Geschrieben von + am 14. Dezember 2007 01:30:
Als Antwort auf: Re: Tagebuch eines Toten - Befördert
geschrieben von + am 13. Dezember 2007 00:01:
Geschrei und Geheul, Krachen und Bersten, Splittern und Pfeifen lärmen durcheinander.
Jeder von uns, der bis jetzt noch heil, wird verwundet.
Ein Geschoßsplitter reißt mir die Stirn blutig.
Wir können nicht mehr.
Wir müssen das Stück Graben, das soviel Blut gekostet, aufgeben.
Der Feind dringt in den Graben ein.
Fortwährend noch auf den Gegner feuernd, schlagen wir uns als Verwundete auf Damloup
zurück.
Lt. Becker und wir 29 Mann sämtlich verwundet, gelangen wieder in die Ausgangsstellung
bei Damloup.
31 Mann werden vermisst.
8 Tote und 23 schwerverwundete Kameraden fielen dem Feinde in die Hand.
Die tapferen Gefallenen sind: Res. Aloys Fiedler, Res. Wilhelm Rottenborn und die
Füsiliere Georg Heuer, Anton Wulf, Franz Naendorf, Fritz Johannknecht, Leonhard Tespann
u. Hermann Stratmann.
Alles gute, treue Kameraden.
Gefr. Fritz Engelbrecht ist auch verwundet.
Jeder einzelne von uns hat heute heldenmütig gekämpft.
Der schwerverwundete Füsilier Albert Schürmann wird in der Nacht nach hinten getragen
und stirbt einige Tage später im Feldlazarett Amel.
Beim III. Btl. fielen 1 Offizier (Lt. Pfrang) und 40 Mann.
Im ganzen wurden heute bei den 39ern verwundet: 2 Offze., 120 Mann.
Der Bajonettstich, den ich erhielt, ist nur eine Fleischwunde und brennt bloß beim
Laufen.
Somit bleibe ich und noch einige bei der 7. Kp.
Alles ist besser als der Gestank und das Elend in den Lazaretten erleben zu müssen.
Am Ostausgang von Damloup treffe ich den Füsilier Demtröder bei einem jungen
Kameraden Fritz Berkenkamp von unserem Zug Becker.
Beim Zurückgehen hat eine feindliche Granate dem Unglücklichen ein paar Eisenstücke in
den Rücken gejagt.
Er lehnt im Straßengraben, kreidebleich das Gesicht, traurig blickend.
Sprechen kann er nicht.
Wir knien neben ihm, machen dessen Rücken frei, finden in Demtröders Rockschößen noch
ein Verbandpäckchen und stillen den Blutquell im Rücken.
Wir sprechen zu ihm, wie eine Mutter zum Kinde spricht:
Nur ruhig, lieber Kamerad...
bald wirst du daheim sein...
ein paar Wochen im Lazarett...
gleich werden wir dich zu den Sanitätern bringen ...
Willst du eine Zigarette? ...
Nur immer ruhig Blut, Fritz!
Liebste Melanie!
Mit meinen Kameraden lag ich dicht vor dem Feind.
Ich hatte den Tod ständig vor Augen und Du lagst in denselben Stunden mit großen
Schmerzen in den Kissen und bis fast die Kraft, Deine Kraft, zu Ende war, da kam das Kind.
In dieser Zeit, da habe ich festgestellt, ich kann es von mir sagen:
Du, ich habe damals bis in die tiefsten Wurzeln meines Herzens gespürt, gefühlt, was Du
mir bist und dass ich zu Dir gehöre und wiederum Du zu mir.
Und ich muss sagen, es ist schön einen Menschen zu haben, um den man sich bangt und
sorgt, denn hier heraus spricht doch nichts anderes, als die tiefe Glückseligkeit, einen
Menschen ganz zu besitzen.
Dein Bruno
Wie es bei uns zugeht werdet ihr wohl teilweise aus den Zeitungen erfahren haben.
Besonders betrübt es mich das wir den Wachtturm nicht mehr bekommen.
Bruder Hagen kam neu in unsere Kompanie.
Schon nach zwei Wochen wurde er tödlich getroffen.
Dabei war er in keiner Schlacht; wir glauben, dass unser lieber Herr ihn jenseits des
Vorhanges genommen und ihn so vor der großen Trübsal bewahrt hat.
Sein Grab ist leer und er ist bei Jesu.
Wir deutsche Soldaten werden allenthalben von dem hiesigen Volk als reiche Brotsherrn
angesehen und auf Schritt und Tritt folgen einem solch halbverhungerte Menschenkinder
nach; ist unsere Versorgungslage schon schwierig genug, versorgen wir groß und klein
täglich mit.
Liebster Bruno!
Geliebter Sohn Nummer eins!
In den letzten drei Wochen haben wir hier schreckliche Tage verlebt.
Das ganze Dorf stand in Flammen, von den Russen angezündet.
Um die Stadt herum waren die Kanonen aufgestellt.
Zwei Tage und zwei Nächte haben sie geschossen, dass alles gezittert hat und die Menschen
vor Angst und Schrecken nicht wussten wohin.
Die Granaten kamen in die Stadt hereingeflogen und richteten viel Schaden an.
Unser Haus ist verschont geblieben.
Am Sonntag kamen die Deutschen herein und die Russen mussten flüchten.
Aber wir hören schon wieder den Kanonendonner um uns herum.
Die Russen sind schrecklicher als Tyrannen.
Aber wie können wir unserem lieben Gott danken, dass wir etwas anders sind und uns freuen
können dass unsere Erlösung naht.
Ich glaube dar große allmächtige Gott, der doch stärker ist als die ganzen Kanonen, der
kann uns auch vor diesen beschützen, wie die drei Hebräer in dem feurigen Ofen.
Und sollte es sein Wille sein, dass es meine letzte Stunde im Fleische ist --- kein
größeres Glück könnte mir doch widerfahren.
Ich habe mich sehr gefreut, wie es so zuging, dass meine Erlösung naht.
Herr, Dein Wille geschehe!
Deine Dich immer liebende Mutter.
Hier im 1. Graben am Südhang des TM konnte sich bei Tage niemand sehen lassen, weil
der Feind alles einsehen konnte; er konnte sogar von der rechten Flanke her (Höhe 304) in
unsere Grabensohle sehen.
Wenn am Tage bei klarem Wetter sich jemand zeigte oder im Graben schanzte, erhielt der
Abschnitt sofort Granatfeuer von den feindlichen Linien.
So verlief dann weiter der Tag bis abends 10.00.
Nun bei angebrochener Dunkelheit konnte man sich einigermaßen in dem fast völlig
zerschossenen Graben sehen lassen.
Bei angebrochener Dunkelheit gingen Abteilungen zum Ausheben eines neuen Grabens ungefähr
in die Höhe des 1. Zuges vor.
Liebe Eltern!
Ich liege auf dem Schlachtfeld mit Bauchschuss.
Ich glaube, ich muss sterben.
Bin froh, noch einige Zeit zu haben, mich auf die himmlische Heimkehr vorzubereiten.
Dank Euch, Ihr lieben Eltern! Gott befohlen. Bruno.
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Wachtturm Februar 1915
Seite 32
Wachtturm 15. 1.1970
Seite 45
Zu den Früchten der Christenheit gehören ferner
die beiden
Weltkriege, die in ihrer Mitte entfesselt wurden und bei denen Priester und Feldgeistliche
beide Seiten unterstützten. Könnte da die Christenheit mit Recht behaupten, der in
Jehovas prophetischem Wort als Friedefürst bezeichnete Same zu
sein?
Wachtturm 1. 4.1989
Seite 9 Babylon das Zentrum der falschen Anbetung
Dass die Religionen der Welt durch die aktive Teilnahme an Kriegen oder dadurch, dass
sie Kriege passiv entschuldigt haben,
lässt sich all die Jahrhunderte
zurückverfolgen.
Wachtturm 1. 2.1980
Seite 8 Neutral in einer konfusen Welt
sein rein gebliebenes Volk
alle, die kein Teil der Welt waren,
ihren Beitrag zur Geschichte neutraler Christen geleistet, die in einer konfusen
Welt frei von Blutschuld geblieben sind.
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