auch diese Zeit geht zu Ende und wie wird uns sein, wenn endlich nach dem schweren, doch letzten ausgekämpften Streit, wir aus der Fremde in die Heimat kehren?
Schon der Gedanke, dass wir Ihn, unseren geliebten Herrn und alle seine Nachfolger, von Angesicht zu Angesicht sehen und begrüßen dürfen, vermag oft unsere müde Seele aufzurichten.

Euer getreuer Bruder in Christo


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Wachtturm Juni 1915

Seite 95

Erwachet Februar 2008

Seite 13

Es ging mir nie in den Kopf wie Militärseelsorger Liebe und Frieden predigen und gleichzeitig Kriege unterstützen können.

Wachtturm 1. 2.1990

Seite 19-20 Gottes Gerichtsurteil über den „Menschen der Gesetzlosigkeit“

Die Geistlichkeit hat Kriege unterstützt, die zigmillionen Menschenleben gefordert haben — die schlimmsten Kriege der Geschichte überhaupt. Sie unterstützte in den Weltkriegen beide Seiten, wobei sich „Brüder“, Menschen, die den gleichen Glauben hatten, gegenseitig töteten. …

Ja, in der falschen Religion ist wirklich das Blut von Propheten und von Heiligen und von all denen zu finden, die auf der Erde hingeschlachtet worden sind. Die Geistlichkeit der Christenheit trägt diesbezüglich die größte Schuld, da es in der Christenheit zu dem schlimmsten Blutvergießen gekommen ist.


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