Re: Tagebuch eines Toten - Lazarett


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 15. Dezember 2007 00:01:

Als Antwort auf: Re: Tagebuch eines Toten - Bibelforscher geschrieben von + am 14. Dezember 2007 01:30:

Es ist Sonntagabend.
Als es dunkel ist, kreisen meine Blicke in die feuersprühende Umgebung.
Ja, was ist hier eine Nacht?
Die Natur scheint auf den Kopf gestellt zu sein.
Ortschaften und Wälder verschwinden.
Bergkuppen werden halb abgeschossen.
Kleine Seen, wie der Teich beim Dorfe Vaux, werden in ein System sumpfiger Trichter und grüne Wiesen, Weiden und Felder in eine Schlammwüste verwandelt.
Und die Nacht wird zu einer gleißenden funkelnden Helligkeit, zu einem mörderischem Riesenfeuerwerk.
Die Mutter Natur gebot einst die Zeitspanne zwischen dem Untergang und dem Aufgang der Sonne zu Stunden des Dunkels, des Schweigens, der Nachtruhe.
Jetzt ist dies heilige Gebot zerrissen.
Hüben wie drüben verdoppelt, verdreifacht sich das wimmelnde Leben unbemerkt im Umkreise.
Aus den Schluchten und zerfetzten Wäldern neben und hinter uns und weit drüben blitzen und brüllen die Artillerien.
An der Kampffront ein Meer von Leuchtkugeln.
Die Nacht brüllt, wütet, speit Feuer.

Um Mitternacht mache ich mich auf den Weg zur Hohen Batterie.
Da ich wegen dem Sperrfeuer nicht weiter vor kann, versuche ich etwa 02.30 nachts in das Fort Vaux zurückzugehen.
Schnell arbeite ich mich in nördliche Richtung von Trichter zu Trichter, komme aber im Wirrwarr zu weit nach links.
Vor mir taucht ein kleines Werk auf (Batterie a).
Ich halte dies für die Anschlussbatterie, welche dicht südlich des Forts Vaux liegt, weiß aber nicht, dass ich mich irre.
Schnell weiter, noch 150 m bis zum schützenden Fort!
Doch Himmel, wo ist das Fort?
Ein zerfetzter Wald (Fumin) nimmt mich auf.
Also verlaufen.
Ich taste einen zerschossenen Graben entlang.
Feindliches Feuer prasselt nieder, und ein Splitter zerreißt meine Gasmaske.
Durch das Splittergehölz gelange ich in eine Schlucht.
Doch was ist das?
Ein starker süßlicher Geruch. Himmel!
Das ist Gas!
Und ich mit einer durchlöcherten Gasmaske.
Schnell auf einen Baum und die zerbeulte Einsatzpatrone in den Mund genommen.
Jetzt Granateinschläge dicht bei mir!
Schnell wieder herunter gesprungen und weiter!
Überall Gasschwaden.
Als der Morgen dämmert, renne ich wie ein angeschossenes Wild in einer anderen Schlucht entlang (Vaux-Schlucht).
Da vorn sehe ich drei Mann gehen.
Ich will rufen, drohe jedoch zu ersticken.
Noch etwa 100 m und ich breche bewusstlos zusammen.

Die Pioniere sehen mich stürzen und tragen mich durch die Russen-Schlucht und den Caillette-Wald nach dem Fort Douaumont.
Als ich erwache, befinde ich mich im Fortlazarett und werde gerade von Sanitätern mit einem Sauerstoffapparat behandelt.
Also, Gott sei Dank gerettet!
Im Fortlazarett Douaumont werde ich als Gaskranker 36 Stunden ärztlich behandelt.
Am Abend komme ich in das Feldlazarett 4 zu Amel.
Da erfahre ich nun, dass Kamerad Albert Schürmann gestorben ist.
Ich nehme an der Beerdigung teil.
Gegen Abend schießt sich der Franzose mit seinen Flag-batterien, die er inzwischen hinter der „Hohen Schanze“ und am Zw.Werk Laufée in Stellung gebracht hat, ein.
Die Nacht ist noch unruhiger, es kommt Nebel und Regen dazwischen.
Wir sind auf einen Angriff gefasst, ich sitze dicht bei der Kp. mit meinen Gefechtsordonnanzen.
Aber auch die Franzosen befürchten wohl einen Nachtangriff, das sieht man an den vielen Leuchtkugeln, die sie abschießen.

Liebe Geschwister in Christo!

Eure liebe Briefsendung mit der Schrift „An die Brüder im Felde“ hat mich hier im Lazarett in Charlottenburg erreicht und ich sage herzlichen Dank für die aufmunternden Worte, mit denen wir wieder bedacht worden sind.
Wie hat es gewiss in aller Herzen eine Freude hervorgerufen, aufs neue erfahren zu dürfen, dass unsere so in Liebe gedacht wird.
Hier im Lazarett hatte ich eines Abends gute Gelegenheit über den Plan Gottes zu sprechen und einige der Kameraden schienen recht interessiert zu sein.
Einer will sogar an euch schreiben und sich einige Schriften schicken lassen.
Möge der Herr mir in Zukunft weiterhin Gelegenheit des Dienstes schenken und mich als schwaches Werkzeug gebrauchen in seinem glorreichen Werke.
Mögen wir als vom Worte Gottes belehrte weiter bereit sein getreu dem Befehlen unserer Führer folgen.
Als getreue Kreuzesstreiter sind wir ein Schauspiel für die Nationen, zumal wir durch den Krieg vielen Prüfungen und Versuchungen ausgesetzt sind.
Unsere Hingabe und Treue bis zum Tode als Beweis für unsere Opfer und Leidensbereitschaft.

Euch allen des Herrn reichen Segen wünschend, grüße ich Euch herzlichst als Euer Bruder in Christo
Bruno Martin

Im Laufe des Vormittags besichtige ich den Schützengraben, der für die kurze Zeit, die zur Anlage zur Verfügung stand, recht gut ausgearbeitet ist.
Während die Kp. weiterarbeitet, gehe ich kurz in den Keller, in dem der Aufenthalt anfängt ungemütlich zu werden.
Der Franzose hat sich eingeschossen und putzt eine Mauer nach der anderen weg.
Noch steht ein kleiner Torbogen als Rest des Hauses, in dessen Keller ich hause.
Unter diesem Bogen steht ein Mann Posten.
Bei ihm hält sich Krankenträger Schmidt auf.
Da gelingt es den Franzosen, auch den Torbogen zu fassen, ich höre draußen einen großen Schlag und einen Augenblick drauf stürzen beide in meinen Keller.
Der Posten war ein kleines niedriges Kerlchen, er ist ganz bleich und zittert.
In seiner linken Wange sitzt, ohne dass er es weiß oder fühlt, ein riesiger Holzsplitter.
Ich versuche diesen herauszuziehen, er bricht mir aber ab.
Viel schwerer ist der Krankenträger verwundet, er hat 8 großen Wunden: 4 am Kopf, eine große quer über den Nacken, zwei am Rücken, eine am linken Oberarm.
Ich zieh ihm das Hemd herunter und verbinde ihn mit bestem franz. Verbandsmaterial.
Er hält sich sehr brav dabei.
Beide bleiben wegen des starken Artilleriefeuers im Keller liegen.

)

Ich bin hundemüde, da ich schon 4 Tage und Nächte kein Auge zugemacht habe.
Und doch gibt's fortwährend zu tun, die Leute und Posten aufzustellen, Munition und Proviant auf die Höhe zu schaffen, Ordonnanzen zurechtzuweisen.
Trotz des rasenden Trommelfeuers übermannt mich in den ersten Morgenstunden der Schlaf; ich schlafe im Graben liegend wohl 2 Stunden und wache auf, als gerade beim Morgengrauen die 4. Züge der 4 Kpien. des I.Btls. ankommen, um ihre Kpien. zu verstärken.
Ich weise die Leute zurecht. Lt. Hehnmann, ein kerniger kräftiger Ostpreuße, fragt nach mir und kommt in das kleine Erdloch, das ich mir in der den Feind zugekehrten Seite des Grabens angelegt habe.
Ich gebe ihm die nötige Auskunft, er verlässt mich, geht in den Anfang des Grabens und ich höre ihn rufen:
„Wo wollt ihr den hin, ihr Hammels, hier rechts müsst ihr euch halten!“
Im selben Augenblick haut draußen wieder eine Granate ein und ich höre brüllen: Zimmermann - Zimmermann!“ und neben mir stürzt blutüberströmt mit einer mächtigen Schädelwunde Hehnmann hin.
Zwei Unteroffiziere reißen ihre Verbandpäckchen heraus und verbinden ihn.
Dann schleppen sie ihn fort; er bricht aber, schon wieder voller Blut im Gesicht, ohnmächtig zusammen und ich stelle 2 Leute, die behilflich sind.
Meine zweite Gefechtsordonnanz, Gefr. Schütz, war am vorhergehenden Abend durch Beinschuss gefechtsunfähig.
Ich habe nunmehr keine Ordonnanz und helfe mir mit den ersten besten Leuten in meiner Nähe aus.

=============================================================

Erwachet 8. 6.1975

Seite 19

…den Krieg als eine Offenbarung des Willens eines himmlischen Vaters anzusehen, der das Böse immer zum Guten wende, und „als Kämpfer unter der Fahne ihres eigenen Landes auch für die Kirche zu kämpfen“…die „in Hingabe und Treue bis zum Tode ihre Opfer- und Leidensgemeinschaft mit den übrigen Volksgenossen unter Beweis stellen“

Seite 23

Wenn man dich bitten würde, die zu nennen, die den Namen „Christen“ heute wirklich zu Recht tragen, weil sie sich an die Richtlinien Jesu halten, könntest du dann mit gutem Gewissen eine der Kirchen der Christenheit nennen?


ZurIndexseite